| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. , S. 73 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber amerikanische Röhrenbrunnen.
                           Unter diesem Namen kommen seit einiger Zeit Apparate in den Handel, mittelst deren
                              man im Stande seyn soll, in Gegenden, welche Wasser führende Schichten bergen, in
                              unglaublich kurzer Zeit Brunnen zu erstellen. Die Zeitungen berichteten, daß diese
                              Apparate bei der neuesten Expedition der Engländer nach Abessinien sich als sehr
                              nützlich und praktisch erwiesen haben. Um den Werth derselben für unsere
                              Verhältnisse kennen zu lernen, hat die königl. württembergische Centralstelle für
                              Gewerbe und Handel einige Exemplare durch Vermittelung der Herren Allmann und Sturgeon, 27 Corporation Street in Manchester bezogen und auf dem Cannstatter Wasen eine Probe damit
                              vornehmen lassen.
                           Der amerikanische Röhrenbrunnen (dessen Construction im polytechn. Journal, 1867, Bd.
                              CLXXXVI S. 152 beschrieben wurde) besteht im
                              Wesentlichen in einem Rohre von Schmiedeeisen von etwas größerer Wandstärke als die
                              bekannten schmiedeeisernen Gasleitungsröhren, welches sich durch Anschrauben
                              verschiedener Stücke bis zu 30 Fuß verlängern läßt.
                           Dieses Rohr ist nun an einem seiner Enden auf eine Länge von etwa 2 Fuß siebartig mit
                              kleinen Löchern durchbohrt und durch eine scharfe Spitze von Stahl abgeschlossen,
                              ähnlich einem Pfahle, der in die Erde gerammt werden soll; am anderen Ende ist ein
                              Gewinde zur Aufnahme einer kleinen eisernen Saugpumpe vorgesehen. Um die senkrecht
                              aufgestellte Brunnenröhre wird etwa 2–3 Fuß vom Boden ein zweitheiliger
                              Klemmring mittelst zweier starker Schrauben befestigt. Die innere Seite dieses
                              Klemmringes, da wo sie an die Röhre anschließt, hat Zähne, so daß sie sich in das
                              Eisen eindrückt und ein Herabgleiten des Ringes verhütet. Ueber das Rohr her ist ein
                              circa 70 Pfund schwerer eiserner Fallblock gesteckt,
                              dessen Durchbohrung der Röhre hinlänglich Spielraum bietet. Der Fallblock wird
                              mittelst zweier Seile, welche über zwei Rollen laufen, durch zwei Arbeiter gehoben
                              und fallen gelassen.
                           Wenn die Röhre bis an den Klemmring eingetrieben ist, wird dieselbe, sowie das
                              Fallwerk selbst, höher oben angeschraubt und mit der Arbeit von Neuem begonnen. So
                              fährt man fort, die Röhre einzurammen, bis der Brunnen die nöthige Tiefe hat, um
                              hinlänglich Wasser zu liefern. Hierüber unterichtet man sich von Zeit zu Zeit
                              dadurch, daß man ein Senkblei von oben in die Röhre hinabläßt. Das erste durch die
                              Pumpe geförderte Wasser enthält selbstverständlich Sand und Erde: aber schon nach
                              kurzer Zeit erscheint reines Wasser und zwar in reicher Fülle.
                           Gleich die erste auf dem Volksfestplatze vorgenommene Probe lieferte ein
                              überraschendes Ergebniß. In einer guten halben Stunde war die
                                 Röhre bis auf eine Tiefe von 12 Fuß durch zwei Männer
                                 eingerammt; die aufgeschraubte Pumpe lieferte alsbald reichlich Wasser, das
                              nach mehrstündigem Pumpen weder abnahm noch versiegte.
                           Selbstverständlich kann mit diesen Pumpen kein Wasser gewonnen werden, wo überhaupt
                              keines vorhanden ist; es gilt deßhalb als Regel, bevor man solche Brunnen anwenden
                              will, wo möglich zu untersuchen, in welcher Tiefe in der betreffenden Gegend
                              gewöhnlich Wasser gefunden wird; man erhält dadurch einen Anhaltspunkt für die Länge
                              des erforderlichen Rohres. Der Röhrenbrunnen vermag auch keine Felsen zu
                              durchbohren, wohl aber ist er im Stande, harte Gebirgsarten zu durchdringen.
                           Findet man beim Einrammen der Brunnenröhre, daß dieselbe nicht weiter einzudringen
                              vermag, so zieht man das Rohr am besten heraus, was mit demselben
                              Ramm-Apparat,  der
                              dann aufwärts arbeitet, geschehen kann; man versucht sodann dieselbe an einer
                              anderen Stelle in der Nähe einzuschlagen, was ja stets in kurzer Zeit und ohne große
                              Mühe erreicht werden kann. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1868, Nr. 39.)
                           
                        
                           Ueber den Phosphor- und Schwefelgehalt des englischen
                              Roheisens.
                           V. Day stellt in einem (im Practical Mechanic's Journal, März- und Aprilheft 1868
                              mitgetheilten) Vortrage über die Entwickelung des Puddelns bis zu dem jetzigen
                              Verfahren von RichardsonBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII
                                    S. 41 (erstes Aprilheft 1868) für den Phosphor- und
                              Schwefelgehalt des englischen Roheisens die nachstehende Reihenfolge auf:
                           
                              
                                 Eisen:
                                 mittlerer
                                 Phosphorgehalt:
                                 
                              
                                 Hämatit
                                 
                                 0,144
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Südwales
                                 
                                 0,473
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Süd-Staffordshire
                                 
                                 0,48
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Yorkshire
                                 
                                 0,54
                                 Proc.
                                 
                              
                                 schottisches
                                 
                                 0,73
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Derbyshire
                                 
                                 0,865
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Nord-Staffordshire
                                 
                                 1,07
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Northamptonshire
                                 
                                 1,143
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Cleveland
                                 
                                 1,32
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Der mittlere Schwefelgehalt gibt in
                                    nahezu umgekehrter Ordnung für
                                 
                              
                                 Cleveland
                                 
                                 0,035
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Nord-Staffordshire
                                 
                                 0,04
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Derbyshire
                                 
                                 0,0447
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Yorkshire
                                 
                                 0,052
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Whitehaven (Ulverstone)
                                 
                                 0,056
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Süd-Staffordshire
                                 
                                 0,0614
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Süd-Wales
                                 
                                 0,098
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Northamptonshire
                                 
                                 0,269
                                 Proc.
                                 
                              
                                 schottisches
                                 
                                 0,283
                                 Proc.
                                 
                              
                           
                        
                           Wismuthgewinnung im Joachimsthal.
                           Ueber den gegenwärtigen Standpunkt der Joachimsthaler Wismuthgewinnung berichtet Wagner in der österreichischen Zeitschrift für
                              Berg- und Hüttenwesen: Die Erze und Schliege enthalten 3 bis 25 Proc.
                              Wismuth, ½–7 Proc. Blei, ½ bis 2½ Proc. Kobalt,
                              ¾–5 Proc. Nickel, ferner Uran, Arsen, Schwefel, Eisen, Silber, sowie
                              Kalk-, Thon-, Talk- und Kieselerde. Die Erze werden wie
                              Bleierze probirt, der König in Salpetersäure gelöst und entweder das anwesende Blei
                              als Chlorblei bestimmt oder das Wismuth aus schwachsaurer Lösung mittelst eines
                              Bleistreifens niedergeschlagen. Erze und Schliege werden in Flammöfen in Posten von 2–5
                              Ctr. 4 bis 6 Stunden mit Braunkohlen geröstet, mit Soda, Eisendrehspänen,
                              Schmiedeeisenstücken und nöthigenfalls Quarz in 700markigen Graphittiegeln in einem
                              Windofen geschmolzen, die Schlacke abgeschöpft (entweder zum Rohschmelzen gegeben
                              oder nach Weselsky's Vorschlag auf Uran benutzt), neue Beschickung nachgetragen und dieß bis zum Vollwerden
                              des Tiegels mit Wismuthmetall und Speise fortgesetzt. Man entleert den Tiegelinhalt
                              in conische eiserne Eingüsse, schlägt den Wismuthkönig von der Speise ab, saigert
                              ersteren in gußeisernen Röhren von der anhängenden Speise und anderen Unreinigkeiten
                              ab, treibt das Bleiwismuth nach Patera's Verfahren in
                              Partien von 4–5 Ctr. ab und erhält zunächst reine Bleiglätte (grüne Glätte,
                              zur Bleiarbeit), dann erfolgt wismuthhaltige braune Glätte, zuletzt bloße
                              Wismuthglätte  (schwarze
                              Glätte). Hierauf nimmt man eine Probe; ist sie großblätterig oder zeigt sich auf
                              nassem Wege kein Bleigehalt mehr, so läßt man das Wismuth in einen mit Kalk
                              bestrichenen gußeisernen Stechherd ab, zerschrottet es nach dem Erstarren, saigert
                              und gibt es in 10 Pfd. schweren Barren in den Handel. Die beim Erzschmelzen fallende
                              Speise wird concentrirt. Früher wurden die Erze roh verschmolzen; beim vorherigen
                              Rösten lassen sich ärmere Geschicke mit 2¼ Proc. Blei und 4¾ Proc.
                              Wismuth noch mit Vortheil verschmelzen. Bei einem Bleigehalte der Erze von etwa 4,88
                              Proc. und 6,82 Proc. Wismuth betrugen die Selbstkosten pro Pfd. ausgebrachtes Wismuth im Jahre 1866 91½–97 kr.
                           Bleifreie schwarze Glätte verschmelzt man unter einer
                              Kochsalzdecke mit 10 Proc. Quarz, 5 Proc. Kalk und 10 Proc. Eisendrehspänen, und
                              behandelt das Metall weiter wie beim Erzschmelzen. 1 Pfund Wismuth kommt nur auf 19
                              kr. Von bleihaltiger brauner Glätte wurden 120 Pfd. mit
                              80 Pfd. Herd, 30 Pfd. Soda, 50 Pfd. Quarz, 50 Pfd. Flußspath und 20 Pfd.
                              Eisendrehspänen geschmolzen und das bleihaltige Wismuth abgetrieben.
                           Man hat seit 4½ Jahren jährlich durchschnittlich 5123 Pfd. Wismuth im
                              Geldwerthe von 33,013 fl. 6 kr. dargestellt. Verkauf und Nachfrage nach dem Metall
                              ist sehr lebhaft und die Wismuthpreise werden wahrscheinlich steigen. Der
                              Verkaufspreis pro Pfund beträgt etwa 9 fl.
                           
                        
                           Neue Silberimitation.
                           Diese neue Silberimitation, „Minargent“ genannt, soll nach dem
                              Scientific American neun Zehntel von der Weiße des
                              Silbers, sowie von der Geschmeidigkeit desselben besitzen, hingegen an Metallglanz
                              und Haltbarkeit der weißen Farbe dasselbe bedeutend übertreffen. Sie besteht aus
                              1000 Gewichtstheilen Kupfer, 700 Nickel, 50 (reinem) Wolframmetall und 10 Aluminium.
                              Man schmilzt die drei ersteren Metalle zusammen, granulirt sie durch Ausgießen in
                              Wasser und schmilzt sie nach dem Trocknen neuerdings, indem man das Aluminium
                              zusetzt und vorerst beiläufig 1½ Proc. eines Flusses, welcher aus 1 Th. Borax
                              und 1 Th. Flußspath besteht. Die Hauptschwierigkeit bei der Darstellung dieser
                              schätzbaren Legirung bestand darin, eine so große Menge von Nickel, welches zum
                              Aluminium nur wenig Verwandtschaft hat, mit demselben zu einer homogenen Masse zu
                              verschmelzen. (Engineer vom 17. Juli 1868.)
                           
                        
                           Leclerc's Verfahren zum Garmachen des Schwarzkupfers.
                           Das aus dem Kupferstein dargestellte Schwarzkupfer enthält bekanntlich noch Schwefel
                              und mehrere fremde Metalle, von denen es befreit werden muß. Leclerc erreicht diesen Zweck, seiner Angabe nach, mittelst zweier sehr
                              einfacher Processe. Der erste derselben besteht darin, das Schwarzkupfer in einem
                              Flammofen einzuschmelzen und es während des Erweichens der Scheibe und bis zu ihrer
                              vollständigen Schmelzung mit Wasser, in Form ganz fein vertheilter Tröpfchen zu
                              bespritzen. In Folge der dabei stattfindenden Zersetzung des Wassers bildet sich
                              Eisenoxyd, Bleioxyd, nebst einer geringen Menge Kupferoxyd, welche in die Schlacken
                              gehen; der frei gewordene Wasserstoff verbindet sich mit dem vorhandenen Schwefel zu
                              Schwefelwasserstoff.
                           Die zweite Operation besteht in einem nochmaligen Einschmelzen des mittelst dieses
                              ersten Processes erhaltenen Productes und der Einführung eines Windstromes in die
                              flüssige Metallmasse; dadurch werden die letzten Reste der fremden Metalle als Oxyde
                              ausgeschieden; gleichzeitig entsteht auch eine beträchtliche Menge von schwarzem
                              Kupferoxyd, welches nach dem gewöhnlichen Verfahren beseitigt wird. (Annales du Génie civil, Juli 1868, S. 536.)
                           
                        
                           
                           Production an Edelmetallen in Nordamerika.
                           In dem von I. Roß Brawne dem Congreß der Vereinigten
                              Staaten abgestatteten Bericht über den Mineralreichthum der Staaten und Territorien
                              westlich von den Rocky Mountains wird die Production an Edelmetall im Jahre 1867 auf
                              75 Millionen Dollars geschätzt, von denen auf Californien 25 Mill., Nevada 20 Mill.,
                              Montana 12 Mill., Idabo 6,500,000, Washington 1,000,000, Oregon 2,000,000, Colorado
                              2,500,000, Neu-Mexiko 500,000, Arizona 500,000, diverse Territorien 5,000,000
                              Dollars kommen. Vom 1. Jan. 1848 bis zum 1. Jan. 1868 wurden im Ganzen 1165
                              Millionen Dollars gewonnen, während am Platz selbst zu Schmucksachen (goldene Ketten
                              n. s. w.) 50 Millionen Dollars verarbeitet wurden. Die
                              „Placers“ sind nicht mehr so ergiebig wie früher, doch
                              nimmt die Ausbeute aus den Adern und dem goldhaltigen Quarz in befriedigender Weise
                              zu. Im Allgemeinen hat das Goldsuchen bedeutend abgenommen, und betreiben kaum mehr
                              als 50,000 Personen von der ganzen Bevölkerung dieß als ihr Geschäft, während man
                              dem Ackerbau, der Fabrication und dem Handel erhöhte Aufmerksamkeit zuwendet. Einen
                              großen Aufschwung des Verkehrs verspricht man sich von dem Bau der
                              Pacific-Eisenbahn.
                           
                        
                           Ueber die Bildung des Silbersuperoxydes durch Ozon; von
                              Professor F. Wöhler.
                           Leitet man durch Wasser, welches mit Schwefelsäure schwach sauer und dadurch leitend
                              gemacht ist, den elektrischen Strom von einigen Bunsen'schen Elementen, indem man als positiven Pol eine Silberplatte anwendet, so fängt diese sogleich an sich mit schwarzem
                              Silbersuperoxyd zu bedecken, welches aber nicht krystallinisch ist, sondern amorphe
                              Rinden bildet. Diese Bildungsweise bietet insofern Interesse dar, als es
                              wahrscheinlich ist, daß sie unmittelbar durch das am positiven Pol entstehende Ozon
                              stattfindet, denn daß blankes Silber ohne den elektrischen Strom durch Ozon
                              oberflächlich in Superoxyd verwandelt wird, ist schon längst von Schönbein beobachtet worden. Bei den angestellten
                              Versuchen war der Strom stark genug, um bei Anwendung von Platin als positiven Pol Ozon zu bilden; aber bei Anwendung von Silber war
                              während der Bildung des Superoxydes keine Spur von Ozongeruch wahrnehmbar, so daß
                              also anzunehmen ist, alles Ozon werde sogleich zur Oxydation des Silbers
                              verwendet.
                           Nachdem sich eine gewisse Menge Superoxyd auf dem Silber abgesetzt hat, fängt es an
                              schwach Sauerstoffgas zu entwickeln und zugleich sieht man am negativen Pol die
                              Abscheidung einer kleinen Menge von grauem ganz amorphem metallischem Silber. Auch
                              findet man in der Flüssigkeit stets etwas Silber als Salz aufgelöst. Es sind dieses
                              wahrscheinlich secundäre Erscheinungen, herrührend von der Einwirkung der um den
                              positiven Pol sich sammelnden und auf das Superoxyd zersetzend wirkenden
                              Schwefelsäure.
                           Dasselbe Verhalten zeigt das Silber, wenn es in einer Glaubersalzlösung steht und der
                              Strom hindurchgeleitet wird; in einer Salpeterlösung dagegen bildet sich kein
                              Superoxyd, sondern die ganze Flüssigkeit erfüllt sich mit hellbraunem
                              aufgeschlämmtem Silberoxyd. In einer Lösung von Ferrocyankalium (Kaliumeisencyanür)
                              belegt sich das Silber mit weißem amorphem Ferrocyansilber, und in einer Lösung von
                              doppeltchromsaurem Kali mit röthlich schwarzem, fein krystallinischem chromsaurem
                              Silber, welches kein Superoxyd enthält. (Göttinger Nachrichten, 1868 S. 139.)
                           
                        
                           Jean's
                              Verfahren zur Boraxfabrication.
                           Bringt man mit einem Alkalisulfurid Borsäure und Wasser zusammen, so zersetzt sich
                              das letztere; sein Sauerstoff tritt an das Alkalimetall und die so entstandene Basis
                               verbindet sich mit
                              der Borsäure, während der frei gewordene Wasserstoff mit dem Schwefel
                              Schwefelwasserstoff bildet, entsprechend dem Ausdrucke:
                           MS + 2(Bo
                                 O3) + HO =
                              HS + 2(MO, Bo O3).
                           Jean verwerthet diese Reaction zur Darstellung von Borax
                              und benutzt anstatt des theuren kohlensauren Natrons das weit billigere
                              Schwefelnatrium. Letzteres stellt er entweder auf dem gewöhnlichen Wege oder
                              mittelst eines besonderen Verfahrens dar, nach welchem schwefelsaures Natron in den
                              oberen Theil einer stehenden, mit Kohks gefüllten irdenen Retorte gebracht und dann
                              das Ganze zum Rothglühen erhitzt wird; das entstehende Schwefelnatrium fließt am
                              unteren Theile des Apparates aus.
                           Das erhaltene Product wird in kleine Stücke zerschlagen und, ebenso wie die Borsäure,
                              für sich in Leinensäcke gefüllt, welche in den oberen Theil eines mit kaltem Wasser
                              gefüllten, verschlossenen Gefäßes von Cylinderform eingehängt werden. Das frei
                              werdende Schwefelwasserstoffgas wird mittelst einer im Deckel des Cylinders
                              angebrachten Tubulatur in einen passenden Raum geleitet, in welchem es zur
                              beliebigen Verwerthung gebracht werden kann; das entstehende borsaure Natron geht in
                              Lösung, welche man durch Erwärmen des Wassers befördern kann; die erhaltene Lauge
                              wird zum Krystallisiren gebracht.
                           Das Schwefelwasserstoffgas wird verbrannt und auf Schwefelsäure benutzt, oder durch
                              Behandlung mit gasförmiger Schwefligsäure auf Schwefel verarbeitet. (Annales du Génie civil, Juli 1868, S. 534.)
                           
                        
                           Hargreaves' Verfahren zur
                              Soda- und Kalifabrication.
                           Bei der Sodafabrication nach dem Leblanc'schen Verfahren
                              wird bekanntlich zur Reduction des schwefelsauren Natrons Steinkohle gebraucht. Die diesem Brennmaterial beigemengten
                              Verunreinigungen, welche hauptsächlich aus Schwefelkies, Alaunschiefer, Schiefer und
                              anderen an Kieselsäure und Thonerde reichen Substanzen bestehen, haben einen sehr
                              störenden Einfluß auf den Betrieb. Der Eisen- oder Schwefelkies bildet
                              Eisenoxyd und befördert zugleich die Entstehung von Schwefelnatrium, wodurch die
                              erzeugte Rohsoda verunreinigt und zu vielen Zwecken untauglich wird, während die
                              kieselsaure- und thonerdehaltigen Beimengungen durch die Bildung unlöslicher
                              Natronverbindungen große Verluste verursachen. Eine vor Kurzem patentirte Erfindung
                              von James Hargreaves zu Appleton bei Widnes in England
                              bezweckt die Fabrication von Soda und Kali von gleichmäßig guter und besserer
                              Beschaffenheit als diese Substanzen bisher erzeugt werden konnten. Diesen Zweck
                              erreicht der Genannte durch Anwendung von Steinkohle, welche von den erwähnten
                              Verunreinigungen befreit worden ist und zwar durch eine Aufbereitung der frisch
                              geförderten Kohle (vorzugsweise Kleinkohle) mittelst einer Flüssigkeit, die ein
                              solches specifisches Gewicht besitzt, daß die Kohle in derselben schwimmt, während
                              die schwereren Verunreinigungen zu Boden sinken. Die Kohle wird in diese Flüssigkeit
                              gestürzt, mittelst eines Rechens umgerührt und dann in gereinigtem Zustande
                              ausgezogen. Die Flüssigkeit besteht in einer Lösung von schwefelsaurem Natron oder
                              Schwefelnatrium, wenn die aufbereitete Kohle zur Sodafabrication verwendet werden
                              soll. Das Brennmaterial wird dann nach dem Reinigen mit schwefelsaurem Natron und
                              Kalkstein, entweder in feuchtem oder in trockenem Zustande zusammengemengt und zu
                              Rohsoda verarbeitet. Zur Aufbereitung der für die Kalifabrication bestimmten
                              Steinkohlen benutzt Hargreaves eine Lösung von
                              schwefelsaurem Kali oder Schwefelkalium, und verfährt übrigens ebenso wie bei der
                              Darstellung von Soda. Selbstverständlich läßt sich dieses Verjähren auch zur
                              Reinigung der Steinkohle benutzen, welche bei der Glasfabrication mit dem
                              Glaubersalze benutzt werden soll.(Mechanics' Magazine,
                              August 1868. S. 125.)
                           
                        
                           Die Dichloressigsäure als Aetzmittel.
                           Die Dichloressigsäure hat sich, nach Beobachtungen von Dr. med. Alb. Urner, in
                              zahlreichen Fällen als ein ganz ausgezeichnetes Aetzmittel, insbesondere zur
                              Vertreibung  von Warzen,
                              zur Zerstörung von Hühneraugen u. s. w. bewährt, und verdienen deßhalb die
                              Resultate, welche Dr. Urner
                              im klinischen Theil seiner Inaugural-Dissertation, von welcher Dr. Marquart in Bonn einen
                              Separat-Abdruck veranstaltet hat, eine allgemeinere Bekanntwerdung und
                              Verbreitung, besonders unter dem ärztlichen Publicum. Kleine Etuis, welche mit
                              Glasstäbchen versehene, mit genannter Säure gefüllte Gläschen enthalten, die sich
                              besonders für die ärztliche Praxis eignen, sind gegenwärtig aus der chemischen
                              Fabrik des Dr. L. C. Marquart
                              in Bonn zu beziehen.
                           
                        
                           Nürnberger Violett.
                           Ueber das von dem Chemiker E. Leykauf in Nürnberg
                              erfundene, kürzlich in Frankreich patentirte sogen. „Nürnberger
                                 Violett“ werden jetzt nähere Angaben veröffentlicht, nach welchen
                              dessen Darstellung folgende ist. Ein Gemisch von ganz fein gepulvertem Braunstein
                              oder besser Rückstände von der Chlorbereitung und Phosphorsäure in geeigneten
                              Verhältnissen wird in emaillirten gußeisernen Gefäßen zusammengeschmolzen, wobei es
                              eine violette Farbe annimmt. Welches die geeignetsten Verhältnisse sind, ist nicht
                              angegeben, es wird nur gesagt, daß bei zu geringem Zusatz von Phosphorsäure das
                              Gemisch schwierig, bei zu hohem Zusatze aber zu rasch schmelzen und in beiden Fällen
                              eine geringe Ausbeute an Farbe erhalten werde. Die geschmolzene Masse wird nach dem
                              Erkalten mit Ammoniak oder kohlensaurem Ammoniak und genügendem Wasser zum Sieden
                              erhitzt; dabei schlägt sich ein Theil Manganoxyd nieder, der abdecantirt oder
                              abfiltrirt wird. Die filtrirte oder decantirte Flüssigkeit wird zur Trockne
                              eingedampft und bis zum Schmelzen erhitzt. Nachdem man wieder hat erkalten lassen,
                              kocht man mit einer genügenden Menge Wasser und erhält dadurch einerseits eine
                              röthliche Flüssigkeit und andererseits ein feines violettes Pulver, welches
                              gesammelt, ausgewaschen und getrocknet wird; es ist dieß das sogen. Nürnberger
                              Violett, als dessen Zusammensetzung eine Analyse ergab: 6,21 Proc. Ammoniak, 28,39
                              Proc. Manganoxyd, 58,39 Proc. Phosphorsäure und 10,75 Proc. Wasser.
                           Wendet man bei dem beschriebenen Verfahren eine Eisen- statt einer
                              Manganverbindung an, so erhält man schließlich ein blaues Pulver, und mit Gemischen
                              von Eisen- und Manganverbindungen lassen sich demnach mehr oder weniger blau
                              nüancirte violette Farbstoffe darstellen. (Deutsche Industriezeitung, 1868, Nr.
                              38.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung der Anilinfarben in der Lederfärberei; von
                              Fr. Sueß.
                           Jenes glänzende Resultat der wissenschaftlichen Forschung Hofmann's, Darstellung der Anilinderivate und deren praktische Verwendung,
                              war Epoche machend in der Färberei überhaupt, besonders aber in der des Leders.
                           Es hatte früher dieser Theil der Färberei einen sehr beschränkten Kreis zur Auswahl
                              seiner Farbstoffe. Die Natur des Leders bedingt es nämlich, daß die Färbeoperation
                              nur in Bädern von niederer Temperatur (gewöhnlich Handwärme) vorgenommen werden
                              kann, während die meisten Farbstoffe erst bei höheren Temperaturen vollständig und
                              egal anfallen, viele derselben erheischen Beizen, die bei Leder nicht anwendbar
                              sind, endlich ist der Gerbstoff des Leders in vielen Fällen ein Hinderniß, indem er
                              das Färben entweder ganz unmöglich macht oder die Farben zu ihrem Nachtheile
                              beeinflußt. Man war daher nur selten in der Lage, Farben in der Pracht und Reinheit
                              auf Leder darzustellen, wie es auf anderen Stoffen, wie Seide, Schafwolle u. dgl.
                              möglich war.
                           Was bis dahin unerreichbar war, wurde durch die Anilin-, Naphtalin- und
                              Phenylsäurefarbstoffe in glänzender Weise ermöglicht. Da die Löslichkeit und die
                              Temperatur, bei welcher solche vor sich geht (wobei letztere, wie schon bemerkt, das
                              Anfallen des Pigments bedingt), Hauptfactoren der Lederfärberei sind, so mußte wohl
                              freudigst ein Farbstoff acceptirt werden, der hohen Grad von Löslichkeit besitzt,
                              dadurch also auch 
                              äußerst tingirend und ausgiebig wirkt, zugleich aber eine noch nie gehabte Nüance in
                              Roth lieferte; es ist dieß das von Renard zuerst
                              fabrikmäßig erzeugte Fuchsin, Rosin, das Pigment des Neuroths. Anfangs als spirituöse Lösung unter den verschiedensten Namen in
                              den Handel kommend, wird es jetzt ausschließlich in Krystallen, mehr oder weniger
                              rein, sehr häufig verfälscht, in verschiedenen Nüancen, wie
                              Fuchsin-Blaustich, Gelbstich etc. abgegeben. Hauptverunreinigungen sind das
                              Anilinharz (bei Lederfärberei sehr beachtenswerth), namentlich bei den Sorten
                              Gelbstich (deren ordinärste Sorte das Cerise ist) und salzsaures Anilin, letzteres
                              bei Blaustich; verfälscht wird gewöhnlich mit Thonerde. Auf Leder wird es verwendet
                              als Neuroth, wozu sich die Sorten Gelbstich am besten eignen, weil bei den weiteren
                              Zurichtoperationen das Leder oft naß gemacht wird, wodurch die Farbe einen
                              bläulichen Ton annimmt, welcher nicht gewünscht wird, aber bei Anwendung von
                              Fuchsin-Blaustich um so intensiver wird. Mit anderen Farbstoffen combinirt
                              gibt es sogenannte Modefarben. Eine große Verwendung findet es auch zum Aviviren des
                              Küpenblaues. Da Leder bekanntlich aus kalter Küpe gefärbt wird, und die in derselben
                              nothwendigen Eisensalze auf den Gerbstoff reagiren, wird nie ein reinblauer, sondern
                              gewöhnlich ein grünlich grauer Ton erzeugt, der früher durch das theure
                              Cochenilleroth in das angenehmere Violett modificirt wurde; jetzt wendet man eben
                              das billigere und auch anderweitig besser entsprechende Fuchsin an.
                           Als zweites Glied in der Reihe der Anilinfarbstoffe tritt das Blau, unter dem Namen
                              Bleu de Lyon, als rein blauer Farbstoff, modificirt
                              in vielen Varietäten von Violett, unter verschiedenen Benennungen, wie Violett,
                              Parme, Pensé etc. auf, Farbstoffe, die an Pracht nichts, an Löslichkeit sehr vieles
                              zu wünschen übrig ließen. Nur in Alkohol löslich, boten sich für ihre Verwendung in
                              der Praxis, insbesondere in der für Leder, große Schwierigkeiten dar, so zwar, daß
                              man das Färben damit nicht auf gewöhnliche Weise, nämlich aus der Mulde vornehmen
                              konnte. Da Anilinviolett aus rothen und blauen Pigmenten zusammengesetzt ist, von
                              denen erstere in den verschiedenen Vehikeln löslicher sind als letztere, lieferte
                              die alkoholische Auflösung derselben mit Wasser gemischt ein Bad, welches den
                              größten Theil des blauen Farbstoffes fallen, und nur den rothen höchst unegal
                              anfallen ließ. Blau fiel, wie aus dem Gesagten hervorgeht, gar nicht an; man half
                              sich dadurch, daß man das Leder mit Indigo schwach unterfärbte und dann in bereits
                              zugerichtetem Zustand eine concentrirte alkoholische Lösung mittelst Schwamm
                              auftrug. Bei Violett wurde mit Indigo und Fuchsin unterfärbt und mit spirituöser
                              Violettlösung übertragen. Daß da von einer Haltbarkeit der Farbe nicht die Rede seyn
                              konnte, leuchtet ein.
                           Schöne egale Violetts gaben die Producte Dalia Primula
                              und Victoria; letzteres ist schon so ziemlich in Wasser
                              löslich, erstere lösen sich in Alkohol, werden aber nicht durch Verdünnung mit
                              Wasser aus der Lösung gefällt, so daß selbe ein ganz egal färbendes Bad liefern. Die
                              Schafwoll- und Seidenfärberei machten große Anwendung von diesen Stoffen,
                              auch die Lederfärberei würde solches gethan haben, wenn sich ihr nicht Producte
                              dargeboten hätten, die speciell ihr, aber auch nur ihr mehr Vortheil geboten haben,
                              als obige Pigmente. Es waren dieß die wasserlöslichen Anilinfarben, welche nach
                              jeder Richtung hin ausgezeichnet, schnell alle übrigen verdrängten und nun unter den
                              Farbstoffen dieser Gruppe den ersten Platz einnehmen. Eine Lyoner Fabrik brachte
                              zuerst einige dieser Sachen in Handel, und zwar in Teigform. In verschiedenen
                              Nüancen von rein Blau haben sie bisher das Höchste erreicht, und noch nie wurden
                              schönere Resultate in der Lederfärberei erreicht, als mit diesen Producten. Bei
                              einer Reinheit und Schönheit der Farbe sind sie durch eminente Löslichkeit ungemein
                              ausgiebig, fallen sehr egal an, namentlich in kalten Bädern, und decken auch gut, d.
                              h. minder reine Stellen des Felles werden ganz unkenntlich. Von Natur aus sehr
                              alkalisch, wird das Anfärben mit ihnen durch ein schwaches Säurebad sehr gefördert.
                              Auch ein Violett erzeugt obengenannte Fabrik in Teigform, doch steht dieses dem Blau
                              bedeutend nach. An Reinheit ersteren Stoffen etwas nachgebend, an Intensität selbe
                              wo möglich noch übertreffend, sind die Bleus de Mulhouse
                              oder Bleus solubles, erzeugt von Meister Lucius und Comp. in Offenbach.
                              Als blaubraunes Pulver im Handel erscheinend, sind sie im Wasser (selbst in kaltem),
                              etwas kohligen Rückstand hinterlassend, sonst vollständig
                              löslich; ihr Anfallen wird durch ein schwaches Säurebad sehr gefördert. Am besten
                              eignet sich hierzu Essigsäure; Mineralsäuren machen das Blau zu fahl.
                           Mit Fuchsin aufgefärbt gibt dieses Präparat ein schönes Violett, das man, eben je
                              nachdem man mehr oder weniger Fuchsin auffärbt, sehr nüanciren kann.
                           
                           Ein in neuerer Zeit erschienenes Präparat, das Nachtviolett, machte zwar obige
                              Combination unnöthig, da es viel schönere und reinere Farbentöne liefert. In großen,
                              schönen Krystallen vorkommend, nach der rothen oder blauen Nüance mit Nummern
                              bezeichnet, ist es sehr leicht in mit Essigsäure angesäuertem Wasser löslich. Die
                              verschiedenen Nüancen lassen sich übrigens sehr leicht aus irgend einer Nummer
                              dieses Farbstoffes durch stärkeres oder schwächeres Ansäuern mit Schwefelsäure darstellen.
                           Es sey hier bei den blauen Farbstoffen noch einer erwähnt, obwohl er kein
                              Anilinproduct ist, der in Offenbach unter dem Namen Bleu de
                                 Merigue erzeugt wird. Selbiger erscheint als dunkelbraune sehr alkalische
                              Flüssigkeit, und wird durch Säuren, am besten aber durch Schwefelsäure auf das Leder
                              niedergeschlagen. Für gewisse blaue Farbennüancen erfreut er sich, aber nur für
                              Leder, einer sehr guten Verwendung.
                           Von den grünen Farbstoffen des Anilins benutzt man zum Färben des Leders zwei, einen
                              in Teigform wasserlöslichen, und einen krystallinischen, in Alkohol löslich. Obwohl
                              eine so schöne grüne Farbe, wie sie diese Stoffe hervorbringen, ein längst gefühltes
                              Bedürfniß war, konnten selbe zum Theil ihres hohen Preises wegen, anderntheils
                              deßwegen nicht zur Geltung gelangen, weil sie erst bei höherer Temperatur
                              vollständig anfallen.
                           Eine große Zahl orange, gelber, rother und brauner Farbstoffe, zumeist Producte des
                              Naphtalins, bieten sich neuerer Zeit dem Färber dar, und viele derselben werden mit
                              sehr gutem Erfolg in ausgedehntester Weise verwendet. Viele davon sind im verdünnten
                              Alkohol, die meisten aber in Wasser löslich. Die wichtigsten aus der großen Zahl
                              derselben sind das Phosphin, sehr intensiv gelb und orange färbend; Scharlach, auf
                              Leder ohne Beize orange, mit alkalischer Beize roth färbend; Gelb als solches sehr
                              unhaltbar, wird bloß zum Aviviren gewisser Farben benutzt; Marron orange und
                              Sienabraun. Letzteres, ein Destillationsproduct des Anilins mit Pikrinsäure oder
                              doppelt-chromsaurem Kali, ist das bei weitem wichtigste Glied dieser Gruppe,
                              da mit demselben alle möglichen Töne in Gelbbraun und Braun durch verschiedene
                              Beizmittel dargestellt werden können. Ein dem Sienabraun ähnlicher Farbstoff ist das
                              Canelle, nur ist es bloß für lichtere Töne zu verwenden; löslich ist es in
                              verdünnter Salzsäure.
                           Anilinschwarz wurde bis jetzt auf Leder nicht dargestellt; Haupthinderniß dabei ist
                              die höhere Temperatur, welcher man dasselbe behufs der Oxydation durch längere Zeit
                              aussetzen müßte. Würde es aber der Wissenschaft gelingen, auf anderen als den
                              bisherigen Wegen zu diesem Schwarz zu gelangen, so wäre ihm, besonders in der
                              Glacélederfärberei, eine große Verwendung gesichert. (Preußischer Bericht über die
                              Pariser Welt-Ausstellung, Heft 5, S. 376.)
                           
                        
                           Ueber den mit schwefligsaurem Kalk behandelten Aepfelwein
                              (Cider); von Dr. Edward Stieren.
                           Seit mehreren Jahren wendet man bei der Gährung des Wein- und jetzt nicht
                              selten auch bei der des Aepfelmostes schwefligsauren Kalk
                              an, um das Umschlagen oder Sauerwerden desselben zu verhüten, indem die schweflige
                              Säure dieses Salzes den in das Faß dringenden atmosphärischen Sauerstoff absorbirt
                              und schwefelsaurer Kalk (Gyps) gebildet wird. Dieser
                              Cider wird allerdings bald hell und klar und ist ein gar liebliches Getränk, allein
                              derselbe bekommt vielen Menschen nicht gut, sie klagen, selbst sehr gesunde Leute,
                              häufig über schweren Druck im Magen, Appetitlosigkeit und andere Leiden. Der Grund
                              scheint mir darin zu liegen, daß in dem durch Anwendung des schwefligsauren Kalkes
                              conservirten Aepfelwein eine dem Magen nicht zuträgliche, zu große Menge des
                              neugebildeten schwefelsauren Kalkes aufgelöst enthalten ist. Nach mehreren darüber
                              angestellten Versuchen enthält ein solcher abgelagerter, klarer Cider im Mittel über
                              3 Gran wasserfreien schwefelsauren Kalk (dem gebrannten Gyps gleich) in 1 Pfund.
                              (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische
                              Pharmacie, 1868 S. 420.)
                           
                        
                           
                           Petroleum in Rumänien.
                           In Rumänien wird Petroleum sowohl in der Moldau, als der Walachei angetroffen; doch
                              kommt bis jetzt nur das walachische als Handelsartilel in Betracht. In der Walachei
                              finden sich die ergiebigsten Quellen in Matitza, Colibasch, Serada, Chiojda,
                              Plojeschti, Valelurga. Nach unlängst veröffentlichten amtlichen Angaben wurden im
                              Jahre 1867 aus den walachischen Petroleumbrunnen in Allem 1,206,090 Wodra =
                              15,120,000 preuß. Quart rohen Steinöls gewonnen. Das Meiste hiervon wurde im Lande
                              selbst verbraucht; ausgeführt wurden 540,000 preuß. Quart rohes Petroleum. Die
                              Petroleumpreise stellten sich im genannten Jahre wie folgt: 1) Plojeschter rohes
                              Steinöl, loco Braila, pro
                              Wadra (= 12 preuß. Quart) 4–5 Bukarester = 12 bis 15 Sgr.; 2) Seradaer rohes
                              Steinöl, loco Braila, pro
                              Wadra 3–4 Bukarester Piaster = 9–12 Sgr.; 3) destillirtes walachisches
                              Oel, incl. Transportspesen, loco Braila, 6–10
                              Bukarester Piaster = 18–30 Sgr. In Braila befinden sich die Etablissements,
                              welche das rohe Petroleum verarbeiten; das bedeutendste ist ein englisches, nämlich
                              „The Principalities Petroleum Refining
                                    Company-Limited“ von London. Dieselbe liefert pro Jahr beiläufig 800 Tonnen weißes, gereinigtes Oel,
                              400 Tonnen Maschinenöl und 350 Tonnen Spiritus. Wenn auch das walachische Petroleum
                              dem rohen amerikanischen an Gehalt nachsteht, — das erstere liefert unter
                              sonst gleichen Verhältnissen 40–60 Proc., das letztere 70–75 Pro.
                              guten brennbaren Oeles — so behauptet doch das rumänische gegenüber dem
                              pennsylvanischen darin einen Vorzug, daß es entschieden mehr Procent Spiritus
                              enthält, nämlich 18 Proc. gegen 10 bis 16 Proc. (Berggeist, 1868, Nr. 73.)
                           
                        
                           Ueber Anfertigung eines sehr bindenden Steinkittes; von Prof.
                              Böttger.
                           Unseren Beobachtungen zufolge läßt sich die sogenannte Infusorienerde, wie solche in der Lüneburger Haide und in der Gegend von
                              Herbstein auf dem Vogelsberge, in Gestalt einer ungemein zarten, schneeweißen,
                              pulverförmigen Masse gefunden wird, recht vortheilhaft zu einem außerordentlich
                              festbindenden Steinkitt verwenden. Ihrem Wesen nach aus Kieselsäurehydrat bestehend,
                              eignet sich dieses Material zu genanntem Zwecke weit besser als der gewöhnliche
                              Quarzsand (die wasserfreie Kieselsäure), insofern nämlich das Hydrat der Kieselsäure
                              leichter sich mit Basen verbindet, als das Anhydrat. Rührt man ein Gemisch von circa gleichen Theilen Infusorienerde und Bleiglätte
                              (Bleioxyd) und einem halben Theil Kalkerdehydrat (frisch gelöschtem Kalk) mit Leinölfirniß zu einer recht gleichförmigen dicken Paste
                              an, so erhält män eine Masse von außerordentlich großer Bindekraft, die nach
                              längerer Zeit die Härte des gewöhnlichen Sandsteines annimmt und daher in allen den
                              Fällen eine nützliche Verwendung zuläßt, wo z. B. beabsichtigt wird, Eisen in Stein
                              zu befestigen, schadhaft gewordene Steinverzierungen, Wasserreservoirs etc. dauernd
                              auszubessern. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1868, Nr.
                              17.)