| Titel: | Ueber die Anfertigung von Stereotypplatten-Matrizen aus Papier. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XXIII., S. 65 | 
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                        XXIII.
                        Ueber die Anfertigung von
                           								Stereotypplatten-Matrizen aus Papier.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, Januar 1868, S.
                              									89.
                        Ueber die Anfertigung von Sterotypplatten-Matrizen aus
                           								Papier.
                        
                     
                        
                           Dieses Verfahren ist jetzt in allen größeren Zeitungsdruckereien zu New-York
                              									in Gebrauch. Nach dem Paper trade Review besteht es
                              									wesentlich in Folgendem: Der Stereotypist trocknet zunächst die Lettenform auf einer
                              									durch Dampf geheizten eisernen Tafel. Dann wird die Form theilweise auseinander
                              									genommen, und die Lettern mit einer Handbürste gerieben, um sie zu reinigen; hierauf
                              									wird die ganze Form mit einem oder mehreren Bogen von dünnem Banknotenpapier der
                              									feinsten Sorte, welches vorher, um den erforderlichen Grad von Geschmeidigkeit Zu
                              									erhalten, angefeuchtet worden ist, so bedeckt, daß diese Papierbogen ganz eben
                              									aufliegen. Nun drückt der Arbeiter das feuchte Papier mittelst einer aus kurzen,
                              									steifen Borsten angefertigten und mit einem langen Stiele versehenen Bürste in
                              									kurzen, gleichmäßigen Schlägen so auf die Lettern, daß es in die sämmtlichen
                              									Vertiefungen derselben hineingepreßt wird, wobei er jedoch mit der nöthigen Vorsicht
                              									verfährt, damit das Papier nicht zerreißt. Hierauf wird ein gleichfalls
                              									angefeuchteter Bogen von stärkerem Papier ordinärerer Sorte auf den ersten Bogen
                              									gelegt, in derselben Weise mittelst der Bürste auf die Lettern aufgeklopft, und dann
                              									mit einem anderen Papierbogen bedeckt, der mit einem aus Schlämmkreide und Stärkmehl
                              									bestehenden Präparate dünn überstrichen ist; auch dieser Papierbogen wird mittelst
                              									der Bürste auf die Lettern aufgeklopft und schließlich mit einem Rücken von starkem
                              									braunen Papier bedeckt. Die so vorbereitete Form wird auf eine zweite, gleichfalls
                              									mit Dampf geheizte eiserne Tafel gebracht, mit mehreren Filzlagen bedeckt und das
                              									Ganze in eine kräftige Schraubenpresse geschoben, in welcher es so lange eingespannt
                              									bleibt, bis die Papiermatrize vollständig trocken und hart geworden oder, wie der
                              									Arbeiter es bezeichnet, „gekocht“ ist. Das Anfertigen der
                              									Papiermatrize erfordert drei bis vier Minuten, das „Kochen“
                              									ungefähr eine zweimal so lange Zeit. Die Matrize wird nun von der Form losgeschält
                              									und dann zum Gusse vorbereitet, indem man sie mittelst eines Siebes mit fein
                              									gepulvertem Borax bestreut und dieses Salz mittelst einer weichen Bürste in alle
                              									Vertiefungen tüchtig einreibt.
                           Nachdem der überschüssige Borax entfernt worden, ist die Matrize (welche einer
                              									harten, dabei aber biegsamen Pappe gleicht) für den Gießkasten fertig. Derselbe
                              									besteht aus Eisen und ist, der Form des  Preßfundamentes entsprechend, gerade oder gebogen.
                              									Mittelst eiserner Griffe wird die Matrize darin in einer der Dicke der
                              									anzufertigenden Stereotypplatte angemessenen Entfernung (von ungefähr einem halben
                              									Zolle) festgehalten. Das Letternmetall wird in eine für diesen Zweck angebrachte
                              									Oeffnung des Gießkastens gegossen, fließt zwischen eine Fläche des letzteren und die
                              									Letternfläche der Matrize und füllt diese ohne sie zu verbrennen. Man läßt nun
                              									einige Minuten lang erkalten, nimmt die Matrize von der noch warmen Platte ab und
                              									präparirt die letztere für die Presse durch Ausputzen der zu stark ausgefallenen
                              									Linien, Wegnehmen aller überflüssigen Metalltheile, Beschneiden der Kanten und auf
                              									die sonst bei der Herstellung von Stereotypplatten übliche Weise. Hierzu werden
                              									durch Dampf getriebene Kreissägen, sowie Schneidapparate, die mit der Hand geführt
                              									werden, benutzt. Die ganze Operation beansprucht eine Zeit von fünfzehn bis zwanzig
                              									Minuten. Eine zweite Platte läßt sich mit der ursprünglichen Matrize binnen ungefähr
                              									zwei Minuten herstellen und geschickte Arbeiter sind im Stande, jede beliebige
                              									Anzahl von Abgüssen zu nehmen. Das Stereotyp, eine genaue Reproduction der Columnen
                              									des Letternsatzes in Form einer einzigen festen Platte, wird nun in der
                              									Druckerpresse anstatt der beweglichen Lettern benutzt.
                           Der Vortheil des mehrfachen Abgießens der Stereotypplatte ist einleuchtend. Zwei oder
                              									zehn Pressen, welche mit Platten desselben Letternsatzes arbeiten, vermögen
                              									innerhalb weniger Stunden eine Auflage von zwanzig- bis hunderttausend
                              									Exemplaren zu liefern.