| Titel: | Bemerkungen über die Methode der Ausbeute-Bestimmung in Rübenzucker-Fabriken; von Dr. C. Stammer. | 
| Autor: | Karl Stammer [GND] | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. CVII., S. 402 | 
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                        CVII.
                        Bemerkungen über die Methode der
                           Ausbeute-Bestimmung in Rübenzucker-Fabriken; von Dr. C. Stammer.
                        Stammer, über die Methoden der Ausbeute-Bestimmung in
                           Rübenzuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Eines Nachweises für die Wichtigkeit der Ausbeutebestimmung in
                              Rübenzucker-Fabriken bedarf es im Allgemeinen nicht. Jeder Fabrikant weiß,
                              daß eine Beziehung zwischen der Höhe der Ausbeute und dem Zuckergehalt der Rüben
                              besteht, und daß diese Beziehung in den einzelnen Fällen einen Maaßstab für die Güte
                              der Arbeit liefern muß.
                           Natürlich kann die Ausbeute in verschiedenen Stadien der
                              Fabrication bestimmt werden und zwar vornehmlich am Ende der Gesammt-Arbeit
                              oder in einem dem Beginn der Arbeiten nahe gelegenen Punkte. Im ersteren Falle, bei
                              Zugrundelegung der fertigen Handelswaare, erhält man ein Urtheil über das durch sämmtliche Arbeitsstadien zusammengenommen erreichte
                              Ziel; besserer oder geringerer Erfolg ist dann nicht mehr auf einen bestimmten Zweig
                              der Arbeit zurückzuführen. Im letzteren Falle dagegen geschieht die Bestimmung der
                              Auslieferung in der Regel und am sichersten bei der Füllmasse, d. h. nach Fertigstellung eines bestimmten Halbfabricates von
                              unschwer nach Quantität und Qualität zu erkennender Beschaffenheit. Diese
                              Ermittelung gestattet ein bestimmtes Urtheil über den Werth der bis dahin mit den
                              Rüben, resp. Rübensäften vorgenommenen Operationen, namentlich der eigentlichen Saftgewinnung in allen ihren Zweigen.
                           Diese Ermittelung der Füllmasse
                              und der Vergleich des Resultates der Ermittelung mit den in Arbeit genommenen Rüben
                              ist es, welche uns hier allein beschäftigen soll. Die betreffenden Bemerkungen
                              werden sich dann leicht auch auf die Untersuchung der Ausbeute in anderen
                              Fabricationsstadien übertragen lassen. Solche Ermittelungen haben sowohl einen allgemeinen als auch insofern einen besonderen Werth, als sie, rationell und in zuverlässiger Weise
                              durchgeführt, das Mittel bieten, nicht allein die Arbeit in einer Fabrik während
                              irgend eines Zeitraumes zu beurtheilen, sondern auch in speciellen Fällen maßgebende
                              Vergleiche zwischen verschiedenen Fabriken oder zwischen verschiedenen Fabricationsmethoden anzustellen. Namentlich sind es die
                              Ergebnisse der verschiedenen Saftgewinnungsverfahren oder einzelner Modificationen
                              derselben, welche, alle anderen Umstände gleichgestellt, durch eine genaue
                              Ausbeute- oder Füllmassen-Bestimmung in gewissen technischen Grenzen
                              verglichen und beurtheilt werden können.
                           
                           In den meisten Fabriken wird eine solche Ausbeute Bestimmung häufig, nicht selten
                              sogar in regelmäßigen, kurzen Zwischenräumen vorgenommen, und es kann alsdann genau
                              angegeben werden, welcher Procentsatz „Füllmasse“ von den
                              verarbeiteten Rüben erhalten worden ist. Allein nur sehr selten findet man diese
                              Bestimmung mit der richtigen Beziehung zum Zuckergehalte der Rüben einerseits und
                              zur Qualität der Füllmasse selbst andererseits gestellt, während sie doch offenbar
                              nur in dem Falle einen Anspruch auf Zuverlässigkeit und Brauchbarkeit hat, wo sie
                              mit allen von der Natur der Sache gebotenen und praktisch ausführbaren Maßnahmen
                              vorgenommen wird, welche die Richtigkeit daraus zu ziehender Schlußfolgerungen
                              gewährleisten. Wenn man nämlich in Betracht zieht, wie sehr verschieden der
                              Zuckergehalt der Rüben sowie der Zuckergehalt und der Grad der Reinheit der
                              Füllmassen ist, so wird man erkennen — wie dieß auch noch weiter unten durch
                              Zahlen dargethan werden soll, — daß die gestellte Aufgabe der Ausbeute-Ermittelung nicht durch einfachen
                              Vergleich zwischen Füllmasse- und Rübenquantität, auch nicht durch eine
                              annähernde Berücksichtigung der betreffenden Zuckergehalte hierbei, zu lösen ist. Es
                              bedarf hierzu vielmehr des möglichst scharfen Vergleiches zwischen dem
                              Zuckerquantum, welches als Füllmasse erhalten, mit demjenigen, welches als Rüben in
                              die Arbeit genommen worden ist, und der daraus abzuleitenden Berechnung des wirklich
                              bis Zur Füllmasse erlittenen Verlustes an in die Fabrik (als Rüben) gelangtem
                              Zucker.
                           Es sind aber diese Ermittelungen nicht frei von Schwierigkeiten und Fehlerquellen,
                              die noch weit entfernt sind, allgemein richtig gewürdigt zu werden, wie man aus den
                              zum Theil noch sehr unvollkommenen Methoden erkennt, welche für den einen oder
                              anderen Theil derselben noch gar vielfach im Gebrauche sind.
                           Eine hiervon untrennbare Folge ist, daß die Ermittelungen der Ausbeute in den
                              verschiedenen Fabriken nur sehr selten direct vergleichbar sind, ja es lassen sich
                              selbst die Ermittelungen einer und derselben Fabrik für verschiedene Perioden aus,
                              auf die Mangelhaftigkeit der Ermittelungsmethoden zurückzuführenden Gründen, sehr
                              oft nicht einmal mit einander vergleichen. Die Folge hiervon ist demnach häufig
                              gewesen, daß man entweder Zeit und Mühe verloren hatte oder daß man den
                              Ausbeutebestimmungen selbst einen viel zu geringen Werth beilegte, indem man deren
                              anscheinende Ungereimtheiten auf Verhältnisse schob, welche durchaus nicht oder doch
                              nicht in dem entsprechenden Maaße von Einfluß sind, da die Mängel der Methode selbst
                              noch viel erheblichere Abweichungen  von der Wahrheit verursachen konnten, als beobachtet
                              worden waren.
                           Mir scheint, daß wir, so lange unsere Untersuchungen nicht mit allen zur Zeit
                              gebotenen Vorsichtsmaßregeln und unter Berücksichtigung aller genau bekannten
                              Fehlerquellen ausgeführt werden, nicht Veranlassung haben, vorkommende, der
                              Erwartung nicht entsprechende Ergebnisse auf mehr oder
                              weniger unbekannte Ursachen zurückzuführen, die wir zwar in der Qualität, nicht aber
                              dem Grade ihres Einflusses auf das Endresultat nach kennen, einem Grade, der eben
                              deßhalb so vielfach, den in der Methode selbst begründeten Fehlerquellen gegenüber,
                              überschätzt worden ist.
                           Als Hauptbedingung neben der möglichsten Genauigkeit und Vollständigkeit aller
                              einzelnen Bestimmungen, ist für die Aufstellung dieses Vergleiches zwischen in
                              Arbeit genommenem und als Fabricat erhaltenem Zucker zunächst die Darstellung
                              vollkommen unvermischter, d. h. solcher Füllmasse
                              erforderlich, welche nur durch die Operationen der Saftgewinnung, Saftreinigung und
                              Einkochung erhalten worden ist, und daher nur den gereinigten Saft, ohne jeden
                              Einwurf, oder Zusatz von fremden oder eigenen Nachproducten, Syrupen u. s. w.
                              darstellt. Es folgt daraus, daß eine derartige Fundamentalermittelung nur in solchen
                              Fabriken regelmäßig ausführbar ist, welche ausschließlich einfache Saftproducte,
                              also Rohzucker oder Farin darstellen. Alle Fabriken dagegen, welche den Rübensaft in
                              irgend einem Stadium durch Zusatz von Zucker oder Syrup vor dem Einkochen auf den
                              Krystallisationspunkt anreichern oder verbessern, sind
                              nur bei besonderen Probearbeiten, bei welchen von diesen Zusätzen eine Zeit lang
                              Abstand genommen und vorher und nachher Alles abgesüßt wird, in der Lage, die
                              Ausbeute bis zu diesem Stadium der Arbeit, also den Werth ihrer Fundamentalarbeiten
                              kennen zu lernen. Zwar pflegen auch Fabriken von sogenannten Saftmelissen (d. h. von
                              mit mehr oder weniger Einwurf erzielten Brodzuckern) oder von mit Einwürfen
                              dargestellten Farinen ihre Ausbeute in Form von Füllmassen in der Weise zu
                              bestimmen, daß der eingeworfene Zucker mit 110 Proc. seines Gewichtes, der Syrup in
                              irgend einem anderen Verhältnisse von der Füllmasse abgerechnet wird; allein es
                              bedarf wohl nicht des Nachweises, daß die einer solchen Rechnung zu Grunde liegenden
                              Annahmen, bei der Ungleichartigkeit des Zusatzes wie des Productes, auf Genauigkeit
                              so wenig Anspruch machen kann, daß das Resultat der Ermittelung als ein in den
                              erforderlichen Grenzen Zuverlässiges nicht zu bezeichnen ist.
                           Es geht schon aus diesen allgemeinen Betrachtungen hervor, daß  die Ausbeute-Ermittelung
                              drei Haupttheile begreift, nämlich 1) die Bestimmung des Zuckergehaltes der
                              verarbeiteten Rüben, 2) die Bestimmung der Füllmasse nach Menge und Zuckergehalt,
                              und 3) die Berechnung der Ausbeute und des Verlustes an Zucker.
                           I. Bestimmung des Zuckergehaltes der
                                 Rüben.
                           Die Bestimmung des Zuckergehaltes der Rüben gründet sich
                              auf die Polarisation des Rübensaftes, aus welcher nach
                              der weiter unten anzugebenden Berechnung der Zuckergehalt der Rüben und mithin, da
                              die Menge der letzteren nothwendig genau bekannt seyn muß (auch im Zollverein durch
                              die Steuerbehörde genau ermittelt wird), die Menge des in die Fabricationsarbeit
                              eingeführten Zuckers sich ergibt.
                           Es ist natürlich für diese Berechnung vom wesentlichsten Werthe, daß diese
                              Bestimmung, auf welche ja schließlich Alles zurückgeführt werden muß, die möglichste
                              Garantie für Richtigkeit, d. h. dafür biete, daß der gefundene Zuckergehalt auch
                              derjenige sey, welcher durchschnittlich dem Safte der verarbeiteten Rüben
                              zukommt.
                           Hieraus ergibt sich selbstverständlich die Nothwendigkeit, einerseits ein der
                              Wirklichkeit entsprechendes Durchschnittsmuster zu entnehmen, und andererseits
                              dessen Zuckergehalt richtig zu finden. So einfach dieses scheint, so enthalten doch
                              gerade diese beiden Bedingungen, wie wir gleich sehen werden, mehrere Quellen von
                              sehr bedeutsamen Irrthümern, welche, will man nicht Täuschungen gewärtigen, auf's
                              Sorgfältigste vermieden werden müssen.
                           Was zunächst die Art der Probenahme betrifft, so ist
                              dieselbe je nach der in der Fabrik befolgten Entsaftungsmethode eine sehr
                              verschiedene.
                           Betrachten wir zunächst das Preßverfahren:
                           Aus zahlreichen Versuchen und Vergleichen hat es sich ergeben, daß man am sichersten
                              geht, wenn man eine solche Menge Rüben ohne jeden Wasser- oder Saftzulauf
                              reibt, daß man eine Vor- oder eine Hauptpresse allein mit solchem
                              „trocken zerriebenem“ Brei vollpacken kann. Ist dieß mit
                              Sorgfalt geschehen, so läßt man den Saft während der ersten Hälfte der Pressung
                              abfließen, und nimmt erst dann eine Probe, wenn die Preßplatte etwa die Hälfte ihres
                              Weges zurückgelegt hat, und kann dann sicher seyn, die Probe durch keine Beimischung
                              aus den Preßtüchern u. s. w. verdünnt zu haben. Dieselbe entfpricht, in dieser Weise
                              genommen, einem größeren Quantum (mehreren Centnern) Rüben, und stellt deren
                              Beschaffenheit, wovon ich mich wiederholt überzeugt habe, mit Zuverlässigkeit im
                              richtigen Durchschnitt dar. Es ändert nichts an  der Sache, wenn man die Probe
                              erst zu Ende der Pressung entnimmt, es sey denn, daß der Brei nicht frei von Zulauf
                              gewesen wäre, was natürlich auf's Sorgfältigste zu vermeiden ist.
                           Von den zahlreichen Methoden, welche man, in Rücksicht auf die nicht zu umgehende
                              Umständlichkeit dieser Probenahme angewandt hat, ist keine zu empfehlen; sie geben
                              alle unzuverlässige Resultate oder entsprechen zu geringen Rübenmengen, um nicht in
                              so großer Zahl nöthig zu werden, daß hierdurch noch größere Umständlichkeit erzeugt
                              würde.
                           Namentlich ist das vielfach beliebte Auspressen einer kleinen Probe trocken
                              zerriebenen Breies mit der Hand oder einer schwachen Handpresse durchaus zu
                              verwerfen. Directe Ermittelungen haben gelehrt, daß der so erhaltene Saft sehr bemerklich zuckerreicher ausfällt, als der mit den
                              Fabrikpressen zu erhaltende; der Unterschied beträgt mehrere
                              Zehntel-Procente, ist aber nicht constant, sondern wechselt, je nach der
                              Beschaffenheit des Breies, zwischen 0,1 und 0,8 Proc. Zucker im Safte, geht also
                              weit über die Grenzen hinaus, innerhalb deren eine Benutzung der Versuchsresultate
                              zu brauchbaren Schlüssen möglich ist. Zuverlässiger dagegen sind die aus kleinen
                              Proben gewonnenen Zahlen, wenn man die Breiproben mit einer sehr kräftigen Spindel- oder Hebelpresse auspreßt, welche einen den
                              Fabrikpressen nahe stehenden Effect gibt, und wenn man hierbei die Breiprobe aus zahlreichen, einem größeren Quantum
                                 Brei entnommenen Pröbchen mischt, so läßt sich gegen solche Art der
                              Probenahme nichts einwenden, doch bietet sie, in dieser Weise ausgeführt, kaum
                              Vorzüge vor der oben beschriebenen „Fabrikprobe“. In jedem
                              Falle aber hat man sich durch directe Versuche zu überzeugen, ob die anzuwendende
                              kleine Presse auch wirklich einen mit dem der Fabrikpressen übereinstimmenden Saft
                              gibt, und jedes andere Auspressen unbedingt zu verwerfen. Etwaige Correction des
                              Untersuchungsresultates durch Verminderung des gefundenen Zuckergehaltes um irgend
                              eine, wenn auch aus zahlreichen Ermittelungen abgeleitete Mittelzahl, ist nach
                              Ausweis der sehr verschiedenen Abweichungen,Eine Erklärung dieser Unterschiede vermag ich nach den mir vorliegenden
                                    Beobachtungen noch nicht zu geben. Vielleicht tritt bei Gemischen von Brei
                                    verschiedenartiger Rüben der Saft der zuckerreichsten leichter aus, und
                                    fallen bei sofortiger starker Pressung diese Unterschiede fort; jedenfalls
                                    verdient die Thatsache, deren Richtigkeit nicht bestritten werden kann, eine
                                    nähere Untersuchung, bei welcher man zunächst das Verhalten des Breies einzelner Rüben gegen verschiedenartigen Druck zu
                                    prüfen haben wird. Ich will indessen darauf aufmerksam machen, daß man sich
                                    bei diesen Versuchen nur des Polarisationsinstrumentes zu bedienen hat, da
                                    das Aräometer allein, bei seiner Empfindlichkeit gegen Temperatur,
                                    Rübefaser- und Luft-Gehalt des Saftes keine verläßlichen
                                    Zahlen liefern kann.Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, daß Fabriken, welche ihre
                                    Proben nur durch Auspressen des Breies mit der
                                       Hand gewonnen haben, und dabei keine Reduction vornehmen, im
                                    Allgemeinen bessere Ausbeute hatten, als sie annehmen mußten, daß aber bei
                                    irgend einer Reduction sich nicht gut sagen läßt, ob diese sich höher oder
                                    geringer darstellt, als sie in Wirklichkeit war. welche directe Vergleiche wiederholt ergeben haben, unzulässig  und natürlich sind es ebenso
                              alle auf derartige Beobachtungen gestützte Schlußfolgerungen, wie deren noch
                              vielfach vorkommen, und selbst in wissenschaftlichen Untersuchungen zum Aufbau von
                              jedenfalls mehr kühnen als zuverlässigen Hypothesen benutzt worden sind.
                           Bei der Saftgewinnung mittelst der Centrifugen bringt man am besten eine passende Menge „trocken
                                 zerriebenen“ Breies in eine leere Trommel, schleudert diesen aus und
                              nimmt, nach Entfernung der ersten Safttheile, eine Probe des abgeschleuderten gut
                              gemischten Gesammt-Saftes. Die Menge des zur Saftentnahme benutzten
                              Rübenbreies ist auch hier eine hinlänglich große und die Beschaffenheit des so
                              erhaltenen Saftes entspricht genau dem richtigen Durchschnitt, sowie derjenigen, wie
                              sie durch Auspressen in der oben bezeichneten Weise zu erhalten wäre. Dieß ist durch
                              zahlreiche directe Vergleichsbestimmungen zweifellos festgestellt, welche für
                              längere Versuchsreihen nur sehr unbedeutende Unterschiede zwischen den auf die eine
                              oder die andere Weise aus demselben Breie erhaltenen Saftpolarisationen ergeben
                              haben.
                           Fabriken, welche den Saft nach irgend einer anderen Weise aus dem Rübenbrei gewinnen, werden sich zur Probenahme immer
                              einer der eben bezeichneten Methoden zu bedienen haben, am besten also eine eigene
                              Presse oder Schleuder dazu aufstellen, sonst aber eine den Durchschnitt einer
                              größeren Rübenmenge richtig darstellenden Breiprobe in einer den Fabrikpressen
                              entsprechend kräftigen Presse entsaften und diese Probe, nach Bestätigung der
                              Identität mit Fabrikproben zur Untersuchung nehmen.
                           Für Diffusionsfabriken empfiehlt es sich, eine größere,
                              aus mehreren Proben gemischte Schnitzelmenge von der Schneidmaschine zu entnehmen,
                              mittelst irgend einer mechanischen Vorrichtung (die bekannten Fleischhackmaschinen
                              eignen sich sehr gut dazu) zu zerkleinern und dann ebenso wie den Rübenbrei
                              auszupressen. Ist die Presse hinreichend stark, was ja, wie bemerkt, auch für die
                              übrigen Proben nothwendig ist, so erhält man hierdurch eine Saftprobe, welche allen
                              Anforderungen entspricht, und die Diffusionsschnitzeln ergeben dann ebenso
                              zuverlässige Zahlen, wie der richtig behandelte Rübenbrei.
                           Die Zahl der zu untersuchenden Saftproben anbetreffend, so
                              lassen sich hierüber natürlich genaue, allgemein gültige Normen nicht festsetzen.
                               Je häufiger man
                              Proben nimmt und polarisirt, desto sicherer entspricht der daraus gezogene
                              Durchschnitt der Wirklichkeit, und je weniger die einzelnen Zahlen von einander
                              differiren, eine desto geringere Anzahl Untersuchungen wird genügen. Während nun
                              also im Allgemeinen der Grundsatz festgehalten wird, so viele Proben zu nehmen, als
                              es die Rücksichten auf den Betrieb gestatten, hat man auf der anderen Seite nicht
                              außer Acht zu lassen, daß dieß stets in regelmäßigen Zwischenräumen geschehe, damit
                              der arithmetische oder einfache Durchschnitt der gefundenen Zahlen und nicht ein
                              nach den verarbeiteten Mengen verhältnißmäßig abgeänderter geometrischer genommen
                              werden könne.
                           Natürlich ergibt die Untersuchung des nach der bezeichneten Art gewonnenen Saftes den
                              Gehalt dieses und nicht der Rüben an Zucker. Da aber bei der Berechnung der in Form
                              von Rüben in Arbeit genommene Zucker als Maaßstab für die Arbeitsgüte angenommen
                              wird, so ist auch nur der Zuckergehalt der Rüben in Rechnung zu stellen; derselbe
                              wird aus dem Zuckergehalt des Saftes durch Multiplication mit den durchschnittlich
                              in den Wurzeln vorhandenen Procenten Saft erhalten. Obgleich nun nach den
                              übereinstimmenden Untersuchungen der Saftgehalt der Rüben zu 96 Procent angenommen
                              werden kann, so pflegt man doch für diese Berechnung nur 95 Proc. anzunehmen und
                              demnach den im Safte gefundenen Procentgehalt an Zucker mit 95 Proc. zu
                              multipliciren oder 1/20 davon abzuziehen. Es spricht für diese einfachere Rechnung
                              auch die Rücksicht auf die unvermeidlich an den verwogenen Rüben haftende
                              Erde- und Wassermenge, welche diese kleine Ausgleichung recht wohl statthaft
                              erscheinen läßt. Habe z. B. der Saft 13,0 Proc. polarisirt, so ergibt sich für 95
                              Proc. Saft der Zuckergehalt der Rüben zu 12,35 Proc., und für 96 Proc. zu 12,48
                              Proc. Es läßt sich nicht bestreiten, daß man für beide Rechnungsweisen Gründe
                              anführen kann, doch dürfte kaum auf eine Aenderung der ziemlich allgemein üblichen
                              Annahme Gewicht zu legen seyn.
                           Die Untersuchung des Saftes
                              geschieht mittelst Aräometer und Polarisationsinstrument. Die Genauigkeit der
                              Aräometerprüfung wird außer durch die Richtigkeit des Instrumentes durch
                              verschiedene Umstände bedingt, auf welche hinzuweisen hier genügen möge. Die Scala
                              des Aräometers (welches Procente einer reinen Zuckerlösung, nach Brix oder Balling ergibt) muß
                              so eingerichtet seyn, daß man Zehntel-Procente mit Sicherheit ablesen kann
                              (weßhalb man jedes Aräometer nur für eine geringere Anzahl von Procenten
                              construirt), der Saft muß von Fasern und Luftbläschen frei und von einer dem
                              Graduirungs-Wärmegrade der Aräometer entsprechenden oder demselben doch sehr
                              nahe  liegenden
                              Temperatur seyn. Die luft- und faserfreie Beschaffenheit des Saftes ist
                              zugleich für die Polarisation desselben von wesentlichem Einfluß. In Bezug auf
                              letztere sind in jüngster ZeitUnter Anderen von Scheibler (Jahresbericht für
                                    Zuckerfabrication Jahrg. VII S. 211, von Welz (Ebendas. S. 223), von Landolt (polytechn. Journal Bd.
                                       CLXXXVII S. 251) u. s.
                                    w. so zahlreiche treffliche Mittheilungen veröffentlicht worden, daß
                              hier nur die Wichtigkeit der öfteren Controlle des Nullpunktes und die der richtigen
                              Längen der Polarisationsröhren, besonders hervorgehoben seyn möge.
                           Aus dem Vergleich des durch Polarisation gefundenen Zuckergehaltes mit der durch das
                              Aräometer angezeigten scheinbaren Trockensubstanz ergibt
                              sich bekanntlich der Factor oder Quotient des Saftes, den man entweder als ganze
                              Zahl in Procenten oder als Decimalzahl ausdrücken kann; er stellt natürlich im
                              ersten Fall den scheinbaren Zuckergehalt auf 100 Theile
                              Trockensubstanz dar, und gibt annähernd eine Vorstellung von der verhältnißmäßigen
                              Reinheit des Rübensaftes. Um einen Ausdruck für den Werth des Saftes in Form einer
                              absoluten Zahl zu erhalten, ist zu berücksichtigen, daß dieser Werth gleichzeitig
                              von dem Zuckergehalt und von der Reinheit des Saftes bedingt ist, daß er also im
                              doppelten Verhältniß zur Polarisation und zum Quotienten
                              steht. Man erhält also einen sehr guten Ausdruck für diesen Werth, wenn man den
                              durch Polarisation gefundenen Zuckergehalt in Procenten mit dem als Decimalzahl
                              angenommenen Quotienten oder Factor multiplicirt. Es habe
                              z. B. ein Saft an der Spindel 15 Proc., bei der Polarisation 12,5 Proc. ergeben, so
                              ist dessen Quotient Textabbildung Bd. 190, S. 409 und die entsprechende Werthzahl Textabbildung Bd. 190, S. 409
                           Es ist natürlich bei allen diesen Bestimmungen vorausgesetzt, daß die Polarisation
                              Gewichtsprocente und nicht Volumprocente (d. h. nicht Gramme Zucker in 100
                              Kubikcentimeter Saft) liefert. Bei solchen Instrumenten oder Tabellen, wo dieß nicht
                              der Fall, ist sowohl zum Vergleiche des Zuckergehaltes mit der Aräometeranzeige, als
                              auch für die Zugrundelegung bei den weiteren Rechnungen eine Umwandlung der
                              gefundenen Angaben in Procente von 100 Gewichtstheilen Saft geboten. Bei den am
                              meisten gebrauchten Instrumenten wird zur Berechnung der beobachteten Grade auf Gewichtsprocente die Ventzke'sche Tabelle Nr. IV benutzt, doch ist
                              sie bekanntlich nicht ganz richtig und es hat  daher Oswald dieselbe durch
                              eine verbesserteZeitschrift des Vereines für Rückenzucker-Industrie, Bd. XVI. — Jahresbericht für
                                    Zuckerfabrication, Jahrg. VI S. 193.
                              ersetzt. Daß auch diese nur unter gewissen Voraussetzungen ganz genaue Resultate
                              gibt, ist bekannt; doch hat die in jeder Weise begründete, ebenfalls von Oswald gegebeneEbendaselbst. — A. a. O. S. 205., so viel mir bekannt, noch
                              keine allgemeinere Annahme gefunden, obwohl sie unzweifelhaft auf richtigen
                              Principien beruht.
                           Bei Anwendung der einfacheren Mitscherlich'schen
                              Polarisations-Instrumente wird noch oft die beobachtete Gradzahl unmittelbar
                              abgelesen; hier wie bei den nach anderen Grundsätzen eingetheilten französischen
                              Instrumenten hat man sich vor Allem zu vergewissern, ob eine Reduction nöthig, und
                              ob die angegebene richtig sey. Dieß wird durch synthetische Versuche, wenn sonst das
                              Instrument auf seine Richtigkeit geprüft ist, ohne Schwierigkeit erreicht und macht
                              allein eine zuverlässige Berechnung des in Arbeit genommenen Zuckers möglich. Diese
                              wird alsdann leicht aus dem auf Rüben reducirten (s. o.) Saft-Zuckergehalt
                              und dem versteuerten Rübenquantum gefunden, wobei natürlich vorausgesetzt wird, daß
                              in solchen Fabriken, wo keine Verwägung der Rüben durch Beamte der Steuerbehörde
                              geschieht, dieses Quantum in anderer Weise auf's Genaueste ermittelt wird.
                           Was den erreichbaren Grad der Genauigkeit dieser
                              Bestimmungen betrifft, so kann man, wenn alles oben Angedeutete beachtet wird, und
                              wenn man von der immerhin manchen Fehlern unterworfenen Bestimmung des Quotienten
                              absieht, die auf diesem Wege zu erlangenden Zahlen für den in Rede stehenden Zweck
                              der Ausbeute-Berechnung und Vergleichung als in jeder Weise hinreichend genau
                              und für alle technische Zwecke vollgenügend bezeichnen. Freilich bewirkt schon die
                              Außerachtlassung auch nur einer der hervorgehobenen Vorsichtsmaßregeln eine solche
                              Unsicherheit des Resultates, daß dieses jeden wirklichen, auch selbst den sogen,
                              „praktischen“ Werth
                              verliert.
                           II. Die Bestimmung der Füllmasse nach Menge
                                 und Zuckergehalt.
                           Ueber die Bestimmung der Menge der erhaltenen Füllmasse
                              ist kurz zu bemerken, daß dieselbe nur durch directe
                                 Wägung sämmtlicher Masse und nur in dem Falle durch Ermittelung eines
                              Durchschnittsgehaltes der Formen oder Behälter und Zählung derselben geschehen kann,
                              wo ein solcher Durchschnitt durch gleiche Größe aller und hinreichende  Anzahl der gewogenen Behälter
                              die nöthigen Garantien bietet. Man scheue selbst bei der Benutzung der gleich großen
                              Kästen zum Einfüllen der Masse das einzelne Abwägen derselben nicht; denn die darauf
                              verwandte Mühe wird durch Zuverlässigkeit des Resultates reichlich ausgeglichen.
                           Die bislang noch vielfach gebräuchliche Angabe der Auslieferung
                                 nach Procenten der erhaltenen Füllmasse hat nur einen sehr geringen
                              Anspruch auf einigen Werth, selbst wenn sie, was nicht einmal immer der Fall ist,
                              auf den durchschnittlichen Gehalt der Rüben an reinem Zucker bezogen wird, und zwar
                              deßhalb, weil sowohl der Zuckergehalt wie der Grad der Reinheit bei verschiedenen
                              Füllmassen ein sehr verschiedener seyn kann. In ein und derselben Fabrik wird zwar,
                              wenn man stets gleichmäßig fortarbeitet, die Concentration und sonstige
                              Beschaffenheit, also auch der absolute Zuckergehalt der Füllmasse I. Productes, von welchem hier die Rede ist, in kleinen
                              Zeiträumen nur wenig wechseln, und man wird daher die Menge derselben ziemlich genau
                              als ein Maaß für die Sorgfältigkeit der Arbeit betrachten konnen; allein, wenn es
                              sich um den Vergleich weiter von einander entfernten Zeiten, oder um den zwischen
                              verschiedenen Fabricationsweisen handelt, wird man sich der Zuckerbestimmung nicht enthalten dürfen. Aus 100 Theilen Rüben habe man z.
                              B. in zwei Fällen 12 Theile Füllmasse erhalten; diese anscheinend gleiche
                              Auslieferung stellt sich aber bei Hinzuziehung des Zuckergehaltes sehr verschieden
                              dar; betrug derselbe bei der einen Arbeit 82, bei der anderen 75 Proc., so wurden im
                              ersten Falle aus 100 Theilen Rüben 9,84, im anderen nur 9,0 Thle. Zucker erhalten,
                              mithin im letzteren 0,8 Proc. Zucker mehr verloren. Die eine Arbeit kann somit eine
                              recht gute, die andere eine unbefriedigende gewesen seyn, obwohl die Ausbeute an
                              Füllmasse dieselbe war.
                           Noch fühlbarer wird der Einfluß des Zuckergehaltes, wenn man extreme Fälle
                              vergleicht, wie sie wohl bei verschiedenen Fabriken, und sehr verschiedenartiger
                              Beschaffenheit der Füllmassen I. Productes seyn können.
                              Aus zahlreichen hierher gehörigen Fällen mögen die der Praxis entnommenen Beispiele
                              von 83 Proc. einerseits und 68 Proc. andererseits hier erwähnt werden, welche, ohne
                              daß man die Füllmasse dem äußeren Ansehen nach als abnorm und nicht wenigstens, wie
                              man sagt, „technisch“ vergleichbar hätte nennen können, die
                              Füllmassen zweier verschiedener Fabriken enthielten. Bei einer Auslieferung von 13
                              Proc. vom Gewichte der verarbeiteten Rüben würde man in ersterer Füllmasse 10,8
                              Proc., in der zweiten aber nur 8,8 Proc. vom Rübengewicht an Zucker wirklich in der
                              Füllmasse erzielt, im ersten Falle also sehr gut,  im zweiten (bei angenommen
                              gleichem Zuckergehalt der Rüben) sehr schlecht gearbeitet haben.
                           Es verdient hiernach unzweifelhaft bei allen Ausbeuteberechnungen der Zuckergehalt der Füllmassen eine ganz besondere
                              Beachtung, und er darf, wo es sich irgend um brauchbare Resultate handelt, niemals
                              außer Berechnung bleiben. Seine Bestimmung wird an einem auf's Sorgfältigste
                              hergestellten Durchschnittsmuster vorgenommen und es sind hierbei, wenn die
                              einzelnen Sude sehr verschiedene Mengen Masse ergeben haben sollten, diese
                              Verschiedenheiten bei der Herstellung eines Durchschnittes in bekannter Weise zu
                              berücksichtigen. Einen sichereren Anhalt bietet freilich die obwohl ungleich
                              mühsamere Untersuchung einzelner Proben, sey es, daß
                              solche von jedem einzelnen Sude entnommen, oder daß sie je aus einer geringen
                              Anzahl, gemischt werden.
                           Da es schwer, wenn nicht unmöglich ist, aus einer schon erkalteten und somit
                              keineswegs homogenen Zuckermasse eine deren Gesammtbeschaffenheit darstellende
                              kleine Probe zu nehmen, so empfiehlt es sich, diese Probe gleich beim Ausfüllen der Masse aus dem Apparat oder der
                              Aufwärmpfanne, etwa in der Mitte des Ausfüllens, mit einem Spatel zu entnehmen und
                              jede Probe einzeln in geschlossenen Gefäßen bis zur Untersuchung oder Mischung aller
                              oder einiger Proben aufzubewahren. Kleine, etwas conische Becherchen aus Weißblech,
                              ähnlich den Eierbechern, nur mit ungewölbten Seiten und gut schließendem Deckel sind
                              dazu äußerst praktisch, da sie sich leicht entleeren, reinigen und wieder verwenden
                              lassen. Sind sie mit schwarzer Farbe angestrichen, so lassen sich die Bezeichnungen
                              mit Kreide darauf anbringen; Etiketten mit Gummi halten bekanntlich nicht lange auf
                              Blech. Bei annähernd gleich starken Suden kann man auf diese Weise sehr bequem eine
                              passende Mittelprobe darstellen; doch empfiehlt es sich hier, wie bei allen
                              ähnlichen Untersuchungen immer, wenigstens eine gewisse Anzahl Einzeluntersuchungen
                              auszuführen. Einmal erhält man dadurch ein viel klareres Bild von der Beschaffenheit
                              der Masse in den einzelnen Perioden der Arbeit, und dann wird dadurch die
                              Berechtigung für die Ableitung des Durchschnittes dargethan. Größere Differenzen in
                              der Beschaffenheit könnten bei gleichzeitigen bedeutenden Abweichungen in der
                              Quantität einzelner Sude das Gesammtresultat bisweilen beeinflussen.Aehnliche Betrachtungen lassen auch einzelne
                                       Rübenuntersuchungen zeitweise als lehrreich erscheinen; sie werden
                                    manches Unsichere aufklären, aber auch für manche scheinbar sichere
                                    Berechnung die Grenzen der Zuverlässigkeit enger ziehen!
                           Die Polarisation der Proben muß hier so geschehen, daß daraus  der absolute Zuckergehalt in
                              Procenten vom Gewichte der Füllmasse mit Sicherheit
                              und Genauigkeit erfolgt. Polarisationen auf Trockensubstanz, oder solche, bei
                              welchen aus einer Combination dieser (unter Anwendung des Aräometers geschehenden)
                              Beobachtung und etwa der (genauen oder annähernden) Wasserbestimmung, der
                              Zuckergehalt in 100 Theilen Füllmasse berechnet wird,
                              sind durchaus unstatthaft, da sie das Verlangte nur annähernd und keineswegs für
                              Ausbeute-Berechnungen brauchbar ergeben, wie dieß schon so oft und namentlich
                              auch von den oben angeführten Beobachtern erwiesen worden ist, daß hier eine
                              Begründung überflüssig erscheinen dürfte. Demnach ist jede Polarisation, bei welcher
                              die Darstellung der zur Beobachtung zu benutzenden Auflösung mit Hülfe eines
                              Aräometers geschieht, zu verwerfen und nur diejenige anzuwenden, zu welcher die
                              Auflösung einer bestimmten, sehr genau abzuwägenden Menge Füllmasse zu einer
                              bestimmten, abzumessenden oder abzuwägenden Flüssigkeitsmenge geschehen muß. Ob man
                              dazu, wie bei den deutschen Instrumenten in der Regel, 26,048 Gramme mit oder ohne
                              Bleiessigzusatz zu 100 Kubikcentimeter Flüssigkeit zu lösen, oder ob man andere
                              Verhältnisse anzuwenden hat, darüber entscheidet natürlich die durch directe
                              Versuche zu controllirende Construction des Instrumentes. In allen Fällen aber ist
                              die Wägung, Messung u. s. w. mit der größten Sorgfalt vorzunehmen, denn nichts ist
                              gefährlicher als die Ansicht, daß die Arbeit ja für
                              „technische“ Zwecke genau genug werde: können sich doch die
                              zahlreichen, wenn auch geringen Fehler unter Umständen summiren und die Endzahl
                              gerade in den Grenzen, innerhalb deren das Urtheil entscheiden soll, ungenau
                              machen.
                           Man sieht, daß diese Bestimmungen, was leider noch zu oft verkannt wird, nur durch
                              den geübten Chemiker auszuführen sind, und in der Hand des mit chemischen Arbeiten
                              wenig vertrauten Praktikers nur zu Irrthümern Veranlassung geben können, und ich
                              gehe daher über die Aufzählung der einzelnen Vorsichtsmaßregeln, welche diesen die
                              größte Gewissenhaftigkeit beanspruchenden Theil der Ausbeutebestimmung betreffen,
                              hinweg, und hebe nur nochmals die Nothwendigkeit hervor, sich bei Besprechung,
                              Beurtheilung und Vergleichung von Auslieferungen jedesmal vorher davon zu
                              überzeugen, daß die Zuckerbestimmung der Füllmassen wirklich von der oben
                              bezeichneten Art, und nicht etwa nur mehr oder weniger annähernd gewesen war.
                           Zum einfachen Vergleiche zwischen dem Zucker, welcher in Form von Rüben in Arbeit
                              genommen, und demjenigen, welcher als Füllmasse erhalten wurde, reichen natürlich
                              die bis hierher erlangten Zahlenresultate aus, und ich würde daher strenggenommen
                              nur noch einige Worte über  die Zusammenstellung hinzuzufügen haben; allein es möge
                              mir verstattet seyn, an dieser Stelle noch Einiges über die empfehlenswerthe weitere Untersuchung der Füllmasse zu sagen, durch welche
                              eine deutliche Vorstellung von ihrer näheren Zusammensetzung, mithin ein Vergleich
                              zwischen verschiedenen Füllmassen in Betreff ihrer verhältnißmäßigen Reinheit
                              ermöglicht wird.
                           Zu diesem Zwecke führt man zunächst mit einer kleinen Menge des untersuchten
                              Einzel- oder Durchschnittsmusters eine Wasserbestimmung aus. Eine solche ist bei Stoffen von der Beschaffenheit
                              der Füllmassen nicht wohl mit den gewöhnlich gebräuchlichen Trockenapparaten
                              (einfachen Wasser- oder Luftbädern) ohne bemerkliche Irrthümer ausführbar und
                              ich verweise daher auf die nachträglich in diesem Journal von mir zu liefernde
                              Beschreibung eines dazu dienenden und bei zahlreichen Bestimmungen als praktisch und
                              brauchbar erkannten Apparates,Die Beschreibung dieses Apparates erscheint im nächsten Heft. A. d.
                                    R. Die gefundene Wassermenge, nebst dem Zuckergehalt von 100
                              abgezogen, liefert die hieran fehlende Menge für „fremde
                                 Stoffe“ oder „Nichtzucker“, wovon man, je nach
                              Wunsch, auch noch den auf die Salze, Asche oder die unorganischen Bestandtheile
                              entfallenden Antheil besonders bestimmen kann. Ohne hier über die Zweckmäßigkeit,
                              die Asche als solche, oder die daraus (nach Landolt's Vorschlag) abgeleiteten Salze, oder nur die unorganischen Basen ohne Kohlensäure und unorganischen
                              Salze als solche (nach Anthon'sPolytechn. Journal Bd. CLXXXIX S. 245 (erstes Augustheft
                                    1868). Vorschlag) zu ermitteln und aufzuführen, urtheilen zu
                              wollen, will ich nur im Allgemeinen darauf aufmerksam machen, daß diese Untersuchung
                              der Füllmasse und die ebenso auszuführende aller übrigen
                                 Zuckerfabricationsproducte diejenige Zusammensetzung derselben liefert,
                              welche man als wirkliche bezeichnen kann, sowie sich der
                              darin aufgezählte Zuckergehalt als der absolute oder unbedingte darstellt. Allen aus jenen Bestimmungen
                              abgeleiteten Zahlenverhältnissen kommt diese Bezeichnung der wirklichen zu, da sie stets der Wirklichkeit so viel wie bei den
                              Zuckeruntersuchungen überhaupt möglich, entsprechen.
                           Ich verweile bei dieser genauen Bezeichnungsweise deßhalb länger, weil bei den
                              verschiedenen Methoden, nach welchen von einzelnen Chemikern oder Fabrikanten und an
                              verschiedenen Orten die häufiger vorkommenden Untersuchungen von Zuckern, Füllmassen
                              und Syrupen zum Theil ausgeführt werden, leider einige Unklarheit und Unsicherheit
                              für die Beurtheilung 
                              der Resultate dadurch eingetreten ist, daß diese nicht durch geeignete Bezeichnungen
                              erkennen lassen, auf welchem Wege sie erhalten, und namentlich ob sie
                              „wirklich“ oder „scheinbar“, ob sie
                              absolut, oder auf 100 Theile Trockensubstanz u. s. w. bezogen sind. Man kommt daher
                              vielfach in die Gefahr, die betreffenden Angaben unrichtig aufzufassen und falsche
                              Schlüsse aus denselben zu ziehen.
                           Daher empfiehlt es sich, solche Bezeichnungen für die einzelnen Methoden und
                              Berechnungen zu wählen und allgemein zu gebrauchen, welche keinen Zweifel an der
                              Bedeutung zulassen und es stehen in dieser Beziehung zunächst der obigen
                              „wirklichen“ Zusammensetzung, sowie den daraus zu
                              folgernden wirklichen Verhältnissen die „scheinbaren“
                              gegenüber.
                           Aus der wirklichen Zusammensetzung einer Füllmasse, welche beispielsweise wie folgt
                              angegeben wird:
                           
                              
                                 Zucker
                                 80,0
                                 
                              
                                 Nichtzucker
                                 8,0
                                 
                              
                                 Wasser
                                 12,0.
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           folgt der wirkliche absolute Zuckergehalt zu 80 Proc., der wirkliche Quotient oder Factor (Zucker in 100 Theilen
                              wirklich vorhandener Trockensubstanz) zu 90,9 Proc., der wirkliche Nichtzuckergehalt auf 100 Zucker zu 10, die wirkliche,
                              theoretisch gewinnbare Zuckermenge (80 minus 1½ .
                              8) zu 68 Proc. u. s. w. Es sey hier beiläufig bemerkt, daß die beiden ersteren der
                              eben abgeleiteten Verhältnißzahlen sich ganz vorzüglich und besser als alle anderen
                              zur Vergleichung zwischen den Reinheitsgraden verschiedener Füllmassen, Zucker u. s.
                              w. eignen, und daß sie also überall, wo es sich um solche handelt, angeführt werden
                              sollten.
                           Alle Untersuchungen dagegen, welche mit Hülfe eines, doch immer nur scheinbare Trockensubstanzprocente ergebenden Aräometers
                              ausgeführt werden, liefern auch nur „scheinbare“ Resultate,
                              mögen sie auch, was bei reineren Producten der Fall, den wirklichen sich noch so
                              sehr nähern.
                           Bekanntlich können derartige Untersuchungen nach verschiedenen Methoden ausgeführt
                              werden, wodurch dann die gesuchten Resultate auch zum Theil scheinbare und zum Theil
                              wirkliche werden können; hierher gehören vornehmlich folgende zwei
                              Bestimmungsarten:
                           1) Wenn man in obiger FüllmasseEs ist hier stets nur Füllmasse genannt; es versteht sich aber nach dem
                                    Gesagten wohl von selbst, daß Alles ebenso von der Untersuchung der übrigen
                                    Producte der Zuckerfabrication gilt. den absoluten Zuckergehalt
                              direct  durch Wägung u.
                              s. w., wie oben angegeben, den Wassergehalt aber nicht durch
                                 Austrocknen, sondern mit Hülfe des Aräometers ermittelt, so kann dieß
                              entweder durch Aräometerwägung einer in bestimmtem Verhältniß zwischen Füllmasse und
                              Wasser erhaltenen Auflösung geschehen, oder indirecter durch Bestimmung der
                              Polarisation auf Trockensubstanz nach der Methode von Ventzke. In jenem Falle berechnet man das Wasser nach der Aräometeranzeige
                              und findet den Nichtzucker durch Differenz; in diesem berechnet man den Nichtzucker
                              aus dem vorhandenen Zucker und der beobachteten Polarisation und findet das Wasser
                              durch Differenz.
                           So erhält man als Resultat eine Zusammensetzung, welche zwar den richtigen absoluten
                              Zuckergehalt, aber die beiden anderen Bestandtheile nur in scheinbarem Procentsatz enthält, und welche jedenfalls beide von dem
                              wahren Gehalt abweichen müssen. Der durch Differenz
                              bestimmte Antheil ist in den beiden Fällen ein anderer und die Unsicherheit wird
                              dadurch nur noch größer, da sich dieß mit den Fehlern jeder
                              Aräometer-Trockensubstanz-Ablesung combinirt, und weil die Summe der
                              Bestandtheile sich nothwendig zu 100 addirt und also den Unerfahrenen leicht irre
                              führt. Jedenfalls würde man das Gesammtresultat nicht als „wirkliche
                                 Zusammensetzung,“ sondern nur so bezeichnen dürfen:
                           
                              
                                 Zucker (wirklicher Gehalt)
                                 80,0
                                 
                              
                                 Nichtzucker(scheinbar)
                                 10,0
                                 
                              
                                 Wasser (scheinbar)
                                 10,0
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Alle weiteren Folgerungen aus derartig gefundenen Zahlen geben natürlich scheinbare Resultate; daher ist namentlich der Quotient
                              88,9 ein scheinbarer, die theoretisch gewinnbare Zuckermenge (80–1½.
                              10=) 65 Proc. eine scheinbare u. s. w. und es ist
                              wichtig, dieß jedesmal ausdrücklich zu bezeichnen, weil trotz der Uebereinstimmung
                              der absoluten Zuckergehalte (in 100 Theilen Masse) hier und bei der wirklichen
                              Zusammensetzung, doch die so abgeleiteten Zahlen in beiden Fällen ganz verschiedene
                              Verhältnisse darstellen, und zwar Verhältnisse, welche zur Beurtheilung des
                              technischen Werthes des betreffenden Fabricates von der größten Wichtigkeit
                              sind.
                           Es gibt noch manche Combinationen, wornach diese Untersuchungen ausgeführt werden,
                              und leider sind solche aus Rücksichten auf Zeitersparniß noch sehr vielfach im
                              Gebrauche; so z. B. kann man einerseits den absoluten Zuckergehalt, dann aber
                              entweder mittelst eines Aräometers oder auch durch directe
                                 Wägung der 100 Kubikcentimeter das specifische Gewicht der zu
                              polarisirenden Lösung finden und hieraus mit Hülfe der dazu vorhandenen Tabellen
                              sehr leicht Nichtzucker und Wasser  finden u. s. w. Allein es lassen sich alle diese Methoden
                              unschwer auf die ausgesprochenen Grundsätze zurückführen, und demnach die geeigneten
                              Beziehungen finden, welche in keinem Falle weggelassen werden sollten.
                           2) In vielen Fällen endlich bestimmt man den absoluten Zuckergehalt gar nicht,
                              sondern nur den Quotienten,
                              Factor, oder den Zuckergehalt auf 100 Thle. Trockensubstanz. Dieses Verfahren ist
                              natürzur genauen Ausbeutebestimmung unbrauchbar, findet aber desto häufiger zur
                              Untersuchung der Zucker, Syrupe u. s. w. Anwendung, wo man sich mit einer
                              „annähernden“ Ansicht über die Qualität begnügen will. Da
                              hierbei eine directe Zuckerbestimmung nicht, wohl aber die Aräometer- oder
                              die sonstwie ausgeführte Bestimmung des spec. Gewichtes als Maaßstab für
                              Trockensubstanzgehalt Anwendung findet, so sind alle so erhaltenen Zahlenresultate
                              als „scheinbare“ zu bezeichnen. Im Falle diese Zuckerbestimmung
                              mit Hülfe des Ventzke'schen Aräometers (normales
                              specifisches Gewicht 1,1000 bei 17½° C.) geschieht und die Ablesung
                              des Instrumentes nach der etwa nothwendigen Reduction direct die Procente Zucker von
                              100 Trockensubstanz ergibt, bezeichnet man diese als Polarisation
                              „nach Ventzke,“ dieselbe stellt also den besonderen Fall der
                              Polarisation auf 100 Theile scheinbare Trockensubstanz dar und liefert folglich
                              stets den scheinbaren Quotienten oder Factor und zwar in
                              der eben bezeichneten speciellen Weise, zum Unterschiede von anderen Bestimmungen
                              desselben Quotienten (wie dieß z. B. beim Rübensaft
                              geschieht). Natürlich sind alle, unter Zuhülfenahme dieser Polarisation abgeleiteten Resultate,
                              mögen sie noch so sehr den Anschein der Genauigkeit für sich haben, immer nur
                              ebenfalls scheinbare. — Hierher gehört z. B. die
                              Combination dieser Zuckerbestimmung mit einer irgend wie gearteten
                              Wasserermittelung. Die dadurch erhaltene Zahl für den absoluten Zuckergehalt ist, wenn auch der Wassergehalt richtig ist, nur
                              eine annähernde, und fällt daher ebenfalls in die Kategorie der scheinbaren.
                           Alle die hier angeführten, sowie die sonstigen ähnlichen Bestimmungen des
                              Zuckergehaltes aller Arten von Producten lassen sich nun leicht den gegebenen
                              Bezeichnungen unterordnen; diese sind in folgender Uebersicht namentlich aus dem
                              Grunde zusammengestellt, um durch allgemeinere Aufnahme derselben in die
                              Zahlenangaben mehr Sicherheit und Verständlichkeit für diese überall herbeiführen zu
                              helfen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 190, S. 418
                              Zuckergehalt; Absoluter; Relativer; wirklicher;
                                 durch directe Bestimmung gefundene Procente auf 100 Thle. der untersuchten
                                 Substanz bei deren eigenthümlichem Wassergehalt; scheinbarer; durch Combination der scheinbaren Polarisation auf Trockensubstanz oder nach Ventzkem. einer oder der anderen Wasserermittelung
                                 gefunden.; wirklicher;; scheinbarer.; durch directe Bestimmung sowohl des Zuckers wie des
                                 Wassergehaltes; ergibt die; „nach
                                       Ventzke“ mittelst des Ventzke'schen Aräometers gefunden.; in anderer Weise mittelst eines
                                 gewöhnlichen Aräometers oder durch Bestimmung des spec. Gewichtes ermittelt.;
                                 wirkliche; Zuckermenge auf 100 Trockensubstanz.;
                                    Nichtzuckermenge auf 100 Zucker.; Beide ergeben die scheinbare; Zuckermenge
                                    auf 100 Trockensubstanz.; Nichtzuckermenge auf 100 Zucker.
                              
                           Will man nun außer Zuckergehalt und Reinheit noch den Grad der Helligkeit der
                              Fabrikproducte feststellen, will man sich also z. B. ein Bild über die
                              durchschnittliche Farbe der Dicksäfte einer Fabricationsperiode im Vergleiche zu
                              einer anderen vergewissern, so empfiehlt sich die Bestimmung der Farbe der Füllmassen. Diese
                              letzteren liefern natürlich viel leichter einen richtigen Durchschnitt als etwa
                              Dicksäfte, bei welchen eine Mittelprobe immer schwer herzustellen ist, und die
                              Farbebestimmung mittelst des Chromoskops läßt sich so
                              leicht mit der Polarisation vereinigen, daß sie wenig Mühe macht, indem die
                              beobachtete Farbe der Polarisationslösung sich durch eine sehr einfache Rechnung auf
                              Füllmasse, auf 100 Zucker, auf Dicksaftschwere oder worauf man sonst wünscht,
                              reduciren läßt. Natürlich können die Polarisationslösungen nur dann unmittelbar in
                              das Chromoskop eingelegt werden, wenn sie keinerlei Zusätze erhalten haben.
                           Führt man die Farbebestimmungen in regelmäßigen Zwischenräumen die ganze Campagne
                              hindurch aus, so erhält man ein sehr brauchbares Fundament für alle Vergleiche und
                              macht sich so von allen den Täuschungen, welche der bloße Augenschein der Säfte
                              bietet, vollkommen unabhängig. Derartige Bestimmungen kann ich daher allen denen
                              dringend empfehlen, welchen es um eine unbefangene Beurtheilung der Arbeitsresultate
                              zu thun ist.
                           III. Nach dieser Abschweifung kehre ich zu der definitiven
                                 Feststellung
                              
                              der Ausbeute, sowie zur Berechnung des bei der Arbeit bis zur Füllmasse erlittenen
                                 Zuckerverlustes zurück.
                           Sind die erforderlichen Werthe in der angedeuteten Weise festgestellt, so ist die
                              Rechnung sehr einfach, wie folgendes Beispiel darthun wird.
                           Es sey die mittlere Polarisation des Rübensaftes einer bestimmten der Untersuchung
                              unterworfenen Arbeitsperiode 12,0 Proc.; an Füllmasse habe man 12,9 Proc. erhalten,
                              und diese haben im Durchschnitt aller Sude 82,0 Proc. absoluten Zucker ergeben, so
                              stellt sich die Rechnung wie folgt:
                           
                              
                                 Polarisation des Saftes
                                 12,0
                                 
                                 
                              
                                 1/20
                                 0,6
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 
                              
                                 100 Theile Rüben enthielten also
                                 11,4
                                 Theile Zucker.
                                 
                              
                           100 Theile Rüben ergaben 11,5 Theile Füllmasse von 82,0 Proc. Zucker; mithin 11,5 .
                              82,0/100 = 9,43 Theile Zucker.
                           Die Ausbeute betrug also 82,7 Procent des in Arbeit genommenen Zuckers.
                           Der Gesammtarbeitsverlust beträgt 11,4 - 9,43 = 2,0 Theile Zucker auf 100 Theile
                              Rüben; derselbe Verlust fällt auf 11,4 Theile Zucker, er beträgt also 17,5 Proc. vom
                              Zuckergewicht.
                           Da jene Bezeichnung der Ausbeute leicht zu
                              Mißverständnissen Veranlassung geben kann, so führt man zweckmäßig als Endresultat
                              nur die Verlustzahlen. an, welche sich leicht mit anderen
                              ähnlichen vergleichen lassen. Ob man den Verlust besser auf 100 Rüben oder auf 100
                              Zucker bezieht, ist schwer zu entscheiden; es läßt sich für und gegen beides
                              Mancherlei anführen; berechnet man also beide Zahlen, so erhält man das klarste und
                              vollständigste Bild.
                           Noch mehr Beispiele anderer Auslieferungen und Zuckerverluste, welche von obigen
                              Zahlen nach der einen oder der anderen Richtung abweichen, hier anzuführen, halte
                              ich für überflüssig. Jeder wird dieselben leicht aus eigenen Beobachtungen ergänzen,
                              oder durch geringe Abänderungen obiger Grundzahlen die Einwirkung der vorkommenden
                              Verschiedenheiten auf das Schlußresultat sich klar machen können.
                           Will man außer der Ausbeute an reinem (absolutem) Zucker auch noch die Qualität der Füllmasse bei der Endzahl berücksichtigen,
                              so ist dieß leicht auszuführen, indem man nur die theoretisch
                                 mögliche Zuckerauslieferung aus der Füllmasse, welche nach Maaßgabe ihrer
                              wirklichen Zusammensetzung zu berechnen ist, für den
                              absoluten Zuckergehalt derselben einzusetzen hat.
                           
                           Es habe z. B. die Füllmasse obigen Beispieles folgende wirkliche Zusammensetzung
                              gehabt:
                           
                              
                                 Zucker
                                 82,0
                                 
                              
                                 Nichtzucker
                                 10,0
                                 
                              
                                 Wasser
                                 8,0
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Unter der Annahme, daß ein Theil in dieser Weise
                              ermittelter Gesammtnichtzucker 1½ Theile Zucker in Melasse überführt und
                              daher ungewinnbar macht,Diese Rechnungsweise, welche ich derjenigen aus der Aschenmenge oder den
                                    Salzen aus manchen Gründen vorziehe, hat natürlich nur dann Gültigkeit, wenn
                                    sie, auf die Melasse der betreffenden Fabrik angewandt, ziemlich genau
                                    zutrifft. Im anderen Falle wird man den Coefficienten 1½ entsprechend
                                    abzuändern haben; indessen ist jede andere Berechnungsweise der
                                    theoretischen Ausbeute hier eben so gut anzuwenden erhält man die
                              theoretisch mögliche Auslieferung aus dieser Füllmasse zu 82 - 1½ . 10 = 67
                              Procent, und die Ausbeute an gewinnbarem Zucker bis zur
                              Melasse zu 11,5 . 67/100 = 7,7 Proc. vom Gewicht der Rüben. Die übrigen Zahlen, den
                              oben ermittelten entsprechend, ergeben sich leicht. Bis jetzt ist diese
                              Darstellungsweise noch nicht allgemeiner angenommen, da man sich mit der Bezeichnung
                              des überhaupt gewonnenen Zuckers begnügt.
                           Sollte aber diese offenbar sachgemäße und alle Umstände berücksichtigende Art der
                              Berechnung und Angabe Aufnahme finden, so empfiehlt sich die Bezeichnung absolute für die erstere, und relative für diese letztere Ausbeute, als den
                              Verhältnissen am besten entsprechend und jede Unklarheit vermeidend.
                           Man würde also das Resultat der Versuchsarbeit bei obigem Beispiel in folgenden
                              verschiedenen Zahlen darstellen können:
                           Ausbeute an Füllmasse: 11,5 Proc. vom Rübengewicht.
                           Zuckerverlust: 2,0 Proc. vom Rübengewicht.
                           Zuckerverlust: 17,5 Proc. vom Zuckergewicht.
                           Absolute Ausbeute an Zucker: 82,7 Proc. vom Gewichte des in Arbeit genommenen
                              Zuckers.
                           Relative Ausbeute an Zucker: 67,0 Proc. vom Gewichte des in Arbeit genommenen
                              Zuckers.
                           Relative Ausbeute: 7,7 Proc. Zucker vom Gewichte der Rüben.
                           Der Vergleich, welcher zwischen dem Zuckergehalt der Rüben und der absoluten
                              Auslieferung angestellt werden kann, wird für die relative dahin abzuändern seyn, daß man sie der Werthzahl, wie diese oben aus Polarisation abgeleitet worden, gegenüber
                              stellt. Wenn auch der hierbei zu Grunde gelegte Quotient derjenige des Rübensaftes
                              und  nur ein scheinbarer ist, so empfiehlt sich dennoch ein solcher
                              Vergleich in mancher Beziehung, weil er allen maßgebenden Verhältnissen Rechnung
                              trägt und weil er dabei das Resultat der Arbeit bis zur Füllmasse in jeder Beziehung
                              deutlich wiedergibt.