| Titel: | Ueber ein neues und billiges Verfahren, ohne Anwendung von Farben verschiedene Metalle (wie Gold, Silber, Kupfer, Argentan, Messing, Tombak, Eisen, Zink) mit prachtvollen Lüsterfarben zu überziehen; von C. Puscher. | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. CVIII., S. 421 | 
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                        CVIII.
                        Ueber ein neues und billiges Verfahren, ohne
                           Anwendung von Farben verschiedene Metalle (wie Gold, Silber, Kupfer, Argentan, Messing,
                           Tombak, Eisen, Zink) mit prachtvollen Lüsterfarben zu überziehen; von C. Puscher.
                        Puscher's Verf. um Metalle mit Lüsterfarben zu
                           überziehen.
                        
                     
                        
                           In seinem betreffenden Vortrage in der Versammlung des Nürnberger Gewerbevereines vom
                              10. November 1868 berichtete Hr. Puscher zuerst über die
                              älteren Verfahren Metalle zu färben, und besprach dann die in neuester Zeit von Otto
                              ReinschPolytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXIV S.
                                    369. zur Erzeugung von Regenbogenfarben mittelst Schwefelammonium
                              angegebene Methode, sowie die Färbung der Metalle mittelst
                              Anilinfarben-Lackanstrichen. Die durch das Schwefelammonium entstandenen leichten Anflüge von Schwefelmetallen
                              verändern sich jedoch an der Luft und lassen sich auch nicht wohl ganz gleichfarbig
                              herstellen. Gleiche Calamität zeigen die Anilinfarben-Lackanstriche im Lichte. Hr. Puscher erzeugt dagegen durch sein Verfahren auf den Gegenständen einen
                              Ueberzug von dichtem Schwefelmetall, analog den in der Natur vorkommenden, wie z. B.
                              Bleiglanz. Diese sehr beständigen Schwefelverbindungen werden bekanntlich nur durch
                              concentrirte Säuren oder Alkalien zersetzt, mäßig verdünnte Agentien haben gar keine
                              Einwirkung darauf. Die neue Methode des Färbens ist leicht ausführbar, fast
                              kostenlos und erfordert nur wenig Zeit. In fünf Minuten können, wie die während des
                              Vortrages ausgeführten Proben zeigten, Tausende von messingenen Gegenständen, je
                              nachdem sie kürzere oder längere Zeit in nachstehend näher beschriebenen kochenden
                              Salzlösungen verbleiben, schön goldgelb bis kupferroth, dann carmoisinroth, hierauf
                              dunkel und dann hell anilinblau bis bläulichweiß, wie Bleiglanz, und zuletzt
                              röthlichweiß gefärbt werden. Die Farben besitzen den schönsten Lüster und haften,
                              wenn die zu färbenden Gegenstände  vorher gut mittelst Säuren oder Laugen gereinigt waren,
                              so fest, daß sie mit dem Polirstahl bearbeitet werden können.
                           Um die zur Färbung dienende Salzlösung zu bereiten, löst man 3 Loth
                              unterschwefligsaures Natron in einem halben Maaß (1 Pfd.) Wasser und gießt in
                              dasselbe hierauf eine Lösung von 1 Loth Bleizucker in einem Schoppen Wasser. Die
                              klare Mischung, bestehend aus einem in überschüssigem unterschwefligsaurem Natron
                              gelösten Doppelsalz von unterschwefligsaurem Blei und unterschwefligsaurem Natron,
                              besitzt, auf 70–80° R. erhitzt, die Eigenschaft, sich langsam zu
                              zersetzen und Schwefelblei in braunen Flocken auszuscheiden. Ist nun zugleich eines
                              der erwähnten Metalle zugegen, so schlägt sich auf diesem ein Theil des
                              Schwefelbleies in der Dichtigkeit des Bleiglanzes nieder und erzeugt so, je nach der
                              Dicke des abgesetzten Schwefelbleies, die erwähnten prachtvollen Lüsterfarben. Um
                              eine ganz gleichmäßige Färbung hervorzubringen, müssen die zu färbenden Gegenstände
                              möglichst gleichmäßig erwärmt werden, und dieß ist dadurch zu erreichen, daß man das
                              Gefäß mit der kochenden Salzlösung in eine Polsterung von Haaren, ganz ähnlich der
                              norwegischen Küche einsetzt. Eisen nimmt, mit erwähnter
                              Salzlösung behandelt, nur die stahlblaue, Zink nur eine
                              bronzene Farbe an; kupfernen Gegenständen fehlt die
                              zuerst erscheinende Goldfarbe; Blei und Zinn verhalten sich dagegen ganz indifferent.
                           Wird statt des Bleizuckers ein gleiches Gewicht von Kupfervitriol der unterschwefligsauren Natronlösung zugefügt und ganz wie
                              oben verfahren, so bedeckt sich Messing und Rauschgold mit einem besonders schönen Roth, dem dann das
                              in der Farbenscala noch fehlende Grün nachfolgt und schließlich einem prachtvollen
                              Braun mit grünem und rothem Irisschiller Platz macht. Letzterer sehr haltbare
                              Ueberzug möchte für die Industrie besondere Beachtung verdienen. Zink scheidet aus dieser Lösung, ohne sich zu färben,
                              eine große Menge von Schwefelkupfer in schwarzbraunen Flocken ab, wird aber der
                              Lösung circa ⅓ der erwähnten Bleilösung zugefügt,
                              so tritt eine dauerhafte schwarze Färbung ein, welche durch einen dünnen
                              Wachsüberzug, der auch für alle Farben zu empfehlen seyn möchte, noch an Tiefe und
                              Haltbarkeit gewinnt.
                           Herrliche marmorartige Zeichnungen können mit einer durch Traganthgummi verdickten
                              Bleilösung auf Messingfolie, welche bis zu 80° R.
                              erhitzt und nachträglich in der gewöhnlichen Bleilösung behandelt wird, erhalten
                              werden. Aehnliche Färbungen lassen sich auch durch Antimonverbindungen, z. B. mit
                              Brechweinstein ausführen, nur erfordert die Hervorrufung der Farben mehr Zeit.
                           
                           Schließlich wird hervorgehoben, daß die erwähnten Salzlösungen mehrmals benutzt
                              werden können und beim Aufbewahren keine Veränderung erleiden.