| Titel: | Vergleichende Prüfung einiger älteren Kupferbestimmungsmethoden, nebst Angabe einer neuen maaßanalytischen Bestimmungsmethode; von Dr. H. Schwarz. | 
| Autor: | H. Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. LXIII., S. 220 | 
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                        LXIII.
                        Vergleichende Prüfung einiger älteren
                           Kupferbestimmungsmethoden, nebst Angabe einer neuen maaßanalytischen Bestimmungsmethode;
                           von Dr. H. Schwarz.
                        Schwarz, vergleichende Prüfung einiger älteren
                           Kupferbestimmungsmethoden.
                        
                     
                        
                           Die Mansfeld'sche Kupferschiefer bauende Gewerkschaft hatte einen Preis auf die
                              Auffindung eines einfachen, raschen und genauen Verfahrens zur Bestimmung des
                              Kupfers in ihren Schiefern ausgeschrieben.
                           Als mir diese Preisausschreibung zu Gesicht kam, fühlte ich mich zur Bearbeitung
                              derselben um so mehr hingezogen, als ich der erste Chemiker in Deutschland gewesen
                              bin, der eine wirklich brauchbare Bestimmung des Kupfers auf maaßanalytischem Wege
                              aufgefunden hat. Es lag mir vor Allem die Aufgabe vor, aus der großen Anzahl der
                              seitdem bekannt gewordenen Kupferbestimmungsmethoden die passenden auszuwählen, sie
                              auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen, den gestellten Anforderungen anzupassen und erst
                              wenn sich alle als unbrauchbar herausgestellt haben, nach einer neuen vollkommeneren
                              Methode zu forschen. Ich gebe im Nachfolgenden eine kurze Skizze der hierüber
                              gemachten, durch vier Monate sich hinziehenden Arbeiten.
                           Die vorliegenden Kupferschiefer, von denen ich drei Probestücke, mit I, II und III bezeichnet,
                              aus dem Eislebener Berglaboratorium erhielt, ergaben bei der qualitativen Analyse neben Kupfer kleine Mengen Silber, Eisen, Schwefel,
                              kohlensauren Kalk, Thon und Sand, endlich bituminöse Stoffe.
                           Als Vorbereitung zur quantitativen Analyse erscheint mir
                              ein mehlfeines Pulvern unerläßlich.
                           Das abgewogene Erz wird zweckmäßig vorher abgeröstet, um Schwefel und Bitumen zu
                              entfernen; für den praktischen Betrieb ist das Abrösten mehrerer Proben in der
                              Muffel zu empfehlen.
                           Die Lösung wurde auf verschiedenen Wegen versucht. Eine
                              Zeit lang waltete der Gedanke vor, durch die Lösung selbst eine wenigstens
                              theilweise Abscheidung des Eisenoxydes und Kalkes zu erreichen. Zu dem Ende wurde
                              das sorgfältig geröstete Erz mit verdünnter Schwefelsäure
                                 ausgekocht. Es sollte der Kupferkies und andere
                              Schwefel-Eisen-Kupferverbindungen durch das Rösten in Kupferoxyd und
                              Eisenoxyd übergeführt werden, von denen sich das Eisenoxyd nach starkem Erhitzen nur
                              schwierig in verdünnten Säuren löst. Der Kalk sollte zum Theil als Gyps
                              zurückbleiben. Nach einer zweiten Modification wurde  das geröstete Erz mit concentrirter Schwefelsäure befeuchtet und geglüht, dann wieder mit verdünnter Schwefelsäure
                              ausgekocht. Nach einer dritten Modification setzte man der concentrirten Schwefelsäure noch etwas Salpetersäure zu, verdampfte diese bei gelinder Wärme und unter Bedeckung
                              der Platinschale mit einem Uhrglas, worauf ein schwaches Glühen, eine Wiederholung
                              der vorigen Operation und ein erneutes schärferes Glühen folgte. — Es wurde
                              ferner das geröstete Erz mit gepulvertem chlorsaurem Kali
                              gemischt und auf's Neue geglüht, bis alles chlorsaure Kali in Chlorkalium
                              übergegangen war. Schließlich wurde auch hier mit verdünnter Schwefelsäure
                              ausgekocht.
                           Alle diese verschiedenen Lösungsmethoden wurden besonders als Vorbereitung für die
                              unten zu erwähnende schwedische Kupferprobe benutzt, wo es wesentlich auf die
                              Entfernung jeder Spur Salpetersäure ankommt. Ich kam indessen von diesen Methoden
                              der Lösung nach einer Reihe von Versuchen wieder ab, und zwar aus folgenden Gründen.
                              Das Abdampfen der Schwefelsäure ist lästig und raubt viele Zeit. Wenn man das
                              Röstgut mit concentrirter Schwefelsäure befeuchtet, so muß ein ziemlicher Ueberschuß
                              angewendet werden, um die Masse gleichmäßig zu durchtränken. Man kann zwar dann
                              ziemlich rasch mit dem Erhitzen vorgehen, ohne starkes Verspritzen fürchten zu
                              müssen, die schweren Schwefelsäuredämpfe verbreiten sich aber leicht im Laboratorium
                              und fallen sehr lästig. Wendet man verdünntere Säuren an, so darf die Temperatur im
                              Anfange nur sehr langsam gesteigert werden, weil sonst die Masse sehr spritzt. Macht
                              man dieß auch durch Bedecken mit einem Uhrglase unschädlich, so hat man dafür dieses
                              wieder abzuspritzen, es springt leicht, kurz es bieten sich die mannichfachsten
                              Uebelstände. Uebrigens erhielt man nur bei Zusatz von Salpetersäure zur
                              Schwefelsäure und mehrfacher Wiederholung der Löseoperationen eine vollkommene
                              Aufschließung. Der Gyps, auch das Eisenoxyd scheinen das Kupfer einzuhüllen und
                              seine vollkommene Lösung zu hindern. Endlich wird auch der Zweck, die Abscheidung
                              des Eisenoxydes, nur sehr unvollkommen erreicht.
                           Aus diesen Gründen bin ich später zum Lösen des Kupfers mit Königswasser übergegangen, welches mit einem Ueberschusse von Salzsäure
                              dargestellt wurde. Das geröstete Erz in einem kleinen bedeckten Becherglase oder
                              Kolben mit der 2–5 fachen Menge Königswasser etwa 10 Minuten lang auf einem
                              Sandbade zum Kochen erhitzt, gibt alles vorhandene Kupfer an die Lösung ab.
                           Es ist nur noch eine modificirte Lösungsmethode zu erwähnen, durch welche es gelingt
                              eine ziemlich reine Kupferlösung zu erhalten. Wird das rohe,
                                 nicht geröstete Erz mit verdünnter Salzsäure
                               behandelt, so
                              entwickelt sich neben Spuren von Schwefelwasserstoffgas viel Kohlensäure, und es
                              geht vorzugsweise Kalk und Eisen in Lösung. Der Rückstand auf dem Filter hält das
                              Kupfer als Schwefelkupfer zurück. Durch Trocknen und Verbrennen des Filters, durch
                              Rösten des Erzrückstandes und durch Behandeln desselben mit Salpetersäure oder Königswasser kann man eine nur wenig Eisen enthaltende
                              Kupferlösung erhalten. Bei den vorliegenden Schiefern, welche keine oxydischen
                              Kupfererze enthalten, ließen sich in der ersten salzsauren Lösung nur höchst
                              unbedeutende Kupferspuren nachweisen. Da indessen außer den Schiefern auch Noberge
                              und Sanderze zur Analyse kommen sollen, in denen sich das Kupfer zum Theil im
                              oxydirten Zustande findet, da ferner ein vollständiges Freiseyn der Kupferlösung von
                              Eisen natürlich nicht erreicht, endlich ein Filtriren, Auswaschen, Trocknen und
                              Glühen mehr verlangt wird, wurde dieser Weg wieder verlassen und zu der directen
                              Lösung in Königswasser zurückgekehrt.
                           Die Filtration der sauren Lösung geht schlecht vor sich.
                              Selbst bei Anwendung sehr guten Filtrirpapieres und starker Annässung desselben mit
                              kochendem Wasser filtrirt die Lösung sehr langsam, und braucht man fast einen Tag
                              zum vollständigen Auswaschen. Dieß rührt von der thonigen Beschaffenheit des
                              Rückstandes, vor Allem aber von der Gegenwart gallertartiger Kieselsäure her, welche
                              in kleinen Mengen aus dem Thonschiefer ausgeschieden wird, und als Colloid
                              bekanntlich schwer durch das Filter geht. Man kann dem freilich durch Abdampfen zur
                              Trockne, Befeuchten mit Salzsäure und erneutes Eintrocknen abhelfen, doch geht
                              letzteres wegen Gegenwart des gebildeten Chlorcalciums nur langsam vor sich und ist
                              überhaupt eine zeitraubende Operation. Wir werden weiter unten sehen, wie alle diese
                              Schwierigkeiten schwinden, sobald man das Kupfer als ammoniakalische Lösung
                              filtrirt, wobei die Kieselsäure gefällt wird.
                           Bestimmung des Kupfers.
                           1) Aeltere Schwarz'sche Methode. — Es lag natürlich
                              nahe, die von mir angegebene maaßanalytische Bestimmungsmethode zuerst zu
                              prüfen.
                           Sie beruht bekanntlich darauf, daß eine durch organische Substanzen, wie z. B.
                              Weinsäure, vermittelte Lösung des Kupferoxydes in Aetzalkalien mit reducirenden
                              Mitteln, wie Traubenzucker oder Milchzucker gelinde erwärmt, das Kupfer in der Form
                              von Kupferoxydul fallen läßt.
                           Dieses wird abfiltrirt, ausgewaschen und in einer salzsauer gemachten Lösung von
                              Eisenchlorid gelöst: Cu2O + Fe2O3=2Cu O + 2Fe
                              O.
                           
                           Die Menge des entstandenen Eisenoxyduls wird durch eine titrirte Lösung von
                              übermangansaurem Kali ermittelt.
                           Bei der Anwendung dieser Methode auf die aus dem Kupferschiefer erhaltene Lösung
                              stellten sich nun mannichfaltige Schwierigkeiten heraus. Versetzt man eine
                              Chlorcalciumlösung mit Seignettesalz und überschüssigem Aetzkali, so löst sich der
                              entstandene weinsaure Kalk zwar auf, scheidet sich aber beim Verdünnen und Erwärmen
                              wieder gallertartig aus. Thonerde und Eisenoxyd werden in der Kälte durch
                              Seignettesalz und Aetzkali zwar gelöst, das Eisenoxyd scheidet sich aber beim
                              Erwärmen auf 100° C. ebenfalls wieder aus. So kann es denn nicht auffallen,
                              daß die vorliegenden Schieferlösungen, welche reich an Kalk und Eisenoxyd sind,
                              einmal nur schwer eine klare alkalische Lösung liefern, andererseits sich bei dem
                              zur Ausscheidung des Kupferoxyduls nöthigen Erwärmen leicht trüben und schließlich
                              einen Niederschlag liefern, der neben Eisenoxyd und Spuren von Eisenoxydul auch
                              reichliche Mengen von weinsaurem Kalk enthält, welcher auf das Chamäleon ebenfalls
                              mitfärbend wirkt. Der Niederschlag ist schleimig und schlecht zu filtriren. Wenn man
                              die alkalische Lösung vor dem Zusatze des reducirenden Mittels aufkocht, so erhält
                              man neben dem Niederschlage zwar eine rein blaue Kupferlösung, doch wäscht sich der
                              Niederschlag sehr schlecht aus, und ist kaum zu filtriren, geschweige denn
                              kupferfrei zu erhalten. Es blieb daher kein anderer Weg, als das Kupfer erst durch
                              Niederschlagen mit Schwefelwasserstoffgas oder unterschwefligsaurem Natron zu
                              isoliren, durch Salpetersäure wieder zu lösen und mit dieser reinen Lösung dann die
                              Bestimmung durchzufuhren. Dieser Weg, obwohl er genaue Resultate gibt, ist mit der
                              aufgestellten Forderung der raschen Durchführung der Analysen nicht zu vereinigen
                              und daher höchstens zu Controlanalysen zu verwenden.
                           2) Schwedische Kupferprobe. — Dieselbe verlangt vor
                              Allem eine von Salpetersäure vollkommen befreite Lösung, und waren gerade mit
                              Rücksicht auf diese Forderung die Versuche der Lösung mit Schwefelsäure angestellt
                              worden. Liegt eine Lösung mit Königswasser vor, so muß man entweder mit viel
                              Salzsäure oder besser unter Zusatz von Schwefelsäure zur Trockne eindampfen, wobei
                              aber Verspritzen zu befürchten ist. Wenigstens wird eine constante Ueberwachung des
                              Abdampfens erfordert.
                           Die Fällung des metallischen Kupfers durch Eisendrähte erfolgt in angesäuerten
                              Lösungen ziemlich leicht, doch ist es schwer, die Fällung so vollständig zu machen,
                              daß in der überstehenden Flüssigkeit kein Kupfer Mehr durch Schwefelwasserstoff
                              nachzuweisen ist. Bei einem starken Zusatz von Schwefelsäure bleibt leichter etwas
                              Kupfer in Lösung. Bei 
                              mangelnder Säure mischt sich dem gefällten Kupfer leicht etwas basisches Eisensalz
                              bei. — Das Ablösen des Kupfers vom Eisen erfolgt nicht in allen Fällen gleich
                              vollkommen; sucht man es durch Reiben zu bewirken, so mischt sich oft etwas
                              Eisencarburet bei, welches manche Drahtsorten in kleinen Mengen bilden. Bei
                              Anwendung sehr sehnigen Eisendrahtes lösen sich auch wohl Partikelchen des Eisens
                              selbst ab. — Beim Auswaschen durch Decantation allein sind spurweise
                              Kupferverluste kaum zu vermeiden. — Das Trocknen des Kupfers bei gelinder
                              Wärme dauert längere Zeit, und bei höherer Temperatur tritt leicht eine
                              oberflächliche Oxydation ein. Das beste Resultat erhielt ich, indem ich das gefällte
                              Kupfer in einen gewogenen Porzellantiegel spülte, mit Wasser, zuletzt mit starkem
                              Alkohol abwusch, den Tiegel dann in eine Schale mit heißem Sande, und diese unter
                              die Glocke einer Luftpumpe über concentrirte Schwefelsäure brachte und rasch
                              evacuirte. Der Alkohol verdunstet so sehr rasch, und es bleibt ein hellrothes
                              Kupferpulver zurück, das gewogen wird.
                           Die so erhaltenen Resultate waren nicht ganz unbrauchbar, genügten indessen strengen
                              Anforderungen noch nicht und konnten von weiteren Forschungen nicht abhalten.
                           Als Modificationen des Verfahrens, welche geprüft und meist wieder verworfen wurden,
                              sind noch zu erwähnen: a) Die
                                 Reduction mit Zink. Es war mir nicht möglich, ein absolut bleifreies Zink
                              zu beschaffen, das sich ohne jeden Rückstand in Schwefelsäure löste, b) Die Reduction mittelst
                                 Cadmium scheiterte daran, daß die letzte Spur des reducirenden Metalles nur
                              durch sehr langes Kochen mit Säure entfernt werden konnte, während ein Abspülen des
                              gefällten Kupfers vom Cadmium nur unvollständig gelang. c) Die Reduction durch den galvanischen Strom
                              versprach anfangs eine sehr brauchbare Methode zu werden. Man brachte die
                              angesäuerte Kupferlösung in ein Becherglas und senkte einen gewogenen Platinspatel
                              und ein Platinblech ein. Der erstere stand mit dem Zinkpole, das andere mit dem
                              Kupferpole einer kleinen Smee'schen Batterie in
                              Verbindung. 3–4 Zellen genügten, um das Kupfer auf dem Platinspatel in
                              rosenrother metallischer Form niederzuschlagen. Aus einer gewogenen Menge reinen
                              Kupfervitriols wurden auf diesem Wege selbst nach 48 Stunden nur 97 Proc. des
                              vorhandenen Kupfers niedergeschlagen. Durch Verstärkung der Batterie wurde das
                              Kupfer mit brauner Farbe pulverförmig gefällt. Es wäre bei der Schieferlösung dann
                              zu fürchten, daß auch metallisches Eisen ausgeschieden würde. So wurde auch dieser
                              Weg verlassen. d) Statt der Trocknung des Kupfers bei
                              gelinder Temperatur hat man es auch durch 
                              Glühen unter der Muffel in Oxyd verwandelt, oder im Wasserstoffstrome
                                 geglüht und dann gewogen. Dieß sind indessen nur Complicationen, welche
                              Zeit und Arbeit kosten, ohne wesentlich zur Genauigkeit beizutragen. e) Endlich hat man vorgeschlagen, das abgeschiedene
                              Kupfer, statt es zu wiegen, durch Kochen mit Eisenchlorid
                              und Salzsäure in Lösung zu bringen und das nach der
                              Formel: Cu + Fe2
                              Cl3 = Cu Cl + 2Fe Cl gebildete
                              Eisenchlorür durch eine titrirte Chamäleonlösung zu
                              bestimmen. Hier gilt 1 K. C. Chamäleon doppelt so viel Kupfer, als bei der zuerst
                              erwähnten Methode, und wird hierauf in Betreff der Genauigkeit Gewicht gelegt. Das
                              durch reines Zink gefällte Kupfer soll so in Lösung gebracht und bestimmt werden. So
                              lange indessen die Beschaffung eines bleifreien Zinkes Schwierigkeiten macht, ist
                              dieser Weg nicht anzurathen, da das metallische Blei, welches beim Lösen des Zinkes
                              zurückbleibt, das Eisenchlorid ebenfalls reducirt, indem es in Chlorblei
                              übergeht.
                           Ich habe sowohl das durch Eisen gefällte, als auch galvanisch abgeschiedene Kupfer in
                              Eisenchlorid zu lösen und zu bestimmen versucht. Besonders das letztere löst sich
                              nur sehr langsam und bei anhaltendem Kochen. Geschieht dieß in einem offenen
                              Becherglase, so erhielt man immer niedrigere Resultate, als wenn die Auflösung in
                              einem Kolben mit Kautschukventil vor sich gieng. Es wird das Eisenchlorür bei
                              Berührung mit Luft theilweise wieder in Eisenchlorid zurückgeführt.
                           3) Methode mit Cyankalium. — Diese Methode, welche
                              bekanntlich auf der Entfärbung einer blauen ammoniakalischen Kupferlösung durch eine
                              (mit Kupfer) titrirte Cyankaliumlösung beruht, erschien viel versprechend. Wenn auch
                              die Grenze der Entfärbung nicht ganz scharf gezogen ist, so ließ sich dafür die zum
                              Titriren fertige Lösung des Kupferschiefers leicht und rasch herstellen. Hierbei
                              gieng ich allmählich auf immer einfachere Weise vor. Zuerst wurde die saure
                              filtrirte Lösung mit Schwefelwasserstoff gefällt, das Schwefelkupfer mit
                              Salpetersäure gelöst, filtrirt und die klare Lösung mit Ammoniak übersättigt; dann
                              wurde das Fällen mit Schwefelwasserstoff eliminirt, die salzsaure Lösung direct mit
                              Ammoniak und (um den Kalk zu entfernen) mit kohlensaurem Ammoniak erwärmt und die
                              blaue Kupferlösung von dem Niederschlage von Eisenoxyd, kohlensaurem Kalk, Thonerde
                              und Kieselsäure abfiltrirt. Eine dritte Vereinfachung lag darin, daß auch das
                              Abfiltriren der sauren Lösung vom Sande, Thonetc. eliminirt wurde. Nachdem der
                              geröstete Schiefer mit Königswasser gekocht war, wurde die Flüssigkeit in demselben
                              Becherglase mit Ammoniak und kohlensaurem Ammoniak übersättigt und so das Kupfer
                              allein in Lösung gebracht, abfiltrirt und ausgewaschen.  Die einfachste, in kürzester
                              Zeit zum Ziele führende Methode war endlich die, daß man die Lösung und
                              Uebersättigung in einem graduirten Kolben, z. B. von 250 K. C. vornahm, bis zur
                              Marke auffüllte und nun z. B. 200 K. C. der Lösung durch ein trockenes Sternfilter
                              abfiltrirte. So gelingt es in kaum 15 Minuten eine zum Titriren fertige Lösung zu
                              erhalten, und kann ich diese Lösungsmethode in der That sehr empfehlen.
                           Die Cyankaliumlösung bereitet man sich durch Auflösen des käuflichen geschmolzenen
                              Cyankaliums in destillirtem Wasser. Die Lösung ist meistens vollkommen klar. Wenn
                              man etwa 50–60 Grm. zu einem Liter auflöst, so erhält man die passende
                              Concentration. Die genaue Titrirung kann mit gereinigtem Kupfervitriol oder mit
                              galvanischem Kupfer vorgenommen werden. Den mehrfach umkrystallisirten Kupfervitriol
                              zerreibt man ziemlich fein und preßt ihn zwischen mehrfach gewechselten Papierbogen
                              aus, um anhaftende Feuchtigkeit zu entfernen, ohne Krystallwasser auszutreiben. Eine
                              Lösung von 12,5 Grm. zu einem Liter Flüssigkeit enthält in 10 K. C. 0,032 Grm.
                              Kupfer. — Galvanisches Kupfer wird ausgeglüht, um anhaftende organische
                              Stoffe zu zerstören, dann mit verdünnter Salpeter- oder Schwefelsäure
                              abgebeizt und mit heißem destillirtem Wasser abgewaschen. Schließlich bringt man das
                              Kupfer in ein Glasrohr, leitet reines Wasserstoffgas darüber und glüht schwach, bis
                              alles Wasser ausgetrieben ist. Man erhält dadurch das Kupfer von rosenrother
                              metallischer Farbe. Man läßt im Wasserstoffstrome abkühlen und schmilzt dann die
                              ausgezogenen Enden des Glasrohres zu, um Wiederoxydation zu vermeiden. 2,500 Grm.
                              dieses Kupfers abgewogen und in verdünnter Salpetersäure in einem Kolben gelöst,
                              dann im Wasserbade zur Trockne verdampft und zu 250 K. C. gelöst, bildeten die
                              zweite Normal-Kupferlösung. Da sich beim Abdampfen etwas basisches Salz
                              gebildet hatte, so war es nöthig, die Lösung durch wenige Tropfen Salpetersäure zu
                              klären.
                           Im Anfange hatte ich mich nur der Kupfervitriollösung zum Titriren der
                              Cyankaliumlösung bedient. 10 K. C. =0,032 Grm. Kupfer wurden mit wenig Ammoniak und
                              Wasser versetzt, und Cyankaliumlösung bis zur völligen Farblosigkeit zugefügt. Bei
                              der zuerst dargestellten Cyankaliumlösung genügten 3,2 K. C. um die Entfärbung zu
                              bewirken, eine Zahl, die auch bei wiederholten, nach einiger Zeit angestellten
                              Titrirungen sich gleich blieb. Auf Grund dieser Zahlen wurde nun die Analyse der
                              drei Kupferschieferproben vorgenommen und hierbei ziemlich gut übereinstimmende
                              Zahlen erhalten.
                           
                           Schiefer Nr. I, sehr arm, ergab 0,350 Proc.; 0,300 Proc.;
                              0,275 Proc.; 0,240 Proc.; 0,258 Proc. Kupfer.
                           Schiefer Nr. II, sehr reich, ergab 10,35 Proc.; 10,45
                              Proc.; 10,35 Proc.; 10,175 Proc.; 10,30 Proc.; 10,25 Proc. Kupfer.
                           Schiefer Nr. III, arm, ergab 1,65 Proc.; 1,60 Proc.; 1,60
                              Proc. Kupfer.
                           Die höheren Zahlen erhielt man, wenn das Kupfer durch Schwefelwasserstoff vom Eisen
                              vorher getrennt wurde, oder wenn das Eisenoxyd nach der Fällung nochmals gelöst und
                              von neuem durch Ammoniak gefällt wurde. Die ersten, sehr abweichenden Zahlen bei Nr.
                              I waren durch die angewendete sehr geringe Menge (2
                              Grm.) leicht zu erklären.
                           Schon glaubte ich meine Arbeit vollendet zu sehen. Um indessen nichts zu
                              vernachlässigen, beschloß ich den Einfluß zu studiren, den a) die größere oder geringere Verdünnung, b) die Temperatur, c) die Gegenwart
                              von mehr oder weniger Ammoniak, d) die Gegenwart von Ammoniaksalzen auf die
                              Titrirung der Cyankaliumlösung ausüben.
                           Ich kam dabei auf Differenzen, welche mich zwangen für genaue Bestimmungen ganz auf
                              diese Cyankaliummethode zu verzichten. Ich behalte sie nur als vorläufige Bestimmung
                              für meine neue Methode bei, für welche eine ungefähre Ermittelung des Kupfergehaltes
                              eine wesentliche Erleichterung darbietet.
                           Zu diesen Versuchen wurde die zweite Normal-Kupferlösung, welche in 10 K. C.
                              0,100 Grm. galvanisches Kupfer, in möglichst wenig Salpetersäure gelöst enthält, und
                              eine neue etwas verdünntere Cyankaliumlösung benutzt.
                           a) Einfluß der
                                 Verdünnung.
                           
                              
                                 1.
                                 10 K. C.
                                 Normal-Kupferlösung,
                                 2 K. C.
                                 Ammoniaklösung,
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2.
                                 10 K. C.
                                 Normal-Kupferlösung,
                                 2 K. C.
                                 Ammoniaklösung,
                                 
                                 
                                 
                              
                                 3.
                                 und 3. a
                                 Normal-Kupferlösung,
                                 2 K. C.
                                 Ammoniaklösung,
                                 50 K. C.
                                 Wasser,
                                 
                              
                                 4.
                                 und 4. a
                                 Normal-Kupferlösung,
                                 2 K. C.
                                 Ammoniaklösung,
                                 100 K. C.
                                 Wasser,
                                 
                              
                                 5
                                 und 5 a
                                 Normal-Kupferlösung,
                                 2 K. C.
                                 Ammoniaklösung,
                                 150 K. C.
                                 Wasser,
                                 
                              
                                 6.
                                 
                                 Normal-Kupferlösung,
                                 2 K. C.
                                 Ammoniaklösung,
                                 250 K. C.
                                 Wasser,
                                 
                              
                                 7.
                                 
                                 Normal-Kupferlösung,
                                 2 K. C.
                                 Ammoniaklösung,
                                 500 K. C.
                                 Wasser,
                                 
                              
                           Verbraucht wurden an Cyankaliumlösung:
                           
                              
                                 1.
                                 2.
                                 3.
                                 3. a
                                 4.
                                 4. a
                                 5.
                                 5. a
                                 6.
                                 7.
                                 
                              
                                 13,4 K. C.
                                 13,3 K. C.
                                 12,9 K. C.
                                 12,8 K. C.
                                 12,8 K. C.
                                 12,9 K. C.
                                 12,8 K. C.
                                 12,8 K. C.
                                 12,7 K. C.
                                 12,7 K. C.
                                 
                              
                           Nur bei 1 und 2, die in sehr concentrirter Lösung durchgeführt wurden, ist ein
                              wesentlicher Einfluß des Wasserzusatzes zu merken. Es liegt dieß vielleicht daran,
                              daß eine concentrirte Cyankupferlösung selbst schwach röthlich gefärbt ist. Solche
                              concentrirte Lösungen dürften indessen kaum je zur Analyse kommen.
                           
                           b) Einfluß des
                                 Aetzammoniaks.
                           
                              
                                 1.
                                 10 K. C. Normal-Kupferlösung,
                                 10 K. C. Ammoniaklösung 90 K. C. Wasser,
                                 
                              
                                 2.
                                 10 K. C. Normal-Kupferlösung,
                                 20 K. C. Ammoniaklösung 80 K. C. Wasser,
                                 
                              
                                 3.
                                 10 K. C. Normal-Kupferlösung,
                                 30 K. C. Ammoniaklösung 70 K. C. Wasser,
                                 
                              
                                 3. a
                                 10 K. C. Normal-Kupferlösung,
                                 30 K. C. Ammoniaklösung 70 K. C. Wasser,
                                 
                              
                           Cyankaliumlösung wurde verbraucht bei:
                           
                              
                                 1.
                                 2.
                                 3.
                                 3. a
                                 
                              
                                 13,0 K. C.
                                 13,3 K. C.
                                 14 K. C.
                                 13,8 K. C.
                                 
                              
                           Bei 3 hatte man den Zusatz des Cyankaliums bis zur vollkommenen Entfärbung
                              fortgeführt; bei 3. a hatte man den Zusatz unterbrochen,
                              sobald eine schwach röthliche Färbung eintrat, die beim Stehen auch noch
                              erblaßte.
                           Man sieht aus diesen Versuchen, daß per 10 K. C.
                              Ammoniaklösung etwa 0,3 K. C. Cyankaliumlösung mehr verbraucht wurden.
                           c) Einfluß der
                                 Wärme.
                           1. 10 K. C. Normalkupferlösung, 10 K. C. Ammoniaklösung, 90 K. C. Wasser auf
                              50° C. erwärmt.
                           2. 10 K. C. Normalkupferlösung, 10 K. C. Ammoniaklösung, 90 K. C. Wasser auf
                              60° C. erwärmt.
                           3. 10 K. C. Normalkupferlösung, 20 K. C. Ammoniaklösung, 80 K. C. Wasser auf
                              60° C. erwärmt.
                           Cyankaliumlösung verbraucht bei 1. 12,7 K. C.; 2. 12,8 K. C.; 3. 13,1 K. C.
                           Indem man b. 1 mit c. 1 und
                              c. 2, und b. 2 mit c. 3 vergleicht, sieht man, daß durch die Erwärmung der
                              Verbrauch an Cyankaliumlösung um 0,2–0,3 K. C. ver mindert wird.
                           d) Einfluß der
                                 Ammoniaksalze.
                           1. 10 K. C. Normal-Kupferlösung, 5 K. C. reine Salpetersäure mit Ammoniak
                              neutralisirt, 10 K. C. Aetzammoniak im Ueberschuß und 90 K. C. kaltes Wasser.
                           2. 10 K. C. Normal-Kupferlösung, 10 K. C. reine Salpetersäure, neutralisirt
                              mit Ammoniak, 10 K. C. Aetzammoniak im Ueberschuß, 90 K. C. kaltes Wasser.
                           3. 10 K. C. Normal-Kupferlöfung, 10 K. C. reine concentrirte Auflösung von
                              kohlensaurem Ammoniak, 10 K. C. Aetzammoniak und 80 K. C. kaltes Wasser.
                           
                              
                                 Cyankaliumlösung wurde verbraucht bei
                                 1.
                                 2.
                                 3.
                                 
                              
                                 
                                 13,9 K. C.
                                 14,1 K. C.
                                 13,2 K. C.
                                 
                              
                           Man sieht, wie sehr die Gegenwart des salpetersauren Ammoniaks, im geringeren Grade
                              die des kohlensauren Ammoniaks den Verbrauch an Cyankaliumlösung vermehrt.
                           Auch als 10 K. C. Normal-Kupferlösung mit 5 K. C. Salpetersäure versetzt, dann
                              mit Na O, CO2 gesättigt und mit 10 K. C. NH4O, CO2 versetzt wurden, brauchte man 14 K. C.
                              Cyankaliumlösung.
                           Aus diesen Versuchen geht zur Evidenz hervor, daß man nur dann auf eine sichere
                              Kupferbestimmung rechnen kann, wenn man die Verhältnisse in Beziehung auf
                              Temperatur, Gegenwart von Ammoniak und von Ammoniaksalzen bei der Titrirung der
                              Cyankaliumlösung und bei ihrer Verwendung zur Bestimmung des Kupfers nahezu
                              gleichmacht, d. h.  der
                              Normal-Kupferlösung nahezu soviel Salz- und Salpetersäure, so viel
                              Ammoniak und kohlensaures Ammoniak zusetzt, als später in der ammoniakalischen
                              Lösung enthalten sind, welche aus dem Kupferschiefer resultirt. Dieß mit absoluter
                              Genauigkeit zu erreichen, dürfte kaum möglich seyn. Wenn trotzdem die eben
                              angeführten Analysen eine ziemliche Uebereinstimmung zeigen, so liegt dieß darin,
                              daß sie unter ziemlich gleichen Verhältnissen gemacht wurden.
                           Es geht indessen keineswegs aus diesen Versuchen hervor, daß sie wirklich der
                              Ausdruck der in den Schiefern enthaltenen Kupfermenge sind. Da sie berechnet sind
                              nach der Titrirung des Cyankaliums mit einer Kupferlösung von geringem
                              Ammoniak- und Ammoniaksalzgehalt, so müssen sie gegen die Wirklichkeit einen
                              Ueberschuß ergeben, und dieß hat sich in der That durch die Vergleichung mit den
                              nachfolgenden Resultaten der neuen Methode zur Evidenz herausgestellt.
                           Ich stand, da auch die übrigen Methoden, die Fällung mit Jodkalium, mit
                              Schwefelnatrium etc., sowie die colorimetrische Prüfung wenig Hoffnung boten, meiner
                              Aufgabe ziemlich rathlos gegenüber. Ich beschloß einen ganz neuen Weg einzuschlagen,
                              der meines Wissens noch von keinem anderen Chemiker betreten worden ist.
                           (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)