| Titel: | Die magneto-elektrische Maschine der Gesellschaft l'Alliance und deren Anwendung zur Beleuchtung der Leuchtthürme und für andere Beleuchtungszwecke (insbesondere für Kriegsschiffe). | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. CIII., S. 425 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        CIII.
                        Die magneto-elektrische Maschine der
                           								Gesellschaft l'Alliance und deren Anwendung zur Beleuchtung der
                           								Leuchtthürme und für andere Beleuchtungszwecke (insbesondere für
                           								Kriegsschiffe).
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VIII.
                        Die magneto-elektrische Maschine der Gesellschaft l'Alliance und deren Anwendung zur Beleuchtung der
                           								Leuchtthürme etc.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich sind wohl begründete Aussichten vorhanden, die seit den, Jahren 1865 und
                              									1866 im Gebiete der angewandten Elektrodynamik gemachten neuen Eroberungen für
                              									praktische Zwecke auch in der Art verwerthen zu können, um die
                              									magneto-elektrischen Rheomotoren in ihrer Anwendung für die Erzeugung von
                              									Licht und zu elektrochemischen Zwecken auf ihre einfachste Ausstattung zu bringen.
                              									Immerhin wird jedoch noch eine gewisse Zeit erforderlich seyn, um den sogenannten
                              									dynamo-elektrischen oder dynamo-magnetischen MaschinenPolytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 177; Bd. CLXXXIV S.
                                       												15 und 533; Bd. CLXXXV S. 160; Bd. CLXXXVII S. 471; Bd. CLXXXVIII S. 3. einen derartigen Grad der
                              									Vervollkommnung beizubringen, in welchem sie die von der Praxis bereits anerkannten
                              									Maschinen (von Nollet, Holmes u. A.) zu verdrängen im
                              									Stande seyn werden.
                           Die von der Gesellschaft l'Alliance zur Erzeugung des
                              									elektrischen Lichtes verbreiteten Maschinen rühren von der Erfindung des belgischen
                              									Physikers Nollet her, und wurden bekanntlich durch den
                              									ehemaligen Mechaniker des letzteren Jos. van Malderen
                              									wesentlich vervollkommnet. Die bei Anwendung derselben für Beleuchtungszwecke
                              									erhaltenen praktischen Resultate erscheinen uns nun interessant genug, um eine
                              									kleine Skizze der Einrichtung des Beleuchtungsapparates für Leuchtthürme und andere
                              									Zwecke hierüber vorzuführen, wie dieselben unter Berlioz's Leitung ausgeführt worden sind. Es erscheint uns dabei als
                              									zweckmäßig, alle Hauptbestandtheile der ganzen Einrichtung in so weit hier
                              									wiederholt zu berühren, als die früher in diesem Journale hierüber gemachten
                              									Mittheilungen durch die aus der jüngsten Zeit herrührenden Berichte eine Erweiterung
                              									oder Ergänzung erfahren können.
                           
                           1. Der magneto-elektrische Apparat. — Dieser
                              									Apparat ist in eingehender Weise schon bei einer früheren Gelegenheit in diesem
                              										JournalePolytechn. Journal Bd. CLXVII S. 104; Februar
                                    										1863. beschrieben worden; wir können uns daher darauf beschränken,
                              									als Ergänzung noch einiges Detail den dortigen ErörterungenNach dem Bulletin de la Société d'Encouragement t. XIV
                                       												p. 785; December 1867. anzufügen, welches für die
                              									Ausstattung der in Rede stehenden Maschinen von Wichtigkeit ist. Es stellt nämlich
                              										Fig. 1 ein
                              									Stück eines Längen- oder Verticalschnittes der Maschine dar, dessen Ebene
                              									durch die Drehungsachse F geht, während in Fig. 2 ein
                              									Querschnitt senkrecht zu dieser Achse dargestellt ist. Aus diesen Abbildungen ist
                              									zunächst zu ersehen, wie die Treibwelle F mittelst der
                              									gußeisernen Gestelle A, A,
                              									die unter sich durch vier Eisenstäbe B, B verbunden sind, unterstützt ist; weiter erkennt man,
                              									wie die zusammengesetzten Hufeisenmagnete M, M mittelst der Längenhölzer C, C getragen und an diesen durch die
                              									conischen Keile D befestigt sind; die Unordnung einer
                              									der sogen. Scheiben L, L,
                              									welche parallel unter sich an der Treibwelle angebracht sind, und wovon 4 bis 6 bei
                              									einer großen Maschine dieser Art vorkommen können, läßt erkennen wie die
                              									Inductionsspiralen oder Inductoren K, K auf der hölzernen Scheibe E vertheilt, unter sich verbunden und bei ihrer Rotation vor den
                              									Magnetpolen der inducirenden Magnete M, M vorbei geführt werden. In Fig. 1 ist der
                              									Durchschnitt des Lagers der Treibwelle F angedeutet, das
                              									selbst von dem gußeisernen Gestelle A, A mittelst einer Platte G
                              									eines isolirenden Materiales isolirt ist; um das Ende der Welle ist auf dieser Seite
                              									ein isolirendes Futter H gelegt, das mit einem
                              									metallenen Ringe bedeckt ist, mit welchem dieses Ende der Welle in dem Lager sich
                              									dreht. Vermöge dieser Anordnung ist also die Welle an dem hier angezeigten Ende vom
                              									Lager und letzteres vom Gestelle isolirt. Der eine der Polardrähte des ganzen
                              									Apparates ist an das isolirte Metallstück I befestigt,
                              									welches mittelst des isolirten Lagers mit der hier angeschraubten Klemmschraube J in Verbindung steht; die weitere Fortleitung geht dann
                              									durch den Draht O′ nach dem Metallstabe O, welcher an dem hölzernen Träger C isolirt befestigt ist. Der andere Polardraht kann an
                              									irgend einer Stelle des Wellbaumes F metallisch
                              									befestigt werden. Der Apparat, in welchem die Wirkungen der inducirten Ströme
                              									hervorgebracht werden sollen, wird daher mittelst starker Leitungsdrähte zwischen
                              									dem Metallstabe O und irgend einem Punkte des Wellbaumes
                              										F eingeschaltet.
                           
                           2. Der verbesserte automatisch wirkende
                                 										Kohlenlicht-Regulator von Serrin. — Der gleichfalls in
                              									eingehender Weise in diesem JournalePolytechn. Journal Bd. CLXIII S. 268; Jahrgang
                                    										1862. bereits beschriebene Kohlenlicht-Regulator von Serrin hat seit jener Zeit, zu welcher er als Lampe auf
                              									den Leuchtthürmen zu Havre verwendet wird, die damals in Aussicht gestellten
                              									Erwartungen vollkommen bestätigt. Seine Anwendung bei Eisenbahnbauten für Tunnels,
                              									bei Hafen-Arbeiten etc. hat vielfach dargethan, daß seine Thätigkeit von der
                              									Beschaffenheit der Stromquelle unabhängig ist, und daß derselbe sowohl für die
                              									Benutzung von hydro-elettrischen Rheomotoren, als auch bei Anwendung von
                              									magneto-elettrischen Maschinen in sicherer Weise adjustirt werden kann. Die
                              									Erfahrungen, welche seit jener Zeit bezüglich der Thätigkeit des Serrin'schen Apparates gesammelt worden sind, haben in
                              									den letzten Jahren zu einigen Verbesserungen Veranlassung gegeben, durch welche
                              									übrigens das Wesen des Systemes selbst, wie dasselbe früher erörtert wurde,
                              									keinerlei Aenderung erlitten hat. Trotzdem halten wir es für zweckmäßig, den ganzen
                              									Apparat nach der Ausstattung, wie er dieselbe auf der vorjährigen
                              									Welt-Ausstellung zu Paris hatte, nach der uns vorliegenden QuelleBulletin de la Société d'Encouragement, t. XIV p.
                                    											741 et 786; December 1867. nochmals
                              									in Kürze hier vorzuführen. Die Abbildungen Fig. 3–5 zeigen uns
                              									die neue Anordnung des Serrin'schen Regulators in
                              									vollständiger Weise, und zwar läßt der Aufriß in Fig. 3 die innere
                              									Einrichtung, Fig.
                                 										5 letztere in einem Querschnitte nach der Richtung X Y und Fig. 4 die vollständige Unordnung des oberen Kohlenhalters erkennen.
                              									— Bekanntlich besteht das Wesen des vorliegenden Apparates darin, daß
                              									zunächst — wie bei mehreren anderen schon bekannten Regulatoren — das
                              									zur Bewegung der Kohlenspitzen bestimmte Triebwerk durch das Gewicht des oberen
                              									Kohlenträgers in Thätigkeit versetzt und seine Bewegung unter Einwirkung einer
                              									gegliederten Kette auf den unteren Kohlenträger übertragen wird, ferner aber durch
                              									eine eigenthümliche Anordnung des elektromagnetischen Systemes mit den damit
                              									verbundenen Organen jene Bewegung unterstützt und in der Art regulirt werden kann,
                              									daß das gegenseitige Annähern und Entfernen der Kohlenspitzen sowohl von der etwa
                              									eintretenden Veränderlichkeit der Stromstärke, als auch von dem Wechsel der Richtung
                              									des Stromes unabhängig gemacht werden kann. Der hinreichend schwere metallische
                              									verticale Stab A, B hat in
                              									dem festen metallenen Rohre E, E seine Führung, ist an seinem unteren Ende gezahnt  und trägt am oberen mittelst
                              									eines Systemes von regulirbaren Armen die eine Kohlenelektrode C, D nämlich die sogen,
                              									positive, bei welcher der Strom eintritt, wenn eine hydro-elektrische Kette
                              									als Stromquelle benutzt wird. Diese Elektrode kann mit der unteren Spitze gehörig
                              									centrirt werden, wenn man die Schraubenköpfe C′
                              									und D′ lüftet oder anzieht. Dreht man nämlich bei
                              										C′, so wird der horizontale Stab C,″ der mit dem Stücke 1,2 durch Kniegelenke
                              									verbunden ist, vor- oder rückwärts gestellt, und man kann so die Elektrode
                              										C, D in eine bestimmte
                              									Ebene bringen; durch den Kopf D′, welcher mit
                              									einem excentrischen Arme D″, der in einer Rinne
                              									beweglich ist, verbunden ist, kann man den oberen Kohlenträger um die Achse des
                              									horizontalen Armes 3 bewegen, so daß derselbe in verticale Lage kommt. Der verzahnte
                              									Theil A des Stabes A, B greift in das Rad F ein,
                              									an dessen Achse die Rolle G sich befindet. Ueber
                              									letztere ist die metallene Kette H, H gelegt und mit einem Ende an dem Umfange von G, am anderen mittelst der kleinen Platte I am unteren Kohlenhalter K
                              									befestigt, wobei sie aber auf ihrem Wege um die kleine auf einem beweglichen Theile
                              									angebrachte Leitrolle J geht, welche letztere durch
                              									Einwirkung des Ankersystemes des geneigten Elektromagneten N (dessen Polflächen bei O, O′ sichtbar sind), um einige Millimeter
                              									hin- und hergehen, also oscilliren kann, wenn die elektromagnetische
                              									Anziehung erfolgt. Tritt nun eine Bewegung des gezahnten Stabes A, B ein, so wird dieselbe
                              									mittelst der Kette H, H auf
                              									den unteren Kohlenhalter K so übertragen, daß, während
                              									die obere Elektrode C, D
                              									nach abwärts, die untere L nach aufwärts sich bewegt;
                              									dabei ist aber das Verhältniß der Halbmesser des Rades F
                              									und der Rolle G so gewählt, daß es demjenigen der von
                              									den beiden Elektroden — beim allmählichen Abbrennen der Kohlenspitzen
                              									— zurückgelegten Wege ganz und gar gleich seyn muß, so daß der Lichtpunkt
                              									nahezu immer in derselben Höhe verbleibt. Der untere Kohlenhalter K kann jeder Bewewegung der Kette H folgen, da am unteren Theile der Röhre M, in
                              									welcher er seine Führung hat, ein Schlitz für die Platte I angebracht ist, welche das Ende der Kette H
                              									aufnimmt. Zur Regulirung der Bewegung und zum sicheren selbstständigen Einstellen
                              									ist nun der Cylinder P, Q
                              									aus weichem Eisen, welcher die Armatur des Elektromagnetes O, O′ bildet, eigenthümlich angeordnet.
                              									Mit dem Anker P, Q ist
                              									nämlich das gegliederte Parallelogramm RSTU verbunden,
                              									welches das oscillirende System bildet, das das gegenseitige Entfernen der
                              									Kohlenspitzen und Annähern derselben bei eintretender Stromschließung oder
                              									Stromunterbrechung zu bewirken hat, und dessen Anordnung von der (a. a. O. S. 271)
                              									beschriebenen nicht verschieden ist. Wird der Strom hergestellt, so wird in  Folge der Anziehung des
                              									Ankers die verticale Platte S, T und mit ihr die Röhre M, sowie die Rolle J, also auch der untere Kohlenhalter nach abwärts
                              									gezogen, und das ganze System kann je nach der Stärke der Anziehung und mit der
                              									Veränderung der letzteren auf- und abwärts oscilliren, also die Elektroden
                              									annähern und namentlich von einander entfernen; die Amplitude der Oscillationen des
                              									Parallelogrammes kann mittelst der Schraube V regulirt
                              									werden. Während der Thätigkeit der Platte S, T arretirt sie mittelst des an ihr angebrachten
                              									federnden Armes d das Sperrrad c, welches durch das Räderwerk e, f, g, h, i vom Rade F in
                              									Drehung versetzt wird; die Bewegung des Räderwerkes wird — bei der Annäherung
                              									der Kohlenspitzen — durch das auf der gemeinschaftlichen Welle von c und des Getriebes i
                              									sitzende doppelte Flügelrad j regulirt. Wenn so aus dem
                              									Bisherigen hervorgeht, daß während des Verbrennens der Kohlenspitzen eine
                              									allmähliche Annäherung und bei einer zu weit erfolgenden Annäherung derselben durch
                              									das oscillirende Ankersystem wieder eine Entfernung der unteren Spitze von der
                              									oberen bewerkstelligt wird, so muß noch weiter bemerkt werden, daß wenn durch die
                              									Entfernung der Kohlenspitzen die Stromstärke auf einen gewissen Grad gesunken ist,
                              									durch die gleichzeitige Einwirkung der beiden Gegenfedern W und Z (von welchen jene mit einem Ende an
                              									der Platine bebefestigt ist und mit ihrem anderen mit der Basis des Parallelogrammes
                              									in Verbindung steht, diese aber einerseits an dem Ankersysteme befestigt und
                              									andererseits in bekannter Weise mit dem beweglichen Arme a. verbunden ist) ein sicheres Abreißen des Ankers P, Q erfolgen muß, wodurch dann das
                              									oscillirende System in die Höhe geht, das Räderwerk auslöst und das gegenseitige
                              									Annähern der Elektroden wieder gestattet. Bei Anwendung einer
                              									hydro-elektrischen Batterie hat man den positiven Pol mit der Schraube o, den negativen mit der Schraube n zu verbinden, während bei Benutzung des magneto-elektrischen
                              									Apparates, bei welchem für diese Zwecke ein Commutator nicht angebracht ist, um den
                              									alternirend wechselnden Strömen beständig dieselbe Richtung zu geben, diese beiden
                              									Stellen ohne Rücksicht auf die Stromrichtung mit den früher gedachten Polenden der
                              									Maschine in Verbindung zu fetzen sind. Daß der Strom auf seinem Wege von O aus durch das Rohr E etc.
                              									zu den Kohlenspitzen C, D
                              									und L. gelangen kann, um durch die Röhre M zu der wellenförmigen und mitschwingenden Platte 1
                              									— die isolirt von E an dieser Röhre angebracht
                              									ist — und von da aus durch die Spirale des Elektromagnetes N zum negativen Pole n der
                              									Kette zurückzukehren, ist ohnehin aus bekannten Erläuterungen klar. — Die
                              									Verbesserungen, welche der vorliegende Apparat in der letzten Zeit erfahren hat,
                              									beziehen sich zwar  nur
                              									auf einige Details, erscheinen aber trotzdem für den geregelten Gang des Apparates
                              									von großer Wichtigkeit. Eine dieser Verbesserungen besteht nämlich in der
                              									Arretirungsweise des Sperrrades, welche jetzt durch eine biegsame Lamelle
                              									bewerkstelligt wird, und sicher die Auslösung des Apparates herstellt; eine andere
                              									hat den Zweck, die Bewegung der Rolle J durch Einwirkung
                              									des oscillirenden Systemes so empfindlich zu machen, daß trotz der nur sehr kleinen
                              									Verrückungen, welche jene Leitrolle hierbei annimmt, die während der Bewegung
                              									eintretenden veränderlichen Reibungszustände der Kette H, H auf den Gang des unteren Kohlenhalters keinen
                              									Einfluß ausüben können; theilweise ist diese Function auch der allmählich sich
                              									abwickelnden Gegenkette m zuzuschreiben, obgleich der
                              									eigentliche Zweck der letzteren darin besteht, den Gewichtsverlust der unteren
                              									Kohlenelektrode beständig zu compensiren. Die an dem elektromagnetischen Systeme den
                              									früheren Anordnungen gegenüber vorgenommene Abänderung ist aus den bereits
                              									erläuterten Abbildungen ohnehin zu ersehen.
                           Die für den Beleuchtungsapparat verwendeten Kohlen werden nach dem (bis jetzt noch
                              									nicht bekannt gewordenen) Verfahren von Jacquelin aus den
                              									bei der Steinkohlengas-Bereitung in den Retorten Zurückbleibenden festen
                              									Producten — nämlich aus der sogen. Retorten- oder Gaskohle —
                              									bereitet; das Licht, welches diese Kohlen bei Einwirkung des elektrischen Stromes
                              									verbreiten, soll um ¼ stärker seyn als jenes, welches man durch die
                              									gewöhnlichen Gaskohlen erhält. Jede der angewendeten Kohlenelektroden hat eine Länge
                              									von 27 Centimeter und einen quadratischen Querschnitt von 7 Millimeter Seite;
                              									dieselben können bis auf 20 Centimeter abbrennen, ehe sie durch andere ersetzt
                              									werden müssen. Man rechnet per Stunde einen Aufwand von
                              									5 Centimeter für jede Elektrode, so daß man also mit 2 Elektroden die Beleuchtung
                              									durch 4 Stunden unterhalten kann.
                           3. Anwendung des elektrischen Lichtes zur Beleuchtung auf
                                 										Leuchtthürmen.Bulletin de la Société d'Encouragement, t. XIV p.
                                    											762; December 1867. — Als Beleuchtungsapparat wird das von
                              										Fresnel zuerst in die Praxis eingeführte System in
                              									Anwendung gebracht. Bekanntlich besteht dasselbe in einem Systeme von sogen.
                              									Zonen-Linsen (Fig. 6), die unter sich ringartig verbunden sind, während an den Kanten,
                              									sowie zur Aufnahme der nach auf- und abwärts gehenden Lichtstrahlen ein
                              									System von Reflexionsprismen benutzt wird. In dem gemeinschaftlichen Brennpunkte des
                              									ganzen Linsensystemes ist die  Lichtquelle angebracht und die Hauptbrennweite so
                              									gewählt, daß dieselbe etwa das Fünfzehnfache der Höhe des Lichtbogens beträgt. Die
                              									von irgend einem Punkte des letzteren auf das centrale Linsensystem fallenden
                              									Lichtstrahlen werden in demselben so gebrochen, daß sie nahezu parallel unter sich
                              									aus dem dioptrischen Systeme austreten; die auf das katoptrische System fallenden
                              									Lichtstrahlen werden vermöge der Anordnung und Zusammenstellung des letzteren so
                              									reflectirt, daß die von jedem Punkte der Lichtquelle ausgehenden in cylindrischen
                              									Lichtbüscheln reflectirt werden. Ein Stück einer solchen katoptrischen Calotte ist
                              									mit dem Gange der Lichtstrahlen, die vom Punkte F
                              									ausgehen, in Fig.
                                 										7 angedeutet. Vermöge dieser Combination wird das ganze Strahlensystem,
                              									welches divergirend vom Lichtbogen auf die einzelnen Zonen fällt, so austreten, daß
                              									die nach allen Richtungen hin nach Außen gehenden Strahlenbüschel nahezu unter sich
                              									parallel sind. In 1/10 wirklichen Größe ist die ganze Anordnung, wie sie auf den
                              									französischen Leuchtthürmen gegenwärtig benutzt wird, in Fig. 8 dargestellt.
                              									— Unter Anwendung einer magneto-elektrischen Maschine mit 4 Scheiben
                              									kann bei gewöhnlichem Zustande der Atmosphäre eine derartige Helligkeit erhalten
                              									werden, daß die Beleuchtung auf eine Entfernung von 20 Seemeilen oder 38 Kilometer
                              									(beiläufig 5 deutsche Meilen) sich erstrecken kann; diese Entfernung kann 27
                              									Seemeilen oder 50 Kilometer (7 bis 8 deutsche Meilen) erreichen, wenn eine magneto
                              									elektrische Maschine mit 6 Scheiben verwendet wird. Auf jedem der Leuchtthürme
                              									— gegenwärtig besitzen die Leuchtthürme von Havre de Grâce die vollständige
                              									Einrichtung — sind alle Apparate zweifach vorhanden. Eine solche Einrichtung
                              									für einen Leuchtthurm ist in Fig. 9 dargestellt. Hierin
                              									bedeuten A, A die zum
                              									Betriebe der magneto-elektrischen Apparate gehörenden Dampfmaschinen; B, B die
                              									magneto-elektrischen Apparate; C die Abtheilung
                              									für den Wasser- und Kohlenvorrath; D den äußeren
                              									Raum des Leuchtthurmes; E, E
                              									eine akustische Röhre, welche von der Hauptkammer nach den unteren Räumen des
                              									Leuchtthurmes sich erstreckt; F, F die Leitungsdrähte für die beiden Kohlenlichtregulatoren. Letztere
                              									befinden sich mit dem katoptrischen Apparate in zwei verschiedenen Etagen der sogen.
                              									Laterne. — Außerdem sind am Eingange zu den Laternen in jeder Etage
                              									Commutatoren oder vielmehr Ausschalter angebracht, um dem Wärter zu gestatten den
                              									Strom zu unterbrechen oder herzustellen, da die Kohlenlichtregulatoren von Serrin unmittelbar nach dem Schließen der Kette
                              									automatisch ihre Thätigkeit beginnen und unterhalten. Die Ersetzung einer Lampe
                              									durch eine andere kann sehr leicht vorgenommen werden, da für jede Abtheilung der
                              									Laterne eine doppelte Schienenbahn angebracht ist, mittelst  welcher der Austausch der
                              									Lampen in wenigen Secunden ausgeführt werden kann. Obgleich vermöge der Anordnung
                              									des Serrin'schen Apparates der letztere so adjustirt
                              									werden kann, daß der Lichtbogen beständig dieselbe Lage beibehält und die
                              									Kohlenspitzen in derselben Entfernung (beiläufig 1 Centimeter) von einander bleiben,
                              									so hat dennoch die Leuchtthurmwache, um jeder Störung in der Beleuchtung
                              									vorzubeugen, beständig den Gang des Apparates zu beobachten. Um ohne Ermüdung diesen
                              									Dienst besorgen zu können, ist hinter der Lampe eine kleine Sammellinse von sehr
                              									kurzer Brennweite so aufgestellt, daß ihre Achse durch die Mitte des Lichtbogens
                              									geht und letzterer außerhalb ihres Brennpunktes sich befindet; die Wache hat dann
                              									nur die objectiven Bilder der beiden Kohlen, welche durch diese Linse auf der
                              									Rückwand der Laternenkammer erzeugt werden, zu beobachten; da dieses Bild die
                              									Distanz der beiden Kohlenspitzen in der 22 fachen Vergrößerung repräsentirt, so kann
                              									die Wache eine Veränderung der Distanz der Elektroden von weniger als 1 Millimeter
                              									sehr leicht erkennen; sobald eine derartige Aenderung eintritt, ist sogleich die
                              									Adjustirung wieder vorzunehmen, was durch Drehung eines außerhalb der Lampe
                              									angebrachten Schraubenkopfes leicht ausgeführt werden kann.
                           Ueber die bezüglich der Einrichtung und der Unterhaltung sich herausstellenden
                              									Ausgaben gibt unsere Quelle die folgenden Aufschlüsse:
                           1. Einrichtungs-Kosten eines
                                 										doppelten Leucht-Apparates für einen Leuchtthurm.
                           
                              
                                 Zwei magneto-elektrische Maschinen mit je 4 Scheiben
                                 
                                 16000
                                 Francs
                                 
                              
                                 zwei Dampfmaschinen mit Zugehör
                                 
                                 6000
                                 Francs
                                 
                              
                                 zwei Regulatoren und deren Aufstellung etc.
                                 
                                 3000
                                 Francs
                                 
                              
                                 katoptrischer Apparat, Laterne etc.
                                 
                                 3000
                                 Francs
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summe:
                                 28000
                                 Francs
                                 
                              
                           2. Unterhaltungskosten per Stunde
                           (die Beleuchtungsdauer während des ganzen Jahres beträgt 4000
                              									Stunden).
                           
                              
                                 Zinsen und Amortisation des Capitales
                                 
                                 0,70
                                 Francs
                                 
                              
                                 Brennmaterial für die Dampfmaschinen
                                 
                                 0,40
                                 Francs
                                 
                              
                                 Gehalt der zwei Heizer, 2800 Fr. per
                                    											Jahr
                                 
                                 0,70
                                 Francs
                                 
                              
                                 Gehalt der zwei Thurmwächter, 2000 Fr. per
                                    											Jahr
                                 
                                 0,50
                                 Francs
                                 
                              
                                 Kohlenelektroden, 2,25 Fr. per Meter
                                 
                                 0,36
                                 Francs
                                 
                              
                                 Unterhaltung der Maschinen etc.
                                 
                                 0,13
                                 Francs
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summe:
                                 2,79
                                 Francs.
                                 
                              
                           Da das von dem katoptrischen Apparate ausgesendete Lichtbündel eine Lichtstärke von
                              									beiläufig 3500 Einheiten (wobei die Flamme einer Carcel'schen Oellampe, welche 40 Gramme Oel per
                              									Stunde verbraucht, als 
                              									Einheit angenommen ist) besitzt, so stellt sich der Preis einer Einheit des gegen
                              									den Horizont ausgesendeten Lichtes zu 2,79 Fr/3500 = 0,079 Centimes heraus, während
                              									jene Lichteinheit selbst unter den gleichen Umständen 0,58 Centimes, also mehr als
                              									das Siebenfache kostet; die Helligkeit der von den älteren Beleuchtungsapparaten auf
                              									den Leuchtthürmen erhaltenen Lichtstärken betrug (nämlich bei Anwendung von
                              									Oellampen) im Maximum 630 Lichteinheiten, so daß also jene Beleuchtungsstärke zu der
                              									neuen mittelst des elektrischen Lichtes sich verhält wie beiläufig 1 Zu 5. Dasselbe
                              									Verhältniß stellt sich beiläufig heraus, wenn man die Lichtstärke im Brennpunkte des
                              									Beleuchtungssystemes betrachtet; bei der ursprünglichen Oelbeleuchtung war die
                              									Lichtintensität des Brennraumes 23, bei der elektrischen Beleuchtung beträgt sie 125
                              									Lichteinheiten. — Die Beleuchtungskosten können natürlich bedeutend
                              									vermindert werden, wenn das elektrische Licht für industrielle Zwecke verwendet
                              									werden soll, wo nicht bloß dieselben Motoren auch für andere Arbeiten angewendet
                              									werden können, sondern auch in den meisten Fällen die Aufstellung und Unterhaltung
                              									eines eigenen katoptrischen Apparates wegfallen dürfte. Wenn man für derartige Fälle
                              									mit einer Lichtintensität von 125 Einheiten sich begnügen kann und zunächst annimmt,
                              									daß die Dampfmaschine lediglich zum Betriebe des magneto-elektrischen
                              									Apparates benutzt wird, so kann man für die Kosten der ersten Einrichtung beiläufig
                              									12000 Francs ansetzen; unter Einrechnung der 10procentigen Zinsen dieses Capitales
                              									stellen sich dann die Kosten der Beleuchtung per Tag von
                              									10 Stunden zu 17,25 Francs,
                              									für 5 Stunden per Tag aber zu
                              									12,85 Francs heraus, wobei die sämmtlichen
                              									Unterhaltungskosten in Rechnung gebracht sind. Wenn jedoch die zum Betriebe benutzte
                              									Dampfmaschine auch für andere Zwecke verwendet wird, so kann das Einrichtungscapital
                              									bis auf die Summe von 9000 Francs reducirt werden; eine 10stündige Beleuchtung per Tag kostet dann (Zinsen und Unterhaltungskosten in
                              									Rechnung gebracht) 8,4 Francs, eine 5stündige per Tag
                              									kann zu 5½, Francs angeschlagen werden.
                           Anwendung des elektrischen Lichtes für
                                 									Kriegsschiffe.— Die Anwendung des elektrischen Lichtes für Kriegszwecke
                              									ist im letzten Jahrzehnt von den Fachmännern bekanntlich vielfach in Ueberlegung
                              									gezogen worden. Es scheint uns, daß hauptsächlich zwei Gründe es seyn dürften,
                              									welche die Verwendung der im Vorhergehenden besprochenen Beleuchtungsapparate für
                              									den Angriff und die Vertheidigung fester Plätze, nämlich für Belagerungszwecke
                              									erschweren. Der eine Grund dürfte wohl rein ökonomischer Natur seyn, da die
                              									Einrichtungskosten einiger an verschiedenen  Plätzen aufzustellenden Maschinen bei Anwendung der
                              									bisher im Gebrauche befindlichen magneto-elektrischen Apparate sehr
                              									beträchtlich sind, während ein anderer wichtigerer Grund, welcher sich der
                              									Einführung jener Attribute für feste Plätze u. dgl. entgegenstellt, nicht bloß darin
                              									zu suchen seyn dürfte, daß die Aufstellung und die hierfür erforderlichen
                              									Räumlichkeiten in manchen Fällen wesentliche Hindernisse darbieten können, sondern
                              									daß insbesondere die Transportabilität der ganzen Anordnung nur dann ermöglicht
                              									werden kann, wenn für diesen Zweck schon bei der Anlage der Festung — etwa
                              									durch die Ausführung von Schienenbahnen — in ausreichender Weise Sorge
                              									getragen wird. Dieß mögen auch beiläufig die Gründe seyn, welche es als
                              									vortheilhafter erscheinen ließen, für diese Zwecke die Beleuchtung mittelst des Drummond'schen Kalk- oder jene mittelst des
                              									Magnesium-Lichtes in Vorschlag zu bringen. Weit günstiger erscheinen aber
                              									jene Verhältnisse auf Kriegsschiffen, wo man ohnehin schon einen Motor zum Betriebe
                              									der magneto-elektrischen Maschine zur Verfügung hat und der Aufstellung sowie
                              									der eigentlichen Beweglichkeit des ganzen Apparates keine wesentlichen Hindernisse
                              									sich entgegenstellen. Vorschläge dieser Art wurden in der letzten Zeit von August
                              										Berlioz (technischer Vorstand bei der Gesellschaft
                              										l'Alliance) gemacht und durch einige Versuche am
                              									Bord der Yacht des Prinzen Napoleon auf dem Canale (La
                                 										Manche) näher erläutert. Die hierüber von Berlioz gegebenen DarlegungenLes Mondes, t. XVI p. 488; März 1868.
                              									zeigen, daß durch die Benutzung des elektrischen Lichtes auf einer Flotte der
                              									Angriff der letzteren wesentlich erschwert, ihre Operationen hingegen bedeutend
                              									erleichtert werden können (vorausgesetzt, daß das feindliche Schiff nicht mit den
                              									gleichen Mitteln versehen ist). Jene Erörterungen legen ferner dar, wie man von
                              									einem Kriegsschiffe aus nicht bloß die Operation auf festen Plätzen in der Nähe der
                              									Küsten bei Nachtzeit überwachen, sondern sogar das feindliche Feuer zum Stillstande
                              									bringen und die Belagerung von Forts und Festungsbatterien erleichtern könne.
                              									Endlich macht Berlioz noch auf den sehr wichtigen Umstand
                              									aufmerksam, daß die Benutzung von Torpedos bei Nachtzeit nur dann in erklecklicher
                              									Weise geschehen könne, wenn die Stellen, wo sich jene befinden, mit einem sehr
                              									starken Lichte beleuchtet werden, um sie in demselben Momente sprengen zu können, in
                              									welchem die feindlichen Schiffe jene Stellen Passiren. Endlich macht Berlioz mit Recht darauf aufmerksam, daß das elektrische
                              									Licht für Signalisirungsapparate auf dem Meere, da seine Tragweite jene anderer
                              									Quellen weit übertrifft, bedeutende Vortheile darbieten würde.
                           
                           Für alle derartigen Zwecke ließ sich Berlioz einen
                              									magneto-elektrischen Signalisirungs- und Beleuchtungsapparat
                              										patentirenMechanics' Magazine, Januar 1868, S.
                                    										30., fur welchen J. Guyot die Idee
                              									angegeben haben soll. Da dieser Apparat von dem oben erwähnten sich hauptsächlich
                              									nur durch seine Compendiosität unterscheidet, so mag es ausreichen, die Einrichtung
                              									desselben in einigen allgemeinen Umrissen hier in Erwähnung zu bringen. Derselbe, in
                              										Fig. 10
                              									in einem Längenschnitte und in Fig. 11 in einem
                              									Querschnitte nach der Linie 3–4 der Fig. 10 dargestellt,
                              									besteht nämlich in einer sogen. Lünette, einem kupfernen Rohre C, das an seiner Rückwand geschlossen und um die Achse
                              										c, c drehbar an einem Gestelle angebracht ist,
                              									welches nach Bedürfniß um eine verticale hohle Säule p
                              									drehbar angeordnet werden kann. Durch letztere gehen die Leitungsdrähte zur dunklen
                              									Kammer, wo an der Rückseite bei B der
                              									Kohlenlicht-Regulator A angebracht ist, und zwar
                              									so, daß der Lichtbogen den Brennpunkt des katoptrischen Linsensystemes L. einnimmt, während an der Rückwand ein sphärischer
                              									Concavspiegel D so angebracht ist, daß sein
                              									geometrischer Mittelpunkt in den Mittelpunkt des Lichtbogens zu liegen kommt. Dieser
                              									optische Apparat wird verwendet, wenn die Beleuchtung sich auf sehr große Distanzen
                              									erstrecken soll. Zur Beleuchtung auf kurze Distanzen bis zu etwa 1½ englische
                              									Meilen (etwa ⅓ deutsche Meile) wird das Linsensystem L hinweggenommen, und es kann dann der parabolische Reflector D′ benutzt werden. Da der ganze Apparat um eine
                              									verticale Achse leicht drehbar angeordnet werden kann, da ferner der obere Theil um
                              									die Achse c, c gedreht, in
                              									jede beliebige Lage gebracht und mittelst der Schraube bei m hier festgestellt werden kann, und da ohnehin der gabelförmige Halter um
                              									die Säule P, wenn letztere fest ist, in einer
                              									horizontalen Ebene beliebig bewegt und durch Festschrauben beider Platten p, p′ bei m′ auch in dieser Lage fixirt werden kann, so
                              									gestattet derselbe also, das Lichtbündel nach jeder beliebigen Richtung hin zu
                              									dirigiren. — Wir müssen hier bemerken, daß der eben beschriebene optische
                              									Apparat kaum eine so große Vollkommenheit in Anspruch nehmen dürfte, wie jener,
                              									welcher in diesem Journale (Bd. CXXII S. 422, Jahrgang
                              									1851) beschrieben und seiner Zeit von Stevenson
                              									ausgeführt wurde. In der letzten Zeit hat Stevenson
                              									seinen sogen. Holophotalapparat abgeändert und den Gebrauch desselben für Punkte in
                              									der Nähe und in großen Entfernungen vom Leuchtthurme etc. angeordnet. Da aber dieser
                              									Apparat, dessen principielle Ausstattung in einer uns vorliegenden QuelleCivil Engineer
                                          													and Architect's Journal, August 1867 S.
                                       										219. erörtert  ist, in umfassender Weise schon im J. 1855 (im Edinbourgh new philosophical Journal, vol. I p. 273) von
                              									dem Erfinder beschrieben wurde, so mag es ausreichen bei dieser Gelegenheit den
                              									verbesserten katoptrischen Beleuchtungsapparat Stevenson's in Erinnerung gebracht zu haben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
