| Titel: | Chemische Notizen; von Franz Reindel. | 
| Autor: | Franz Reindel | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. CV., S. 395 | 
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                        CV.
                        Chemische Notizen; von Franz Reindel.
                        Reindel, chemische Notizen.
                        
                     
                        
                           1. Ueber Renard's Verfahren zur
                                 volumetrischen Bestimmung des Zinkes.
                           Aus den Comptes rendus t. LXVII p. 450 wurde in diesem Bande des polytechn. Journals (erstes
                              Novemberheft) S. 229 ein Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des Zinkes von A.
                              Renard mitgetheilt, welches bei Anwendung der
                              Berechnungsweise des Verfassers zu unrichtigen Resultaten führen muß. Renard begeht nämlich denselben Fehler wie Galetti,Galetti, volumetrische Bestimmung des Zinkes, im
                                    Journal für praktische Chemie Bd. XCIV S. 398.
                                    — Will's Jahresbericht für 1864, S.
                                    710. indem er annimmt daß „alles Zink in Form von
                                 Zinkeisencyanür niedergeschlagen werde,“ wenn man eine bestimmte
                              Menge von Kaliumcyanür mit der Lösung eines Zinksalzes versetzt. Es ist aber längst
                              bekannt, daß der Niederschlag kaliumhaltig ist, und auch von mir wurde im Jahrgang
                              1867 des Journals für praktische Chemie nachgewiesen, daß durch Behandlung desselben
                              mit Aetznatron nicht Na4
                              CfyCfy = Fe2Cy6. Ich betrachte die gelben
                                    Blutlaugensalze R4Cfy als Ferrocyanüre, und die rothen
                                    Verbindungen R3Cfy als Ferrocyanide.
                              sondern Textabbildung Bd. 190, S. 395 entsteht, demnach das sogenannte  Ferrocyanzink nicht als Zn4Cfy, wohl aber als
                              Textabbildung Bd. 190, S. 396 betrachtet werden muß. Ein ganz ähnlicher Fall findet beim Hatchett's Braun statt, dasselbe ist Textabbildung Bd. 190, S. 396 und nicht Cu4Cfy. Zu dessen Darstellung braucht man daher
                              auf 1 Aequiv. K4Cfy. 6 HO (=423) nicht 4
                              Aequivalente, sondern nur 3 Aequiv. von CuO, SO3, 5HO.
                           Bei Berücksichtigung des Umstandes, daß K4Cfy nur 3 Aequiv.
                              einer Zinkverbindung zersetzt, wird die Methode von Renard sicherlich gute Resultate geben.
                           
                        
                           2. Verwendungen des löslichen
                                 Berlinerblau's.
                           Im Jahrgang 1867 des Journals für praktische Chemie habe ich nachgewiesen, daß die
                              Formel jenes Niederschlages, welcher durch gelbes Blutlaugensalz in
                              Eisenoxydverbindungen entsteht, als Textabbildung Bd. 190, S. 396 anzusehen ist, und nach folgender Gleichung gebildet wird:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 396
                              
                           Textabbildung Bd. 190, S. 396 ist das sogenannte lösliche Berlinerblau. Zu dessen Darstellung gibt E.
                              Brücke im Archiv für mikroskopische Anatomie, Bd. II (1866)Will's Jahresbericht für 1866, S. 288. —
                                    Polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 157. eine
                              Vorschrift in folgender Weise:
                           
                              „Um lösliches Berlinerblau, wie es von Anatomen zu Injectionen verwendet
                                 wird, zu erhalten, gießt man eine mit dem doppelten Volum gesättigter
                                 Glaubersalzlösung vermischte Lösung von 1 Th. Eisenchlorid in 10 Thln. Wasser in
                                 das gleiche Volum einer Blutlaugensalzlösung, welche im Liter 217 Gramme Salz
                                 enthält und ebenfalls mit dem doppelten Volum der Glaubersalzlösung versetzt
                                 ist. Der Niederschlag wird mit Wasser gewaschen, bis dieses eine blaue Farbe
                                 annimmt und dann getrocknet.“
                              
                           Die betreffenden Gewichtsverhältnisse sind hier annäherungsweise, aber nicht ganz
                              richtig. Wenn 1 Th. Fe2Cl3Vorausgesetzt, daß wasserfreies Fe2Cl3 gemeint ist. Der Ausdruck
                                    „Eisenchlorid“ ist in obigem Recepte sehr
                                    unbestimmt. in 10 Th. Wasser gelöst wird, so sind 100 Gramme Fe2Cl3 in 1 Liter Wasser.
                              Diese erfordern aber zu ihrer völligen Zerlegung nicht bloß 217 Gramme K4Cfy. 6 HO, sondern 260 Gramme. Der Zusatz von Glaubersalz ist
                              nicht nothwendig, aber insofern nützlich, als dadurch die völlige Ausscheidung  des löslichen
                              Berlinerblau's befördert wird. Etwas Weingeist kann zu diesem Zwecke ebenso gut
                              Verwendung finden.
                           Das einfachste Recept zur Gewinnung des löslichen Berlinerblau's ist wohl folgendes:
                              Man löst 1 Gewichtstheil Eisendraht in so viel Königswasser, daß alles Metall in Fe2Cl3 verwandelt ist,
                              und setzt dann eine beliebig starke wässerige Lösung von 7,5 Gewichtsth.
                              Kaliumferrocyanür (K4Cfy. 6 HO oder gelbes Blutlaugensalz)
                              und etwas Weingeist zu. Der Niederschlag wird auf eine Filter gebracht, einigemal
                              mit Wasser gewaschen und dann an der Luft getrocknet. Durch Erhitzen bis 100°
                              C. verliert Textabbildung Bd. 190, S. 397 (Kaliumdieisenferrocyanid) sein Wasser und wird dadurch unlöslich.
                           Das Kaliumdieisenferrocyanid muß mit destillirtem Wasser (Regenwasser) behandelt
                              werden, weil es durch die Kalksalze des Brunnenwassers Zersetzung erleidet. Die
                              Lösung ist prachtvoll blau, hält sich jahrelang, und eignet sich zur Wassermalerei,
                              besonders zur Herstellung des blauen Tones für Wasser auf Landkarten ganz
                              ausgezeichnet. In dieser Richtung wünschte ich, daß Techniker Versuche mit dem
                              löslichen Berlinerblau anstellen möchten.
                           Eine sehr verdünnte Lösung von Kaliumdieisenferrocyanid läßt sich in manchen Fällen
                              als ein vorzügliches Reagens auf Spuren von löslichen Basen oder einfachen
                              Carbonaten verwenden.
                           
                        
                           3. Ueber eine grüne
                                 Kupferfarbe.
                           Wenn man Kupfervitriol im Ueberschuß in seiner siedenden Lösung mit Basen oder
                              Alkalicarbonaten behandelt, so entstehen grüne basische Salze von folgender
                              Zusammensetzung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 397
                              
                           
                              
                              Diese 2 HO können bei 250° C. ausgetrieben
                                 werden.
                              
                           Von diesen basischen Sulfaten haben eine wirklich schöne Farbe nur jene Verbindungen,
                              welche durch Ammoniak oder kohlensaures Ammoniak dargestellt werden. Auf sie möchte
                              ich Techniker hiermit aufmerksam gemacht haben.