| Titel: | Heaton's Stahlfrischproceß mit Anwendung von Natronsalpeter. | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. CXIX., S. 465 | 
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                        CXIX.
                        Heaton's Stahlfrischproceß mit Anwendung von Natronsalpeter.
                        Aus dem Engineer, October 1868, S. 307.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Heaton's Stahlfrischproceß mit Anwendung von
                           Natronsalpeter.
                        
                     
                        
                           Bei diesem Verfahren wird Roheisen oder Gußeisen von jeder beliebigen Qualität in
                              einem gewöhnlichen Kupolofen mit Kohks eingeschmolzen und eine bestimmte Menge
                              — gewöhnlich von 1 Tonne auf einmal, bis später vielleicht zu 5 Tonnen
                              — von dem flüssigen Metalle in eine an einem Krahne hängende Gießpfanne
                              abgestochen; diese wird dann an die Seite des Converters (Umwandlungsgefäßes)
                              transportirt. Der letztere besteht in einem großen, aus Kesselblech angefertigten,
                              unten offenen Cylinder, welcher in einer gewissen Höhe über dem Boden steht. Dieser
                              Cylinder ist mit feuerfesten Steinen ausgefüttert; über seinem oberen Theile oder
                              seiner Haube erhebt sich die kegelförmige Esse. An den Boden des Cylinders kann ein
                              kurzer, mehr breiter als tiefer, mit feuerfesten Ziegeln und Masse ausgeschlagener,
                              beinahe cylinderförmiger Untertheil, der eine Art Gießpfanne bildet, beweglich
                              angesetzt und mittelst einfacher Vorrichtungen an dem Cylinder selbst befestigt
                              werden. Solche bewegliche Gießpfannen oder Untergestelle sind in größerer Anzahl
                              vorhanden, so daß sie der Reihe nach benutzt und gegen einander ausgewechselt werden
                              können. In eine von diesen Gießpfannen bringt man eine bestimmte Gewichtsmenge von
                              rohem salpetersaurem Natron in grober Pulverform, wie es
                              im Handel vorkommt; dann ebnet man die Oberfläche des Salzes, und bedeckt sie mit
                              einer kreisrunden, ziemlich dicken, mit zahlreichen Löchern versehenen
                              Gußeisenplatte, welche in Folge ihres Gewichtes fest auf dem Salze aufliegt. Darauf
                              verbindet man das so vorgerichtete bewegliche Untergestell mit dem unteren Theile
                              des Cylinders und der Converter ist zum Gebrauche fertig. An der einen Seite des
                              Cylinders ist eine Art von Einfülltrichter angebracht, der mit einer leicht
                              beweglichen und lose aufliegenden Klappe aus Kesselblech geschlossen ist. Diese
                              Klappe wird aufgeschlagen und dann wird die mit flüssigem Roheisen gefüllte
                              Gießpfanne auf einmal in den Trichter entleert; das  Eisen fließt in den Converter
                              und fällt direct auf die kalte, durchbrochene Gußeisenplatte hinab. Letztere wird
                              durch das flüssige Metall keineswegs aus ihrer Lage gebracht. Die Platte wird sehr
                              rasch heiß und erhitzt den unter ihr liegenden Natronsalpeter. „Nach
                                 ungefähr zwei Minuten,“ sagt Professor Miller, einer der ausgezeichnetsten Chemiker Englands, in seinem nach
                              persönlicher Beobachtung abgegebenen Berichte, „begann die Wirkung; zuerst
                                 entwickelten sich rothbraune Salpetrigsäuredämpfe in mäßiger Quantität; darauf
                                 folgten reichliche Mengen von schwärzlichen, dann grauen, dann weißlichen
                                 Dämpfen, hervorgerufen durch das Entweichen von Wasserdampf, welcher einen Theil
                                 des Flußmittels in suspendirtem Zustande mit sich fortriß. Nach Verlauf von fünf
                                 bis sechs Minuten erfolgte die Verbrennung des Kohlenstoffes des flüssigen
                                 Roheisens (das wirkliche Frischen des letzteren) unter brausendem Geräusche, und
                                 eine glänzende gelbe Flamme schlug oben aus der Esse heraus. Diese Erscheinungen
                                 hielten etwa anderthalb Minuten lang an und hörten dann ebenso plötzlich auf,
                                 als sie begonnen hatten. Als Alles ruhig geworden war, wurde der Converter von
                                 der Esse losgemacht und sein Inhalt auf die eiserne Hüttensohle ausgeleert.
                                 Letzterer bestand aus „rohem
                                       Stahl“ und Schlacke. Der „rohe Stahl“
                                 zeigte einen teigigen Zustand, die Schlacke war flüssig; die durchlöcherte
                                 Gußeisenplatte war zusammengeschmolzen und nebst der eingegossenen
                                 Roheisencharge gefrischt worden.“
                           Dieses von Heaton als „roher Stahl“
                              bezeichnete erste Product seines Processes ist in Wirklichkeit Schmiedeeisen von der
                              reinsten und besten Qualität. Die aus demselben direct gebildeten Luppen werden
                              zunächst unter einem Quetsch- oder Patschhammer zusammengedrückt, damit sie
                              ihre schwammige Beschaffenheit verlieren, erhalten dann in einem gewöhnlichen
                              Schweißofen eine Hitze und werden nun zu Rohschienen ausgewalzt oder zu irgend einer
                              anderen Form verschmiedet oder verwalzt. In diesem Zustande wird das Product vom
                              Erfinder sehr unpassender Weise als „Stahleisen“ bezeichnet; auf diese Bezeichnung hat es sehr
                              geringe Ansprüche, denn durch Ablöschen in Wasser wird es kaum irgend wahrnehmbar
                              härter. In Wirklichkeit besteht es aus einem beinahe absolut
                                 schwefel- und phosphorfreien Schmiedeeisen von
                              krystallinisch-fadiger Textur, von großer Festigkeit und Zähigkeit, und ist
                              zu allen baulichen Zwecken in demselben Grade geeignet wie das berühmte Stabeisen
                              von Lowmoor und Bowling. Es schweißt auf das Vollkommenste, ist zähe bei allen
                              Temperaturgraden, weder roth- noch kaltbrüchig und läßt sich bei den beiden
                              für Schmiedeeisen so kritischen Temperaturen, welche als harte Proben für seine
                              Qualität gelten müssen 
                              — nämlich bei schwacher Rothgluth sowohl, als bei tüchtiger Hellgelbgluth
                              — sehr gut ausschmieden.
                           Das Material besitzt, wie es unmittelbar aus dem Converter kommt, eine solche Güte,
                              daß eine zweite oder gar noch eine dritte Hitze mit nachfolgendem Auswalzen —
                              wie dieß selbst bei dem besten durch den Puddelproceß erzeugten Stabeisen allgemein
                              üblich ist — nicht nur unnöthig, sondern ganz zwecklos ist. Das Stahleisen
                              ist nach dem ersten Durchgange durch die Walzen (bei einer bestimmten Reduction
                              seiner Dimensionen) ebenso zähe, ebenso fest und nervig, wie es durch wiederholte
                              Hitzen und durch wiederholtes Ausschweißen gleich großer Ballen oder Luppen zu
                              Schienen von denselben Dimensionen umgewandelt werden kann. —
                           Wir wollen nun mit Hülfe unserer Abbildungen, welche den auf den Langley Mills Steel Works im Erewash-Thale bei Nottingham unter Heaton's eigener Leitung construirten neuesten Apparat darstellen, die
                              sehr einfachen und wenig kostspieligen Vorrichtungen zur Ausführung des neuen
                              Frischverfahrens beschreiben.
                           Fig. 27 ist
                              eine Seitenansicht des Apparates, welche gleichzeitig den Verticalschnitt der einen
                              Hälfte des Kupolofens A gibt; Fig. 28 ist eine
                              Vorderansicht; in beiden Figuren sind gleiche Theile mit gleichen Buchstaben
                              bezeichnet. Fig.
                                 29–32 sind Grundrisse von verschiedenen einzelnen Theilen des Apparates. A, A sind Kupolöfen in denen das Metall umgeschmolzen
                              wird; f, f (Fig. 27) sind Formen; g Oeffnung zum Aufgeben der aus Eisen und Kohks
                              bestehenden Beschickung, welche mittelst eines Gichtaufzuges herbei transportirt
                              wird; B, B Converter, in welche das umgeschmolzene
                              Metall direct aus den Kupolöfen abgestochen wird; aus diesen Convertern wird der
                              geschmolzene Stahl in den Schweißofen C abgestochen. D ist ein mit der Ueberhitze des letzteren Ofens
                              geheizter Dampfkessel. Fig. 29 ist ein
                              Horizontalschnitt des beweglichen Bodens eines Converters, mit seinem
                              Massenbeschlage oder feuerfesten Futter d, d, d;
                              derselbe wird in der angegebenen Weise mit Natronsalpeter gefüllt. Fig. 30 zeigt die mit
                              Löchern versehene Metallplatte, mit welcher der im Converter befindliche Salpeter
                              bedeckt wird. Fig.
                                 31 stellt den Horizontalschnitt eines mit der durchbrochenen Platte
                              versehenen Converters dar. Fig. 32 zeigt den
                              Grundriß eines Converters mit den acht, auch aus Fig. 28 ersichtlichen
                              Klammern c, c, c, mittelst deren der Converterboden
                              während der Dauer des Umwandlungsprocesses an dem Körper des Converters befestigt
                              wird.
                           Das erwähnte „Stahleisen“ ist natürlich schon an und für sich
                              ein fertiges sehr werthvolles Handelsproduct, aus welchem Heaton seinen 
                              Gußstahl darstellt, d. h. bevor es irgendwie die Walzen passirt, und so lange es
                              noch im Zustande von „rohem Stahl“ ist, der durch den
                              Patschhammer in Kuchenform gebracht worden. Diese Kuchen werden zerschlagen und in
                              gewöhnliche Thontiegel von der üblichen Größe (deren jeder also circa 60 Pfd. hält) eingetragen. Je 100 Pfd. dieses
                              Materiales werden mit etwa 2½ bis 3 Pfd. Spiegeleisen oder mit der
                              äquivalenten Menge von Manganoxyd und etwas Holzkohle versetzt; diese Beschickung
                              wird eingeschmolzen und in die gewöhnlichen schmiedeeisernen Zainformen gegossen.
                              Dieses Product ist ein vortrefflicher Gußstahl, welcher zu Schienen verwalzt wird
                              und nun fertige Waare ist.
                           Die Einfachheit dieses Processes bedarf für den Fachmann keines weiteren
                              Commentars.
                           Am 10. Juli 1868 erschienen Dr. Allen Miller, Vicepräsident der Royal
                                 Society, Professor der Chemie am King's College
                              und Münzwardein, nebst dem Civilingenieur Robert Mallet
                              auf Wunsch der Patentbesitzer auf den Langley Mills und
                              verfolgten den Proceß der Umwandlung von Cleveland- und
                              Northamptonshire-Roheisen in die oben beschriebenen Producte Schritt für
                              Schritt.
                           Die nachstehenden Auszüge aus Miller's vorläufigem
                              officiellen Berichte werden genügen, jeden Eisenhüttenmann von dem großen Werthe
                              dieses Processes zu überzeugen.
                           „Ein abgewärmter, leerer Kupolofen,“ sagt Dr. Miller, „wurde mit 6¼ (engl.)
                              Centner Clay-lane-forge-Roheisen
                              Nr. 4, und gleich darauf noch mit 6¼ Ctr. Stanton-forge-Roheisen Nr. 4 beschickt; nachdem das Ganze
                              eingeschmolzen war, wurde es in die Gießpfannen abgestochen und in denselben zum
                              Converter transportirt. Ich untersuchte folgende Proben: Nr. 4, im Kupolofen
                              umgeschmolzenes Roheisen; Nr. 7, mit dem Patschhammer bearbeiteten „rohen
                                 Stahl“; Nr. 8, ausgewalztes stahliges Eisen; Nr. 5,
                              Converterschlacke. Die Analysen jener drei Metallproben ergaben die nachstehenden
                              Resultate:
                           
                              
                                 
                                 Kupolosen-Roheisen
                                 Roher Stahl
                                 Ausgewalztes Stahleisen.
                                 
                              
                                 
                                 (4).
                                 (7).
                                 (8).
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 2,830
                                 1,800
                                 0,993
                                 
                              
                                 Silicium mit etwas Titan
                                 2,950
                                 0,266
                                 0,149
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,113
                                 0,018
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 1,455
                                 0,298
                                 0,292
                                 
                              
                                 Arsen
                                 0,041
                                 0,039
                                 0,024
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,318
                                 0,090
                                 0,088
                                 
                              
                                 Calcium
                                 —
                                 0,319
                                 0,310
                                 
                              
                                 Natrium
                                 —
                                 0,144
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Eisen (aus der Differenz)
                                 92,293
                                 97,026
                                 98,144
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 –––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000
                                 100,000
                                 100,000
                                 
                              
                           
                           
                              „Aus einer Vergleichung dieser Resultate ergibt sich, daß durch die
                                 Einwirkung des salpetersauren Natrons ein beträchtlicher Theil des
                                 Kohlenstoffes, Siliciums und Phosphors, sowie der größte Theil des Schwefels,
                                 entfernt worden ist. Die Menge des Phosphors, welcher in der aus dem Converter
                                 genommenen Probe von „rohem Stahle“ zurückgeblieben war
                                 (0,298 Proc.), ist offenbar nicht bedeutend genug, um die Qualität des Productes
                                 beeinträchtigen zu können.“
                              
                           
                              „Der Schienenstahl (das stahlartige Stabeisen) wurde in unserem Beiseyn
                                 mehrfachen strengen Proben unterworfen. Er wurde kalt gebogen und scharf
                                 rundgehämmert, ohne daß er zerriß; er wurde ferner sowohl bei Kirschrothgluth,
                                 als bei heller Gelbgluth geschmiedet und in derselben Weise wie im kalten
                                 Zustande probirt, gleichfalls ohne zu zerreißen; auch schweißte er ganz
                                 genügend.“
                              
                           
                              „Die Beseitigung des im Roheisen vorhandenen Siliciums ist ebenfalls ein
                                 unverkennbares Resultat der Einwirkung des salpetersauren
                                 Salzes.“
                              
                           
                              „Für die Praxis liegt die Hauptsache offenbar darin, möglichst gleichförmige Resultate zu erzielen, so daß man bei
                                 Verwendung von Roheisensorten von ähnlicher Zusammensetzung Stahl von
                                 gleichbleibender Qualität zu erhalten versichert seyn kann. Die von Kirkaldy über die Festigkeit verschiedener Proben
                                 abgeführten Versuche geben den augenscheinlichen Beweis, daß eine solche
                                 Gleichartigkeit der Producte allerdings erreichbar ist.“
                              
                           
                              „Das dem Heaton'schen Verfahren zu Grunde
                                 liegende chemische Princip erweist sich als gut und die Art, in welcher das
                                 angestrebte Resultat erreicht wird, ist ebenso einfach, als rasch ausführbar.
                                 Die Salpetersäure des Natronsalpeters gibt an die im Roheisen stets vorhandenen
                                 fremdartigen Bestandtheile Sauerstoff ab und verwandelt sie dadurch in
                                 Verbindungen welche sich mit dem Natron vereinigen, mit demselben in die
                                 Schlacken treten und in diesen entfernt werden. Diese Wirkungsweise des
                                 Natronsalpeters bildet einen der charakteristischen Züge des Heaton'schen Processes und verleiht demselben ein
                                 Uebergewicht über die gewöhnlich üblichen Oxydationsmethoden.“
                              
                           
                              „Eine vollständige Analyse der Schlacke hielt ich nicht für nothwendig; ich
                                 beschränkte mich auf die Bestimmung des Gehaltes derselben an Sand, Kieselsäure,
                                 Phosphorsäure, Schwefelsäure und Eisen. An Wasser gab die Schlacke weniger ab
                                 als ich erwartet hatte, und sie war nicht zerflossen, obwohl ich sie nur in
                                 Papier eingewickelt aufbewahrt hatte.“
                              
                           
                              „Von 100 Theilen des feinen Schlackenpulvers lösten sich 11,9 Th.  in Wasser; sie
                                 enthielt 47,3 Proc. Sand, 6,1 chemisch gebundene Kieselsäure, 6,8 Phosphorsäure,
                                 1,1 Schwefelsäure, 12,6 Eisen (zum großen Theile in metallischem Zustande), 26,1
                                 Natron und Kalkerde; im Ganzen 100 Th.“
                              
                           
                              „Es ergibt sich daraus, daß ein bedeutender Antheil des vorhandenen
                                 Phosphors durch die oxydirende Einwirkung des salpetersauren Salzes eliminirt
                                 und daß eine gewisse Menge Eisen mechanisch in der Schlacke vertheilt
                                 wird.“
                              
                           
                              „Die Menge der Schlacke im Verhältniß zu dem Ausbringen an rohem Stahl
                                 wurde durch einen directen Versuch nicht bestimmt; nach der Menge der
                                 angewendeten Materialien berechnet, konnte indessen ihr Maximum 23 Proc. von der
                                 Gewichtsmenge des umgeschmolzenen Metalles nicht überstiegen haben. Demzufolge
                                 entsprach der 12,6 Proc. betragende Eisengehalt der Schlacke höchstens einem
                                 Verluste von 3 Proc. des verarbeiteten Eisens.“
                              
                           
                              gez. Wm. Allen Miller.
                              
                           In seinem an die Besitzer von Heaton's Patent gerichteten
                              Privatbericht (London, 12. September 1868), sagt der oben erwähnte Ingenieur Hr.
                              Robert Mallet:
                           
                              „Auf Ihren Wunsch, bezüglich des Wesens und des commerciellen Werthes des
                                 patentirten Verfahrens von Heaton zur Fabrication
                                 verschiedener Sorten von Stahl, namentlich der von diesem Erfinder als
                                 „Stahleisen“ und „Hammergußstahl“
                                 bezeichneten Producte, meine Ansicht gegen Sie auszusprechen, besuchte ich die
                                 Langley Mills-Werke, auf denen dieses
                                 Verfahren seit einiger Zeit im Großen betrieben wird, zweimal.“
                              
                           „Dieser Proceß der Umwandlung von Roheisen in Stahl mit Anwendung von
                              salpetersaurem Natron in Heaton's patentirtem Converter
                              wurde in meiner Gegenwart auf dem genannten Hüttenwerke vielfach ausgeführt. Ich
                              habe die Einzelheiten dieses Processes in Bezug auf ihre Verwendbarkeit für den
                              Betrieb im Großen, sowie die mit demselben erhaltenen Resultate eingehend geprüft,
                              ebenso habe ich die Ergebnisse von Professor Miller's
                              chemischen Untersuchungen der Schmelzmaterialien und der aus denselben erzeugten
                              Producte genau in Betracht gezogen und bin Augenzeuge bei den Versuchen gewesen,
                              welche Hr. David Kirkaldy auf seinem Probirwerke in
                              Southwork über die physikalischen Eigenschaften der in meiner Gegenwart auf den Langley Mills nach diesem Verfahren dargestellten
                              Erzeugnisse abgeführt hat. Den  sämmtlichen von mir selbst beobachteten Thatsachen
                              gegenüber kann ich die nachfolgenden Sätze als zweifellos erwiesene Wahrheiten
                              aufstellen:
                           1) Heaton's patentirtes Verfahren zur Umwandlung von
                              Roheisen in Stahl mittelst salpetersauren Natrons steht in allen Stücken mit den
                              Grundsätzen der theoretischen Metallurgie in vollkommener Uebereinstimmung; dasselbe
                              läßt sich mit vollkommener Zuverlässigkeit, Gleichförmigkeit und Leichtigkeit in
                              großem Maaßstabe ausführen und liefert Producte von hohem Handelswerthe.
                           2) In Bezug auf die Productionskosten vermag Heaton's
                              Verfahren mit jeder anderen Methode zur Darstellung von Stabeisen und Stahl aus
                              Roheisen siegreich in Concurrenz zu treten.
                           3) Abgesehen von den geringeren Herstellungskosten ermöglicht das neue Verfahren die
                              Production von Stabeisen erster Qualität und von
                                 ausgezeichnetem Stahle aus ungereinigten, stark schwefelhaltigen und an
                                 Phosphorreichen Roheisensorten, aus denen durch keinen andern bekannten
                              Proceß, selbst nicht durch das Bessemerverfahren irgend ein verkäuflicher Stahl oder
                              ein Schmiedeeisen dargestellt werden kann, welches nicht in stärkerem oder
                              geringerem Grade kaltbrüchig oder rothbrüchig ist. So wurde in meiner Gegenwart aus
                              sehr Phosphor- oder schwefelreichem Cleveland- und
                              Northamptonshire-Roheisen ein Stabeisen und ein Gußstahl von sehr
                              ausgezeichneter Qualität erzeugt, was bekanntlich bisher noch nicht möglich gewesen
                              ist.“
                           
                              „Demnach bietet das Heaton'sche Verfahren in der
                                 Zukunft ein beinahe unbegrenztes Feld dar für die Verpflanzung der Fabrication
                                 eines vorzüglichen Stabeisens und eines ausgezeichneten Stahles in die
                                 Cleveland- und andere große Eisenhüttendistricte Englands, welche bis
                                 jetzt in Folge der geringen Qualität ihre Rohproducte von der Erzeugung eines
                                 solchen Materiales ausgeschlossen waren. Ebenso ermöglicht es die Einführung der
                                 Stahlfabrication in Gegenden, wo Brennstoffe so wenig vorkommen und in solchem
                                 Preise stehen, daß ohne den neuen Proceß dieser Industriezweig nicht würde
                                 aufkommen können.“
                              
                           
                              „Es ist mir in dieser kurzen Mittheilung nicht möglich, auf die ungemeinen
                                 Vorzüge näher einzugehen, welche die Einführung des Heaton'schen Systemes darbieten wird bezüglich einer bedeutenden
                                 Verminderung des jetzigen Verbrauches an Rohmaterial, Brennstoff, Zeit und
                                 Arbeitslöhnen, wie ihn der gewöhnliche Puddelproceß bedingt, sowie bezüglich
                                 einer erheblichen Verringerung der mit den Arbeiterfragen verknüpften
                                 Schwierigkeiten, welche diesem Processe zum großen Nachtheile des englischen
                                 Eisenhüttengewerbes anhaften. Ebenso wenig bin ich im Stande die bedeutende
                                 Reduction der Anlagekosten, welche das in Rede stehende  System, im Vergleich mit
                                 allen anderen Methoden, für ein und dasselbe jährliche Stabeisen- und
                                 Stahlausbringen ermöglicht, ausführlicher zu erörtern.“
                              
                           
                              „Dr. Miller hat
                                 unwiderleglich nachgewiesen, daß durch den Heaton'schen Proceß fast der ganze Gehalt an Schwefel und Phosphor aus dem
                                 Roheisen ausgeschieden wird und daß die zurückbleibenden Spuren dieser Körper so
                                 gering sind, daß sie die Qualität des erzeugten Stabeisens und Stahles nicht
                                 beeinträchtigen, selbst wenn zur Herstellung dieser Producte die an diesen
                                 schädlichen Nebenbestandtheilen reichsten brittischen Roheisensorten verwendet
                                 werden.“
                              
                           
                              „Das in meiner Gegenwart aus Cleveland- und
                                 Northamptonshire-Roheisen erzeugte Stabeisen,
                                 welches in meinem Beiseyn auch auf seine Festigkeit probirt wurde, zerriß bei
                                 einer Belastung von 23 Tonnen (engl.) auf den Quadratzoll mit einer Dehnung von
                                 beinahe dem vierten Theile seiner ursprünglichen Länge. Demnach ist dieses Eisen
                                 sehr fest und sehr zähe, obschon die erzeugte Sorte aller Wahrscheinlichkeit
                                 nach noch keineswegs die allerbeste ist, welche man mittelst dieses Processes
                                 später wird darstellen können. Es besitzt alle Eigenschaften, welche ein
                                 Stabeisen für artilleristische Zwecke, zur Verwendung für Panzerplatten, eiserne
                                 Schiffe und Dampfkessel vorzugsweise geeignet machen.“
                              
                           
                              „Der ebenfalls in meinem Beiseyn aus demselben Roheisen wie das eben
                                 erwähnte Stabeisen dargestellte gehämmerte oder Hammergußstahl zerriß bei einer
                                 Belastung von ungefähr 42 Tonnen per Quadratzoll,
                                 mit einer Dehnung von mehr als einem Zwölftel seiner ursprünglichen Länge.
                                 Demnach besitzt auch dieser Stahl einen
                                 bemerkenswerthen Grad von Zähigkeit und ist zu Schienen, zum Schiffbau und zu
                                 Ingenieurzwecken überhaupt sehr gut geeignet. Mittelst des Heaton'schen Verfahrens ist man folglich im Stande aus Roheisen von
                                 sehr geringer Qualität, aus welchem sich durch keine einzige der übrigen
                                 bekannten Methoden überhaupt Stahl darstellen läßt, einen zu allen technischen
                                 Zwecken sehr brauchbaren Stahl zu erzeugen.“
                              
                           
                              gez. Robert Mallet.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
