| Titel: | Verfahren zur Bestimmung der Weinsäure und der Aepfelsäure mittelst Eisen, Aluminium, Mangan etc.; von Juette. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. CI., S. 413 | 
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                        CI.
                        Verfahren zur Bestimmung der Weinsäure und der
                           								Aepfelsäure mittelst Eisen, Aluminium, Mangan etc.; von Juette.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXVI p. 417; März
                              									1868.
                        Juette, Verf. zur Bestimmung der Weinsäure und der
                           								Aepfelsäure.
                        
                     
                        
                           Unter allen Säuren sind die Weinsäure und die Aepfelsäure die einzigen, welche die
                              									Eigenschaft besitzen, Eisen, Aluminium, Mangan etc. in alkalischen Flüssigkeiten in
                              									Lösung zu erhalten.
                           
                           Eisenoxyd, in einer sauren Flüssigkeit gelöst, welche
                              									keine Weinsäure oder Aepfelsäure enthält, wird beim Neutralisiren der Flüssigkeit
                              									mit Ammoniak sogleich niedergeschlagen. Ist dagegen gleichzeitig mit dem Eisen auch
                              									Weinsäure in einem bestimmten Verhältnisse oder auch in Ueberschuß vorhanden, so
                              									erhält man durch Sättigen mit Ammoniak eine ammoniakalische
                              									Weinsäure-Eisenverbindung von schön rother Farbe, welche in der alkalischen
                              									oder sauren Flüssigkeit gelöst bleibt, sofern dieselbe kein Oxyd der alkalischen
                              									Erdmetalle enthält.
                           Die nähere Beschäftigung mit dieser Erscheinung führte mich zu einem Verfahren zur
                              									Bestimmung der Weinsäure und Aepfelsäure mittelst einer titrirten Eisenlösung.
                           Zu diesem Zwecke löst man eine bestimmte Gewichtsmenge von metallischem Eisen in
                              									Salpetersäure auf und verdünnt mit so viel Wasser, daß man eine titrirte Flüssigkeit
                              									mit einem Gehalte von 0,001 oder 0,002 Eisen erhält. Versetzt man die mit 100
                              									Milligrm. Eisen dargestellte Lösung mit 45,5 Milligrm. oder einer beliebig größeren
                              									Menge Weinsäure, und dann mit 1 bis 2 Kubikcentimeter gewöhnlichem Ammoniak, um die
                              									Flüssigkeit entschieden alkalisch zu machen, so erhält man nach kräftigem Umrühren
                              									eine rothe, anfangs etwas trübe Flüssigkeit, welche sich selbst überlassen, nach
                              									einiger Zeit klar wird und dann klar bleibt. Versetzt man dagegen die mit 100
                              									Milligrm. Eisen bereitete salpetersaure Lösung mit 45,5 oder einer beliebig größeren
                              									Menge Weinsäure und dann mit Ammoniak im Ueberschusse, so
                              									setzt sich aus der anfänglich trüben Flüssigkeit der so charakteristische
                              									Niederschlag von Eisenoxyd ob.
                           Die bei Anwendung von 45,5/100 oder mehr Weinsäure entstandene lösliche Verbindung
                              									zersetzt sich weder in Gegenwart von Säuren, Alkalien und Alkalicarbonaten —
                              									vorausgesetzt, daß sie kalkfrei sind — noch in Gegenwart von Ammoniaksalzen,
                              									von Alkohol, Aether cc.
                           Durch Erhitzen zum Sieden wird das Eisen fast vollständig ausgefällt; ebenso in der
                              									Kälte, aber erst nach Verlauf einiger Stunden auf Zusatz von gewöhnlichem Kalksalze
                              									enthaltendem Wasser zu der in Rede stehenden Flüssigkeit.
                           Zum Behufe der praktischen Anwendung dieses Verfahrens löst man 0,455 Grm. der zu
                              									untersuchenden Substanz in angesäuertem Wasser auf, verdünnt durch Zusatz von
                              									destillirtem Wasser bis zu einem bestimmten Volum, z. B. von 100 K. C.; nimmt 10 K.
                              									C. davon und setzt dann, je nachdem die Substanz 1 oder 2, 3, … n Hundertel Weinsäure enthält, 1, 2, 3 … n Milligrm. Eisen hinzu. Auf diese  Weise erhält man mit Hülfe von
                              									zwei Versuchen die verschiedenen Resultate sehr scharf: nämlich:
                           
                              
                                 Mit n Milligrm. Eisen
                                 klare Lösung;
                                 
                              
                                 Mit (n + 1) Milligrm. Eisen
                                 Niederschlag.
                                 
                              
                           n bedeutet die in der Substanz enthaltene Anzahl von
                              									Weinsäure-Procenten.
                           Die Bestimmung des Weinsäuregehaltes der krystallisirten zweifachweinsauren und der
                              									neutralen weinsauren Salze gibt die nach der Formel berechnete theoretische
                              									Weinsäuremenge bis auf 1/100 richtig an.
                           Auf dieses Verfahren zur directen Bestimmung der Weinsäure führte mich die
                              									Nothwendigkeit, sehr häufig den Säuregehalt des weinsauren Kalkes bestimmen zu
                              									müssen, welcher bei dem von Dr. E. de Pontevès und mir seit zwei Jahren angewendeten Verfahren zur Behandlung
                              									der Weintrester und der Schlempe der französischen Branntweinbrennereien auf
                              									künstlichem Wege erhalten wird. Die südfranzösischen gegypsten Weintrester geben
                              									durchschnittlich 60 Kilogr. Rohweinstein mit 21 bis 25 Proc., d. h. 12 bis 15
                              									Kilogr. Weinsäure. Die Weinsäure des der Destillation unterworfenen Weines gieng
                              									bisher vollständig verloren und kam in die Schlempe; wir gewinnen jetzt über 5/10
                              									davon aus diesem Rohproduct, welches rein genug ist, um auf gewöhnliche Weise auf
                              									Weinsäure verarbeitet werden zu können.
                           Bei der Untersuchung von Trauben und Obstwein nimmt man zu jeder Probe eine
                              									einhundertmal größere Menge der zu prüfenden Substanz; man mißt nämlich 45,5 K. C.
                              									ab, verdünnt zum Volum von 100 K. C. und nimmt dann 10 K. C. davon zu jeder Probe.
                              									Auf diese Weise erhält man die Anzahl in 1 Liter des geprüften Weines enthaltenen
                              									10/1000 oder Decigramme von Weinsäure.
                           An die Farbe der Rothweine hat man sich nicht zu kehren; dagegen fallen die Resultate
                              									schärfer aus, wenn man vor der eigentlichen Probe erst den Kalk niederschlägt. Bei
                              									der Analyse von Obstweinen wird diese vorläufige Operation sogar nothwendig.
                           Enthält ein Trauben- oder Obstwein Weinsäure und Aepfelsäure gleichzeitig
                              									neben einander, so kann man beide zusammen als Weinsäure bestimmen.