| Titel: | Ueber eine Vereinfachung des Wernicke'schen Verfahrens der Vergoldung des Glases; von Prof. Böttger. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. LXXVIII., S. 288 | 
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                        LXXVIII.
                        Ueber eine Vereinfachung des Wernicke'schen Verfahrens der
                           								Vergoldung des Glases; von Prof. Böttger.
                        Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1868, Nr.
                              								9.
                        Böttger, über Vergoldung des Glases.
                        
                     
                        
                           Das von Hrn. W. Wernicke in Poggendorff's Annalen der Physik veröffentlichte neue Verfahren der
                              									Vergoldung des GlasesMitgetheilt S. 51 in diesem Bande des polytechn.
                                    											Journals (erstes Aprilheft 1868). gibt bei genauer Befolgung der
                              									von dem Erfinder vorgeschriebenen Manipulatione  die allerbefriedigendsten
                              									Resulate, nur dürfte dasselbe für in chemischen Arbeiten weniger Geübte, deßgleichen
                              									für Physiker, z. B. zur Anfertigung von Sonnengläsern oder von Gläsern zu
                              									anderweiten optischen oder industriellen Verwendungen immerhin noch etwas zu
                              									complicirt seyn, da insbesondere die Anfertigung der dabei benöthigten
                              									Reductionsflüssigkeit etwas umständlich und nicht Jedermanns Sache seyn dürfte. Ich
                              									habe mich daher bemüht, dieses interessante Verfahren so zu vereinfachen, daß
                              									dasselbe von Jedermann jetzt leicht wird in Ausführung zu bringen seyn, da
                              									sämmtliche dazu erforderliche Ingredienzen als Handelsartikel zu beziehen sind. Nach
                              									mehrfach angestellten Versuchen ist mir diese Vereinfachung auf's Vollständigste
                              									gelungen. Das von mir befolgte Verfahren unterscheidet sich auch noch darin
                              									wesentlich von dem des Erfinders, daß man die Vergoldung des Glases bei gewöhnlicher
                              									mittlerer Temperatur innerhalb weniger Minuten, nämlich
                              									nach erfolgtem Mischen der betreffenden Flüssigkeiten schon innerhalb circa 5 Minuten im schönsten
                              									Glanze eintreten sieht.
                           Die Concentration der Goldsolution habe ich unverändert, wie sie Wernicke angibt, beibehalten, nämlich 1 Grm. Feingold
                              									durch Auflösen in Königswasser in möglichst säurefreies
                              									Goldchlorid verwandelt und dieses sodann in 120 Kubikcentimeter destillirten Wassers
                              									gelöst. Die Aetznatronflüssigkeit stelle ich dar, indem ich 6 Grm. Aetznatron
                              									(Natronhydrat) in 100 Kubikcent. Wasser löse; und endlich die Reductionsflüssigkeit
                              									gewinne ich durch Auflösen von 2 Grm. gewöhnlichem Stärkezucker in 24 Kubikcent.
                              									destillirten Wassers, 24 Kubikcent. 80 procentigem Alkohol und 24 Kubikcent.
                              									käuflichen Aldehyds von 0,870 spec. Gewicht. Gut ist es, diese Reductionsflüssigkeit
                              									nur für einen Tag in Vorrath zu halten, da sie bei
                              									längerem Aufbewahren in ihrer Wirksamkeit einbüßt.
                           Will man nun ein doppelwandiges oder irgend ein anderes gewöhnliches Hohlglas, eine
                              									Glaskugel, ein Cylinderglas und dergleichen mit einer spiegelglänzenden Goldschicht
                              									bekleiden, so braucht man den inneren Raum dieser Gläser nur etwa bis zur Hälfte mit
                              									der zur Vergoldung dienenden Gesammtflüssigkeit anzufüllen, und dann die
                              									betreffenden Gläser während 5 Minuten anhaltend so zu bewegen, daß die Flüssigkeit
                              									die Innenwände derselben genau bespült. Zu dem Ende schüttet man von der
                              									Goldsolution 4 Raumtheile in ein besonderes Mischglas, setzt derselben 1 Raumtheil Aetznatronlösung und hierauf 1/16 Raumtheil von der Reductionsflüssigkeit zu, schüttet behende das ganze
                              									Flüssigkeitsquantum in das zu vergoldende wohlgereinigte Hohlglas und sorgt dafür,
                              									daß durch Hin- und Herbewegen des Glases die Flüssigkeit alle  Wandungen gehörig benetzt. Hat
                              									man es mit einem Planglase zu thun, welches auf der einen
                              									Seite mit einer spiegelnden Goldschicht versehen werden soll, so braucht dasselbe
                              									nur waagrecht auf das Niveau der eben erwähnten Gesammtflüssigkeit gelegt und nicht
                              									tiefer als bis zur jedesmaligen Wanddicke des Glases, circa 5 Minuten lang eingetaucht zu werden.
                           Das hier mitgetheilte Verfahren ist nicht nur ein außerordentlich schnell zum Ziele
                              									führendes, sondern, bezüglich des Aufwandes an Gold, auch in sofern ein sehr
                              									ökonomisches zu nennen, als nur eine verhältnißmäßig geringe Menge metallischen
                              									Goldes als spiegelnder Beleg auf dem Glase sich fest absetzt, dagegen der größte
                              									Theil in Gestalt lockerer Flocken nach dem Vergoldungsprocesse in der Flüssigkeit
                              									suspendirt bleibt und dann nur abfiltrirt, ausgesüßt, getrocknet und schwach geglüht
                              									zu werden braucht, um als Feingold wieder zur Verwendung für Goldchlorid zu dienen.
                              									Beabsichtigt man für gewisse Fälle eine ungewöhnlich starke Vergoldung des Glases,
                              									so läßt sich das hier beschriebene Verfahren mit einem und demselben vergoldeten
                              									Gegenstande so oft in unmittelbarer Aufeinanderfolge wiederholen, als man
                              									wünscht.