| Titel: | Zur Theorie des Ovalwerkes; von Fr. Kick, Professor am Polytechnicum in Prag. | 
| Autor: | Friedrich Kick [GND] | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. CV., S. 459 | 
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                        CV.
                        Zur Theorie des Ovalwerkes; von Fr. Kick, Professor am Polytechnicum
                           in Prag.
                        Mit einer Abbildung.
                        Kick, über die Theorie des Ovalwerkes.
                        
                     
                        
                           Das so häufig benutzte Ovalwerk ist in seiner Wesenheit selten richtig erfaßt und man
                              begegnet nicht nur bei Praktikern, sondern auch bei wissenschaftlichen Technikern
                              öfter der Ansicht, es sey bei gewisser Stellung des Stichels möglich, statt Ellipsen
                              transcendente, in sich zurückkehrende Curven zu erhalten.Man s. den Aufsatz im polytechn. Journal Bd. CLXXXIV S. 121, wo es heißt: „Alle diese
                                       Betrachtungen gelten nur dann, wenn der Stichel in einer Horizontalen
                                       (nämlich in der Richtung der Excentricität) beweglich ist; für höher
                                       oder tiefer liegende Punkte ändert sich die Richtung der Coordinaten,
                                       man erhält keine Ellipsen mehr, sondern transcendente in sich
                                       zurückkehrende Curven.“
                                     Die nachfolgende theoretische Betrachtung erweist, daß bei ganz beliebiger, jedoch fixer Stellung
                                 des Stichels durch das Ovalwerk nur Ellipsen und
                              ihre Derivate erhalten werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 187, S. 459
                              
                           Es bedeute in vorstehender Figur der Kreis K die auf die
                              Spindel aufgeschraubte Scheibe, M M' die
                              Schieber-Mittellinie, b, b' die am Schieber
                              befestigten Backen, welche den zu K excentrisch
                              gestellten Ring R tangiren; ferner sey die Stichelspitze
                              mit S, die Spindelachse mit C, der Mittelpunkt des Ringes mit C', der
                              Mittelpunkt des Schiebers mit O bezeichnet.
                           Der Stichel oder Drehmeißel ist fix und seine Spitze fällt stets mit einem Punkte der
                              Curve, die er bildet, zusammen; wir können somit S auch
                              als Punkt der zu bestimmenden Linie, bezogen auf die Schieberstellung M M', betrachten. Wir nehmen M
                                 M' als Abscissenachse und O
                              als Ursprung des
                              Ordinatensystemes an, auf welches wir den gegebenen Punkt S beziehen. Setzen wir Winkel HCM = w, Winkel SCQ = ε, ferner SQ =
                              b, QC = a, CC' = e und SC = r; so wird die Ordinate des Punktes S, bezogen auf MM', d.
                              i. die Strecke SP
                                  = y = r. sin (w – ε) und die
                              Abscisse P O gleich
                           PC + CO = x = r . cos
                              (w – ε) +
                              e . cos w.
                              
                           Hieraus wird
                           y = a . sin
                                 w – b . cos w
                              
                           x = (a +
                              e) cos w + b . sin w.
                           Eliminirt man aus diesen Gleichungen zuerst sin w, dann
                              cos w, so erhält man
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 187, S. 460
                              
                           endlich – unter Berücksichtigung der Formel sin² w + cos² w = 1 erhält man
                              durch einfache Transformation die Gleichung der gesuchten Curve:
                           1)      [(a +
                              e)² + b²]
                              y² + (b² +
                              a²) x² + 2
                              bexy = [a (a + e) + b²]²
                           Für b = 0, oder jene Meißelstellung, welche in der
                              Horizontalebene H H' liegen würde, geht die Gleichung 1)
                              über in
                           2)      [(a +
                              e)]² y² +
                              a² x² =
                              a² (a + e)², die Mittelpunkts-Gleichung der
                              Ellipse.
                           Betrachten wir die Gleichung 1) näher, so ergibt sich
                           4 b² e²
                              < 4 [(a + e)²
                              + b²] [b² +
                              a²]. Die Gleichung 1) entspricht somit nur
                              Ellipsen oder deren Varietäten, wie oben behauptet wurde.