| Titel: | Das Chatham-Licht für Nacht-Signale. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. CIV., S. 436 | 
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                        CIV.
                        Das Chatham-Licht für Nacht-Signale.
                        Im Auszuge aus Engineering, Mai 1868, S.
                              								454.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IX.
                        Das Chatham-Licht für Nachtsignale.
                        
                     
                        
                           Mit dem Ausdrucke Chatham-Licht wird in unserer
                              									Quelle eine nach einer recht einfachen Methode durch ebenso einfache Mittel
                              									verstärkte Lichtquelle bezeichnet, welche in der letzten Zeit in Abessinien für
                              									telegraphische oder Signalisirungszwecke mit Nutzen angewendet worden ist. Die
                              									hierfür benutzte Lampe mit Zugehör ist in Fig. 8 in 1/5 ihrer
                              									wirklichen Größe dargestellt. Zum Signalisiren für diese und ähnliche Zwecke werden
                              									mit großem Vortheile die (in diesem Journale Bd.
                                 											CLXXXVII S. 364 beschriebenen)
                              									Signalisirungs-Apparate von Colomb in Anwendung
                              									gebracht. Soll die Signalisirung auf sehr große Entfernungen von mehr als 20
                              									Seemeilen sich erstrecken, so ist eine Lichtstärke nothwendig, wie sie nur vom
                              									elektrischen Lichte dargeboten werden kann. Bei Entfernungen von etwa 6 bis zu 20
                              									Seemeilen dürfte das Kalk- oder auch das Magnesium-Licht nothwendig
                              									und ausreichend seyn, da bei nebeliger Atmosphäre nur Lichtquellen von großem Glänze
                              									für derartige Zwecke erklecklich seyn können. Da aber die zur Herstellung solcher
                              									Lichtquellen nöthigen Apparate nicht transportabel genug find, so muß man sich in
                              									solchen Fällen, wo die Transportabilität der Apparate als eine Hauptbedingung
                              									anzusehen ist, mit Lichtquellen von geringerer Stärke, also mit Oellampen u. dgl.
                              									begnügen. Das in Rede stehende Verfahren zeigt nun, wie man selbst bei Anwendung
                              									einer Flamme von geringerer Helligkeit den Lichtglanz momentan oder durch längere
                              									Zeit bis zu einem bedeutenden Grade zu erhöhen im Stande ist. Das Princip, auf
                              									welchem dieses Verfahren beruht, besteht einfach darin, daß man in die Flamme unter
                              									Anwendung einer geeigneten Vorrichtung beständig pulverisirte und überhaupt auf das
                              									Feinste zertheilte Substanzen hineinbläst, welche kohlenstoffreich sind, oder welche
                              									bei ihrer Zerlegung kohlenwasserstoffhaltige  Verbindungen entwickeln. Daß hierfür auch Magnesiumpulver
                              									u. dgl. und überhaupt solche Metallpulver verwendet werden können, welche selbst in
                              									einer gewöhnlichen Flamme den höchsten Glühegrad annehmen, versteht sich von
                              									selbst.
                           In Fig. 8 sehen
                              									wir vor Allem am oberen Theile derselben eine Lampe mit Abzugskamin nebst den dazu
                              									gehörigen Vorrichtungen, wie sie zur Colomb'schen Lampe
                              									für Nachtsignale gehören. Der Brenner ist hierbei bloß ein Docht, der in ein
                              									Spiritusgefäß einmündet, nämlich eine kleine Weingeistflamme; letztere ist zum
                              									Schutze der Umhüllungsgläser etc. mit einem Drahtnetze umgeben. Unterhalb der Lampe
                              									befindet sich ein Gefäß A, in welches das zum Einblasen
                              									in die Flamme dienende Pulver gebracht wird; das Gefäß ist bei B durch einen Deckel verschlossen und durch dieses obere
                              									Ende geht ein Rohr, welches nach unten bei C erweitert
                              									ist und hier mit dem Pulvergefäße in Verbindung steht, also an seinem unteren Ende
                              									offen ist. Die aus dem Pulvergefäße austretende Röhre des Gefäßes C verzweigt sich in zwei Röhren, deren offene Enden G und H in der Nähe des
                              									unteren Endes der Flamme ausmünden. Das Pulvergefäß A
                              									selbst ist auf die Säule F festgeschraubt, und durch
                              									letztere geht das Ausströmungsrohr F, welches in dem
                              									Reservoir C mit seinem heberförmigen, nach abwärts
                              									gebogenen Ende D ausmündet, während das untere Ende des
                              									Rohres F an der Düse des doppelten Blasbalges E luftdicht angebracht ist. Wird der Blasbalg in
                              									Thätigkeit versetzt, so wird die durch das Rohr F
                              									getriebene und bei D einströmende Luft nach Willtür mit
                              									größerer oder kleinerer Geschwindigkeit durch das Rohr C
                              									hinausgeblasen werden können. Hierbei wird aber nothwendig der Pulverstaub in dem
                              									Gefäße A mit einer gewissen Heftigkeit mitgeführt, und
                              									derselbe muß daher, bei G und H austretend, in die Flamme gelangen. Da einerseits das Pulver in der
                              									Flamme zum heftigen Glühen kommt und andererseits unter Anwendung des Gebläses der
                              									zum vollständigen Verbrennen und starken Leuchten nöthige Luftzug leicht unterhalten
                              									werden kann, so wird man auf diese Weise ein für viele Zwecke hinreichend starkes
                              									Licht zu erzeugen im Stande seyn. Da man durch Veränderung des Druckes der Luft
                              									mittelst des Blasbalges die Lichtintensität bald verstärken, bald schwächen kann, so
                              									ist man im Stande, unter Anwendung dieses Mittels sogar die Zahl der Signale des Colomb'schen Apparates zu vergrößern. Bei kurzen
                              									Strecken, auf welche signalisirt werden soll, und heiterem Himmel reicht es aus,
                              									wenn das Gefäß A mit Kohlenstaub, nämlich mit
                              									pulverisirter Kohle in lockerer Weise gefüllt wird. Bei Entfernungen von 3 bis zu 6
                              									engl. Meilen wird pulverisirtes Harz verwendet, und soll die Tragweite des
                              									Signallichtes  noch
                              									größer werden, so verwendet man zur lockeren Unfüllung des Gefäßes A ein Gemenge von pulverisirtem Harze und zerstoßenem
                              									Magnesium.
                           
                        
                     
                  
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