| Titel: | Zur Theorie der Turbinen; von de Pambour. | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. XCIV., S. 359 | 
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                        XCIV.
                        Zur Theorie der Turbinen; von de Pambour.
                        Nach den Comptes rendus, t. LXVII p. 292; aus dem
                           polytechnischen Centralblatt, 1868 S. 1307.
                        de Pambour, Theorie der Turbinen.
                        
                     
                        
                           In der Abhandlung über die Theorie der Turbinen, welche ich im vorhergehenden Jahre
                              veröffentlichte (polytechn. Journal Bd. CLXXXII S, 264
                              und Bd. CLXXXIV S. 389), ist eine Formel entwickelt,
                              vermittelst welcher man den Wasserverbrauch einer Turbine bei beliebiger
                              Geschwindigkeit berechnen kann, wenn man ihre Dimensionen und die übrigen
                              Bedingungen ihrer Arbeitsverrichtung kennt.
                           Diese Formel beruht auf der Betrachtung, daß, wenn das Turbinenreservoir nicht
                              unveränderlich an seiner Achse befestigt wäre, es in Folge des Ausflusses des
                              Wassers und der Krümmung der Leitschaufeln eine Drehbewegung um diese Achse annehmen
                              würde; und wenn man diese Bewegung als gleichförmig annimmt, wie sie es bei der
                              Turbine in der That ist, so ist die Arbeitsquantität, welche von der die Drehung
                              veranlassenden Kraft, d. h. der Centrifugalkraft der Leitschaufeln, entwickelt
                              werden würde, gleich derjenigen Wirkung, welche die Summe der entgegengesetzt
                              gerichteten Widerstände ausübt. Andererseits kann man aber annehmen, daß die
                              Widerstände, welche unter Annahme eines beweglichen Reservoirs zu überwinden sind,
                              nicht wesentlich von denen abweichen, welche sich bei einem festen Reservoir
                              ergeben. Für den letzteren Fall sind die Widerstände folgende: Der Verlust an
                              lebendiger Kraft beim Eintritt in das Reservoir, der Widerstand der Canalwände und
                              der durch die Krümmung der Leitschaufeln entstehende Widerstand. Bei einem
                              beweglichen Reservoir würden die ersten beiden Widerstände dieselben seyn und der
                              dritte würde durch die Zapfenreibung, die hier sehr klein ist, ersetzt werden. Man
                              kann daher annähernd annehmen, daß die Summen der Widerstände in beiden Fällen
                              gleich sind; auch kann man nöthigenfalls die Arbeit der überwundenen Widerstände
                              durch die Arbeit der Centrifugalkraft ersetzen. Daher bleibt nur noch diese letztere
                              zu berechnen übrig.
                           Sind H die effective Höhe
                              des Wassers im Reservoir, v die äußere und v2 die innere
                              Umfangsgeschwindigkeit der Turbine, O1 der contrahirte Querschnitt
                              des Reservoirs beim Eintritt in die Leitschaufeln, O die Summe der contrahirten Querschnitte beim
                              Austritt, r1 und r2 die  äußeren und inneren Krümmungshalbmesser der Canäle, so
                              haben wir den Wasserverbrauch erhalten (polytechn. Journal Bd. CLXXXIV S.
                                 390):
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 360
                              
                           Diese Formel empfiehlt sich durch ihre Einfachheit. Da man aber im Allgemeinen mehr
                              Vertrauen zu einer Formel hat, die auf der unmittelbaren Bestimmung der der Bewegung
                              entgegengesetzten Widerstände beruht, so soll auch diese entwickelt werden.
                           Die Geschwindigkeit des aus dem Reservoir in die Turbine überströmenden Wassers
                              ergibt sich bekanntlich aus der effectiven Höhe des Wassers im Reservoir und der
                              Centrifugalkraft des Rades der Art, daß die Geschwindigkeit ohne Rücksicht auf
                              Widerstände durch die Formel U2=2gH + υ 2 - υ 22 oder P
                              U2 = 2 gHP + P (υ 2-υ 22) bestimmt wird.
                           Wenn man aber
                           1) nach Poncelet den Contractionscoefficient im Reservoir
                              mit μ, den oberen Querschnitt mit A und den contrahirten Querschnitt der
                              Austrittsöffnungen mit O
                              bezeichnet, so wird der Verlust an lebendiger Kraft beim Eintritt in das Reservoir
                              ausgedrückt durch:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 360
                              
                           2) Nennt man S die Summe der
                              Canalquerschnitte, L ihre
                              Länge, C den gesammten
                              benetzten Umfang, U1 die Geschwindigkeit des hindurchgehenden Wassers,
                              so ist nach den hierüber bekannten Versuchen der Arbeitsverlust durch den Widerstand
                              der Wände
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 360
                              
                           3) Es sind zwei Kniee vorhanden. Das erste wird durch die Krümmung der Leitschaufeln
                              gebildet und das zweite durch den Anschluß der Leitschaufeln an den Austrittscanal,
                              wodurch die Schaufelcanäle in prismatische Durchgänge von gleich großem Querschnitt
                              übergeführt werden. Nennt man i und i1 die Ablenkungswinkel bei diesen beiden Knieen und
                              n und n1 die Zahl der Ablenkungen bei jedem Winkel, so ist nach d'Aubuisson der durch die Kniee entstehende
                              Arbeitsverlust:
                           0,0123 (nsin2
                              i + n1sin2
                              i1) P
                              U12.
                           Diese beiden letzten Werthe drücken, wenn der Factor P
                              heraus gelassen wird, Gefällverluste aus, welche, multiplicirt mit 2g, in die Gleichung der lebendigen Kräfte eingeführt
                              werden können. Wenn man 
                              diese Einführung, selbstverständlich mit negativen Vorzeichen, bewirkt und
                              berücksichtigt, daß
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 361
                              
                           ist, so erhält man für den Wasserverbrauch in der Secunde
                              folgende Gleichung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 361
                              
                           Um die Resultate der vorstehenden Formel zu prüfen, hat sie der Verf. auf die bereits
                              erwähnten Versuche an der Mühlbacher Turbine angewendet. Gegeben sind für die
                              Rechnung: Halbmesser des Reservoirs oben 0,66 Met., woraus sich nach Abzug des
                              Mittelcylinders der Querschnitt A = 1,1561 Quadratmeter ergibt; Contractionscoefficient im
                              Reservoir nach Morin 0,6; innerer Halbmesser des
                              Ringschützen 0,580; contrahirter Querschnitt des Reservoirs beim Eintritt in die
                              Leitschaufeln 0,4644 Quadratmeter (die letzteren beiden Zahlen 0,580 sind in der
                              früheren Mittheilung 0,567 und 0,3526 angegeben, in dem Bericht an die Akademie aber
                              später corrigirt worden); contrahirte Querschnitte der Austrittsmündungen des
                              Reservoirs bei den sechs Versuchsreihen 0,06804; 0,11839; 0,18825; 0,24192; 0,24192;
                              0,28577 Quadratmeter. Zur Berechnung des Widerstandes der Wände haben wir Länge der
                              Canäle L=0,44 Meter;
                              benetzten Umfang an den 24 Canälen C = 24 . 0,6733; Summe der mittleren Canalquerschnitte S = 24 . 0,022. Der
                              Krümmungswiderstand wird durch folgende Angaben bestimmt: Erstes Knie:
                              Krümmungshalbmesser 0,3 Met.; Krümmungswinkel 107° Ablenkungswinkel i = 43°, 51′;
                              Zahl der Ablenkungen n = 1.
                              zweites Knie: Krümmungshalbmesser 0,15 Met.; Krümmungswinkel 156°;
                              Ablenkungswinkel 63°, 45′; Zahl der Ablenkungen 1.
                           Mit Hülfe dieser Werthe berechnet sich der Gefällverlust durch den Widerstand der
                              Wände zu 0,0049 und der Gefällverlust durch den Krümmungswiderstand 0,0158 Met.
                           Durch Einführung dieser Zahlen erhält man die folgende Tabelle. Die Rechnungswerthe
                              differiren von den Versuchswerthen und von den Rechnungswerthen nach der früheren
                              Formel um ungefähr 1 Procent. Die Gesammtsumme beträgt nämlich nach den Versuchen
                              131635, nach der neuen Formel 130864, nach der früheren Formel 131731.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 362
                              Versuchsnummer.; Gefällhöhe.;
                                 Geschwindigkeit v.; Geschwindigkeit v2.; Wasserquantum;
                                 nach der Rechnung.; nach den Versuchen.; Versuchsnummer.; Gefällhöhe.;
                                 Geschwindigkeit v.; Geschwindigkeit v2.; Wasserquantum;
                                 nach der Rechnung; nach den Versuchen; Meter.; Meter.; Meter.; Liter.; Liter.;
                                 Gesammtsumme