| Titel: | Das Steinkohlengas als Quelle der Verunreinigung von Substanzen, welche auf einen Ammoniakgehalt geprüft werden sollen. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. LXXXI., S. 323 | 
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                        LXXXI.
                        Das Steinkohlengas als Quelle der Verunreinigung
                           								von Substanzen, welche auf einen Ammoniakgehalt geprüft werden sollen.
                        Aus der Chemical News, vol. XVII p. 161; April
                              									1868.
                        Ueber den Ammoniakgehalt des Steinkohlengases.
                        
                     
                        
                           In einer am Schlusse vorigen Jahres in den Amsterdamer „Scheikundige Bijdragen uit het Laboratorium van het
                                    											Athenaeum Illustre“ erschienenen Mittheilung macht Dr. Gunning darauf
                              									aufmerksam, daß Steinkohlengas selbst nach sorgfältiger Reinigung keineswegs ganz
                              									frei von Ammoniak ist. Dieser Chemiker sah sich veranlaßt,  einige experimentelle
                              									Untersuchungen über diesen Gegenstand anzustellen, welche zu dem Ergebnisse führten,
                              									daß das im vorigen Sommer in Amsterdam gebrannte Gas 0,00075 Grm. Ammoniak oder
                              									ammoniakalische Substanz in 1 Liter, somit etwas über 1 Kubikfuß in 1000 Kubikfuß
                              									Leuchtgas enthielt.
                           Gunning macht ferner auf die Thatsache aufmerksam, daß das
                              									Wasser der Gasuhren, welches höchstens in Folge eines Unfalles erneuert zu werden
                              									pflegt, sich mit Ammoniak ziemlich vollständig sättigen muß. Als einer der Gasmesser
                              									oder Gasuhren des Amsterdamer Laboratoriums entleert ward, fand sich, daß die Menge
                              									des in demselben enthaltenen Wassers 219 Liter betrug. 10 Kubikcentimer von diesem
                              									Wasser gaben 192 Milligrm. Ammoniak oder Nasen ähnlicher Natur; demnach enthielten
                              									diese 219 Liter Wasser 4,2 Kilogr. von diesen Basen, und doch war der Gasmesser nur
                              									2 Jahre im Gebrauche gewesen. Da das Steinkohlengas stets auch Schwefelverbindungen
                              									enthält, so entsteht schwefelsaures Ammoniak, welches durch die intensive Hitze der
                              									Flamme zu zweifach-schwefelsaurem Ammoniak umgewandelt wird und dann die
                              									Glascylinder der Argandbrenner angreift.
                           Gunning hat sich durch besondere zu diesem Zwecke
                              									angestellte Versuche überzeugt, daß eine Verbrennung des Ammoniaks selbst in Bunsen'schen Brennern nicht stattfindet. Er hebt die von
                              									ihm gemachte Beobachtung hervor, daß chemisch reines, destillirtes Wasser, nachdem
                              									es in einer Platinschale nicht ganz eine Stunde über einem Bunsen'schen Brenner gestanden, eine nachweisbare Menge von Ammoniak
                              									— in Form von Schwefelsäuresalz — aufgenommen hatte. In Amsterdam
                              									existiren zwei Gasgesellschaften, die sich einander starke Concurrenz machen;
                              									dieselbe bedingt eine sorgfältige Ueberwachung der Fabrication, um möglichst reines
                              									Gas liefern zu können. Zu dem angegebenen Versuche war das Gas direct aus der
                              									Hauptleitung der Straße genommen worden.