| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. , S. 337 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Das Werder'sche Rückladungsgewehr
                              vom technischen Standpunkt aus betrachtet.
                           Die Mechanik hat in Construction von schnellladenden Gewehrsystemen seit dem Jahr
                              1866 erstaunliche Fortschritte gemacht, und es ist wirklich sehr bewundernswerth,
                              mit welcher Virtuosität das vorgesteckte Problem zu lösen versucht worden ist. Vor
                              Allem drängt sich die Frage auf: warum man das preußische Zündnadelgewehr nicht
                              allenthalben adoptirte, und trotz dessen glorreicher Vergangenheit neue
                              Gewehrprincipien aufzustellen trachtete, und damit der Grundsatz der Kaliber-
                              resp. Munitionseinheit der deutschen Truppencontingente ein für allemal aufgegeben
                              wurde. Die Beantwortung liegt dermalen klar vor Augen. Man wollte kurzweg die
                              Vorzüge des preußischen Zündnadelgewehrs mit anderen neueren vortheilhaften
                              Principien vereinigen, und so durch die Leichtigkeit der neuen Waffe, sowie durch
                              innere Constructionsvereinfachungen das Zündnadelprincip so steigern, daß es der
                              rascheren Gefechtsweise der Neuzeit angepaßt würde. Nach einigen vorausgehenden
                              Versuchen von Dörsch und Baumgarten, Borse, Spangenberger und Sauer in
                              Suhl wurde in Chassepvt's Zündnadelmechanismus obiges
                              Ziel insofern erreicht, als dadurch die Leichtigkeit und Treffsicherheit, sowie die
                              rasante Flugbahn der Geschosse bei dieser Waffe als entschiedene wesentliche
                              Verbesserungen zur Thatsache wurden. Gleichzeitig trat jedoch eine andere Partei von
                              Constructeuren auf, welche nebst anderen Fehlern die Hauptnachtheile des preußischen
                              Zündnadelsystemes in dessen ungleichmäßigen Functionen, sowie auch die
                              Unregelmäßigkeit der Treffresultate constatirte, und deßwegen direct auf andere neue
                              Ziele lossteuerte. Diese Partei verlangte vor Allem: die Leichtigkeit der Waffe,
                              vollständigen Gasabschluß nach rückwärts, Vereinfachung des Mechanismus, erhöhte
                              Treffsicherheit, Billigkeit der Herstellung, Unabhängigkeit der Waffe von der
                              Geschicklichkeit des Soldaten. Das schon lange vorher bestehende System Lefaucheux mit seinen starken Patronenhülsen und der
                              Zündung in deren Boden, mochte den Weg vorzeichnen welcher zu betreten war, indem
                              man das Zündnadelgewehr aufgab. Die Constructeure Henry,
                                 Peabody, Spencer, Remington, Snider, Wänzl, Amsler, Wörndl, Werder u. A.
                              adoptirten diese Idee, und es ist unläugbare Thatsache, daß diese Constructeure mit
                              mehr oder weniger Erfolg ihren Zweck erreichten, nur kam es dabei darauf an, auch
                              hierin wieder das Vollkommenste zu erreichen. Der Privat-Industrie namentlich
                              war somit ein ergiebiges Feld geboten, welches auch sofort von ihr betreten wurde,
                              nachdem mehrere europäische Staaten eine förmliche Concurrenz in diesem Zweig
                              eröffnet hatten.
                           Die Abänderung der bayerischen Podewils-Gewehre in
                              Rücklader gab dem damit betrauten technischen Director des v. Cramer Klett'schen Etablissements in Nürnberg die Idee eine Construction
                              zu ersinnen, welche von allen schon vorhandenen Constructionen abstrahirte, und auf
                              einem neuen bisher nicht befolgten Wege das Möglichste zu erreichen versprach. Nur
                              ein in der Mechanik gründlichst erfahrener Meister vermochte nach den schon
                              vorhandenen sinnreichen Constructions-Ideen noch Neues auf diesem Gebiete zu
                              ersinnen, und so war es Werder, welcher in der That das
                              Vollendetste schuf, das mit den zur Zeit gebotenen Hülfsmitteln erreicht werden
                              konnte. Seine Construction enthält dieselben scharfsinnigen Combinationen und die
                              mehrfache Functionsthätigkeit einzelner Theile, wie sie in anderer Art bei Dreyse's Zündnadelmechanismus vorkommen: daher die
                              Einfachheit des Ganzen und der große Effect mit so wenig Mitteln. Während Peabody, Snider, Sharps, Martini, Berdan, Amsler, Wänzl,
                                 Wörndl etc. mittelst des alten aus 7 Theilen und mehreren Schrauben
                              bestehenden Gewehrschlosses, Henry, Cochrane, Remington
                              etc. mittelst eines mehrtheiligen alten Mittelschlosses die Waffe zur Entzündung
                              bringen, erreicht Werder diese Function nebst dem
                              Verschlußtheile mittelst 5 so einfacher und specifisch leichter Theile und mittelst
                              dreier gewöhnlichen Stahlblechfedern, daß diese Construction nur unsere gerechteste
                              Bewunderung verdient. Es würde hier zu weit führen, die mechanische
                              Functionsfähigkeit und Dauerhaftigkeit der einzelnen  Theile des Werder'schen Mechanismus näher zu beschreiben. Dafür
                              dürfte uns allein schon die langjährige Erfahrung eines in der Mechanik erprobten
                              Technikers bürgen, welcher in Construction der schwierigsten Maschinen fast täglich
                              Probleme zu lösen hat, und dessen Ruf in der maschinen-technisch gebildeten
                              Welt ein längst anerkannter ist. Es bleibt nur noch zu erwähnen, daß alle Theile des
                              Werder'schen Gewehrmechanismus, wie sie
                              ineinandergreifen und functioniren, vom mechanischen Standpunkt aus mit der größten
                              Richtigkeit construirt sind, und daß besonders die Leichtigkeit hervorzuheben ist,
                              mit welcher die einzelnen Theile gleichwie die Theile des bekannten Geduldspiels
                              auseinander zu nehmen sind, ohne die Anwendung eines Instrumentes oder
                              Schraubenschlüssels, ebenso das Zusammensetzen des Mechanismus. Die Patronenhülse,
                              wohl einer der wichtigsten Theile des Systems, ist eine geprägte Kupferhülse
                              — vergleichsweise ein sehr großes Zündhütchen, in dessen aufgeprägtem
                              Bodenrand ursprünglich das Knallpräparat lag, welches durch den Zündstift getroffen
                              explodirte und somit die Zündung der Ladung bewirkte; allerdings wäre die so
                              beschaffene Patrone die einfachste gewesen, jedoch zugleich die unzuverlässigste, da
                              die Einbringung des Zündsatzes in den Bodenrand dem Auge des Arbeiters gänzlich
                              entzogen ist, überdieß der Bodenrand nur zu häufig aufplatzte und die Gase in jeder
                              Weise störend nach rückwärts entströmten. Wer überdieß weiß, mit welchen
                              Hindernissen die Anfertigung solcher scheinbar einfachen Hülsen zu kämpfen hatte,
                              wer weiß mit welchen Fatalitäten die Schießproben mit denselben begleitet waren, so
                              daß die Praxis jede Theorie Lügen strafte, wem ferner bekannt ist mit welcher
                              Einfachheit und Billigkeit die nunmehrige Patrone (wegen der oftmaligen Benutzung
                              der Patronenhülsen), sowie deren jetzt erreichte Sicherheit die vielen Bemühungen
                              glänzend belohnte, der wird sicherlich nur für Werder's
                              Princip stimmen. (Nürnberger Correspondent.)
                           
                        
                           Ueber Hoppe's Patentschloß; von Professor Oelschläger.
                           Die kunstreichen englischen und amerikanischen Schlösser von Brahma u. A., welche im Jahr 1852 auf der Londoner Welt-Ausstellung
                              die Aufmerksamkeit der Sachverständigen in so hohem Grade in Anspruch nahmen,
                              veranlaßten die Herren Karmarsch und Kessels in technischen Journalen die Frage anzuregen, ob
                              nicht ein Schloß construirt werden könne, das mit der Brauchbarkeit und Solidität
                              die größte Einfachheit vereinige. Das neulich von Hofschlosser F. Hoppe in Stuttgart construirte und am 20. Juli 1868
                              patentirte Schloß ist nun ein solches. Es unterscheidet sich von anderen Schlössern
                              wesentlich dadurch, daß es ohne Feder arbeitet, im Kasten einen einzigen starken
                              Stift trägt und aus nur drei beweglichen Stücken besteht: der Nuß, der Zuhaltung und
                              der Falle. Die einzelnen stücke sind so solid, daß wohl nie eine Störung oder
                              Beschädigung derselben möglich ist; dennoch ist die zur Bewegung nöthige Kraft eine
                              sehr geringe und daher kaum eine Abnutzung des Schlüssels und anderer Theile
                              denkbar. Das Schloß kann auch bei gleicher Construction ohne Drücker zu Glasthüren,
                              Hausthüren etc. gebraucht werden. Bei dieser Einfachheit der Construction kommt das
                              Schloß so billig, daß es, bei gleicher äußerer Ausstattung und bei fabrikmäßiger
                              Verfertigung — da es kaum den dritten Theil der Arbeit erfordert — um
                              den halben Preis der gewöhnlichen Fabrikschlösser hergestellt werden kann, das
                              Gleiche leistet und ungleich solider construirt ist, was dasselbe namentlich für
                              Bauunternehmer besonders empfehlenswerth macht. Für die Fabrication möchte sich auch
                              der Umstand empfehlen, daß die gleichen Stücke nach rechts und links gebraucht
                              werden können.
                           Diese Beurtheilung des Hoppe'schen Patentschlosses ist auf
                              schriftliche Gutachten anerkannt tüchtiger Meister in diesem Fach gegründet.
                              (Württembergisches Gewerbeblatt, 1868, Nr. 45.)
                           
                        
                           Röhren aus Schiefer.
                           Man mahlt die Schieferabfälle der Schieferbrüche und vermischt diese mit
                              Steinkohlentheerpech zu einer homogenen Masse, die sich formen läßt und pro Kubikmeter  2200 bis 2500 Kilogr. wiegt. Röhren von 4,5 Centimeter
                              Durchmesser und 12 Millimeter Wandstärke kosten pro
                              Meter 1,4 Francs, solche von 16 Centimeter Weite und 18 Millim. Wandstärke, welche
                              20 Atmosphären Druck aushalten, 7,8 Francs.
                           
                        
                           Ueber ein Verfahren um die Explosion von schlagenden Wettern
                              in den Kohlengruben zu verhüten; von Delaurier.
                           In einer der französischen Akademie vorgelegten Note (Comptes
                                 rendus, t. LXVII p. 441; August 1868) sagt der Verfasser über den
                              vorliegenden Gegenstand Folgendes: „Die schlagenden Wetter, welche sich
                                 allmählich bei dem Ausbringen der Steinkohlen entwickeln, insbesondere aus den
                                 fetten Steinkohlen, wie bei jenen von Mons, können nicht immer durch Ventilation
                                 aus den Gruben entfernt werden. Man hat die Absicht gehabt, dieses gefährliche
                                 Gas dadurch zu zerstören, daß man dasselbe in dem Maaße, in welchem es sich mit
                                 der atmosphärischen Luft mischt, direct zum Verbrennen bringt, aber diese
                                 Operation ist für Jene, welche damit beauftragt werden, gefährlich; hingegen
                                 kann durch Anwendung der Elektricität dieses Resultat erzielt werden. Man hat
                                 Apparate vorgeschlagen, um mittelst des elektrischen Funkens Minensprengungen,
                                 sowohl für Kriegs-, als auch für industrielle Zwecke auszuführen, und
                                 zwar namentlich deßhalb, um Gefahren für die Arbeiter zu beseitigen, während das
                                 vorliegende Problem bis jetzt noch keine Lösung gefunden hat, obgleich die
                                 traurigsten Berichte über Katastrophen in den Bergwerken aufgezählt
                                 werden.“
                           
                              „Mein Vorschlag geht (abweichend von analogen, namentlich in Deutschland
                                 gemachten) dahin, in den verschiedenen Gallerien einen hinreichend dicken
                                 Leitungsdraht aus Kupfer auszuspannen, der an vielen Stellen mit Unterbrechungen
                                 versehen ist. An den Unterbrechungsstellen sollen die Drahtenden mittelst feiner
                                 Drähte von Gold unter sich metallisch verbunden und jeder Golddraht soll
                                 mittelst einer Art Patronenhülse in Schwefelblumen eingehüllt werden, die sich
                                 bekanntlich leicht entzünden. Mittelst der ganzen Leitung soll nun eine starke
                                 Volta'sche Batterie geschlossen werden, deren
                                 Strom groß genug ist, um jeden der Golddrähte zum Glühen zu bringen; in diesem
                                 Glühzustande wird der Schwefel entzündet, und die ganze Luftmischung, welche in
                                 seiner Umgebung sich befindet, zum Entflammen gebracht. Bei diesem Verfahren ist
                                 man sicher, daß die Kette nicht unterbrochen wird, und überdieß wird man finden,
                                 daß die Explosion des schlagenden Wetters stattgefunden hat, weil der Schwefel
                                 selbst oder ein anderer leichter und empfindlicher Zündsatz beim Entflammen nach
                                 allen Richtungen hin zerstreut wird. Diese Procedur wird man jedesmal anwenden,
                                 ehe die Arbeiter die Gruben betreten; man wird daher jeden Morgen den Strom
                                 herstellen, und die Kette nicht eher unterbrechen, als bis keine Explosion mehr
                                 wahrgenommen wird. Jeden Abend bringt man wieder in die Umhüllung eines jeden
                                 Golddrahtes eine kleine Quantität Schwefel, und man wird so die Gefahren, denen
                                 die Arbeiter durch die schlagenden Wetter ausgesetzt werden, zu verhüten im
                                 Stande seyn. Ich schlage deßhalb feine Golddrähte statt der Platindrähte vor,
                                 weil letztere leicht chemische Veränderungen durch den Schwefel erfahren.
                                 — In jenen Gruben, wo das Ausbringen der Steinkohlen ein permanentes ist,
                                 hat man die Arbeiter von Zeit zu Zeit austreten zu lassen, und möglichst oft die
                                 Volta'sche Kette zu schließen, und das genannte
                                 Verfahren in Anwendung zu bringen, um erst dann wieder die Arbeiten fortsetzen
                                 zu lassen, wenn die Explosionen sehr schwach geworden sind.“
                              
                           Die akademische Commission, welche die Mittheilung von Delaurier der näheren Würdigung unterstellte, erkennt die Nützlichkeit des
                              vorliegenden Verfahrens an. Die wirksamsten Mittel aber, welche für den in Rede
                              stehenden Zweck dienen können, bestehen nach dem Ausspruche der Commission immer in
                              einer starken Ventilation, indem man die kräftigsten Ventilatoren in Anwendung
                              bringen soll, um die Kohlengruben von schädlichen Gasen beständig zu reinigen. Diese
                              Ventilation sey auch dann noch nothwendig, wenn das Verfahren von Delaurier in Anwendung kommt, da sich bei der Verbrennung
                              der detonirenden Gase Luftarten, wie Kohlensäure und Kohlenoxydgas erzeugen, welche
                              jedenfalls zuerst durch Ventilation entfernt werden müssen, ehe die Arbeiter die
                              Kohlengruben betreten können.
                           
                        
                           
                           Ueber die Rolle der pulverisirten Kohks in Volta'schen Batterien von großem inneren Widerstände; von
                              A. Gaiffe.
                           Indem ich mir Rechenschaft zu geben suchte, welche Rolle die pulverisirten Kohks
                              spielen, mit denen die Kohle in der Batterie von LeclanchéBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII
                                    S. 96; zweites Aprilheft 1868. umgeben ist, bin ich zu der
                              Annahme gekommen, daß, da sie die Oberfläche des Kohlenelementes bedeutend vermehren
                              und hierdurch einen Theil dieser Oberfläche in eine sehr geringe Distanz von der
                              porösen Zelle bringen, es wahrscheinlich sey, günstige Resultate zu erhalten, wenn
                              dieselben für alle Batterien mit großem inneren Widerstände zur Anwendung gebracht
                              werden. Die Experimente habe ich in dieser Beziehung mit zwei Batterien angestellt,
                              wovon die eine mit schwefelsaurem Bleioxyd, die andere mit schwefelsaurem
                              Quecksilberoxydul angeregt war; ihr innerer Widerstand hat sich hierdurch sehr
                              vermindert, und sie wirkten fast constant. Die Abweichung der Nadel eines nicht sehr
                              empfindlichen Galvanometers mit dickem Drahte, welches permanent in die
                              Quecksilberkette eingeschaltet wurde, variirte während 24 Stunden nur um einen Grad;
                              sie war beim Schließen der Kette 28°, und betrug nach 24 Stunden noch
                              27°. (Comptes rendus, t. LXVII p.. 459; August
                              1868.)
                           Es muß bemerkt werden, daß diese Versuche von Gaiffe noch
                              nicht entscheiden können, welche Rolle die pulverisirten Kohks in der Batterie von
                              Leclanché spielen. Nach unserem Dafürhalten wird
                              durch die Anwesenheit des Kohkspulvers namentlich die elektromotorische Kraft der
                              Braunsteinkette bedeutend erhöht. In anderen Combinationen, wie insbesondere in der
                              Quecksilber-Kette, kann hierdurch allerdings eine Verminderung des inneren
                              Widerstandes eintreten; ob aber dabei gleichzeitig die Quecksilber-Kette
                              constanter wirkt als vorher, läßt sich von vornherein, besonders aus einem so
                              einfachen Versuche wie ihn Gaiffe angestellt hat, nicht
                              feststellen. Der Refer.
                           
                        
                           Darstellung schöner Zinndendriten; von Fr. Stolba.
                           Das im Handel vorkommende Bancazinn liefert unter Umständen die artigsten
                              krystallinischen Bildungen, die zu dem Schönsten gehören, was man in dieser Art
                              sehen kann. Namentlich die Zinndendriten, welche man mitunter bei den Versuchen, das
                              Zinn zu krystallisiren, erhält, gewahren einen prachtvollen Anblick. Die in meinem
                              Besitze befindlichen Proben haben schon manchen Naturforscher überrascht und von
                              allen Seiten hörte ich die Ansicht aussprechen, daß es in dieser Art kaum etwas
                              Schöneres gebe. Während ich derartige Zinndendriten früher nur zufällig erhielt, ist
                              es mir nun gelungen, die Umstände zu erforschen, die einen stets sicheren Erfolg
                              bedingen, weßhalb ich mein Verfahren hier mittheile.
                           Man schmelze einige Loth Bancazinn in einem hessischen Tiegel und erhitze das
                              geschmolzene Metall so lange, bis sich die gelbe Anlauffarbe zeigt. Nun gieße man
                              die geschmolzene Masse in ein Pappkästchen mit der Vorsicht, daß etwaige
                              Unreinigkeiten, wie Zinnasche u. dgl. im Tiegel zurückbleiben. Das Pappkästchen sey
                              mit dickem Papier, am besten blauem Umfchlagpapier, ausgekleidet. Man wartet kurze
                              Zeit ab, während welcher man das Kästchen ruhig stehen läßt, bis das Zinn am äußersten Rande zu erstarren beginnt, so daß es daselbst
                              am Papier haftet; hierauf gießt man das flüssige Metall rasch ab, indem man das
                              Kästchen etwas neigt. Die hierbei gebildeten Dendriten haften am Papier, während der
                              flüssige Antheil des Zinnes abfließt. Hat man einige solcher Versuche selbst
                              angestellt, so lernt man das Verfahren besser kennen, als es jede Beschreibung
                              vermöchte. Am schönsten nehmen sich jene Bildungen aus, welche zahlreiche
                              Zwischenräume enthalten; sie sehen manchen zierlichen Moosen ähnlich und glänzen in
                              sehr schön gold- und rothgelben Anlauffarben. Ich habe auf diese Art viele
                              hundert Proben von überraschender Schönheit erhalten. (Lotos, Zeitschrift für
                              Naturwissenschaften.)
                           
                        
                           
                           Fluorkalium als Reagens auf Berlinerblau und gewöhnliche
                              Gallustinte.
                           Hat man einen blau gefärbten Stoff vor sich, und man möchte die Beschaffenheit der
                              angewandten Farbe kennen, ob es Indigo, Anilinblau oder Berlinerblau ist, so läßt
                              sich, nach Nicklès, die letztere Farbe mittelst
                              Fluorkalium auf das Leichteste constatiren; auf die beiden ersteren Pigmente ist
                              nämlich das Fluorkalium ohne Wirkung, berührt man aber den blau gefärbten Stoff mit
                              dem Stöpsel eines Fläschchens, welches die Lösung vom Fluorkalium enthält und leitet
                              einen Strahl von Wasserdampf auf die befeuchtete stelle, so wird das sofortige
                              Entstehen eines weißen Fleckens die Gegenwart von
                              Berlinerblau anzeigen, welches durch Fluoralkalien zersetzt wird. Die Erzeugung
                              eines solchen weißen Fleckens gibt uns zugleich ein Beispiel, das Berlinerblau von
                              einem gefärbten Stoffe ganz hinwegzunehmen, was vielleicht auch beim Zeugdruck wird
                              vortheilhaft benutzt werden können.
                           Hätten Fälscher Schriftzüge auf einem Papier mit zwei verschiedenen Tinten, und zwar
                              mit der modernen, aus Indigcarmin bereiteten und der gewöhnlichen Galläpfeltinte
                              hergestellt, so braucht man das beschriebene Papier nur in eine angesäuerte Lösung
                              von Fluorkalium zu tauchen oder damit zu benetzen, um sogleich die mit
                              Galläpfeltinte erzeugten Schriftzüge verschwinden zu sehen, während die mit der
                              modernen Tinte hergestellten Schriftzüge eine um so mehr verrätherische Färbung
                              annehmen, als sie röther werden.
                           
                        
                           Ueber die Reinigung der Oxalsäure durch Sublimation für
                              analytische Zwecke; von Fr. Stolba.
                           Ueber die Reinigung der Oxalsäure, welche zu den wichtigsten chemischen Verbindungen
                              gehört, mittelst Sublimation, ist viel geschrieben worden, da man nach manchen
                              Methoden kein recht befriedigendes Resultat erhalten konnte, nach anderen wieder
                              eine zu geringe Ausbeute an reiner Säure erhielt u. s. w. Auch ich habe mich mit
                              diesem Gegenstande vielfach beschäftigt und halte in Folge der angestellten Versuche
                              die Reinigung der Oxalsäure durch Sublimation als die beste in dem Falle, wo man,
                              wie z. B. zu vielen analytischen Zwecken, eine vollkommen reine braucht. Da die
                              Oxalsäure mit großer Leichtigkeit sublimirt, so sollte dieses Verfahren häufiger
                              angewendet werden, als es gewöhnlich geschieht.
                           Ich pflege auf folgende Weise zu verfahren: Die zu reinigende Oxalsäure wird in einer
                              flachen Porzellanschale an einem warmen Orte unter zeitweiligem Umrühren so lange
                              stehen gelassen, bis sie ihr Krystallwasser möglichst vollständig verloreu hat. Man
                              erkennt dieß, wenn eine kleine Probe, in einem trockenen Probirgläschen allmählich
                              und vorfichtig erhitzt, sublimirt ohne viel Wassertröpfchen abzugeben. Alsdann
                              bringe ich die trockene Säure in Antheilen in ein flaches Becherglas, etwa ½
                              bis ¾ Zoll hoch und setze das Becherglas in eine eiserne mit Eisenfeilspänen
                              gefüllte Schale so ein, daß die Eisenfeilspäne außen so hoch stehen, wie die
                              Oxalsäure innen. Das Becherglas wird oben mit einem Kegel von reinem Filtrirpapier
                              überbunden. Die Schale wird nun sehr allmählich erhitzt, wozu ich mich meist der
                              Gasflamme bediene. Anfangs zu stark zu erhitzen, ist zweckwidrig, weil dadurch ein
                              Theil der Oxalsäure zerlegt wird, und man ferner durch Spritzen ein unreines
                              Sublimat erhalten könnte. Die Oxalsäure trocknet zunächst noch vollständig aus und
                              sublimirt sich nun nach und nach vollständig, einige Linien über dem Boden des
                              Gefäßes, an welchem die feinsten Theilchen zurückbleiben. Das Sublimat bildet eine
                              obere blendend weiße, und eine stärkere untere gelbliche Schicht. Die obere lockere,
                              blendend weiße Schicht läßt sich leicht abnehmen, die untere hängt viel fester
                              zusammen. Man löst dieselbe vorsichtig ab, kratzt die unterste Seite ab (die
                              abgelösten Theilchen einzuathmen, bedingt heftigen Husten), und reinigt beide
                              Antheile gesondert durch Krystallisation, wo man ein tadelloses Product erhält. War
                              die Säure nicht sehr unrein und es wurde vorsichtig verfahren, so ist die Ausbeute
                              an reiner Säure sehr befriedigend. Man kann die Sublimation auch in einem
                              Paraffinbade vornehmen. (Lotos, Zeitschrift für Naturwissenschaften.)
                           
                        
                           
                           Künstliche Bildung der Oxalsäure.
                           Bekanntlich betrachtete Dulong die Oxalsäure als eine
                              Wasserstoffsäure, bestehend aus Wasserstoff und Kohlensäure (C2
                              O4
                              H), da die allgemeine Formel der oxalsauren Salze C2
                              O4
                              M ist. Mehr als ein Chemiker hat ohne Zweifel versucht,
                              die Erzeugung der Oxalsäure durch das Zusammentreffen von Kohlensäure mit
                              Wasserstoff im Entstehungszustande, oder durch die Vereinigung der Kohlensäure und
                              eines Metalles zu erzielen. Längere Zeit wurde in einem der Laboratorien zu Paris
                              Zink mit in Wasser aufgelöster Kohlensäure in Berührung gebracht, in der Hoffnung,
                              daß durch deren gegenseitige Wirkung ein oxalsaures Salz entstehen würde, was jedoch
                              niemals erfolgte.
                           Nun ist die künstliche Bildung der Oxalsäure im Laboratorium des Hrn. Prof. Herm. Kolbe zu Leipzig unter dessen Leitung durch Hrn. Drechsel erzielt worden. Er erzeugte die Oxalsäure durch
                              directe Wirkung der Kohlensäure auf in Quarzsand zertheiltes metallisches Natrium
                              oder auf Kaliumamalgam, das eine wie das andere auf die Temperatur des kochenden
                              Quecksilbers erhitzt. Durch diese Verfahrungsarten erhielt man mehrere Gramme
                              Oxalsäure.
                           Liebig hatte schon Oxalsäure mittelst Natrium und
                              Kohlenoxyd erzeugt. (Comptes rendus, t. LXVII
                              p. 700; October 1868.)
                           
                        
                           Neues Lösungsmittel für Indigblau.
                           Nach einer Beobachtung von Dr. Stockvis in Amsterdam ist das Chloroform ein
                              vorzügliches Lösungsmittel für das Indigblau.
                           
                        
                           Neue Methode die Pergamente, die Deck- und
                              Schlagblättchen der Goldschläger zu trocknen.
                           Es ist bekannt, daß die aus thierischer Membran bestehenden Blättchen sehr schnell
                              Feuchtigkeit aus der Luft anziehen und daß, wenn das Ausschlagen des Metalles zu
                              Blattmetall mit gutem Erfolg von Statten gehen soll, vor Allem das genannte
                              Geschäftsmaterial vollkommen trocken seyn muß. Die gewöhnliche Weise dasselbe zu
                              trocknen, macht eine öftere Wiederholung des Verfahrens nothwendig, wodurch nicht
                              nur ein größerer Aufwand an Zeit, Arbeit und Brennstoff verursacht wird, sondern die
                              Blättchen auch an Dauerhaftigkeit verlieren. Nach der neuen Trockenmethode erreichen
                              die Blättchen einen weit höheren Grad der Trockenheit, und tragen so zur Darstellung
                              eines feineren Fabricates wesentlich bei.
                           Das Verfahren, das mit der größten Sicherheit sich ausführen läßt, ist folgendes:
                              Zunächst werden die Blättchen auf die bis jetzt überall noch gebräuchliche Weise
                              erhitzt; nach dem Erhitzen werden sie aber nicht sofort mittelst eines Blasebalges
                              gekühlt, wie dieß nach der alten Methode der Fall ist, sondern sie werden sammt der
                              Presse zuvor noch heiß, und hierin liegt das Eigenthümliche des neuen Verfahrens,
                              unter die Glasglocke einer Luftpumpe gebracht und daselbst, nachdem der Glockenraum
                              nach Maaßgabe des Feuchtigkeitsgrades der Blättchen entweder ganz oder nur zur
                              Hälfte luftleer gemacht worden ist, so lange belassen, als sich noch
                              Feuchtigkeitsbläschen an dem Glase der Glocke bilden. Die Wärme in Verbindung mit
                              dem luftleeren Raume, entziehen den Präparaten die Feuchtigkeit in sehr vollkommenem
                              Grade, in weit höherem Grade, als dieß die Wärme allein an der atmosphärischen Luft
                              thut. Nachdem keine Bläschenbildung mehr wahrnehmbar ist, ist der richtige Grad der
                              Trockenheit der Blättchen eingetreten und werden diese nun aus der Glocke
                              herausgenommen, um wie gewöhnlich vollends rasch gekühlt zu werden. Will der Hammer
                              nicht mehr recht Wirken, so erwärmt man die Presse, bringt sie hierauf kurze Zeit
                              unter die Glasglocke der Luftpumpe und von da, ohne vorher zu kühlen, unmittelbar
                              wieder unter den Hammer. So erhält die Arbeit einen weiteren günstigen Fortgang.
                              (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1868 S. 617.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Verfälschungen der Hausenblase; von L. Soubeiran.
                           Die beste Hausenblase ist bekanntlich die russische; sie unterliegt aber häufig
                              Verfälschungen mit Sorten geringerer Qualität, als da sind: die brasilische und
                              indische, am meisten jedoch mit Leim, welcher sich
                              entweder einfach beigemengt findet oder der Hausenblase, namentlich der blätterigen,
                              einverleibt ist. Um einen solchen Betrug zu entdecken, gibt es mehrere untrügliche
                              und leicht anwendbare Mittel. Man braucht z. B. nur ein kleines Stück der
                              verdächtigen Substanz mit warmem Wasser zu befeuchten; die echte Hausenblase wird
                              dadurch weiß. matt, weich und dehnt sich nach allen Seiten hin gleichmäßig aus. Der
                              Leim dagegen wird beim Aufschwellen durchsichtig und vergrößert sein Volumen
                              unregelmäßig, so daß er das Ansehen eines Bandes bekommt, dessen breiteste Fächen
                              denen des Bruches entsprechen. Auch besitzen die trockenen Stücke Leim einen
                              eigenthümlichen Glanz, den man an der Hausenblase nicht bemerkt.
                           Die Hausenblase löst sich in kochendem Wasser fast ganz auf, und diese Lösung riecht
                              noch warm mitunter schwach fischartig, keineswegs jedoch widrig. Der Leim löst sich
                              in heißem Wasser immer nur theilweise, die Solution scheidet fast stets einen
                              reichlichen Satz ab, ist klebriger und riecht unangenehmer. Die befeuchtete
                              Hausenblase oder ihre Lösung reagirt neutral oder schwach alkalisch, der Leim
                              dagegen fast immer deutlich sauer, was von den zu seiner Bereitung und Bleichung
                              angewandten Materialien herrührt. Die russische Hausenblase hinterläßt beim
                              Verbrennen eine äußerst geringe Menge Asche von dunkelrother Farbe, welche außer
                              Eisenoxyd nur noch ein wenig kohlensauren Kalk enthält, Leim liefert weit mehr
                              Asche; dieselbe ist weiß, reicher an kohlensaurem Kalk und enthält außerdem noch
                              salzsauren und schwefelsauren Kalk.
                           Man sieht also, daß Hausenblase und Leim leicht von einander zu unterscheiden sind.
                              Schwieriger hält es zu erkennen, ob Hausenblase mit Leim imprägnirt ist, aber mit
                              Hülfe des Mikroskops gelingt dieß. Die mit warmem Wasser befeuchtete Probe zeigt
                              sich nämlich, wenn leimhaltig, wegen der Ausdehnung des Leimes, am Rande sehr
                              durchsichtig und structurlos.
                           Um die russische Hausenblase von der viel billigeren brasilischen Hausenblase zu
                              unterscheiden, behandle man sie mit warmem Wasser; die russische löst sich fast ganz
                              und bildet eine feste durchstchtige Gallerte, die brasilische gibt eine trübere
                              Gallerte, woraus sich ein bedeutender, matt weißer, widrig schmeckender Satz
                              ablagert. (Vierteljahresschrift für praktische Chemie, Bd. XXVII Heft 2.)
                           
                        
                           Verfälschung der Schmierseife durch Stärkmehl; von Roussin.
                           Die weiche, schwarze oder grüne Seife dient in der Therapie, Thierarzneikunde, in den
                              Haushaltungen und der Industrie zu vielfachen Zwecken und wird ohne Zweifel schon
                              seit langer Zeit in grober Weise verfälscht. Die Verfälschung besteht im Zusatz
                              verschiedener Mengen Stärke und ist gegenwärtig fast schon allgemeine Mode der
                              fabrikmäßigen Darstellung genannter Seife; 16 Pariser Seifen aus verschiedenen
                              Stadttheilen enthielten Stärkmehl, nie unter 10, oft 20 bis 25 Procent. Ist die
                              Stärke gut eingemengt, so sind die Seifen von sehr gutem Ansehen, transparent, ohne
                              deutliche Körnung. Nichts verräth den betrügerischen Zusatz. Eine mikroskopische
                              Untersuchung ergibt denselben sofort; man darf nur eine nadelknopfgroße Menge unter
                              dem Deckgläschen drücken, um Hunderte von Stärkekörnchen zu finden, meistens
                              aufgebläht durch unvollständiges Kochen, oder durch den Contact mit der alkalischen
                              Seife. Eine Anzahl der Körnchen erscheint ganz charakteristisch, man sieht deutlich
                              den Kern, die Grenzen der concentrischen schichten, das der Kartoffelstärke eigene
                              schalige Aussehen.
                           Um die Stärke zu isoliren und ihr Gewicht zu bestimmen, verfährt man in folgender
                              Weise: 10 Grm. schwarze Seife werden in der Kälte in 30 bis 40 Kubikcentimeter
                              Weingeist von 85° Tr. gelöst, oder auch in noch schwächerem Weingeist. Durch
                              Rühren mit einem Stäbchen ist die Lösung in wenigen Minuten bewirkt; bei reiner
                              Seife ist die Flüssigkeit fast völlig klar. Der unlösliche Rückstand setzt sich  sehr schnell ab, und
                              wird durch Decantiren gewaschen und gewogen, nachdem er zwischen Fließpapier einige
                              Minuten im Trockenschranke gelegen hat. Die so abgeschiedene Stärke ist pulverig und
                              grau; mit Wasser gekocht bildet sie einen sehr consistenten Kleister, der sehr
                              energisch mit Jod reagirt.
                           Das geringe Aufgeblähtseyn der Stärke führt zu der Ansicht, daß das Stärkmehl der
                              Seife bei relativ niedriger Temperatur zugesetzt wird, ohne daß sie der Wirkung der
                              alkalischen Laugen ausgesetzt ist, welche die Stärkekörnchen schnell zersetzen. Das
                              normale Wassergewicht der weichen Seifen ist bei diesem Zusatze nicht erhöht.
                           Einige Seifen aus dem nördlichen Frankreich enthielten nur sehr schwache Spuren von
                              Stärke, so daß man annehmen kann, sie rühren eher aus dem schlecht gereinigten Oele
                              her, als von einer Verfälschung.
                           Die Preise der zur Verfälschung dienenden schlechten Stärke und der reinen
                              Schmierseife zeigen deutlich den Betrug. Die rohe Stärke kostet per 100 Kilogrm. 20 bis 45 Frcs.; während 100 Kilogrm.
                              reiner, weicher Seife des Handels 60 bis 70 Frcs kosten. (Aus dem Journal de Pharmacie et de Chimie, durch das Archiv der
                              Pharmacie, Bd. CLXXXV S. 133.)
                           
                        
                           Ueber Klärung des Honigs; von Adelbert Geheeb in Geisa.
                           Das hier folgende, meines Wissens noch sehr wenig bekannte Verfahren gibt in
                              außerordentlich kurzer Zeit ein so überraschend schönes Resultat, daß ich mit der
                              Mittheilung dieser Methode nicht zögern will, — ich meine die Reinigung des
                              Honigs mir weißem Bolus. Zwei Theile Landhonig werden zu
                              dem Ende in einem verzinnten Kessel mit 3 Theilen Brunnenwasser bis zum Sieden
                              erhitzt, dann wird auf je 1 Pfund (Zollpfund) Honig, 1 Unze weißer Bolus
                              mit Wasser zu einem zarten Brei angerieben, allmählich und unter Umrühren zugesetzt.
                              Die Mischung wird 2 bis 3 Minuten im Sieden erhalten, dann wird der Kessel vom Feuer
                              entfernt, einen Augenblick der Ruhe überlassen und abgeschäumt. Nun kommt die noch
                              heiße Flüssigkeit auf einige Filter von starkem,
                              weißem Filtrirpapier; sie läuft fortwährend im Strahl,
                              selbst gegen das Ende hin, und ist von tadelloser Klarheit. In Porzellanschalen wird
                              im Dampfbade der Honig eingedickt.
                           Ich verdanke obige Methode, die mir seit sieben Jahren die trefflichsten Dienste
                              geleistet, meinem Freunde Adolph Anthes aus Meißenheim,
                              der sie, wenn ich nicht irre, irgendwo in der Schweiz von einem alten Prakticus
                              erlernt hat. So habe ich z. B. kürzlich 10 Zollpfund Honig in Zeit von 2¼
                              Stunden geklärt und vollständig filtrirt.
                           Auch der schlechteste amerikanische Honig, auf diese Weise behandelt, gibt ein
                              herrliches Präparat von außerordentlicher Klarheit. — Dabei sey jedoch
                              bemerkt, daß der amerikanische (gereinigte) Honig in der Kellertemperatur schon nach
                              wenig Tagen zu erstarren beginnt; es setzen sich weiße, warzenförmige
                              Zuckerklümpchen an den Wänden und auf dem Boden des Gefäßes ab, immer mehr
                              überhandnehmend, bis endlich der Honig einer weißen Masse von Salbenconsistenz
                              gleicht, die mit einem Spatel aus dem Gefäß herausgenommen werden muß. —
                              Durch Erwärmen, Einstellen in heißes Wasser, erlangt jedoch der Honig seine
                              ursprüngliche Beschaffenheit wieder. (Archiv der Pharmacie, Bd. CLXXXV S. 244.)