| Titel: | Holley's Verfahren zum Gießen von Stahlzainen. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. CXIII., S. 470 | 
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                        CXIII.
                        Holley's Verfahren zum Gießen von Stahlzainen.
                        Aus Engineering, Mai 1868, S.
                              								436.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IX.
                        Holley's Verfahren zum Gießen von Stahlzainen.
                        
                     
                        
                           Die nach einer Photographie ausgeführte Abbildung, Fig. 10, zeigt eine
                              									Gruppe von acht Schienenzainen von je 640 Pfd. Gewicht mit einem in der Mitte
                              									befindlichen, für eine Welle bestimmten achtkantigen Zain von 12 Zoll Durchmesser.
                              									Das Ganze wiegt 6320 Pfd. und wurde aus einem Stücke und in einem einzigen Gusse
                              									nach A. L. Holley's Verfahren auf den Pennsylvania Steel Works (in den Vereinigten Staaten)
                              									gegossen.
                           Seit der Einführung dieser Methode auf den genannten Werken sind über 5000 Zaine nach
                              									derselben gegossen worden, und zwar zum größten Theile in Gruppen von sieben Stück.
                              									Jetzt werden Vorrichtungen getroffen, die ganze 5 Tonnen schwere Charge auf einmal
                              									zu einer Gruppe von dreizehn Zainen zu vergießen. Als Vortheile dieses Verfahrens
                              									vor der gewöhnlichen Gießereimethode, bei welcher das Metall bekanntlich von oben in
                              									die Formen einfließt, haben sich nachstehende herausgestellt:
                           1. Ersparung an Abfällen. — In Folge des Aufkochens
                              									des Stahles in den Formen ist es unmöglich, bei Befolgung der gewöhnlichen Methoden
                              									Zaine von gleichmäßiger Länge herzustellen; dieselben zeigen in ihrem Gewichte oft
                              									Unterschiede von 20 bis 30 Pfd. und ihre oberen Enden sind nie ganz und von
                              									regelmäßiger Form. Die vom Boden der Formaus, mit
                              									Aufsteigen des Metalles (mit Steigrohr) gegossenen Zaine sind hingegen am oberen
                              									Ende ebenso ganz und scharf vierkantig als am unteren und haben die ihnen bestimmte
                              									Länge. Der Stahl steigt in der Form auf, bis er den vorher in beliebiger Höhe
                              									angebrachten Stopfer erreicht. Bei Anwendung des älteren Verfahrens geht, während
                              									die Gießpfanne von einer Form zur anderen geführt wird, mehr oder weniger Stahl
                              									verloren und das zur Vermeidung des Ueberkochens des Metalles in der Form nöthige
                              									öftere Schließen des Stopfers veranlaßt manchmal Beschädigungen des Ausgusses und
                              									Bildung von einem Gießkopfe. Bei dem Bodenguß-Verfahren wird die Gießpfanne
                              									durch zwei- oder dreimaliges Oeffnen eines großen Ausgusses (Abstiches)
                              									gänzlich entleert.
                           
                           2. Bessere Qualität der Zaine. — Vielfach
                              									wiederholte Proben mit Zainen von einer und derselben Gießpfanne, welche sowohl von
                              									der oberen Mündung, als vom Boden der Formen aus gegossen waren, liefern den Beweis,
                              									daß die aufsteigend gegossenen Stücke unter dem Hammer und zwischen den Walzen sich
                              									geschmeidiger zeigen und weniger reißen. Die Gründe dieser Erscheinung sind
                              									einleuchtend. Bei dem ersteren Verfahren fällt der Metallstrom die ganze Länge der
                              									Form hinab, spritzt an den beiden Seiten derselben hinauf und steigt oft in oder
                              									durch den aufgelegten Sandstopfer. Der Zain fällt porös aus, die Blasen öffnen sich
                              									durch die Haut des Zaines hindurch nach außen, oxydiren sich dann und lassen sich
                              									zwischen den Walzen nicht schweißen, sondern bleiben als kleine Nisse zurück oder
                              									werden zu Ausgangspunkten für größere Nisse. Im zweiten Falle dagegen steigt der
                              									Stahl in der Form allmählich bis zu einem festen Stopfer auf und wird durch die in
                              									der centralen oder Schlackenform mindestens einen Fuß hoch stehende Eisensäule fest
                              									gegen den Stopfer angepreßt; in Folge dessen fällt der Zain weniger porös aus, die
                              									Blasen platzen nicht, ihre Wandungen können sich somit nicht mit einer Oxydhaut
                              									bedecken und lassen sich daher vollkommen zusammenschweißen. Das Aeußere des Zaines
                              									ist ebenso geschmeidig wie sein Inneres.
                           3) Ersparung an Zainformen. — Manche der auf den
                              										Pennsylvania Steel Works vorhandenen Zainformen
                              									haben 400 Güsse ausgehalten. Wir kennen die durchschnittliche Dauer der bei dem
                              									älteren Verfahren angewendeten Formen nicht genau, glauben aber, daß dieselben, wenn
                              									sie ihren Dienst hundertmalig zu leisten im Stande sind, als ausgezeichnet gelten
                              									können. Die Steigrohr- oder Bodenguß-Formen zerspringen und zerreißen
                              									mit der Zeit in Folge der Einwirkung der intensiven Hitze zwar auch, aber sie werden
                              									durch den aus der Gießpfanne in sie einströmenden Stahl niemals zum. Schmelzen
                              									gebracht und durchbohrt.
                           4) Bequemere und weniger angreifende Arbeit. —
                              									Obgleich die Arbeit der Former und Gießer durch das Trocknen der Formen und die
                              									Aufstellung und weitere Vorbereitung der Formkästen vermehrt wird, so geben
                              									dieselben dem neuen Verfahren doch den Vorzug vor der älteren Methode und darin
                              									liegt gewiß ein zuverlässiger Beweis dafür, daß sie sich weniger anzustrengen
                              									brauchen. Formkästen und Formen für vier — oder, wenn die Dammgrube geräumig
                              									genug ist, für noch mehr — Güsse können in der Dammgrube vor Beginn der
                              									Tagesschicht vorgerichtet werden, so daß die Arbeiter nicht nöthig haben, nach jedem
                              									Gusse in der unmittelbaren Nähe von rothglühenden Formen und Zainen neue Formen oder
                              									Kästen aufzustellen. Die mit Steigrohr  gegossenen Zaine bleiben nur selten in den Formen
                              									festsitzen, sondern lassen sich rasch und leicht aus denselben herausnehmen.
                           Die jetzt von Holley angewendeten verbesserten Formkästen
                              									sind große gußeiserne Böden mit einem centralen Hohlraum, in welchen die
                              									Verlängerung der centralen oder Schlackenform eingeformt wird und mit radialen
                              									Canälen, die zum Einformen der aus der centralen Form zu den peripherisch gestellten
                              									Zainformen führenden Steigrohre dienen. Diese Rohre sowohl als der centrale Hohlraum
                              									werden auf die übliche Weise ½ bis 1 Zoll stark mit Nasse (aus alten
                              									gemahlenen feuerfesten Backsteinen und Lehm bestehend) ausgeschlagen. Die Steigrohre
                              									werden über eiserne, mit Lehm überzogene Kerne geformt. Das Einsetzen der Zainformen
                              									in die Formkästen geschieht in der gewöhnlichen Weise. Der flüssige Stahl wird in
                              									die centrale Form eingegossen und tritt aus derselben, wie schon angegeben wurde, in
                              									den Boden der peripherisch stehenden Zainformen.
                           
                        
                     
                  
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