| Titel: | Ueber ein neues Pachytrop; von Anthon Waszmuth Assistent für Physik am Polytechnicum in Prag. | 
| Autor: | Anthon Waszmuth | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XCVI., S. 401 | 
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                        XCVI.
                        Ueber ein neues Pachytrop; von Anthon Waszmuth Assistent für Physik
                           								am Polytechnicum in Prag.
                        Waszmuth, über ein neues Pachytrop.
                        
                     
                        
                           Man kommt häufig, besonders beim Unterrichte bei Erörterung des Ohm'schen Gesetzes in die Lage, mehrere Elemente auf verschiedene Weise
                              									untereinander verbinden zu müssen, wozu man, um dieß schneller ausführen zu können,
                              									eigene Instrumente, Pachytrope genannt, construirte. Ohne nun in eine Aufzählung des
                              									bis jetzt in dieser Richtung Gelieferten einzugehen, will ich nur kurz die jetzt am
                              									häufigsten gebrauchten Pachytrope besprechen, um daran die Beschreibung des von mir
                              									gegebenen anzufügen.Die Pachytrope, welche sich aus Quecksilbernäpfen und Drahtbügeln herstellen
                                    											lassen und die man schon in verschiedenen Formen ausgeführt hat (ein solches
                                    											Pachytrop beschreibt z. B. Auch Carl in seinem
                                    											Repertorium Bd. II S. 27), habe ich übergangen,
                                    											weil man die Anwendung von Quecksilbernäpfen überhaupt gern zu vermeiden
                                    											pflegt.
                           Eines der einfachsten von diesen Instrumenten ist das von Stöhrer in Dresden seinen Batterien beigegebene Pachytrop, welches aus
                              									mehreren Kupferstreifen besteht, die durch Einklemmen an die Polenden die
                              									verschiedenen Combinationen geben. Etwas schneller kann man diese bei der
                              									Einrichtung von Bothe erhalten (Poggendorff's Annalen Bd. CIX), wo
                              									Metallfedern auf Knöpfen schleifen, die mit den Poldrähten verbunden sind. Um eine
                              									sichere Verbindung herzustellen, hat ferner Siemens ein
                              									Pachytrop construirt, bei welchem ähnlich wie bei den  von ihm verfertigten
                              									Umschaltern die sogenannte Stöpselschaltung in Anwendung kommt. Man muß indeß allen
                              									den bis jetzt genannten Apparaten den Vorwurf machen, daß sie zu viel Zeit zur
                              									Aenderung einer Combination beanspruchen, was wohl am schnellsten bei dem
                              									sogenannten Walzen-Pachytrop geschieht. Dasselbe besteht aus einer hohlen
                              									hölzernen Walze, in deren Innerem verschiedene Metallbügel angebracht sind, deren
                              									Enden bis an die äußere Mantelfläche des Cylinders gehen, wo auf ihnen Metallfedern,
                              									die mit den Polen einer Batterie verbunden sind, schleifen. Man erhält so durch
                              									bloßes Drehen der Walze die verschiedenen Combinationen, hat aber leider bei einer
                              									derartigen Ausführung zu fürchten, daß die Verbindung irgendwo unterbrochen ist, da
                              									bei der geringsten Verschiebung der Federn die Berührung derselben mit den kleinen
                              									Querschnitten der Drähte unsicher wird.Carl wendet bei seinem Pachytrop (Repertorium der
                                    											physikalischen Technik, Bd. II S. 243) statt der
                                    											Walze ein Prisma an, auf dessen Fläche Metallstifte angebracht sind, die
                                    											gegen die Polklemmen gedrückt werden. Da bei einer Aenderung der Combination
                                    											das Prisma um seine Achse gedreht und zugleich gegen die Klemmen hin
                                    											geschoben werden muß, so kann diese Operation nicht so schnell wie beim
                                    											Walzen-Pachytrop ausgeführt werden; in wie weit dabei ein sicherer
                                    											Contact herrscht, konnte ich aus der Zeichnung und Beschreibung nicht
                                    											erkennen.
                           Ich habe mir daher die Aufgabe gestellt, ein Walzenpachytrop zu construiren, welches
                              									neben dem Vortheil einer schnellen Aenderung der Combination auch den einer
                              									sicheren, leicht herzustellenden Verbindung von natürlich sehr geringem Widerstände
                              									in sich vereinigt.
                           Diesen Gedanken suchte ich für sechs Elemente folgendermaßen zu realisiren:
                           Auf der Mantelfläche eines massiven hölzernen Cylinders sind parallel zu seiner Achse
                              									vier Combinationen von Kupferblechstreifen angebracht, Fig. 6 (axonometrisch
                              									gezeichnet) und Fig.
                                 										7. Auf ihnen schleifen federnde Kupferblechstücke, welche an messingenen
                              									Säulen angeschraubt sind. Die auf der einen Seite stehenden sechs Säulen sind mit
                              									den sechs positiven Polen der Batterie, diejenigen auf der anderen Seite mit den
                              									sechs negativen verbunden, so daß die Kupferblechstreifen die Stelle von Polenden
                              									einnehmen. Um daher die verschiedenen Combinationen zu erhalten, wird man auf der
                              									Mantelfläche des Cylinders die Kupferblechstreifen gerade so verbinden, wie die
                              									Polenden der Elemente nacheinander verbunden werden sollen.
                           Man erhält so (Fig.
                                 										7) vier verschiedene Combinationen, von denen die erste ein sechsplattiges
                              									Element, die zweite zwei dreiplattige Elemente, die dritte drei zweiplattige und die
                              									vierte sechs einfache Elemente gibt.  Die mit A und A′ bezeichneten Stücke sind umgebogen (Fig. 6 und 8) und stehen
                              									in Verbindung mit der Achse. Dieselbe besteht aus zwei von einander isolirten
                              									Stücken und es schleift an ihr an jedem Ende eine Feder B und B′. Diese tragen zwei Klemmen, in
                              									welche der Schließungsleiter eingeschaltet wird.
                           Man sieht nun leicht, wie durch bloßes Drehen jede Combination erzielt wird; so sind
                              									z. B. in der gezeichneten Figur sechs einfache Elemente eingeschaltet. Ebenso kann
                              									man erkennen, wie die Verbindung durch Anwendung von größeren Kupferblechstreifen
                              									statt einfacher Drähte viel verläßlicher wird und außerdem den Vortheil bietet, eine
                              									Unterbrechung der Leitung leicht erkennen zu lassen.
                           Schließlich will ich noch auf den weiteren Vorzug hinweisen, daß ein solches
                              									Walzenpachytrop ebenso einfach und bequem für eine beliebige Anzahl von Elementen
                              									nach den oben angedeuteten Grundsätzen ausgeführt werden kann.
                           Prag, im April 1868.