| Titel: | Versuche über die Durchdringbarkeit des Gußeisens für die Verbrennungsgase; von H. Sainte-Claire Deville und Troost. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XLII., S. 137 | 
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                        XLII.
                        Versuche über die Durchdringbarkeit des Gußeisens
                           								für die Verbrennungsgase; von H.
                              									Sainte-Claire Deville und Troost.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXVI p. 83; Januar
                              									1868.
                        Deville, über Durchdringbarkeit des Gußeisens für
                           								Verbrennungsgase.
                        
                     
                        
                           General Morin beehrte uns mit dem Auftrage, eine genaue
                              									Analyse der um einen starkgeheizten gußeisernen Ofen circulirenden Luft auszuführen.
                              									Wir haben nun gefunden, daß diese Luft beträchtliche Mengen von Wasserstoff und Kohlenoxyd
                              									enthält. Diese Erscheinung ist aus der von uns nachgewiesenen Durchdringbarkeit des
                              									zu hoher Temperatur erhitzten Eisens für gasförmige Körper, sowie aus der von Graham entdeckten Eigenschaft dieses Metalles, Kohlenoxyd
                              									zurückzuhalten, vollkommen erklärlich. Ebenso beweist jene Erscheinung, daß die
                              									Luft, welche mit stark erhitzten Gußeisenflächen in Berührung gewesen ist, für den
                              									Athmungsproceß nachtheilig werden kann.
                           Der Zweck unserer Untersuchungen war, zu ermitteln, ob die Verbrennungsgase die
                              									Wandungen gußeiserner Oefen in Folge der Porosität ihres Materials zu durchdringen
                              									und sich in der Atmosphäre der durch diese Oefen geheizten Räume zu verbreiten
                              									vermögen.
                           Der von uns zu diesem Zwecke benutzte Apparat war im Wesentlichen ein uns von General
                              										Morin zur Verfügung gestellter gußeiserner Ofen, wie
                              									sie in den Wachtstuben gebräuchlich sind. Derselbe besteht in einem Cylinder,
                              									welcher durch zwei Oeffnungen mit der äußeren Atmosphäre in Verbindung steht; die
                              									eine seitlich angebrachte Oeffnung führt die Luft unter den Rost; die andere, am
                              									oberen Ende des Ofens befindliche Oeffnung mündet im Zugrohre und dient zum Aufgeben
                              									des aus Kohks, Steinkohle oder Holz bestehenden Brennmaterials, welches auf den über
                              									der seitlichen Oeffnung liegenden Rost fällt.
                           Der Ofen wurde nach und nach auf die verschiedenen, zwischen dunkler und heller
                              									Rothgluth liegenden Temperaturen erhitzt. Er ist  von einem gußeisernen Mantel
                              									umgeben, welcher in oben und unten am Ofen angebrachten Nuthen ruht und auf diese
                              									Weise um denselben eine Kammer bildet, welche mit der äußeren Luft nur durch die
                              									zwischen dem Mantel und dem inneren Cylinder in den Nuthen angebrachten
                              									Zwischenräume communicirt.
                           Zur Untersuchung der Gase, welche von dem eigentlichen Ofen aus in die ringförmige
                              									Kammer dringen können, wendeten wir folgende Anordnungen an. Die Gase werden aus
                              									dieser Kammer durch eine nach den Absorptionsapparaten angebrachte Gasuhr angesogen;
                              									in Usörmigen Röhren, welche Bimsstein enthalten, der mit
                              									Schwefelsäure oder Aetzkalilösung getränkt ist, werden sie zunächst von ihrem
                              									Gehalte an Wasser und Kohlensäure befreit und dann werden sie über rothglühendes
                              									Kupferoxyd geleitet, wodurch der vorhandene Wasserstoff und das Kohlenoxyd zu Wasser
                              									und Kohlensäure umgewandelt werden. Zur quantitativen Bestimmung dieser Substanzen
                              									läßt man sie in tarirte Röhren ziehen; die erste Reihe dieser Röhren enthält mit
                              									concentrirter Schwefelsäure getränkten Bimsstein, die zweite Aetzkali oder Aetzbaryt
                              									in Lösung oder in Stücken. Dann gelangen die Gase durch die Uhr in die
                              									Atmosphäre.
                           Die erhaltenen Resultate sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 188, S. 137
                              Nummer des Versuches; Dauer des
                                 										Versuches; Volum der aspirirten Luft; Liter; Mittlere Temperatur der Luft in der
                                 										Gasuhr; Mittlerer Druck der Atmosphäre; Millim; Mittlere Volum der per Minute
                                 										aspirirten Gase; Menge des vom Kupferoxyd gebildeten Wassers; Milligr; Menge des
                                 										in 1000 Liter Luft enthaltenen Wasserstoffes; Menge der vom Kupferoxyd
                                 										gebildeten Kohlensäure; Menge des aus der Kohlensäure berechneten Kohlenoxyds in
                                 										1000 Liter Luft; Gesammtvolum der beiden Gase in 1000 Liter Luft
                              
                           Aus den Zahlen in dieser Tabelle ergibt sich, daß die Verbrennungsgase die Wandungen
                              									eines bis zum Dunkelroth- oder zum Hellrothglühen geheizten Ofens
                              									durchdringen.
                           
                           Diese Ergebnisse lassen sich aus der von uns beobachteten Porosität des Eisens, welche namentlich beim Roh- und Gußeisen sehr
                              									bedeutend ist, ohne Schwierigkeit erklären.Bis jetzt ist es uns noch nicht gelungen, gußeiserne Röhren zu finden, welche
                                    											einen luftleeren Raum zu halten im Stande sind.
                           Durch Graham's Versuche ist übrigens seit unseren
                              									Versuchen vom Jahre 1863 nachgewiesen worden, daß rothglühendes Stabeisen das 4,15
                              									fache seines Volums an Kohlenoxyd aufnimmt, wenn es in eine aus diesem Gase
                              									bestehende Atmosphäre gebracht wird.
                           Das in unserem Ofen von der inneren Oberfläche der Gußeisenwand absorbirte Kohlenoxyd
                              									diffundirt in die äußere Atmosphäre; daher rührt das öfters bis zu wirklichem
                              									Uebelbefinden sich steigernde Mißbehagen, welches man beim Aufenthalte in Räumen
                              									empfindet, die entweder mittelst gußeiserner Oefen oder durch Luft, welche durch
                              									Berührung mit rothglühenden Eisenplatten erwärmt worden, geheizt sind.