| Titel: | Ueber den neuen Apparat zur Messung des elektrischen Leitungswiderstandes von Drähten etc. für praktische Zwecke, von C. W. Siemens in London. | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. LXXII., S. 304 | 
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                        LXXII.
                        Ueber den neuen Apparat zur Messung des
                           elektrischen Leitungswiderstandes von Drähten etc. für praktische Zwecke, von C. W. Siemens in
                           London.
                        Im Auszuge aus dem Civil Engineer and Architect's Journal,
                              October 1867, S. 287.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. V.
                        Siemen's Apparat zum Messen des Leitungswiderstandes.
                        
                     
                        
                           Jede der bis jetzt bekannt gewordenen Methoden, welche zur Messung des elektrischen
                              Leitungswiderstandes von Drähten u. dgl. angewendet werden, erfordert entweder eine
                              bedeutende Sachkenntniß und Uebung in der Behandlung der hierzu gehörigen Apparate
                              und Vorrichtungen, oder man gelangt zu dem gesuchten Widerstande erst durch die
                              Berechnung eines Ausdruckes, welche die Kenntniß der in dem letzteren enthaltenen
                              Elemente voraussetzt.
                           Um nun jedem Praktiker, für welchen die Untersuchung von Leitungswiderständen in
                              langen oder kurzen Drahtleitungen etc. von Wichtigkeit ist, die Ausführung solcher
                              Arbeiten leicht zugänglich zu machen, ohne daß die Genauigkeit der zu erlangenden
                              Resultate hierdurch beeinträchtigt wird, hat Hr. Siemens
                              einen Widerstands-Apparat construirt, der unter Ausführung sehr einfacher
                              Manipulationen die Messung eines unbekannten Widerstandes und dessen Vergleichung
                              mit einem Widerstands-Etalon in eben so sicherer Weise gestatten soll, als
                              die Benutzung der bekannten Wheatstone'schen Brücke.Man s. Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 559 und S. 600. Hierbei ist der Erfinder von folgenden Bedingungen ausgegangen: 1) das
                              angewendete Galvanometer wird in der Weise eingeschaltet, daß die Galvanometernadel,
                              wenn die Gleichheit der Widerstände stattfindet, immer entweder auf den Nullpunkt
                              ihrer Scala oder auf einen bestimmten Theilpunkt der letzteren einspielen muß, so
                              daß also die Größe der Ablenkung der Galvanometernadel bei der Untersuchung nicht in
                              Rücksicht zu bringen ist; 2) die gesuchten Widerstände sollen unmittelbar auf einem
                              geradlinigen Maaßstabe abgelesen werden können, der in gleiche Theile eingetheilt
                              ist, und von welchem jeder Theil unmittelbar einen bestimmten Theil der
                              Widerstandseinheit angibt; 3) der Apparat soll gestatten, jeden aufzusuchenden
                              Widerstand unmittelbar mit einem bestimmten Widerstands-Etalon vergleichen zu
                              können.
                           In schematischer Weise ist die Anordnung des neuen Apparates in Fig. 6 dargestellt. An
                              einer eigenthümlich angeordneten Schlittenvorrichtung s,
                                 s', die zwischen Gleitrollen nach ihrer Längsrichtung verschiebbar ist,
                              sind zwei gleiche und parallel angeordnete elektrodynamische Spiralen h, h in fixer Weise angebracht. An einem Ende s' geht diese Vorrichtung in eine kegelförmig
                              zugespitzte Fassung von Achat aus und wird durch eine Feder mit diesem Ende gegen
                              eine Metallcurve c, c angedrückt. Letztere ist an einem
                              in einer Rinne des Lineales d, d beweglichen Schieber
                              angebracht, so daß die Richtung der Bewegung stets senkrecht zu s, s' bleibt. Die in der Richtung von d, d auf- und abwärts gehende Bewegung der
                              Metallcurve wird mittelst des Schraubenkopfes i
                              bewerkstelligt, dessen
                              Welle mit einem Getriebe versehen ist, das in einen an der unteren Seite der
                              Metallcurve c, c angebrachten Rechen eingreift. Auf dem
                              Lineale d, d ist der Widerstands-Maaßstab
                              angebracht, an welchem man noch mittelst eines Vernier ein Zehntel eines Theiles
                              direct abzulesen im Stande ist. Wird daher der Kopf i
                              gedreht, so verändert die Metallcurve c, c ihre Lage,
                              und die Schlittenvorrichtung s, s' muß sohin in ihrer
                              Längenrichtung verschoben werden: dieser Verschiebung folgen die Spiralen, und die
                              Folge hiervon ist die, daß die Distanz beider Spiralen von der Galvanometernadel N, S geändert, nämlich eine ungleiche wird, wenn vorher
                              dieselbe gleich war. – Die zugewendeten Enden der beiden Spiralen sind unter
                              sich mittelst eines Contactes bei a verbunden, der
                              mittelst eines bekannten Widerstandes mit einem Pole der Volta'schen Kette e in metallischer Verbindung steht; von dem anderen Pole
                              der letzteren gehen Zweigdrähte aus, die mit den beiden abgewendeten Enden der
                              Galvanometerspiralen h, h in der Art in Verbindung
                              stehen, daß in den einen der bekannte Widerstand r, in
                              den anderen jene Drahtleitung x eingeschaltet ist, deren
                              Widerstand aufgesucht werden soll. Die Adjustirung wird hierbei so vorgenommen, daß
                              bei x gleich Null der Index der Metallcurve mit dem
                              Nullpunkte des Maaßstabes bei d, d coincidirt. Vermöge
                              dieser Anordnung ersieht man, daß, wenn die beiden Zweigströme, welche die
                              Galvanometerspiralen passiren, einander gleich sind, ihre Entfernungen von der Nadel
                              N, S dieselben seyn müssen, wenn letztere ihren
                              normalen Stand beibehalten soll: in diesem Falle ist dann x = r. Ist aber x
                              ≶ r, so hat man, um die Einwirkung beider
                              Spiralen auf die Nadel wieder zu compensiren, die Schlittenvorrichtung durch Drehung
                              des Kopfes i so zu verschieben, daß beziehungsweise die
                              Spirale h auf der rechten Seite in eine größere oder
                              kleinere Entfernung von der Nadel N, S, als die andere
                              Spirale gebracht wird, bis die Galvanometernadel wieder ihren normalen Stand
                              annimmt. Die Anzahl der Abtheilungen, welche der Maaßstab d,
                                 d angibt, läßt dann unmittelbar erkennen, um wie viel der Widerstand x kleiner oder größer ist als der constante Widerstand
                              r, dessen Größe bekannt ist.
                           Was die specielle Anordnung des Apparates selbst betrifft, so ersehen wir aus unserer
                              Quelle, daß der ganze Apparat auf einer metallenen Grundplatte sich befindet, die
                              mittelst Stellschrauben horizontal eingestellt werden kann, daß das Rheometer in
                              einem gläsernen Gehäuse eingeschlossen ist, welches auf vier messingenen Säulen ruht
                              u.s.w. Die Ein- und Ausschaltungen können mittelst der hierfür angebrachten
                              Klemmschrauben und
                              sonstigen Contacte leicht vorgenommen werden; ein Stromunterbrecher gestattet die
                              momentane Ausschaltung der Batterie, und außerdem können leicht mit Hülfe der
                              angebrachten Contacte kurze Leitungsstrecken eingeschaltet werden, um den Beobachter
                              zu versichern, nach welcher Seite hin er die Metallcurve zu bewegen hat, um die
                              Compensation herzustellen. Dieses und anderes dem Apparate beigegebene Zugehör
                              bietet alle Hülfsmittel dar, um das Instrument von Neuem zu adjustiren, wenn eine
                              Veränderung in der Suspension der Galvanometernadel eingetreten wäre. – Die
                              Gestalt der Metallcurve c, c wird für jedes Exemplar
                              eines derartigen Apparates auf empirischem Wege dadurch bestimmt, daß für x bei den hierfür vorzunehmenden Versuchen ein genauer
                              Rheostat und Widerstandsrollen etc. von bekanntem und genau adjustirtem Widerstande
                              eingeschaltet werden. – Um mittelst eines jeden derartigen Apparates die zu
                              untersuchenden Widerstände – oberirdischer Telegraphenleitungen,
                              Widerstandsthermometer u.s.w. – sowohl in Quecksilber- (Siemens'schen) als auch in British
                                 Association-Einheiten ausdrücken zu können, werden jedem Apparate
                              zweierlei Widerstands-Etalons für den constanten Widerstand r, mit dem der zu untersuchende zu vergleichen ist,
                              beigegeben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
