| Titel: | Ueber einige Untersuchungen, welche in der letzten Zeit bezüglich der Dialyse durch inducirte Ströme und hinsichtlich des elektrischen Kohlenlichtes in Paris ausgeführt worden sind. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. LXI., S. 219 | 
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                        LXI.
                        Ueber einige Untersuchungen, welche in der
                           								letzten Zeit bezüglich der Dialyse durch inducirte Ströme und hinsichtlich des
                           								elektrischen Kohlenlichtes in Paris ausgeführt worden sind.
                        Untersuchungen bezüglich der Dialyse durch inducirte Strome
                           								etc.
                        
                     
                        
                           Im Auftrage des kaiserl. französischen Ministers des öffentlichen Unterrichtes wurde
                              									in der Sorbonne ein Laboratorium für physikalische Untersuchungen eingerichtet, wo
                              									nunmehr auch eine magneto-elektrische Maschine der Gesellschaft l'Alliance aufgestellt und zu weiteren Untersuchungen
                              									zur Verfügung gestellt worden ist. Die Einrichtung dieser von Nollet's Patent herrührenden Apparate ist bereits in diesem Journale (Bd.
                              										CLXVII S 104, Jahrgang 1863) näher beschrieben
                              									worden, und besteht bekanntlich im Allgemeinen aus 8 Inductoren, von denen die
                              									Spirale eines jeden aus einem 160 Meter langen Kupferdraht von 1 Millimet. Dicke
                              									(bei der neuen Maschine) gebildet ist, und wobei 8 zusammengesetzte Hufeisenmagnete
                              									zur Erregung der inducirten Ströme verwendet sind. Bei jeder Rotation werden daher
                              									16 Inductionsströme von entgegengesetztem Zeichen unmittelbar auf einander folgen,
                              									und es hängt also lediglich von der Rotationsgeschwindigkeit der Hauptwelle ab, ob
                              									jene Ströme als fast continuirliche erscheinen, oder in der Discontinuität zur
                              									Wirksamkeit kommen, in welcher sie eigentlich hervorgerufen werden. Die in Rede
                              									stehende Maschine wird durch ein Wasserrad als Motor in Thätigkeit erhalten, und man
                              									kann hierbei nach Belieben die Rotationsgeschwindigkeit zwischen 250 und 800
                              									Umdrehungen varüren lassen; gewöhnlich wird sie in einem Zustande erhalten, bei
                              									welchem ihre Hauptwelle 500 Umdrehungen in der Minute vollführt.
                           Für manche Wirkungen erscheint es (jedoch nur im
                                 										Allgemeinen) als gleichgültig, ob die bei jeder Umdrehung entstehenden 16
                              									Ströme alle gleich gerichtet sind, oder ob die unmittelbar je zwei auf einander
                              									folgenden entgegengesetzte Richtung haben; unter Anderem ist jenes der Fall, wenn
                              									man mittelst des Apparates das Kohlenlicht erzeugen und bloß von diesem für
                              									praktische Beleuchtungszwecke Anwendung machen will. Manche Wirkungen aber, wie ein
                              									großer Theil der 
                              									elektrischen, erfordern, daß entweder die sämmtlichen Ströme unter Anwendung eines
                              									Commutators gleichgerichtet werden oder daß unter den sämmtlichen nur eine Gruppe
                              									aus 8 Strömen bei jeder Umdrehung zur Thätigkeit komme, welche schon an und für sich
                              									nach einem Sinne die Leitung circuliren.
                           Interessant in dieser Beziehung sind nun die Bemerkungen, welche E. Bouchette in seiner Mittheilung an die französische
                              									Akademie (Comptes rendus, t. LXV p. 759, Nov. 1867)
                              									niedergelegt hat, und die sich auf die einleitenden Versuche zu den Untersuchungen
                              										„über die Dialyse durch inducirte Ströme“ beziehen; aus
                              									jener Mittheilung soll nun Einiges hervorgehoben werden. Zunächst war es dem
                              									Experimentator darum zu thun, sich über die elektromotorische Kraft jener
                              									Stromquelle einigen Aufschluß zu verschaffen. Ohne das hierbei eingeschlagene
                              									Verfahren näher zu beschreiben — indem er sich das Weitere hierüber für eine
                              									nächste Mittheilung vorbehält — bemerkt Bouchette,
                              									daß er zu dem Ende die Maschine mit einem Commutator versah, um den sämmtlichen
                              									Strömen einerlei Richtung zu geben, und außerdem in die Kette „eine
                                 										Batterie von 36 Elementen mit Kupfervitriol“ (vermuthlich eine Daniell'sche Batterie aus 36 Elementen) einschaltete,
                              									deren Strom nach Belieben entweder jenem des Inductionsapparates gleich- oder
                              									entgegengerichtet werden konnte. Durch annähernde Versuche stellte sich unter
                              									Benutzung einer Sinusboussole nun heraus, daß die elektromotorische Kraft des Nollet'schen Apparates das Vierfache von jener der
                              									Batterie sey, also so groß als jene einer Batterie der genannten Art von 144
                              									Elementen. — Wurde der Commutator hinweggelassen, so konnte man an dem
                              									hierbei angewendeten magnetischen Rheometer eine bestimmte und wahrnehmbare
                              									Ablenkung während der Thätigkeit der Maschine nicht erhalten. Man weiß, daß wenn die
                              									alternirenden und beständig wechselnden Ströme durch ein gewöhnliches Voltameter
                              									gehen, die Elektroden des letzteren sich mit einer Mischung aus Sauerstoff und
                              									Wasserstoff bekleiden, ebenso ist es unmöglich, in einem Voltameter mit einer Lösung
                              									aus schwefelsaurem Kupferoxyd eine bestimmte Elektrolysen zu erzielen. Hingegen kann
                              									man bekanntlich durch verschiedene Verfahrungsweisen die Anordnung treffen, daß eine
                              									Reihe der inducirten Ströme keine Wirkung hervorbringe oder ausgeschieden werde,
                              									während dann nur die gleichgerichteten zur Wirksamkeit kommen. Das von Bouchette hierfür angewendete Verfahren bestand darin,
                              									daß in die Kette ein Voltameter mit gesäuertem Wasser eingeschaltet wurde, dessen
                              									Elektroden aus hinreichend feinem Platindrahte mehr oder weniger in die Flüssigkeit
                              									eingetaucht werden konnten. Wurde die eine der Elektroden ganz in die Flüssigkeit
                              									getaucht,  während die
                              									andere bloß die Oberfläche der letzteren berührte, so kam die Spitze dieser
                              									Glektrode zum Glühen; als letztere etwa 7 bis 8 Millimeter tief in das gesäuerte
                              									Wasser gebracht wurde, bildete sich um dieselbe eine leuchtende Hülle. Von diesem
                              									Momente an erhielt man eine Reihe von vollkommen polarisirenden Strömen. Die
                              									Galvanometernadel zeigte eine starke Ablenkung nach einem Sinne, aus welchem zu
                              									erkennen war, daß die leuchtende Elektrode die positive war. Wurde ein Voltameter
                              									mit einer Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd noch außerdem in die Kette gebracht,
                              									so zeigte sich, daß jene Elektrode (?) derselben, welche mit der leuchtenden des
                              									ersten in Contact gebracht wurde, sich auflöste, während an der anderen metallisches
                              									Kupfer sich ablagerte. Diese Reihe von Strömen des Inductionsapparates, wobei also
                              									jene von entgegengesetztem Zeichen herausgenommen worden war, konnte noch durch 36
                              									Elemente mit schwefelsaurem Kupferoxyd (vermuthlich durch eine aus 36 Daniell'schen Elementen gebildete Kette) welche man
                              									denselben entgegensetzte, gehen. Das Experiment zeigte, daß es gleichgültig war,
                              									welche der beiden Elektroden dabei als die entscheidende benutzt wurde, was also
                              									zeige, daß man nach Belieben jede der beiden Stromgruppen zu modificiren im Stande
                              									sey. Sobald aber die leuchtende Elektrode noch tiefer eingetaucht wurde, so kamen
                              									wieder ähnliche Wirkungen zum Vorschein, wie vorher ohne Voltameter und unter
                              									gleichzeitigem Auftreten der beiden Stromgruppen.
                           Eine interessante Reihe von Versuchen, welche den Zweck hatten, zu entscheiden, ob
                              									man in dem Lichtbogen des Kohlenlichtes, welches der magneto-elektrische
                              									Apparat unter den oben genannten Umständen — ohne Anwendung eines Commutators
                              									— zu erzeugen fähig ist, die Discontinuität der Stromeswirkungen zu erkennen
                              									im Stande sey oder nicht, wurde von I. Jamin und Gust.
                              										Roger ausgeführt. Zu dem Ende wurde (Comptes rendus, t. LXVI p. 37, Januar 1868) an der Welle
                              									und rechtwinkelig zu derselben ein Silberspiegel angebracht, gegen welchen die
                              									Lichtstrahlen von der Foucault'schen elektrischen Lampe
                              									— mit welcher der Apparat versehen ist — geworfen wurden.
                              										„Die durch ein Linsensystem concentrirten Lichtstrahlen wurden vom
                                 										Spiegel reflectirt, und hierdurch ein objectives Bild der Kohlenelektroden auf
                                 										einem Schirme erzeugt. Dieses Bild beschreibt in der gleichen Zeit wie die
                                 										Maschine einen leuchtenden Kreis, dessen Licht wegen der großen
                                 										Drehungsgeschwindigkeit des Apparates persistent erscheint“. Wird der
                              									Spiegel fix gemacht, so sieht man die beiden Kohlenelektroden übereinander und durch
                              									den Lichtbogen von einander getrennt; sobald er aber wieder in Drehung versetzt wird
                              										„beschreiben die beiden Kohlenspitzen zwei durch einen horizontalen
                                 											 Durchmesser von
                                 										einander getrennte excentrische Kreise, und man sieht bloß oben und unten das
                                 										violette Licht des Kohlenlichtbogens.″ Es zeigten sich also im Bilde
                                 										keine Unterbrechungsstellen, das Bild erschien vielmehr continuirlich; nur war
                                 										eine geringe Zunahme der Beleuchtung und des violetten Lichtes des Bogens bei
                                 										den ersten 16 Lagen zu bemerken, während bei den letzten 16 die Kohlen etwas
                                 										weniger stark leuchteten und der Lichtbogen nicht vorhanden war. Das Bild der
                                 										oberen Elektrode war immer lebhafter als jenes der unteren, die Zunahme der
                                 										Lichtintensität erschien jedoch bald oben, bald unten. Als besonders
                                 										beachtenswerth aber sey hervorzuheben, daß das Bild des Lichtbogens sehr schwach
                                 										im Verhältnisse zu dem war, das von den Kohlen direct ausging; es ist also
                                 										insbesondere die bedeutend hohe Glühhitze der Kohlentheilchen selbst, denen der
                                 										Lichtbogen eine starke Intensität verdankt. Zum Schlüsse bemerkt noch unsere
                                 										Quelle Folgendes: „ Außerdem geht hieraus (aus den angestellten
                                    											Versuchen nämlich) hervor, daß das Licht — des
                                    											magneto-elektrischen Apparates — weniger reich an chemischen
                                    											Strahlen sey, wie jenes, welches an derselben elektrischen Lampe vom Strome
                                    											einer Volta'schen Batterie erzeugt wird. Es ist
                                    											also in der That bemerkenswerth, daß die magneto-elektrische Maschine
                                    											zur Beleuchtung von Küsten geeigneter ist, als eine Volta'sche Batterie.“ Diese Eigenthümlichkeit des
                                 										sogen, magneto-elektrischen Kohlenlichtes ist zwar schon früher
                                 										vermuthungsweise ausgesprochen worden; ihre Begründung ist jedoch noch nicht
                                 										sicher, da durch die Versuche nicht nachgewiesen worden ist, welchen Antheil die
                                 										an gedachten Bildern beobachteten Erscheinungen bezüglich der Farbe des
                                 										Lichtbogens der Silberspiegel und überhaupt der Beleuchtungsapparat selbst
                                 										hat.
                           Zum Schlüsse mögen noch die von F. P. Le Roux bei seinen
                              									Untersuchungen über das elektrische Licht gefundenen Thatsachen nach der uns
                              									vorliegenden Quelle (Comptes rendus, t. LXVI p. 42,
                              									Januar 1868) kurz erwähnt werden. Der Verfasser bemerkt, daß nach einer früher von
                              									ihm gemachten Mittheilung der Volta'sche Lichtbogen
                              									während einer ziemlich kurzen Zeit sich selbstständig unterhalten konne, da es
                              									scheine, daß die Verbreitung des Lichtstromes von der Temperatur des interpolaren
                              									Raumes abhängig sey. Es sey daher möglich, hierauf ein Verfahren zu gründen, um das
                              									elektrische Licht einer einzigen Stromquelle zu theilen, d. h. mehrere
                              									Kohlenlichtregulatoren durch denselben Rheomotor in Thätigkeit zu unterhalten.
                              									Mittelst eines Vertheilungsrades (es ist wohl hier eine selbstthätige Wippe gemeint)
                              									könne man z. B. den Strom einer Volta'schen Batterie
                              									abwechselungsweise zu zweien Regulatoren führen, so daß derselbe an jedem durch eine
                              									gewisse  Anzahl von
                              									Bruchtheilen einer Secunde, etwa 50/100″ wirke, und man würde dann zwei
                              									Flammen von genau gleicher Stärke erhalten. Zu diesem Zwecke seyen jedoch sehr
                              									kleine Kohlenstäbe, solche mit quadratischem Querschnitte von nicht mehr als 4
                              									Millimeter Seite nöthig; die gegenwärtig zur Benutzung kommende Gaskohle sey ihrer
                              									Heterogenität halber für solche Anordnungen nicht geeignet, und es sey daher sehr
                              									wünschenswerth, daß die Anfertigung geeigneter Kohlenelektroden, von denen
                              									bekanntlich die Beschaffenheit des Lichtes wesentlich abhänge, zu einem eigenen
                              									industriellen Zweige sich emporzuschwingen vermöge. — Für den gedachten
                              									Zweck, um den Strom auf mehrere Apparate zu vertheilen, dürften die
                              									magneto-elektrischen Apparate besonders vortheilhaft seyn. — Aus
                              									seinen weiteren Bemerkungen geht hervor, daß der Verfasser eine Reihe von Versuchen
                              									angestellt hat, um die wechselnde Stärke des Kohlenlichtbogens zu beseitigen. Mit
                              									Vortheil könne hierfür ein Sauerstoffstrom verwendet werden. Läßt man nämlich einen
                              									sehr schwachen Strahl von Sauerstoffgas transversal gegen Kohlen und zwar gegen die
                              									Mitte des. interpolaren Raumes gelangen, so nutzen sich die Kohlen auf jener Seite,
                              									von welcher der Gasstrahl kommt, schnell ab, und spitzen sich dabei excentrisch zu;
                              									der Lichtbogen ist dann nicht mehr von der Ungleichartigkeit etc. der Kohlen
                              									beeinflußt, und kann überhaupt leichter nach jenem Raume hin (unter Anwendung eines
                              									Gasometers) geleitet werden, der durch das Kohlenlicht beleuchtet werden soll. Bei
                              									der unveränderlichen Lage und Stärke, welche der Lichtbogen unter dem Einflüsse
                              									eines sehr schwachen Sauerstoffstrahles annimmt, könne derselbe auch seinen höchsten
                              									Glühgrad und somit auch seine größte Beleuchtungsstärke erlangen.