| Titel: | Ueber einige amerikanische Processe zur Entschwefelung goldhaltiger Erze; von Adolph Ott in New-York. | 
| Autor: | Adolph Ott | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. LXXXI., S. 291 | 
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                        LXXXI.
                        Ueber einige amerikanische Processe zur
                           Entschwefelung goldhaltiger Erze; von Adolph Ott in New-York.
                        (Fortsetzung von S. 219 des vorhergehenden Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Ott, über einige amerikanische Processe zur Entschwefelung
                           goldhaltiger Erze.
                        
                     
                        
                           II.Uebersicht der bis zum Beginn
                                 des Jahres 1867 patentirten Oefen und Processe.
                           Professor Kent in New-York feuchtet das fein
                              gepochte Erz mit einer Kochsalzlösung an und preßt daraus Mauerziegel auf die
                              nämliche Weise wie sie aus Thon geformt werden, wahrscheinlich aber mit Zusatz eines
                              fremden Bindemittels. Dieselben werden entweder in einem periodischen Kalkofen
                              gebrannt, oder in einem Ofen wie sie für die Feldziegelei dienen; im letzteren Falle
                              besteht er aus dem Material, welches geröstet werden muß. Zur Anfeuchtung einer
                              Tonne Erz soll ein Bushel Salz, folglich etwas weniger als 1/30 vom Gewichte der
                              Erzmenge, erforderlich seyn. Durch das bei der Röstung frei werdende Chlor bilden
                              sich natürlich Chlormetalle, welche zum Theil dampfförmig entweichen und falls genug
                              Wassergas zugegen ist, bleiben Oxydul-Oxyde zurück. Nach dem Erfinder dieses
                              Processes sollen in einem gewöhnlichen Kaltofen 25 Tonnen Erz per Tag und 1200 Tonnen in einem nach Art der Feldöfen gebauten Ofen
                              geröstet werden können, ob vollständig, sey dahingestellt. Jedenfalls dürfte dieser
                              Proceß aber, falls, wie es wahrscheinlich ist, die Chlorverbindungen von Zink und
                              Arsen das Silber zur 
                              Verflüchtigung geneigt machen, nur mit Nachtheil auf Erze anwendbar seyn, in welchen
                              sich diese Metalle vorfinden.
                           Die Mehrzahl der in diesem Lande patentirten Oefen sind Zugflammöfen. Sie lassen sich eintheilen in Oefen mit und in solche ohne
                              Vorrichtungen zum Bewegen des Röstgutes. Neu ist die Art der Entschwefelung, wobei
                              die Bewegung des Gutes durch rotirende Cylinder stattfindet, und auch die, wobei das
                              Erzmehl (entweder für sich, wie in dem Processe von Keith und Behr, oder mit Kohlenstaub, wie in demjenigen von Whelpley und Storer) durch ein
                              Gebläse in die Flamme getrieben wird. — Wilson hat
                              einen Gefäßofen construirt, ohne dabei, wie es scheint,
                              die Gewinnung von arseniger Säure im Auge zu haben. Nach dem Pacific Index vol I No. 8 besteht dieser Ofen aus mehreren über einander
                              liegenden und eingemauerten Cylindern von Thon. In jedem von diesen Thoncylindern
                              befindet sich eine liegende archimedische Schraube, welche sämmtlich durch ein
                              Räderwerk in Bewegung gesetzt werden können. In den Cylindern befinden sich
                              Oeffnungen und zwar sind dieselben so angebracht, daß das Erz mit Leichtigkeit von
                              dem einen in den anderen gelangen kann. Die Flamme umspühlt sämmtliche Cylinder.
                              Kurz gefaßt ist der Gang der Operation der folgende: Das Erzmehl gelangt durch einen
                              über dem Gewölbe angebrachten Aufgebetrichter in den obersten, zuvor angeheizten
                              Cylinder. Dann werden die Schrauben in Bewegung gesetzt und zwar so langsam, daß das
                              Erz Zeit erhält sich hinreichend zu erhitzen. Nachdem es den ersten Cylinder passirt
                              hat, fällt es durch eine Oeffnung in den zweiten u. s. f. Gleichzeitig läßt der
                              Erfinder mit dem auf diese Weise allmählich sich erhitzenden Röstgut ein Gemisch von
                              Luft und Dampf in Berührung treten. Nach Zurücklegung des ganzen Weges läßt er das
                              Röstgut zur Beseitigung der etwa vorhandenen Sulfate in ein Gefäß mit Wasser fallen.
                              Das Product ist dann zur Gewinnung von Gold verwendbar. — Wir gehen nun zur
                              Betrachtung der Flammöfen über.
                           1) Gewöhnliche Reverberiröfen.
                           Hierher gehören der von Rivot und Manning, und der von Peer. Wir haben eine kurze
                              Beschreibung des ersteren in dem in Philadelphia erscheinenden Journal of the Franklin Institute, 3. series, vol. LIII
                                 No. 1 gegeben. Beide Oefen sind aber so unpraktisch angelegt, daß wir uns
                              nicht veranlaßt sehen sie hier vorzuführen. Dagegen beschreiben wir unten einen in
                              Californien gebräuchlichen Entschwefelungsofen nach Guido Küstel's neuem Werke über die Concentration der Erze.
                           
                           2) Reverberiröfen mit Vorrichtungen zum
                                 Bewegen des Röstgutes.
                           Wohl die Mehrzahl der in diesem Lande in Vorschlag gebrachten Oefen gehört unter
                              diese Classe; freilich sind die wenigsten davon in Ausführung gebracht worden. Corbett und Bradford haben
                              Oefen nach Art des in der berg- und hüttenmännischen Zeitung von 1852 S. 265
                              beschriebenen (in England gebräuchlichen) Doppelofens construirt. — Oefen mit
                              drehbaren Cylindern sind die von Vining und Atwood (wegen mangelnder Mittheilungen nicht
                              beschreibbar), Bruckner in San Francisco und G. W. White. Durch den von dem letzteren erfundenen und von der
                              Aetna Calcining Company — wohl aber nur auf
                              dem Papier — adoptirten Apparat soll man im Stande seyn, 24 Tonnen Pyrite in
                              Zeit von eben so viel Stunden zu rösten, „a claim
                                    so improbable as to throw a strong shadow of doubt over the entire
                                    process,“ wie selbst ein amerikanischer Journalist zugibt.
                              —
                           Wir werden in der Folge von diesen Processen nur den von Bruckner betrachten; auch werden wir den oben erwähnten, wobei das Erzmehl
                              durch ein Gebläse in die Flamme getrieben wird, später beschreiben.
                           Als Curiosität möge hier noch angeführt werden, daß ein gewisser Joseph Bartola im Jahre 1857 eine Methode zur Röstung
                              goldhaltiger Pyrite erfand und patentirt (!) erhielt, welche in dem Kochen des Erzes
                              mit Holzessigsäure besteht; dieser letzteren soll
                              überdieß irgend eine andere aus dem Pflanzenreiche stammende Säure substituirt
                              werden können (siehe Mining and Scientific Press vom
                              März 1865).
                           
                        
                           III.Californischer
                                 Flamm-Röstofen.
                           Wir beschreiben diese Röst-Vorrichtung, welche dem Bleierz-Röstofen zu
                              Pontgibaud in Frankreich sehr ähnlich sieht, hauptsächlich weil nach den uns
                              vorliegenden Berichten sie sich an der pacifischen Küste allgemein Eingang zu
                              verschaffen verspricht. Das Verdienst, den ersten dieser Oefen gebaut und dadurch
                              einer vielfältigeren Nutzbarmachung goldhaltiger Schwefelkiese den Weg gebahnt zu
                              haben, gebührt Hrn. Deetken, welcher, beiläufig bemerkt,
                              sich auch um die Einführung des Plattner'schen
                              Chlorationsprocesses (die im Jahre 1858 erfolgte) kein geringes Verdienst erworben
                              hat.
                           Fig. 9Tab. V stellt einen Längsdurchschnitt und Fig. 10 einen
                              Grundriß dieses Ofens dar.
                           
                           a ist der obere Röstherd, welcher 39 Fuß lang und 6 Fuß
                              breit ist; b sind die Arbeitsthüren, zwanzig an der
                              Zahl, nämlich acht am unteren und zwölf am oberen Röstherde. c ist der untere Röstherd, welcher 11 Fuß lang und 10 Fuß 8 Zoll breit
                              ist.
                           Fig. 11 zeigt
                              eine der sehr einfach construirten Arbeitsthüren.
                           Der Herd c des Ofens ist aus feuerfesten Thonziegeln
                              hergestellt, welche nicht flach, sondern eckenweise an einander gelegt sind; f ist die Feuerbrücke, g der
                              Rost, h das Schürloch, i der
                              mit Register versehene Fuchs. — k ist der Schlot;
                              derselbe hat quadratischen Querschnitt, einen inneren Durchmesser von 28 Zoll und
                              einen äußeren von 32 Zoll; er ist 25 Fuß hoch.
                           l ist die Füllöffnung, m die
                              Ausziehöffnung; o, o, o sind Verankerungen.
                           Das über den oberen Herd gespannte Gewölbe ist 17 Zoll vom Herde entfernt; die größte
                              Entfernung des unteren Herdes vom Gewölbe beträgt 24 Zoll.
                           Der obere Herdraum nimmt eine Beschickung von neun Tonnen auf; der untere eine solche
                              von nur einer Tonne.
                           Guido Küstel betrachtet den Abstand zwischen der oberen
                              und unteren Herdsohle als zu bedeutend (er beträgt 5 Fuß 10 Zoll) und schreibt ihm
                              einen nicht geringen Wärmeverlust zu; auch ist nach ihm die Höhe des oberen Herdes
                              zu klein, weil sie durch die größere Concentration der Temperatur eine größere Länge
                              des Ofens bedinge.
                           Gang der Operation. — Nachdem der Ofen während
                              einiger Stunden angeheizt worden ist, wird das gepochte Erz durch die Oeffnung l im Gewölbe oder durch eine der Arbeitsöffnungen auf
                              den Herd gebracht; hier wird es auseinander gezogen und von Viertelstunde zu
                              Viertelstunde für die Dauer von 24 Stunden umgewendet. Dieß ist die vorbereitende
                              Röstung; die Röstung wird damit beendigt, daß das der Hitze am meisten ausgesetzte
                              Gut auf den unteren Herd gezogen und hier durch zwei Männer tüchtig umgewendet wird.
                              Der Ofen wird zu derselben. Zeit neu chargirt.
                           Ueber den Aufwand und die Natur des Brennmateriales finden wir nichts bemerkt.
                           Nach Ross Brown (s. dessen Mineral
                                 Resources of the United States pag. 47) sind dem Quarz der Eureka MineSie befindet sich im Grass valley, Nevada
                                       Country. Hinsichtlich der Goldminen daselbst verweisen wir auf den
                                    (gleichfalls in englischer Sprache geschriebenen) Bericht von Ross Brown über den Mineralreichthum der Staaten und
                                    Territorien westlich von Rocky Mountains., wo ein solcher  Ofen besteht, 2 bis 3
                              Proc. Schwefelmetalle beigemengt, welche im Durchschnitt 300 Dollars per Tonne ergeben sollen. Für die Aufarbeitung, resp.
                              für die Extraction des Goldes bezahlt man 50 Dollars per
                              Tonne. — Eine große Menge der goldhaltigen Schwefelkiese wird in Californien
                              jetzt dem Chlorationsprocesse unterworfen und betragen die Kosten der Röstung
                              hiervon 50 Procent.
                           (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
