| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. , S. 353 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber den Einfluß des Luftzuges auf den Heizeffect
                              verschiedener Steinkohlensorten; von Prüsmann.
                           Vergleichende Versuche mit westphälischer Steinkohle von der Zeche Hannibal, mit
                              Ibbenbürener und mit Piesberger Kohle, welche im Jahre 1862 unter 4 Kesseln der Gosling'schen Dampfmühle zu Osnabrück angestellt worden
                              waren, hatten eine Verdampfungsfähigkeit von 8,375, 6,734 und 6,710 Pfd. Wasser
                              nachgewiesen (Wasser von 43,75° in Dampf von 142° Cels.), während nach
                              der Reduction aus Bleiglätte diese Kohlensorten resp. 6863, 6546 und 7119 Calorien
                              zu entwickeln fähig seyn sollten. Es ergab sich hieraus, daß die Osnabrücker
                              Dampfkesselanlage besonders ungünstig für Piesberger Steinkohle seyn müsse, wie es
                              denn an sich klar ist, daß auf die Nutzleistung der Kohlen die Stärke des Luftzuges,
                              die Größe des Rostes u.s.w. von großem Einfluß seyn müssen. Um nun hierüber einige
                              Unterlagen zu erhalten, construirte Prüsmann einen
                              Versuchsapparat, in welchem durch einen Dampfkessel eine zwischen 0,355 und 3,56
                              Centim. Wassersäule schwankende Luftverdünnung herzustellen und die von der
                              Feuerbüchse und dem Feuerzuge abgegebene Wärmemenge getrennt zu messen möglich war,
                              welcher aber es nicht gestattete, die Temperatur des Wassers bis zur Siedehitze zu
                              steigern. Mit diesem Apparate wurden Versuche über Piesberger, Ibbenbürener und
                              Courl-Kohlen, deren Aschengehalt resp. 7, 5 1/2 und 3 1/2 Proc. beträgt,
                              angestellt und es ergab sich, daß sowohl bei den Piesberger, als bei den
                              Courl-Kohlen die an das Wasser abgegebenen Wärmemengen mit dem Luftzuge
                              abnehmen, und daß es für die Ibbenbürener Kohle eine günstigste Stärke des Luftzuges
                              gibt, welche etwa der Schornsteinhöhe von 16,8 Meter entspricht. Als
                              durchschnittliche Leistung fand man
                           
                              
                                 
                                 Wärmeeinheiten per PfundKohle abgegeben
                                 Brennzeitin Minuten
                                 
                              
                                 
                                 i. d. Feuerbüchse
                                 im Feuerzuge
                                 zusammen
                                 
                                 
                              
                                 bei Piesberger Kohle
                                 4054
                                 1016
                                 5070
                                 81
                                 
                              
                                  „  
                                    Ibbenbürener  „
                                 3591
                                   962
                                 4553
                                 51
                                 
                              
                                  „  
                                    Courl             
                                    „
                                 3309
                                 1023
                                 4332
                                 56
                                 
                              
                           Hiernach müssen die beiden letzteren Kohlensorten längere Züge und lebhafteren Zug
                              erhalten als die erste, wogegen bei dieser die Rostfläche 1,42 mal so groß seyn muß,
                              als bei Ibbenbürener Kohle. Jedenfalls zeigen diese Versuche aufs Deutlichste, wie
                              wichtig ähnliche Versuche im Kleinen für die Anlage von Dampfkesselfeuerungen werden
                              können. (Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins für
                              Hannover.)
                           
                        
                           Ueber die Straßenbeleuchtung mit Hydro-Oxygengas; von
                              F. Moigno.
                           Wir haben dem in Paris angestellten Versuch über Straßenbeleuchtung mit
                              Hydro-Oxygengas selbst zweimal beigewohnt. Derselbe bildet als physikalisches
                              Experiment, sowie als neue Verwendungsweise des Drummond-Lichtes und als Beleuchtungsversuch einen wahren Triumph,
                              welcher den HHrn. Tessié du Motav und Maréchal in Metz, nebst ihrem Assistenten Hrn. Schwarz-Weber zur größten Ehre gereicht. Der
                              Erfolg hat sowohl vom wissenschaftlichen Standpunkte aus, als in Bezug auf das
                              erzielte Resultat, alle Erwartungen weit übertroffen. Der Stadthaus-Platz
                              wird von der Seite der Rivolistraße aus auf das Vollständigste beleuchtet; die
                              Flammen sind ganz unbeweglich und behalten ihren Glanz die ganze Nacht hindurch.
                              Obgleich die Apparate zum erstenmale entworfen, ausgeführt, in einem für ganz andere
                              Zwecke bestimmten Gebäude (in den Kellern der „Assistence publique“) aufgestellt worden sind, so
                              functioniren sie doch auf das Vollkommenste.
                           
                           Das Problem der wohlfeilen Darstellung des Sauerstoffgases ist durch Tessié du Motay und Maréchal vollständig gelöst.Man s. über deren Verfahren polytechn. Journal Bd. CLXXXIV S. 522.
                              
                           In einem Ofen liegen sechs cylindrische Retorten; drei derselben sind mit
                              mangansaurem, drei mit übermangansaurem Natron gefüllt; mittelst eines Ventilators
                              wird den ersteren ein Strom heißer, durch Waschen mit Kalkmilch von ihrem
                              Kohlensäuregehalte befreiter Luft zugeführt, um das in ihnen enthaltene
                              Mangansäuresalz zu überoxydiren, es in Uebermangansäuresalz zu verwandeln. In die
                              anderen drei Retorten tritt aus einem Generator ein Strom von überhitztem Dampfe,
                              welcher ihrem Inhalte den Sauerstoff entzieht und das Uebermangansäuresalz wieder in
                              Mangansäuresalz umwandelt. Darauf wiederholt sich der Proceß in umgekehrter
                              Richtung, so daß der Luftstrom in die drei letzten, der Dampfstrom in die drei
                              ersten Retorten tritt. Der aus den Retorten austretende Dampf gelangt in einen
                              Condensator und läßt bei seiner Verdichtung das erkaltete Sauerstoffgas fahren,
                              welches sich in dem mit den Candelabern des Platzes in Verbindung stehenden
                              Gasometer ansammelt.
                           Bezüglich der Beleuchtung bleiben immer noch die Fragen hinsichtlich der
                              erforderlichen doppelten Canalisirung (Röhrenleitung), sowie der Herstellungskosten
                              der Apparate und der Gestehungskosten des Lichtes zu erörtern, theilweise vielleicht
                              noch zu lösen. Der Zeitpunkt zu ihrer gründlichen Untersuchung ist noch nicht
                              gekommen. Wir bemerken nur, daß vier Candelaber zu je fünf Brennern für das Drummond Licht, deren jeder 50 Liter Wasserstoffgas
                              consumirt, mit 70 Liter Sauerstoffgas ein Licht geben, welches dem von vier
                              Candelabern zu je neun Brennern, deren jeder 170 Liter Leuchtgas verbraucht, an
                              Stärke mindestens gleich kommt. Wenn es also nur auf die Mengen des verbrannten
                              Gases ankäme, so müßte die Ersparniß bei der neuen Beleuchtungsmethode eine höchst
                              bedeutende seyn, sie würde über fünfzig Proc. betragen; allein es müssen noch andere
                              wesentliche Elemente in Rechnung gezogen werden und wir müssen, um ein endgültiges
                              Urtheil aufstellen zu können, warten, bis Hr. Felix Leblanc, der Leuchtgasinspector der Stadt Paris, den städtischen Behörden
                              seinen umfassenden Bericht über die Ergebnisse des Versuches abgestattet haben
                              wird.
                           Wir waren zwei Tage hinter einander bei den kürzlich in den Salons der HHrn. Hensch und Lutscher, rue Le Peletier, Nr. 20, abgeführten Versuchen zugegen
                              und hatten dabei Gelegenheit, die neuen, wichtigen Verbesserungen der Apparate
                              kennen zu lernen.
                           Die neue Anordnung, welche darin besteht, daß der kleine Cylinder von gepreßter
                              Magnesia über den Brenner-Flammen des Gasgemisches aufgehängt wird, so daß
                              diese Flammen den Cylinder tangential belecken, bietet bedeutende Vortheile dar. Der
                              glühende Cylinder wirft so nicht den geringsten Schatten unter sich und seine
                              Dauerhaftigkeit ist offenbar eine viel größere. Eine für das Cabinet des
                              Seine-Präfecten bestimmte Lampe von der Form der großen Argandlampen war mit
                              dieser Einrichtung und mit einer kugelförmigen Glocke versehen worden. Diese
                              Hydro-Oxygengaslampe liefert ein sechsmal stärkeres Licht, als eine Oellampe
                              von den gleichen Dimensionen und greift das Auge nicht im mindesten an. (Les Mondes, t. XVI, p. 89;
                              Januar 1868.)
                           
                        
                           Carlier's Feuerlöschapparat.
                           Der Feuerlöschapparat (l'Extincteur) von Carlier in Paris – welcher im Jahrgang 1866 des
                              polytechn. Journals, Bd. CLXXX S. 198, als
                              die Erfindung von Courtines und Monnet beschrieben wurde, – wird jetzt von der Maschinenfabrik von
                              Schäffer und Budenberg in
                              Buckau-Magdeburg geliefert; derselbe besteht bekanntlich aus einem leicht
                              tragbaren cylindrischen Gefäß (von verzinntem Stahlblech,
                              um ihn bei nicht zu großem Gewicht sehr haltbar zu machen), in welchem sich Wasser
                              unter hohem, durch directe Gasentwickelung vermittelst Chemikalien erzeugten Druck
                              (circa 5 Atmosphären) befindet. Das Gas, welches
                              diesen Druck hervorbringt, ist Kohlensäure, die durch
                              Einwirkung von Weinsteinsäure auf doppeltkohlensaures Natron im Cylinder erzeugt
                              wird. Die Apparate sind auf 10 Atmosph. geprüft und ist dadurch ihre vollständige Gefahrlosigkeit
                              gesichert. Armirt ist der Apparat unten mit einem Hahn, welcher zur Anbringung eines
                              Schlauches eingerichtet ist, und mit zwei Tragriemen, vermittelst welcher er bequem
                              auf dem Rücken getragen werden kann.
                           Die Apparate sind zunächst dazu bestimmt, Brände, welche noch keinen großen Umfang
                              erreicht haben, also noch im Entstehen sind, zu löschen; doch lassen sich bei
                              Anwendung einer größeren Zahl derselben auch bedeutendere Brände damit unterdrücken.
                              Ein Hauptvorzug dieser Apparate ist der, daß sich mit ihnen brennender Theer, Harze,
                              Lacke und sonstige mit Wasser nicht zu löschende Gegenstände leicht, sicher und mit
                              größter Schnelligkeit löschen lassen; in England sind in den letzten 18 Monaten mit
                              ihnen über 200 Brände gelöscht worden. Der mit Kohlensäure gesättigte Wasserstrahl
                              wird aus möglichst größter Nähe in den Herd des Feuers geschleudert, hat aber auch
                              noch bis auf circa 45'
                              Entfernung Wirksamkeit. Der Druck in dem Apparat hält sich, wenn letzterer nicht auf
                              irgend eine Weise schadhaft geworden oder bei der Füllung schlecht verschlossen ist,
                              bei geeigneter Aufbewahrung Jahre lang in seiner vollen Wirksamkeit; um zu
                              controlliren, daß noch genügender Druck – mindestens eine Atmosphäre –
                              vorhanden ist, wird es sich zur Sicherheit empfehlen, von Zeit zu Zeit, etwa
                              allmonatlich, mit einem Manometer die Probe anzustellen. Zeigt sich bei dieser ein
                              geringerer Druck, so muß der Apparat geleert, genau revidirt, eventuell reparirt und
                              demnächst mit neuer Füllung versehen werden. Die leichte Handhabung,
                              Selbstthätigkeit und Beweglichkeit, die äußerst geringe, zur Verwendung kommende
                              Wassermasse, die außerordentliche Wirkung, bedingt durch die Kohlensäure, sowie
                              namentlich auch die stete Schlagfertigkeit dieser Apparate in dem Augenblicke der
                              Entdeckung eines Feuerausbruches, machen dieselben sowohl für alle industriellen
                              Etablissements, Schiffe, Eisenbahnen, öffentliche Gebäude, wie für jeden
                              Hausbesitzer gleich wichtig, da dieselben gerade in dem Moment der Gefahr, wenn
                              gewöhnlich die Löschmittel fehlen, die sichere Handhabe gewähren, ein ausgebrochenes
                              Feuer im Entstehen zu ersticken. Die Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft hat
                              ihre sämmtlichen Agenten angewiesen, sich für die Verbreitung dieses vorzüglichen
                              Feuerlöschmittels zu bemühen und trotz der kurzen Zeit, seit welcher dieser Apparat
                              in Deutschland Eingang gefunden hat, liegen bereits eine große Anzahl höchst
                              anerkennender Zeugnisse über die Brauchbarkeit desselben vor. Der Magistrat von
                              Buckau spricht sich z.B. über eine Probe mit demselben, der er beigewohnt hatte,
                              folgendermaßen aus:
                           
                              „Zunächst wurde ein Haufen leichtes Tannenholz von 21' Länge, 7' Höhe und 2
                                 3/4' Breite, welcher stark mit Theer getränkt
                                 war, in Brand gesteckt, so daß der ganze Haufen eine einzige Feuergarde bildete.
                                 Ein paar Leute, von denen jeder einen Extincteur auf dem Rücken trug, wendeten
                                 sich gegen dieses Feuer, spritzten die im Extincteur enthaltenen Flüssigkeiten
                                 gegen die brennenden Holzmassen und in unglaublich kurzer Zeit war der Brand
                                 gelöscht. Derselbe Versuch wurde mit demselben Erfolg wiederholt. Sodann wurde
                                 ein Holzstoß, aus stärkerem Scheitholz bestehend, von 22' Länge, 4' Höhe und 3' Breite, welcher ebenfalls stark mit Theer getränkt
                                 war, wiederholt angezündet, bis derselbe allenthalben im heftigsten Brand stand.
                                 Aber nach kaum minutenlanger Anwendung der beiden Extincteure erschienen
                                 jedesmal die Flammen als gebändigt. Endlich wurden zwei große flache Pfannen
                                 einmal mit Theer, das andere Mal mit Petroleum übergossen und angezündet. Kaum
                                 aber wurden diese Gefäße mit der in dem Extincteur enthaltenen Flüssigkeit
                                 angespritzt, als die vorher mächtig emporlodernden Flammen urplötzlich
                                 erloschen. Die Apparate selbst erwiesen sich als leicht zu tragen und leicht zu
                                 handhaben. Die in dem Apparat befindlichen Flüssigkeiten sind sehr stark mit
                                 Kohlensäure geschwängert und haben deßhalb eine spontane Neigung zu entweichen,
                                 vermöge deren sie, sobald der Hahn des Apparates geöffnet wird, durch den vom
                                 Träger des Extincteur gehandhabten Schlauch auf solche Entfernung gegen das
                                 Feuer geschleudert werden, daß der Träger soweit zurücktreten kann als es
                                 nothwendig ist, um die sich durch das Löschungswerk selbst rasch vermindernde
                                 Hitze ertragen zu können. Die ungemeine Wichtigkeit des neuen Apparates für daß
                                 gesammte Feuerlöschwesen liegt hiernach auf der Hand. Am meisten wird sich
                                 derselbe jedoch empfehlen bei Bränden, welche noch nicht zu weit um sich
                                 gegriffen haben, namentlich bei Bränden solcher Stoffe, welche mit Wasser nicht
                                 gelöscht werden können.“
                              
                           Die Apparate werden von Schäffer und Budenberg hauptsächlich in vier Größen angefertigt und complett mit allen
                              Ausrüstungsstücken zu folgenden Preisen geliefert: 
                              
                           
                              
                                 Nr. 3
                                 Inhalt
                                 30 Pfd.
                                 à. 25 Thlr.,
                                 jede Füllung dazu
                                 1 Thlr.
                                 – Sgr.
                                 
                              
                                 Nr. 4
                                 „
                                 50   „
                                 à. 30   „
                                   „      
                                    „        
                                    „
                                 1   „
                                 10  „
                                 
                              
                                 Nr. 5
                                 „
                                 70   „
                                 à. 35   „
                                   „      
                                    „        
                                    „
                                 1   „
                                 20  „
                                 
                              
                                 Nr. 6
                                 „
                                 90   „
                                 à. 40   „
                                   „      
                                    „        
                                    „
                                 2   „
                                 –    „
                                 
                              
                           Die kleineren Apparate Nr. 1 und 2 werden auf Verlangen auch abgegeben; der zur
                              Controle nothwendige, für die Apparate jeder Größe passende Manometer wird à 10 Thlr. geliefert.
                           Prof. Dr. Hirzel in Leipzig
                              empfiehlt den Carlier'schen Feuerlöschapparat, nachdem er
                              mehreren größeren Versuchen damit beiwohnte, in Wirth's
                              Gewerbekalender angelegentlichst. Mit einem solchen Apparat, welcher kaum 80 Pfund
                              der Flüssigkeit enthielt, und der von einem Manne auf dem Rücken getragen und
                              gleichzeitig dirigirt wurde, konnte z.B. ein im Freien aufgestellter, aus dick mit
                              Steinkohlentheer überzogenen Holzstücken bestehender, im vollen Brande befindlicher
                              Holzstoß selbst bei heftigem Winde gänzlich gelöscht werden. – Im Allgemeinen
                              wird angenommen, daß diese außerordentliche Wirkung vorzugsweise auf dem Entweichen
                              von Kohlensäuregas in dem Moment beruhe, wo das stark kohlensäurehaltige Wasser,
                              welches der Apparat ausspritzt, auf die brennenden Stellen auftrifft, indem alsdann
                              nicht allein das Wasser die Hitze abkühlt, sondern zugleich die Kohlensäure, welche
                              die atmosphärische Luft verdrängt, die Flamme auslösche. Hirzel glaubt jedoch, daß auch das im Wasser des
                                 Extincteurs aufgelöste weinsteinsaure Natron, welches nach der Verdunstung des
                                 Wassers auf den heißen Stellen zurückbleibt, einen sehr wesentlichen
                              Antheil an der Gesammtwirkung hat und besonders bewirkt, daß die gelöschten, aber
                              noch sehr heißen Stellen sich nicht sogleich wieder entzünden.
                           
                        
                           Die neue Drittel-Silberlegirung.
                           Ein französischer Geistlicher, de Dreux-Brézé, stellte geeigneten Ortes die Bitte, daß
                              es gestattet werden möge, bei der Messe Abendmahlskelche aus reinem oder mit anderen
                              Metallen legirtem Aluminium, wegen der Schönheit und Dauerhaftigkeit dieser
                              Legirungen und der Armuth der Dorfkirchen in Frankreich, anwenden zu dürfen; er
                              wurde indessen ungünstig beschieden. Dem Fabrikanten Hrn. Paul Morin ist es jedoch gelungen, ein vom 18. December 1866 datirtes Rescript
                              zu erwirken, durch welches der Gebrauch von Kelchen und Hostientellern aus
                              Aluminiumbronze unter der Bedingung gestattet wurde, daß die Schalen der Kelche
                              zunächst versilbert, dann aber an den von den Regeln des Breviers vorgeschriebenen
                              Stellen vergoldet werden. – Es dürfte wohl nicht zu bezweifeln seyn, daß
                              diese Erlaubniß auch bald für die aus der
                              „Drittel-Silberlegirung“ (alliage tiers-argent) angefertigten Kelche und anderen Gegenstände
                              bewilligt werden wird. Diese Legirung, welche sicherlich große Verbreitung finden
                              wird, besteht, wie ihr Name andeutet, aus einem Drittel Silber und zwei Dritteln Nickel. Dieses
                              Metallgemisch ganz homogen darzustellen, gelang erst nach vielen Versuchen, hat aber
                              jetzt gar keine Schwierigkeiten. Der Verkaufspreis dieser Legirung ist 90 Francs per Kilogr.; für 75 Fr. wird sie alt wieder angenommen.
                              Die aus derselben angefertigten Eßbestecke und Tafelgeschirre lassen nichts zu
                              wünschen übrig; sie besitzt größere Härte als Silber und läßt sich besser ciseliren
                              als letzteres. Sind wir recht unterrichtet, so gehört die Idee des „tiers-argent“ und die gelungene
                              Ausführung derselben Hrn. Alfred Jaloureau an, demselben,
                              welcher, im Vereine mit seinem Bruder, die aus bituminisirtem Papier bestehenden
                              Röhren erfunden hat. Später verband sich de Ruolz mit den
                              Erfindern dieses neuen Industriezweiges und ist jetzt Besitzer des Patentes;
                              betrieben wird derselbe von Mousset, Goldarbeiter,
                              Nachfolger von Lebrun (116, rue de
                                 Rivoli) in Paris. F. Moigno. (Les Mondes, t. XV p. 557;
                              December 1867.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Darstellung und die Eigenschaften von in Wasser
                              löslichem Anilinblau; von Assistent Naschold.
                           Ueber dieses Farbmaterial, welches seit etwa 4 bis 5 Jahren im Handel vorkommt, haben
                              seiner Zeit P. Bolley (polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 62), A. W. Hofmann (Reports of the Juries
                                 p. 132) und Max Vogel (polytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 404) Mittheilungen gemacht,
                              woraus hervorgeht, daß das gewöhnliche Anilinblau durch geeignete Behandlung mit
                              englischer oder rauchender Schwefelsäure oder sauren schwefelsauren Alkalien u.s.f.
                              in lösliche Form gebracht werden kann und dabei eine erhebliche Mehrausbeute
                              liefert.
                           Bestimmte Angaben über die chemische Zusammensetzung des hierbei erhaltenen Products
                              fehlen zur Zeit; es ist nur gesagt, daß dasselbe ähnlich der Indigblauschwefelsäure
                              sich mit Basen verbinde und in einer kurzen Notiz über diesen Gegenstand erwähnt Dr.
                              E. Jacobsen (polytechn. Journal Bd. CLXXX S. 75), daß nach Prof. A. W. Hofmann's Untersuchungen dasselbe nicht als eine lösliche
                              Modification des unlöslichen Anilinblau's, sondern als anilinblauschwefelsaures
                              Natron zu betrachten sey.
                           Von den Herren Lachmann und Breuninger in Glauchau, welche sich die Darstellung des löslichen
                              Anilinblau in Sachsen patentiren ließen, aufgefordert, analysirte ich im Monat Mai
                              1865 eine kleine Probe des von ihnen erzeugten löslichen Blau's und fand, daß
                              dasselbe in der That eine gepaarte Schwefelsäure, ähnlich der Indigoschwefelsäure,
                              an Natron gebunden, enthält.
                           Zur Ermittelung der entfernteren Bestandtheile wurde die aus der concentrirten
                              wässerigen Lösung durch Salzsäure ausgefällte, erst mit Wasser und sobald dieses
                              anfieng sich blau zu färben, mit Alkohol und zuletzt mit Aether durch wiederholtes
                              Decken und Ausschleudern vollständig ausgewaschene Substanz im Vacuum über
                              Schwefelsäure getrocknet und darin Stickstoff durch
                              Glühen mit Natronkalk, Kohlenstoff und Wasserstoff durch Erhitzen der mit chromsaurem Bleioxyd
                              überdeckten Substanz im Luft- und zuletzt im Sauerstoffstrome bei vorgelegter
                              Silberspirale elementaranalytisch und endlich die Schwefelsäure durch Schmelzen mit Salpeter und Soda als schwefelsaurer
                              Baryt bestimmt.
                           Obgleich auf die Ableitung einer Formel aus den untenstehenden Zahlen verzichtet
                              werden muß, da die untersuchte Substanz immerhin noch ein Gemenge gepaarter
                              Schwefelsäuren seyn konnte und über die Abstammung des zur Fabrication verwendeten
                              Anilinblau's (ob Toluidin- oder Rosanilinblau) keine Angaben vorlagen, so
                              führe ich doch die aus der empirischen Formel der Toluidinblauschwefelsäure:
                           C⁸²H³⁷N³ . 3 (HO . SO³)
                              + 5 aq
                              
                           (über die Formeln der Anilinderivate gibt unter Anderen
                              Professor Dr. H. Hirzel in
                              dem 2. Jahrgang des „Jahrbuchs der Erfindungen“ S.
                              316–323 Angaben, wornach
                           Anilin = C¹²H⁷N,
                           Rosanilin = C⁴⁰H¹⁹N³ . 2 HO,
                           Rosanilinblau = C⁷⁶H³¹N³ . 2 HO
                              und
                           Toluidinblau = C⁸²H³⁷N³ . 2 HO
                              sind)
                           berechneten Zahlen mit an, um zu zeigen, wie sehr die
                              gefundene Zusammensetzung der theoretischen sich nähert.
                           
                              
                                 
                                 Gefunden
                                 Berechnet
                                 
                              
                                 Wasser (bei 110° C. entweichend)
                                               
                                    5,835 Proc.
                                      5,90
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 64,356 – 64,061   „
                                    64,48
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   4,930 –  4,833  
                                    „
                                      5,24
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                               
                                    5,941   „
                                      5,50
                                 
                              
                                 Schwefelsäure (wasserfrei)
                                             
                                    14,460   „
                                    15,73
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                                 –        „
                                      3,15
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                  100,00.
                                 
                              
                           Die mir übergebene kleine Probe von löslichem Anilinblau enthielt Natron, zum Theil
                              an die gepaarte Schwefelsäure gebunden, zum Theil als schwefelsaures Natron, und sie
                              verlor, nach mehrtägigem Stehen über Schwefelsäure, beim Erhitzen auf 110° C.
                              noch 6,92 Proc. Wasser.
                           Umfassendere Untersuchungen mußten seiner Zeit theils aus Mangel an Zeit, theils aus
                              Mangel an Material unterbleiben und ich gebe diese Notiz im Einverständniß mit Hrn. R. Breuninger nur aus dem Grunde, weil in den letzten zwei
                              Jahren dieser Gegenstand, wie es scheint, nirgends zu Studien Veranlassung gab.
                           Der neue Farbstoff hat wegen seiner bequemen Handhabung sehr bald Eingang in den
                              Wollfärbereien gefunden; er eignet sich zu vielen anderen Zwecken, z.B. zum Färben
                              des Papiers in der Masse, zum Farben von Horn u.s.w. – Das ebenfalls zur
                              Vorlage kommende „wasserlösliche Jodviolett“ oder
                              „Primula“ von derselben Firma scheint in ähnlicher Weise
                              dargestellt zu seyn.
                           Um lösliches Indigblau von dem von mir untersuchten wasserlöslichen Anilinblau zu unterscheiden, zwei Körper,
                              welche gegen sehr viele Reagentien sich ganz ähnlich verhalten, so z.B. von
                              Zinkfeile, besser noch von Zinkstaub in saurer, neutraler und alkalischer Lösung,
                              ferner von Schwefelammonium leicht reducirt werden, obgleich in der Schnelligkeit,
                              womit dieß geschieht, schon eine Verschiedenheit sich zeigt, wende ich mit bestem
                              Erfolg 8–10 procentige Natronlauge an, welche bei anhaltendem Kochen die beiden löslichen
                                 Indigblau so verändert, daß beim Ansäuren mit Essigsäure die blaue Farbe nicht wieder erscheint, sondern zuweilen eine
                              grünliche, meist aber kirschrothe Färbung an deren Stelle tritt, während das lösliche Anilinblau nur schwierig seine Farbe verliert,
                              und dieselbe sofort oder nach mehrtägigem Stehen auf
                              Zusatz von Essigsäure oder Salzsäure wieder annimmt. (Vom
                              Verf. aus den „Sitzungsberichten der Isis zu Dresden“
                              mitgetheilt.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung von Baryt in der Zuckerfabrication; von
                              Louis Pierre und Robert Massy.
                           Die Genannten haben sich ein Verfahren patentiren lassen, nach welchem sie aus dem
                              mit Kalk und Kohlensäure geklärten Zuckersaft den Zucker nicht durch Abdampfen,
                              sondern durch Ausfällen mit Aetzbaryt gewinnen. Der zum Sieden erhitzte Saft wird
                              mit circa 60 Proc. des darin enthaltenen Zuckers an
                              Aetzbaryt versetzt, unlöslicher Zuckerbaryt scheidet sich ab, die Flüssigkeit wird
                              abgezogen und kann auf die darin enthaltenen Salze verarbeitet oder als Dünger
                              verwendet werden. Der getrocknete Zuckerbaryt läßt sich lange Zeit unverändert
                              aufbewahren, wenn man ihn vor Kohlensäure schützt. Um ihn nachher auf Zucker zu
                              verarbeiten, suspendirt man ihn in dem vierfachen Gewicht Wasser und leitet durch
                              dieses einen Strom von Kohlensäure. Die Zersetzung und Abscheidung des kohlensauren
                              Baryts geht rasch vor sich, wenn man die Kohlensäure unter dem Druck von 1/2
                              Atmosphäre auf den Zuckerbaryt wirken läßt. Die über dem Niederschlag stehende
                              Flüssigkeit ist eine reine Lösung von Zucker und man kann sie ohne Weiteres zum
                              Krystallisiren eindampfen. (Zeitschrift für Rübenzucker-Industrie im
                              Zollverein, 1867 S. 85.)
                           
                        
                           Ueber Nobel's Dynamid; von Justus
                              Fuchs.
                           Die Fabrikanten des bekannten Sprengöls (Nitroglycerins) sind augenblicklich mit der
                              Darstellung eines neueu explosiven Körpers, des Dynamids, beschäftigt, welcher in
                              Folge seiner Gefahrlosigkeit und dadurch bedingten leichteren Anwendungsfähigkeit in
                              Kurzem von sehr bedeutender Wichtigkeit als Sprengmaterial werden wird. Einsender
                              dieses hatte Gelegenheit, die Fabrication, Anwendung und Wirkung des Dynamids kennen
                              zu lernen. Die erstere ist Fabrikgeheimniß der Erfinder und kann ich daher nur über
                              die beiden letzteren hier einige Mittheilungen machen.
                           Das Dynamid erscheint in seinem äußeren Ansehen als ein bräunliches Pulver, fast wie
                              feines schwach angefeuchtetes Sägemehl, ist geruchlos und fühlt sich etwas fettig
                              an. Wird dasselbe in kleineren oder größeren Mengen angezündet, so verbrennt es
                              rasch, etwa wie angefeuchtetes Schießpulver, jedoch ohne explosive Erscheinung. In
                              derselben Weise verbrennt es, wenn man eine Hand voll oder selbst eine davon
                              dargestellte Patrone in's Feuer wirft. Gegen Stoß und heftige Erschütterungen jeder
                              Art ist es vollkommen unempfindlich und eine Patrone kann mit der größten Vehemenz
                              gegen feste Körper geschleudert werden, ohne zu explodiren. Wird das Pulver auf einem Amboß mit dem
                              Hammer geschlagen, so explodiren nur die unmittelbar getroffenen Theile desselben
                              ohne auch nur eine Entzündung des nächstliegenden Pulvers zu bewirken.
                           Die Explosion des Dynamids wird nun in folgender Weise bewirkt. In ein zu diesem
                              Zwecke angefertigtes Zündhütchen von mindestens circa
                              1/2 Zoll langen Kupfertüllen und mit starker Knallquecksilberladung versehen, wird
                              eine gewöhnliche Zündschnur (am besten sind die mit
                              Gutta-percha-Hülle) mit einem Ende eingesteckt und durch Einkneifen
                              des Zündhütchens circa 1/4 Zoll unter der Oeffnung
                              derselben mit einer Zange festgehalten. Dieses Zusammendrücken der Oeffnung des
                              Zündhütchens gegen die Zündschnur und die dadurch bewirkte Schließung derselben ist
                              eine wesentliche Bedingung zur Erreichung einer vollständigen Explosion. Wird dieses
                              so hergerichtete Zündhütchen in eine lose aufgeschüttete beliebige Menge Dynamid
                              eingesteckt und das andere Ende der Zündschnur angezündet, so erfolgt mit der
                              Explosion des Zündhütchens die gleichzeitige des ersteren mit einem äußerst heftigen
                              Knall. Ein Eßlöffel voll Dynamid auf einen Quarzstein geschüttet und mit einem
                              Ziegelsteine bedeckt in der angegebenen Weise zur Explosion gebracht, zeigte eine
                              fast unglaubliche Wirkung. Der aufgelegte Ziegel wurde unter vollständiger
                              Zerstörung in die Höhe geschleudert und kam in Sand und Staub verwandelt in einem
                              Umkreis von mindestens 50 Fuß zur Erde, während der unterliegende Quarzstein in
                              erbsengroße Stücke zersprengt weit umhergeschleudert wurde. Eine 2 Zoll starke
                              Buchenholzbohle wurde in ihrer Mitte auf einen Bock derart aufgelegt, daß die beiden
                              frei schwebenden Enden sich das Gleichgewicht hielten. Ungefähr 2 Fuß von einem Ende
                              derselben wurde ein Eßlöffel voll Dynamid aufgeschüttet und in angegebener Weise
                              entzündet. Das Resultat war ein circa 3 Zoll großes Loch
                              in der Bohle, welche dabei ihre Lage unverändert beibehielt. Auf dieselbe Weise
                              wurde ein 3/4 Zoll starkes Eisenblech durchlöchert. Eine Papierpatrone mit Dynamid
                              gefüllt und durch Eindrücken des wie oben bemerkt hergerichteten Zündhütchens an dem
                              einen Ende der Patrone und Zusammenbinden mit derselben durch Bindfaden mit der
                              Zündschnur versehen, wurde nach dem Anzünden der letzteren in die Elbe geworfen. Man
                              hörte bald darauf einen dumpfen Knall und 1/2 Minute später bedeckte sich die
                              Oberfläche des Wassers mit einer Unmasse von Fischen aller Größen, die auf dem
                              Rücken liegend und schwer betäubt leicht mit der Hand aufgefischt werden konnten.
                              Wurden dieselben in ein Gefäß mit Wasser geworfen, so kamen sie nach Verlauf von
                              längstens einer Stunde fast sämmtlich wieder zu sich.
                           Was endlich die Wirkungen des Dynamids beim praktischen Bergbau betrifft, so werden
                              zur Zeit, besonders in Westphalen, ausgedehnte Versuche angestellt, deren vorläufige
                              Resultate außerordentliche genannt werden müssen. In festem Gestein besonders und je
                              größer der Widerstand der zu sprengenden Massen ist, ist der Erfolg bei Anwendung
                              dieses Sprengmittels ein bedeutender.
                           Es bedarf wohl kaum der näheren Erörterung, um die eminenten Vorzüge des Dynamids vor
                              jedem anderen Sprengmittel festzustellen. Die vollständige Gefahrlosigkeit desselben
                              beim Transport und beim Arbeiten mit demselben, sowie die so geeignete Pulverform
                              bedingen die unverkennbaren Vorzüge des Dynamids nicht nur dem Nitroglycerin,
                              sondern auch dem gewöhnlichen Pulver gegenüber. Zu erwähnen dürfte noch seyn, daß
                              das Dynamid bei einer Temperatur von unter circa
                              7° Cels. gefriert und im gefrorenen Zustande selbst auf die angegebene Weise
                              nur sehr schwer zur Explosion zu bringen ist. Man ist genöthigt, dasselbe in einem
                              erwärmten Raume, oder wenn in fertigen Patronen, in warmem Wasser zu erwärmen, um
                              des Erfolges sicher seyn zu können. Das Dynamid theilt mit dem Sprengöl die
                              Eigenschaft, sehr giftig zu seyn und ist deßhalb möglichste Vorsicht beim Umgehen
                              mit demselben geboten. (Breslauer Gewerbeblatt, 1867 S. 88.)
                           
                        
                           Einen Oelanstrich auf Cement haltbar zu machen.
                           Ein haltbarer Oelanstrich auf Cement läßt sich nach einer Mittheilung von Keim in der polytechn. Gesellschaft zu Berlin dadurch
                              erhalten, daß die cementirte Fläche vorher, ehe der Oelanstrich gegeben wird,
                              drei- bis viermal mit Essigsäure überstrichen wird.
                           
                        
                           
                           Neues System für die Rectification der Spiritusdämpfe; von Bequet und Champonnois.
                           Dieses allerdings sehr eigenthümliche und, nach den vorliegenden Angaben, bereits
                              mehrfach in Anwendung gebrachte System besteht darin, daß man das Kühlwasser,
                              anstatt es auf Metallflächen und Gefäßwände und mithin indirect auf den
                              Spiritusdampf abkühlend wirken zu lassen, direct in diesen einspritzt, etwa in der
                              Art wie man Gase wäscht.
                           Die hierbei bewirkte theilweise Condensation soll nicht allein den gewünschten Zweck
                              erreichen lassen, sondern auch ein von Fuselölen und ähnlichen Verunreinigungen
                              freieres Product liefern, indem die Condensation eine viel allgemeinere sey.
                           Dem Einspritzwasser soll man auch noch chemisch auf die Entfernung der fremden
                              Substanzen wirkende Stoffe zusetzen können.
                           Als Apparate zu dieser Operation dienen die gewöhnlichen
                              Rectifications-Colonnen mit ganz geringen, durch das System gebotenen
                              Abänderungen und es sollen die bereits gesammelten Erfahrungen sehr günstige
                              seyn.
                           Als Brennereien, in denen diese Apparate im Gebrauche sind, werden folgende namhaft
                              gemacht: Cail in der Touraine, Cheilus im Depart. der Orne, Witouck in
                              Brüssel, Mac-Namce in New-York, Müller in Tarragona. (Journal des
                                 fabricants de sucre, VIII, No. 31.)
                           
                        
                           Das Läutern des Zuckers in der Kochkunst.
                           Unter den uns von der Natur gebotenen zuckerhaltigen Stoffen haben wir namentlich
                              zwei als die wichtigsten von einander zu unterscheiden: Rohrzucker und
                              Traubenzucker. Ersteren repräsentirt unser gewöhnlicher weißer Candis- und
                              Kochzucker, wie er aus dem tropischen Zuckerrohr und der Runkelrübe gewonnen wird.
                              Letzterer findet sich namentlich in der Traube und dem Honig, und wird auch
                              künstlich massenhaft aus den Kartoffeln dargestellt. Beide Zuckerarten schmecken
                              rein süß und sind in ihren Auflösungen nicht von einander zu unterscheiden. Der
                              Rohrzucker übt jedoch die doppelte Wirkung wie der Traubenzucker aus, d.h. um einen
                              gewissen Grad der Süßigkeit herzustellen, bedarf man von Rohrzucker bloß die halbe
                              Gewichtsmenge des Traubenzuckers. Da ersterer nun im Handel doppelt so theuer ist,
                              wie letzterer, so ist es ökonomisch gleich, welche Sorte man verwendet. Jedoch hat
                              der Traubenzucker den Fehler, sich nur sehr langsam aufzulösen, und außerdem besitzt
                              der künstlich aus den Kartoffeln gewonnene einen kleinen Beigeschmack, welcher nur
                              schwer durch die Fabrication zu entfernen ist und dem Zucker da, wo er zumeist
                              angewendet wird, zum Verbessern saurer Weine nichts schadet. Aus diesen Gründen wird
                              aber der Traubenzucker in der Haushaltung nicht in Gebrauch kommen können.
                           Der Rohrzucker besitzt nun die Eigenschaft, durch längeres Kochen sich in
                              Traubenzucker zu verwandeln, also einen Theil seiner Süße einzubüßen. Dieser Vorgang
                              tritt ein sowohl bei dem sogenannten Läutern in der Küche, wie beim Einkochen der
                              mit Zucker versetzten Fruchtsäfte. Sind letztere bis zu einem gewissen Grad
                              verdickt, so scheidet sich späterhin der gebildete Traubenzucker, welcher kaum 1/4
                              so löslich im Wasser ist wie der Rohrzucker, in weißen Krystallen aus; wenn man
                              diese versucht, so nimmt man recht deutlich wahr, welch geringen Grad von Süßigkeit
                              sie besitzen. Will man den Fruchtsaft, mit Wasser versetzt, als Getränk verwenden,
                              so bedarf man, um einen gewissen Grad der Süßigkeit herzustellen, nahe doppelt so
                              viel, wie wenn der Rohrzucker unverändert geblieben wäre. Wir bedienen uns deßhalb
                              seit einigen Jahren des folgenden Verfahrens bei der Bereitung der Fruchtsäfte mit
                              Erfolg: der Saft wird für sich allein mehr oder weniger eingekocht, und nachdem er
                              nicht mehr heiß, sondern nur noch lauwarm ist, mit der passenden Menge weißen
                              Zuckers versetzt, welcher sich bald darin auflöst. – Der Saft hält sich auf
                              diese Weise eben so gut, wie wenn der Zucker mitgekocht worden wäre, bewahrt seine
                              ursprüngliche Süßigkeit, und eine Ausscheidung von Zuckerkrystallen findet nicht
                              mehr statt. (Badische Gewerbezeitung.)