| Titel: | Bemerkung über die Verunreinigungen der Bierhefe; von Dr. J. J. Pohl. | 
| Autor: | Joseph Johann Pohl [GND] | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. CXXV., S. 486 | 
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                        CXXV.
                        Bemerkung über die Verunreinigungen der Bierhefe;
                           von Dr. J. J. Pohl.
                        Pohl, über Verunreinigungen der Bierhefe.
                        
                     
                        
                           In diesem Bande, S. 237 des polytechn. Journals (erstes
                              Novemberheft) findet sich eine Mittheilung von Hrn. Emil Ostersetzer über die zum Theil bekannten Verunreinigungen der Bierhefe,
                              unter denen auch eine Aphis-Art war. Als Ergänzung zum
                              dort Angeführten diene die Angabe, daß mir letztere Verunreinigung längst bekannt
                              ist und dieselbe Blattlaus sich nicht nur in manchen Bierhefen, sondern auch öfter
                              im ausgekochten Hopfen, dem Kühlgeläger, Kräuselschaum, im Bodensatze der
                              Gährgefäße, ja selbst in Jungbieren etc. vorfinde. Ich überzeugte mich bei einem vor
                              einigen Jahren gemachten Ausfluge in die Hopfendistricte Oberösterreichs, wie häufig
                              bei der dort sowie in Böhmen üblichen Trocknungsart des Hopfens jene Blattlaus in
                              enormer Menge auftrete, welche unter dem Namen der Hopfenblattlaus (Aphis lupuli, Schk.) jedem Hopfenbauer bekannt ist.
                              Verhältnißmäßig wenige der hell-grasgrünen Insecten werden mit den reifen
                              Hopfendolden in die Trockenhäuser gebracht. Schlechte Ventilation und dadurch
                              bedingtes zu langes Feuchtbleiben des Hopfens, die Abhaltung directen Sonnenlichtes,
                              mitunter selbst des Tageslichtes, bedingen jedoch eine unglaubliche Vermehrung des
                              Insectes. Sie bedecken nicht nur viele Dolden, sondern  auch die Trockenrahmen und
                              Trockenstellen, so daß ein oberflächlicher Beobachter leicht letztere als mit grüner
                              Farbe angestrichen halten kann. Diese Aphis-Art stirbt
                              beim völligen Trocknen des Hopfens ab, bleibt zum Theile am Hopfen kleben und
                              gelangt dann natürlicher Weise mit demselben in die Bierwürze und die späteren
                              Gährungsproducte.
                           Es unterliegt nach meinen Beobachtungen keinem Zweifel, das von Ostersetzer in der Bierhefe gefundene Insect sey Aphis lupuli. Hier aber möge nur noch erwähnt werden, daß in gut
                              ventilirten, rasch trocknenden und hellen Trockenlocalen das Thierchen sich nur an
                              wenigen Hopfendolden finde und das Gleiche gilt für das Trocknen des Hopfens an
                              freier Luft und im Sonnenlichte. Es dürfte somit bei einiger Aufmerksamkeit von
                              Seite der Hopfenbauer nicht schwer werden, die Verunreinigung des Hopfens mit dem
                              genannten Insecte und folglich auch jene der Bierhefe etc. zu vermeiden.