| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. , S. 159 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die geographische Ausbreitung und die Fortschritte des
                              									Telegraphenverkehres der Erde.
                           Herr Fr. X. Neumann gibt im dritten Abschnitte seines
                              									Berichtes „über das Verkehrswesen der Welt“ (officieller
                              									Ausstellungs-Bericht des k. k. österreichischen Central-Comité's im J.
                              									1867, 2te Lieferung S. 27) eine ausführliche und gründliche Untersuchung über die
                              									geographische Ausbreitung und die Fortschritte des Telegraphenverkehres nebst
                              									Uebersicht des Telegraphennetzes der Erde. Unter Benutzung von mannichfachen Quellen
                              									gibt der Verfasser im ersten Theile seiner Telegraphen-Statistik ein
                              									übersichtliches Bild über die Entwickelung des telegraphischen Verkehres unseres
                              									Erdtheiles mit Asien, Afrika und Amerika, und den inneren Verkehr der einzelnen fünf
                              									Welttheile selbst. Schon im Jahre 1859 wurde in Persien eine Linie eröffnet, welche
                              									sich an die russischen im Kaukasus anschließen sollte, die dauernde Verbindung mit
                              									Asien aber rührt aus dem Jahre 1865, sie ist durch die Linie, welche über
                              									Konstantinopel durch Kleinasien, den Kurdistan, Irak-Arabi und über Fao an
                              									der Mündung des Euphrat und Tigris durch den persischen Golf direct nach Indien
                              									(Karatschi) führt, hergestellt. Der Anschluß der russischen Telegraphen an die
                              									persischen Linien bietet einen zweiten Weg, um bis nach Bombay, Calcutta, Ceylon und
                              									sogar nach einigen im nördlichen und östlichen Theile des Hindostan liegenden
                              									Handelsplätzen den Verkehr zu vermitteln. Die Verbindung mit dem Nordosten Asiens
                              									ist der großartigen Thätigkeit Rußlands auf diesem Gebiete zu verdanken; im Jahre
                              									1862 war die russisch-chinesische Linie, über Moskau bis Omsk, im Jahre 1864
                              									bis Irkutsk und Kiachta an der Grenze des chinesischen Reiches vollendet, und
                              									demnächst wird auf diesem Wege das japanische Meer erreicht seyn. In Peking hat
                              									Rußland schon eine telegraphische Agentur, und diese zum Theile noch unvollendete
                              									Linie stellt die Correspondenz zwischen den Küsten des Atlantischen und jenen des
                              									Stillen Oceans her. Von russischer Seite wird an der Fortsetzung dieser Linie über
                              									Ochotsk, Gishiginsk zu den Mündungen des Anadyr und an die Behringsstraße
                              									gearbeitet, und es kann daher zu erwarten seyn, daß, wenn durch die früheren
                              									russischen Besitzungen in Amerika von Seite der Vereinigten Staaten der Anschluß
                              									bewerkstelligt wird, der Telegraphengürtel um die ganze Erde geschlossen werden
                              									könne. — Die Verbindung mit Afrika ist durch mehrere unterseeische Kabel von
                              									Sicilien, Spanien. Malta, dem griechischen Archipel nach Algier und Aegypten
                              									hergestellt. Im Inneren findet man selbst in den Barbaresken-Staaten Tunis,
                              									Tripolis und Marocco, sowie in den europäischen Colonien am Senegal und am Cap
                              									Telegraphenanlagen. — Die Verbindung mit Amerika ist bekanntlich jünger, sie
                              									ist seit dem Jahre 1866 durch zwei Kabel, von welchen das eine 436, das andere 454
                              									geographische Meilen lang ist, hergestellt, während in den Vereinigten Staaten, in
                              									den englischen Colonien, in Mexico, Chili, Brasilien etc. ein Telegraphennetz
                              									besteht, das unter Anderem den äußersten Westen, San Francisco, mit dem äußersten
                              									Osten, Sanct John auf Newfoundland, zwei Orte, deren Zeitdifferenz 4½ Stunden
                              									beträgt, durch einen fast 900 Meilen langen Draht verbindet.
                           Die Länge der Telegraphenlinien auf der ganzen Erde kann (insbesondere) nach den
                              									statistischen Angaben der beiden Vorjahre (1866 und 1867), beiläufig wie folgt sich
                              									herausstellen:
                           
                           
                              
                                 Europa
                                 25340,6
                                 geographische Meilen.
                                 
                              
                                 Amerika (Vereinigte Staaten u.
                                    											Süd-Amerika etc.)
                                 14239
                                 geographische Meilen.
                                 
                              
                                 Asien (englische Colonien, asiatische Türkei, Rußland, Persien
                                    											etc.)
                                 4736,6
                                 geographische Meilen.
                                 
                              
                                 Australien (englische Colonien)
                                 1842,3
                                 geographische Meilen.
                                 
                              
                                 
                                    Afrika
                                    
                                 1504
                                 geographische Meilen.
                                 
                              
                                 
                                    Submarine Kabel
                                    
                                 1593
                                 geographische Meilen.
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Länge der Telegraphen-Linien der
                                       											Welt:
                                 49255,5
                                 geographische Meilen.
                                 
                              
                           Nach einer den bestehenden in- und außer-europäischen
                              									Telegraphenanlagen entsprechenden Schätzung stellen sich die Drahtlängen der
                              									sämmtlichen Linien wie solgt heraus, wobei die Angaben kaum die wirtlichen Längen
                              									erreichen dürften:
                           
                              
                                 Europa
                                 69685,5
                                 geographische Meilen Drahtlänge
                                 
                              
                                 Amerika
                                 35078,8
                                 geographische Meilen Drahtlänge
                                 
                              
                                 Asien
                                 5404,2
                                 geographische Meilen Drahtlänge
                                 
                              
                                 Australien
                                 2101,5
                                 geographische Meilen Drahtlänge
                                 
                              
                                 Afrika
                                 2264,1
                                 geographische Meilen Drahtlänge
                                 
                              
                                 Submarine Kabel
                                 2250,2
                                 geographische Meilen Drahtlänge
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Länge der Telegraphendrähte der Welt:
                                 116784,3
                                 geographische Meilen.
                                 
                              
                           Um sich von der ungeheuren Länge der (jedenfalls bestehenden) Drahtleitungen
                              									beiläufig eine Vorstellung machen zu können, mag bemerkt werden, daß man mit der
                              									gesammten Länge der Drähte eine zweiundzwanzigfache Leitung um die ganze Erde legen
                              									könnte; sie würde sogar ausreichen, um eine doppelte Drahtleitung zwischen der Erde
                              									und dem Monde herzustellen, und hierbei könnte noch ein Stück übrig bleiben, das
                              									ausreichen würde, um die Erde fast dreimal mit einem Telegraphengürtel zu
                              									umspannen.
                           Nicht minder interessant sind die Betrachtungen des Verfassers bezüglich des
                              									Aufwandes der Mittel, welche der Telegraphenverkehr schon gegenwärtig in Anspruch
                              									nimmt. Die Zahl der Stationen in Europa kann zu etwa 8000 und die auf der ganzen
                              									Erde zu 12000 angenommen werden; der Verkehr ist ein so lebhafter, daß schon im
                              									Jahre 1865 in Europa allein nicht weniger als 58000 telegraphische Depeschen auf
                              									sämmtlichen Linien täglich versendet wurden; hierfür
                              									dürften 30000 Apparate und kaum weniger als 36000 bis 38000 Personen zur Besorguug
                              									der Geschäfte erforderlich seyn.
                           Um eine annäherungsweise richtige Anschauung von der Menge des zur Herstellung und
                              									Erhaltung erforderlichen Materiales zu gewinnen, geht der Verfasser — unter
                              									Ausschluß der Apparate und Batterien — bloß auf die Hauptbestandtheile der
                              									Linien selbst ein. Unter der den thatsächlichen Verhältnissen entsprechenden
                              									Annahme, daß für 1 Kilometer Leitung durchschnittlich 1,5 Centner Eisendraht nöthig
                              									ist, sind gegenwärtig — wenn alle oberirdischen Leitungen der Erde aus
                              									Eisendraht bestehen würden — beiläufig 1300000 Ctr. Eisen als
                              									Telegraphendraht in Verwendung. — Wenn sämmtliche Linien durch Luftleitungen
                              									hergestellt wären, und je 20 Säulen auf 1 Kilometer gerechnet werden, so würde das
                              									Telegraphennetz der ganzen Erde ungefähr 7½ Millionen Säulen erfordern; nach
                              									den in Oesterreich gemachten Erfahrungen sind die dazu dienenden Nadelholzstämme
                              									nach 4 bis 5 Jahren wegen Fäulniß nicht weiter verwendbar, es wäre also eine
                              									jährliche Nachschaffung von mindestens 1½ Millionen solcher Stämme zur
                              									Instandhaltung aller Telegraphenlinien der Erde nöthig und bei einem Preise von nur
                              									4 Frcs. per Stamm setzt dieser Bedarf allein eine
                              									jährliche Ausgabe von 6 Millionen Francs für Holz voraus, während die Production der
                              									Stämme eine Fläche von etwa 17280 Hektaren (50717 bayerische Tagwerk) Wald in
                              									regelmäßigem Forstbetriebe erfordern würde. — Unter der Annahme, daß je 20
                              									Isolatoren für 1 Kilometer Draht ausreichen, sind für alle gegenwärtigen Telegraphen
                              									17330000 Stücke nöthig. — Den gesammten Capitalaufwand für alle
                              									Telegraphen-Leitungen der Erde kann man auf etwa 416 Millionen Frcs.
                              									schätzen.
                           
                        
                           
                           Ueber Dampfkesselproben; von S. W. Robinson, Professor der Bergmaschinenkunde an der Universität des Staates
                              									Michigan.
                           Der allgemeinen Annahme nach verlieren Dampfkessel nach längerem Gebrauche an
                              									Widerstandsfähigkeit gegen inneren Druck in Folge der Einwirkung verschiedenartiger
                              									bekannter und unbekannter Ursachen, so daß der Ingenieur nicht im Stande ist zu
                              									beurtheilen, bei welchem Drucke sein Kessel ohne Gefahr arbeiten kann. Dieß vermag
                              									er indessen mittelst eines sehr einfachen Verfahrens, und zwar in folgender Weise:
                              									Der Kessel wird mit kaltem Wasser vollständig gefüllt, selbst bis zum
                              									Drossel- und Sicherheitsventile, und allenthalben dicht verschlossen, so daß
                              									nichts entweichen kann. Hierauf wird geheizt; das Wasser dehnt sich allmählich aus
                              									und erzeugt einen Druck, welcher hinreicht sogar das Eisenblech zum Bersten zu
                              									bringen, bevor die Temperatur des Wassers den Siedepunkt erreicht. Während der Druck
                              									steigt, lasse man das Manometer genau beobachten, und sobald der Probedruck, welcher
                              									zwei- bis dreimal so hoch seyn kann als der Druck bei welchem der Kessel
                              									arbeiten soll, erreicht ist, läßt man einen Theil des Wassers ablaufen, so daß der
                              									Druck sinkt. Der Druck entsteht dadurch, daß das Wasser durch die Wärme stärker
                              									ausgedehnt wird als das Eisen. — Dieses Verfahren ist eben so zuverlässig als
                              									die hydrostatische Druckprobe, wenn das Wasser nicht über 100° C. erhitzt
                              									wird, was nur in dem Falle erforderlich ist, wo der Kessel undicht ist. Unterhalb
                              									dieser Temperatur können keine nachtheiligen Folgen eintreten, selbst wenn der
                              									Kessel berstet, weil Explosionen nur durch plötzliche Ausdehnung von Gasen oder
                              									Dämpfen entstehen. (Journal of the Franklin Institute, vol.
                                 										LV p. 34; Januar 1868.)
                           
                        
                           Elektrische Bremse von Achard.
                           Diese Bremse ist an einem Wagen der französischen Ostbahn angebracht. Auf ihre
                              										BeschreibungPolytechn. Journal Bd. CLXXX S. 415 und Bd. CLXXXII S.
                                       												366, Jahrgang 1866. hier näher einzugehen, ist
                              									unnöthig, da sie bekannt und bereits Gegenstand vielfacher Discussionen gewesen ist.
                              									Als technische Anwendung der Elektricität verdient die Erfindung Achard's jedenfalls volle Anerkennung; insofern sie eine
                              									Lösung des Problemes der Bremsung seyn soll, kann nicht unbedingt dasselbe gesagt
                              									werden. Diese Vorrichtung wirkt nicht immer mit derselben Sicherheit und
                              									Regelmäßigkeit, und theilt so das Schicksal aller elektrischen Mechanismen. (Aus dem
                              									Berichte des Hrn. v. Goldschmidt über Eisenbahnwagen auf
                              									der Pariser Ausstellung im J. 1867, im officiellen österreich.
                              									Ausstellungs-Bericht, 2te Lieferung S. 196.)
                           
                        
                           Zur Geschichte des Eisens.
                           Seit Jahren ist in der Archäologie die Eintheilung in ein Stein-,
                              									Bronze- und Eisenalter hergebracht. Hiernach müßte das Eisenalter die jüngste
                              									Epoche der menschlischen Cultur, gewissermaßen den letzten Abschnitt in der
                              									Entwickelung der Urzeit bezeichnen. Allein die
                              									Forschungen über letztere bewegen sich noch ziemlich auf nebelhaftem Boden, wie das Urtheil des Archäologen-Congresses in
                              									Paris über die Theorie des Schweden Nielsson beweist.
                              									Dieser Gelehrte wollte alle Bronze-Gegenstände, die in Europa in den alten
                              									Gräbern gefunden werden, von Scandinavien herleiten. Dr.
                              										Lindenschmit in Mainz stellte dieser Theorie eine
                              									andere gegenüber, der gemäß die Etrusker in vorhistorischer Zeit ganz Europa mit
                              									ihren Bronze-Gegenständen versorgt hätten. Gegen Nielsson ist der Archäologen-Congreß in Paris gründlich zu Felde
                              									gezogen; was Lindenschmit betrifft, so sehen wir noch der
                              									Bestätigung oder Widerlegung seiner Ansicht entgegen. Die Meinung aber, daß die
                              									Verarbeitung des Eisens 
                              									einer verhältnißmäßig jungen Periode der menschlichen Cultur angehöre, ist in diesen
                              									Tagen gründlich von dem berühmten Kenner der ägyptischen Sprache und
                              									Alterthumskunde, Prof. Lepsius, widerlegt worden. Ihm war
                              									längst aufgefallen, daß die Pyramiden Aegyptens aus so glatt behauenen Steinen
                              									aufgeführt sind, daß die Annahme einer Verwendung des Eisens resp. eiserner
                              									Werkzeuge kaum abzuweisen seyn dürfte. Da brachte ihn ein glücklicher Gedanke, ein
                              									Geistesblitz, wie er genialen Menschen mitunter zu Theil wird, auf die Idee, das
                              									ägyptische Wort ba könne Eisen bedeuten. Er fand, daß dieser Bestandtheil schon in dem Namen des
                              									sechsten Königs der 1. Dynastie Mie-ba-ës
                              									auftrete, und schloß daraus, die Bekanntschaft der Aegypter mit dem Eisen müsse in's 4. Jahrtausend vor unserer
                                 										Zeitrechnung zurückreichen. Seitdem hat Lepsius
                              									mehrere Stellen gefunden, wo das Wort ba den Zusatz
                              									führt ne-pe, das ist: des
                                 										Himmels, so daß den Aegyptern das Himmelseisen
                              									oder Meteoreisen bekannt gewesen seyn muß. Der berühmte
                              									Gelehrte folgert daraus, der spätere bergmännische Bau auf Eisenerz sey dadurch
                              									nicht ausgeschlossen, und es habe die Beobachtung des Verhaltens der noch glühenden
                              									Masse des Meteoreisens die Aegypter von selbst auf das Schmelzen der Erze und die
                              									Bereitung des Eisens geführt.
                           Der Glaube, daß die Aegypter erst spät das Eisen allgemein angewendet hätten, beruht
                              									auf einer Stelle in des Agatharchides Fragmenten, daß zu
                              									seiner Zeit in den Höhlungen von Goldbergwerken menschliche Gebeine in großer Menge
                              									und Sprenghämmer von Erz gefunden worden seyen, weil zur Zeit als diese Bergwerke
                              									eröffnet wurden, der Gebrauch des Eisens sehr beschränkt gewesen sey. Es wird damit
                              									aber doch die Kenntniß des Eisens zugegeben, ganz abgesehen davon, ob die Aegypter
                              									es selbst gewonnen, oder ob sie es durch Handel aus benachbarten Gegenden, etwa von
                              									der Sinai-Halbinsel bezogen. In den Büchern Mosis
                              									(Deuteronomium Cap. 4, V. 20) wird Aegypten mit einem
                              										eisernen Ofen verglichen. Thubalkain, der vor der großen Fluth unter Noa lebte, schmiedete schon
                              									Eisen, auch wird in der Bibel erzählt, daß Sisera, der
                              									Feldhauptmann Jabin's, 900 eiserne Streitwägen besaß. Bei der nahen Berührung der Aegypter mit den
                              									Juden ist es immerhin möglich, daß erstere von diesen Eisen bezogen. Selbst aus
                              									Indien kann Eisen und Stahl zu den Aegyptern gelangt seyn, wie auch Herodot
                              									II. 152 berichtet, daß die Waffen der Aegypter unter Psammetich (650 v. Chr.) aus Eisen bestanden. Die
                              									Entdeckung des Prof. Lepsius weist aber dem Eisen ein
                              									Alter an, das vor das Steinalter unserer Archäologen
                              									zurückgeht, und daher ihre Ansichten wesentlich modificiren dürfte. (Berggeist, 1868
                              									Nr. 14.)
                           
                        
                           Ueber das Vorkommen von Columbit (Niobit) im Wolfram; von Phipson.
                           In einer aus der Auvergne stammenden Probe von Wolfram, welche ich vor einigen Jahren
                              									von Pisani erhalten hatte, habe ich einen Gehalt von
                              									Columbit (niobsaurem oder vielmehr unterniobsaurem Manganoxydul-Eisenoxydul)
                              									entdeckt. Schon vor mehreren Jahren hatte ich bemerkt, daß Wolfram von verschiedenen
                              									Fundorten bald Niobsäure, bald Tantalsäure enthält, welche sich durch die
                              									Löthrohruntersuchung des nach Abscheidung des größeren Theiles von Eisen, Mangan und
                              									der Wolframsäure bleibenden Rückstandes ziemlich deutlich nachweisen lassen.Im Wolfram von Chanteloube bei Limoges und von Zinnwalde hat Dr. Bernoullie
                                    											bereits im Jahre 1861 einen Niobgehalt nachgewiesen.H. H.
                           Bei dem in Rede stehenden Exemplare gelang es mir, von etwa 20 Grm. Material eine
                              									Quantität Columbit abzutrennen, welche hinreichend war, um ein kleines Fläschchen
                              									damit zu füllen, und die Eigenschaften dieses Minerals bequem zu studiren. Die
                              									Trennung dieser immer noch so seltenen Substanz vom Wolfram ist auf die einfache
                              									Thatsache gegründet, daß das letztgenannte Erz von Königswasser angegriffen wird,
                              									was dagegen beim Columbit nicht der Fall ist. Demnach verwandelt man 15 bis 20 Grm.
                              									Columbit in feines Pulver und behandelt dasselbe in der Wärme mit Königswasser. Nach
                              									möglichst vollständig erfolgtem Aufschließen sammelt man den Rückstand, entfernt aus
                              									demselben die gebildete Wolframsäure mit Aetzammoniak und behandelt das darnach  Zurückbleibende
                              									wiederum mit Königswasser. Dieses Verfahren wiederholt man fünf bis sechs Mal,
                              									überhaupt so lange sich noch Wolframsäure mittelst Ammoniaks aus dem Rückstande
                              									ausziehen läßt. Dieser wird zuletzt ganz schwarz und besteht dann fast gänzlich aus
                              									Columbit (Niobit, Gröulandit, Bodenmais-Tantalit), mit einer geringen Menge
                              									mehr oder weniger durchsichtiger Quarzkörner gemengt.
                           Nachdem ich mich durch die Analyse von der chemischen Beschaffenheit dieses
                              									Rückstandes überzeugt hatte, untersuchte ich denselben unter dem Mikroskope und
                              									erkannte das Mineral sofort an seinem gewöhnlichen, charakteristischen Aeußern. Es
                              									bildete eckige, unregelmäßige Bruchstücke, von dunkelschwarzer Farbe und mehr oder
                              									weniger metallähnlichem Glanze und beinahe glasähnlichem Aussehen, ohne Einwirkung
                              									auf die Magnetnadel, mancher Schwarzkohle einigermaßen ähnlich, jedoch von sehr
                              									bedeutendem specifischem Gewichte und gegen Königswasser vollkommen indifferent. Vor
                              									dem Löthrohre gaben diese Körner alle Reactionen des Columbits. (Comptes rendus, t. LXV S. 419; September 1867.)
                           
                        
                           Glas für chemische Geräthschaften, von Prof. J. S. Stas.
                           Prof. Stas hat bei seinen Untersuchungen über die
                              									Atomgewichte gefunden, daß das Glas, ans welchem die chemischen Geräthschaften in
                              									der Regel angefertigt sind, bei gewöhnlicher Temperatur von Salpetersäure und
                              									Salzsäure angegriffen wird, daß hingegen die harten böhmischen und überhaupt alle
                              									thonerdefreien und sehr kieselsäurereichen Gläser der Einwirkung heißer
                              									concentrirter Säuren fast unbegrenzt lange widerstehen. Da aber letztere Glasarten
                              									sehr schwer schmelzbar und daher schwierig zu verarbeiten sind, so bemühte er sich,
                              									ein von Säuren nicht angreifbares und zugleich nicht allzustrengflüssiges Glas
                              									herzustellen und stellte in dieser Beziehung Versuche in einer Glashütte an. Dabei
                              									ergab sich, daß ein genügend kieselsäurereiches Glas mit Kalk- und
                              									Natronbasis obigen Anforderungen eben so gut wie das Kali-Kalkglas
                              									entspricht, und da ein Gemisch gleicher Aequivalentgewichte von kohlensaurem Kali
                              									und kohlensaurem Natron bekanntlich weit leichter schmelzbar ist als das
                              									leichtflüssigste beider kohlensaurer Salze, so versuchte Stas, die Schmelzbarkeit obiger Glassorten dadurch in etwas zu mindern,
                              									daß er in ihnen das Kali oder Natron durch gleiche Aequivalentverhältnisse von Kali
                              										und Natron ersetzte. Er bestimmte daher den Glassatz
                              									so, daß das resultirende Glas bestand aus:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 77,00
                                 
                              
                                 Kali
                                 7,70
                                 
                              
                                 Natron
                                 5,00
                                 
                              
                                 Kalk
                                 10,30
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           also gleiche Aequivalente Kali, Kalk und Natron enthielt. Das
                              									so erhaltene etwas gelbliche, sehr harte Glas entsprach den Anforderungen; es war
                              									nicht allzuschwierig zu verarbeiten und widerstand der Einwirkung der Säuren auf das
                              									Vollkommenste. (Chemical News, vol. XVII p. 1; Januar
                              									1868.)
                           
                        
                           Ueber den Schutz der hölzernen Horden, welche in den
                              									Bleichkammern der Einwirkung des Chlors ausgesetzt sind.
                           Solche Horden können vor der zerstörenden Wirkung des Chlors, nach einer Mittheilung
                              									des Dr. Clemens Winkler, am
                              									besten geschützt werden, durch Tränken oder Bestreichen mit geschmolzenem Paraffin, nachdem man sie zuvor gehörig getrocknet und
                              									angewärmt hatte.
                           
                        
                           
                           Paraf's Anilinschwarz zum Färben
                              									und Bedrucken sowohl thierischer als pflanzlicher Gewebe.
                           A. Paraf wendet bei seinem Verfahren, welches ihm in
                              									Frankreich patentirt wurde, zur Oxydation des Anilins Chromsuperoxyd (CrO2) an, ein brauner
                              									Körper, welcher sich auch als chromsaures Chromoxydul
                              										(CrO, CrO3) betrachten läßt. Dasselbe gibt bei Gegenwart
                              									gewisser Säuren oder Alkalien, oder heißer Luft, Chromsäure ab, welche nun ihre
                              									bekannten oxydirenden Eigenschaften äußert. Paraf's
                              									Verfahren ist im Wesentlichen folgendes:
                           Er stellt zwei verschiedene Mischungen her, welche zusammen das Schwarz bilden.
                           Die Mischung Nr. 1 erzeugt er, indem 340 Gramme chlorwasserstoffsaures Anilin in einem Kleister gelöst werden, welcher aus
                           
                              
                                 135
                                 Grammen
                                 Wasser und
                                 
                              
                                 45
                                 Grammen
                                 
                                    Stärke
                                    
                                 
                              
                           bereitet ist.
                           Die Mischung Nr. 2 besteht aus
                           500 Grammen nassem Chromsuperoxyd und etwa
                           200 Grammen chlorsaurem Kali,
                           welches letztere vorher in einem warmen Stärkekleister aufgelöst wurde.
                           Nr. 2 bildet also einen Kleister, in welchem chlorsaures Kali aufgelöst und
                              									Chromsuperoxyd fein zertheilt enthalten ist.
                           Die eigentliche Druckfarbe besteht aus
                           
                              
                                 1 Theil der Mischung Nr. 1
                                 und
                                 
                              
                                 1 Theil der Mischung Nr. 2,
                                 
                                 
                              
                           welche beide ganz kalt zusammengerührt werden.
                           Nach dem Aufdrucken dieser Mischung oxydirt man in den
                              									gewöhnlichen Oxydationskammern, bis die Farbe ein Dunkelgrün oder fast ein Schwarz
                              									darstellt, worauf man die Farbe dadurch vollkommen hervorruft, daß man durch die
                              									Lösung eines Chromsalzes passirt.
                           Um dasselbe Verfahren auf die Färberei anzuwenden,
                              									verfährt man folgendermaßen:
                           Man präparirt die Stoffe in einem Bade, das ein Chromsalz aufgelöst enthält, z. B. in
                              									der Lösung des Chromchlorids, und geht dann, ohne vorher zu spülen, in eine
                              									Auflösung von Natron oder irgend einem anderen
                              									caustischen Alkali ein. Hernach nimmt man dieselben Zeuge, auf denen durch die
                              									Einwirkung des Alkalis aus dem Chromchlorid Chromoxyd
                              									niedergeschlagen ist, durch eine Auflösung von neutralem
                              									(gelbem) chromsaurem Kali, worauf man wäscht. In dem
                              									letzten Bade hat sich auf der Faser aus dem Chromoxyd Chromsuperoxyd gebildet. Man hat also das oxydirende Agens in dem Stoff
                              									selbst niedergeschlagen und braucht nun bloß noch Anilinsalz und Chlorsäure
                              									hinzuzubringen, um das Schwarz hervorzurufen. Zu diesem Zweck färbt man den
                              									behandelten Stoff in der Auflösung eines Anilinsalzes aus, welchem man 2½
                              									Procent chlorsauren Kalis zusetzte. Nach dem Durchnehmen durch die Flüssigkeit
                              									windet man ab und läßt oxydiren, worauf man die Stoffe ebenso behandelt, als wenn
                              									das Schwarz auf gedruckter Waare hervorzurufen wäre. (Moniteur de la teinture, December 1867, S. 275.)
                           
                        
                           Das Glaubersalz in der Färberei; nach Emil Saloschin.
                           In England wendet man das schwefelsaure Natron oder Glaubersalz schon allgemein, auch
                              									in Deutschland hier und da wohl als Hülfsmittel an, besonders in der Wollfärberei.
                              									In welcher Weise aber dieses Salz wirkt, ist nur erst wenig untersucht worden, und
                              									es sind daher einige Mittheilungen von Interesse, welche E. Saloschin darüber in der Musterzeitung, 1868 S. 3 gibt. Zunächst erhöht
                              									das Glaubersalz natürlich, wie alle löslichen festen Körper, das spec. Gewicht und
                              									den Siedepunkt des Lösungsmittels.
                           Diese Eigenschaft allein schon ist für manche Färbeprocesse wichtig. Man kann z. B.
                              									die Nüance von Anilinviolett in's Bläuliche oder Röthliche ändern, je nach der  Höhe der Temperatur,
                              									auf welche man die Flotte erhitzt. Hat man nun mit saurer Flotte zu arbeiten, so
                              									verbindet sich das Glaubersalz mit der freien Schwefelsäure zu dem sauren
                              									schwefelsauren Natron, einem gleichfalls krystallisirbaren festen Salz, und die
                              									Flotte behält die saure Reaction, ohne gerade freie Säure zu enthalten. Man wird
                              									also beim Färben, z. B. halbwollener Zeuge, die Baumwolle, welche von freien Säuren
                              									stark angegriffen wird, außerordentlich schonen. — Durch seine Löslichkeit in
                              									Wasser vermindert das schwefelsaure Natron auch das Vermögen der Flotte, die
                              									zugeführten Farbstoffe so reichlich aufzulösen, wie sie es ohne Gegenwart dieses
                              									Salzes thun würde, und gerade diese Eigenschaft ist für den Verlauf mancher
                              									Färbeprocesse von der größten Wichtigkeit. Die rothen Farbstoffe, wie Persio oder
                              									Orseille, ganz besonders aber das Fuchsin und die rothen Farbhölzer, besitzen
                              									bekanntlich die Eigenschaft, bei Gegenwart freier Säure nur wenig auf die Faser
                              									aufzugehen. Wo man sich derselben also in saurer Flotte bedient, geht beim
                              									Einschlagen des gebräuchlichen Weges gewöhnlich der größere Theil der Farbstoffe
                              									unbenutzt fort. Dasselbe gilt auch für das Gelbholz. Benutzt man die angeführten
                              									Pigmente in saurer Flotte, so kann man gerade hier durch Anwendung von Glaubersalz
                              									einen doppelten Zweck erreichen. Man kann zunächst dadurch, daß man die freie
                              									Schwefelsäure bindet, das Färbevermögen der genannten Materialien in Thätigkeit
                              									setzen, und hat es durch die Quantität des angewendeten Glaubersalzes in der Hand,
                              									das Aufgehen dieser Farbstoffe zu beherrschen; somit kann man also mittelst
                              									Glaubersalz wirklich nüanciren. Der letztgenannte Umstand ist für manche Branchen
                              									der Färberei von großer Wichtigkeit. Viele Garnarten besitzen die Eigenschaft, sich
                              									in Folge häufigen Temperaturwechsels leicht zu verfilzen. Diesem Temperaturwechsel
                              									muß man die Wolle jedoch aussetzen, wenn man beim Nüanciren nöthig hat, sie mehrere
                              									Male aus der heißen Flotte zu nehmen, um dieser neuen Farbstoff zuzusetzen. Statt so
                              									zu verfahren, kann man von vorn herein eine etwas größere Menge Säure und Farbstoff
                              									zusetzen und dann durch allmähliches Hineinwerfen von Glaubersalz, ohne die Waare
                              									herauszuheben, in vielen Fällen ganz gut nüanciren. Nebenbei erspart dieses
                              									Verfahren sehr viel an Arbeit und setzt den mit der Benutzung des Glaubersalzes erst
                              									einigermaßen vertrauten Färber in den Stand, bei sorgfältiger Ueberwachung mit
                              									größerer Bequemlichkeit und Sicherheit zu arbeiten. Ist einmal wirklich zu viel
                              									Farbstoff aufgegangen, so hilft man sich leicht wieder durch Hinzufügen kleiner
                              									Quantitäten von Säure. Die genannten Erscheinungen treten bei Anwendung von Fuchsin
                              									ganz besonders auffällig hervor. — Ein anderes Beispiel bietet das Färben
                              									einiger Nüancen, für welche die Wolle zunächst in einer Chromverbindung, also am
                              									häufigsten in rothem chromsauren Kali, angesotten wird. Dieß geschieht vielfach für
                              									Roth, Braun und Grau, welche mittelst Blauholz, Rothholz und Gelbholz neben
                              									genügender Festigkeit recht billig hergestellt werden sollen. Nach dem Ansieden in
                              									der Chromflotte, besonders wenn in derselben, wie dieß häufig geschieht, etwas
                              									Schwefelsäure benutzt wurde, gehen Blauholz und Rothholz, wenn sie nur in kleinen
                              									Quantitäten angewendet werden, sehr schnell und deßhalb leicht unegal auf; man ist
                              									deßhalb bei dem gewöhnlichen Verfahren genöthigt, bei ziemlich niedriger Temperatur
                              									in die Flotte einzugehen und allmählich zu erhitzen. Bedient man sich aber einer
                              									verhältnißmäßig nur kleinen Quantität von Säure als Zusatz zu einer solchen
                              									Farbflotte, so verhindert diese nahezu ganz das Aufgehen der genannten Farbstoffe;
                              									man kann also siedend in die Flotte eingehen, ohne ein unegales Färben zu
                              									befürchten. Fügt man dann allmählich, während man die Wolle, das Garn oder die
                              									Stücke bewegt, Glaubersalz hinzu, so gehen die Pigmente in dem Maaße auf, als dieses
                              									die freie Säure bindet, und man kann, ohne die Waaren herauszunehmen, nüanciren,
                              									wenn nur die zuerst gegebene Menge der Farbstoffe nicht zu klein war. Einen
                              									ähnlichen Effect erhält man in diesem Fall, wenn man der Flotte gleich von vorn
                              									herein Glaubersalz zufügt, welches hier auch sehr gut durch gewöhnliches Salz, wie
                              									es für Fabrikzwecke verwendet wird, ersetzt werden kann. In diesem Falle bewirkt die
                              									Löslichkeit der angewendeten Salze ein Fällen der gelösten Farbstoffe, welche dann
                              									in sehr fein vertheiltem Zustand in der Flotte schwimmen, oder dieselben verhindern
                              									theilweile die Lösung der Farbstoffe, je nachdem man die letzteren oder das Salz
                              									zuerst der Flotte zugeführt hat. Beides ist für den Erfolg ganz gleich; die Pigmente
                              									gehen nur in dem Maaße auf, als sie gelöst werden: es löst sich aber neuer Farbstoff
                              									nur in dem Verhältniß, in welchem die Faser den schon gelösten aufnimmt. Daß man
                              									gleichmäßiger färbt, wenn die Farbstoffe sich nicht in Lösung, sondern in feiner
                              									Vertheilung  in der
                              									Flotte befinden, weiß jeder Färber, der sich einmal des wasserlöslichen Anilinblaues
                              									bedient hat. Dasselbe geht nämlich, weil es in schwachen Säuren so leicht löslich
                              									ist, häufig zu schnell auf, wenn man in saurer Flotte färbt, und färbt daher leicht
                              									unegal. Deßwegen thut man am besten, in neutraler oder schwach alkalischer
                              									Flüssigkeit zu färben und das Blau durch eine Säure nachher hervorzurufen. Der
                              									entsprechende spirituslösliche Farbstoff hingegen, welcher, sobald man die Lösung in
                              									die Flotte gießt, präcipitirt wird, kocht langsamer und egaler an. — Die
                              									Benutzung von Glaubersalz bietet außerdem noch in den Fällen große Vortheile, wo man
                              									sich zum Nüanciren kleiner Quantitäten von Indigocarmin vedienen muß. — Da
                              									die Affinität dieses Farbstoffes zur Wolle bei Gegenwart einer freien Säure
                              									bekanntlich sehr groß ist, so gehen geringe Quantitäten desselben häufig sehr unegal
                              									auf die Waare, und es bedarf zum Egalisiren eines anhaltenden Kochens. Stumpft man
                              									in diesem Falle die freie Säure durch Glaubersalz ab, so geht auch der Indigocarmin
                              									langsamer auf und kocht sich vor Allem leichter egal.
                           Es liegt nun die Frage nahe, ob gerade nur das Glaubersalz specifisch die erwähnten
                              									Wirkungen besitze oder ob dasselbe, vielleicht sogar zweckmäßiger, auch durch andere
                              									Salze oder Verbindungen ersetzt werden könne. Es wurde vorher schon das Kochsalz
                              									erwähnt, welches, wenn nur die Erzielung eines höheren specifischen Gewichtes oder
                              									Fällung gelöster Farbstoffe beabsichtigt wird, mit Vortheil benutzt werden kann. In
                              									saurer Flotte ist bei Anwendung von Kochsalz anstatt des Glaubersalzes das
                              									Freiwerden der Salzsäure sehr störend; falls solche zugegen ist, greift sie
                              									Baumwolle sehr bedeutend an. Auch Bittersalz (schwefelsaure Magnesia) und andere
                              									Salze, welche nicht, wie die Thonerde-, Zinn- und Eisenverbindungen,
                              									chemisch auf viele Farbstoffe einwirken, kann man, wenn solche billig genug zu
                              									beschaffen sind, zu demselben Zwecke benutzen, wie das Kochsalz. Ganz und gar wird
                              									sich das Glaubersalz durch die entsprechende Kaliverbindung, das schwefelsaure Kali,
                              									ersetzen lassen, welches die Verbindung mit Schwefelsäure sogar energischer als das
                              									schwefelsaure Natron eingeht, sich in den meisten Fällen aber wahrscheinlich doch
                              									theurer als dieses stellen dürfte. Jedenfalls würden Versuche mit dem schwefelsauren
                              									Kali von Werth und Interesse für die Färberei seyn. Auch das saure schwefelsaure
                              									Natron, welches als Rohproduct bezogen werden kann, wird sich häufig mit Vortheil
                              									benutzen lassen und vielfach das Hinzufügen freier Säure zur Farbflotte ersparen.
                              									Zur Vergleichung des Kostenpunktes sey noch bemerkt, daß das schwefelsaure Kali
                              									wasserfrei ist, daß man mit dem krystallisirten Glaubersalze 55,9 Proc., mit dem
                              									Bittersalze 51,22 Proc. Wasser mitkauft, welche natürlich ohne Einfluß in der
                              									Farbflotte sind. Schließlich sey noch bemerkt, daß 100 Theile krystallisirtes
                              									Glaubersalz im Stande sind, 30½ Theile zugesetzte Schwefelsäure von
                              									60° Baumé zu binden und sich damit zu saurem schwefelsaurem Salz zu
                              									vereinigen oder mit anderen Worten: für jedes Pfund der Flotte zugesetzter
                              									concentrirter Schwefelsäure von 66° Baumé sind 3 Pfd. krystallisirtes
                              									Glaubersalz erforderlich.
                           
                        
                           Dextrin als Klebemittel für Photographien.
                           Das Dextrin wird als Klebemittel schon seit einiger Zeit von den Buchbindern mit
                              									gutem Erfolg benutzt. Auch für Photographien ist es wohl geeignet. Es streicht sich
                              									leichter auf als Kleister und trocknet sehr schnell, so daß die Bilder bald satinirt
                              									und ohne Nachtheil eingepackt werden können. Man benutzt eine Lösung von 50 Theilen
                              									Dextrin in 100 Theilen warmen Wassers. Die Lösung ist viel dünnflüssiger als
                              									Kleister oder Gummi, klebt aber sehr gut. Man streiche dünn, hüte sich vor Benetzung
                              									der Vorderseite, und lasse den Druck dann etwa fünf Minuten liegen, ehe man ihn
                              									aufzieht.
                           Vortrefflich ist das Dextrin zum Aufziehen der Pigmentbilder. (Berliner
                              									photographische Mittheilungen, Februar 1868, S. 295.)
                           
                        
                           
                           Das australische Verfahren zum Conserviren von frischem
                              									Fleische.
                           Der in den Anstalten der „australischen Eis-Compagnie“
                              									— einer Gesellschaft, deren Zweck die Conservirung von Fleisch mittelst Eis
                              									ist — angewendete Apparat genügt zur Erhaltung von 100 Tonnen frischen
                              									Fleisches. Er läßt sich sehr bequem an Bord von Schiffen anbringen, da sämmtliche
                              									Stücke, aus denen er besteht, aus einander genommen und so gestaut werden können,
                              									daß sie einen verhältnißmäßig sehr geringen Raum einnehmen. Ist der gedachte Apparat
                              									für Schiffe bestimmt, so werden die seinen hauptsächlichsten Theil bildenden Stücke
                              									im Zwischendecke aufgestellt und in dem letzteren wird ununterbrochen ein Strom
                              									frischer Luft zugeführt. Die großen, zur Aufnahme des zu conservirenden Fleisches
                              									bestimmten Behälter stehen unterhalb dieser Theile. Das angewendete chemische Mittel
                              									ist käufliche, rectificirte Ammoniakflüssigkeit von bestimmtem Concentrationsgrade;
                              									dieselbe wird in besondere Cylinder, die sogen. Separatoren, gefüllt. In jeden Separator tritt aus einem kleinen
                              									Dampfkessel Wasserdampf, der das Ammoniak erhitzt und rasch verflüchtigt; das auf
                              									diese Weise entwickelte Ammoniakgas wird durch eine Reihe von Röhren und
                              									Kühlschlangen in ein Bad von kaltem Wasser geleitet; der ihm beigemischte
                              									Wasserdampf wird durch die Abkühlung condensirt und das Gas somit ausgetrocknet. In
                              									diesem trockenen Zustande tritt es in einen eisernen Cylinder und wird in demselben
                              									durch einen genügend starken Druck in tropfbar flüssige Form gebracht, da es
                              									bekanntlich kein permanentes Gas ist.
                           Schließlich wird das auf diese Weise verflüssigte Ammoniak durch den Druck in einen
                              									der Fleischbehälter hineingepreßt. Jedes dieser Reservoirs besteht aus zwei großen
                              									Kästen, deren einer den anderen, den sogen. Keller,
                              									mantelförmig so umgibt, daß zwischen den Wandungen beider Kästen ein leerer Raum
                              									bleibt. Der „Keller“ ist mit einer so großen Oeffnung versehen,
                              									daß ein Mann, der „Fleischempfänger“
                              									hineingelangen kann. Der zwischen beiden Kästen befindliche Raum hingegen steht mit
                              									der äußeren Luft nicht in Verbindung, indem derselbe zur Aufnahme des in flüssige
                              									Form gebrachten Ammoniakgases dient. Sobald der „Keller“ mit
                              									Fleisch gefüllt ist, wird das Mannloch mit einem getheerten Holzdeckel zugedeckt und
                              									hermetisch verschlossen, und dann wird der ganze doppelwandige Behälter mit
                              									Holzkohle oder mit einer Hülle von Gutta-percha umgeben.
                           Das Verfahren ist im Wesentlichen das folgende: Das Ammoniak nimmt in seiner
                              									flüssigen Form nur einen sehr kleinen Theil des zwischen den Kästen befindlichen
                              									Zwischenraumes ein. Nachdem der „Keller “ vollständig gefüllt
                              									und verschlossen ist, setzt man den geschlossenen Zwischenraum durch Drehen eines
                              									Hahnes plötzlich mit einem Wasserbehälter in Verbindung. In Folge der großen
                              									Verwandtschaft des Ammoniaks zum Wasser wird nicht allein der Antheil des ersteren,
                              									welcher sich in Gasform in jenem Raume entwickelt hat, vom letzteren sofort
                              									absorbirt, sondern auch der flüssig gebliebene Antheil des Ammoniaks verflüchtigt
                              									sich ebenso rasch, und in Folge dieses Verflüchtigungsprocesses wird eine so
                              									bedeutende Wärmemenge absorbirt, daß die Temperatur des
                              										„Kellers“ und seines ganzen Inhaltes beinahe bis zur
                              									Temperatur des schmelzenden Eises oder zu einem noch niedrigeren Grade sinkt. Bei
                              									einer solchen Temperatur hält sich das Fleisch unbegrenzt lange. (Les Mondes, t. XVI p. 94; Januar 1868.)
                           
                        
                           Verfahren zum Conserviren von Fleisch, Geflügel, Fischen und
                              									anderen thierischen Nahrungsmitteln; von Medlock und Bailey.
                           Dieses in einer zu London im Juli v. J. erschienenen Broschüre beschriebene und
                              									empfohlene, den Erfindern patentirte Verfahren beruht auf der Anwendung von zweifach-schwefligsaurem Kalk. Die fäulnißwidrigen
                              									Eigenschaften des neutralen schwefligsauren Kalkes sind
                              									schon seit längerer Zeit erkannt und benutzt worden, denn dieses Salz bildet einen
                              									der Hauptbestandtheile von Mac Dougall's
                              									„antiseptischem Pulver.“ Bei dem
                              									hier in Rede stehenden Verfahren wird indessen das leichter lösliche saure Salz
                              									angewendet, welches zu dem in Rede stehenden Zwecke mehrere  Vorzüge vor den übrigen
                              									Schwefligsäuresalzen besitzt. Es läßt sich leicht frei von Schwefelsäuresalzen
                              									darstellen, und wenn auch später durch Oxydation schwefelsaurer Kalk entsteht, so
                              									nimmt das mit diesem Mittel conservirte Fleisch etc. einen unangenehmen Geschmack
                              									nicht an. W. Bailey und Söhne
                              									liefern jede beliebige Menge von doppelt-schwefligsaurem Kalk unter Garantie
                              									der Reinheit. Die mit diesem Mittel erzielten Resultate sind, den Angaben der
                              									erwähnten Broschüre zufolge, auffallend günstig.
                           Die zum Conserviren von Fleisch etc. angewendete Flüssigkeit wird auf folgende Weise
                              									bereitet. Man löst ungefähr 20 Unzen-Maaße Kochsalz in 40 Pfd. klaren, kalten
                              									Wassers, setzt dann 5 Pfd. doppelt-schwefligsauren Kalks zu und rührt tüchtig
                              									unter einander. Soll das Fleisch etc. auf sehr lange Zeit conservirt werden, so ist
                              									ein Zusatz von etwas Gelatinelösung zu empfehlen. In diese Flüssigkeit legt man die
                              									aufzubewahrenden Stücke, läßt sie zehn Minuten lang in derselben liegen und hängt
                              									sie hernach auf; man braucht sie dann nur täglich einmal mit der Lösung zu
                              									befeuchten. Nach Angabe unserer Quelle hielten sich Rindfleisch, Hammelfleisch,
                              									Hummern etc., welche auf diese Weise behandelt wurden, bei einer zwischen 26 und
                              									34° C. wechselnden Temperatur zwölf Tage lang sehr gut, und hatten nach
                              									Verlauf dieser Zeit ihren ursprünglichen Geruch und Geschmack ganz unverändert
                              									beibehalten. Andere Portionen von denselben thierischen Nahrungsmitteln, welche
                              									nicht präparirt worden, waren nach Verlauf von sechsundzwanzig Stunden vollständig
                              									in Fäulniß übergegangen. (Chemical News, 1867, vol. XV p. 59).
                           
                        
                           Verfahren, die Kleie durch Kochen mit Salzsäure und Soda als
                              									Futter verwerthbarer zu machen.
                           Man rührt 100 Pfd. Kleie sorgfältig mit 800 Pfd. kaltem Wasser zusammen, setzt
                              									2½ Pfd. Salzsäure von 1,18 spec. Gewicht zu, kocht die Masse 10 Minuten lang
                              									und läßt dann das Flüssige ablaufen, das man bei Seite setzt. Zu dem im Dampffasse
                              									zurückgebliebenen Kleienteige kommen nun 200 Pfd. Wasser und 1½ Pfund 90
                              									grädige calcinirte Sodaauflösung, worauf die Mischung wieder 10 Minuten gekocht
                              									wird. Sodann vereinigt man dieselbe allmählich, damit kein Ueberschäumen stattfinde,
                              									mit der sauren Brühe der ersten Kochung und rührt endlich noch 2–3 Löffel
                              									Schlämmkreide darunter. Das Gemenge reicht man den Thieren als Trank oder im Gemenge
                              									mit Heu, Häcksel, Rüben u. s. w.
                           Durch das vorgeschlagene Verfahren werden nach Stöckhardt
                              									48 bis 54 Proc. der Kleie löslich und für das Hornvieh assimilirbar, während beim
                              									Weichen derselben mit lauem Wasser nur 20 Proc., beim Brühen mit siedendem Wasser
                              									23–27 Procent, beim Kochen mit Wasser 34–35 Proc., beim Kochen mit
                              									Soda und Wasser 36 bis 48 Procent löslich werden.