| Titel: | Walzen-Schrotmühle mit Bolzano's automatischem Malz-Meßapparat, ausgeführt in der mechanischen Werkstätte von L. A. Riedinger in Augsburg. | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. CVIII., S. 465 | 
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                        CVIII.
                        Walzen-Schrotmühle mit Bolzano's automatischem Malz-Meßapparat, ausgeführt in
                           der mechanischen Werkstätte von L. A. Riedinger in
                           Augsburg.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Bolzano's automatische Malz-Meßapparat für
                           Walzen-Schrotmühlen.
                        
                     
                        
                           Fig. 1 ist die
                              Seitenansicht der Meßmaschine, wie dieselbe über einer Walzen-Schrotmühle
                              angebracht ist;
                           Fig. 2 ein
                              Längenschnitt derselben nach der Linie 1–2;
                           Fig. 3 der
                              Durchschnitt nach der Linie 3–4.
                           Fig. 4 und
                              5 zeigen
                              verschiedene Stellungen der Selbstauslösung.
                           Die Meßmaschine besteht aus einem gußeisernen Gehäuse A;
                              dasselbe ist auf dem Untersatze B aufgeschraubt, welcher
                              mit den Ständern C der Walzenmühle durch Schrauben
                              verbunden ist. An dem oberen Ende des Gehäuses ist ein viereckiger conischer Rahmen
                              D befestigt, in welchem der Holztrichter E steckt, der zur Aufgabe des Getreides dient. Etwa in
                              der Mitte des Gehäuses befindet sich eilt Meßcylinder F;
                              seine Zapfen ruhen in Lagern f und f₁, welche auf vorspringenden angegossenen
                              Stützen des Gehäuses befestigt sind.
                           Um den Cylinder in das Gehäuse einlegen zu können, hat letzteres zu beiden Seiten je einen
                              Schlitz a, a, welche durch Deckel a₂ und a₃ wieder zugedeckt
                              werden.
                           Die beiden Enden des Cylinders F schließen dicht an die
                              Wände des Gehäuses an. – An die cylindrische Fläche schließen sich diametral
                              gegenüber stehend und concentrisch zwei Backen f₂
                              und f₃ an. Der Cylinder ist hohl und faßt ein
                              bestimmtes Maaß, beispielsweise einen Vierling oder halben Metzen (in der Zeichnung
                              1/4 bayer. Metzen). Seine einzige Oeffnung besteht in einem der Länge nach laufenden
                              Spalt f₅, durch welchen sowohl das Füllen als das
                              Entleeren stattfindet. Der Meßcylinder erhält nämlich auf eine unten näher
                              beschriebene Weise von der Schrotmühle aus eine continuirliche Drehung in der
                              Richtung des auf der Zeichnung angegebenen Pfeiles.
                           Ist nun oben Getreide eingeschüttet und steht die Oeffnung f₅ des Meßcylinders oben, so wird sich dieser voll füllen, um sich,
                              wenn die Oeffnung unten angekommen ist, wieder zu entleeren.
                           Bei jedem Umgang des Cylinders wird jedesmal der volle Inhalt desselben der Mühle
                              zugeführt und es ist daher nur nöthig, die Anzahl der Umgänge des Meßcylinders zu
                              kennen, um genau bestimmen zu können, wie viel Getreide der Mühle zugeführt worden
                              ist.
                           Durch die Backen f₂ und f₃ und den Meßcylinder ist der obere Theil des Gehäuses jederzeit
                              hermetisch abgeschlossen von dem unteren Theil, welches auch die Stellungen des
                              Meßcylinders, beziehungsweise des Spaltes seyn mögen.
                           Die Backen f₂ und f₃ sind so befestigt, daß ihre Befestigungsschrauben amtlich versiegelt
                              werden können. Da nun in Folge dessen auch der Meßcylinder fest gehalten ist, so ist
                              es unmöglich, durch Herausheben des Meßcylinders den oberen Theil des Gehäuses mit
                              dem unteren in directe Verbindung zu setzen, ohne die amtlichen Siegel zu lösen.
                           Ueber dem Meßcylinder befindet sich ein Gitter A; es
                              dient erstens dazu, den Druck des Getreides auf den Meßcylinder aufzuheben, damit
                              dieser immer unter gleichem Drucke gefüllt wird, sodann
                              hat es den Zweck, die in der Nähe befindliche Klappe L
                              vor muthwilliger Zerstörung zu sichern.
                           Die Bewegungs-Uebertragung auf die Meßmaschine erfolgt von der Riemenscheibe
                              G aus, die auf der Achse der einen Schrotwalze
                              befestigt ist.
                           Von hier geht der Riemen über die auf der Welle g
                              befestigte Rolle G₁; auf der Welle g ist ferner ein conisches Rad G₂ befestigt, welches in das auf der kurzen Welle h befestigte conische Rad H
                              greift. Diese Achse h ist in hervorspringenden
                              angegossenen Augen des Gestelles A gelagert.
                           
                           Sie trägt ferner eine Schnecke H₁, welche in das
                              auf dem Zapfen des Meßcylinders befestigte Schneckenrad H₂ greift.
                           Die Riemenrolle G überträgt mittelst des Riemens g₁ ihre Bewegung durch G₁ auf die Welle g; diese durch G₂ und H auf die
                              Welle h und endlich diese durch die Schnecke H₁, und das Rad H₂ auf den Meßcylinder.
                           Der Riemen g₁ ist schlaff um die beiden Rollen
                              gelegt und erhält seine Spannung durch die Spannrolle R₂.
                           An ihrem anderen Ende ist die Achse des Meßcylinders mit der Uhr in Verbindung,
                              welche genau jede Umdrehung des Meßcylinders anzeigt und ist die Einrichtung bei
                              dieser Uhr so getroffen, daß man direct die Anzahl der gemachten Umdrehungen, resp.
                              der durchgelassenen Vierlinge, Metzen oder Scheffel ablesen kann.
                           Die Uhr kann amtlich verschlossen werden.
                           Um einer Defraudation zu begegnen, welche durch Rückwärtsdrehen der Maschine
                              entstünde, da ja hierbei auch eine Entleerung des Meßcylinders stattfände, ist an
                              der Achse des Meßcylinders ein Sperrrad K, welches
                              mittelst des Sperrhakens K₁ das Rückwärtsgehen
                              verhindert. Diese Vorrichtung ist in einem an das Gestell angegossenen Gehäuse
                              eingeschlossen und durch den amtlich versiegelten Deckel k₂ für den Bräuer völlig unzugänglich.
                           Der Bräuer könnte nun dadurch Nachtheil erleiden, daß die Meßmaschine in Bewegung
                              bliebe, in Folge dessen die Uhr die Umdrehungen anzeigte, während sich über
                              derselben kein Malz mehr befände, also auch kein Malz mehr den Schrotwalzen
                              zugeführt würde; oder es könnte der unter der Meßwalze befindliche Raum sich bis zur
                              Höhe derselben mit Malz anfüllen, so daß sich die Meßwalze nicht mehr entleeren
                              konnte. Um in beiden Fällen Sicherheit für den Bräuer zu schaffen, daß die
                              Meßmaschine alsdann nichts mehr anzeigt, sind zwei Klappen L und L₁ angebracht und zwar befindet
                              sich die eine Klappe L im oberen Theil des Gehäuses A, die andere L₁, im unteren.
                           Beide Klappen sind je auf Achsen l und l₁ festgemacht und können sich mit diesen nun um
                              einen gewissen Winkel drehen. Die Achsen l und l₁ sind in dem Gehäuse A gelagert; sie tragen an ihrem einen Ende Hebel M und M₁ mit Gegengewichten, welche das
                              Gewicht der Klappen theilweise contrebalanciren. Eine Stange O ist durch zwei Hebel o und o₁ geführt und trägt zwei Stifte o₂ und o₃.
                              – o₂ ruht auf M,
                                 o₃ auf M₁. – o hat seinen Drehpunkt bei o₄ und o₁ den seinigen bei o₅. Der Hebel o
                              bildet auf seinem anderen Ende einen Sperrhaken; dieser greift bei seinem
                              Niederfallen in ein Sperrrad q, das auf dem Zapfen des
                              Meßcylinders befestigt ist, und verhindert alsdann das Vorwärtsgehen des
                              Meßcylinders.
                           
                           Der Hebel o₁ hat in seiner Mitte ein Klinke, in
                              welche ein Klinkhebel R greift. Der Klinkhebel sitzt
                              fest auf der durch das Gehäuse gehenden Achse r;
                              letztere trägt an ihrem anderen Ende den Hebel R₁, der seinerseits an seinem einen Ende die Spannrolle R₂, an seinem anderen Ende das Gegengewicht R₃ trägt.
                           Das Spiel dieser Vorrichtung ist nun folgendes (siehe Fig. 1).
                           Ist oben Malz eingeschüttet, so drückt dieses durch sein Gewicht die Klappe L zurück. Der Theil des Hebels M, welcher auf dem Stift o₂ der Stange
                              O liegt, geht nieder, kann heruntersinken und der
                              Sperrhaken des Hebels o hebt sich aus dem Sperrrade q heraus; der Hebel o₁ ist gleichfalls in seinem tiefsten Stande, der Klinkhebel R ist festgehalten, die Rolle R₂ in ihrem höchsten Stande, somit der Riemen g₁ gespannt.
                           Entleert sich der Obertheil des Gehäuses A – siehe
                              Fig. 4
                              –, so fällt die Klappe L vermöge des
                              Gegengewichtes M vor, der Hebel M hebt die Stange O aus dem Klinkhebel R und die Spannrolle R₂ kann herunter fallen; da hierdurch der Riemen g₁ seine Spannung verliert, so bleibt die Maschine stehen.
                           Zum Ueberfluß fällt hierbei auch der Sperrhaken o in den
                              Zahn des Sperrrades q ein, so daß jede Vorwärtsbewegung
                              unmöglich gemacht wird.
                           Füllt sich dagegen der Untertheil des Gehäuses A mit Malz
                              an – siehe Fig. 5 –, so wird die Klappe L₁
                              zurückgedrängt, der Hebel M₁ hebt die Stange O und es wiederholt sich, wie man aus der Zeichnung
                              leicht ersehen kann, dasselbe Spiel, wie oben beschrieben.
                           Die Meßmaschine steht also in beiden Fällen still, während die Schrotwalzen noch in
                              Bewegung bleiben.
                           In dem letzten erwähnten Falle wird also das Malz, welches sich unter der Meßwalze
                              anhäuft, nach und nach aufgezehrt. – Ist Letzteres geschehen, so ist die
                              untere Klappe L₁ von dem Drucke des Malzes
                              befreit und kann also wieder vorfallen.
                           Der Hebel M₁ gestattet der Klinke o₁ sammt der Stange O
                              sich zu senken und der Sperrhaken o wird aus dem Zahn
                              des Sperrrades q gehoben. Wird im ersten der oben
                              erwähnten Fälle frisches Malz eingeschüttet, so wird die Klappe L zurückgedrückt; der Hebel M gestattet alsdann der Stange und dem Klinkhebel o₁ herunter zu sinken und der Sperrhaken wird gleichfalls aus dem
                              Sperrrade ausgehoben. Will man nun die Meßmaschine wieder in Gang setzen, so bedarf
                              es bloß einer Drehung der Achse r vermittelst des an dem
                              Gegengewichte R₃ angebrachten Handgriffes, so daß
                              die Spannrolle R₂ dem Riemen g₁ wieder seine Spannung gibt.
                           
                           Die Klinke o₁ wird bei dieser Drehung wieder in
                              den auf r befindlichen Klinkhebel R einfallen und diesen festhalten, so daß also die Maschine wieder im
                              Betrieb bleiben wird.
                           Man sieht also, daß ein Einlösen (Ingangsetzen) der Maschine nur dann möglich ist,
                              wenn die Klinke o₁ sich gesenkt hat, resp. wenn
                              die Klappe L zurückgedrückt und die Klappe L₁ gleichzeitig vorgefallen ist; ganz abgesehen
                              davon, daß außerdem sich der Sperrhaken o jeder
                              Vorwärtsbewegung des Meßcylinders widersetzen würde.
                           Stellte sich die Maschine auf eine der beiden erwähnten Arten still, so
                              benachrichtigt sie diesen Vorgang durch anhaltendes Läuten einer Glocke.
                           Zu diesem Zwecke ist eine Stange Y angebracht, welche
                              sich in der Führung y₁ auf und nieder bewegen
                              kann. Die Führungen y₁ sind an die Wand des
                              Gehäuses A angeschraubt. Die Stange Y trägt eine Glocke Y₁; durch eine an dem Hebel R angebrachte
                              Nase v wird sie bei einer Drehung an R gehoben oder gesenkt.
                           Eine weitere Stange X wird unten durch eine an das
                              Lagergehäuse angeschraubte Führung v₁, oben durch
                              eine solche an den Holztrichter angeschraubte x₂
                              gehalten, so daß sie sich auf und nieder bewegen kann.
                           Unten erweitert sie sich in einem viereckigen Rahmen x₁, welcher auf einer, auf der Achse der einen Schrotwalze befestigten,
                              mit einer Nase versehenen Scheibe x ruht. Durch letztere
                              erhält sie bei der Umdrehung der Achse eine abwechselnd auf und nieder gehende
                              Bewegung.
                           Die Stange trägt ferner die Nase y₂. – Wird
                              nun die Stange Y durch Herunterfallen der Spannrolle in
                              die Höhe gehoben, so kommt die an der Glockenfeder befestigte Nase y₃ mit der an der Stange X befestigten Nase y₂ in Berührung und
                              es entsteht durch das beständige Auf- und Niedergehen von X ein unausgesetztes Läuten.
                           Die Stange X dient gleichzeitig dazu, vermittelst
                              Winkelhebel ein im Holztrichter befindliches Sieb in rüttelnde Bewegung zu setzen,
                              welches aber auch auf irgend eine andere Art construirt und angebracht seyn kann, je
                              nach den localen Verhältnissen.
                           Figur 1 und
                              3 zeigen
                              die Stellung der Klappen, wenn Malz eingeschüttet ist und der Unterkasten frei von
                              Malz sich befindet. L ist zurückgedrückt, L₁ vorgefallen, die Klinke eingefallen, der
                              Sperrhaken ausgehoben.
                           Fig. 4 zeigt
                              die Stellung, wenn der Oberkasten leer ist; L ist
                              vorgefallen, L deßgleichen; die Stange O ist durch M gehoben; die
                              Klinke ist ausgelöst, der Sperrhaken eingefallen.
                           
                           Fig. 5 zeigt
                              die Stellung, wenn Malz eingefüllt ist und es sich im Unterkasten angefüllt hat.
                           Die Klappe L liegt zurück und L₁ ist gleichfalls durch das Malz zurückgedrückt. Die Stange ist
                              durch M₁ gehoben, die Klinke ausgelöst, der
                              Sperrhaken eingefallen.
                           Die Schrotmühle besteht aus zwei Gußwalzen S und S₁, welche durch Räder T und T₁ in Verbindung stehen und somit
                              entgegengesetzte Umdrehung haben.
                           Die Wellen der Schrotwalzen ruhen in Lagern u und u₁; diese befinden sich in einem Lagergehäuse U, welches seinerseits auf den Ständer C aufgeschraubt ist. – Das eine Lager u ist fest in dem Gehäuse, das andere u₁ ist beweglich und wird durch einen mit einem
                              Gewichte Q beschwerten Winkelhebel Q₁ gegen die andere Walze angedrückt; jedoch kann
                              die Walze S₁ nur bis auf eine gewisse, durch eine
                              Parallelstellung regulirte Entfernung gegen die andere Walze S gedrückt werden.
                           Die Zuführung des Malzes aus dem Malz-Meßapparat zu den Walzen wird durch die
                              kleine Speisewalze W vermittelt; diese erhält ihre
                              Bewegung durch das auf ihre Achse befestigte Kettenrad w, das auf der Schrotwalzenachse befestigte kleine Kettenrad w₁ und die um beide geschlungene Kette w₂.
                           Durch eine Riemenscheibe erhält das Ganze seine Bewegung.
                           Der Erfinder dieser Meßapparate ist Hr. Andreas Bolzano,
                              Ingenieur aus Würzburg. Ausgeführt werden dieselben in der mechanischen Werkstätte
                              von L. A. Riedinger in Augsburg, aus welcher die erste
                              derartige Maschine bereits im vorigen Jahre hervorgieng, die von einer technischen
                              Commission in Gegenwart der kgl. Aufschlagsbeamten geprüft wurde, und zwar sowohl im
                              Local des landwirthschaftlichen Vereines in München, als auch bei Hrn. Bierbrauer J.
                              Sedlmair daselbst; bei letzterem war die Maschine
                              drei Wochen lang ununterbrochen in Thätigkeit.
                           Das Riedinger'sche Etablissement liefert diese Maschinen,
                              dem Bedarf der bestehenden Brauereien entsprechend, in vier verschiedenen Größen und
                              beabsichtigt dieselben auch zum Gebrauch der Brauereien, welche keine Triebkraft
                              besitzen, für Handbetrieb einzurichten. Dasselbe ertheilt auf Verlangen jede
                              Auskunft, welche über diese Maschinen gewünscht wird.
                           Eine Anweisung zur Behandlung der Malz-Meßmaschine ist einerseits für den
                              Beamten, welcher die Aufsicht über den Malzverbrauch hat, und andererseits für die
                              Aufschlagspflichtigen ausgearbeitet worden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
