| Titel: | Ueber die fabrikmäßige Darstellung von Krappextracten für den Zeugdruck; von E. Kopp in Zabern. | 
| Autor: | Emil Kopp [GND] | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XCIX., S. 409 | 
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                        XCIX.
                        Ueber die fabrikmäßige Darstellung von
                           Krappextracten für den Zeugdruck; von E.
                              Kopp in Zabern.
                        (Fortsetzung und Schluß von S. 345 des vorhergehenden Heftes.)
                        Kopp über Darstellung von Krappextracten für den
                           Zeugdruck.
                        
                     
                        
                           Behandlung der zuckerhaltigen
                                 Einweichflüssigkeit.
                           Diese zuckerhaltige Flüssigkeit wird mit 2 bis 5 Tausendtheilen concentrirter
                              Schwefelsäure versetzt und auf 60 bis 70° C. erhitzt. Bei diesem schwach
                              sauren Zustande der Flüssigkeit kann die Temperatur derselben hinreichend erhöht
                              werden, ohne daß Alizarin und grüne Substanz gefällt wird, während sich das Purpurin
                              nahezu vollständig mit schön rother Nüance abscheidet. Letzteres setzt sich leicht
                              und schnell ab; man sammelt es in gewöhnlicher Weise.
                           Die vom Purpurin decantirte Flüssigkeit kann wegen ihres Schwefligsäuregehaltes nicht
                              in Gährung versetzt werden; man muß daher die Säure verjagen oder noch besser durch
                              Oxydation zersetzen. Zu diesem Behufe wird die heiße Flüssigkeit in einen
                              Oxydationsapparat gepumpt, welchen sie in der Richtung von oben nach unten
                              durchläuft. Derselbe besteht in einer ziemlich hohen Colonne aus Holz-, oder
                              aus durch Cement mit einander verbundenen Sandsteinplatten; sie ist mit
                              durchlöcherten und entgegengesetzt angeordneten Bretchen versehen, über welche die
                              Flüssigkeit sich ausbreitet und in sehr dünnen Schichten fließt, die eine sehr große
                              Oberfläche darbieten.
                           Durch diese Colonne zieht von unten nach oben ein kräftiger und rascher Luftstrom,
                              welcher durch einen Dampfstrahl erzeugt wird, oder dadurch, daß man den oberen Theil
                              des Apparates mit der Esse verbindet. Die noch heiße Flüssigkeit verliert, indem sie
                              allenthalben von dem Luftstrom getroffen wird, einen Theil ihres
                              Schwefligsäuregehaltes durch Verdunstung, wobei sie sich auch concentrirt; die noch
                              in Lösung bleibende Schwefligsäure oxydirt sich in Berührung mit dem Sauerstoffe der
                              Luft zu Schwefelsäure.
                           Man geht so zu Werke, daß die Flüssigkeit, sobald sie in oxydirtem Zustande im
                              unteren Theile des Apparates ankommt, nur noch eine Temperatur von 18 bis 20°
                              C. hat, welche für den Eintritt der Gährung die günstigste ist. Während ihres
                              Hindurchlaufens durch die Colonne entsteht eine geringe Menge eines braun gefärbten,
                              unlöslichen Körpers, welchen man durch Absetzenlassen und Decantiren abscheiden
                              könnte; es ist aber
                              einfacher, diese Substanz nicht zu berücksichtigen und sie in der Flüssigkeit
                              suspendirt zu lassen, da sie die Umsetzung des Zuckers nicht hindert. Dann leitet
                              man mittelst etwas Bierhefe (oder einer Quantität von bereits fermentirender
                              Flüssigkeit) die Gährung der nunmehr von ihrem Schwefligsäuregehalte befreiten
                              Flüssigkeit ein.
                           Ist die Schwefligsäure durch das angegebene Verfahren nicht vollständig entfernt
                              worden, so kann man der Flüssigkeit eine geringe Menge von feingepulvertem
                              Braunstein, oder von mangansaurem Natron zusetzen, wodurch die Schwefligsäure
                              gänzlich oxydirt wird; es ist aber weit besser, wenn man dieser Zusätze nicht
                              bedarf.
                           Bei dem Gährungsprocesse müssen die bei derartigen Operationen üblichen
                              Vorsichtsmaßregeln beobachtet werden. Flüssigkeiten, welche vor der Gährung eine
                              Stärke von 6 bis 8° Baumé besitzen, zeigen nach Beendigung derselben
                              nur 1 bis 1 1/2° Baumé.
                           Die vergohrene und alkoholhaltige Flüssigkeit wird vierundzwanzig Stunden lang sich
                              selbst überlassen, damit die in ihr enthaltenen unlöslichen Substanzen, Trümmer von
                              Hefezellen etc., sich absetzen können; darauf zapft man die Flüssigkeit, nachdem sie
                              ganz klar geworden, ab und unterwirft sie der Destillation, welche nichts Besonderes
                              darbietet.
                           Es ist zu bemerken, daß der Bestandtheil, aus welchem das grüne Alizarin entsteht,
                              weder durch die Alkoholgährung noch durch die Destillation verändert wird. Wir
                              halten es auch für wahrscheinlich, daß dieser Körper (Schunck's Rubian) durch die Einwirkung von Säuren in Alizarin, grüne
                              Substanz und Kohlensäure umgesetzt wird.
                           Der flüssige Destillationsrückstand wird in Bottiche geschöpft, welche zur
                              Darstellung von grünem Alizarin bestimmt sind; man versetzt ihn in denselben mit 3
                              Proc. concentrirter Schwefelsäure und läßt ihn einige Stunden lang kochen. Dabei
                              schlägt sich sehr schönes, sattes und reines grünes Alizarin nieder, welches in der
                              gewöhnlichen Weise gesammelt wird. Die saure Mutterlauge wird ebenso verwerthet, wie
                              die übrigen von der Darstellung des grünen Alizarins herrührenden Mutterlaugen.
                           Die zuckerhaltige Einweichflüssigkeit, welcher mittelst der bei 60° C. unter
                              Zusatz einer ganz geringen Säuremenge erfolgten Concentration der Gehalt an Purpurin
                              und durch die Gährung der Zuckergehalt entzogen worden ist, verdient ein besonderes
                              Studium. Dampft man sie im Wasserbade sehr stark ein, so bleibt eine syrupartige
                              Flüssigkeit zurück, welche, sich selbst überlassen, mehrere krystallinische
                              Substanzen absetzt.
                           Diese Substanzen können durch successive Behandlung mit Aether, Alkohol und flüssigen
                              Hydrocarbüren von einander getrennt werden. Die eine derselben krystallisirt in
                              rechtwinkeligen, farblosen, glänzenden Blättchen; eine andere in feinen, gleichfalls farblosen
                              und durchsichtigen Nadeln. Durch Alkalien werden sie intensiv roth gefärbt. Versetzt
                              man die concentrirte wässerige Flüssigkeit mit Chlorwasserstoffsäure, so nimmt sie
                              allmählich eine sehr schöne und reine grüne Färbung an, ohne daß unmittelbar ein
                              Niederschlag entsteht, welcher sich erst nach längerer Zeit bildet und dann aus
                              dunkel gefärbtem grünen Alizarin besteht.
                           Dieselbe (von der ihres Purpurins und Zuckers beraubten und im Wasserbade
                              concentrirten Einweichflüssigkeit herrührende) Flüssigkeit färbt sich auf Zusatz von
                              Aetznatron sehr intensiv bräunlichroth, ohne daß bei gewöhnlicher Temperatur ein
                              Niederschlag entsteht. Erhitzt man aber zum Kochen, so bildet sich während des
                              Erkaltens ein körniger dunkelrother Absatz. Verdünnt man die Flüssigkeit mit ein
                              wenig kaltem Wasser und setzt eine verdünnte Säure zu, so entsteht ein Niederschlag
                              von orangebraunem Farbstoff, welcher beim Kochen des Ganzen schwärzlich grün wird
                              und dann bloß aus grünem Alizarin besteht.
                           Versetzt man die in Rede stehende purpurin- und zuckerfreie concentrirte
                              Flüssigkeit mit etwas Kalkmilch, so entsteht ein braunrother Niederschlag, über
                              welchem eine ebenso gefärbte, aber durchsichtige Flüssigkeit steht und dessen Menge
                              sich beim Kochen vermehrt, wobei er eine größere Dichtigkeit annimmt. Sammelt man
                              diesen Niederschlag auf einem Filter und wäscht ihn aus, so erhält man einen
                              Kalkerdelack, welcher, mit Chlorwasserstoffsäure behandelt, ziemlich reines
                              bräunlichgelbes Alizarin liefert. Die rothen, braunen und alkalischen Mutterlaugen
                              enthalten einen in Wasser, Alkalien und Säuren löslichen Farbstoff (die saure Lösung
                              ist gelb), welcher dagegen in neutralen concentrirten Salzlösungen weit schwieriger
                              löslich ist, so daß er sich auf diese Weise isoliren läßt. Sicherlich ist dieser
                              Farbstoff mit demjenigen, welcher das Waschwasser des Garancins gelb färbt,
                              identisch.
                           Wir werden uns mit diesen verschiedenen Substanzen in unserer nächsten Mittheilung
                              „über die chemische Constitution der Krappextracte“ näher
                              beschäftigen.
                           Die Reaction der Kalkmilch auf die vergohrene und destillirte Flüssigkeit läßt sich
                              für die Praxis verwerthen. Denn anstatt diese Flüssigkeit auf grünes Alizarin zu
                              verarbeiten, kann man sie durch Kochen mit Kalkmilch, von der man so viel zusetzt,
                              daß deutlich alkalische Reaction eintritt, zur Darstellung von Kalkerdelack
                              benutzen. Das Kochen muß 40 bis 60 Minuten lang fortgesetzt werden. Der entstandene
                              Kalklack setzt sich sehr rasch ab; man wäscht ihn mit lauwarmem Wasser aus und
                              braucht ihn dann nur bei höherer Temperatur mit Chlorwasserstoffsäure zu behandeln,
                              um Alizarin zu erhalten, welches zwar noch unrein, aber von grüner Substanz frei ist und nach
                              gehörigem Auswaschen zu verschiedenen Zwecken benutzt werden kann.
                           Wir haben uns nunmehr noch mit den verschiedenen unlöslichen Niederschlägen zu
                              beschäftigen, welche sich sowohl in den Gährbottichen (Hefezellentrümmer etc.), als
                              auch in den Gefäßen, in denen die Destillationsrückstände aufbewahrt werden,
                              gebildet haben. Diese Absätze enthalten eine gewisse Menge von Farbstoffen. Man
                              bringt sie auf ein Filter, läßt abtropfen, wäscht mit lauwarmem Wasser aus und läßt
                              wiederum abtropfen. Trocknet man die so behandelten Rückstände, so kann man sie nach
                              dem Zermahlen mit Schieferöl behandeln; es ist aber besser, sie vorher mit
                              säurehaltigem Wasser (Mutterlauge von der Darstellung des grünen Alizarins) zu
                              kochen, um die Farbstoffe frei zu machen.
                           Man kann auch diese Absätze bei höherer Temperatur mit schwacher Aetznatronlauge
                              behandeln; dadurch erhält man eine dunkel braunrothe Flüssigkeit, welche man einige
                              Zeit stehen läßt, worauf man die klare Flüssigkeit von dem ungelösten Rückstande,
                              der als werthlos wegzuwerfen ist, decantirt und mit einer Säure versetzt. Es bildet
                              sich dann ein bei gewöhnlicher Temperatur gelblichbrauner, beim Kochen aber
                              schwärzlich grün werdender Niederschlag, welcher auf einem Filter gesammelt,
                              ausgewaschen, und wie die pektinhaltigen Extracte behandelt und mittelst derselben
                              Verfahrungsarten erschöpft wird.
                           Nachdem wir nun das Verfahren zur Gewinnung des gesammten nutzbaren Farbstoffgehaltes
                              des Krapps in Form von Purpurin, grünem Alizarin und pektinhaltigen Extracten
                              beschrieben haben, gehen wir auf die Verarbeitung dieser Substanzen zu Extracten für
                              den Zeugdruck über.
                           
                              1. Benutzung des grünen Alizarins
                                    zur Darstellung des Alizarinextractes für violette und lila
                                    Druckfarben.
                              Das zur Darstellung des Alizarinextractes für lila und violette Druckfarben
                                 bestimmte grüne Alizarin muß durch Decantiren oder auf einem Filtrum mit Wasser,
                                 welches durch Schwefelsäure oder Chlorwasserstoffsäure angesäuert worden, so
                                 lange ausgewaschen werden, als das Wasser noch mit merklich gelber Farbe
                                 abläuft, um die vom grünen Alizarin bei seiner Fällung mit niedergerissenen
                                 Antheile von fahlem Farbstoff zu beseitigen.
                              Sobald das Waschwasser farblos wird, gießt man reines, anstatt des säurehaltigen
                                 Wassers auf, läßt abtropfen, indem man ein zu starkes Zusammenbacken des grünen
                                 Alizarins möglichst zu vermeiden sucht, und trocknet dasselbe
                                 schließlich bei 60 bis 80° C. Die trockene, poröse und zerreibliche Masse
                                 wird so zerkleinert, daß sie eher kleine Körnchen als ein feines Pulver bildet,
                                 namentlich wenn die Extraction in dem (von uns vor mehreren Jahren
                                 beschriebenen) Apparate mit ununterbrochener Circulation ausgeführt werden
                                 soll.
                              Dieser Apparat leistet treffliche Dienste zur Extraction des grünen Alizarins aus
                                 sehr flüchtigen Flüssigkeiten, z.B. Alkohol, Aether, Holzgeist,
                                 Schwefelkohlenstoff, Benzol oder überhaupt aus Hydrocarbüren, deren Siedepunkt
                                 unter 100° C. liegt, und wenn man das Alizarinextract in trockenem
                                 Zustande gewinnen will. Das grüne Alizarin wird auf ein dicht gewebtes
                                 Filtrirtuch gelegt, mit demselben in den Extractionscylinder gebracht und in
                                 diesem mit der zur Extraction dienenden Flüssigkeit stark angefeuchtet. Mit den
                                 ersten unten ablaufenden Antheilen geht oft eine geringe Menge von grünem
                                 Alizarin fort, so daß sie schwärzlichgrün gefärbt sind; man cohobirt sie, bis
                                 die Flüssigkeit klar und durchsichtig abläuft. Erst wenn dieser Zeitpunkt
                                 eingetreten ist, beginnt man zu erhitzen und stellt die continuirliche
                                 Circulation her.
                              Die Operation ist erst dann beendigt, wenn die ablaufende Extractionsflüssigkeit
                                 fast ganz farblos erscheint. Der größere Theil des gelben Alizarins setzt sich
                                 in dem Kochgefäße in Form von dicken, bräunlichgelben Krusten ab, welche zum
                                 Theil den Wandungen anhaften, zum Theil in der mit dieser Substanz gesättigt
                                 bleibenden Flüssigkeit schwimmen; letztere wird nach vollständigem Erkalten
                                 decantirt und filtrirt. Die auf dem Filter gesammelten Krusten werden mit Wasser
                                 zerrieben, dann auf ein zweites Filtrum gebracht, mit wenig Wasser ausgewaschen
                                 und schließlich bei einer mäßigen Temperatur getrocknet. Die auf diese Weise
                                 erhaltene, zum größeren Theile aus fast reinem Alizarin bestehende pulverförmige
                                 Masse bildet das zur Darstellung von lila und violetten
                                    Druckfarben dienende Alizarinextract.
                              Die filtrirte Extractionsflüssigkeit, welche bei gewöhnlicher Temperatur mit
                                 Alizarin gesättigt ist, wird zum Beginne einer zweiten Operation benutzt; man
                                 kann sie aber auch im Wasserbade bis zur Trockne abdestilliren und die in der
                                 Retorte oder Blase zurückbleibende geringe Menge von gelbem Alizarin
                                 sammeln.
                              In den meisten Fällen dürfte es indessen vorzuziehen seyn, zur Extraction des
                                 grünen Alizarins flüssige Kohlenwasserstoffe mit höher (bei 150 bis 170°
                                 C.) liegendem Siedepunkte anzuwenden, und zwar nach dem bereits von uns
                                 beschriebenen Verfahren, mittelst dessen man das gelbe Alizarin in Form eines
                                 feuchten Teiges erhält. Man benutzt in diesem Falle Schieferöl,
                                 Petroleumspiritus, Solaröl etc.
                              
                              Letzteres Verfahren ist allerdings mit einem großen Uebelstande behaftet, der
                                 sich aber ohne Schwierigkeit beseitigen läßt.
                              Alle diese Kohlenwasserstoffe nämlich absorbiren, namentlich wenn sie etwas stark
                                 erhitzt werden, in Berührung mit atmosphärischer Luft Sauerstoff aus derselben,
                                 wodurch eine harzige Substanz entsteht, welche sich zwar in dem Hydrocarbüre
                                 löst und es gelb färbt, aber beim Schütteln desselben mit einer Alkalilösung
                                 sich ausscheidet.
                              Um sich davon zu überzeugen, braucht man nur ein vor einiger Zeit destillirtes
                                 Schieferöl mit concentrirter Aetznatronlauge zu schütteln und dann das Ganze
                                 ruhig stehen zu lassen. Nach Verlauf einer sehr kurzen Zeit ist die Ausscheidung
                                 jenes harzigen Körpers erfolgt. – Die klare, durchsichtige und fast stets
                                 farblose Alkalilösung sammelt sich am Boden des Gefäßes an und auf ihr schwimmt
                                 das gleichfalls klare und durchsichtige Schieferöl; aber an der Grenze der
                                 beiden Flüssigkeiten zeigt sich eine dünne, schwärzlichbraun gefärbte,
                                 schleimige Schicht, welche sich leicht an die Gefäßwandungen ansetzt. Decantirt
                                 man nun das Schieferöl und schüttelt dieselbe Natronlauge mit neuen Portionen
                                 Schieferöl, so nimmt jene braune, schleimigzähe Schicht rasch an Dicke zu.
                              Wenn das Schieferöl Alizarin in Lösung enthält und man ihm dasselbe durch
                                 Schütteln mit Aetznatronlauge zu entziehen sucht, so ist es fast unmöglich, zu
                                 verhindern daß eine gewisse Menge dieses braunen harzigen Körpers der
                                 blauvioletten alkalischen Alizarinlösung beigemengt bleibt; wird dann das
                                 Alizarin durch Zusatz einer Säure niedergeschlagen, so bleibt die ebenfalls
                                 unlöslich gewordene Harzsubstanz den Alizarinflocken hartnäckig anhaftend und
                                 wird mit denselben gesammelt. Selbstverständlich trägt ihre Gegenwart zur
                                 Erhöhung des Glanzes und der Reinheit der mit dem teigförmigen Alizarinextracte
                                 dargestellten Farben keineswegs bei.
                              Zur Darstellung eines von diesem braunen Harze freien gelben Alizarins in
                                 Teigform verfährt man in nachstehender Weise:
                              Ein zum Destilliren des Schieferöles (oder jedes anderen Kohlenwasserstoffes
                                 dessen Siedepunkt zwischen 150 und 170° C. liegt) geeigneter Apparat wird
                                 in einiger Höhe über dem Boden so aufgestellt, daß der gebogene Hals des Helmes
                                 durch den Deckel eines Kühlcylinders hindurchtreten und den Dampf des
                                 Kohlenwasserstoffes in letzteren hineinleiten kann. Dieser Cylinder, dessen
                                 Boden conisch zuläuft und an seiner Spitze in ein mit Hahn versehenes Abflußrohr
                                 endigt, hat einen durchbrochenen falschen Boden, auf den ein aus einem dicht
                                 gewebten Stoffe angefertigtes Colirtuch gelegt wird. Auf letzteres werden
                                 möglichst lockere Schichten von porösem, zu kleinen Stücken zerstoßenem grünem Alizarin ganz
                                 gleichmäßig ausgebreitet. Der Cylinder ist von einem kreisförmigen Mantel
                                 umgeben, welcher zur Aufnahme des Kühlwassers dient.
                              Der hermetisch verschließbare Deckel des Cylinders hat zwei Oeffnungen. Durch die
                                 eine tritt der gebogene Hals der Destillirblase, durch die andere eine
                                 verticale, an beiden Enden offene Röhre. Das untere Ende dieser Röhre, deren
                                 Hals die Oeffnung des Deckels genau schließt, ragt um mehrere Centimeter in das
                                 Innere des Cylinders hinein. Nachdem letzterer zur Hälfte mit trockenem grünen
                                 Alizarin gefüllt worden, gießt man Schieferöl in die Destillirblase und erhitzt
                                 dieselbe, worauf ihr Inhalt sehr bald in's Kochen kommt.
                              Die Hydrocarbürdämpfe treten in den Cylinder und condensiren sich darin theils an
                                 den abgekühlten Wänden, theils an dem grünen Alizarin. Letzteres wird also stark
                                 erhitzt und die Extraction erfolgt bei einer hinlänglich hohen Temperatur.
                              Wenn Dämpfe in zu reichlicher Menge in den Cylinder gelangen, treten sie in das
                                 verticale Rohr, condensiren sich in demselben und fallen als beinahe siedende
                                 Flüssigkeit auf das grüne Alizarin zurück. Erforderlichen Falles läßt sich die
                                 Condensirung der Kohlenwasserstoffdämpfe durch Einführen von Wasser in den
                                 Mantel befördern, es ist aber besser die Destillation so zu leiten, daß das
                                 Erkalten des Cylinders durch Ausstrahlung und durch die Berührung der äußeren
                                 Luft zur Condensation der Kohlenwasserstoffdämpfe hinreicht.
                              Das viel gelbes Alizarin in Lösung enthaltende Schieferöl wird mittelst des im
                                 Boden des Cylinders angebrachten Abflußrohres in besondere Behälter abgelassen,
                                 in denen ihm durch Schütteln mit verdünnter Aetznatronlauge der genannte
                                 Farbstoff entzogen wird.
                              Die prachtvoll blauviolett gefärbte alkalische Lösung wird abgezogen und mit
                                 einer Säure übersättigt; der entstandene Niederschlag von gelbem Alizarin wird
                                 auf einem Filter gesammelt, ausgewaschen, und bildet, nachdem er gehörig
                                 abgetropft ist, das für lila und violette Druckfarben dienende teigförmige Alizarinextract.
                              Das von der alkalischen Farbstofflösung durch Decantiren getrennte Schieferöl
                                 gießt man in den Destillirapparat, um es von Neuem in Dampf zu verwandeln, wobei
                                 es seine Beimischungen zurückläßt; dieser Dampf tritt nochmals in den Cylinder
                                 und bewirkt, indem er sich auf dem grünen Alizarin condensirt, dessen weitere
                                 Extraction.
                              
                           
                              
                              2. Benutzung des pektinhaltigen
                                    Extractes zur Darstellung des orangegelben Krappextractes für rothe,
                                    rosenrothe und braune Krapp-Tafelfarben.
                              
                                 a) Behandlung des
                                    teigförmigen pektinhaltigen Extractes.
                                 Zur Darstellung des reinen orangegelben Krappextractes, mit welchem die
                                    Druckfarben für Roth und Rosenroth bereitet werden, dienen, wie bereits
                                    früher bemerkt wurde, die pektinösen Extracte.
                                 Das einen feuchten Teig bildende pektinhaltige Extract gestattet
                                    gewissermaßen nur eine einzige Behandlungsweise zur Erzielung vortheilhafter
                                    Resultate, nämlich das Ausziehen des Farbstoffes mittelst einer freie Säure enthaltenden Thonerdelösung.
                                 Allerdings läßt sich das pektinöse Extract durch Behandlung mit Thonerdenatron-Lösung in ein reineres Product verwandeln; in diesem Falle
                                    verbindet sich die Thonerde mit den nutzbaren Farbstoffen zu unlöslichen
                                    Lacken, während das Natron mit den pektinösen, fetten und harzigen Körpern
                                    lösliche Verbindungen eingeht.
                                 Gießt man die schmutzigbraunrothe Lösung ab, filtrirt sie, wäscht die
                                    unlöslichen Lacke aus und behandelt dann die letzteren, um sie zu zersetzen,
                                    mit verdünnter kochender Schwefelsäure oder Chlorwasserstoffsäure, so
                                    scheiden sich die Farbstoffe aus. Diese werden auf einem Filtrum gesammelt,
                                    hierauf zunächst mit angesäuertem, dann mit reinem Wasser ausgewaschen und
                                    stellen nun ein gereinigtes Product dar. Allein diese Operationen lassen
                                    sich nicht genau genug ausführen; denn einerseits löst auch das Natron eine
                                    freilich nur geringe Menge von nutzbarem Farbstoffe auf; andererseits sind
                                    die aus den Lacken abgeschiedenen Farbstoffe von dem Pektin- und
                                    Harzkörper noch nicht hinlänglich befreit, um ein Extract zu liefern,
                                    welches so reine und so lebhafte Farben zu geben vermag, wie man sie zu
                                    fordern berechtigt ist.
                                 Die Reinigungsmethode mittelst Thonerdenatrons oder eines analogen Salzes
                                    erfüllt demnach den beabsichtigten Zweck nicht genügend und steht somit dem
                                    im Nachstehenden beschriebenen Verfahren nach.
                                 
                              
                                 b) Behandlung des teigförmigen pektinösen Extractes mit einer 5 bis 6
                                       Proc. freier Säure enthaltenden Lösung von schwefelsaurer Thonerde oder
                                       Chloraluminium.
                                 Zahlreiche und mannichfaltig abgeänderte Versuche über das Lösungsvermögen
                                    einer Reihe von theils neutralen, theils sauren Salzen (mit Chrom-,
                                    Thonerde-, Eisen-, Zink-, Magnesia-,
                                    Kupfer- etc. Salzen) haben den Beweis geliefert, daß sowohl in Bezug
                                    auf Wirksamkeit, als auf Wohlfeilheit des Verfahrens für den angestrebten
                                    Zweck die vortheilhaftesten Salze die der Thonerde
                                    sind, und daß unter diesen das Chloraluminium und die schwefelsaure Thonerde
                                    allen anderen vorgezogen zu werden verdienen.
                                 Versetzt man diese Thonerdesalze mit 4 bis 8 Proc. freier Säure, so wird
                                    dadurch ihr Lösungsvermögen bei der Temperatur des Siedens nicht vermindert;
                                    im Gegentheil, die im pektinösen Extracte enthaltenen Farbstoffe werden
                                    durch die vorhandene freie Säure der auflösenden Wirkung des Salzes
                                    zugänglich gemacht, so daß sich aus den in der Siedehitze mit den nutzbaren
                                    Farbstoffen gesättigten Lösungen beim Erkalten jene fast vollständig
                                    ausscheiden, während bei gewöhnlicher Temperatur die Ausscheidung der Lacke
                                    durch die freie Säure verhindert und die Löslichkeit der Farbstoffe in der
                                    Salzlösung in bedeutendem Grade verringert wird.
                                 Eine angesäuerte, 4 bis 6° Baumé starke Lösung von
                                    Chloraluminium oder von schwefelsaurer Thonerde ist zum Ausziehen des
                                    pektinhaltigen Extractes sehr geeignet. Dieselbe Lösung kann zu diesem
                                    Zwecke immer von Neuem angewendet werden; bei von mir angestellten Versuchen
                                    wurde dieselbe Flüssigkeit mehr als dreißigmal benutzt, und doch hatte sie
                                    nur eine sehr geringe Menge fremdartiger Stoffe aufgenommen, so daß sie sich
                                    noch zu neuen Extractionen tauglich erwies. Die im Handel vorkommende
                                    gegossene schwefelsaure Thonerde enthält oft so viel freie Schwefelsäure,
                                    daß es unnöthig ist, der Lösung dieses Salzes noch mehr davon zuzusetzen.
                                    Die Anwendung von krystallisirtem Alaun hat sich als weit weniger
                                    vortheilhaft erwiesen, als die Benutzung von schwefelsaurer Thonerde oder
                                    von Chloraluminium, weil jenes Salz den Zusatz der oben angegebenen
                                    Quantität freier Säure erheischt.
                                 Da die metallenen Gefäße und Röhren der Apparate von der schwefelsauren
                                    Thonerde weniger stark angegriffen werden, als von Chloraluminium, überdieß
                                    jenes Salz wohlfeiler ist als das letztere, so dürfte in der Praxis die
                                    schwefelsaure Thonerde vorzugsweise verwendet werden.
                                 Man verfährt in folgender Weise:
                                 Das pektinöse teigförmige Extract wird in einem hölzernen Bottich, in welchem
                                    ein zum Erhitzen mit gespanntem Dampfe dienendes, kupfernes Schlangenrohr
                                    liegt, mit ungefähr der zehn- bis fünfzehnfachen Gewichtsmenge
                                    angesäuerter Lösung von schwefelsaurer Thonerde angerührt; dann wird das
                                    Ganze zum Kochen erhitzt und zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten lang im
                                    Sieden erhalten, indem man mit hölzernen Krücken umrührt. Hierauf wird das
                                    Kochen durch Absperren des Dampfes unterbrochen, der Bottich bedeckt und
                                    sein Inhalt fünfzehn bis zwanzig Minuten lang sich selbst überlassen.
                                 
                                 Da das pektinöse Extract leicht und voluminös ist, so setzt es sich nur
                                    schwierig ab. Deßhalb muß man vor den sämmtlichen an dem Extractionsbottiche
                                    in verschiedenen Höhen angebrachten Ausflußhähnen Filtrirsäcke von dicht
                                    gewebter Leinwand befestigen, durch welche die von der Flüssigkeit
                                    mitgerissenen Theile des ungelösten Rückstandes zurückgehalten werden.
                                    Zuerst wird der oberste Hahn geöffnet, dann folgen die weiter unten
                                    befindlichen. Die noch kochend heiße Flüssigkeit filtrirt sehr rasch durch
                                    die Leinwandsäcke hindurch; man gibt letzteren am besten eine längliche
                                    Gestalt, damit der Druck der Flüssigkeit das Filtriren darin befördert.
                                 Nachdem der Bottich entleert worden, schließt man die Hähne und preßt die
                                    Filtersäcke zwischen je zwei Preßbretern aus, was sich leicht dadurch
                                    bewerkstelligen läßt, daß man, ohne die Säcke von den Hähnen abzunehmen, die
                                    beiden Breter mit starker Schnur umwickelt und diese zusammendreht. Der
                                    Druck braucht hierbei nicht stark zu seyn, da man die Flüssigkeit nur in
                                    solchem Maaße entfernen muß, daß der Inhalt der Säcke sich leicht aus
                                    denselben herausnehmen läßt. Wird zu stark gepreßt, so läßt sich der
                                    Preßrückstand weit weniger leicht in der Lösung von schwefelsaurer Thonerde
                                    vertheilen.
                                 Die filtrirte, kochend heiße, mit Farbstoffen gesättigte Flüssigkeit hat eine
                                    schöne Orangefarbe; sie wird beim Erkalten trübe und setzt die Farbstoffe in
                                    voluminösen Flocken ab, welche nach und nach dichter werden.
                                 Zur Beschleunigung des Erkaltens und um zugleich die Wärme der Flüssigkeit zu
                                    benutzen, wird in dem zur Aufnahme der filtrirten Thonerdelösung dienenden
                                    Bottiche (welcher unterhalb des Extractionsgefäßes, etwas vor demselben,
                                    stehen muß) ein kupfernes Schlangenrohr mit zahlreichen Windungen
                                    angebracht, welches erst spiralig, dann senkrecht aufsteigt und mit einer
                                    Biegung in den Extractionsbottich mündet.
                                 Die erkaltete saure Lösung von schwefelsaurer Thonerde, welche ihren
                                    Farbstoff bereits abgesetzt hat und nachdem sie decantirt und filtrirt
                                    worden, zu einer neuen Extraction verwendet werden soll, läßt man durch
                                    dieses Schlangenrohr von unten nach oben strömen. Auf diesem Wege erwärmt
                                    sie sich allmählich und tritt heiß in den Extractionsbottich, während die
                                    ursprünglich siedende Flüssigkeit sich in entsprechendem Verhältniß abkühlt
                                    und ihren Farbstoff absetzt.
                                 Die erkaltete Thonerdelösung wird hernach in Holzbottiche abgezapft, deren
                                    Höhe mindestens das Dreifache des Durchmessers betragen muß, und achtzehn
                                    bis vierundzwanzig Stunden lang der Ruhe überlassen, damit der Farbstoff
                                    sich vollständig absetzen kann. Ist dieß geschehen, so wird die klare, etwas
                                    gelblich gefärbte Flüssigkeit vermittelst der in verschiedener Höhe am Bottiche
                                    angebrachten Abflußhähne decantirt und mittelst Pumpen in höher stehende
                                    Behälter gehoben. Aus diesen fließt sie in das Schlangenrohr und erwärmt
                                    sich in demselben in dem Zeitpunkt, wo sie zu einer neuen Extraction benutzt
                                    werden soll.
                                 Der orangefarbene Niederschlag wird auf Filtern gesammelt; man läßt ihn gut
                                    abtropfen, übergießt ihn dann mit kaltem Wasser, um den größeren Theil der
                                    von ihm zurückgehaltenen Thonerdelösung zu verdünnen, und läßt ihn hierauf
                                    nochmals abtropfen.
                                 Das auf diese Weise dargestellte orangegelbe Extract enthält noch zu viel
                                    Thonerde, um direct zu allen Zwecken verwendet werden zu können. Es muß
                                    daher einer nochmaligen, letzten Reinigung unterworfen werden. Hierzu
                                    übergießt man den orangefarbigen Teig mit seinem zwölf- bis
                                    fünfzehnfachen Volum Wasser, welches mit 5 bis 8 Proc. concentrirter
                                    Schwefelsäure versetzt ist, und erhitzt den verrührten Brei im
                                    Wasser- oder Dampfbade etwa eine Stunde lang auf 90 bis 100°
                                    C., worauf man erkalten läßt und filtrirt. Nachdem der Rückstand abgetropft
                                    ist, wäscht man ihn erst mit säurehaltigem, dann mit reinem Wasser aus. Das
                                    erste Waschwasser dient zur Fällung von pektinösem Extracte; das letzte wird
                                    mit Schwefelsäure versetzt und zur Behandlung einer neuen Portion des noch
                                    thonerdehaltigen orangefarbigen Extractteiges benutzt. Schließlich läßt man
                                    abtropfen. Das schön orangegelbe Magma wird von den Filtern entfernt und bildet das für rothe, rosenrothe und braune
                                       Druckfarben zu verwendende orangegelbe Krappextract.
                                 Um den ganzen Farbstoffgehalt des Pektinöfen Extractes zu gewinnen, bedarf es
                                    wiederholten Kochens mit der sauren Lösung von schwefelsaurer Thonerde. Zu
                                    den letzten Kochungen benutzt man Lösungen, welche um die Hälfte schwächer
                                    sind als die zu den ersten angewendeten.
                                 Unter manchen Umständen kann es vortheilhafter seyn, eine gewisse Menge
                                    Farbstoff in dem von der Behandlung des pektinhaltigen Extractes
                                    herrührenden Rückstande zu lassen, und diesen nur zwei- oder dreimal
                                    mit Thonerdelösung zu kochen. In diesem Falle verwerthet man den Rückstand
                                    dadurch, daß man ihn in eine Art Garancin verwandelt.
                                 Hierzu wäscht man ihn mit kochendem Wasser aus, um die von ihm
                                    zurückgehaltene schwefelsaure Thonerde größeren Theiles zu entfernen (dieses
                                    Waschwasser wird mit der zum Extrahiren bestimmten Lösung von schwefelsaurer
                                    Thonerde vereinigt); darauf preßt man den Rückstand aus, rührt ihn mit
                                    Mutterlauge vom grünen Alizarin oder mit schwefelsäurehaltigem Wasser an und
                                    läßt das Gemisch zwei bis drei Stunden kochen – man verfährt also wie
                                    bei der Darstellung von Garancin. Die so erhaltene Substanz wird
                                    hernach ausgewaschen, ausgepreßt, getrocknet und in Pulver verwandelt.
                                 Dieses Product läßt sich in zwei andere zerlegen, indem man die Substanz nach
                                    dem Kochen mit Säure und bloßem Auswaschen, mit einer sehr schwachen Lösung
                                    von kohlensaurem Natron behandelt. Ein Theil des Rückstandes löst sich in
                                    dieser Lauge und wird durch Decantiren von dem ungelöst gebliebenen Antheile
                                    getrennt. Dann wird aus der stark schwärzlich violettbraun gefärbten
                                    alkalischen Flüssigkeit der Farbstoff mit einer Säure niedergeschlagen; der
                                    gesammelte Niederschlag, mit säurehaltigem Wasser gekocht, ausgewaschen,
                                    gepreßt, getrocknet und pulverisirt, bildet ein Product, welches in der
                                    Färberei sowohl, als auch in der Zeugdruckerei besondere Anwendungen finden
                                    kann.
                                 Der von der Sodalauge nicht gelöste Rückstand wird ebenfalls mit verdünnter
                                    Schwefelsäure zum Kochen erhitzt und gibt dann eine andere Sorte von
                                    Garancin.
                                 Es ist bemerkenswerth, daß das Färbevermögen dieser beiden Producte
                                    zusammengenommen, gemeiniglich bedeutender ist, als dasjenige des zu ihrer
                                    Darstellung verwendeten Rohmateriales.
                                 Obgleich diese Verfahrungsarten sehr complicirt zu seyn scheinen, so lassen
                                    sie sich doch recht gut praktisch ausführen, da man es nicht mit sehr
                                    bedeutenden Materialmassen zu thun hat, indem der Krapp durchschnittlich nur
                                    etwa 7 Proc. pektinöses Extract liefert.
                                 Auf die chemische Constitution dieser Rückstände von der Verarbeitung des
                                    pektinhaltigen Extractes, welche in wissenschaftlicher Beziehung sehr
                                    interessante Substanzen enthalten, werden wir in einer späteren Arbeit
                                    zurückkommen.
                                 
                              
                           
                        
                           Verfahren zur Reinigung des getrockneten
                                 und pulverisirten pektinösen Extractes.
                           Das trockene pektinhaltige Extract läßt sich nach verschiedenen Methoden behandeln,
                              welche sämmtlich darauf hinauslaufen, es in ein reineres, für den Tafeldruck direct
                              verwendbares Product umzuwandeln.
                           
                              a) Behandlung mit angesäuerter Lösung von schwefelsaurer Thonerde.
                              Diese Behandlungsweise ist die praktisch vortheilhafteste und liefert das reinste
                                 Extract.
                              Man verfährt wie wir es für das teigförmige Extract beschrieben haben. Der
                                 unlösliche Rückstand setzt sich jedoch in Folge seiner Zusammenziehung während
                                 des Trocknens so leicht ab, daß das Filtriren wegfallen kann. Nachdem das
                                 pektinhaltige Extract 3/4 bis 1 Stunde lang mit der Lösung von schwefelsaurer
                                 Thonerde gekocht worden, läßt man das Ganze 10–15 Minuten ruhig stehen
                                 und erhält dann eine vollkommen klare und durchsichtige Flüssigkeit, welche sich
                                 vom Rückstand leicht decantiren läßt.
                              Diesen ungelösten Rückstand sammelt man erst nach der letzten Extraction auf
                                 einem Filter, wäscht ihn mit kochendem Wasser aus und preßt ihn.
                              Uebrigens werden sowohl die Flüssigkeiten als der Rückstand auf dieselbe Weise
                                 behandelt, wie bezüglich des teigförmigen pektinösen Extractes angegeben worden.
                                 Man erhält einerseits das orangefarbige Krappextract für rothe und rosenrothe
                                 Druckfarben, andererseits garancinartige Rückstände.
                              
                           
                              b) Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure.
                              Vermischt man das trockene und fein gepulverte pektinöse Extract mit
                                 concentrirter Schwefelsäure, so erfolgt eine kräftige Einwirkung; das Gemisch
                                 erhitzt sich stark, bläht sich auf und verkohlt sich unter Entwickelung von
                                 Schwefligsäure. Behandelt man in dieser Weise mehrere Kilogramme Extract auf
                                 einmal, indem man dasselbe rasch in die Säure einrührt, so kann die Temperatur
                                 leicht über 100° C. steigen, wodurch ein bedeutender Verlust an Farbstoff
                                 herbeigeführt werden würde. Am besten verfährt man folgendermaßen: Die genau
                                 abgemessene Menge Schwefelsäure, welche mindestens 63 bis 64°
                                 Baumé stark seyn muß, wird in eine Steingutschale gegossen, welche in
                                 einem Zuber steht, worin ein Strom kalten Wassers circulirt. (Man könnte auch
                                 Bleigefäße benutzen.) Dann setzt man so viele Kilogramme pektinhaltiges Extract,
                                 als man Liter Schwefelsäure genommen hat, nach und nach, in kleinen Portionen
                                 auf einmal, zu, indem man ununterbrochen und kräftig umrührt; die Temperatur des
                                 Gemisches soll bei der andauernden Abkühlung der Gefäßwandungen nicht über 60
                                 bis 80° C. steigen. Mit dem Vorschreiten der Reaction wird der Inhalt der
                                 Schale immer dicker und verwandelt sich zuletzt in eine schwärzliche, poröse,
                                 aufgeblähte, beinahe feste Masse, welche einen starken Geruch nach
                                 Schwefligsäure von sich gibt.
                              Nachdem in dieser Weise alles pektinöse Extract mit der Säure vermischt worden
                                 ist, setzt man das Umrühren immer noch fort, um eine möglichst gleichmäßige
                                 Reaction der Schwefelsäure zu vermitteln. Dann läßt man das Ganze einige Stunden
                                 ruhig stehen. Es findet eine reichliche Entwicklung von Schwefligsäure statt und
                                 gleichzeitig zieht die Masse rasch Feuchtigkeit aus der Atmosphäre an.
                              
                              Nach Verlauf der angegebenen Zeit wird die schwarze kohlige Substanz nach und
                                 nach mit der zwanzigfachen Gewichtsmenge von kaltem oder lauwarmem Wasser
                                 versetzt, wobei man die etwa entstandenen Klümpchen mit größter Sorgfalt
                                 zerreibt, weil dieselben das Auswaschen bedeutend erschweren würden. Sobald das
                                 Gemisch recht gleichförmig geworden ist, versetzt man es nochmals mit seinem
                                 mehrfachen Volumen Wasser, rührt gut um, läßt das kohlige, unlösliche Product
                                 absitzen und decantirt das saure Wasser. Dieses Auswaschen durch Decantiren wird
                                 mehrere Male wiederholt, bis das Waschwasser nur noch schwach sauer ist; dann
                                 bringt man den Rückstand auf ein Filter und wäscht ihn mit reinem Wasser bis zum
                                 Verschwinden der sauren Reaction aus Darauf läßt man abtropfen und hat nach dem
                                 Trocknen eine Art Schwefelsäurekohle, welche ein bedeutendes Färbevermögen
                                 besitzt. Das saure Waschwasser wird entweder zur Darstellung von Garancin oder
                                 zur Fällung des pektinösen Extractes aus seiner alkalischen Lösung benutzt.
                              Die Schwefelsäurekohle kann nun durch Alkohole oder durch Hydrocarbüre erschöpft
                                 werden und liefert ein sehr reines gelbes Extract.
                              
                           
                              c) Behandlung mit Alkoholen, Schwefelkohlenstoff, und flüssigen
                                    Kohlenwasserstoffen (Leichtölen), deren Siedepunkt unter 100°
                                 C. liegt.
                              Das Extrahiren mit diesen Lösungsmitteln wird in dem bereits erwähnten Apparate
                                 mit ununterbrochener Circulation und zwar auf dieselbe Weise ausgeführt, wie bei
                                 der Extraction des grünen Alizarins; das zu behandelnde trockene pektinöse
                                 Extract darf aber nicht in Pulverform, sondern muß in Körnchen von der Größe
                                 eines Stecknadelkopfes angewendet werden, damit die Flüssigkeiten dasselbe
                                 gehörig durchdringen und durch die im Extractionscylinder in gleichmäßiger
                                 Schicht ausgebreitete Substanz rasch filtriren, gleichzeitig aber dieselbe
                                 vollständig extrahiren können.
                              Man erhält auf diese Weise ein braungelbes, sehr farbstoffreiches Extract,
                                 welches aber für die unmittelbare Anwendung zum Zeugdruck noch nicht rein genug
                                 ist. Der Alkohol, der Holzgeist, der Schwefelkohlenstoff und die Hydrocarbüre
                                 lösen nämlich nicht nur die im pektinösen Extracte vorhandenen Farbstoffe,
                                 sondern auch Fette und Harze auf, welche also den Farbstoffen beigemengt
                                 bleiben.
                              Dieses braungelbe Extract muß daher noch einem Reinigungsprocesse unterworfen
                                 werden, wozu man die Eigenschaft der Fette und Harze benutzt, selbst bei
                                 gewöhnlicher Temperatur in Hydrocarbüren leicht löslich zu seyn, wohingegen die
                                 Farbstoffe in der Kälte darin weniger löslich sind. Man reibt es demnach
                                 mit seinem zwei- bis dreifachen Gewichte eines nicht zu flüchtigen
                                 Kohlenwasserstoffes (z.B. Schieferöl) zusammen, bringt die halbflüssige Masse
                                 auf ein dichtgewobenes leinenes Colirtuch, läßt abtropfen, schlägt die Masse in
                                 Leinwand und unterwirft das Ganze einem sehr allmählichen Drucke, der indessen
                                 zuletzt ziemlich kräftig seyn darf. Der Kohlenwasserstoff nimmt fast alles Fett
                                 und Harz mit sich, so daß der Preßkuchen nur noch sehr geringe Mengen derselben
                                 enthält. Um die Farbstoffe in einer für ihre Anwendung vortheilhaften Form zu
                                 erhalten, zerbricht man den Kuchen in kleine Stücke, die man in schwacher
                                 Alkalilauge in der Wärme auflöst.
                              Die intensiv röthlichviolett gefärbte Lösung läßt man vierundzwanzig Stunden lang
                                 ruhig stehen, damit einige fremdartige Beimengungen sich absetzen können. Dann
                                 gießt man die klare Lösung ab und fällt aus derselben durch Uebersättigung mit
                                 einer Säure die Farbstoffe. Letztere bringt man auf ein Filter, wäscht sie aus
                                 und läßt sie gut abtropfen; sie bilden alsdann ein teigförmiges gelbes Extract,
                                 welches für den Druck von Roth, Rosenroth und Braun vollkommen geeignet ist.
                              Zur Gewinnung des Farbstoffes, welcher mit den fetten und harzigen Substanzen vom
                                 Schieferöle fortgenommen wurde, unterwirft man letzteres nebst den Colirtüchern
                                 dem Kochen in einer ganz schwach sauren Lösung von schwefelsaurer Thonerde;
                                 dabei verflüchtigt sich das Schieferöl mit den Wasserdämpfen und kann durch
                                 Condensiren in einem Schlangenkühlrohre wieder gewonnen werden. Die
                                 Thonerdelösung nimmt die Farbstoffe auf und diese scheiden sich beim Erkalten
                                 der kochend heiß filtrirten Flüssigkeit in orangefarbenen Flocken aus. Die
                                 Unreinigkeiten nebst den Colirtüchern bleiben auf den Filtern zurück und werden
                                 auf denselben mit kochendem Wasser ausgewaschen.
                              
                           
                              d) Behandlung mit Schieferöl oder anderen Hydrocarbüren, deren Siedepunkt
                                    über 100° C. liegt.
                              Das Verfahren und die Apparate sind im Allgemeinen die von uns zur Extraction des
                                 grünen Alizarins mittelst Schieferöl empfohlenen.
                              Wollte man aber das in gesättigtem Zustande aus dem Extractionsapparate
                                 ablaufende Schieferöl mit der gewöhnlichen, zur Gewinnung des grünen Alizarins
                                 angewendeten Aetznatronlösung zusammenrühren, um dem Schieferöle die von ihm
                                 gelösten Farbstoffe zu entziehen, so würde die Trennung desselben von der
                                 Natronlauge eine fast unüberwindliche Schwierigkeit darbieten, weil die
                                 vorhandenen Harz- und Fettkörper mit dem Aetznatron seifenartige
                                 Verbindungen eingehen, so daß das Ganze eine Emulsion bildet.
                              
                              Bessere Resultate erhält man bei Anwendung einer Aetznatronlauge von solchem
                                 Concentrationsgrade, daß dieselbe in Folge der Verbindung des Natrons mit den
                                 Farbstoffen, den Harzen und Fetten fast gänzlich zu einem festen Körper
                                 erstarrt. Diese sehr dunkel gefärbte Verbindung sinkt zu Boden; die röthlich
                                 violette Färbung des Schieferöles verwandelt sich in Gelblichbraun, und das Oel
                                 selbst läßt sich dann fast vollständig decantiren.
                              Hat man auf diese Weise eine gehörige Menge der erwähnten Natronverbindung
                                 erhalten, so bringt man sie auf ein Filter, um den größeren Theil des ihr
                                 mechanisch anhaftenden Schieferöles abtropfen zu lassen. Dann löst man sie in
                                 heißem Wasser, filtrirt und übersättigt sie mit einer Säure, wodurch die
                                 Farbstoffe, zugleich aber auch die Harze und Fette unlöslich werden; da es aber
                                 unmöglich ist, alles Schieferöl vollständig zu entfernen, so hält der
                                 Niederschlag stets eine gewisse Menge desselben zurück. Man bringt das Ganze auf
                                 ein Filter und wäscht es wiederholt mit kaltem Wasser aus, um den größeren Theil
                                 der Säure zu beseitigen; dann läßt man abtropfen, trocknet bei mäßiger Wärme,
                                 schlägt die Masse in dicht gewebte Leinwand und bringt sie unter die Presse.
                              Durch das Auspressen wird das vom Niederschlage zurückgehaltene Schieferöl und
                                 das in letzterem gelöste Harz und Fett beinahe vollständig entfernt. Der
                                 Preßrückstand wird zerkleinert und in heißer Natronlauge gelöst; diese wird
                                 wieder mit Säure übersättigt, der entstandene Niederschlag abfiltrirt und
                                 ausgewaschen, worauf man ihn gut abtropfen läßt. In diesem Zustande bildet er
                                 das zum Zeugdruck unmittelbar verwendbare teigförmige, gelbe Extract.
                              Für viele Anwendungen im Zeugdruck kann es von Vortheil seyn, wenn man die von
                                 Fett- und Harzsubstanz befreiten Krappextracte nochmals in kochendem
                                 Schieferöl löst, die Farbstoffe durch Natronlauge aus dem Oele auszieht und
                                 durch Uebersättigung mit einer Säure wieder niederschlägt. Dieses Verfahren ist
                                 namentlich zur Darstellung der Farbstoffe aus pektinösem Extracte zu empfehlen;
                                 durch das Kochen mit Schieferöl erleiden dieselben eine sehr bemerkenswerthe
                                 Veränderung, in Folge deren sie Farben von größerer Dauerhaftigkeit bei größerer
                                 Lebhaftigkeit und Reinheit liefern. Diese Veränderung ist keineswegs das bloße
                                 Resultat der höheren Temperatur, welcher der Farbstoff bei jener Behandlung
                                 ausgesetzt wird; denn das Extract kann für sich allein eine oder mehrere Stunden
                                 hindurch auf 150 bis 160° C. erhitzt werden, ohne daß diese vortheilhafte
                                 Modificirung seiner Eigenschaften in so auffallender Weise eintritt. Demnach
                                 scheint die Gegenwart des Hydrocarbürs eine für die Hervorrufung jener merkwürdigen
                                 Veränderung wesentliche Bedingung zu seyn.
                              Möglicherweise könnte sich bei dieser Operation das Pseudopurpurin in Purpurin,
                                 vielleicht selbst in Alizarin verwandeln. Jedenfalls verdient diese interessante
                                 Thatsache gründlich untersucht zu werden.
                              Aus den mitgetheilten Untersuchungen ergibt sich, daß unter allen Methoden zum
                                 Extrahiren und Reinigen des pektinhaltigen Krappextractes die Behandlung mit
                                 einer angesäuerten Lösung von schwefelsaurer Thonerde und darnach mit kochendem
                                 Schieferöle diejenige ist, welche das von fremdartigen Bestandtheilen –
                                 schleimigen, fetten und harzigen Substanzen – freieste und für den Druck
                                 rother, rosenrother und brauner Krappfarben geeignetste orangefarbige Extract
                                 liefert.