| Titel: | Die Leistung der Centrifugalpumpen von Gwynne und Comp. | 
| Autor: | Gwynne , Gwynne | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. LXXI., S. 260 | 
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                        LXXI.
                        Die Leistung der Centrifugalpumpen von Gwynne und Comp.
                        Ueber die Leistung der Gwynne'schen Centrifugalpumpen.
                        
                     
                        
                           Im polytechn. Journal Bd. CLXXXIX S. 425 (erstes Septemberheft 1868) wurde aus der
                              „Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, Bd. XII S. 385“ ein die Gwynne'schen Centrifugalpumpen sehr ungünstig beurtheilender Artikel von
                              Hrn. E. Blum aufgenommen. Bezüglich desselben erhielten
                              wir von den HHrn. Gwynne und Comp. in London folgende Entgegnung:
                           
                              „Der Artikel des Hrn. E. Blum ist lediglich eine
                                 Reclame der gewöhnlichsten Art, in der das eigene Fabricat unter rücksichtsloser
                                 Herabsetzung der Leistungen Anderer gepriesen wird. Wenn nur der Verfasser
                                 wenigstens die Vorzüglichkeit seiner Pumpe zufriedenstellend bewiesen hätte,
                                 aber directe Messungen der Kraft konnten leider nicht gemacht werden, ja nicht
                                 einmal Indicatorversuche, und da die Maschine bei den gegebenen Dimensionen etc.
                                 ebenso gut 8 oder 9 Pferdekräfte entwickelt haben kann, so kann der Nutzeffect
                                 recht niedrig gewesen seyn.
                              
                           
                           Doch wollen wir uns hier keine Kritik der Pumpe des Hrn. Professors Fink erlauben, die wir, wie Alles, was auf diesem Gebiete
                              bisher geleistet worden ist, wohl kennen, sondern wir beabsichtigen nur eine
                              Ehrenrettung unserer eigenen Centrifugalpumpen.
                           Zunächst wollen wir der Ansicht entgegentreten, daß die Centrifugalpumpe bisher nur
                              wenig angewandt sey. Wir allein haben bis jetzt über 4000 dieser Pumpen angefertigt,
                              welche über die ganze Welt zerstreut sind und sich allenthalben durch ihre
                              Leistungsfähigkeit großen Ruf erworben haben. Andere Fabrikanten sind jedenfalls
                              auch nicht unthätig gewesen und wir können wohl behaupten, daß für Wassermengen von
                              6 Kubikfuß pro Minute bis 6000 Kubikfuß pro Minute und für Hubhöhen von 1 bis 50 Fuß andere
                              Pumpen in England verhältnißmäßig nur noch wenig Anwendung finden. Die Vortheile der
                              Centrifugalpumpen sind eben zu bedeutende und in die Augen fallende, denn während
                              der Nutzeffect bei gut construirten Pumpen beider Art nahezu gleich ist, sind die ersteren viel einfacher, compacter, dauerhafter und
                              billiger.
                           Versuche über den Nutzeffect unserer Pumpen sind mehrfach gemacht worden, doch wollen
                              wir nur zwei davon hervorheben.
                           Im Jahre 1860 legte unser französischer Agent ohne unser Zuthun eine Pumpe
                              gewöhnlicher Art, die er aus seinem Vorrath entnommen hatte, dem General Morin, Dirigent des Conservatoire
                                 des arts et métiers zur Prüfung vor. Die Versuche wurden von dem bekannten
                              Ingenieur Tresca, Sousdirecteur du
                                 Conservatoire, ohne unser Beiseyn ausgeführt. Der Kraftverbrauch wurde mit
                              dem dort befindlichen großen Dynamometer gemessen und alle erhaltenen Daten wurden
                              mit großer Genauigkeit notirt. Die geprüfte Pumpe hatte ein 10zölliges Saug-
                              und 9zölliges Steigrohr und war für eine Wassermenge von 160 Kubikfuß pro Minute berechnet. Der Hub betrug 31 Fuß 2 Zoll (9,5
                              Meter). Die folgende Tabelle, welche dem Berichte des Hrn. Tresca entnommen ist, gibt das Resultat eines solchen Versuches:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 261
                              Hub.; Gehobene Wassermenge pro Minute; in Liter.; in Kubikf.; Wirkliche; Theoretische;
                                 Umdrehungszahl der Pumpe pro Minute.; Nutzeffect.;
                                 Nutzeffect, wenn kein Gleiten des übertragenden Riemens stattgefunden hat.
                              
                           
                           Es erhellt aus derselben, daß man in Folge einer zu großen Umdrehungsgeschwindigkeit
                              die Pumpe hat bedeutend mehr Wasser heben lassen, als wofür sie berechnet war, und
                              es ist klar, daß die Widerstände dadurch unverhältnißmäßig vermehrt worden sind.
                              Auch muß noch die Reibung in den Röhren in Betracht gezogen werden, so daß man mit
                              Sicherheit einen viel höheren Nutzeffect annehmen kann.
                           Während der Welt-Ausstellung in London im Jahre 1862 wurden Versuche über den
                              Kraftbedarf der von uns aufgestellten Pumpe von dem bekannten Ingenieur Zerah Colburn, dem jetzigen Herausgeber der Zeitschrift
                              „Engineering“ angestellt
                              und greifen wir aus dem von ihm erstatteten Bericht hier das Folgende heraus:
                           Der Versuch, welcher das größte Interesse darbot, war die Bestimmung des Effectes der
                              Pumpe, sowohl in Betreff der absoluten Leistung als auch des Verhältnisses der
                              letzteren zu dem Arbeitsaufwand.
                           Sobald Maschinen und Pumpen in Bewegung gesetzt wurden und 200 Umdrehungen pro Minute machten, fiel das Wasser im Saugbassin 1 Fuß
                              9¼ Zoll englisch unter den ursprünglichen Wasserstand, während das Wasser im
                              oberen Bassin zu einer Höhe von 1 Fuß 8⅛ Zoll über der unteren Kante des
                              Ueberfallwehres gehoben wurde, über welches letztere es in einem ununterbrochenen
                              Strom von 9 Fuß 8⅝ Zoll Weite und 12½ Zoll Dicke überfloß. Zuweilen
                              wurde das Wasser sogar gegen ein Bret geworfen, welches 15 Zoll über der
                              Ueberfallkante des Wehres angebracht war. Das Wasser, indem es in dem oberen Bassin
                              in die Höhe stieg, zeigte eine gekrümmte Oberfläche, deren höchster Punkt 20 Fuß
                              6⅝ Zoll über dem Niveau des untersten Bassins sich befand. Es war jedoch nur
                              das Wasser in und in der Nähe der Achse des 30zölligen Steigrohres, welches diese
                              Höhe erreichte; indessen wird man die etwas geringere Geschwindigkeit des Wassers an
                              den Wänden des Rohres genügend in Berechnung ziehen, wenn der mittlere Hub auf 20
                              Fuß 4⅝ Zoll normirt wird, welches einer Druckhöhe von 1 Fuß 6⅛ Zoll
                              über der Ueberfallskante des rechteckigen Querschnittes entspricht. Die
                              Geschwindigkeit des Wassers im Steigrohr von 20 Fuß Länge betrug etwas über 12 Fuß
                              pro Secunde, so daß die Reibungsverluste nach Weisbach's Formeln (die von den meisten englischen
                              Ingenieuren adoptirt worden sind) einer Wassersäule von 4⅛ Zoll entsprechen,
                              welche zu dem oben angeführten Hub hinzugerechnet, einen corrigirten Hub von 20 Fuß
                              8¾ Zoll = 20,73 Fuß ergibt.
                           Die corrigirte mittlere Erhebung des Wassers von 1 Fuß 6⅛ Zoll über der
                              Ueberfallskante würde vielleicht unter den obwaltenden Umständen die geringste seyn,
                              welche zur Bildung eines Ueberfalles von 12½  Zoll Dicke, gemessen auf dem
                              Wehre, erforderlich wäre; indessen wollen wir eine Druckhöhe von 1 Fuß 6 Zoll zur
                              Berechnung annehmen, welches einen theoretischen Ausfluß von 5733,22 Kubikfuß
                              ergibt, oder, wenn wir nach zahlreichen Versuchen vieler und erster Autoritäten den
                              AusflußcoefficientenDer Ausfluß fand nicht in dünner Wand statt, sondern es war ein kurzes
                                    Gerinne angebracht, welches leicht nach unten gekrümmt war und seiner Form
                                    nach jedenfalls einen sehr hohen Coefficienten ergeben mußte. Der Ueberfall
                                    war nahezu von derselben Breite wie das obere Bassin. auf 0,57
                              festsetzen, so erhalten wir einen Ausfluß von 3628 Kubikfuß pro Minute. Es muß erwähnt werden, daß eine gewisse Quantität Luft in dem
                              Wasser enthalten war, von der jedoch keine sichere Schätzung gemacht werden kann,
                              und der Ausfluß kann daher auf 91,03 Tonnen festgesetzt werden, welche 20,73 Fuß
                              hoch gehoben wurden und eine Arbeit von 128,1 Pferdekräften erforderten.
                              Indicator-Diagramme, welche zur selben Zeit an den Maschinen genommen wurden,
                              zeigten einen mittleren Druck, nach Abzug des Gegendruckes, von 26,66 Pfund pro Quadratzoll. Zieht man davon die Reibung der
                              leergehenden Maschinen ab, welche als einen Druck von 1½ Pfund pro Quadratzoll repräsentirend gefunden wurde, und zieht
                              man ferner noch, nach Angabe von de Pambour, Rankine und
                              Anderen, 1/7 des übrigen Druckes ab für die der vollen Belastung entsprechende
                              Reibung, so erhält man einen wirklichen Nutzdruck von 21,56 Pfund pro Quadratzoll, welches bei 200 Umdrehungen der
                              Maschine einer Nutzleistung von 154 Pferdekräften entspricht.
                           Die Arbeit, welche durch die Pumpe verrichtet wurde, betrug
                                 daher 83,18 Proc. der durch die Maschine verrichteten
                                 Arbeit.
                           Soweit der Bericht, zu dem wir noch hinzufügen wollen, daß die Versuche damals
                              gemacht wurden, um nachzuweisen, welche von den ausgestellten Pumpen die beste sey,
                              und daß sie daher von vielen Ingenieuren von Ruf genau verfolgt worden sind.
                              Dieselben sind auch im Engineer in den Jahrgängen 1862
                              und 1863 beschrieben worden.
                           Wir bemerken noch, daß die Pumpe, von welcher im Hamburger Gewerbeblatt die Rede
                              gewesen seyn soll, nicht von uns aufgestellt worden ist, daß
                                 wir von der dort gewählten Anordnung Nichts wissen und daß wir folglich für die
                                 erzielten Resultate, falls dieselben überhaupt richtig sind, nicht
                                 verantwortlich seyn können.“
                           
                              (gez.) Gwynne u. Comp.