| Titel: | Beitrag zur Frage über die richtige Beurtheilung des Nutzeffectes elektromagnetischer Motoren; von Dr. Victor Pierre, k. k. Professor am Wiener Polytechnicum. | 
| Autor: | Victor Pierre | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Beitrag zur Frage über die richtige Beurtheilung
                           des Nutzeffectes elektromagnetischer Motoren; von Dr. Victor Pierre, k. k. Professor am Wiener
                           Polytechnicum.
                        Pierre, über die Beurtheilung des Nutzeffectes elektromagnetischer
                           Motoren.
                        
                     
                        
                           In Bd. CLXXXVIII S. 345 (erstes Juniheft 1868) dieses
                              Journales hat Prof. v. Waltenhofen einen Aufsatz
                              „über die Berechnung der Nutzeffecte elektromagnetischer Motoren im
                                 Allgemeinen“ veröffentlicht, der auf meine in den Sitzungsberichten
                              der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien, Abth. II, Märzheft 1868, veröffentlichte Untersuchung des Kravogl'schen Motors Bezug nimmt und mit der Bemerkung schließt,
                              „daß die durch seinen Aufsatz angeregte Discussion nicht verfehlen
                                 wird der interessanten Frage wegen Bestimmung der Nutzeffecte (derartiger
                                 Motoren) einige Aufmerksamkeit zuzuwenden und in weiteren Kreisen ein richtiges
                                 Urtheil über Gegenwart und Zukunft des Elektromagnetismus
                                    als Triebkraft zu verbreiten.“
                           Angesichts der sich so sehr widersprechenden und mitunter höchst ungenügenden Angaben
                              über die Leistungen der genannten Maschinen scheint es in der That, daß eine solche
                              Discussion nicht ohne praktisches Interesse seyn dürfte, um so mehr als die so weit
                              auseinander gehenden Angaben verschiedener Quellen wahrscheinlich weniger in einer
                              Unzuverlässigkeit der Versuchsdaten als vielmehr in den Grundsätzen ihre Erklärung
                              finden dürften, nach welchen bei Beurtheilung der Leistungsfähigkeit der
                              untersuchten Motoren vorgegangen wurde. Diese Leistungsfähigkeit läßt sich von
                              verschiedenem Standpunkte aus beurtheilen.
                           Man kann z. B. ausgehen von der Ansicht, daß durch den Strom einer geschlossenen
                              Batterie von gegebener elektromotorischer Kraft bei gegebenem
                              Gesammtleitungswiderstande und ruhendem Motor eine gewisse theoretische Arbeit
                              verrichtet wird und kann diese Arbeit vergleichen mit jenem Antheile derselben,
                              welcher beim Betriebe des Motors wirklich nutzbringend gemacht wird; oder man kann,
                              weil während des Ganges der Maschine ein Theil dieser Arbeit durch die Wirkung des
                              inducirten Gegenstromes compensirt wird, nur diejenige theoretische Arbeit der
                              Vergleichung zu Grunde legen, welche der jedesmaligen, während der Bewegung  des Motors auftretenden
                              Stromstärke (dem effectiven Staome oder Arbeitsstrome nach v. Waltenhofen) entspricht — oder endlich mit Jacobi die wirklich beobachtete Arbeitsgröße mit dem theoretischen
                              Arbeitsmaximum dieses effectiven Stromes vergleichen.
                           Ich habe bei meiner vorstehend citirten Untersuchung desselben Motors, welchen v. Waltenhofen in einer früheren Abhandlung (dieses Journal
                              Bd. CLXXXIII S.
                                 417) besprochen hat, aus Gründen, auf welche ich später noch zurückkommen
                              werde, den ersten Weg eingeschlagen, während v. Waltenhofen sich für die zweite Auffassung entscheidet, wogegen sich
                              nichts einwenden ließe, wenn anders die theoretische Arbeit des effectiven Stromes
                              richtig berechnet wird.
                           v. Waltenhofen geht von dem bekannten Grundsatze aus, daß
                              wenn in einem Schließungskreise vom Leitungswiderstande W ein elektrischer Strom von der Intensität S circulirt, derselbe eine Arbeit A repräsentirt, welche durch die Formel:
                           A = k S2W,
                           oder, wenn man berücksichtigt daß nach der Ohm'schen Formel
                           S W = E
                           
                              das Maaß derjenigen elektromotorischen
                                 Kraft ist, welcher bei dem Widerstande
                              W
                              die Stromstärke
                              S
                              entspricht, durch:
                              
                           A = k S E 1)
                           gegeben ist. Der Factor k
                              ist eine von der Wahl der Einheiten für die Arbeit, Stromstärken und
                              Leitungswiderstände abhängige Größe.Legt man die Weber'schen Einheiten für die
                                    Stromstärke, Widerstände und Arbeit zu Grunde, so ist k=1 zu setzen, daher für die Einheit der
                                    Stromstärke oder S=1:A = Ed. h. die in der Zeiteinheit verrichtete Arbeit durch dieselbe Zahl gegeben,
                                    wie die elektromotorische Kraft.
                           Wenn der elektrische Strom derselben Batterie einen elektromagnetischen Motor in
                              Bewegung setzt, so entstehen in Folge der auftretenden Induction Gegenströme, welche
                              die Stromstärke von S auf S′ herabdrücken. Nach v. Waltenhofen soll nun die theoretische Arbeit dieses
                              effectiven oder Arbeitsstromes durch
                           A′=k S′ E 2)
                           gegeben seyn, d. h. einfach dadurch erhalten werden, daß man
                              in der Formel 1) statt der Stromintensität S,
                              welche dem ruhenden Motor entspricht, jene Stromintensität S′ substituirt, welche während des Ganges
                              der Maschine zum Vorscheine kommt.
                           Ich habe in meiner Abhandlung die Richtigkeit der von v. Waltenhofen angewendeten Berechnungsweise der Arbeit des effectiven
                              Stromes  bestritten, und
                              gefolgert, daß die auf den Ausdruck 2) bezogenen Nutzeffecte gegen die wahren auf
                              diese Arbeit des effectiven Stromes bezogenen, zu klein seyen.
                           In seiner Eingangs citirten Abhandlung versucht nun v. Waltenhofen, an der Richtigkeit seiner Formel festhaltend, dieselbe
                              ausführlich zu rechtfertigen, und gerade der in dieser Rechtfertigung eingehaltene
                              Standpunkt, nämlich der Hinweis auf die Beziehung zwischen chemischer Action und
                              erzeugter Arbeit läßt mir im Interesse einer richtigen Würdigung der Leistungen
                              elektromagnetischer Motoren eine Discussion des Gegenstandes in dieser Richtung
                              nicht ohne praktischen Werth erscheinen.
                           Das Raisonnement v. Waltenhofen's scheint mir folgendes zu
                              seyn: Von dem Batteriestrome, dessen Intensität S ist, wird ein Theil durch einen inducirten Gegenstrom von der Intensität
                              G compensirt, bleibt also nur wirksam die
                              Differenz S-G = S′ und dieser resultirenden
                              Stromstärke (dem Arbeitsstrome) entspricht ein Zinkverbrauch Z′, welcher unter sonst gleichen
                              Umständen dem S′ proportional ist, so
                              daß
                           r Z′ = S′
                           gesetzt werden kann. In der angewendeten Batterie (von der
                              elektromotorischen Kraft E) entspricht dem
                              Verbrauche einer Gewichtseinheit Zink die Entwickelung einer Wärmemenge ,
                              oder was auf dasselbe hinauskommt, eine Arbeit μ = a, somit entspricht dem Zinkverbrauche Z′ die Arbeit
                           A′=a Z′=a/r
                                 S′,
                           welche sonach, da a und
                              r constante Größen sind, einfach der
                              Intensität des Arbeitsstromes proportional ist.
                           Allein der zur Erzeugung einer Arbeitseinheit in der Zeiteinheit erforderliche
                              Zinkverbrauch ist, wie v. Waltenhofen selbst in seinen
                              beiden Abhandlungen über den Gegenstand ausdrücklich betont, unter sonst gleichen
                              Umständen von der elektromotorischen Kraft, unter welcher der Strom zu Stande kommt,
                              abhängig. Jede Aenderung der im Stromkreise vorhandenen elektromotorischen Kraft,
                              mag dieselbe herrühren wovon sie wolle, ändert die zur Erzeugung einer
                              Arbeitseinheit in der Zeiteinheit erforderliche Zinkmenge, da bei Beurtheilung des
                              Zusammenhanges zwischen Arbeit und Materialverbrauch nicht einfach nur die
                              Stromintensität, sondern auch die Größe der elektromotorischen Kraft, unter welcher
                              diese Stromintensität zu Stande gekommen ist, maßgebend ist (wenn man dabei absieht
                              davon, daß auch der Leitungswiderstand W während
                              des Ganges des Motors nicht constant bleiben kann, sondern ebenfalls mit der von
                              diesem verrichteten Arbeit variirt).
                           
                           Es kann selbstverständlich an der Sache nicht das Mindeste ändern, wenn man zur
                              Berechnung der einem gegebenen Strome äquivalenten Arbeit statt unmittelbar den
                              früher angegebenen Ausdruck 1) zu benutzen, die dem Verbrauche einer Gewichtseinheit
                              Zink entsprechende Wärmemenge der Rechnung zu Grunde legt. Auch diese ist nicht unter allen Umständen dieselbe, sondern ebenfalls
                              von der im Stromkreise thätigen elektromotorischen Kraft abhängig, wie das eben
                              nicht anders seyn kann, wenn Arbeit und Wärme äquivalent sind.
                           Wenn daher v. Waltenhofen in der Eingangs citirten
                              Abhandlung findet, daß
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 4
                              
                           ist, wobei k derselbe
                              Factor ist, welcher auch in den Formeln 1) und 2) erscheint, η die
                              elektromotorische Kraft, ζ die Zinkconsumtion für die (Jacobi'sche) Stromintensität Eins,  die dem Verbrauche einer
                              Gewichtseinheit Zink entsprechende Wärmemenge und μ  die derselben
                              äquivalente Arbeit bezeichnet, so ist zu berücksichtigen, daß  eben mit
                              η sich ändert, daher in dem von v. Waltenhofen
                              gegebenen Ausdrucke für die Arbeit eines Stromes von der Intensität s
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 4
                              
                           die Größe ζ  μ nur dann der elektromotorischen Kraft der angewendeten Batterie-Elemente
                                 proportional ist, wenn
                              s
                              die eben dieser elektromotorischen Kraft entsprechende
                                 Stromstärke bezeichnet, aber sofort nicht mehr, wenn
                              s
                              die Intensität des effectiven (oder Arbeits-) Stromes vorstellt, weil die bei arbeitendem Motor
                              auftretende Stromstärke nicht mehr durch die elektromotorische Kraft der Batterie
                              allein, sondern durch die Gesammtheit aller im Stromkreise vorhandenen
                              elektromotorischen Kräfte bestimmt wird, daher bei arbeitendem Motor auch
                               nicht den der elektromotorischen Kraft der Batterie bei ruhendem Motor
                              entsprechenden Werth haben kann. Wenn v. Waltenhofen
                              meint, der inducirte Gegenstrom compensire einfach nur einen
                                 Theil des Ruhestromes und könne auf die Wärmemenge (oder was auf dasselbe
                              hinauskommt: auf die Größe der Arbeit), welche der Consumtion
                                 einer Gewichtseinheit Zink entspricht, keinen Einfluß haben, so ist dieß
                              eben nicht richtig und im Widerspruche mit seinen eigenen Ausführungen, weil die in
                              einem jeden Stromkreise erzeugte Wärmemenge bei gleicher
                                 Stromstärke, also bei gleichem Zinkverbrauche nicht constant, sondern von der im
                                 Stromkreise wirkenden elektromotorischen Kraft abhängig ist, und die
                              Induction nicht einfach nur einen Theil des Batteriestromes  compensirt, sondern die im
                              Stromkreise vorhandene elektromotorische Kraft ändert. Allerdings ändert sie nicht
                              die elektromotorische Kraft eines Batterie-Elementes, wohl aber jene, welche die Stromstärke im
                              Schließungskreise und den der Arbeitseinheit entsprechenden Zinkverbrauch in der
                              Zeiteinheit bedingt.
                           v. Waltenhofen's Raisonnement wäre nur in dem Falle
                              richtig, wenn die bei thätigem Motor erscheinende Stromintensität S′ bloß die Folge einer Aenderung des
                              Gesammtwiderstandes wäre, so daß man
                           S′=E/W′
                           hätte, in welchem Falle sich aus der Formel 1) sofort
                           A′=k S′2
                              W oder
                           A′=k S′E
                           ergeben würde. In diesem Falle bliebe allerdings die zur
                              Erzeugung einer Arbeitseinheit in der Zeiteinheit verbrauchte Materialmenge constant
                              und wäre die der Stromintensität S′
                              entsprechende theoretische Arbeit diesem Verbrauche proportional. Unter dieser
                              Voraussetzung würde aber auch die zur Erzeugung einer Arbeitseinheit in jedem
                              Batterie-Elemente in der Zeiteinheit verbrauchte Zinkmenge dieselbe seyn wie bei ruhen dem Motor. Es ist nämlich,
                              wenn Z′ dieser der Stromintensität S′ entsprechende Zinkverbrauch ist,
                           S′=r Z′
                           wobei r ein constanter
                              Factor ist, somit:
                           A′=kr Z′E,
                           woraus sich für A′=1
                           Z′=1/k r E
                           ergibt. Bezeichnet ebenso Z den Zinkverbrauch in jeder Zelle bei ruhendem
                                 Motor, und S die entsprechende
                              Stromstärke, so ist auch
                           S = r Z;
                           da nun A = k S E = k r Z
                                 E, so folgt, daß der einer Arbeitseinheit entsprechende Zinkverbrauch
                           Z=1/k r E
                           d. h. derselbe wie bei bewegtem Motor ist.
                           Es würde sonach gerade das stattfinden, was v. Waltenhofen
                              mit Recht bestreitet, nämlich der zur Erzeugung einer
                                 Arbeitseinheit in der Zeiteinheit erforderliche Zinkverbrauch bei arbeitender
                                 Maschine wäre unabhängig von der Geschwindigkeit und Belastung des Motors,
                              die v. Waltenhofen'sche  Formel für die theoretische
                              Arbeit des effectiven (oder Arbeits-) Stromes würde daher einem pro Arbeitseinheit erforderlichen Materialverbrauche entsprechen, der beim Betriebe
                                 des Motors nicht stattfindet und überdieß constant, d. h. von der
                                 Geschwindigkeit und Belastung des Motors unabhängig wäre.
                           Zum Ueberflusse soll ferner noch bemerkt werden, daß aus der Formel v. Waltenhofen's für die Intensität S′ des einer gegebenen theoretischen
                              Arbeitsgröße A′ entsprechenden effectiven
                              Stromes der Werth:
                           S′=A′/k
                                 E
                           erhalten wird, somit weil k und nach v. Waltenhofen auch E constante Größen sind, jeder bestimmten, vom Motor verrichteten Arbeit nur ein einziger Werth der
                                 Intensität des effectiven (oder Arbeits-) Stromes entsprechen würde,
                              was nicht möglich ist, weil die Arbeit A′
                              durch das Product zweier Factoren, der Größe der bewegten Last nämlich und der
                              Geschwindigkeit mit welcher sich dieselbe bewegt, gemessen wird, der letztere Factor
                              aber auf die Intensität des inducirten Gegenstromes, somit auch auf jene des
                              effectiven Stromes Einfluß nimmt.
                           Nach v. Waltenhofen würde also, sooft der Motor dieselbe Arbeit verrichtet, dieselbe Intensität des effectiven
                                 (oder Arbeits-) Stromes auftreten, diese Intensität somit von der
                                 Geschwindigkeit des Motors unabhängig seyn, was thatsächlich nicht der Fall
                              ist.
                           Wenn der elektrische Strom einer gegebenen Batterie einen elektromagnetischen Motor
                              in Bewegung setzt, nimmt mit zunehmender Geschwindigkeit der Bewegung die Intensität
                              des inducirten Gegenstromes zu, jene des effectiven Stromes und mit ihr der
                              Zinkverbrauch pro Zeiteinheit ab. Die theoretische
                              Arbeit, welche Null ist, wenn der Motor ruht und der im Stromkreise auftretende
                              Strom das Maximum seiner Intensität hat, wächst mit zunehmender Geschwindigkeit der
                              Bewegung bis zu einem gewissen Maximum, um bei fortwährend wachsender
                              Geschwindigkeit wieder dem Grenzwerthe Null zuzustreben, welcher dann eintreten
                              würde, wenn die resultirende Stromintensität S-G=0 wird. Diesseits und jenseits
                              desjenigen Werthes der Geschwindigkeit (und somit derjenigen Intensität des
                              effectiven Stromes), welche dem Arbeitsmaximum entspricht, gehören zu gleichen numerischen Werthen der theoretischen Arbeit
                                 ungleiche Werthe der Geschwindigkeit des Motors, respective ungleiche Intensitäten des effectiven (oder Arbeits-)
                                 Stromes, somit auch
                              
                              ungleiche Mengen des in der Zeiteinheit in der Batterie
                                 verbrauchten Materiales, woraus sofort auch folgt, daß demselben Materialverbrauche in der Zeiteinheit ungleiche Größen des
                                 theoretischen Effectes entsprechen, je nachdem die Geschwindigkeit, mit
                              welcher sich der Motor bewegt, größer oder kleiner ist als jene, welche dem
                              Arbeitsmaximum entspricht.Es liegt darin nichts Paradoxes, insoferne die einer bestimmten chemischen
                                    Action entsprechende Wärmemenge nur zum Theile in Arbeit umgewandelt, zum
                                    anderen Theile im Stromkreise frei wird. Je größer die geleistete Arbeit
                                    ist, um so weniger freie Wärme tritt im Stromkreise auf und
                                    umgekehrt.
                           Wenn daher auch ganz und gar nichts dagegen einzuwenden ist, wenn Jemand bei
                              Beurtheilung der thatsächlichen Leistungen eines elektromagnetischen Motors von dem
                              bei arbeitender Maschine zur Erzeugung einer Arbeitseinheit in jeder Zeiteinheit
                              theoretisch erforderlichen Materialverbrauche ausgehen will, so muß doch gefordert
                              werden, daß dieser Materialverbrauch aus einem Ausdrucke abgeleitet werde, welcher
                              den Zusammenhang zwischen theoretischer Arbeit und jenem Verbrauche richtig darstellt; eine andere Frage ist es allerdings
                              dann noch: ob es so leicht seyn dürfte, in jedem concreten Falle die zur wirklichen
                              Durchführung der Rechnung erforderlichen Daten auch nur mit einiger Genauigkeit
                              sicherstellen zu können.
                           Bedenken dieser Art waren es unter Anderem auch, welche mich bei meiner Untersuchung
                              des Kravogl'schen Motors veranlaßten, nicht die
                              theoretische Arbeit des jeweiligen effectiven (während des Ganges der Maschine
                              auftretenden) Stromes der Vergleichung mit den thatsächlich beobachteten Leistungen
                              zu Grunde zu legen.
                           Es haben zwar sowohl Holtzmann (Poggendorff's Annalen, Bd. XCI S. 260) als
                              auch Jacobi das Problem: — die theoretische Arbeit
                              eines elektrischen Stromes zu finden, welcher das Resultat einander gegenseitig
                              bedingender elektromotorischer Kräfte ist, — unter der Voraussetzung, daß der
                              Leitungswiderstand im Stromkreise constant bleibe, bereits gelöst, und ich hätte
                              sonach die von ihnen aufgestellten und untereinander völlig übereinstimmenden
                              AusdrückeAuf den ersten Blick scheinen zwar beide Formeln insofern verschieden zu
                                    seyn, als der Jacobi'sche Ausdruck:A = C. S′ (E-S′ W)die durch die Besonderheiten der Einrichtung des
                                    Motors bedingte Constante C enthält,
                                    während in der Formel von Holtzmann:A = k S′ (E-S′ W)nur der bereits mehrfach erwähnte, von der Wahl der
                                    Einheiten der Arbeit, Stromstärken und Leitungswiderstände, somit von der Construction des Motors unabhängige
                                       Factor
                                    k vorkommt. Da aber die Holtzmann'sche Formel aus einer Gleichung A=2 kμωS′
                                    abgeleitet wird, in welcher 2 μ die mit der Winkelgeschwindigkeit
                                    ω bewegte Quantität des Magnetismus bezeichnet, kommt zu erwägen, daß
                                    die bei derselben Stromstärke S′
                                    bei verschieden construirten elektromagnetischen Motoren auftretende Größe
                                    von μ ebenfalls von der Einrichtung derselben abhängig ist, bei zwei
                                    verschiedenen Motoren also im Verhältnisse von m:1 stehen wird, so daß man
                                    allgemein A = m k 2 μ ω S′ zu setzen hätte. Da nun 2
                                    μω die elektromotorische Kraft des Inductionsstromes mißt, hat
                                    man Textabbildung Bd. 190, S. 7 und sonach A = m k S′ (E-S′ W), wobei m k eine von den Besonderheiten der
                                    Einrichtung des Motors bedingte Constante ist. für die Arbeit des während des Ganges des Moors auftretenden Stromes benutzen und damit die  wirklichen Leistungen desselben
                              vergleichen können. Oder ich hätte auch diese letzteren auf das Arbeitsmaximum,
                              welches sich aus jenen Ausdrücken ergibt, beziehen können. Aber nicht bloß die
                              Schwierigkeit, die zur numerischen Durchführung der Rechnung erforderlichen Daten
                              mit nur einiger Genauigkeit erhalten zu können, so wie die Erwägung, daß mit der
                              Größe der verrichteten Arbeit auch die Menge der im Stromkreise auftretenden freien
                              Wärme, mit derselben aber auch der gesammte Leitungswiderstand veränderlich sey,
                              ließen mich hiervon Umgang nehmen, sondern auch noch der Umstand, daß sowohl der
                              Ausdruck für die dem jedesmaligen effectiven (Arbeits-) Strome äquivalente
                              Arbeit, als auch der hieraus abgeleitete Ausdruck für das Arbeitsmaximum eine von
                              der Einrichtung des Motors abhängige Constante enthalten, deren Ermittelung
                              jedenfalls mit Schwierigkeiten verbunden war, deren Beseitigung mit den mir zu
                              Gebote stehenden Mitteln geradezu unmöglich erschien. Es hat zwar vom theoretischen
                              Standpunkte aus keine Schwierigkeit Ausdrücke abzuleiten, aus welchen die Jacobi'sche Constante C berechnet werden könnte. Denn abgesehen davon, daß der Ausdruck für die
                              elektromotorische Kraft des inducirten Gegenstromes diese Constante enthält,
                              dieselbe also durch Messung dieser elektromotorischen Kraft gefunden werden könnte,
                              bietet auch noch die Thatsache, daß die bei arbeitendem Motor im gesammten
                              Schließungskreise in jeder Zeiteinheit frei werdende Wärmemenge w die Differenz ist
                              zwischen jener Wärmemenge, die in demselben Schließungskreise bei ruhendem Motor in
                              der Zeiteinheit frei wird, und jener, welche der gesammten vom Motor verrichteten Arbeit äquivalent ist, ein Mittel zu
                              diesem Zwecke. Bezeichnet nämlich α das Arbeitsäquivalent der Wärmeeinheit,
                              so ist
                           w = 1/α (k S E-A′)
                           somit: A′=k S E-α ω
                           andererseits aber ist
                           A′=CS′(E-S′ W)
                           
                           Somit Textabbildung Bd. 190, S. 9
                           Es würde daher zur numerischen Bestimmung von C
                              eine calorimetrische Messung von w nöthig seyn, welche, wenn sie einigermaßen
                              verläßliche Resultate geben soll, nicht bloß umständlich, sondern auch schwierig
                              ausführbar seyn dürfte. So viel mir bekannt ist, hat bisher nur Favre eine solche Messung wirklich mit Erfolg ausgeführt,
                              und den Beweis geliefert, daß diese Art der Bestimmung von C immerhin möglich wäre. Aber die nach der einen
                              oder anderen Methode berechneten Werthe dürften trotz aller auf die Messungen
                              verwendeten Mühe und Sorgfalt wohl kaum, Anspruch auf große Genauigkeit machen
                              können, und ich habe es daher bei meiner Untersuchung der Leistungen des Kravogl'schen Motors für das Beste gehalten, die
                              unmittelbar beobachteten mechanischen Effecte mit dem Arbeitsäquivalente des
                              gegebenen Stromsystemes für den Ruhezustand des Motors zu vergleichen. Die von mir als Nutzeffect bezeichnete Größe
                              N ist sonach, wenn man die durch den Versuch
                              gefundene Arbeit mit T bezeichnet, gegeben
                              durch:
                           N = T/k S E.
                           Würde man statt des Arbeitsäquivalentes k S E das
                              Jacobi'sche theoretische Arbeitsmaximum, welches der
                              effectiven Stromstärke
                           S′ = ½S
                           entspricht, und durch
                           M = C/4 S E
                           gegeben ist, der Schätzung der Nutzeffecte zu Grunde legen, so
                              ergäbe sich für den so genommenen Nutzeffect der Werth:
                           N′=4/C
                              T/S E,
                           Woraus N:N′=C:4kEs mag nebenbei bemerkt werden, daß der numerische Werth von C ebenfalls von der Wahl der Einheiten
                                    der Stromstärken, elektromotorischen Kräfte und Leitungswiderstände abhängt,
                                    somit die Größe k in sich schließt, doch
                                    ist dieß für das Weitere von keinem Belange, da es das Verhältniß von N:N′ nicht ändert. folgt, d. h.
                           die nach meiner Weise für verschiedene
                                 Geschwindigkeiten eines bestimmten Motors berechneten Nutzeffecte stehen zu den
                                 auf das theoretische Arbeitsmaximum des effectiven Stromes bezogenen in einem
                                 constanten Verhältnisse, und sind daher die einen aus den anderen leicht
                              abzuleiten, sobald für den gegebenen Motor die Constante C ermittelt ist. Außerdem aber stehen  bei demselben Motor die nach
                              meiner Methode berechneten Nutzeffecte untereinander in demselben Verhältnisse wie
                              jene, welche sich auf das Arbeitsmaximum des effectiven Stromes beziehen und geben
                              daher, wenn man sie graphisch darstellt, dasselbe Bild für den Zusammenhang zwischen
                              Geschwindigkeit des Motors und Nutzeffect, welches sich aus den letzteren ergeben
                              würde.
                           Man geht bei der von mir angewendeten Berechnungsweise von der Vorstellung aus, daß
                              die theoretische Arbeit einer Batterie von gegebener elektromotorischer Kraft bei
                              gegebenem Leitungswiderstande gewissermaßen der Fond ist, aus welchem alle während
                              des Betriebes eines elektromagnetischen Motors zu leistenden Arbeiten bestritten
                              werden, die wirkliche Leistung des Motors aber um so
                              größer sey, je mehr von diesem Fonde auf die thatsächlich gemessene (nutzbare)
                              Arbeit entfällt. Was aber die Betriebskosten anbelangt, so ist zu berücksichtigen,
                              daß dieselben durch das Verhältniß der Größe des Materialverbrauches zur Größe der
                              wirklich nutzbaren Arbeit oder mit anderen Worten durch den auf jede Einheit dieser
                              letzteren entfallenden Materialverbrauch bestimmt werden. Es ist daher die Frage:
                              was kostet jede Einheit der nutzbaren Arbeit des Motors? zunächst maaßgebend.
                           Ist T die in der Zeiteinheit bei der Intensität
                              S′ des effectiven Stromes verrichtete
                              nutzbare Arbeit des Motors, so ist die zur Erzeugung einer Arbeitseinheit in jedem
                              Batterie-Elemente aufgewendete Zinkmenge
                           Z = S′/r
                                 T
                           ein Maaß zur Beurtheilung des Kostenaufwandes, derselbe ist sonach der jedesmaligen effectiven Stromstärke
                                 direct, und der bei dieser Stromstärke beobachteten Größe der wirklich
                                 gemessenen Arbeit verkehrt proportional.
                           Setzt man in der obigen Gleichung für S′
                              jene Werthe ein, Welche aus der Gleichung:
                           A′=CS′ (E-S′W)
                           sich ergeben, und zugleich T = p A′, d. h. vergleicht man
                              die Größe der wirklichen (nutzbaren) Arbeit des Motors mit derjenigen theoretischen
                              Arbeit, welche der Stromintensität S unter den
                              gegebenen Bedingungen entspricht, so erhält man
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 190, S. 10
                                 
                                    
                                    Das obere Zeichen + gilt für kleinere, das untere - für größere
                                       Geschwindigkeiten als jene, welche dem Arbeitsmaximum entspricht.
                                    
                                 
                              
                           
                           d, h. gleiche Größen der verrichteten
                                 Arbeit
                              T
                              verursachen ungleichen Kostenaufwand, und zwar ist dieser
                                 Aufwand größer, wenn der Motor mit einer Geschwindigkeit arbeitet, welche
                                 kleiner ist als jene, für welche die theoretische Arbeit ein Maximum wird, und
                                 kleiner im umgekehrten Falle, und es ist ersichtlich, daß überdieß bei
                              Motoren, welche nach verschiedenem Principe construirt sind, der Kostenaufwand für
                              die Arbeitseinheit auch noch von der durch die Einrichtung des Motors bedingten
                              Constante C abhängt.
                           Man sieht auch sofort ein, daß vom Gesichtspunkte der Kostenersparniß es
                              vortheilhafter ist einen elektromagnetischen Motor nur mit solchen Geschwindigkeiten
                              arbeiten zu lassen, welche jene, der das theoretische Arbeitsmaximum zukommt,
                              übersteigen, oder daß die Anwendung elektromagnetischer Motoren zur Erzeugung großer
                              Geschwindigkeiten bei geringem Widerstande ökonomisch vortheilhafter ist als die
                              Bewegung großer Lasten mit geringer Geschwindigkeit, und daß man bei der
                              Vergleichung zweier oder mehrerer solcher Maschinen in Beziehung auf die
                              Betriebskosten sehr zu berücksichtigen haben wird, ob die Motoren mit Rücksicht auf
                              obige Bemerkungen unter gleichen Bedingungen arbeiten oder nicht, und daß selbst bei
                              einem und demselben Motor gleiche nutzbare Arbeit ungleiche
                                 Betriebskosten im Gefolge hat.
                           Nimmt man den Nutzeffect in dem Sinne, daß man darunter das Verhältniß der wirklich
                              geleisteten (nutzbaren) Arbeit zu der theoretischen (gesammten) Arbeit des
                              effectiven Stromes versteht, so gewinnt man dadurch allerdings eine richtige
                              Vorstellung von den durch die Widerstände im Bewegungsorganismus und die sonstigen
                              Unvollkommenheiten der mechanischen Ausführung bedingten Arbeitsverlusten, aber
                              keinerlei Anhaltspunkte zur Beurtheilung des relativen Werthes
                                 der Principien nach welchen verschiedenartige Motoren construirt sind, so lange
                                 man nicht zu ermitteln im Stande ist, wie viel von jenen Verlusten auf Rechnung
                                 der Mängel in der Ausführung und wie viel auf Rechnung des Principes selbst
                                 kommt. So ist es z. B. kaum zweifelhaft, daß der von mir und von v. Waltenhofen untersuchte Motor Kravogl's weniger leistet, als er dem seiner Construction zu Grunde
                              liegenden Principe nach zu leisten fähig wäre, und daß man diesem Principe Unrecht
                              thun würde, wenn man seinen Werth bloß nach den an einem noch unvollkommenen und
                              mancher Verbesserung fähigen Modelle beobachteten Effecten beurtheilen würde.
                           
                           Zur Vergleichung der relativen Werthe der Pricipien, nach welchen verschiedene
                              Motoren construirt sind, scheint es in der That das Zweckmäßigste zu seyn, das
                              theoretische Arbeitsmaximum welches bei jedem derselben erhalten werden kann, und
                              den Zinkverbrauch für jede Arbeitseinheit dieses Maximums zum Ausgangspunkte zu
                              nehmen. Ist nämlich Z der Zinkverbrauch in der
                              Zeiteinheit beim Arbeitsmaximum μ so ergibt sich:
                           Z/μ=2/rCE=ζ,
                           also bei Anwendung derselben Batterie an zwei verschieden
                              construirten Motoren:
                           ζ:ζ=C′:C.
                           Man darf indessen nicht übersehen, daß ein größerer oder geringerer Theil dieser
                              Arbeit nicht bloß dadurch für den eigentlich nutzbringenden Effect verloren geht,
                              daß die im Mechanismus des Motors gelegenen Bewegungshindernisse überwunden werden müssen, sondern auch
                              Unvollkommenheit der Leitung an den Contactstellen, remanenter Magnetismus der
                              Eisenkerne, Stromtheilungen u. dergl. jenen Effect mehr oder weniger
                              beeinträchtigen, und daß der Einfluß der bei der sorgfältigsten Ausführung
                              unvermeidlichen Unvollkommenheiten der bezeichneten Art bei einem
                              Constructionsprincipe größer, bei einem anderen kleiner seyn kann, und dadurch der
                              Vortheil, der in einem größeren Werthe von C
                              gelegen ist, ganz oder theilweise wieder aufgewogen werden kann. Deßhalb schien es
                              mir als das Zweckmäßigste, das Verhältniß der Größe des wirklich erzielten Effectes
                              zu der Größe des durch die Batterie gegebenen Arbeitsfondes überhaupt als Maaßstab
                              der Leistungsfähigkeit eines elektromagnetischen Motors anzusehen. Die
                              Betriebskosten sind sodann proportional der Größe: S′/N S E oder bei Anwendung
                              derselben Batterie auf verschieden construirte Motoren der Größe: S′/N
                                 S.