| Titel: | Ramsbottom's Apparat um die Locomotiven-Tender während ununterbrochenen Laufes des Zuges mit Speisewasser zu füllen. | 
| Autor: | G. M. | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. XCI., S. 351 | 
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                        XCI.
                        Ramsbottom's Apparat um die Locomotiven-Tender während
                           ununterbrochenen Laufes des Zuges mit Speisewasser zu füllen.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Ramsbottom's Apparat zum Füllen der Tender mit Wasser währ. des
                           Laufes d. Zuges.
                        
                     
                        
                           Die gesteigerten Anforderungen an die Geschwindigkeit der Eisenbahnbeförderung,
                              welche in England den Schnellzügen kaum den Aufenthalt zur Einnahme des nöthigen
                              Speisewassers gestatten, veranlaßten bekanntlich im Jahre 1861 Hrn. I. Ramsbottom in Crewe, einen Apparat zu construiren, um das
                              Wasser während ununterbrochenen Laufes des Zuges in den Tender zu befördern. Diesen
                              Zweck erreichte er durch Anwendung einer beweglichen Schöpfröhre, welche den Tender
                              mit einem  zwischen den
                              Schienen befindlichen langen Wassertroge verbindet; vermöge der Geschwindigkeit des
                              Zuges steigt das Wasser in der Schöpfröhre in die Höhe und fließt in den Tender aus.
                              Die dem Erfinder i. J. 1861 patentirte Construction seines Apparates wurde im
                              polytechn. Journal Bd. CLX S. 347 beschrieben und abgebildet.
                           Im Folgenden theilen wir die gegenwärtig auf den englischen Eisenbahnen gebräuchliche
                              Construction des Ramsbottom'schen Apparates mit.Nach dem kürzlich in Philadelphia erschienenen kleinen Werke: Recent Improvements in the Steam Engine, by John
                                    Bourne.
                           Fig. 10 zeigt
                              den Apparat im Längenschnitt durch den Tender und die Schwellen, Fig. 11 im
                              Querschnitt.
                           In der Mitte zwischen beiden Schienen ist ein langer gußeiserner Trog A mittelst Sattelhölzern so auf den Querschwellen
                              befestigt, daß seine obere Kante 3 Zoll über der oberen Kante der Schienen liegt. Er
                              ist 18 Zoll breit und 6 Zoll tief, und besteht aus einzelnen Stücken von 6 Fuß
                              Länge, deren Enden zur Herstellung einer wasserdichten Verbindung mit Nuthen für die
                              Aufnahme einer runden Kautschukschnur versehen sind. Diese Verbindung gibt den
                              Ausdehnungen des Materiales wie dem Setzen der Unterlagen und den Erschütterungen
                              der darüberfahrenden Züge nach, ohne undicht zu werden.
                           Die Schöpfröhre B zur Aufnahme des Wassers aus dem Troge
                              ist unter dem Tender angebracht; sie besteht aus Messing und hat eine lichte
                              Oeffnung von 10 Zoll Breite bei 2 Zoll Höhe. Wenn sie niedergelassen wird, erreicht
                              ihre tiefste Kante genau die Schienenhöhe und da der Trog 5 Zoll tief mit Wasser
                              angefüllt ist, so taucht sie 2 Zoll ein. An die Schöpfröhre schließt sich das oben
                              umgebogene Rohr C an und leitet das Wasser in den
                              Tender. Das Schöpfrohr B dreht sich mit angegossenen
                              Zapfen in den am Tenderboden befestigten Lagern D. Durch
                              Anziehen der Zugstange F wird es niedergelassen, wobei
                              der Handgriff so lange angehalten werden muß, als das Einfließen des Wassers dauern
                              soll. Sobald der Griff nachgelassen wird, hebt das Gegengewicht E das Rohrende etwas in die Höhe, damit keine
                              Beschädigung desselben eintreten kann. Die Tiefe des Eintauchens wird durch zwei
                              Stellschrauben je nach dem Ablaufen der Tenderbandagen regulirt. Um das Spritzen des
                              Wassers zu vermindern, sind die Seitenwände an der Mündung des Schöpfrohres schräg
                              abgeschnitten; die Oberkante steht 2 bis 3 Zoll vor der Unterkante vor und ist
                              aufwärts gebogen.
                           
                           Die Länge des Troges beträgt 441 Yards (343 Meter) und auf die gleiche Länge liegt
                              die Bahn vollständig horizontal; dann erheben sich die Schienen mit einer Steigung
                              von 1 zu 100 auf die Länge von 16 Yards (14,6 Meter) nach jeder Seite, so daß die
                              Schienen längs dem Troge 6 Zoll tiefer liegen als am Ende der beiden Steigungen von
                              1 zu 100. Die Tiefe des Troges nimmt mit den steigenden Schienen in gleichem Maaße
                              ab, bis er zur Plattendicke ausläuft; hierdurch ist es möglich, ihn an den
                              zulaufenden Enden durch die gleichen Sattelhölzer zu unterfüttern, wie in der Mitte.
                              An jedem Ende befindet sich ein Ueberlaufrohr, damit der Wasserstand beständig in
                              gleicher Höhe erhalten bleibt. An der Stelle wo der Trog angebracht wurde, liegt die
                              Bahn in einer Curve von einer engl. Meile Radius und die äußere Schiene ist gegen
                              die innere um einen Zoll gehoben. Damit nun der Trog horizontal liegt, sind die
                              Sattelhölzer schräg geschnitten. Die durch die Lage der Schienen bedingte schräge
                              Lage des Tenders und somit auch des Schöpfrohres hindert das richtige Aufnehmen des
                              Wassers nicht.
                           Wie oben gesagt, hat der Trog 5 Zoll Wassertiefe und das Rohr taucht 2 Zoll tief ein;
                              somit bleiben unter dem Rohre noch 3 Zoll Wasserstand, damit sich Asche oder Steine
                              und andere Verunreinigungen absetzen können. Bei dieser Einrichtung des Troges ist
                              es nicht möglich, daß er durch herabhängende Ketten oder Kuppelungen beschädigt
                              werde und Versuche, bei welchen Ketten und Haken nachgeschleift und durch den Trog
                              gezogen wurden, haben gezeigt, daß man hierdurch keine Zerstörung zu befürchten
                              habe.
                           In dem letzten strengen Winter mußte jeden Morgen das Eis mittelst eines von Hand
                              gedrückten Eispfluges von der Oberfläche entfernt werden, während sich unter Tag nur
                              dünne Eiskrusten bildeten, welche bei dem Durchgange des Saugrohres jedesmal
                              aufgerissen und entfernt wurden.
                           Die Thätigkeit dieses Apparates beruht auf dem Principe, daß das Wasser, welches die
                              untere Oeffnung eines Rohres mit einer gewissen Geschwindigkeit erreicht, sich in
                              dem Rohre bis zu einer gewissen Höhe erhebt. Bei unserem Apparate findet der
                              umgekehrte Fall statt, die Röhre bewegt sich gegen das ruhende Wasser und die
                              theoretische Steighöhe des Wassers ist diejenige Höhe, von welcher ein Körper
                              herabfallen müßte, um die Geschwindigkeit des Rohres in dem Troge zu
                              erreichen.— Die Höhe von der oberen Schienenkante bis zum Ausflusse des
                              Rohres beträgt 7½ Fuß. Diese Steighöhe erfordert theoretisch eine
                              Geschwindigkeit von 15 engl. Meilen in der Stunde und die angestellten Versuche
                              haben ergeben, daß das Wasser bei dieser Geschwindigkeit aus dem Troge  aufgesogen und in dem Rohre bis
                              zur Ausflußhöhe gehoben wurde; es stieg dann aber nicht mehr, sondern blieb auf
                              dieser Höhe und ergoß sich nicht in den Tender. Eine etwas gesteigerte
                              Geschwindigkeit überwindet die Reibungen und fördert das Wasser in den Tender. Das
                              Maximum des Effectes erreichte man bei der Geschwindigkeit von 35 engl. Meilen per Stunde; das gehobene Quantum bei dem Durchgange
                              durch den ganzen Trog betrug hierbei 1148 Gallons. Die Versuche zeigten jedoch, daß
                              sich der Effect bei Geschwindigkeiten über 22 Meilen sehr langsam steigert, indem
                              hierbei schon beinahe die obige Wassermenge aufgenommen wurde. Der Grund hiervon ist
                              wohl der, daß bei einer größeren Geschwindigkeit des Rohres in dem Troge, die Dauer
                              der Wirkung des Apparates abgekürzt wird, daher sich bei Ueberschreitung einer
                              gewissen vortheilhaftesten Geschwindigkeit die schnellere Ausströmung des Wassers
                              aus dem Rohre mehr und mehr aufhebt.
                           
                              G. M.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
