| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. , S. 71 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Glimmer-Schutzbrillen für Metallarbeiter; von Dr. H. Cohn.
                           Die in neuester Zeit in den Handel gebrachten unzerbrechlichen Lampencylinder aus Glimmer führten mich auf den Gedanken, dieses Mineral zu
                              									Schutzbrillen zu benutzen. Ich veranlaßte daher Hrn. Fabrikanten Max Raphael in Breslau
                              									(Bahnhofstraße Nr. 10), der ein großes Lager von Glimmer und Glimmergegenständen
                              									besitzt, die Herstellung von Glimmerbrillen zu versuchen. Diese Versuche fielen so
                              									günstig aus, daß sich Hr. Raphael durch die geschickte
                              									technische Ausführung der neuen Brillen ein wesentliches Verdienst um die Lösung der
                              									vorliegenden Frage erworben hat.
                           Die Glimmerbrillengläser sind gebogen, wie die Gläser der
                              									französischen Uhrglasbrillen, und bedecken nicht bloß wie die gewöhnlichen
                              									Convex- oder Concavbrillen den vorderen Theil des Angapfels, sondern legen
                              									sich in ihrer Messingeinfassung genau dem vorderen knöchernen Augenhöhlenrande an,
                              									so daß von keiner Seite ein Splitter an den Augapfel gelangen kann, und demnach die
                              									Wimpern das Glas nicht streifen. Das Gestell ist aus
                              									dünnem Messingdraht, dem leicht jede nöthige Biegung mit der Hand gegeben werden
                              									kann. Die Bügel sind am Rande der Messingeinfassung der
                              									Glimmergläser festgelöthet und haben keine Scharniere, damit die Brille möglichst
                              									billig sey. Die Glimmergläser sind ½ Millimeter dick.
                           Da für diese Schutzbrillen nur die reinste und durchsichtigste Sorte Glimmer
                              									verwendet wird, so sieht man durch sie so gut als durch Glas. Einen kleinen Stich
                              									in's Hellgraue hat aber jede Glimmersorte und eine unbedeutende Hellgraufärbung der
                              									Objecte ist natürlich die Folge. Dieselbe hindert aber nicht ein normales Auge, eine
                              									Schrift auf dieselbe Entfernung mit der Brille ebenso scharf, als ohne diese zu
                              									lesen, wie ich mich mehrfach durch den Versuch überzeugt habe. Für Feuerarbeiter, z.
                              									B. Schmiede und Gießer, ist übrigens diese leichte Milderung des grellen Lichtes
                              									gewiß nur vortheilhaft. Für die Arbeiten der anderen Metallarbeiter ist sie nicht
                              									störend.
                           Diese Glimmerbrillen haben nun außer dem Umstände, daß sie das ganze Auge schützen,
                              									folgende große Vortheile:
                           1. Sie können nicht zerschlagen werden. Gewaltige
                              									Hammerschläge von der wuchtigen Faust eines breitschulterigen Schmiedes in der Bielstein'schen Fabrik gegen die Brille geführt,
                              									vermochten nur die Glimmergläser flach zu drücken, während bei dem leisesten Schlage
                              									eine Glasbrille natürlich in Splitter zertrümmert wurde.  Man kann die Glimmerbrillen
                              									getrost mit aller Gewalt auf die Erde werfen, sie nehmen keinen Schaden. Glühende
                              									Metalle, die auf Glas gegossen, dieses sofort zersprengen, lassen die Glimmerbrillen
                              									völlig intact. Ich ließ diefe auf dem flüssigen weißglühenden Eisen im Kessel des
                              									Gießhauses der Bielstein'schen Fabrik während zwei
                              									Minuten schwimmen; die Glimmergläser zeigten keine Veränderung. Nur mit der direct
                              									aufgesetzten Messer- oder Bohrerspitze läßt sich der Glimmer zerschneiden;
                              									dagegen prallen spitze Dreh- und Feilspäne von der Glimmerbrille zurück, da
                              									hier die elastisch federnde Glimmerplatte ebenso wirkt, wie die weiche
                              									Beschaffenheit des lockeren Zellgewebes unter der Bindehaut im Gegensatz zu der
                              									stark gespannten Hornhaut des Auges. Ich habe in einen Sprühregen von
                              									Eisendrehspänen nur 3″ von der Drehbank entfernt die Brille gehalten; alle
                              									Späne sprangen zurück.
                           2. Die Glimmerbrillen sind fast noch einmal so leicht, als die
                                 										Glasbrillen. Eine französische Uhrglasbrille wiegt 13,9 Gramme, eine
                              									Glimmerbrille nur 7,5 Gramme. Dabei genirt sie die Bewegungen des Auges und die
                              									freie Orientirung nach allen Seiten des Gesichtsfeldes gar nicht, während das wohl
                              									bei den Schutzbrillen der Fall ist, deren sich mitunter die Arbeiter z. B. in den
                              									Werkstätten der kgl. oberschlesischen Eisenbahn beim Gießen von Compositionsmetall
                              									bedienen und die nur den Blick geradaus gestatten, da die seitlichen Theile des
                              									Auges durch die breite Ledereinfassung der Brille verdeckt werden.
                           3 Die Glimmerbrillen kosten den fünften Theil der
                                 										Glasbrillen. Eine französische Uhrglasbrille, die allein im Stande ist das
                              									ganze Auge vor Verletzungen zu schützen, wird für einen
                                 										Thaler verkauft. Dagegen beläuft sich der Preis einer Glimmerbrille nur auf
                              										sechs Silbergroschen.
                           4. Die Glimmergläser, da sie sehr schlechte Wärmeleiter sind,
                                 										halten das Auge des Feuerarbeiters kühl. (Breslauer Gewerbeblatt, 1868,Nr.
                              									26.)
                           Nicht bloß die Metallarbeiter — bemerkt der Verfasser am Schlusse seiner
                              									Abhandlung über das Vorkommen von Augenverletzungen bei Metallarbeitern
                              										—Ueber das Vorkommen von Augenverletzungen bei Metallarbeitern und über eine
                                    											neue Art von Schutzbrillen. Nach Untersuchungen an 1283 Breslauer
                                    											Fabrikarbeitern. Von Dr. Herrmann Cohn, Augenarzt in Breslau.
                                    											Separat-Abdruck aus der Berliner klinischen Wochenschrift, 1868, Nr.
                                    											8. Berlin, gedruckt bei Julius Sittenfeld,
                                    											1868. sind häufigen Augenverletzungen durch ihre Thätigkeit
                              									ausgesetzt, sondern noch eine große Zähl anderer Berufsclassen, die es mit leicht
                              									umherspringenden Körpern zu thun haben, z. B. die Minirer
                              									durch Pulverexplosionen, die Arbeiter in chemischen
                                 										Fabriken und Laboratorien durch Aetzungen mit Säuren und Einspringen von
                              									Glassplittern; ferner die Steinmetze, Steinschleifer,
                                 										Steinklopfer, Kohlenarbeiter, Bergleute, Heizer und ganz besonders die Eisenbahnschaffner. Für diese Alle würde sich die
                              									Anschaffung von Glimmerbrillen empfehlen.
                           
                        
                           Neue Construction eines Dornes zum Erweitern resp. Glätten
                              									runder Löcher.
                           Auf den gewöhnlichen, abgedrehten, etwas conischen Dorn werden zwei steile Gewinde,
                              									das eine von rechts nach links, das andere von links nach rechts eingeschnitten und
                              									so eine Anzahl von viereckigen Feldern mit schrägen schneidenden Kanten
                              									gebildet.
                           Wenn dieses Werkzeug durch ein in einem Metalle befindliches Loch getrieben wird, so
                              									wird dieses dadurch vollkommen glatt; auch hat dasselbe keinen Grath, wie dieses bei
                              									einem einfachen Dorn mit schrägen Einschnitten gewöhnlich der Fall ist. (Journal of the Franklin Institute November 1867, S.
                              									290.)
                           
                        
                           
                           Ueber die verschiedenen Fabricationsmethoden der Girders (des
                              									Balken- oder Doppel-T-Eisens), die
                              									verschiedenen Preise derselben und ihre Verwendung; von P. v. Tunner.
                           In dem betreffenden Vortrage an der Bergakademie zu Leoben am 8. Februar d. I.
                              									erklärte und befürwortete Hr. Ministerialrath v Tunner
                              									zuerst den Namen Girder an Stelle des bisher gebräuchlichen „Doppel
                                 											-T-Eisens“ und fuhr
                              									dann also fort: Die Erzeugung der Girders mit Walzen von gewöhnlicher Kalibrirung
                              									wird vielseitig ausgeführt; dabei gebraucht man aber für jede einzelne Größe von
                              									Girders eine bedeutende Anzahl von Kalibern, und wachsen die Kosten und
                              									Schwierigkeiten bei dieser Methode der Darstellung besonders rasch mit der Zunahme
                              									der Größe des Profiles. Eine Höhe der Girders von 1 ½ Fuß, namentlich bei
                              									gleichzeitig ziemlich breiten Köpfen, dürfte so ziemlich die Grenze seyn, bis zu
                              									welcher Größe dieses Façoneisen nach diesem Verfahren bisher dargestellt worden ist.
                              									Näheres hierüber ist im berg- und hüttenmännischen Jahrbuche XV. Bd., S. 18–22 nachzulesen. Für die
                              									Darstellung sehr großer Girders hat man deßhalb in England schon vor mehreren Jahren
                              									einen eigenthümlichen Weg eingeschlagen, welcher in dem Berichte des
                              									Ministerialrathes v. Tunner über die Londoner Ausstellung
                              									von 1862, S. 94–96 beschrieben ist, und der auch gegenwärtig noch in vielen
                              									Fällen als der beste angesehen werden dürfte und deßhalb vom Vortragenden in Kürze
                              									angegeben wurde. Auf der vorjährigen Pariser Ausstellung waren gleichfalls große
                              									Girders von 1 bis 1,1 Met. Höhe von Petin und Gandet und von Châtillon
                              									ausgestellt, die wieder auf ganz verschiedenen Wegen erzeugt worden sind, und über
                              									deren erstere dieser beiden verschiedenen Methoden im polytechn. Journal Bd. CLXXXVI S.
                                 										117 eine Notiz sammt Skizze sich findet, welche der Vortragende in Kürze
                              									anführte.
                           Das beste Kriterium über die Zweckmäßigkeit der einen oder anderen
                              									Fabricationsmethode ist, unter übrigens gleichen Umständen, der Preis der Waare.
                              									Wenige Artikel sind in den letzteren Jahren in dem Preise so gefallen, wie die
                              									Girders, während die Consumtion derselben außerordentlich zugenommen hat. Girders in
                              									einer Höhe bis zu 1 Fuß und 24–30 Fuß Länge standen vor 6 Jahren in England
                              									auf 11 Pfd. Sterl. die Tonne, d. i. 6 fl. 5 kr. der Wr. Ctr., und in Frankreich auf
                              									27 Frcs. die 100 Kilogr., d. i. 6 fl. 6 kr. der Wr. Ctr.; im vorigen Jahre hingegen
                              									war der durch schnittliche Preis in Frankreich 18½ bis 19 Frcs. die 100
                              									Kilogr., oder 4 fl. 15 kr. bis 4 fl. 26 kr. öst. Währg. der Wr. Ctr. Die großen
                              									Girders haben noch keinen recht bestimmten Preis; doch ist bekannt, daß von Châtillon im vorigen Jahre für einen Dockenbau in Oporto
                              									Girders von 0,5 Met. Höhe um 37 Frcs. für 100 Kilogr. geliefert worden sind, und die
                              									1,1 Meter hohen sollen angeblich um 45 Frcs. gegeben werden. Jedenfalls werden auch
                              									diese Preise, durch die obengenannte Walzenmethode von Petin und Gaudet, zum raschen Sinken gebracht
                              									werden.
                           Wie mannichfaltig die Verwendung der Girders insbesondere in England und Frankreich,
                              									und namentlich seit einigen Jahren im Bau- und Constructionsfache überhaupt
                              									geworden ist, kann hier als bekannt vorausgesetzt werden. Der Verbrauch würde auch
                              									in Oesterreich ein ganz anderer seyn, wenn diese Eisensorte, von der nach Wissen des
                              									Vortragenden nur die Gebr. Klein'schen Hütten in Mähren
                              									auf dem Wiener Platz ein aber nicht sehr vollständiges Lager haben, zu billigen
                              									Preisen und in genügender Auswahl vorhanden wäre. Man war in dieser Beziehung auch
                              									schon bestrebt, zwischen dem Producenten und Consumenten ein Uebereinkommen zu
                              									treffen, daß nur einige wenige Sorten von Girders benöthigt werden sollen, um
                              									dadurch die Erzeugung derselben zu erleichtern, wohlfeiler zu machen, wie aus den
                              									Verhandlungen des Ingenieur- und niederösterreichischen Gewerbevereines in
                              									Wien zu entnehmen ist. Leider muß oder wird bei derartigen Eisenconstructionen in
                              									Oesterreich aber meist noch zu genieteten Trägern Zuflucht genommen werden, welche
                              									bekanntlich aus Winkel- und Flacheisen oder entsprechenden Blechstreifen
                              									durch Vernietung hergestellt werden. Solche genietete Träger werden aber, abgesehen
                              									von den Preisen des Winkel-, Flach- und Nieteneisens, durch die Arbeit
                              									des Nietens kostspielig, und überdieß wird durch das Vernieten die Stärke des
                              									Materials dergestalt geschwächt, daß selten mehr als 60 Proc. der letzteren erreicht
                              									werden kann, in diesem Maaße also auch die genieteten Träger stärker und schwerer
                              										 im Gewichte gehalten
                              									und sohin um so kostspieliger werden müssen. (Oesterreichische Zeitschrift für
                              									Berg- und Hüttenwesen, 1868, Nr. 10.)
                           
                        
                           Oudry's Verfahren zum Verkupfern
                              									der Eisenwaaren auf galvanischem Wege.
                           Hr. Ministerialrath v. Tunner hielt über dieses Verfahren
                              									einen Vortrag an der Bergakademie zu Leoben am 8. Februar d. I. Er bemerkt, daß auf
                              									der letzten Pariser Ausstellung die verkupferten Eisenwaaren, wie die kupfernen
                              									Abdrücke solcher Artikel, welche von Hrn. Oudry exponirt
                              									waren, gerechtes Aufsehen erregten, sowie auch den Besuchern von Paris erinnerlich
                              									seyn wird, daß dort alle Gascandelaber, die Fontainen am Concordia-Platze u.
                              									dgl. m. in den öffentlichen Straßen, Plätzen und an Gebäuden das Aussehen haben, als
                              									waren sie von Kupfer oder Bronze dargestellt, in der That aber aus der
                              									Verkupferungsfabrik des Hrn. Oudry hervorgegangen sind,
                              									welche schon seit Jahren besteht. Zur Zeit der Ausstellung war diese Fabrik mit der
                              									Verkupferung einer Menge von Gußwaaren für das im Bau begriffene große Opernhaus
                              									beschäftigt. Die Verkupferung geschieht auf galvanischem Wege. Oudry's Verfahren unterscheidet sich von der gewöhnlichen galvanischen
                              									Verkupferung aber in zwei Richtungen. Einmal dadurch, daß das Kupfer nicht
                              									unmittelbar auf das Eisen gefällt, sondern dieses vorerst mit einer für Wasser und
                              									saure Flüssigkeiten undurchdringlichen Hülle überzogen, und diese sodann durch
                              									Einreiben mit Graphit für den galvanischen Strom leitend gemacht wird, und dann
                              									dadurch, daß das Ausfällen des Kupfers in der Regel so lange fortgesetzt wird, bis
                              									eine Kupferschichte von 1 bis 2 Millimeter gebildet ist, wodurch die Verkupferung
                              									sehr dauerhaft wird.
                           Die Oberfläche der Artikel, welche verkupfert werden sollen, bedarf nicht erst einer
                              									oft mühsamen Reinigung von Eisenoxyd, sondern sie wird nur allenfalls mit Meißel und
                              									Feile abgeglichen, und mit einer Bürste aus Eisendraht gereinigt. Hierauf werden
                              									dieselben mit einer gut deckenden und schnell trocknenden Farbe zweimal
                              									überstrichen, deren färbender Bestandtheil meistens aus Mennig besteht und sonach
                              									wird der Ueberzug mit feinem Graphit gut eingerieben. Im Falle irgend ein Theil
                              									vorzugsweise der Abnutzung ausgesetzt ist, kann dieser, wie dieß z. B. mit den Füßen
                              									der Gascandelaber in Paris geschieht, vor der Bedeckung mit der Farbe, mit
                              									Kupferblech bekleidet werden, welches natürlich nicht bemalen wird.
                           Die solcher Gestalt präparirten Eisenstücke werden nun in eine concentrirte Lösung
                              									von Kupfervitriol gelegt und mit einer entsprechenden Anzahl galvanischer Elemente
                              									in Verbindung gesetzt. Hat man z. B. einen gewöhnlichen Gascandelaber zu verkupfern,
                              									so wird dieser in eine etwas saure Lösung von Kupfervitriol in einem seiner Größe
                              									entsprechenden Holzreservoir eingelegt und von allen Seiten mit porösen
                              									Thoncylindern von ungefähr 1½. Fuß Höhe und 4 Zoll Durchmesser umgeben,
                              									welche Cylinder verdünnte Schwefelsaure enthalten und in welcke Zinkcylinder
                              									eingesetzt sind, die unter einander durch Leitungsdrähte verbunden werden; hiernach
                              									werden beide Enden sammt dem Mitteltheil des Candelabers in leitende Verbindung mit
                              									den Zinkelementen gesetzt.
                           Zur Ausfällung einer 1 Millimeter dicken Kupferlage bei einem solchen Candelaber
                              									sollen angeblich in der Regel 4½ Tage genügen. Die großen Fontainen der
                              									allgemeinen Plätze, welche verkupfert worden sind, sollen aber zwei Monate im Bade
                              									gelegen seyn. Der Preis für das Verkupfern bei Hrn. Oudry
                              									ist, nach Bericht des Hrn. C. Styffe, dem diese Daten
                              									entnommen sind, für Stücke von der Größe gewöhnlicher Candelaber 9 Frcs., aber kann
                              									für große Kunstgegenstände bis auf 25 Frcs. per
                              									Kilogramm ausgefällten Kupfers steigen. Wenn die ausgefällte Kupferlage sehr dick
                              									ist, so wird deren Oberfläche ein wenig knollig, und muß daher, wenn dieselbe
                              									vollkommen glatt seyn soll, mit der Feile etwas abgeglichen werden.
                              									(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1868, Nr. 10.)
                           
                        
                           Vereinfachte Gewinnungsweise des Magnesiums; von Reichert.
                           Da die Bereitung größerer Mengen von trockenem, magnesiafreiem Chlormaguesium, behufs
                              									der Gewinnung von Magnesiummetall eine sehr lästige Operation ist, so hat der  Genannte neuerdings
                              									vorgeschlagen, zur Gewinnung des Magnesiums den bei Staßfurt in unermeßlicher Menge
                              									vorkommenden Carnallit, das Doppelsalz von Chlorkalium und Chlormagnesium
                              									anzuwenden. Farblose Stücke sind rein und können direct zu der Darstellung verwendet
                              									werden; röthliche oder fleischfarbene enthalten Beimengungen von Eisenglimmer.
                              									Dieser bleibt beim Auflösen in Wasser zurück; aus der wässerigen Lösung erhält man
                              									beim Eindampfen das reine Doppelsalz wieder. Reichert
                              									gibt folgende Vorschrift:Jenaer Zeitschrift für Medicin und Naturwissenschaft, Bd. I S 499.1000 Grm. geschmolzener
                              									(wasserfreier), fein gepulverter Carnallit werden schnell mit 100 Grm. gepulvertem
                              									Flußspath und 100 Grm. Natrium in Stückchen gemischt und auf gewöhnliche Weise im
                              									Tiegel geschmolzen. Die Einwirkung geht äußerst ruhig von statten und die Ausbeute
                              									entspricht derjenigen, welche man bei Anwendung von Chlormagnesium erhält. Vor
                              									kieserit- (schwefelsaure Magnesia) haltigem Carnallit muß man sich hüten,
                              									weil durch diesen leicht gefahrvolle Detonationen bei dem Schmelzen entstehen
                              									können. Größere Mengen von Chlormagnesium oder Carnallit auf einmal anzuwenden, ist
                              									unzweckmäßig.
                           
                        
                           Zinnchlorür mit Chlornatrium; von Dr. Carl Noellner.
                           Wie bekannt sind die Chlorverbindungen des Zinnes sehr leicht geneigt Doppelsalze zu
                              									bilden und wurden davon auch eine Reihe solcher schon untersucht uud beschrieben,
                              									allein ich suche vergeblich nach Verbindungen des Chlorürs mit Chlornatrium, während
                              									eine solche mit Chlorid beschrieben ist.
                           Vor einiger Zeit erhielt ich nun zufällig einen krystallinischen Niederschlag beim
                              									Vermischen einer concentrirten Zinnsalzlösung mit Kochsalz haltiger Salzsäure, der
                              									unter dem Mikroskop oberflächlich betrachtet, meist als aus regelmäßigen
                              									sechseckigen Sternen, bisweilen hier und da auch aus viereckigen Kreuzen bestehend
                              									erscheint; bei näherer Untersuchung gaben sie sich aber als Würfel und
                              									Kubo-Octaëder zu erkennen, auf deren Flächen immer kleinere Würfel aufgesetzt
                              									waren, demnach gerade ein umgekehrtes Verhalten zeigten, wie bei der
                              									Pyramidenbildung des Kochsalzes, wo die Pyramidenbildung von der Spitze aus beginnt;
                              									ferner verhalten sich diese Sterne unter dem Polarisationsapparate als völlig
                              									indifferent, zum Beweis, daß sie dem regulären Krystallsystem angehören.
                           Im Wasser sind dieselben in kleinster Menge löslich, weßhalb sie bisher der
                              									Beobachtung entgangen seyn mögen, aber in sehr saurer concentrirter Zinnsalzlösung
                              									sind sie schwerlöslich und in starkem Weingeist als unlöslich zu bezeichnen. Um sie
                              									rein zu erhalten, muß man daher vorerst durch schwaches Pressen in feiner alter
                              									Leinwand die überschüssige saure Zinnlösung davon entfernen und den letzten Rest
                              									derselben durch Waschen mit stärkstem Weingeist davon trennen.
                           Noch in der Lauge befindlich, sind die Krystalle durchscheinend, getrocknet aber
                              									stellen sie ein weißes krystallinisches Pulver dar, welches zwischen den Fingern
                              									sich wie Kalisalpeter anfühlt und dabei ein ähnliches, mit weichem Schnee, wenn man
                              									ihn ballt, zu vergleichendes Geräusch gibt. Mit Wasser angefeuchtet reagirt das
                              									krystallinische Pulver sauer, auch wenn dasselbe mit großem Ueberschuß von Weingeist
                              									so lange ausgewaschen wird, daß im Waschwasser nicht die geringste saure Reaction
                              									sich mehr erkennen läßt. Für sich im Platintiegel geglüht, hinterlassen die
                              									Krystalle Zinnoxyd, aus dem sich das Kochsalz mit Wasser auswaschen läßt, und zwar
                              									liefern 3 Grm. 2,958 Rückstand, woraus Wasser 2,907 Kochsalz auszieht und 0,048
                              									Zinnoxyd hinterläßt; demnach bestehen sie aus:
                           
                              
                                 Zinnchlorür
                                 1,5
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 97,0
                                 
                              
                                 Verlust, Wasser
                                 1,5
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           Da die erhaltenen Zahlen keinem eigentlichen Doppelsalze entsprechen, so wurden die
                              									Versuche mit wiederholt ausgewaschenem Salze vorgenommen, aber das Resultat blieb
                              									immer dasselbe, so daß sich eine dem Eisensalmiak analoge Verbindung vermuthen läßt.
                              										(Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1867, Nr.
                              									24.)
                           
                        
                           
                           Explosion des Verdampf-Apparates einer Zuckerfabrik
                              									durch gekohltes Wasserftoffgas.
                           Die am 26. December 1867 in der Kuttenberger Actien-Zuckerfabrik erfolgte
                              									Explosion eines Verdampf-Apparates durch gekohltes Wasserstoffgas dürfte in
                              									weiteren technischen Kreisen noch wenig bekannt seyn.
                           Man pflegt bei zeitweise eintretendem Stillstande einer Zuckerfabrik die Röhren des
                              									Verdampf-Apparates, um welche der Dampf spielt, von den Kalkincrustationen zu
                              									befreien. Dieß geschieht mittelst stark verdünnter Salzsäure, wobei nur selten eine
                              									Vorreinigung mittelst kohlensauren Natrons angewendet wird. Letzteres Verfahren
                              									verdient aber den Vorzug. Kocht man mit kohlensaurem Natron eine Stunde lang und
                              									läßt dann die Flüssigkeit zwei Stunden im Apparat stehen, so hat man ein bedeutendes
                              									Quantum von Kalk abgelöst, welches mit vegetabilischen Substanzen vermischt den
                              									Röhren anhaftete. Zugleich hat man aber den Apparat nicht im mindesten angegriffen,
                              									welches bei Anwendung von salzsaurem Wasser unter allen Umständen in größerem oder
                              									geringerem Maaße der Fall ist. Nach einer solchen Vorreinigung kann man auch eine
                              									bedeutend geringere Quantität von Säure anwenden, da die Incrustation bereits
                              									größeren Theiles entfernt ist. Daß dann noch ein Auskochen mit Wasser stattfinden
                              									muß, auf welches in den meisten Fällen noch eine mechanische Reinigung folgt, ist
                              									jedem Zuckerfabrikanten bekannt.
                           Auch in der genannten Fabrik kochte man vor den Feiertagen den
                              									Verdampf-Apparat mit verdünnter Salzsäure aus, vergaß aber nachträglich noch
                              									mit Wasser zu kochen. Hätte man das Letztere nicht versäumt, so wäre die Explosion
                              									nicht erfolgt, denn beim Einsaugen des Wassers wäre alles durch die Wirkung der
                              									salzsauren Lösung auf Eisen entstandene gekohlte Wasserstoffgas von der Luftpumpe
                              									abgesaugt worden.
                           Als beim Anfange des Arbeitens am 26. December Abends der betreffende Wärter
                              									nachsehen wollte ob der Apparat gut gereinigt sey, wozu er genöthigt war den
                              									Mannlochdeckel abzuschrauben, entzündeten sich die im Apparate befindlichen Gase in
                              									dem Augenblick an der Lampe des Arbeiters wo derselbe den Deckel mit einem Meißel
                              									lüftete. Es erfolgte eine sehr starke Detonation. Dem Arbeiter wurde das Gesicht
                              									verbrannt und er selbst an die gegenüber liegende Wand geschleudert, wobei er einen
                              									Schenkelbruch erlitt. Eine Schraube vom Mannloch zerschmetterte ihm das
                              									Schulterblatt. Der obere Boden des einen und der untere Boden des anderen Apparates
                              									wurden aus ihren Nietungen gerissen, so daß sie durch neue ersetzt werden mußten.
                              									Andere, weiter entfernt sich befindende Arbeiter wurden ebenfalls verletzt, Thüren
                              									und Fenster stark beschädigt etc.
                           Der besprochene Vorfall wurde unläugbar durch eine mangelhafte Aufsicht veranlaßt.
                              									Die Zeit des Fabriks-Dirigenten ist durch Wichtigeres als das Nachsehen
                              									hinsichtlich gründlicher Reinigung der Geräthschafteu in Anspruch genommen: ihn
                              									trifft bei solchen Fällen nur der Vorwurf, in der Wahl seiner Gehülfen nicht
                              									glücklich gewesen zu seyn.
                           
                              A. S.
                              
                           
                        
                           Wiederbelebung der Laming'schen
                              									Reinigungsmasse für Steinkohlengas.
                           Die allgemein gebräuchliche Masse zum Reinigen des Steinkohlengases von seinem
                              									Schwefelwasserstoffgehalt, welche aus Eisenoxyd und schwefelsaurem Kalk besteht,
                              									verliert bekanntlich nach einiger Zeit ihre Wirksamkeit, so daß man sie durch neue
                              									Substanzen ersetzen muß. Der Ingenieur Schneider in
                              									Straßburg hat nun ein Mittel gefunden, um die unwirksam gewordene Reinigungsmasse
                              									beliebig oft wiederbeleben zu können. Hierzu vermischt man dieselbe mit der Hälfte
                              									ihres Gewichtes Eisenfeile; man braucht dann nur das Gemenge mit Wasser zu tränken
                              									und von Zeit zu Zeit die Oberflächen zu erneuern; der in der Masse enthaltene freie
                              									Schwefel verbindet sich mit der Eisenfeile zu Anderthalb-Schwefeleilen,
                              									welches in Berührung mit Luft und Wasser in Eisenoxyd übergeht. (Annales du Génie civil, Februar 1868, S. 113.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Erkennung von Anilin neben Toluidin; von A. Rosenstiehl in Mülhausen (Elsaß).
                           Von der Société industrielle de Mulhouse beauftragt, ein
                              									Gutachten über die Natur des von dem Fabrikanten Coupier
                              									in Poissy neuerdings in den Handel gebrachten und mit dem Namen Toluolroth (rouge de toluène) belegten, eigenthümlichen rothen
                              										FarbstoffesMan s. darüber polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 385 abzugeben,
                              									war ich veranlaßt mich nach einem Mittel umzusehen, welches die Anwesenheit oder
                              									Abwesenheit von Anilin in dem von Coupier zur Fabrication
                              									des neuen Roth's verwendeten flüssigen Toluidin mit
                              									Bestimmtheit nachzuweisen gestattete.
                           Als charakteristisch für Anilin ist schon seit langer Zeit die blaue Färbung bekannt,
                              									welche es bei Anwendung von Chlorkalk annimmt. Da Toluidin sich unter gleichen
                              									Umständen nur braungelb färbt, so würde diese Reaction ohne Weiteres ganz geeignet
                              									seyn, mit Toluidin gemengtes Anilin zu erkennen, wenn nicht die bei Einwirkung von
                              									Chlorkalk auf Toluidin sich bildenden braunen Stoffe das Blau des Anilins gänzlich
                              									verdeckten.
                           Um diesen Uebelstand zu beseitigen und die Reaction brauchbar zu machen, versuchte
                              									ich die unter dem Einflusse des Chlorkalkes aus beiden Basen entstehenden
                              									verschiedenen Producte durch Aether zu trennen.
                           Es gelang mir dieß nicht nur vollkommen, sondern ich fand dabei auch, daß die
                              									Anilinreaction, welche von jeher als äußerst vergänglich bezeichnet worden war, bei
                              									Anwendung von Aether bedeutend an Stabilität und Empfindlichkeit gewinnt.
                           Der Aether löst nämlich nicht nur die braunen, aus Toluidin entstehenden Stoffe auf,
                              									sondern ebenso auch die harzigen Körper, welche bei weiterer Einwirkung von
                              									Chlorkalk auf Anilin entstehen und welche die zuerst aufgetretene schöne
                              									Farbenreaction so rasch wieder gänzlich verdecken. Auf Grund verschiedener
                              									vergleichender, von mir selbst und von meinem Assistenten, Hrn. C. Clemm, angestellter Versuche, erscheint mir nun folgendes
                              									Verfahren als das einfachste und sicherste, um selbst die kleinsten Mengen von
                              									Anilin noch neben Toluidin nachweisen zu können.
                           Man löse die zu prüfende Base — nur auf die Base ist die Methode anwendbar
                              									— in Aether auf, füge das gleiche Volum Wasser und dann tropfenweise
                              									Chlorkalklösung zu. Jeder Tropfen bringt in der wässerigen Flüssigkeit eine braune
                              									Trübung hervor, die beim Umschütteln sich in dem Aether löst, so daß dann die blaue
                              									Färbung der wässerigen Schicht hervortritt. Man fahre fort mit dem Zusätze von
                              									Chlorkalk, bis die Intensität des Blau nicht mehr zunimmt. Für 1 Grm. Alkaloid sind
                              									beispielsweise die günstigsten Verhältnisse: 10 Kubikcentimeter Aether, 10 K. C.
                              									Wasser und 5 K. C. Chlorkalklösung von 1,055 spec. Gewicht (8° Baumé).
                           Ein auf diese Weise behandeltes Gemisch von 1 Grm. reinem krystallisirtem Toluidin
                              									und 1 Mgr. Anilin (also 1/10 Procent Anilin) lieferte 20 K. C. blaugefärbte
                              									wässerige Flüssigkeit. — Die Intensität der Färbung, durch eine Schicht von
                              									22 Mmt Dicke gesehen, entsprach der neunten Nuance der Chevreul'schen chromatischen Tonleiter des reinen Blau (Gamme chromatique de Chevreul Bleu pur No. 9).
                           Man kann nach diesem Verfahren die Menge des Anilins in Gemischen von Anilin und
                              									Toluidin selbst annähernd quantitativ bestimmen, indem man so lange mit gemessenen
                              									Mengen von Wasser verdünnt, bis die Intensität des Blau einen gewissen als Basis der
                              									Vergleichung angenommenen Punkt erreicht hat. (Fresenius'
                              									Zeitschrift für analytische Chemie, 1867 S. 356.)
                           
                        
                           Conservirung des Eises.
                           Die Aufbewahrung des Eises über der Erde nach der sogenannten amerikanischen Methode
                              									hat nun noch eine weitere Vereinfachung dadurch erfahren, daß auch der oberirdische
                              									doppelwandige Holzbau entbehrlich gemacht wird, indem man das Eis an einer
                              									schattigen Stelle zu einem Kegel aufschichtet und diesen mit einem schlechten
                              									Wärmeleiter,  Moos, Stroh
                              									n. dgl. bedeckt. Auf eine achtjährige Praxis gestützt, beschreibt Dr. Auring das Verfahren
                              									folgender Weise: Nachdem man sich einige Fuhren Wald- oder Wiesenmoos, sowie
                              									etwas Stroh besorgt hat, wählt man einen Platz hinter einem Gebäude (Nordseite ist
                              									erwünscht, aber nicht unbedingt nothwendig) oder unter dicht belaubten Bäumen, und
                              									zwar dergestalt, daß die Wetter- oder Westseite durch Wände, Mauern etc. oder
                              									natürlich geschützt ist, indem das Eis von dieser Seite am stärksten durch
                              									Witterungseinflüsse angegriffen wird. Wo ein solcher Schutz nicht vorhanden, ist
                              									eine stärkere Bedeckung nothwendig. Bei der Auswahl der Stelle, wo der Eisberg
                              									ausgeführt werden soll, ist darauf Bedacht zu nehmen, daß, falls der Boden nicht
                              									durchlässig ist, je nach den örtlichen Verhältnissen auf irgend einer Seite (am
                              									seltensten in der Mitte) durch Anlegung einer mit einem Rost bedeckten Grube ein
                              									Abfluß des sich ansammelnden Eiswassers stattfinden kann. Bei irgend durchlässigem
                              									Boden ist eine Vorkehrnng nicht erforderlich, da das Eis nur wenig, meist nur im
                              									Frühlinge bei heftigen Westwinden schmilzt und auch der gefrorene Untergrund bei der
                              									geringsten seitlichen Neigung das Wasser zum Abfließen bringt. (Mein Eiskegel ist
                              									auf ganz ebener Erde ohne jegliche Vorrichtung
                              									aufgeführt.) Die Herstellung des Eiskegels geschieht nun auf folgende Weise: Auf
                              									platter Erde wird von Eisblöcken ein Kranz von beliebig großem Umfange gebildet (der
                              									Durchmesser meines Eiskegels beträgt 20 Fuß, die Höhe 15 Fuß), in dessen Mitte durch
                              									die Axt zerkleinerte Eisstücke geworfen werden, bis dieselben mit der äußeren
                              									Umgebung gleiche Höhe haben. Die auf diese Weise gebildete Schicht wird mit Wasser
                              									Übergossen; alsdann führt man darauf einen zweiten Kranz auf, füllt das Innere
                              									desselben wieder mit kleinen Eisstücken und über gießt es ebenfalls mit Wasser,
                              									damit alles innig zusammenfriere. Auf diese Weise fährt man fort, bis der Kegel
                              									vollendet ist, dessen Höhe und Umfang ganz beliebig seyn können. Hat man ihn noch
                              									einige Tage hindurch fleißig begossen, so wird er mit einer Bekleidung von reinem
                              									Stroh von etwa handbreiter Stärke umgeben und bei Frostwetter frei stehen gelassen,
                              									damit die Bedeckung festfriere, wobei man aber ja nicht das Begießen verabsäume. Bei
                              									eintretendem Thauwetter wird der ganze Kegel mit oben angegebenem Material 9 bis 15
                              									Zoll stark bedeckt, und er ist fertig. In Gegenden, wie z. B. in Niederungen, wo
                              									dieses Deckmaterial nicht zu beschaffen ist, nehme man Stroh, vorzuglich in
                              									verkleinertem Zustande, z. B. Häcksel (Häckerling, Siede) oder Stoppel; man hat
                              									jedoch dafür zu sorgen, daß der Wind diese Bedeckung nicht wegwehen kann. Ich rathe
                              									aber für solche Gegenden den weiter unten beschriebenen Kastenbau zu wählen. Die
                              									Bedeckung darf aber unter keinen Umständen so stark aufgebracht werden, daß sie sich
                              									erhitzt und durch ihre Fermentation dem Eise schadet. Die Erfahrung hat mich
                              									gelehrt, daß der oben beschriebene Eiskegel nie von oben, sondern stets von unten
                              									und an der Westseite schmilzt; deßhalb muß die Anlage weniger umfangreich, als hoch
                              									seyn. Aus demselben Grunde ist anzurathen, den Fuß des Kegels bis zu einer Höhe von
                              									3 bis 4 Fuß mit einer handbreiten Schicht Torfgrus, Torferde etc. zu bedecken. Will
                              									man den Eisvorrath unmittelbar an Gebäuden anbringen, so weicht dieses Verfahren von
                              									dem bereits angegebenen ein wenig ab. Zunächst versieht man die Wände, welche mit
                              									dem Eis in Berührung kommen, von außen mit einer Breterverkleidung, und zwar derart,
                              									daß zwischen dieser und der Wand ein dreizölliger Zwischenraum bleibt, den man mit
                              									Torfgrus ausfüllt. Dieses ist besonders nothwendig, um die Wände vor Nässe zu
                              									schützen. Auch muß man über dem Eise ein schuppenartiges Dach anbringen, damit das
                              									Wasser von der Traufe nicht auf das Eis geleitet werde und letzterem einigen Schutz
                              									vor Sonnenstrahlen gewähre. Wer weder schaltige Bäume noch einen passenden Platz an
                              									Gebäuden hat, baue ein schirmartiges Dach zum Schutze gegen Regen und
                              									Sonnenstrahlen. Alles Uebrige wie beim Kegel. Beim Gebrauch fängt man von der Spitze
                              									an, niemals von unten oder von der Seite, damit keine warme Luft zum Eise gelangen
                              									kann. Die entstandene Oeffnung wird sofort wieder mit Moos etc. geschlossen.
                              									(Verhandlungen und Mittheilungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins,
                              									1867 S. 390.)
                           
                        
                           Ueber die Construction von Eishäusern.
                           Ein Correspondent einer amerikanischen Zeitung beschreibt folgende zwei Eishäuser.
                              									Nr. I war zugänglich durch einen 20–25′
                              									langen Gang, bestehend aus starken  überwölbten Steinmauern mit einer Thür an jedem Ende. Das
                              									Haus war kreisförmig, in Kalkofenform, 14′ weit sich etwas nach dem Boden zu
                              									vorhängend. Eine feststehende Leiter in der Mitte gestattet Zugang zu dem Eise von
                              									der Thür aus. Bei der Füllung des Hauses wurde Roggenstroh um die Seiten herum
                              									gelegt und das Eis in kleine Stücke gebrochen; nur an der Thür wurden größere Stücke
                              									eingesetzt. Auch der überwölbte Gang wurde mit Eis gefüllt. Sowohl dieser als das
                              									Haus selbst wurden mit einer 3–4′ dicken Lage von Erde und Rasen
                              									bedeckt, so daß nichts als die Thür frei blieb.
                           Nr. II war einfach eine Grube im Boden, nach unten sich
                              									vorhängend, oben 15′ weit, von unbekannter Tiefe, daher nie leer von Eis. Als
                              									Bedeckung diente ein 1′ dickes Strohdach, getragen durch 2′ hohe
                              									Pfeiler an allen Ecken und über diese und die Seiten der Grube hinweg bis zum Boden
                              									reichend. Dieser hervorragende Theil wurde immer offen gehalten und dient namentlich
                              									zur Abhaltung der Sonnenstrahlen. Beim Füllen des Hauses wurde Stroh um die Seiten
                              									herumgelegt, das Eis klein gebrochen und zuletzt mit einer 2′ dicken Schicht
                              									Roggenstroh bedeckt.
                           Während in Nr. I das Eis nie über den Juli hinausreichte,
                              									wurde Nr. II nie leer. Dieß beweist den großen Vorzug
                              									der zweiten Construction vor der ersten. Vor Allem vergesse man aber in keinem Falle
                              									für vollkommene Entwässerung Sorge zu tragen. (Auszüglich aus dem Mechanics' Magazine; Breslauer Gewerbeblatt, 1868, Nr.
                              									25.)
                           
                        
                           Klären der alkoholischen Schellacklösung.
                           Vor einiger Zeit wurde die Klage eines österreichischen Industriellen kund, daß es
                              									ihm nicht möglich sey, eine klare weingeistige Schellacklösung herzustellen. Wenn er
                              									1 Theil Schellack in 6 bis 7 Theilen Weingeist von 95° Tr. im Wasserbad
                              									auflöse, so bekomme er nur eine ganz trübe Flüssigkeit, welche nur nach wochenlangem
                              									Stehen zur Hälfte zu einer durchsichtigen klaren Flüssigkeit werde. Da es ihm auf
                              									diese Weise unmöglich war, größere Quantitäten Schellackfirniß in kurzer Zeit
                              									durchsichtig und ganz klar darzustellen, so bat er um Mittheilung darüber, ob
                              									vielleicht der Schellack nur durch Zusatz eines gewissen Stoffes im Weingeist ganz
                              									klar und vollkommen durch bloßes Kochen so auflösbar werde, daß sich die Auflösung
                              									nach dem Erkalten nicht mehr trübt, oder ob eine eigene Behandlung des Schellacks
                              									nöthig sey, um den erwähnten Zweck zu erreichen. Da dieselbe Unklarheit über die
                              									Löslichkeitsverhältnisse des Schellacks vielleicht auch in anderen Kreisen vorhanden
                              									ist, so erscheint es nicht überflüssig, darauf hinzuweisen, daß es keinen Stoff
                              									gibt, durch dessen Zusatz man eine ganz klare weingeistige Schellacklösung
                              									herstellen kann, während sich dieser Zweck auf einem anderen Wege ganz einfach
                              									erreichen läßt. Außer den auch in kaltem Weingeist löslichen Harzen enthält der
                              									Schellack noch einen wachsähnlichen Stoff, der sich in siedendem, aber nicht in
                              									kaltem Alkohol auflöst. Hat man daher mit kochendem Weingeist eine Schellacklösung
                              									bereitet, so muß dieselbe beim Erkalten sich trüben und zwar bleiben die feinsten
                              									Theilchen der wachsähnlichen Substanz noch sehr lange schweben. Um eine solche
                              									Lösung zu klären, muß sie nach dem völligen Erkalten und einigem Stehen in der Kälte
                              									durch Filz oder Filtrirpapier (zweckmäßig durch wollenes
                              									Fließpapier) filttirt werden. Die Dauerhaftigkeit des Filters wird durch Zusatz von
                              									sandfeinem Glaspulver zur siltrirenden Lösung erhöht. Will man die Lösung
                              									gleichzeitig entfärben, so kocht man sie vor dem Filtriren einige Zeit mit frisch
                              									ausgeglühtem Beinschwarz und läßt sie dann ebenfalls völlig erkalten. (Deutsche
                              									Industriezeitung, 1867 S. 500.)
                           
                        
                           Arrowroot aus Brasilien; von Dr.
                              									Th. Wimmel.
                           Was bisher unter dem Namen Rio- oder Brasil-Arrowroot in den Handel kam und häufig
                              									auch als Maranta-Stärke verkauft und gekauft wurde, ist bekanntlich das
                              									Stärkmehl von Manihot utilissima und M. Aipi Pohl In jüngster Zeit ist jedoch aus
                              									Süd-Brasilien ein ächtes Arrowroot, also Maranta-Stärkmehl importirt,
                              									und zwar  aus der
                              									deutschen Colonie Dona Francisca, wo von einigen Colonisten der Anbau der in
                              									Brasilien nicht einheimischen Maranta. Arundinacea. mit
                              									Erfolg versucht worden ist.
                           Die Herren Becker und Franck in
                              									Hamburg, welche eine Sendung von diesem Arrowroot erhalten haben, theilten mir
                              									Proben davon mit, welche ich von vorzüglicher Reiuheit fand, und dürfte die Waare,
                              									da sie im Preise sich nicht höher stellen wird, bald dem westindischen Bermuda und
                              									St. Vincent Arrowroot Concurrenz machen. Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, daß die
                              									von Mialhe, Albers u. A. empfohlenen
                              									Unterscheidungsmittel der Stärkearten (Kalilauge und Salzsäure) in Bezug auf die
                              									Maranta-Stärke nicht zutreffend sind, und daß zur Unterscheidung der unter
                              									der Bezeichnung „Arrowroot“ oder „Amylum marantae“ in den Handel kommenden
                              									verschiedenen Stärkearten nur die mikroskopische Prüfung Sicherheit gewährt.
                              									(Hamburger Gewerbeblatt, 1868, Nr. 14.)
                           
                        
                           Eine neue Hefe.
                           Bei der Spirituserzengung werden Stoffe verwendet, welche die Eigenschaft der
                              									Selbstgährung nur in geringem Grade oder auch gar nicht besitzen, wie die reinen
                              									Zuckerlösungen, die Melassen etc. Um diese in Gährung zu versetzen, muß man
                              									Bier- oder Preßhefe anwenden. Da man sich diese jedoch nicht immer und
                              									überall qualitätsmäßig und zu einem billigen Preise verschaffen kann, so glauben wir
                              									im Interesse der Spirituserzeuger auf eine neue Hefe hinweisen zu sollen, welche
                              									durch ihren Erzeuger, Durin und Comp., zu Steene bei Dünkirchen, in der Gruppe V, Classe 43, in drei Arten ausgestellt wurde, und die Bierhefe sehr
                              									vortheilhaft ersetzen soll. Sie wird 1) aus den Rückständen der
                              									Stärkmehl-Erzeugung; 2) aus jenen von Rüben bei der Spirituserzeugung und 3)
                              									aus dem bei der Scheidung der Zuckersäfte erhaltenen Schaume gewonnen.
                           Diese verschiedenen Stoffe findet man heutzutage überall und zu sehr billigem Preise
                              									— ja oft um die Auslage des Wegführens. Sie können ebenso wie die nach dem
                              									Gebrauche weggeworfene Hefe leicht wieder belebt werden und sie lassen sich durch
                              									vollkommene Trocknung mittelst Dampf etc. bei niedriger Temperatur dauerhaft
                              									conserviren und, ohne ihre Wirksamkeit einzubüßen, überall hin versenden.
                           Die seit zwei Jahren auf eine currente industrielle Weise angewendete Methode, die
                              									Melasse mittelst dieser neuen Hefe in Gährung zu versetzen, hat in den
                              									Zucker- und Spiritus-Etablissements der HHrn. Durin und Comp. und in anderen sehr günstige
                              									Resultate geliefert.
                           Die Gährung, sowie die Destillation, sind in 28, ja in 24 Stunden beendet —
                              									das Destillat ist besser, als jenes bei der alten Verfahrungsweise mit Bierhefe und
                              									man erhält auch etwas mehr Spiritus. Die Gestehungskosten dabei sind bedeutend
                              									geringer. Die Melassenbrennereien zahlen für ihre Hefe 60 Centimes bis 1 Franc 20
                              									Centimes per Kilogramm.
                           Man verbraucht zur Gährung von 1000 Kil. Melasse im Durchschnitte 14 Kil.
                           
                              
                                 englische Preßhefe à. 60 Cent
                                 = 8,40 Francs
                                 
                              
                                 von der neuen trockenen Hefe 3½ Kil. à.
                                    											15 Cent
                                 = 0,52 Francs
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 was bei Verarbeitung von 1000 Kil. Melasse einen Gewinn ergibt von
                                 7,88 Francs
                                 
                              
                           Die Jury der Welt-Ausstellung zu Paris hat dieser neuen Hefe die silberne
                              									Medaille zuerkannt. Dr. Ed. Schmidt. (Aus dem österreichischen officiellen
                              									Ausstellungs-Bericht, 7. Lieferung S. 200.)