| Titel: | Ueber Vergoldung des Glases zur Herstellung optischer Spiegel; von W. Wernicke. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XIX., S. 52 | 
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                        XIX.
                        Ueber Vergoldung des Glases zur Herstellung
                           								optischer Spiegel; von W.
                              									Wernicke.
                        Aus Poggendorff's Annalen, 1868, Bd. CXXXIII S.
                              								183.
                        Wernicke, Verfahren zum Vergolden des Spiegelglases.
                        
                     
                        
                           Methoden der Glasversilberung für die Herstellung optischer Spiegel sind in den
                              									letzten zehn Jahren mehrere angegeben worden, welche in  der Praxis für verschiedene
                              									Zwecke mit Erfolg benutzt werden. Auch pflegt man jetzt, nach dem Vorschlage Foucault's, um bei Sonnenbeobachtungen die Wirkung der
                              									Sonnenstrahlen abzuschwächen, die Objective der Fernröhre mit dünnen durchsichtigen
                              									Silberschichten zu belegen, ein Verfahren, welches an mehreren Sternwarten bereits
                              									eingeführt ist.Man s. darüber polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 330. Einer
                              									längeren Benutzung des Metallspiegels steht aber die Natur des Silbers entgegen,
                              									welches an der atmosphärischen Luft in Folge ihres Gehaltes an fremden Gasen nach
                              									nicht sehr langer Zeit seinen Glanz verliert.
                           Man hat daher mehrfach versucht, das Silber für die genannten Zwecke durch Gold zu
                              									ersetzen, aber die angegebenen Methoden haben sich bei näherer Prüfung als unsicher
                              									erwiesen.
                           Mit optischen Versuchen beschäftigt, habe ich vor einiger Zeit ein Verfahren
                              									gefunden, welches nie versagt und stets leicht und bequem ausgeführt werden kann.
                              									Man bereitet zur Herstellung einer glänzenden und fest haftenden Goldschicht auf
                              									Glas drei Lösungen, welche man längere Zeit aufbewahren kann und zum Gebrauche nur
                              									in bestimmten Verhältnissen zu mischen hat.
                           1) Eine Lösung von Goldchlorid in Wasser, welche in 120 Kubikcentimeter 1 Grm. Gold
                              									enthält. Man löst hierzu das Gold in möglichst wenig Königswasser, verdampft im
                              									Sandbade die überschüssige Säure und verdünnt dann bis auf 120 K. C. Es ist hierbei
                              									nicht nothwendig, das salzsäurehaltige Goldchlorid bis zur Bildung des Chlorürs zu
                              									erhitzen, weil ein ganz geringer Gehalt an Säure für die Bildung eines guten
                              									Spiegels nicht von Belang ist. Dagegen muß diese Goldlösung absolut frei von solchen
                              									Metallen seyn, welche durch die Reductionsflüssigkeit metallisch ausgeschieden
                              									werden, namentlich frei von Silber. Enthält das Goldchlorid Spuren von Chlorsilber,
                              									So wird das meiste Gold pulverförmig gefällt und der dünne mißfarbige Spiegel löst
                              									sich sehr bald vom Glase ab.
                           2) Eine Natronlauge vom specifischen Gewicht 1,06. Diese braucht nicht rein zu seyn;
                              									ich habe zu meinen Versuchen käufliche, mit gewöhnlichem Kalke caustisch gemachte
                              									Soda, welche Chlor und Schwefelsäure enthielt, mit demselben Erfolge wie chemisch
                              									reine Natronlauge benutzt.
                           3) Die Reductionsflüssigkeit. Man mischt 50 Gramme englischer Schwefelsäure mit 40
                              									Grm. Alkohol und 35 Grm. Wasser, destillirt nach Zusatz von 50 Grm. feinem
                              									Braunsteinpulver im Sandbade bei gelinder  Wärme und leitet die Dämpfe in eine mit 50 Grm. kalten
                              									Wassers gefüllte Flasche. Man destillirt so lange bis sich das Volumen des
                              									vorgeschlagenen Wassers verdoppelt hat. Die erhaltene Flüssigkeit, welche Aldehyd
                              									und etwas Essig- und Ameisenäther enthält, versetzt man mit 100 K. C. Alkohol
                              									und 10 Grm. mittelst Salpetersäure invertirten Rohrzuckers und ergänzt die Mischung
                              									durch Zusatz von destillirtem Wasser auf 500 K. C. Die Ueberführung des Zuckers
                              									geschieht in der Weise, daß man 10 Grm. gewöhnlichen Rohrzuckers in 70 K. C. Wasser
                              									löst, die Lösung mit 0,5 Grm. Salpetersäure vom spec. Gew. 1,34 versetzt und eine
                              									Viertelstunde lang kocht.
                           Diese Reductionsflüssigkeit, in gut verkorkten Flaschen aufbewahrt, läßt sich mehrere
                              									Monate hindurch mit gleichem Erfolge benutzen.
                           Um nun einen Plan- oder Hohlspiegel herzustellen, mischt man in einem
                              									passenden Glasgefäße einen Theil der Natronlauge mit dem vierfachen Volum der
                              									Goldlösung und fügt alsdann 1/35 bis höchstens 1/30 des Ganzen von der
                              									Reductionsflüssigkeit hinzu. Die Mischung färbt sich schnell grün von
                              									ausgeschiedenem Golde; man bringt sie sogleich mit der zu vergoldenden Glasfläche in
                              									Berührung, und zwar so, daß sich das Gold von unten nach oben ansetzen kann. Die
                              									Schnelligkeit der Vergoldung ist von der Temperatur abhängig. Bei einer mittleren
                              									Zimmerwärme von 15° R. beginnt der Spiegel sich nach 30 Minuten zu bilden,
                              									nach 1½ Stunden ist er mit prächtig grüner Farbe durchsichtig, und nach
                              									2½ bis 3 Stunden hat er eine solche Dicke erreicht, daß er nur eben mit tief
                              									dunkelgrünem Lichte durchscheinend ist. Bei 45 bis 50° R. geht derselbe
                              									Proceß schon nach 20 bis 15 Minuten vor sich, bei 60° noch schneller; eine
                              									höhere Temperatur anzuwenden, ist jedoch unzweckmäßig, weil das Gold alsdann weniger
                              									fest am Glase zu haften scheint. Innerhalb der angegebenen Grenzen ist die Güte der
                              									Spiegel in Bezug auf Glanz und Haltbarkeit dieselbe; allein es kann zuweilen
                              									vorkommen, daß in der Wärme die in der Flüssigkeit stets in geringer Menge
                              									enthaltene Luft in Bläschen aufsteigt und hierdurch feine Löcher im Spiegel
                              									verursacht, welche zwar nicht im reflectirten, wohl aber im durchgehenden Lichte
                              									sichtbar sind; aus diesem Grunde ist es, bei Anwendung von Wärme, zweckmäßig, die
                              									alkalische Goldlösung vor dem Zusatz der Reductionsflüssigkeit, bevor man sie mit
                              									dem zu vergoldenden Glase in Berührung bringt, bis nahe zum Sieden zu erhitzen. Der
                              									auf die eine oder andere Weise erhaltene Spiegel wird mit Wasser sorgfältig
                              									abgespült und, auf Fließpapier, mit der belegten Fläche nach unten schräg gegen eine
                              									Wand gestellt, bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft getrocknet; er zeigt alsdann
                              									stets eine vollkommene Politur.
                           
                           Die Vorbereitung und Reinigung der zu vergoldenden Gläser kann man in gleicher Weise
                              									wie bei der Versilberung bewerkstelligen, für welche G. Quincke in seinen optischen Experimental-UntersuchungenPoggendorff's Annalen Bd. CXXIX S. 44 bis 57. alle geeigneten Vorsichtsmaßregeln
                              									gegeben hat. In den meisten Fällen genügt schon ein einfaches Putzen mit Natronlauge
                              									und Alkohol; dahingegen muß man sich wohl hüten, eine Säure als Putzmittel
                              									anzuwenden; in diesem Falle löst sich die Goldschicht später leicht vom Glase
                              									los.