| Titel: | Vergleichende Prüfung einiger älteren Kupferbestimmungsmethoden, nebst Angabe einer neuen maaßanalytischen Bestimmungsmethode; von Dr. H. Schwarz. | 
| Autor: | H. Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. LXXXII., S. 296 | 
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                        LXXXII.
                        Vergleichende Prüfung einiger älteren
                           Kupferbestimmungsmethoden, nebst Angabe einer neuen maaßanalytischen Bestimmungsmethode;
                           von Dr. H. Schwarz.
                        (Schluß von S.
                              229 des vorhergehenden Heftes.)
                        Schwarz, über eine neue Methode zur maaßanalytischen Bestimmung des
                           Kupfers.
                        
                     
                        
                           4) Neue Methode mit xanthogensaurem Kali. — Wenn
                              man xanthogensaures Kali, aus Kali, Alkohol und Schwefelkohlenstoff dargestellt, mit
                              einer Kupferlösung versetzt, so erhält man bekanntlich einen schön gelben
                              Niederschlag. Diese Reaction ist sehr empfindlich. Wenn man 1 Milligrm. Kupfer in
                              essigsaurer Lösung zu 100 K. C. verdünnt, erhält man einen starken Niederschlag, bei
                              500 K. C. Wasser erst eine gelbe Färbung, dann rasch eine Trübung, bei 1000 K. C.
                              Wasser eine deutliche Gelbfärbung und nach einiger Zeit ein schwaches Opalisiren.
                              Dieß ist eine Empfindlichkeit auf 1/1,000,000 und daher jedenfalls genügend. Das
                              xanthogensaure Kupfer ist selbst in (verdünnter) Salzsäure unlöslich. Es fällt auch
                              aus ammoniakalischer Lösung; am besten schlägt man es indessen für unseren
                              vorliegenden Zweck aus essigsaurer Lösung nieder. Von anderen Metallen, wie Eisen,
                              Blei, Nickel, Silber, kann das Kupfer auf diese Art nicht unterschieden und getrennt
                              werden, da das Eisen einen braungelben, die anderen Metalle einen bald mehr, bald
                              weniger röthlichgelben Niederschlag liefern. Der Silberniederschlag ist
                              graugelblich, der Bleiniederschlag röthlichgelb, der Nickelniederschlag etwa wie der
                              Kupferniederschlag gefärbt.
                           Es leuchtet aus diesem ein, daß auch hier eine Isolirung des Kupfers vorhergehen muß,
                              ehe man zur Bestimmung schreiten kann. Nur Zink ließe sich durch xanthogensaures
                              Kali direct vom Kupfer trennen, da es in essigsaurer Lösung keinen Niederschlag
                              damit gibt. Man könnte 
                              das xanthogensaure Kupfer abfiltriren, glühen und als Schwefelkupfer wiegen, wozu es
                              sich gut eignet, da es sich ungemein leicht auswaschen läßt. Dieser Weg würde
                              indessen vor der Fällung durch Schwefelwasserstoff kaum einen Vortheil
                              darbieten.
                           Nachdem ich vielfach nach Indicator-Reactionen gesucht, um beim Vorgehen auf
                              maaßanalytischem Wege die Vollendung der Kupferfällung, den Ueberschuß an Reagens
                              constatiren zu können, kam ich endlich auf den Gedanken, den Niederschlag durch
                              Schütteln zu vereinigen zu versuchen, ein Weg, der mit so großem Erfolge bei der Gay-Lussac'schen Silberbestimmung eingeschlagen
                              worden ist. Zu meiner großen Freude verhielt sich das gefällte xanthogensaure Kupfer
                              ganz analog dem Chlorsilber. Nach kurzem Schütteln klärte sich die gelblich trübe
                              Flüssigkeit vollkommen auf, und in der unter dem Niederschlage stehenden klaren,
                              farblosen Flüssigkeit brachte bei Gegenwart von Kupfer jeder Tropfen des Reagens
                              eine starke, gelbe Trübung hervor. Herrschte umgekehrt das Reagens vor, so wurde
                              durch Zutröpfeln von Kupferlösung dasselbe Resultat erzielt. Wer jemals Gelegenheit
                              hatte in einem Münzlaboratorium die Ausführung der Gay-Lussac'schen Silberbestimmung kennen zu lernen, wird mir
                              zugeben, daß eine dieser ähnliche Reaction ein näheres Eingehen verdiente. Es ist
                              mir in der That gelungen, auf die Anwendung des xanthogensauren Kalis eine
                              Kupferbestimmungsmethode zu basiren, welche das in Lösung
                                 gebrachte Kupfer mit einer absoluten Sicherheit bis
                                 auf ½ Milligramm zu bestimmen gestattet. Das Princip des Verfahrens
                              ist folgendes:
                           Ich fertige mir eine Lösung von Kupfer in Salpetersäure zur Titrestellung an, wie sie
                              bei der Cyankalium-Methode beschrieben worden ist, 0,100 Grm. Kupfer per 10 K. C., indessen so, daß die freie Säure durch
                              Ammoniak und dieses wieder durch Essigsäure übersättigt wird, ehe man Wasser bis zur
                              Marke zufügt. Deßgleichen wird eine Lösung von xanthogensaurem Kali in Wasser von
                              solcher Concentration hergestellt, daß etwa 20 K. C. den obigen 0,100 Grm. Kupfer
                              entsprechen. Man erhält diese Lösung, indem man 25 Grm. krystallisirtes
                              xanthogensaures Kali zu einem Liter in Wasser löst. Die Formel des xanthogensauren
                              Kalis KaO + AeO + C2S4 ergibt
                              das Aequivalent 160, welches gerade 5 mal so groß ist als das des Kupfers (32). Da
                              bei Anwendung reiner Substanz 1 Theil Kupfer in der That durch 5 Theile
                              xanthogensaures Kali gefällt wird, so ist wohl anzunehmen, daß das Kali einfach
                              durch Kupferoxyd vertreten und nicht, wie Zeise annimmt,
                              xanthogensaures Kupferoxydul gebildet werde. Den von ihm angegebenen ölartigen
                              Körper habe ich nie bemerkt. Bei einer Analyse des an der Luft getrockneten  gelben Niederschlages
                              erhielt ich durch einfaches Glühen einen Rückstand von Cu2S der
                              25,88 Proc. Kupfer entspricht. Durch Abdampfen mit Salpetersäure und Schwefelsäure
                              in CuO, SO3
                              verwandelt, entsprach dieß 25,93 Proc. Kupfer. Die Formel Textabbildung Bd. 190, S. 297 verlangt 26,01 Proc. Kupfer. Die Annahme Zeise's ist dadurch widerlegt.
                           Das xanthogensaure Kali wird am einfachsten dadurch erhalten, daß man zuerst eine
                              gesättigte Lösung von geschmolzenem Kalihydrat in absolutem Alkohol darstellt,
                              filtrirt und dann so lange ein Gemisch von Schwefelkohlenstoff und absolutem Alkohol
                              zusetzt, bis die Flüssigkeit fast neutral reagirt. Geschieht dieser Zusatz in der
                              Kälte, so verdickt sich die ganze Masse durch die gebildeten Krystalle, hellt sich
                              aber beim Erwärmen wieder auf und setzt beim Erkalten das Salz in schönen fast
                              weißen Nadeln ab. Man bringt die Krystalle auf einen mit Baumwolle verstopften
                              Trichter, den man mittelst eines Kautschukrohres luftdicht in dem einen Tubulus
                              einer zweihalsigen Woolf'schen Flasche befestigt. Durch
                              den anderen Tubulus steht dieselbe mit einer Luftpumpe in Verbindung. Hierdurch
                              gelingt es leicht, die Mutterlauge zum größten Theile von den Krystallen zu trennen,
                              welche mit etwas absolutem Alkohol ausgedeckt und endlich auf Fließpapier getrocknet
                              werden. Von der abgeflossenen Lösung wird der Alkohol zu ⅔ abdestillirt und
                              so eine neue, etwas unreinere Krystallisation gewonnen, welche durch Abpressen und
                              Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt werden kann. Die wässerige Lösung des Salzes
                              verändert sich bei abgehaltenem Luftzutritt nur wenig. Ist sie dagegen mit Luft in
                              Berührung, besonders bei starker Verdünnung, so trübt sie sich etwas. Die zur
                              Kupferbestimmung dienende Lösung wird am besten in einer ähnlichen Flasche
                              aufbewahrt wie die Normal-Natronlösung. Selbst dann ist es anzurathen, jeden
                              Morgen eine Richtigstellung des Titre damit vorzunehmen. (Siehe unten die
                              Versuche.)
                           Zu diesem Zwecke bringt man 10 K. C. der Normal-Kupferlösung = 0,100 Grm. in
                              eine weiße Glasflasche von circa 250 K. C. Inhalt mit
                              geraden Wänden und fügt etwa 100 K. C. Wasser hinzu, das zweckmäßig etwa auf
                              60° C. erwärmt ist. Die Flasche läßt sich durch einen weichen Kork oder einen
                              gut eingeschliffenen Glasstopfen verschließen. Ich habe es zweckmäßig gefunden, die
                              Glasstopfen selbst mit etwas feinem Schmirgel nachzuschleifen, auch etwas mit Talg
                              einzufetten. Nun läßt man zu dieser Kupferlösung etwa 19 K. C. der nach obiger
                              Angabe bereiteten Lösung von xanthogensaurem Kali zufließen, setzt den Stopfen auf
                              und schüttelt so lange, bis die Flüssigkeit sich beim Stehen in wenigen Secunden
                              klärt, der Niederschlag zusammengeballt zur Oberfläche steigt  und die darunter stehende
                              Flüssigkeit beim Durchsehen gegen ein helles Fenster farblos und klar erscheint. Es
                              schwimmen zwar noch einzelne Theilchen des Niederschlages in der Flüssigkeit und
                              bewirken, daß dieselbe beim Daraufsehen gelblich erscheint; beim Durchsehen aber
                              ergibt sich, daß dieselbe vollkommen farblos geworden ist. Wenn die Flüssigkeit
                              etwas erwärmt ist, genügen meist schon 50–60 Schüttelschläge, um diesen Punkt
                              zu erreichen. Bei kalter Flüssigkeit sind 100–120 Schläge genügend. Bisher
                              habe ich das Schütteln mit der Hand bewirkt, doch wäre jedenfalls bei der Ausführung
                              im Großen die von Gay-Lussac angegebene
                              Schüttelmaschine schon aus dem Grunde zu empfehlen, weil man damit eine größere
                              Anzahl Bestimmungen auf einmal klar schütteln kann. Ist die Klärung erreicht, so
                              setzt man nach abgenommenem Stopfen von Neuem Reagenslösung zu, am besten etwa
                              ½ K. C.; falls noch Kupfer ungefällt ist, wird sich nach wenigen Secunden,
                              besonders beim sanften Umschwenken, unterhalb der oben schwimmenden gelben
                              Niederschlagsschicht eine gelbe Trübung einstellen, welche beim kurzen Umschütteln
                              die ganze klare Flüssigkeit gelblich trübt. Die einfallenden wenigen Tropfen des
                              Reagens brauchen einige Zeit, um die aufschwimmende Schicht des Niederschlages zu
                              durchdringen und sich mit der kupferhaltigen Flüssigkeit zu mischen. Falls nur noch
                              sehr wenig Kupfer vorhanden ist, tritt anfangs bloß eine gelbe Färbung an einzelnen
                              Stellen unmittelbar unter der schwimmenden Niederschlagsschicht ein, die sich beim
                              Umschwenken durch die ganze Flüssigkeit verbreitet und allmählich zur Trübung wird.
                              Sey nun die Reaction mehr oder weniger stark, so folgt wieder ein bis zur
                              Farblosigkeit getriebenes Schütteln. Allmählich lernt man aus rascherer oder
                              langsamerer Bildung der Trübung, aus dem stärkeren oder schwächeren Auftreten
                              derselben beurtheilen, ob man einen ferneren Zusatz mit ½ K. C. Reagens oder
                              nur 2/10 K. C. machen soll. Letzteres Volumen entspricht etwa 1 Milligrm. Kupfer.
                              Schließlich tritt bei erneutem Zusatz keine Reaction mehr ein. Die Flüssigkeit
                              bleibt auch beim Stehen und gelindem Umschwenken vollkommen klar. Man hat dann einen
                              kleinen Ueberschuß an Reagens zugesetzt. Man kann den letzten Zusatz ganz, den
                              vorletzten Zusatz nur zur Hälfte zurückrechnen. Man habe z. B. bis zu 20,6 K. C.
                              einen Niederschlag erhalten, bei dem letzten Zusatze von 0,2 K. C. sey aber die
                              Flüssigkeit klar geblieben, so rechnet man von dem vorletzten Zusatze von 0,2 K. C.
                              nur die Hälfte und 0,100 Grm. Kupfer werden demnach durch 20,5 K. C. Reagenslösung
                              gefällt. Besser ist noch das Zurücktitriren mit 1/10 Kupferlösung, welche in jedem
                              Kubikcentimeter 1 Milligrm. Kupfer enthält. Wir würden also zur klar gebliebenen
                              Flüssigkeit z. B.  1 K.
                              C. dieser Lösung zusetzen. Wir erhalten einen neuen Niederschlag, schütteln klar und
                              setzen von Neuem 1 K. C. Kupferlösung zu. Es erfolgt ein sehr schwacher
                              Niederschlag. Wir schütteln auf's Neue und setzen einen dritten K. C. der 1/10
                              Kupferlösung zu. Es erfolgt nun kein Niederschlag mehr. Wir haben dann den letzten
                              K. C. nicht mehr, den mittleren zur Hälfte und den ersten K. C. voll zu rechnen,
                              oder 0,1015 Grm. Kupfer werden gefällt durch 20,8 K. C. des Reagens. Dividire ich
                              mit 20,5 K. C. in 0,100 Grm. Kupfer, oder mit 20,8 K. C. in 0,1015 Grm. Kupfer, so
                              erhalte ich zwei fast gleiche Zahlenwerthe für 1 K. C. Reagens, nämlich 0,004878
                              Grm. und 0,004879 Grm. Kupfer. Es ist natürlich leicht, jeden Morgen eine solche,
                              höchstens 10 Minuten beanspruchende Verificirung des Titre vorzunehmen. In 4 Wochen
                              etwa gieng bei meiner Reagenslösung der Verbrauch für 0,100 Grm. Kupfer von 20,5 K.
                              C. auf 21,3 K. C., wie man sieht, keine allzugroße Unsicherheit des Titre.
                           Vor Allem wurde nun eine Reihe von Versuchen angestellt, welche wie beim Cyankalium
                              den Einfluß der Verdünnung, der Gegenwart von Ammoniaksalzen und der Temperatur auf
                              den Titrewerth ermitteln sollten.
                           a. Einfluß der
                                 Verdünnung.
                           Es wurden 1 K. C., 2 K. C., 3 K. C. und 4 K. C. der Normal-Kupferlösung
                              abgemessen und jedesmal 100 K. C. Wasser zugesetzt. Es wurden von der Reagenslösung
                              verbraucht:
                           
                              
                                 1.
                                 2.
                                 3.
                                 4.
                                 
                                 
                              
                                 2,1 K. C.
                                 4,1 K. C.
                                 6,2 K. C.
                                 8,2 K. C.
                                 oder auf 0,100 Grm. Kupfer:
                                 
                              
                                 21,00 K. C.
                                 20,55 K. C.
                                 20,66 K. C.
                                 20,5 K. C.
                                 
                                 
                              
                           Mit Ausnahme des ersten Versuches, welcher mit allzuwenig Substanz angestellt wurde,
                              um genau zu seyn, bei dem, um auf 0,100 Grm. Kupfer berechnet zu werden, ein zu
                              großer Multiplicator angewendet werden mußte, stimmen die Zahlen sehr gut überein,
                              trotz sehr verschiedener Verdünnung. 1 K. C. Reagenslösung entspricht bei
                           
                              
                                 1.
                                 2.
                                 3.
                                 4.
                                 
                                 
                              
                                 0,00479
                                 0,00488
                                 0,00484
                                 0,00488
                                 Grm. Kupfer.
                                 
                              
                           b. Einfluß der
                                 Ammoniaksalze und der Wärme.
                           1. 10 K. C. Normal-Kupferlösung, 10 K. C. Salpetersäure, dann Ammoniak bis zur
                              Sättigung, Essigsäure bis zur Sättigung und 100 K. C. kaltes Wasser.
                           2. Ebenso, nur statt der Salpetersäure ein gleiches Volumen starker Salzsäure.
                           3. Ebenso, nur statt der Salzsäure ein gleiches Volumen starker Essigsäure.
                           4. 10 K. C. Normal-Kupferlösung. 100 K. C. warmes
                              Wasser.
                           Verbraucht wurden an Reagens bei
                           
                              
                                 1.
                                 2.
                                 3.
                                 4.
                                 
                                 
                              
                                 20,5
                                 20,5
                                 20,6
                                 20,5
                                 K. C.
                                 
                              
                           Bei 4. trat, wie schon angeführt, raschere Klärung beim Schütteln ein.
                           
                           Wie man sieht, hat weder die Verdünnung, noch die Gegenwart von Ammoniaksalzen, noch
                              die Wärme einen störenden Einfluß.
                           Indem ich mich nunmehr zur Analyse der Schiefer nach dieser neuen Methode wende, muß
                              natürlich alles Kupfer nach Möglichkeit in essigsaure Lösung gebracht und von dem
                              Eisenoxyd resp. Silber möglichst isolirt werden. Wünschenswerth ist es, auch die
                              Thonerde und den Kalk abzuscheiden.
                           Hätten wir auf die Zeitdauer der Analysen keine Rücksicht zu nehmen, so geschähe
                              diese Trennung am besten jedenfalls auf folgendem Wege: Man wiegt ab, röstet, löst
                              in Königswasser, dampft zur Trockne ein, befeuchtet mit Salzsäure, filtrirt ab und
                              wäscht aus. Das Filtrat wird dann auf circa
                              60–70° C. erwärmt und Schwefelwasserstoffgas im Ueberschuß
                              durchgeleitet. Sobald die Flüssigkeit stark nach Schwefelwasserstoff riecht und klar
                              über dem schwarzen Niederschlage von Schwefelkupfer steht, wird dieser abfiltrirt
                              und mit kochendem Wasser ausgewaschen. Man bringt dann das feuchte Filter in ein
                              Becherglas, setzt etwas Wasser, Salpetersäure und Salzsäure zu und digerirt bei
                              gelinder Wärme so lange, bis der ausgeschiedene Schwefel rein gelb geworden ist. Man
                              vermeide es den Schwefel zum Schmelzen zu bringen, indem derselbe sonst Kupfersulfid
                              einschließen kann. Man filtrirt in die Schüttelflasche ab, setzt Aetzammoniak bis
                              zur Blaufärbung und Essigsäure in kleinem Ueberschusse zu, und schreitet alsdann zur
                              Bestimmung. So erhält man den Totalgehalt des Schiefers
                              an Kupfer in einer höchst genauen Weise. Da man für
                              die Richtigkeit der maaßanalytischen Bestimmung bis auf ½ Milligrm. Kupfer
                              einstehen kann, so kann man durch das Abwiegen einer genügenden Schiefermenge (10
                              bis 1 Grm.) jede gewünschte Genauigkeit erreichen. Bei 1 Grm. beträgt jeder 0,0005
                              Grm. Kupfer 0,05 Proc., bei 10 Grm. 0,005 Proc. Differenzen können bei diesem
                              Verfahren nur durch unvollständige Lösung des Kupfers und sonstige Ungenauigkeiten
                              bei der Darstellung der essigsauren Lösung entstehen. Die Bestimmungen, welche auf
                              diesem umständlichen Wege durchgeführt sind, werde ich bei der unten folgenden
                              Aufzählung der Analysen mit T (total) bezeichnen.
                           Ein zweiter kürzerer Weg beruht auf der Trennung des Kupferoxyds von Fe2O3, Al2O3 und CaO durch Ammoniak und kohlensaures Ammoniak. Auch hier
                              kann man durch umständlichere Operationen eine größere Genauigkeit erzielen. Man
                              kann zuerst die salzsaure Lösung abfiltriren, dann mit Ammoniak und kohlensaurem
                              Ammon erwärmen, abfiltriren, das gefällte Eisenoxyd und den kohlensauren Kalk nach
                              dem Auswaschen nochmals in Salzsäure lösen und auf's Neue durch Aetzammoniak  und kohlensaures Ammon
                              fällen. Ich bezeichne diese Analysen mit t. Man kann
                              ebenso gut aber auch das Abfiltriren der salzsauren Lösung unterlassen, gleich die
                              trübe Mischung mit dem ungelösten Sand und Thon durch Ammoniak und kohlensaures
                              Ammon fällen, abfiltriren, auswaschen, auf's Neue in Salzsäure lösen und von Neuem
                              durch Ammoniak etc. fällen und abfiltriren. Beide kupferhaltige Filtrate werden
                              gemischt und das Kupfer daraus bestimmt. Die letztere Modification bezeichne ich mit
                              t′. — Endlich habe ich Analysen
                              gemacht, bei welchen ich nur einmal mit Ammoniak und kohlensaurem Ammon fällte, und
                              das Gemisch von Thon, Sand, Eisenoxyd, Thonerde und kohlensaurem Kalk gut auswusch.
                              Diese Analysen bezeichne ich mit A (annähernd).
                           Derjenige Weg, den ich für die Praxis am meisten empfehlen möchte, ist folgender: Bei
                              armen Erzen werden 10 Grm., bei mittleren Erzen etwa 2–3 Grm., bei reichen
                              Erzen 1 Grm. abgewogen. Man röstet sie in einer Muffel, am besten etwa 10 Proben auf
                              einmal, und bringt dann die gerösteten Proben in Kolben, welche bis zu einer Marke
                              im Halse 250 K. C. fassen. Man fügt etwa 10 K. C. Salzsäure und 5 K. C.
                              Salpetersäure zu, und erwärmt sämmtliche Kolben auf einem Sandbade zum Kochen, das
                              man etwa 10 Minuten lang unterhält. Nun fügt man 50–100 K. C. reines heißes
                              Wasser hinzu, setzt Ammoniaklösung bis zum deutlichen Hervortreten des Geruches und
                              eine Lösung von kohlensaurem Ammon hinzu, so lange dadurch noch kohlensaurer Kalk
                              gefällt wird. Hierauf bringt man die Kolben auf das Sandbad zurück und erhitzt
                              wieder bis zum Kochen. Der anfangs sehr aufgequollene Niederschlag setzt sich dabei
                              rasch zusammen. Durch Einstellen der Kolben in kaltes, oft erneuertes Wasser kühlt
                              man den Inhalt bis zur Lufttemperatur ab und fügt endlich destillirtes Wasser bis
                              zur Marke zu. Hat man mit reichen Schiefern zu thun, also nur 1 Grm. davon
                              abgewogen, so kann man das Volumen, welches die festen Theile im Kolben einnehmen,
                              vernachlässigen. Ist aber ein armer Schiefer zu analysiren, so rechnet man für jeden
                              Gramm Schiefer einen halben Kubikcentimeter Wasser, was bei einem spec. Gewichte von
                              circa 2,0 der Wahrheit am nächsten kommt, und fügt
                              die so berechnete Wassermenge nach dem Auffüllen bis zur Marke noch aus einer
                              graduirten Pipette zu. Man mischt durch Umschütteln und hat dann das Kupfer genau in
                              250 K. C. Flüssigkeit gelöst. Man läßt etwas absetzen, was rasch geschieht, und
                              filtrirt durch ein trockenes Sternfilter in einen graduirten, in K. C. getheilten
                              Cylinder, der circa 240 K. C. fassen muß. Gewöhnlich
                              laufen 230 bis 242 K. C. ab; im Niederschlage bleiben bei armen Schiefern circa 20, bei reichen Schiefern circa 8 K. C. Lösung zurück. Von der klaren  Lösung mißt man nun 200 K. C.
                              ab und bringt sie in die Schüttelflasche. Den Rest benutzt man, um mit einer
                              titrirten Cyankaliumlösung eine annähernde Ermittelung des Kupfergehaltes
                              auszuführen, wodurch die Bestimmung mittelst xanthogensaurem Kali wesentlich
                              erleichtert wird.
                           Die so durchgeführten Analysen sind mit a bezeichnet
                              worden. Sie geben ebenso wie die Analysen A einen etwas
                              niedrigeren Kupfergehalt an, als die mit T, t und t′ bezeichneten
                              Analysen, indem das gefällte Eisenoxyd etwas Kupferoxyd mit niederreißt. Diese
                              Differenz hat sich indessen in keinem Falle so groß gezeigt, daß die Grenzen, welche
                              die Preisaufgabe gezogen, dadurch überschritten worden wären. Man kann aber auch
                              leicht eine Correctionstabelle entwerfen, in welcher durch eine Reihe von Versuchen
                              mit ziemlicher Gewißheit festgestellt ist, wie viel Procente der nach a gefundenen Kupfermenge derselben zuzurechnen sind, um
                              die totale Kupfermenge zu finden. Bei den mir vorliegenden drei Schieferproben habe
                              ich gerade die Bestimmungen T, t und t′ einerseits und die
                              Bestimmungen A und a
                              durchgeführt, um diese Constante zu ermitteln. Bezeichnet man diese mit c, so ist Textabbildung Bd. 190, S. 302
                           Was die Durchführung der Bestimmung selbst anbelangt, so wird in ganz ähnlicher Weise
                              wie bei der Gay-Lussac'schen Silberprobe vorgegangen. Man habe 10 Flaschen mit den
                              ammoniakalischen, mit Essigsäure angesäuerten Kupferlösungen von 10 verschiedenen
                              Kupferschieferproben. Man setzt annähernd nach den Ergebnissen der Cyankaliumprobe
                              in jede Flasche die nöthigen Kub. Cent. der titrirten Lösung von xanthogensaurem
                              Kali zu, indessen so, daß noch ein kleiner Antheil Kupfer voraussichtlich ungefällt
                              bleibt. Man notirt, setzt in den Schüttelapparat ein und schüttelt klar. Jetzt
                              erhält jede Flasche 0,2 K. C. der titrirten Reagenslösung zugefügt. Diejenigen
                              Flaschen, welche sich dabei nicht trüben, enthalten kein Kupfer mehr und werden
                              einstweilen zurückgestellt. Die trübe gewordenen Flaschen werden klar geschüttelt,
                              und dann auf's Neue 0,2 K. C. Reagenslösung zugefügt. Ist so bei allen Flaschen das
                              Kupfer vollständig gefällt, so wird nun mit 1/10 Kupferlösung zurücktitrirt. Alle 10
                              Flaschen bekommen jede 1 K. C. = 0,001 Grm. Kupfer zugefügt. Sie müssen sich dadurch
                              sämmtlich wieder trüben und werden blank geschüttelt. Beim Zusatz des nächsten K. C.
                              der 1/10 Kupferlösung bleiben einzelne klar, einige trüben sich schwach, die anderen
                              stärker. Bei den ersten ist die Analyse vollendet, bei den übrigen wird das
                              abwechselnde Schütteln und der Zusatz von 1/10 Kupferlösung fortgesetzt, bis wieder
                              alle Flaschen klar geblieben sind.
                           
                           Ein Schema wird die Berechnung erleichtern.
                           
                              
                                 Flasche
                                 I.
                                 II.
                                 III.
                                 IV.
                                 
                              
                                 Erhält Reagens.Titrirung 1 K. C. = 5 Milligrm. Cu.
                                 5 K. C.
                                 7 K. C.
                                 8 K. C.
                                 8 K. C.
                                 
                              
                                 Getrübt und geschüttelt.
                                 
                                 
                              
                                 0,2 K. C. Reagens
                                 klar
                                 trübe
                                 trübe
                                 trübe
                                 
                              
                                 0,2 K. C.
                                 —
                                 trübe
                                 klar
                                 trübe
                                 
                              
                                 0,2 K. C.
                                 —
                                 klar
                                 —
                                 trübe
                                 
                              
                                 0,2 K. C.
                                 —
                                 —
                                 —
                                 klar
                                 
                              
                                 1 K. C. der 1/10 Kupferlösung
                                 trübe
                                 trübe
                                 trübe
                                 trübe
                                 
                              
                                 1 K. C.
                                 trübe
                                 schwach getrübt
                                 schwach trübe
                                 klar
                                 
                              
                                 1 K. C.
                                 trübe
                                 klar
                                 klar
                                 —
                                 
                              
                                 1 K. C.
                                 klar
                                 —
                                 —
                                 —
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 0,025 - 0,0025 Grm. Cu
                                 0,035 + 0,0025 Grm. Cu
                                 0,040 + 0,0005
                                 0,040 + 0,003
                                 
                              
                                 
                                 0,0225 Grm.
                                 0,0375 Grm.
                                 0,0405 Grm.
                                 0,0430 Grm.
                                 
                              
                           Bei obigen Beispielen wurde angenommen, daß 0,2 K. C. Reagenslösung äquivalent seyen
                              1 K. C. der 1/10 Kupferlösung. Man kann sich dann auch aus 10 K. C. der
                              Reagenslösung und 40 K. C. Wasser eine 1/5 Lösung mischen, welche Volumen für
                              Volumen mit der 1/10 Kupferlösung gleichwerthig ist. Da der Titre indessen wechselt,
                              auch die allzuverdünnte Reagenslösung sich nicht lange hält, so ist es besser, bei
                              der Bestimmung bis zu einem kleinen Ueberschusse Normal-Reagenslösung
                              zuzufügen, daraus die entsprechende Kupfermenge zu berechnen und dann die beim
                              Zurücktitriren verbrauchte Menge Kupfer abzuziehen. Es liegt auf der Hand, daß der
                              letzte K. C. der 1/10 Kupferlösung, bei dem die Flüssigkeit sich nicht trübt, nicht
                              mitgerechnet wird, und daß auch der vorletzte K. C., falls er nur eine schwache
                              Trübung erzeugt, nur als 0,0005 Grm. Kupfer in Rechnung gezogen wird. Ich beziehe
                              mich in dieser Hinsicht auf die ganz analogen Berechnungen bei der Gay-Lussac'schen
                              Silberprobe.
                           Es bleibt mir nur noch übrig, die Analysen der verschiedenen Kupferschiefer nach
                              dieser Methode anzuführen.
                           KupferschieferI., das ärmste Gestein.
                           
                              
                                 I. (A)
                                 II. (a)
                                 III. (T)
                                 IV. (t′)
                                 
                              
                                 0,229 Proc.
                                 0,228 Proc.
                                 0,254 Proc.
                                 0,249 Proc.
                                 
                              
                           Constante c (s oben) 10 Proc. Beispiel:Textabbildung Bd. 190, S. 303 Proc. (T).
                           
                           Kupferschiefer III., mittleres Gestein.
                           
                              
                                 I. (A)
                                 II. (a)
                                 III. (T)
                                 IV. (t)
                                 
                              
                                 1,31 Proc.
                                 1,30 Proc.
                                 1,35 Proc.
                                 1,40 Proc.
                                 
                              
                           Constante c=5 Proc.... Beispiel:Textabbildung Bd. 190, S. 304 (T.)
                           KupferschieferII., sehr reiches
                                 Gestein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 304
                              
                           Ich glaube durch obige Analysen nachgewiesen zu haben, daß man nach dieser neuen
                              Methode eine Genauigkeit erreicht, welche auf den bisherigen Wegen nicht erreicht
                              werden konnte.
                           Die oben stehende Arbeit erhielt den ausgesetzten Preis nicht. Derselbe wurde einem
                              Probirer der Mansfeld'schen Gewerkschaft verliehen, welcher das Kupfer zuerst aus
                              saurer Lösung durch Zink fällt, das gefällte Kupfer dann in einer gemessenen Menge
                              Salpetersäure löst, mit einer gemessenen Menge Ammoniak übersättigt und endlich
                              mittelst der Cyankalium-Methode bestimmt. Es sind so die Schwierigkeiten,
                              welche ich oben berührte, in der That geschickt vermieden.
                           Ferner wurde die Luckow'sche Methode (polytechn. Journal,
                              1865, Bd. CLXXVII S. 296) prämiirt, wobei das Kupfer
                              durch den galvanischen Strom gefällt wird; die Verbesserung bestand in dem Zusatze
                              von etwas Weinstein, wodurch möglicherweise die Fällung eine vollkommenere ist.
                           Die übrigen Methoden, darunter die meinige, wurden verworfen.
                           Wenn es schon auffallend ist, daß ein Beamter der Gewerkschaft, dessen specielles Amt es ist, die Analysen für die Gesellschaft
                              durchzuführen und auf die möglichen Verbesserungen derselben zu denken, für diese
                              seine Pflichterfüllung den ausgeschriebenen Preis erhält,
                              noch dazu für eine Methode, welche bloß eine Combination älterer Verfahrungsweisen
                              ist, so ist es geradezu unerhört, daß die übrigen eingegangenen Methoden nicht
                              einmal einer praktischen Prüfung unterzogen worden sind, wie jeder Gelehrte
                              verlangen kann, der seine Zeit und Mühe an eine solche Preisaufgabe setzt. Meine
                              oben angeführte, jedenfalls bisher noch nicht bekannte Methode war der Prüfung
                              angeblich nicht unterzogen worden, weil xanthogensaures Kali nicht von den Fabriken
                              bezogen werden konnte (!).