| Titel: | Ueber die technische Darstellung von chemisch reinem Platin; von Dr. W. v. Schneider. | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. XXXVIII., S. 118 | 
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                        XXXVIII.
                        Ueber die technische Darstellung von chemisch
                           reinem Platin; von Dr. W. v.
                              Schneider.
                        v. Schneider, über technische Darstellung von reinem
                           Platin.
                        
                     
                        
                           Die bis jetzt im Großen angewandten Methoden der Gewinnung des Platins aus dem Erze
                              ergaben kein chemisch reines Metall. Auf der Münze zu St. Petersburg wurde bis jetzt
                              die Methode von Doebereiner angewandt. Er machte nämlich
                              die Beobachtung, daß das Platin aus Lösungen, in denen es als Chlorid sich findet,
                              bei Ausschluß von Licht, durch Kalk nicht als Oxyd gefällt wird, während die es
                              begleitenden Platinmetalle dadurch mehr oder weniger vollständig gefällt werden.
                              Dieses ist das Grundprincip der Methode; schon Claus hat
                              jedoch gezeigt, daß die Scheidung der Platinmetalle durch Kalk nicht eine so scharfe
                              sey, als Doebereiner angegeben, da auch Platin an sich
                              durch Kalk theilweise gefällt wird, und also in den Niederschlag, der nach Doebereiner nur die übrigen das Platin begleitenden
                              Platinmetalle enthalten soll, mit eingeht. Die Doebereiner'sche Ansicht hat sich bei näherer Untersuchung als vollkommen
                              unrichtig erwiesen, da eine  genaue Analyse des Kalkniederschlages von der
                              Petersburger Münze, außer anderen Bestandtheilen, darin 4,23 Procent Platinmetalle
                              erkennen ließ, und diese als Platinmetalle nachgewiesenen 4,23 Procent aus 3,22
                              Proc. wirklichem Platin, 0,61 Proc. Palladium und 0,30 Proc. Kupfer bestanden.
                           Nach der neuen Methode wird das Platinerz in Königswasser gelöst, wobei man einen
                              Ueberschuß an Salzsäure gut thut anzuwenden, damit das Iridium und Rhodium schon
                              beim Eindampfen der Lösung, wenn auch nur zum Theil, in Sesquichloride übergehen,
                              welche später durch Salmiak nicht fällbar sind. Die Lösung wird beinahe bis zur
                              Trockne eingedampft, um die im Ueberschuß angewandte Säure wegzuschaffen.
                           Nach dem Verdünnen mit Wasser wird die so erhaltene Flüssigkeit mit Natron bis zur
                              schwach alkalischen Reaction versetzt und hierauf kurze Zeit gekocht. Während des
                              Kochens setzt man wenige Tropfen Alkohol hinzu. Der durch Natron entstandene
                              Niederschlag wird noch warm in Salzsäure aufgelöst und die nun erhaltene klare
                              Flüssigkeit mit Salmiaksolution versetzt. Man erhält einen ganz hellgelben
                              Niederschlag, der nur aus Platinsalmiak besteht. Getrocknet und geglüht erhält man
                              das Platin als Schwamm, welcher sich in verdünntem Königswasser unter starkem
                              Aufbrausen, ohne einen schwarzen Rückstand zu hinterlassen, welcher immer auf die
                              übrigen in Königswasser schwer oder beinahe gar nicht löslichen Metalle hindeutet,
                              mit goldgelber Farbe löst. Das Natron wirkt nämlich auf die Metalle der
                              Platingruppe, mit Ausnahme des Platins, reducirend, man erhält die in Lösung
                              bleibenden Sesquichloride dieser Metalle, die durch Salmiak nicht fällbar sind.
                              Alkohol wird hinzugesetzt, um das sich bildende unterchlorigsaure Natron zu
                              zerstören, welches auf die reducirten Metalle wieder oxydirend wirken könnte.Bei dieser Methode ist die reducirende Wirkung auf die Metalle der
                                    Platingruppe wohl weniger dem Natron zuzuschreiben, als vielmehr dem
                                    Alkohol. Die Bildung von unterchlorigsaurem Natron erscheint uns sehr
                                    zweifelhaft.Die Redaction der pharmaceutischen Zeitschrift. Durch Eisen, Zink oder Kupfer kann man die reducirten Metalle aus der
                              Flüssigkeit, die vom Platinsalmiak abfiltrirt wird, ausfällen und auf Palladium und
                              Iridium weiter verarbeiten. Diese Trennung des Platins von den übrigen Metallen der
                              Gruppe wurde mit Vortheil auch bei der quantitativen Analyse angewandt. Vor Allem
                              erhält man aber wirklich chemisch reines Platin. (Pharmaceutische Zeitschrift für
                                    Rußland, 1868 S. 406.)