| Titel: | Verfahren zur Darstellung in Wasser löslicher Anilinfarben; von Emil Zinßmann in New-York. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. CXX., S. 491 | 
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                        CXX.
                        Verfahren zur Darstellung in Wasser löslicher
                           								Anilinfarben; von Emil
                              									Zinßmann in New-York.
                        Aus dem Scientific American vom 2. Mai 1868, S.
                              									278.
                        Zinßmann's Darstellung in Wasser löslicher
                           								Anilinfarben.
                        
                     
                        
                           Der Erfinder nimmt eine abgewogene Menge Leim (auf 1 Pfund Farbe ungefähr 2 bis 6
                              									Pfd.) und löst denselben in gewöhnlicher Essigsäure von 7 bis 8° Baumé, so
                              									daß eine syrupdicke Masse entsteht, versetzt dieselbe mit der vorher in feines
                              									Pulver vewandelten Anilinfarbe und arbeitet das Ganze auf einem Reibstein mit Läufer
                              									zu einer gleichartigen Masse zusammen. Der so erhaltene Brei wird in einen
                              									emaillirten Kessel gebracht und in einem Wasserbade unter beständigem Umrühren oder
                              									Durchkneten erhitzt; es ist zu empfehlen, den Kessel während dieser Zeit mit einem
                              									gut schließenden Deckel bedeckt zu halten, um die zu starke Verdampfung der
                              									flüssigen Theile der Masse zu verhüten. Die angestrebte Reaction, nämlich die
                              									vollkommene Auflösung der Anilinfarbe in dem Leim erfolgt am besten, wenn der Brei
                              									oder Teig im Wasserbade eine so dicke und zähe Masse bildet, daß sie sich gerade
                              									noch umrühren und durchkneten läßt. Wird diese Masse vor der vollkommenen Lösung
                              									(oder Vertheilung) der Anilinfarbe so dick, daß das Umrühren nicht mehr ausführbar
                              									ist, so setzt man eine solche Menge von der zum Lösen des Leimes angewendeten
                              									Flüssigkeit hinzu, daß die Masse die gewünschte Consistenz annimmt. Von Zeit zu Zeit
                              									nimmt man eine Probe aus dem Kessel, löst sie in heißem Wasser und filtrirt die
                              									erhaltene Flüssigkeit; bleibt auf dem Filter keine Farbe zurück, so ist die
                              									Operation beendigt und das Product kann sofort verwendet oder getrocknet und für den
                              									späteren Verbrauch aufbewahrt werden.
                           Für Anilinpurpur, mit Ausnahme des bläulichen Purpurs (Parmablau) und des Anilinblau,
                              									sind ungefähr 2 bis 3 Pfd. Leim oder Gelatine auf 1 Pfd. Farbe hinreichend; für Bleu de Parme und Anilinblau hingegen thut man besser 4
                              									bis 6 Pfund Leim zu nehmen. Bei der Verarbeitung dieser letztgenannten Farben ist
                              									vorzugsweise die Anwendung von Leim und Essigsäure zu empfehlen; bei Anilinpurpur
                              									aber benutzt der Erfinder anstatt des Leimes arabisches Gummi oder Dextrin und
                              									anstatt der Essigsäure Glycerin oder Pflanzenabkochungen, z. B. einen Absud der
                              									Seifenwurzel (Radix Saponariae), oder von ähnlich
                              									wirkenden Substanzen, da der Glanz und die Zartheit der Farben durch die Einwirkung
                              									der Essigsäure leiden. Bei Anwendung von Glycerin ist es  nöthig, den Leim vorläufig in
                              									einer geringen Menge Wasser aufzuweichen und ihn dann erst durch Erwärmen mit dem
                              									Glycerin zu verbinden.
                           Mittelst dieses Verfahrens ist man im Stande aus Anilinfarben, welche an sich in
                              									Wasser nicht löslich sind, Farbenteige darzustellen, welche sich in Wasser
                              									vollständig zu Flüssigkeiten lösen, die mit Vortheil anstatt der theuren und wenig
                              									zuverlässigen alkoholischen Lösungen jener Farben angewendet werden können. Der
                              									hierdurch erzielte Vortheil ergibt sich aus der Thatsache, daß zum Lösen von 1 Pfd.
                              									Anilinpurpur oder Anilinblau (namentlich für Zwecke der Baumwollen- und
                              									Wollenfärbereien und Druckereien) 20 bis 30 Pfd. des stärksten Weingeistes oder eine
                              									noch weit größere Menge von Holzgeist erforderlich und daß dennoch die auf diese
                              									Weise erhaltenen Lösungen weder vollkommen noch zuverlässig sind. Wenn eine solche
                              									alkoholische Lösung einige Zeit steht, so scheidet sich ein Theil des Farbstoffes
                              									aus der Flüssigkeit ab, und wenn jene Lösungen zum Färben verwendet werden, so fällt
                              									die Farbe der Stoffe häufig nicht gleichmäßig aus. Bei der Benutzung der Farbenteige
                              									werden diese Uebelstände vermieden; dieselben lösen sich leicht, der Farbstoff kann
                              									sich aus der Lösung nicht niederschlagen, so lange dieselbe auch stehen mag, und
                              									sowohl Wolle, Seide und Baumwolle, als auch Papier und verschiedene andere
                              									Substanzen lassen sich mit der Masse leicht und vollkommen färben und bedrucken.
                           Allerdings hat man schon früher in Wasser lösliche Anilinfarbmassen durch Behandlung
                              									der Anilinfarben mit Schwefelsäure dargestellt; allein diese Producte sind mehr zum
                              									Färben und Bedrucken von Leder und Seide, und wenig oder gar nicht zum Färben und
                              									Bedrucken von Wolle und Baumwolle anwendbar. Auch wurden vor einiger Zeit zum
                              									Auflösen von Anilinfarben Glycerin und Abkochungen von Pflanzentheilen
                              										empfohlen;Von Gaultier de Claubry, polytechn. Journal Bd. CLXXVI S.
                                       												231. die noch so allgemein übliche Anwendung von
                              									Alkohol als Lösungsmittel für jene Farben beweist jedoch, daß auf diesem Wege die
                              									gewünschten Resultate nicht erhalten wurden; es ist dem Erfinder bei seinen
                              									vielfältigen Versuchen auch niemals gelungen, mit den gedachten Flüssigkeiten allein
                              									zu einem befriedigenden Ergebnisse zu gelangen.