| Titel: | Mittheilungen über das neueste, in den meisten Kattundruckereien schon übliche Bleichverfahren für Baumwollgewebe; von Dr. Anton Spirk. | 
| Autor: | Anton Spirk | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. XXIII., S. 66 | 
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                        XXIII.
                        Mittheilungen über das neueste, in den meisten
                           Kattundruckereien schon übliche Bleichverfahren für Baumwollgewebe; von Dr. Anton Spirk.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Spirk, über das Bleichen der Baumwollgewebe.
                        
                     
                        
                           Die Materialangaben im Folgenden beziehen sich auf eine Bleichpost von 700 Stück à 50 Meter Länge. Behufs eines vollständigen Bleichens
                              werden die Baumwollgewebe folgenden Operationen unterzogen:
                           1) Werden die rohen Baumwollgewebe zusammengenäht;
                           2) sengt man dieselben auf der Maschine Nr. 1 (Fig. 18);
                           3) wäscht man sie auf der Waschmaschine Nr. 2 (Fig. 18),
                           4) werden die Stücke im Hochdruckapparate A (Fig. 18) einem
                              fünfstündigen Kochen in Kalkmilch unterworfen. Man verwendet für die erwähnte
                              Bleichpost 70–80 Kilogrm. Aetzkalk; die mit demselben dargestellte Kalkmilch
                              wird im Siedekessel B (Fig. 18) zum Kochen
                              gebracht, um dann auf die im Siedekessel A befindliche
                              Waare getrieben zu werden.
                           5) Nach dem Kochen in Kalkmilch und bewerkstelligter Abkühlung werden die Stücke mit
                              der Waschmaschine Nr. 2 (Fig. 18) in Verbindung
                              gesetzt, welche dieselben aus dem Siedekessel herauszieht und wäscht.
                           
                           6) Die Stücke werden nun durch 2 Grad Baumé starke Salzsäure auf der
                              Walzenwaschmaschine (clapot) Nr. 4 (Fig. 18) gezogen und dann
                              während vier Stunden aufgehäuft liegen gelassen. Ein Stück von 50 Meter Länge bleibt
                              ungefähr 20 Minuten in der Waschmaschine. Die Säure in der Maschine wird mittelst
                              eines Rohres mit dem Salzsäure-Reservoir in Verbindung gesetzt, um sie in der
                              verlangten Menge und Stärke zu erhalten.
                           (Die Behandlung der Waare mit Salzsäure wird in einigen Fabriken noch in runden
                              Holzbottichen vorgenommen. Der Holzbottich wird mit der Waare angefüllt und hierauf
                              die Säure aus einem unter Druck stehenden Reservoir mittelst einer Pumpvorrichtung
                              auf die Waare gebracht. Nach Verlauf von 1 bis 1½ Stunden wird die Säure
                              abgelassen, um abermals auf die Stücke gepumpt zu werden. Diese Operation wird
                              während eines Zeitraumes von acht Stunden fünf- bis sechsmal wiederholt. Das
                              Salzsäurebad wird für jede nachfolgende Bleichpost entsprechend aufgebessert.)
                           7) Man wäscht die Stücke nun zweimal auf der Maschine Nr. 3 (Fig. 18); es ist von
                              großem Belange, daß sie gehörig gewaschen werden, bevor man sie der folgenden
                              Operation unterzieht, damit sie frei von aller Säure sind.
                           8) Die Stücke werden nun fünf Stunden lang im Hochdruckapparat A1 (Fig. 18) mit einer
                              Harzseifenlösung ausgekocht. (Die Behandlungsweise dieses Apparates ist unten
                              angegeben.) Die Harzseifenlösung wird durch mehrstündiges Kochen von 110 Kilogr.
                              calcinirter Soda und 70 Kilogr. Colophonium mit der erforderlichen Wassermenge
                              dargestellt.
                           9) Nachdem die Harzseife abgelassen wurde, werden die Stücke in demselben Kessel,
                              ohne erst gewaschen worden zu seyn, mit einer Lösung von 200 Kilogr. krystallisirter
                              Soda vier Stunden lang ausgekocht, und alsdann
                           10) auf der Maschine Nr. 3 (Fig. 18) gewaschen,
                              wornach sie
                           11) auf der Walzenwaschmaschine (clapot) Nr. 4 (Fig. 18) durch
                              eine Chlorkalk-Auflösung von 1002,5 specif. Gewichte gezogen werden und dann
                              fünf Stunden lang aufgehäuft liegen bleiben.
                           12) Die Stücke werden nun auf der Maschine Nr. 3 (Fig. 18) gewaschen und
                              dann
                           13) auf der Walzenwaschmaschine (clapot) Nr. 4 durch ein
                              2° Baumé starkes Salzsäurebad genommen, und hierauf fünf Stunden aufgehäuft
                              liegen gelassen. (Das Behandeln der Waare mit der Chlorkalklösung und der Salzsäure
                              kann auch auf die unter 6) angegebene Weise vorgenommen werden, wobei
                              selbstverständlich sowohl das Chlorkalk- als das Salzsäurebad  für jede nachfolgende
                              Bleichpost entsprechend aufgebessert werden muß.)
                           14) Werden die Stücke auf der Maschine Nr. 3 gewaschen und dann
                           15) mittelst der Quetsch- oder Wringemaschine Nr. 5 (Fig. 18 und 19)
                              ausgepreßt, um
                           16) auf der Dampf-Trockenmaschine Nr. 6 (Fig. 19) abgetrocknet zu
                              werden.
                           Verfahren beim Kochen der Waare im
                                 Hochdruckapparate (Fig. 20.)
                           Nachdem man den Boden des großen Kessels A, fig. 20, mit
                              Steinen belegt hat, füllt man den Kessel mit den Stücken, indem man beachtet, daß
                              zwischen den Falten derselben kein leerer Raum bleibt. Je mehr man die Stücke bei
                              dieser Operation gegen die Seitenwände des Kessels preßt, desto besser und
                              gleichmäßiger wird das Auskochen vor sich gehen. Nachdem der Kessel gefüllt ist,
                              bedeckt man die Stücke mit Sackleinwand und beschwert sie mit Gewichten oder
                              Steinen. Alsdann schließt man das Mannloch R, öffnet den
                              Auslaßhahn I und läßt mittelst des Hahnes D Dampf einströmen; dieser drückt die Stücke nieder, und
                              verdrängt die Flüssigkeit sowie die atmosphärische Luft. Nachdem der Dampf bei dem
                              Hahne I anfängt herauszublasen, läßt man denselben noch
                              einige Minuten offen und leitet während dieser Zeit die Kalkmilch oder die
                              Harzseifenlösung in den Kessel B durch den Hahn M, wornach man, um dieselbe zum Sieden zu bringen, durch
                              den Hahn E Dampf in den Kessel einströmen läßt. Hierauf
                              schließt man den Hahn D so, daß der Kessel A weder mit dem Dampfrohr C
                              noch mit dem Rohr H in Verbindung steht. Nach einigen
                              Minuten, während welcher Zeit sich der Dampfdruck im Kessel A vermindert, schließt man den Hahn I und
                              öffnet den Hahn D so, daß der Kessel A mit dem Rohre H in
                              Verbindung kommt. Auf diese Weise treibt der Druck des Dampfes die Flüssigkeit aus
                              dem Siedekessel B durch das Rohr H auf die im Kessel A befindliche Waare. Wenn
                              sämmtliche Flüssigkeit, welche sich im Siedekessel B
                              befand, in den Kessel A getrieben worden ist, was man an
                              dem Glase J sehen kann, so schließt man den Hahn E, damit derselbe weder mit dem Dampfrohre C noch mit dem Dampfrohre G
                              in Verbindung stehe. Man läßt nun Dampf in den Kessel A
                              eintreten und nach einigen Minuten, während welcher Zeit sich der Dampfdruck im
                              Kessel A steigert, öffnet man den Hahn E, welcher den Siedekessel B
                              mit dem Rohre G in Verbindung setzt. Auf diese Weise
                              treibt der Dampf die Flüssigkeit durch die Waare und durch das Rohr G in den Siedekessel B
                              zurück. Es ist nothwendig,  daß man bei dieser Operation den Lufthahn L an dem
                              Kessel, in welchen man die Flüssigkeit treibt, öffnet; derselbe muß jedoch zur
                              gehörigen Zeit wieder geschlossen werden, weil sonst Flüssigkeit durch ihn
                              ausströmen würde. Wenn man am Glase J bemerkt, daß sich
                              sämmtliche Flüssigkeit im Kessel B befindet, so sperrt
                              man den Dampf ab und leitet denselben in den Kessel B,
                              um von Neuem die Flüssigkeit zu erhitzen und in den Kessel A zu treiben. Dieses Verfahren wiederholt man 4–5 Stunden lang, in
                              welcher Zeit die Stücke hinlänglich ausgekocht sind. Man öffnet hernach den
                              Ablaßhahn I, und nachdem der Dampf die Flüssigkeit aus
                              dem Kessel A herausgetrieben hat, läßt man denselben
                              noch einige Minuten durchblasen, sperrt ihn dann ab und öffnet den Lufthahn L. Sobald der Dampf im Kessel A seine Spannung verloren hat, wird das Mannloch geöffnet, um die Waare
                              mit kaltem Wasser abkühlen zu können. — Beim Anfüllen des Siedekessels B muß man einigen Raum übrig lassen, damit die
                              Flüssigkeit Platz zur Ausdehnung hat; der leer zu lassende Theil ist mittelst des an
                              diesem Kessel befindlichen Indicatorglases leicht zu bestimmen.
                           Die Einrichtung einer Bleiche nach dem beigegebenen Plane, Fig. 18 und 19, wird von
                              der bekannten Firma John M. Sumner in Manchester in befriedigendster Weise
                              besorgt.
                           Cosmanos, im September 1868.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
