| Titel: | Ueber einige amerikanische Processe zur Entschwefelung goldhaltiger Erze; von Adolph Ott in New-York. | 
| Autor: | Adolph Ott | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. CIII., S. 388 | 
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                        CIII.
                        Ueber einige amerikanische Processe zur
                           Entschwefelung goldhaltiger Erze; von Adolph Ott in New-York.
                        (Schluß von S.
                              295 des vorhergehenden Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Ott, über einige amerikanische Processe zur Entschwefelung
                           goldhaltiger Erze.
                        
                     
                        
                           IV.Bruckner's Röstflammofen mit
                                 rotirendem Herde.
                           In den gewöhnlichen Röstflammöfen ist es nöthig, das Erz mit einer Krücke oder einem
                              Spatel fortwährend umzuwenden, theils um die oberflächlich heißen Theile unter
                              kältere zu mengen, theils um eine gleichmäßige Hitze zu verbreiten und die der
                              Lufteinwirkung unterzogenen Oberflächen zu vergrößern. Um Zeitaufwand und Handarbeit
                              zu ersparen, läßt Parkes in seinem Doppelofen durch
                              maschinelle Vorrichtung den Krähl über die horizontale Röstfläche sich bewegenBruno Kerl's Handbuch der metallurgischen
                                    Hüttenkunde, Bd. I, Tafel X Fig. 248 und 249. und Brunton läßt in seinem Zinnerzröstofen bei feststehenden Krählen den
                              conischen Herd rotiren.Ebendaselbst, Tafel X Fig. 241 und
                                    242.
                           In der nun zu besprechenden Erfindung bildet der Herd einen eisernen, an beiden Enden
                              offenen und inwendig glasirten Cylinder; derselbe befindet sich, wie Fig. 4
                              Tab. VI veranschaulicht, in horizontaler Lage
                              zwischen der Feuerbrücke und dem Fuchs, und wird durch Kettenräder in Bewegung
                              gesetzt. Die Flamme streicht über das Erz hinweg. —  Eine weitere Eigenthümlichkeit
                              dieses Ofens besteht darin, daß an den Innenwänden des Cylinders schraubengangartig
                              geformte Rippen angebracht sind, welche diagonal und zu beiden Seiten in
                              entgegengesetzter Richtung verlaufen, so daß das Röstmehl bei jeder Umdrehung von
                              den heißeren, der Feuerbrücke nahe liegenden Stellen, nach den kälteren, dem Fuchse
                              nahen, und von da wieder zurückgeschafft wird. Nebstdem ist die Einrichtung
                              getroffen, daß beim Oeffnen der in der Mitte angebrachten Thür das Erz in einigen
                              Umdrehungen entleert wird.
                           Bruckner liefert Oefen von zweierlei Größen. Der eine ist
                              9 Fuß lang, hat 3 Fuß Durchmesser und ist für 1400 Pfd. Erzmehl bestimmt. Der andere
                              ist 6 Fuß lang, hat 2 Fuß Durchmesser und ist für 800 Pfd. Erz bestimmt. Zum Betrieb
                              des größeren Ofens ist eine Pferdekraft hinreichend, der kleinere erfordert ¾
                              einer solchen; mit jenem soll man im Stande seyn, 3 Tonnen Schwefelkies binnen 24
                              Stunden todt zu rösten. Nach der Behauptung des Erfinders kann sein Apparat in
                              weniger Zeit und mit geringeren Kosten hergestellt werden als ein gewöhnlicher
                              Reverberirofen, und ist für jede Art der Entschwefelung anwendbar, auch soll ein
                              Arbeiter im Stande seyn sechs in Gang befindliche Oefen zu überwachen.
                           Nach Bruckner sind in Washoe vier gewöhnliche Flammöfen
                              zum Entschwefeln von fünf Tonnen Erz in 24 Stunden erforderlich und beanspruchen
                              dieselben zu ihrem Betriebe:
                           
                              
                                 die Bedienung von 12 Arbeitern à 3½
                                    Doll. per Tag
                                 42
                                 Doll.
                                 
                              
                                 3½ Cord Holz (1 Cord = 128 engl. Kubikfuß) à 12 Doll
                                 42
                                 Doll.
                                 
                              
                                 500 Pfd. SalzSalz wird zur Entschwefelung von Erzen gebraucht, welche Kalkspath,
                                          Schwer spath und Magnesiaverbindungen enthalten, und dem
                                          Chlorationsprocesse unterworfen werden sollen.
                                    à 50 Cents
                                 25
                                 Doll.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 109
                                 Doll.
                                 
                              
                           Sonach belaufen sich die Kosten der Röstung per Tonne auf
                              21 Doll. 80 Cents.
                           Dagegen soll nach dem Erfinder in 24 Stunden die nämliche Quantität Erz in zweien
                              seiner größeren Oefen geröstet werden können, wozu nach ihm erforderlich sind:
                           
                              
                                 1 Arbeiter
                                 3
                                 Doll.
                                 50
                                 Cents.
                                 
                              
                                 2 Cord Holz
                                 24
                                 Doll.
                                 —
                                 Cents.
                                 
                              
                                 500 Pfd. Salz
                                 25
                                 Doll.
                                 —
                                 Cents.
                                 
                              
                                 7 Proc. der Kraft einer 30pferdigen Dampfmaschine
                                 3
                                 Doll.
                                 50
                                 Cents.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 56
                                 Dollars.
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Die Kosten der Entschwefelung per Tonne betragen also 11
                              Doll. 20 Cents; sonach würden per Tonne 10 Doll. 60
                              Cents erspart.
                           Der Haupteinwurf, welcher gegen die in diesem Lande der Probe unterworfenen Röstöfen
                              mit maschinellen Vorrichtungen bis jetzt gemacht wurde, ist der, daß sie zu leicht
                              außer Ordnung gerathen und deßhalb öfterer Reparatur bedürfen. Dieser Uebelstand mag
                              begründet seyn, dürfte aber durch künftige Verbesserungen der Apparate wohl
                              beseitigt werden.
                           
                        
                           V.Der sogen.
                                 Wasser-Ofen (water-furnace) von J. Whelpley und J. Storer.
                           Das Princip, auf welches das Verfahren von Whelpley und
                              Storer zum Zugutemachen kiesiger Erze begründet ist,
                              besteht in dem Blasen des Erzmehles durch die Flamme, mit gleichzeitiger Zufuhr von
                              Kohlenstaub, wenn die Erze, welche oxydirt werden sollen, nur wenig Schwefel
                              enthalten. Bei Mineralien von stark kiesiger Beschaffenheit wird das staubförmige
                              Brennmaterial, welches aus schwefelhaltiger Steinkohle oder Braunkohle, Torf,
                              Blätter- oder Posidonienschiefer bestehen kann, nur anfänglich angewandt. In
                              beiden Fällen dient es jedoch bloß zur Erzeugung des nöthigen Hitzegrades. Das Erz
                              kommt in einer Vertheilung zur Anwendung, wobei jeder Kubikzoll eine Oberfläche von
                              beiläufig 300 Quadratfuß repräsentirt.
                           In Verbindung mit dem eigentlichen Röstproceß steht eine Zugutemachung auf nassem
                              Wege, bezüglich deren wir auf die im vorigen Jahre in diesem Journal erschienene
                              Beschreibung verweisen.Hunt's Bericht über die allgemeine metallurgische
                                    Methode des Ausbringens geschwefelter Erze von Whelpley und Storer, im polytechn.
                                    Journal Bd. CLXXXV S. 285.
                           Der Proceß wird nicht nur für geschwefelte Gold- und Silbererze, sondern auch
                              für arme geschwefelte Kupfererze, sowie für kupferreichere Erze und Producte
                              empfohlen, wo ein Silbergehalt gleichzeitig zu Gute gemacht werden soll. Auch sollen
                              mittelst desselben arsenhaltige Erze ohne Belästigung aufgearbeitet worden seyn.
                           Fig. 3 auf Tab. VI stellt den Apparat im Durchschnitt dar.
                           F ist ein doppelwandiger hohler Thurm oder Schlot, aus
                              feuerfesten Steinen in Form eines abgestumpften Kegels gebaut. Seine Höhe ist 18
                              Fuß; am oberen Ende hat er 3 Fuß, am unteren 4 Fuß Durchmesser.
                           
                           Von der Basis von F geht ein horizontal geführter Canal
                              I aus, welcher 60 Fuß lang ist. Sein Boden bildet
                              das Wasserreservoir L, in welchem eine liegende Schnecke
                              (archimedische Schraube) K sich bewegt, um das oxydirte
                              Erz zur vollständigen Auslaugung in fortwährender Bewegung zu erhalten. M ist die Wasserlinie.
                           Rings um den oberen Theil des Thurmes sind vier Feuerungsräume E, E. so angelegt, daß sie zusammen ein Kreuz bilden. Ihre oberen Theile
                              sind gewölbt und schließen sich dem Thurme in der Weise an, daß sie mit demselben
                              einen abwärtsziehenden Rauchfang bilden. Auf dem Gewölbe ruht ein in der Mitte mit
                              einer Füllöffnung versehener Dom.
                           a ist ein sogenanntes Sprührad (spray wheel); es befindet sich am Ende des horizontalen Canales, und dient
                              einestheils zur Erzeugung eines Zuges, anderntheils zur Condensation der gebildeten
                              Gase und Dämpfe, sowie der von denselben mechanisch mitgerissenen Erztheile. Weiter
                              hinten befindet sich ein zweites Rad von derselben Construction (auf der Zeichnung
                              nicht dargestellt), welches mit dem ersteren durch C, B
                              in Verbindung steht.
                           P ist eine Röhre zum Abführen der condensirten Producte
                              nach dem Wasserreservoir. D ist ein hölzerner Kamin.
                           G, G. und H, H. sind
                              Oeffnungen zum Beobachten des Ganges der Operation; mittelst derselben kann überdieß
                              durch Einführen eines Wasserstrahles der Flugstaub von den Wänden gewaschen
                              werden.
                           O ist ein Gebläse zum Zuführen der zur Oxydation des
                              Erzes erforderlichen Luft. N ist ein Gebläse zum
                              Zuführen von Erz oder Brennmaterial.
                           Die Operation wird damit eingeleitet, daß der Behälter L
                              mit Wasser gefüllt und Feuer angemacht wird. Hierauf werden die Sprühräder in
                              Bewegung gesetzt; sie bewirken, daß die Flammen in dem Thurm hinabgezogen werden und
                              denselben anheizen. Bald darauf werden die Gebläse für die Luft- und
                              Brennmaterialzufuhr in Bewegung gesetzt. Bedenkt man, daß ein Kubikzoll Kohle, zu
                              Partikelchen von 1/500 Zoll im Durchmesser zertheilt, der Luft eine Oberfläche von
                              beiläufig 21 Quadratfuß darbietet, so kann man sich eine Vorstellung von der unter
                              diesen Umständen erzielten Wärmeentwickelung machen; dieselbe soll nach Sterry Hunt so bedeutend seyn, daß eine quer durch die Flamme
                              gehaltene Eisenstange von 1 Zoll Durchmesser innerhalb 30 Secunden sich wie Wachs
                              biegt. 50 Pfd. Holzkohlenstaub erzeugen nach den Erfindern eine Flamme von 20 Fuß
                              Länge und 3 Fuß Durchmesser, welche eine Stunde andauert.
                           
                           Wenn die Hitze am größten ist, wird mit der Brennmaterial-Speisung aufgehört
                              und anstatt desselben Erz zugeführt; der Luftstrom wird jedoch beibehalten. Wir
                              haben somit alle Bedingungen zu einer fast augenblicklichen Oxydation; in der That
                              geht dieselbe so rasch vor sich, daß ein Ofen von den angegebenen Dimensionen 2
                              Tonnen stark geschwefelten Kieses per Stunde bis auf
                              höchstens 1 Proc. rückständigen Schwefel oxydirt.
                           Die in Wasser unlöslichen Antheile der Erze werden durch die Schraube
                              herausgeschafft, während die löslichen nach der (a. a. O. beschriebenen) sinnreichen
                              Methode von Whelpley und Storer zugutegemacht werden. Hinsichtlich Brennmaterial- und
                              Arbeitsersparniß leistet jedenfalls das beschriebene Verfahren Vorzügliches; dabei
                              ist dessen Ausführung keineswegs mit Schwierigkeiten verbunden.Indem wir vorläufig diese Aufsätze beschließen, stellen wir an alle in
                                    Nordamerika fich aufhaltenden Techniker, welche im Besitze neuer
                                    metallurgischer Röstprocesse sind, das Ersuchen, uns mit allen Materialien
                                    zu versehen, welche zu einem sorgfältigen Studium derselben nothwendig sind.
                                    Zusendungen werden unter der Addresse des Verfassers durch das Bureau des
                                    American Journal of Mining (37 Park Row, New-York)
                                    erbeten.
                           
                        
                     
                  
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