| Titel: | Trockenapparat zur Bestimmung des Wassergehaltes bei Füllmasse, Syrup u. s. w.; von Dr. C. Stammer. | 
| Autor: | Karl Stammer [GND] | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. CXXI., S. 475 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CXXI.
                        Trockenapparat zur Bestimmung des Wassergehaltes
                           bei Füllmasse, Syrup u. s. w.; von Dr. C.
                              Stammer.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Stammer's Trockenapparat für Füllmasse, Syrup etc.
                        
                     
                        
                           In einem früheren Aufsatz (S. 402 im vorhergehenden Heft) habe ich auf die
                              Wichtigkeit der Wasserbestimmungen bei Füllmassen und anderen Producten der
                              Zuckerfabrication hingewiesen. Es ist aber bekannt, daß diese Substanzen die letzten
                              Antheile Wasser nur schwierig abgeben und daß man daher die gewöhnlich angewandten
                              einfachen Trockenvorrichtungen nicht wohl zu diesen Bestimmungen anwenden kann. Die
                              Nothwendigkeit, für hinreichend genaue, im Verlaufe der Campagne häufig
                              wiederkehrende Trockenversuche sich eines Apparates zu bedienen, welcher  einerseits einen genügenden
                              Strom trockener Luft liefert, und andererseits gleichzeitig mehrere Proben der Substanz in sehr dünner
                              Schichte und doch hinreichender Menge auf die Trockentemperatur zu erwärmen
                              gestattet, hält noch Manchen davon ab, diese Bestimmungen in der wünschenswerten
                              Anzahl regelmäßig auszuführen, da nicht Jeder Zeit und Muse hat, sich mit der
                              Zusammenstellung von Apparaten von nicht ganz sicherer Wirksamkeit zu befassen.
                              Dennoch beruhen manche technische Berechnungen in der Zuckerfabrication wesentlich
                              auf der genauen Kenntniß des Wassergehaltes der Producte und jeder hierbei
                              vorkommende Fehler beeinflußt mehr oder weniger das Resultat durch Vermehrung oder
                              Verminderung des nur durch die Differenz zu findenden Nichtzuckergehaltes.
                              Aschenbestimmungen, so nützlich sie in zahlreichen Fällen sind, geben nach meiner
                              Ansicht nicht so bestimmte Aufschlüsse über Qualität und Auslieferung der Füllmasse
                              u. s. w., wie die durch Wasserbestimmung ermöglichten Bestimmungen des
                              Gesammt-Nichtzuckergehaltes, wenn diesen in den betreffenden Fabriken die
                              Untersuchung der Melassen parallel geht. Gerade für Melassen ist aber die
                              Austrocknung besonders schwierig.
                           Um nun Solche, welche keinen, ihren Anforderungen entsprechenden Apparat zu dem in
                              Rede stehenden Zweck besitzen, diesen Mangel ersetzen zu helfen, möge in Folgendem
                              die Beschreibung eines solchen gegeben seyn, den ich bei mehrjährig, fast
                              ununterbrochen vorgenommenen Wasserbestimmungen als äußerst praktisch und bequem
                              gefunden habe, und der die Bedingungen technischer
                              Untersuchungen unzweifelhaft zu erfüllen im Stande ist. Wohl bin ich mir der bei
                              allen diesen Bestimmungen noch unvermeidlichen Ungenauigkeiten bewußt, doch halte
                              ich dieselben für nicht so wesentlich, daß dadurch die strenge Ueberwachung des
                              Betriebes oder die Aufstellung von praktisch brauchbaren und zuverlässigen
                              Berechnungen irgendwie beeinträchtigt werden könnte. Vielmehr kann ich auf Grund
                              längerer Erfahrung diesen Trockenapparat in jeder Weise empfehlen, hoffend, daß
                              dadurch der allgemeineren Ausführung dieser Bestimmungen und somit der vermehrten
                              Gleichartigkeit der Angaben der wünschenswerthe Vorschub geleistet werde.
                           Ich glaube hier schon die Andeutung gegeben zu haben, daß es sich nicht um ein neues
                              Princip, oder um einen originellen Apparat handelt; der jetzt vielfach beliebten
                              Manier gegenüber, die Mittheilungen Anderer in dieser Richtung zu bemängeln, will
                              ich vielmehr ausdrücklich bemerken — was freilich eigentlich ganz überflüssig
                              seyn sollte, — daß ich nichts weiter beabsichtige, als durch Darlegung der
                              aus vielfachen Versuchen und Abänderungen hervorgegangenen Zusammenstellung
                              bekannter Theil 
                              Denjenigen die Arbeit zu erleichtern, welche einen zuverlässigen Trockenapparat von
                              erprobtem praktischen, leichten und sicheren Gebrauche zu haben wünschen.
                           Fig. 22 stellt
                              die wesentlichen Theile des Apparates dar, welche der Aspirator A, der Lufttrockenapparat L
                              und der eigentliche Trockenapparat T sind.
                           Der Aspirator ist ein Tropfensauger (beschrieben im
                              polytechn. Journal, 1863, Bd. CLXIX S. 48), nur durch
                              Vereinigung mehrerer Tropfröhren in seiner Wirkung erheblich verstärkt.
                           Der Behälter a, welcher durch die Wasserleitung a′ oder sonst wie von Zeit zu Zeit mit Wasser
                              gefüllt wird, steht durch den Hahn b, dessen Rohransatz
                              innerhalb a mit einem Siebe überdeckt ist, mit dem
                              Zinkrohr c in Verbindung, welches fest an der Wand
                              befestigt ist und unten eine gewisse Anzahl Rohransätze mit kleinen (Gas-)
                              Hähnen h, h, h trägt. An vier dieser Ansätze sind
                              mittelst Gummiröhrchen die Tropfensauger d, d, d
                              festgebunden, welche bei D
                              Fig. 23 in
                              natürlicher Größe im Durchschnitt dargestellt sind. Sie bestehen ganz aus Glas,
                              können leicht angefertigt werden und erhalten alle Verbindungen einfach mittelst
                              passender enger Gummischläuche. Die unteren Rohransätze münden in die vertical an
                              der Wand hängenden Glasröhren e, e, e, welche möglichst
                              weit hinabreichen und am Boden des Zimmers in die mit entsprechenden Ansätzen
                              versehene gemeinschaftliche Ablaufröhre f münden, welche
                              das eintropfende Wasser (mit der angesaugten Luft) bei g
                              in die Abflußrinne führt.
                           i ist eine der Röhre c
                              ähnliche Zinkblechröhre, welche ebenfalls an der Wand befestigt ist und die vier
                              schräg aufwärts gerichteten Röhrenansätze i′
                              trägt, welche so eng sind, daß sie direct durch passende Gummiröhrchen mit den
                              seitlichen Ansätzen k der Tropfröhren verbunden werden
                              können. Sind die Röhrenansätze i′, i′, aus zusammengerolltem und gelöthetem Blech
                              gemacht, so muß man dessen fühlbare Kante glatt abfeilen, damit die Gummiröhrchen
                              sich dicht anlegen können; andernfalls kann die überall nothwendige vollkommene
                              Dichtung nicht erreicht werden.
                           In der Zeichnung sind vier vereinigte Tropfröhren dargestellt; der fünfte Hahn h′ hat einen anderen Zweck, wovon weiter unten
                              die Rede seyn wird. Da die Stärke des Luftstromes außer von der verticalen Höhe des
                              Abflußrohres (s. die oben citirte Mittheilung), von der Zahl der Tropfröhren
                              abhängig ist, welche gemeinschaftlich den Strom erzeugen, so kann man natürlich auch
                              eine größere oder geringere Zahl benutzen. Bei meinem Apparate beträgt die Höhe
                              zwischen den Tropfröhren und der Abflußröhre f 1½
                              Meter, und hierbei ist der Luftstrom  ein so starker, daß er allen Wünschen entspricht: er
                              durchstreicht die Schwefelsäure bei s und s′ so lebhaft und so heftig, daß man sogar
                              zweckmäßig eine Mäßigung des Stromes veranlaßt. Die Wassersäule, welche der
                              Luftstrom überwindet, beträgt über 1 Meter; man sieht also, daß er jeder Art
                              Waschung unterworfen werden kann und daß man wenigstens zu diesem Zwecke einer
                              größeren Zahl Tropfröhren nicht bedarf.
                           Da diese alle aus dem gemeinschaftlichen Rohr i saugen,
                              so ist l das gemeinschaftliche Saugrohr des
                              Apparates.
                           Die Luft tritt durch das Rohr m in den Lufttrockenapparat
                              L, durchstreicht die Schwefelsäure in s und s′, das
                              Chlorcalcium in den beiden Röhren n und gelangt bei o in den Behälter für die zu trocknende Substanz.
                              Natürlich kann der Theil L auch in jeder beliebigen
                              anderen Weise angeordnet werden; die Vertheilung der Schwefelsäure in zwei Flaschen
                              hat den Vortheil, daß man nur einen Theil derselben erheblich verdünnt und diese
                              dann auswechseln kann. Selbstredend kann man noch für Versuche, welche
                              kohlensäurefreie Luft verlangen, eine Röhre mit caustischem Natron einschalten, wie
                              denn die Stärke und Beständigkeit des Stromes auch größere Hindernisse überwindet,
                              wenn nur der Apparat überall vollkommen dicht ist.
                           Der Trockenkasten T besteht aus Kupfer, ist durchweg
                              hartgelöthet und hat oben einen angelötheten starken Messingkranz p, in welchem eine passende Nuth mit Gummiring einem
                              vorspringenden Ringe im Messingdeckel q entspricht. Drei
                              im unteren Ringe festsitzende Eisenschrauben mit den Flügelmuttern r reichen bei der Stärke der Messingtheile zur
                              vollständigen Dichtung des Deckels aus, und gestatten rasch und leicht das Oeffnen
                              und Schließen desselben. An dem Deckel ist eine Büchse für das bis zur Mitte
                              herabreichende Thermometer t und eine gebogene Röhre o zur Verbindung mit dem Luftrohre o′ angesetzt.
                           Der ganze Trockenkasten ist von einem aus zwei Halbcylindern bestehenden Blechmantel
                              umgeben, der oben ebenfalls geschlossen ist und nur das Thermometer und den
                              Regulator durchläßt. Letzterer ist im Blechmantel und nicht im Deckel selbst
                              angebracht, weil das häufige Oeffnen des letzteren dieß nicht gestattet. Bis jetzt
                              bediente ich mich des einfachen Bunsen'schen Regulators
                              mit genügender Sicherheit; allerdings verlangt er viel Aufmerksamkeit. Regulator,
                              Mantel und Gasflamme sind in der Zeichnung weggelassen.
                           Bei v ist ein Kupferrohr angesetzt, durch welches die
                              Luft zunächst nach dem Wassersammler w und dann nach dem
                              Luftrohr i und den  Tropfensaugern gelangt. Durch die hohe Temperatur leiden
                              die an v und o angesetzten
                              Gummischläuche sehr, was bei der Nothwendigkeit öfteren Oeffnens sehr störend wird.
                              Läßt man das Kupferrohr bei o etwas aus dem Blechmantel
                              hinausreichen, so wird das Gummirohr hier nicht zu sehr erhitzt, während bei v dadurch nichts erreicht wird. Es ist daher diese Röhre
                              mit einem Kühlrohr u zu umgeben, welches aus dem fünften
                              Hahn h′ des Rohres c
                              gespeist wird; das Wasser fließt durch f und g ab.
                           Das Wassergläschen w ist nothwendig, damit das Rohr l sich nicht mit Wassertropfen versetzt. Das Hähnchen
                              w′ dient zur Regulirung des Luftstromes,
                              falls dieser zu stark seyn sollte, sowie zum Absperren des theilweise getrockneten
                              Inhaltes von T, bei Unterbrechung des Versuches, von der
                              nach dieser Richtung feuchten Luft des Apparates; nach
                              der anderen Seite ist dieß nicht nöthig.
                           Zum Einsetzen der zu trocknenden Substanz in T bediene
                              ich mich mit gutem Erfolge mehrerer von Sy und Wagner (in
                              Berlin) bezogener verplatinirter KupferschalenMan s. über dieselben die Notiz im polytechn. Journal Bd. CLXXIX S.
                                       162. von der bei P
                              Fig. 24
                              dargestellten Gestalt. Die Schalen sind elliptisch, um dadurch bei größerer
                              Oberfläche doch auf der Waage Platz finden zu können, haben vollkommen ebenen Boden und etwas geneigte, nicht gewölbte Seiten. Der
                              größte Durchmesser ist 150, der kleinste 85, die Höhe 17 Millimeter, welche
                              Dimensionen sich gut bewährt haben. Man kann 5–10 Gramme Syrup oder
                              Füllmasse, Saft u. s. w. in sehr dünner und überall
                                 gleichmäßiger Schichte darin ausbreiten und so, bei nicht zu geringer Substanzmenge doch sehr gut austrocknen. In dem Kasten
                              T haben sechs solcher Schalen, die mittelst
                              passender Kupferringe übereinander gestellt werden, reichlich Platz; auch können
                              Porzellanschälchen mit ganz ebenem Boden dazu benutzt
                              werden.
                           Wendet man die Vorsicht an, die zu trocknende Substanz in einer gleichmäßig dünnen Schicht über dem Boden der Schale auszubreiten, dann
                              sehr langsam zu erhitzen und den größten Theil des Wassers bei 80–90°
                              C. zu entfernen, so läßt das Austrocknen mit diesem Apparate wenig zu wünschen
                              übrig. Freilich dauert es bei Füllmassen mehrere Tage, bei Syrupen noch länger und
                              man darf vor dem dritten Tage die Temperatur nicht über 100° C. steigern
                              (wenn die Umstände nicht etwa die Unterbrechung bei Nacht unnöthig machen), allein
                              man  erreicht unter
                              diesen Umständen sehr leicht eine solche Constanz des Trockengewichtes, daß eine
                              Fortsetzung der Erhitzung selbst während eines Tages die Berechnung auf Procente in
                              kaum bemerkbarer Weise beeinflußt. Würde man zu früh stärker erhitzen, so würde sich
                              dieß freilich, wie schon öfter beobachtet worden ist, nicht erreichen lassen: einige
                              Uebung wird leicht und sicher die erforderlichen Zeiträume und innezuhaltenden
                              Grenzen kennen lehren. Jedenfalls ist keine Schwierigkeit vorhanden, in dieser Weise
                              für den Zweck technischer Zucker-Untersuchungen, Füllmasse- und
                              Ausbeute-Bestimmungen vollkommen genügende Resultate mittelst so einfacher
                              Manipulationen zu erreichen, daß man sich vor der häufigen Ermittelung des
                              Trockensubstanzgehaltes und mithin der „wirklichen“
                              Zusammensetzung der betreffenden Stoffe nicht zu scheuen braucht.
                           Mittelst dieser hier beschriebenen Einrichtung werden denn auch seit längerer Zeit
                              allwöchentlich die Untersuchungen der Durchschnittsproben von mehreren Füllmassen
                              ausgeführt, ein Verfahren, welches ich demnach allen Zuckerfabriken bestens
                              empfehlen kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
