| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. , S. 250 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Versuche zur Beleuchtung des Pariser Stadthausplatzes mit
                              									Hydrooxygengas; von F. Moigno.
                           Der erste Beleuchtungsversuch mit Hydrooxygengas,Man s. die Mittheilung im polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S.
                                       												353; zweites Februarheft 1868. dessen Dauer anfänglich
                              									auf eine Woche festgesetzt worden war, ist einen ganzen Monat lang fortgeführt
                              									worden und zwar mit einem Erfolge, welcher nichts zu wünschen übrig ließ. Die
                              									Widerstandsfähigkeit der weißglühenden Magnesiastifte ist wahrhaft eine
                              									außerordentliche; sie haben niemals aufgehört zu erglänzen, selbst nicht bei den
                              									heftigen Stoßwinden der letzten vierzehn Tage, von denen die Gasbrenner der
                              									Candelaber des Platzes zweimal ausgelöscht wurden. Die Zuleitung des
                              									Sauerstoff- und Wasserstoffgases zum Brenner ist bedeutend verbessert worden;
                              									die Gase mischen sich jetzt in einer sehr flachen Trommel deren Durchmesser kaum den
                              									eines Hundertsousstückes erreicht; auf diese Weise kann die Flamme selbst bei sehr
                              									geringem Druck nicht in den Apparat zurückschlagen, und die Drahtnetze sind ganz
                              									unnöthig geworden. Die zur Ermittelung der Stärke und  Gestehungskosten des neuen
                              									Lichtes erforderlichen Versuche wurden fast jeden Abend wiederholt und ergeben die
                              									bedeutende Ersparung, von 60 bis 80 Proc. In der vor Kurzem im landwirthschaftlichen
                              									Vereine abgehaltenen, Conferenz über die neue Beleuchtungsmethode ließen wir zwei
                              									Brenner neben einander aufstellen, wovon der eine, ein gewöhnlicher
                              									Schmetterlingsbrenner, 50 Liter Leuchtgas per Stunde
                              									verbrannte, der andere aber, aus einem kleinen massiven Magnesiacylinder bestehend,
                              									durch eine Mischung von 13 Liter Leuchtgas und 15 Liter Sauerstoffgas entzündet
                              									wurde. Es zeigte sich, daß das Licht des zweiten Brenners sechsmal stärker war, als
                              									das des ersteren. Die neue Gesellschaft hat bereits mit einigen nordamerikanischen
                              									Industriellen einen Vertrag abgeschlossen und bald wird das Hydrooxygengaslicht auf
                              									den öffentlichen Plätzen von New-York erglänzen. (Les
                                 										Mondes, t. XVI p. 308; Februar 1868.)
                           
                        
                           Verfahren zum Feinen und Geschmeidigmachen von sprödem und
                              									durch andere Metalle verunreinigtem Golde; von J. B. Miller, Probirer zu Sydney in Neusüdwales.
                           Dieses in England patentirte Verfahren zum Geschmeidigmachen von sprödem
                              									Barren-Golde, sowie zum Affiniren von legirtem Golde, in geschmolzenem
                              									Zustaude, und zur Abscheidung des in diesem enthaltenen Silbers, beruht auf der
                              									Anwendung von Chlorgas, welches mit dem flüssigen Metalle in Berührung gebracht
                              									wird, wodurch das Silber und die vorhandenen Unedelmetalle, deren Gegenwart die
                              									Sprödigkeit des Goldes bedingt, in Chloride verwandelt werden. Zn diesem Zwecke
                              									schmilzt Miller das Gold in einem guten Thontiegel
                              									(Graphittiegel werden nicht empsohlen) ein; er wendet dazu die von Payen in Paris (rue de pierre
                                 										Levee) angefertigten sogen. „creusets de
                                    											Paris“ an und benutzt vorzugsweise die Nr. 12, 14 und 16,
                              									welche zum Feinen von bez. 100, 250 und 500 Unzen geeignet sind. Vor dem Gebrauche
                              									werden die Tiegel in eine heiße, concentrirte Boraxlösung getaucht und dann
                              									getrocknet; dieß geschieht, damit ihre Wandungen möglichst wenig geschmolzenes
                              									Chlorsilber einsaugen. Das Gold wird mit etwa 0,75 Proc. seines Gewichtes an Borax
                              									in den Tiegel eingetragen, und dieser wird mit einem, in seiner Mitte von einer
                              									kleinen Oeffnung durchbohrten, dicht schließenden Deckel bedeckt in den Ofen
                              									eingesetzt. Sobald das Metall in Fluß gerathen ist, wird ein aus feuerfestem Thon
                              									bestehendes Rohr von etwa 3/16 Zoll lichter Weite so in die Oeffnung des
                              									Tiegeldeckels gesteckt, daß es bis zum Boden des Tiegels in das flüssige Gold
                              									hineintaucht. Das obere Ende dieses Thonrohres steht mittelst eines Rohres von
                              									vulcanisirtem Kautschuk mit einem vor der vom Feuer unmittelbar ausstrahlenden Hitze
                              									geschützten Glas- oder Steinzeuggefäße in Verbindung, in welchem Chlor
                              									entwickelt wird; dieß Gefäß ist mit einem sechs Fuß langen an seinem unteren Ende in
                              									die chlorentwickelnde Flüssigkeit tauchenden Sicherheitsrohre versehen, in welchem
                              									die Flüssigkeit so hoch steht, daß das Gas die nöthige Pressung erhält, um durch das
                              									über dem Ende des Thonrohres stehende Gold hindurchdringen zu können. Man leitet das
                              									Chlorgas ungefähr drei Stunden lang durch das Metall, indem man letzteres von Zeit
                              									zu Zeit in der Weise in Bewegung setzt, daß man durch momentanes Zusammenpressen des
                              									Kautschukrohres den Druck des Gases vermehrt und dann dasselbe plötzlich mit
                              									verstärkter Kraft durch das flüssige Metall hindurchstreichen läßt. Nach Verlauf der
                              									angegebenen Zeit ist das Gold fast ganz rein und das entstandene Chlorsilber
                              									schwimmt nebst den bei der Operation gebildeten und schwerer sich verflüchtigenden
                              									Chlorverbindungen der übrigen zugegen gewesenen Metalle, auf seiner Oberfläche.
                           Der Inhalt des Tiegels wird sofort in Zainformen gegossen und dann werden die
                              									Chlormetalle von den erkalteten Zainen losgelöst, oder man läßt das Gold im Tiegel
                              									so weit erkalten, daß es starr wird und gießt die noch flüssigen Chloride von ihm ab
                              									in eine Form zu Platten. Der Borax wird bei diesem Verfahren im Tiegel
                              									Zurückgelassen, was sich leicht bewerkstelligen läßt, da dieses Salz weit dicker und
                              									zähflüssiger ist als die Chlorverbindungen. Der Tiegel wird mit dem erstarrten Golde
                              									wiederum in den Ofen gesetzt und erhitzt, bis das Gold schmilzt, worauf es zu Zainen
                              									vergossen wird. Soll nun der Tiegel gleich nochmals gebraucht werden, so läßt man
                              									ihn nicht erst erkalten, sondern bringt ihn, nachdem er wiederum beschickt worden,
                              									von Neuem in's Feuer.
                           
                           Das Chlorsilber und die ihm beigemengten anderen Chloride werden nach einer der
                              									gewöhnlichen Methoden zn Metall reducirt; es ist indessen sehr zu empfehlen, die
                              									Chlormetallplatte zwischen zwei blanken Platten von Schmiedeeisen, etwa einen Tag
                              									lang oder bis vollständige Reduction erfolgt ist, in ein Gefäß zu legen, welches mit
                              									Schwefelsäure angesäuertes Wasser enthält. Das auf diese Weise reducirte Metall wird
                              									dann mit Salpetersäure behandelt, wobei das Silber und die etwa vorhandenen
                              									Unedelmetalle in Lösung gehen, während etwas Gold ungelöst zurückbleibt und nach dem
                              									Sammeln und Auswaschen mit anderen Chargen eingeschmolzen wird. Das Silber wird aus
                              									der Lösung als Chlorsilber gefällt und zu reinem Silber reducirt. (Mechanics' Magazine, Februar 1868, S. 145.)
                           
                        
                           Ueber eine sehr geeignete Flüssigkeit zum Verplatiniren von
                              									Kupfer, Messing, Neusilber und dergl.; vou Prof. Böttger.
                           Eine Flüssigkeit, welche sich besonders gut zum Verplatiniren von Kupfer, Messing und
                              									Neusilber auf elektrolytischem Wege eignet, der man zugleich eine ganz beliebige
                              									Concentration geben kann, um sie sür längere Zeit benutzen zu können, erhält man
                              									meinen Beobachtungen zufolge, wenn man zu einer Auflösung von Platinchlorid so lange
                              									fein gepulvertes kohlensaures Natron setzt, bis kein Aufbrausen (von entweichender
                              									Kohlensäure herrührend) mehr wahrzunehmen ist, dann eine kleine Quantität
                              									Stärkezucker darin auflöst und schließlich so viel Kochsalz hinzufügt, bis beim
                              									Verplatiniren das sich ausscheidende Metall nicht mehr schwärzlich erscheint,
                              									sondern eine rein weiße Platinfarbe zu erkennen gibt. — Handelt es sich
                              									darum, kleinere aus den oben genannten unedlen Metallen gefertigte Gegenstände in
                              									großer Anzahl aus einmal und zwar nur oberflächlich mit einer ganz dünnen Schicht
                              									Platin zu bekleiden, z. B. kupferne Nägel, messingene Nadeln u. dergl., so läßt sich
                              									dieß schon durch eine einfache Contactwirkung bewerkstelligen. Es genügt nämlich
                              									dazu schon, daß man die zu verplatinirenden kleinen Gegenstände in ein siebartig durchlöchertes Zinkgefäß legt und dieses in die
                              									bis auf etwa 60° C. erwärmte Platinsolution auf wenige Augenblicke eintaucht,
                              									die Gegenstände sodann abwäscht und schließlich in Sägespänen trocknet.
                              									(Jahresbericht des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. für
                              									1866–1867.)
                           
                        
                           Neue Verwendung des Glimmers.
                           Die Glimmerwaaren-Fabrik des Hrn. Max Raphael in
                              									Breslau, welche sich durch elegante Arbeiten stets ausgezeichnet und überall
                              									Anerkennung gefunden, hat in der letzten Zeit wiederum den Beweis geliefert, daß die
                              									Verwendung des Glimmers eine noch allgemeinere werden kann.
                           Der innere Raum des Breslauer Theaters wird durch einen großen Kronleuchter
                              									erleuchtet. Die Construction desselben ist der Art, daß außer 24 Gaslampen mit
                              									Argantbrennern 2 runde Ringe mit einigen hundert offenen Flammen das Licht
                              									verbreiten. Um diese offenen Flammen einestheils zu verdecken, anderntheils die
                              									Hitze abzuhalten, waren 8, theilweise gewölbte, matt geschliffene Glasscheiben, jede
                              									von circa 3½ Fuß Länge. 2¾ Fuß obere
                              									Breite und 1 Fuß untere Breite angebracht. Da die 8 Felder zugespitzt sind, so
                              									bildet das Ganze die Form eines conischen Korbes, dessen obere Breite 7 Fuß im
                              									Durchmesser hat. Diese Glasscheiben sind natürlich durch die starke Hitze öfters
                              									entzweigesprungen und ist daher jetzt der ganze Korb aus matt geschliffenem Glimmer
                              									gemacht worden. Die Arbeit ist zur größten Zufriedenheit ausgefallen und verbreitet
                              									ein viel schöneres und weißeres Licht, als die matt geschliffenen Glasscheiben. Der
                              									Kronleuchter, der ein Gewicht von 11 Ctr. hat, ist durch diese Aenderung um fast 100
                              									Pfd. leichter geworden, da der ganze Glimmerkorb nur 10 Pfd. wiegt. Der Korb enthält
                              									ungefähr 50 Quadratfuß Glimmer. (Breslauer Gewerbeblatt.)
                           
                        
                           
                           Ueber die neueren Fortschritte in der Kautschukindustrie; von
                              										Balard.
                           Diese in den letzten Jahren gemachten Fortschritte bestehen hauptsächlich in Details
                              									der Verfahrungsweisen und der zur Ausführung derselben benutzten Maschinen, sowie in
                              									einigen neuen Verwendungen der Kautschukproducte.
                           Der Handel liefert neun Millionen Kilogr. Kautschuk
                              									jährlich, der im rohen Zustande einen Werth von 40 Millionen, und im verarbeiteten
                              									Zustande von 75 bis 80 Millionen Frcs. besitzt. Die Hälfte dieses Quantums, und
                              									zugleich die reinste Kautschuksorte, kommt aus der Provinz Para. Die Bedürfnisse der
                              									Industrie steigern sich in solchem Grade, daß man in Brasilien versucht hat, den
                              									Kautschukbaum anzuvanen, wie man im Himalayagebirge den Chinabaum anbaut.
                           Eine der wichtigsten Verwendungen des Kautschuks ist die zu wasserdichten Kleidungsstoffen. Die Nachtheile einer zu vollkommenen
                              									Undurchdringlichkeit der Bekleidung sind aber so groß, daß man eine solche stets zu
                              									vermeiden gesucht hat. Zu diesem Zwecke beschränkte Guibal die Präparirung des Stoffes auf einzelne, neben einander gelegte
                              									Streifen und er verfertigt die wasserdichten Kleidungsstücke aus zwei übereinander
                              									liegenden Stoffen, welche nur an einigen Linien einander anhaften, so daß das ganze
                              									Kleidungsstück aus ziegelförmig (wie die Schieferplatten eines Daches) über einander
                              									liegenden Streifen besteht, durch welche hindurch die Transpiration stattfinden
                              									kann.
                           Ein ähnliches System wird bei der Verfertigung der Fußbekleidung angewendet, deren Oberleder aus mehreren Lagen nicht
                              									zusammengeklebter Hanfleinwand hergestellt wird; nur die oberste Lage erhält einen,
                              									mit reihenweise gestellten Luftlöchern versehenen Kautschuk-Ueberzug. Diese
                              									Art von Oberleder wird auf eine Sohle von vulcanisirtem Kautschuk genagelt, welche
                              									so zubereitet ist, daß sie an den mit dem Boden in Berührung kommenden Theilen große
                              									Härte, an den Theilen aber, wo dieß erforderlich ist, die nöthige Biegsamkeit
                              									besitzt.
                           Die Kratzen von Kautschuk erfordern eine weiche und
                              									elastische Fläche, welche dem Eisendraht der Häkchen anhastet, damit die
                              									Drahtspitzen dauerhaft befestigt sind. Man erzielt eine solche Fläche, indem man die
                              									am wenigsten veränderten Theile des reinsten Parakautschuks anwendet und denselben
                              									nicht stärker knetet als es streng nothwendig ist. So erhält man eine feste und
                              									elastische Substanz, welche die Drahtspitzen gut zurückhält und von Fetten fast gar
                              									nicht angegriffen wird. — Treibriemen für
                              									Maschinen fertigt man aus mehrfachen Doppellagen von Stoffen an, die mit Kautschuk
                              									getränkt oder überzogen, darauf zusammeugeklebt und schließlich vulcanisiert werden;
                              									mittelst dieses Verfahrens läßt sich die größte Widerstandsfähigkeit in Verbindung
                              									mit der erforderlichen Geschmeidigkeit erzielen.
                           Die Methoden zum Vulcanisiren des Kautschuks sind
                              									ebenfalls vervollkommnet worden. Zu diesem Zwecke werden jetzt mancherlei
                              									Schwefelverbindungen benutzt, namentlich sind die Versuche mit Chlorschwefel wieder
                              									ausgenommen worden und dieses Vulcanisirmittel hat nunmehr allgemeine Aufnahme
                              									gefunden. Der Chlorschwefel wird entweder für sich allein, oder in
                              									Schwefelkohlenstoff gelöst, zu dem in Rede stehenden Zwecke benutzt; auch ist die
                              									Anwendung der Bleiglätte zum Neutralisiren der Chlorwasserstoffsäure,
                              									beziehungsweise zum Vermindern der Schwefelung, besser geregelt worden. Die
                              									Temperatur von 135° C., bei welcher die Vulcanisirung stattfindet, wird auf
                              									zuverlässigere Weise erreicht und in den Apparaten constant erhalten, dadurch daß.
                              									der bisher übliche Kessel durch Platten mit Dampfcirculation ersetzt worden ist.
                              									— Die Fäden von vulcanisirtem Kautschuk werden aus
                              									reinem Material fabricirt, von welchem mit der größten Sorgfalt kleine Quantitäten
                              									geknetet und dann zu einer größeren Masse vereinigt werden. Das Vulcanisiren
                              									geschieht bei einer constanten Temperatur, indem die Pakete in erhitztes Wasser von
                              									135° C. eingeweicht werden.
                           In Folge dieser vervollkommneten Processe hat die Verwendung des Kautschuks eine sehr
                              									beträchtliche Ausdehnung gewonnen. Es laßt sich nicht in Abrede stellen, daß dieser
                              									wichtige Industriezweig bedeutend im Fortschreiten begriffen ist, und es ist
                              									vorauszusehen, daß in Frankreich, wo jetzt nur ein Achtel des in den Handel
                              									kommenden Kautschuks consumirt wird, eine von Tag zu Tag zunehmende Menge dieser
                              									werthvollen Substanz zum Verbrauche kommen wird. (Bulletin de
                                 										la Société d'Encouragement, August 1867, S. 547.)
                           
                        
                           
                           Verwendung des Mais zur Branntweinbrennerei; von
                              									Domänenpächter A. Bergstraßer zu Hof-Haina
                              									(Hessen).
                           Nach Fresenius enthält der Mais bis zu 70 Proc. Stärke.
                              									Sowohl nach diesem Stärkegehalt, als nach dem Gehalte an Trockensubstanz, müßte man
                              									in den gleichen Raum, in den man 3½ Ctr. Kartoffeln einmaischt, 1 Ctr. Mais
                              									einmaischen, wenn man ein Verhältniß der Trockensubstanz zum Wasser wie 1 zu 4
                              									einhält. Wenn man also 1 Malter Kartoffeln (2/3 Berliner Schäffel oder 2 Ctr.) in
                              										circa 75 Maaß Raum einmaischt, braucht man für 1
                              									Ctr. Mais bei demselben Verhältniß ungefähr 133 Maaß Raum. Bei der von allem
                              									unnützen Material freien, dünnen Maismaische habe ich jedoch gefunden, daß man auf
                              									120 bis 124 Maaß Raum 1 Ctr. Mais einmaischen kann, ohne die Ausbeute zu
                              									beeinträchtigen.
                           Die erste Vorbereitung des Mais zum Branntweinbrennen besteht im Mahlen. Eigentlich
                              									sollte man nur Maismehl verwenden. Da das Mahlen aber eine sehr schwierige Arbeit
                              									ist, so verwende ich auch theilweise Gries zur Maische. Alles, was beim Mahlen noch
                              									durch das sogenannte mittelfeine Griessieb fällt, kommt zur Verwendung. Auf diese
                              									Weise bekomme ich halb Mehl und halb mittelfeinen Gries zum Einmaischen. Dieses
                              									Maisquantum wird nun, damit sich keine Klumpen bilden, langsam in die mit lauem oder
                              									kaltem Wasser gefüllte Vormaischbütte unter beständigem Umrühren einlaufen gelassen.
                              									Nachdem dieß gescheben, wird diese Masse mittelst einströmenden Dampfes (ich
                              									verwende hierzu deu abgehenden Dampf meiner Dampfmaschine) bis auf 70 bis 74°
                              									Reaumur erwärmt. Das feine Mahlen des Mais und das Erwärmen der Masse bis auf
                              									54° R. sind die wichtigsten Operationen, ohne welche das Stärkmehl nicht
                              									völlig in Zucker verwandelt werden kann. Sobald diese Masse sich der Temperatur von
                              									70° R. nähert, wird sie immer steifer und dicker, weßhalb man gleich so viel
                              									Wasser als das Maischverfahren erlaubt, zum Einrühren nehmen muß. Nachdem also die
                              									Temperatur von 74° R. erreicht ist, sucht man die Masse durch Rühren und
                              									Zusetzen von kaltem Wasser bis auf 56° R. abzukühlen, um jetzt das schon
                              									früher gequetschte und eingeweichte Malz zuzusetzen, wodurch dann am Ende des ganzen
                              									Maischprocesses, die Maische die zur Zuckerbildung nöthige Temperatur von 50 bis
                              									52° R. haben wird. Hierauf überläßt man dieselbe 1½ Stunde der
                              									Zuckerbildung. Da ich einen Ventilator und ein Rührwerk, getrieben von der
                              									Dampfmaschine, zum Abkühlen der Maische benutze, so bin ich in der Lage, fast
                              									sämmtliches Wasser beim Maischen zuzusetzen. Sehr häufig wird der Fehler begangen,
                              									daß man auch beim Einmaischen der Kartoffeln zu wenig Wasser verwendet, wodurch die
                              									Zuckerbildung erschwert und unvollkommen wird. Man bedenke nur, daß die geringe
                              									Quantität Diastase auf das ganze dicke Maischquantum möglichst gut vertheilt werden
                              									soll, was gewiß um so besser zu bewerkstelligen ist, in je mehr Wasser die Diastase
                              									gelöst ist.
                           Die sehr dünnflüssige Maismaische kühlt viel schneller auf dem Kühlschiff, als die
                              									Kartoffelmaische. Da sie aber mindestens um 2 bis 3° R. wärmer in den
                              									Gährbottich gelangen muß, als Kartoffelmaische, wenn dieselbe zur rechten Zeit
                              									ausgegohren haben soll, so muß man im Anfange sehr vorsichtig seyn, daß sie nicht zu
                              									kalt wird. Nach meinen Beobachtungen liegt die langsamere Vergährung an der
                              									schnelleren Abkühlung der dünneren Maismaische in den Gährbottichen, sowie an dem
                              									Fettgehalte des Mais. Auf die richtige Temperatur und eine kräftige gute Hefe ist
                              									daher hauptsächlich beim Anstellen der Maische zu sehen. Letztere durch die übliche
                              									Kunsthefe (Satz) oder durch Hefe überhaupt dargestellt, gährt sehr lebhaft, aber
                              									ohne zu steigen, weßhalb man den Gährraum völlig benutzen kann. Auf der Oberfläche
                              									der Maische setzt sich während der Gähre ein sehr schönes hellrothes Oel ab, welches
                              									ich abschöpfen und filtriren lasse, und sowohl zum Schmieren der Maschinen als zum
                              									Brennen verwende. Dieses Oel kommt von dem Fettgehalte des Mais, der nach Fresenius bis zu 7 Proc. beträgt. Diesem Fettgehalt
                              									verdankt die Maischschlempe auch die günstige Wirkung auf die Milchproduction, denn
                              									sofort wird mehr gemolken, wenn man statt Kartoffelschlempe Maisschlempe
                              									füttert.
                           Zur Destillation der Maismaische braucht man weniger Dampf. Dieselbe kommt schneller
                              									zum Kochen; das Product selbst ist schön hell, angenehm schmeckend und riechend, und
                              									kann dem Kornbranntwein an die Seite gestellt werden. — Die Ausbeute ist vom
                              									Centner Mais 15 bis 18 Maaß à 50 Proc. Tralles; ein Ohm
                              									Branntwein  von 5 Ctr.
                              									Mais oder 17 Maaß vom Ctr., sollte dem Gehalte nach immer erzielt werden. —
                              									Der ungarische Mais ist der reinste und gleichmäßigste, und dürfte deßhalb diesem
                              									der Vorzug zu geben seyn. (Zeitschrift der landwirthschaftlichen Vereine für
                              									Hessen.)
                           
                        
                           Notizen über Erdöl; von Adolph Ott
                              									in New-York.
                           Im Jahre 1865 gab es in Venango County in Pennsylvanien, dem am meisten Oel
                              									liefernden District in Amerika, 741 Oel spendende und 2328 verlassene Schächte.
                           Die Zahl der Raffinerien betrug im Beginn von 1866 im Gebiet der Vereinigten Staaten
                              									194. Dieselben bezahlten für das Halbjahr vom 30. Juni 1865 bis zum 1. Januar 1866
                              									eine Stener von 2,794,023 Dollars 77 Cents für 13,970,062 Gallons raffinirtes
                              									Oel.
                           Im Allgemeinen stimmen die amerikanischen Oele, was das äußere Ansehen, den Geruch u.
                              									s. w. anbetrifft, fast sämmtlich miteinander überein; nur diejenigen gewisser Theile
                              									Canada's und Kentucky's zeichnen sich durch einen unangenehmen, vielleicht von einer
                              										SchweselverbindungEine stark schwefelhaltige Mineralquelle in silurischer Grauwacke erbohrte
                                    											man zu Louisville in Kentucky, bei 2086 engl. Fuß Tiefe, welche sogar noch
                                    											170 Fuß über die Oberfläche sprang. (Gaetschmann,
                                    											die Aufsuchung und Untersuchung von Lagerstätten nutzbarer Mineralien, Bd.
                                    												I S. 69.) herrührenden Geruch
                              									aus. Hinsichtlich des spec. Gewichtes varüren sie aber zwischen ungefähr 30 Graden
                              									der Baumé'schen Scala. Selbst das aus einer und derselben Quelle hervorsprudelnde
                              									Oel ist nicht immer gleich schwer. Tiefe Brunnen ergeben ein sehr reines, aber
                              									leichtes Oel.
                           Schwere Oele nennt man solche von einem größeren specifischen Gewicht wie 0,8538; sie
                              									dienen als Antifrictionsmittel.
                           Die zur Bereitung von Photogen dienenden sind stets von einem geringeren spec.
                              									Gewicht. (Petroleum von 25° Baumé wiegt per
                              									Gallon 7 Pfd. 9 Unzen amerikan. Gewichts; solches von 30° Baumé 7 Pfd. 5
                              									Unzen; von 40° Baumé 6 Pfd. 15 Unzen.)
                           Ich habe in Folgendem verschiedene Oelsorten nach ihrem spec. Gewicht
                              									zusammengestellt; die Zahlen sind Grade der Baumé'schen Scala.
                           
                              
                                 Mecca Oil, Ohio
                                 26
                                 —
                                 28
                                 
                              
                                 French Creek,Unter
                                          													dem Worte Creek versteht man hier zu Lande ein Flüßchen, in England
                                          													dagegen eine See- oder Fluß-Einbuchtung.
                                    											Pennsylvanien
                                 28
                                 —
                                 31½
                                 
                              
                                 Alleghany River, Pennsylvanien
                                 34
                                 —
                                 39
                                 
                              
                                 Oil Creek, Pennsylvanien
                                 43
                                 —
                                 47
                                 
                              
                                 Pit-hole Creek, Pennsylvanien
                                 49½
                                 —
                                 57
                                 
                              
                                 Burning Spring, West-Virginien,
                                 42
                                 —
                                 43
                                 
                              
                                 Enniskillen, West-Canada
                                 42
                                 —
                                 43
                                 
                              
                                 Provinz von Neu-Braunschweig
                                 23
                                 —
                                 36
                                 
                              
                           Ich erhielt durch Destillation eines Oeles von 45° Baumé von Oil Creek, welches in der Sommerhitze kein brennbares
                              									Gas entwickelte:
                           
                              
                                 Naphta von 55° B
                                 17,5
                                 
                              
                                 Kerosin von 40° B
                                 39
                                 
                              
                                 paraffinhaltiges Schmieröl
                                 41
                                 
                              
                                 Paraffin (außerdem)
                                   2
                                 
                              
                                 Kohks
                                   0,8
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,3
                                 
                              
                           Die Leuchtöle werden je nach ihrer Farbe in vier Qualitäten eingetheilt; die beste
                              									Sorte ist die als „Standard white“
                              									gekannte; die zweite beste heißt „prima light
                                 										
                                 										straw to white “ die dritte beste wird
                              											„light straw to white“
                              									genannt und die geringste „straw
                                    										color“ Der Unterschied im Preise beträgt von ½ bis zu 1
                              									Cent für jeden Baumé'schen Grad. — Die gegenwärtig (März 1868) zu
                              									New-York notirten Preise sind in Currency, Gold à
                              									140, für rohes Oel ohne Gebinde 12¾–13¼ Cents per Gallon, für solches mit Gebinde
                              									17¾–18¼ Cents; für raffinirtes, in Bond befindliches Oel
                              									23½–26¼ Cents, und für raffinirtes, frei, 40–41
                              									Cents.
                           Naphta wird das erste, rohe Product der Destillation genannt; bei der Regierung gilt
                              									das zwischen 0,735 und 0,726 spec. Gew. (entsprechend 60 und 62° Baumé)
                              									schwankende als solche.
                           Benzin (fälschlich Benzol) heißt der aus der Naphta durch Destillation erhaltene und
                              									mit Schwefelsäure behandelte Kohlenwasserstoff. — Noch leichtere Hydrocarbüre
                              									sind das Gasolin (mit Siedepunkt von 50° C.), das Chymogin (Propylhydrid ?)
                              									und Rhigolin. Das erstere wird von Prof. Vanderweyde zur
                              									Eiserzeugung benutzt; die beiden letzteren werden als Anästhetica angewandt.
                           Petroleum von 42° Baumé liefert sehr wenig Naphta, solches von 46° B.
                              									aber 15 Procent; an Leuchtöl werden 75–80 Proc. daraus gewonnen; der
                              									Rückstand in der Retorte beträgt nur 2½–4 Procent.
                           Kerosinöle, deren Entflammbarkeit unter 110° Fahr. (43°,3 Cels.) liegt,
                              									sollen nach dem Gesetz nicht in den Handel gebracht werden.
                           
                        
                           Kronstädter Petroleum-Industrie.
                           Die Petroleum-Industrie verspricht für Siebenbürgen im Allgemeinen und für
                              									Kronstadt insbesondere von großer Bedeutung zu werden. Die in Kronstadt bestehenden
                              									Destillationen müssen zwar bis jetzt ihren Rohstoffbedarf noch von der Walachei
                              									beziehen; es steht jedoch zu hoffen, daß auch diesseits der Karpathen Oelquellen
                              									gefunden werden, wenn Capital und Intelligenz vereint, sich ernstlich mit dem
                              									Aufsuchen solcher Quellen beschäftigen wollten. Aber auch jetzt schon (Februar 1868)
                              									bestehen drei Destillationen in Kronstadt, von denen namentlich die erst voriges
                              									Jahr vom Civilingenieur O. Luckhardt errichtete, sich
                              									schon einen weit verbreiteten und wohl verdienten Ruf erworben hat; dieselbe
                              									liefert: 1) Ligroine (Petroleum-Essenz) die 100 Pfd. W. G. (nebst Gebinde) zu
                              									18 fl.; 2) Petroleum von 42–44° B. (unexplodirbar) zu 14 fl.; 3)
                              									Petroleum von 45° B. (Salongas) zu 13 fl.; 4) Solaröl (Straßengas) von
                              									42–44° B. zu 12 fl.; 5) Spindelöl (Vulcanöl) Zu 15 und 12 fl.
                              									(Siebenbürgische Blätter.)