| Titel: | Vorschlag einer Form der Dampfkessel-Böden, um dieselben widerstandsfähiger gegen äußeren oder inneren Druck herzustellen; von Carl Schultz (Firma: Gebrüder Schultz) in Mainz. | 
| Autor: | Carl Schultz | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. LXXXIX., S. 345 | 
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                        LXXXIX.
                        Vorschlag einer Form der
                           Dampfkessel-Böden, um dieselben widerstandsfähiger gegen äußeren oder inneren
                           Druck herzustellen; von Carl
                              Schultz (Firma: Gebrüder Schultz) in Mainz.
                        Mit Abbildungen.
                        Schultz, Vorschlag einer neuen Form der
                           Dampfkesselböden.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich wurden früher die Enden cylindrischer Dampfkessel halbkugelförmig in
                              Eisenblech hergestellt und zwar in höchst mühsamer Weise aus vielen Kugelabschnitten
                              zusammengenietet. Später wurden (wie jetzt noch) die Böden wohl auch kugelförmig
                              angefertigt, aber meistens in einem einzigen Stücke, und als Kugelabschnitt welcher
                              als Höhe etwa 14 Proc. des Kesseldurchmessers bekam.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 345
                              Letztere Form (b, b
                                 Fig. 1) ist ganz zweckmäßig, aber zur Herstellung
                                 ist eine sehr bedeutende Anzahl von Gußschalen erforderlich, in welche die
                                 flache runde Blechtafel, natürlich in rothglühendem Zustande, gedrückt oder
                                 geschlagen wird.
                              
                           Jeder andere Bodendurchmesser verlangt eine entsprechende andere Gußschale. Dieß ist
                              ein kostspieliger Mißstand, welcher von den Fabrikanten schwer empfunden wird.
                           Es wurde der Vorschlag gemacht, alle Böden nach übereingekommenen festen
                              Verhältnissen in steigender Scala anzufertigen, was offenbar ein Fortschritt wäre
                              und die große Zahl von Gußschalen möglichst verringern dürfte, sie jedoch nicht
                              beseitigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 345
                              Ich mußte mich ebenfalls mit dieser Frage beschäftigen und mache nach reiflicher
                                 Ueberlegung zur allgemeinen Einführung den Vorschlag: alle
                                    Kesselböden von nun an, statt in Kugelform, in Kegelform mit abgerundeter
                                    Spitze anzufertigen, wie
                                 a, a
                                 Fig. 2 zeigt.
                              
                           
                           Zur Anfertigung dieser Böden ist auf jedem Werke eine einzige Schale ausreichend, wie
                              aus den Skizzen Fig. 3–8 hervorgeht. — Das Umbiegen oder Bördeln des
                              Randes geschieht wie gewöhnlich nachträglich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 346
                              
                           Neue Kesselböden conischer Form.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 346
                              
                           Gußschale für alle Kesselböden conischer
                                 Form.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 346
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 346
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 346
                              
                           Gußschalen zum Anfertigen von Kesselböden wie
                              a, a
                              Fig. 2.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 347
                              
                           Ganz große Böden von 1½–2 Meter Durchmesser oder darüber lassen sich
                              leicht aus Zwei Kegelhälften und einem kleinen Kugelabschnitte zusammennieten.
                           Ein kegelförmiger Boden ist gewiß nicht schwächer als der kugelförmige für den Druck
                              von außen nach innen; gegen das Eindrücken ist er aber jedenfalls widerstandsfähiger
                              als ein kugelförmiger Boden, was bei der Kesselprobe unter doppeltem hydraulischem
                              Drucke sehr zu beachten ist.
                           Das Verhältniß für den kegelförmigen Boden wäre festzusetzen:
                           
                              
                                 Durchmesser des Kesselbodens
                                 =
                                 100
                                 
                              
                                 Höhe des Kegels mit der Abrundung
                                 =
                                 14
                                 
                              
                                 oder etwa 7 zu 1.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Es ist mir vorgekommen, daß bei 12 Atmosphären Wasserprobedruck die kugelförmige
                              Decke einer verticalen Feuerbüchse in einem stehenden Kessel sich plötzlich
                              eingedrückt und vollständig herumgedreht hat.
                           Ueberhaupt sollte bei der gesetzlichen Probe ein Kessel nur mit einem dem 1½
                              fachen des normalen Arbeitsdruckes entsprechenden Drucke geprüft werden, weil durch
                              den übermäßigen Druck leicht Schwächungen oder gar Verletzungen des Kessels
                              entstehen, welche in der Folge selbst bei einem geringeren Arbeitsdrucke sich nach
                              und nach vergrößern und Anlaß zu Unfällen und Explosionen geben.
                           
                           Es ist mir schwer begreiflich, warum man für Locomotiven- und Schiffskessel
                              nur 1½ fache Druckprobe vorschreibt, für alle anderen Kessel hingegen die 2
                              fache Druckprobe verlangt; ist der Dampf in ersteren Kesseln etwa weniger gefährlich
                              als in den anderen?