| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. , S. 492 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           H.
                                 Cochrane's Röhrenprobirvorrichtung.
                           Bei dem Probiren von Röhren durch Wasserdruck schließt man gewöhnlich die Enden durch
                              Deckel und pumpt so lange Wasser ein, bis das Rohr vollständig gefüllt ist. Für
                              weite Röhren angewendet, hat dieses Verfahren zwei Uebelstände. Erstens werden die
                              Deckel an den Enden einem sehr hohen Druck ausgesetzt und bedürfen deßhalb sehr
                              kräftiger und kostspieliger Befestigungsmittel. Zweitens erfordert das Füllen des
                              ganzen Fassungsraumes einen bedeutenden Aufwand an Zeit und Wasser. Cochrane umgeht diese Uebelstände auf folgende Weise: Er
                              legt einen Kern ein, dessen Durchmesser wenig kleiner als die lichte Weite der Röhre
                              ist, und pumpt das Wasser in den schmalen, ringförmigen Raum zwischen dem Kern und
                              der Röhre. Dadurch  wird
                              nicht nur der Wasserverbrauch bedeutend vermindert, sondern es werden auch die
                              Deckel in dem Maaße, als die Druckfläche kleiner wird, entlastet. (Engineering, October 1868, S. 314; polytechnisches
                              Centralblatt, 1868 S. 1463.)
                           
                        
                           Die Glasfäden-Erzeugnisse von de
                                 Brunfaut.
                           Es ist längst bekannt, daß sich Glas zu feinen Fäden ausziehen läßt, doch ist die
                              außerordentliche Elasticität und Feinheit der von de Brunfaut erzeugten Glasfäden bisher nirgends erreicht worden und kann in
                              diesem Sinne de Brunfaut's Erzeugniß (welches im
                              vorhergehenden Heft S. 432 bereits kurz besprochen wurde) als neu betrachtet werden.
                              Die älteren Fabricate dieser Art besaßen immer noch eine gewisse Sprödigkeit, und
                              Stoffe, deren Einschuß ganz oder theilweise aus Glasfäden bestand, waren bald in
                              ihrem Gebrauch verpönt, da sich kleine Splitter ablösten, in die Haut des diese
                              Stoffe Tragenden eindrangen und dort ein Jucken, ja selbst Geschwüre zur Folge
                              hatten. Diese Nachtheile treten bei den Erzeugnissen de
                                 Brunfaut's nicht mehr auf. — Der Erfinder, welcher gegenwärtig in
                              Wien, Hôtel Wandel, seine Erzeugnisse — Damenhüte, Coifsuren, Schleifen,
                              Armbänder, Netze, Federn etc. — herstellt, bedient sich hierzu eines sehr
                              einfachen Verfahrens, welches wir in Folgendem kurz darstellen.
                           Das verwendete Glas ist in feine Streifen von rechteckigem oder quadratischem
                              Querschnitt von circa 4 Quadratmillimeter geschnitten.
                              Die Spitze dieser Stäbchen wird durch die Flamme eines Löthrohres erhitzt und
                              mittelst eines zweiten Stäbchens werden die Fäden abgezogen und auf ein
                              nebenstehendes hölzernes Rad geworfen, welches rotirt. Dieses Rad, in der Hauptform
                              einer Riemenscheibe ähnlich, mag einen Durchmesser von 1 Met. und eine
                              Radkranzbreite von 0,1 Met. haben. Auf dem Umfange des Rades windet sich der
                              Glasfaden auf, ähnlich wie Coconfäden am Seidenhaspel. Es erfordert eine bedeutende
                              Uebung in der Erhitzung des Glases, um einen gleichmäßig dicken, beliebig langen
                              Glasfaden herzustellen und einestheils hierin, vorzüglich aber in der chemischen
                              Zusammensetzung des Glases dürfte das Wesentliche der de
                                 Brunfaut'schen Verbesserung zu suchen seyn. Aus dem Gesagten ist
                              ersichtlich, daß nur Ein Faden gleichzeitig gebildet wird und sind hierzu
                              gegenwärtig zwei Personen — eine am Blastisch, eine zweite zum Drehen des
                              Rades — erforderlich. Muß schon dieß eine Unvollkommenheit des Verfahrens
                              genannt werden, so verdient diese Bezeichnung noch mehr der Umstand, daß de Brunfaut den am Umfang des Rades in vielen Windungen
                              liegenden Faden bisher nicht abhaspeln kann. Das Ablösen der Fadenwindungen vom Rad
                              erfolgt vielmehr dadurch, daß die Fäden an einer Stelle durchschnitten und dann
                              abgenommen werden, wodurch man eine Anzahl Fäden von der Länge eines Radumsanges
                              erhält. Aus diesen werden durch Flechten, Netzen, Kräuseln, Häkeln etc. Modeartikel
                              hergestellt. Es kann wohl erwartet werden, daß obige Unvollkommenheiten der
                              Erzeugung behoben werden können und daß es gelingt, mehrere Fäden gleichzeitig am
                              Rad aufzuwinden, denen zusammen so viel Kraft eigen ist, daß sie auch wieder
                              abgehaspelt werden können
                           Die Glasfäden de Brunfaut's haben einen Durchmesser von
                              0,006–0,012 Millimet., sie sind also noch etwas feiner als einfache
                              Coconfäden und dabei von einer bewunderungswürdigen Gleichheit. Ihr Glanz übertrifst
                              den der Seide bei weitem und de Brunfaut versteht es, die
                              Glasfäden zu kräuseln und stellt Glaslocken und sogen. Glaswatte her. Letztere, in
                              der Hand zu einem Klümpchen zusammengepreßt, läßt sich wieder aufrütteln und
                              aufblasen und vertheilt sich — Spinnfäden ähnlich — auf den Raum von
                              nahe einem Kubikfuß! Es dürften sich de Brunfaut's
                              Glasfäden auch ganz wohl zu Fadenkreuzen optischer Instrumente verwenden lassen.
                              Dieses Erzeugniß verdient alle Beachtung. Prof. Fr. Kick.
                              (Deutsche Industriezeitung, 1868, Nr. 50.)
                           
                        
                           
                           W.
                                 Thompson's Verfahren, gußeiserne Gegenstände mit schmiedeeisernen
                              Gerippen zu versehen.
                           Bekanntlich wird eine Menge Gußwaaren dargestellt, deren Bestimmung eigentlich eine
                              etwas größere Festigkeit erfordert, als auf dem Gußwege erzielt werden könnte.
                           Die Darstellung in Schmiedeeisen oder schmiedbarem Guß macht ihre Fabrication so
                              theuer, daß man vorgezogen hat, etwas mehr Gußeisen in die Gegenstände zu bringen,
                              um sie in Bezug auf Festigkeit und genügende Solidität befriedigend herzustellen.
                              Schon wiederholt kam man auf den Gedanken, ein festeres Material in das Gußeisen
                              einzugießen und namentlich die hauptsächlichsten Bruchrichtungen dadurch zu
                              verstärken; alle Versuche der Art scheiterten fast immer an der Schwierigkeit, eine
                              innige Verbindung zwischen dem flüssigen Gußeisen und dem eingelegten Gerippe jener
                              festeren Substanz zu erzielen.
                           Von allen Körpern ist Schmiedeeisen derjenige, welcher am leichtesten zu erhalten ist
                              und auch am ehesten in die passendste Form gebracht werden kann, welche ein solches
                              Gerippe stets haben muß; es verdient deßhalb ein Verfahren, welches darauf ausgeht,
                              das Schmiedeeisen in Gußeisen fest zu gießen, die Aufmerksamkeit sämmtlicher
                              Techniker. Ein solches ist das in einer Notiz des Mechanics'
                                 Magazine, 1868, vol. LXXXIX p. 352 erwähnte,
                              Hrn. W. Thompson zu Canningtown (Essex) patentirte
                              Verfahren. Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, schmiedeeiserne Anker, Stäbe und
                              Ringe in diverse Gußwaaren einzugießen, indem diese Theile, in blank geätztem oder
                              geputztem Zustande zunächst in einem Bade von flüssigem Roheisen so lange
                              eingetaucht werden, bis sie sich mit einer fest
                                 anhängenden Schale von Gußeisen bedeckt haben. Dann erst legt man sie in
                              die Formen ein und umgießt sie mit dem zum Abguß bestimmten Gußeisen. Es bildet sich
                              dann ein inniger Zusammenhang, den wir nicht bezweifeln, sobald nur das Verhältniß
                              der Masse des Gusses zum eingelegten Ankerstab der Art ist, daß die Wärmemenge des
                              Gusses hinreicht um in kürzester Zeit, d. h. vor dem Erstarren desselben, die Rinde
                              des Ankerstabes aufzuweichen.
                           In diesem Fall allein ist von einem Gelingen der Operation die Rede, während sonst
                              das Resultat des Verfahrens ein bedeutend schlechteres seyn würde als ohne die
                              Anwendung des Ankerstabes. Sobald man es möglich machen kann, den Ankerstab in
                              glühendem Zustand in die Form zu bringen, diese rasch zu schließen und nun ungesäumt
                              zum Guß zu schreiten, ist das Gelingen weit weniger in Zweifel. Dazu wären, um
                              zeitraubende Belastung zu ersparen, besonders construirte Formkästen erforderlich
                              und auch die Eingüsse müßten in anderer Weise aufgesetzt werden als bisher. Doch
                              verdient die Methode von den Fabrikanten kleiner
                                 Maschinen geprüft zu werden. (Berggeist, 1868, Nr. 97.)
                           
                        
                           Ueber das Weißsieden von Messing und Kupfer; von Dr. Hiller.
                           Die gewöhnliche Methode des Weißsiedens mittelst Weinstein und fein zertheiltem Zinn
                              bietet durchaus keine Schwierigkeit dar, und wenn keine groben Verstöße gemacht
                              werden, liefert sie immer ein ziemlich befriedigendes Resultat. Hr. Dr. Hiller zeigte in einem
                              mit Versuchen ausgestatteten Vortrag in der Versammlung des Nürnberger
                              Gewerbevereines vom 24. Nov. d. I., daß man ein ausgezeichnetes Resultat, einen
                              nahezu silberglänzenden Weißsud erhält, wenn man 1 Loth Zinnsalz in 10 Loth Wasser
                              auflöst und hierzu unter Umrühren eine Lösung von etwas mehr als 2 Loth Aetzkali in
                              20 Loth Wasser gießt. Die Flüssigkeit trübt sich anfangs, wird aber nach einiger
                              Zeit wieder hell. (Beim Gebrauch entsteht von Neuem eine Trübung, was jedoch für das
                              Gelingen der Operation ganz nebensächlich ist.) In das zum Weißsieden bestimmte
                              Gefäß bringt man eine dünne Zinnplatte, der man am Besten die Form eines
                              durchlöcherten Trichters gibt und darauf die weiß zu siedenden Gegenstände, welche
                              nun mit der so eben beschriebenen Mischung übergossen werden. Bei dem nun folgenden
                              Erhitzen wirde durch Umrühren der Gegenstände mit einem Zinnstängchen die Verzinnung
                              sehr beschleunigt, so daß sie schon nach wenigen Minuten silberglänzend aus der
                              Flüssigkeit genommen werden können. (Fränk. Kur.)
                           
                        
                           
                           Darstellung von feinzertheiltem Kupfer; von Fr. Stolba.
                           Man kann das Kupfer im Zustande einer außerordentlichen Vertheilung leicht in
                              folgender Art darstellen. Man nimmt eine ammoniakalische Kupferoxydauflösung,
                              bereitet durch Vermischen irgend einer Kupfersalzlösung mit der zur Wiederauflösung
                              des zuerst entstehenden Niederschlages genügenden Menge Aetzammoniak. Sollte hierbei
                              etwas Eisen- oder Bleioxyd ungelöst bleiben, so muß die Flüssigkeit filtrirt
                              werden. Zu dieser Lösung setzt man eine genügende Menge aufgelösten Traubenzuckers
                              und hierauf so viel Aetzkali oder Aetznatron, bis sich ein bleibender Niederschlag
                              einstellt. Man erwärmt das Ganze zum Kochen und unterhält dasselbe etwa 10 Minuten.
                              Durch diese Behandlung entsteht zuerst Kupferoxydul und dieses wird schließlich zu
                              Metall reducirt, welches gewöhnlich einzelne Stellen des Gefäßes in Form eines
                              glänzenden Spiegels überzieht.
                           Man kann nun, nachdem sich das Metall abgesetzt hat, die obere Flüssigkeit abgießen,
                              das Metall auf ein Filter bringen und hier mit heißem Wasser aussüßen. Hierbei
                              findet jedoch der Uebelstand statt, daß stets etwas Metall mit durch das Filter
                              läuft und es auch hernach so verstopft, daß das Filtriren und Aussüßen nur sehr
                              langsam vor sich geht. Besser ist es, man versetzt die ammoniakalische das
                              Kupferpulver enthaltende Flüssigkeit mit so viel Schwefelsäure, daß sie eben sauer
                              reagirt und bringt Alles auf's Filter, wobei ein sehr rasches Filtriren stattfindet.
                              Nach dem Aussüßen trocknet man das zusammengelegte Filter mittelst Fließpapier ab
                              und beendet das gänzliche Austrocknen rasch an einem heißen Orte. Das so erhaltene
                              sehr reine Kupfer oxydirt sich, einmal trocken, sehr wenig, zeigt gerieben schönen
                              Kupferglanz und kann, weil es höchst fein ist, zu vielen Versuchen dienen, wo ein
                              hoher Grad der Vertheilung erwünscht ist. (Lotos, Zeitschrift für
                              Naturwissenschaften.)
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung von Sauerstoffgas aus Schwefelsäure,
                              von de Clomadeuc und Moret.
                           Man imprägnirt Bimssteinstücke mit Schwefelsäure und erhitzt sie darauf in einer
                              thönernen Retorte. Die dabei entstandenen Schwefelsäuredämpfe leitet man durch eine
                              oder mehrere andere Retorten, welche ebenfalls Bimssteinstücke enthalten und bis zum
                              Glühen erhitzt sind. Die Schwefelsäure zersetzt sich dabei in schweflige Säure und
                              Sauerstoffgas. Erstere läßt man von Wasser absorbirt werden; letzteres wird in einen
                              Gasometer geleitet. (Annales du Génie civil, October
                              1868, S. 741.)
                           
                        
                           Das Sehen bei Lampenlicht.
                           Trotz der großen Fortschritte in dem Beleuchtungswesen erneuert sich stets die Klage,
                              daß das genaue Sehen bei künstlichem Lichte die Augen sehr leicht ermüdet und oft
                              sogar schädigt, daß in Beziehung auf das Wohlbefinden des Auges das Lampenlicht das
                              Tageslicht nicht zu ersetzen vermag. Es ist gewiß ein sehr berechtigtes Streben, die
                              Gründe für diese Erscheinung aufzusuchen und die Mittel der Abhülse anzudeuten.
                              Bekanntlich haben alle Flammen, die wir zur künstlichen Beleuchtung verwenden, einen
                              großen Reichthum an gelben und rothen Strahlen; erwiesenermaßen sind es vorzugsweise
                              diese, welche das Auge leicht beunruhigen und belästigen. Man hat darin stets den
                              Hauptgrund der nachtheiligen Einwirkung gesucht. Es ist aber unschwer, diesen
                              farbigen Ueberschuß zu entfernen; bei einer anderen Gelegenheit habe ich die Mittel
                              und Wege dazu eingehend besprochen. Die genauen Untersuchungen Zöllner's beweisen ebenfalls, daß das so gereinigte Lampenlicht sich
                              chromatisch vom Sonnenlicht nicht wahrnehmbar unterscheidet. Wie sehr nun auch das
                              farblose Beleuchtungslicht dem farbigen vorzuziehen ist, so dürfen wir doch in der
                              Farbe keineswegs das einzige Moment der nachtheiligen Einwirkungen erkennen. Das
                              Licht der Petroleumlampe z. B. ist reiner als das der Oellampe und trotzdem sind die Klagen über Belästigung der Augen bei Verwendung von
                                 Petroleum allgemeiner als bei anderer Beleuchtungsart. Was kann nun die
                              Ursache davon seyn?
                           
                           Lichtstrahlung tritt immer gesellschaftet mit Wärmestrahlung auf, das Verhältniß
                              beider kann aber sehr verschieden seyn. Während beim Sonnenlichte etwa die Hälfte
                              der ausgesandten Wärmestrahlen zugleich leuchtende Strahlen sind, bleiben in der
                              Oelflamme 90 Proc. dunkel und nur 10 Proc. leuchtend; bei weißglühendem Platin
                              beträgt der dunkle Theil der Wärmestrahlen sogar 98 und in der Alkoholflamme 99
                              Proc.; in dem elektrischen Lichte gehören etwa 80 Proc. der unsichtbaren Strahlung
                              an; bei dem Gaslicht beträgt der Antheil gegen 90 Proc. Das blaue Licht des Bunsen'schen Brenners, der Gaskochflamme, besitzt
                              innerhalb der Flamme eine sehr intensive Hitze, aber geringe Licht- und
                              Wärmestrahlung; sobald die Gasflamme lebhafter zu leuchten beginnt vermehrt sich die
                              Wärmestrahlung sehr wahrnehmbar. Das Leuchten hier, wie bei fast allen künstlichen
                              Lichtern, ist eine Folge des Weißglühens der in der Flamme schwebenden festen
                              Kohlenstofftheilchen; die Hitze im Inneren der Flamme wird dadurch vermindert, die
                              äußere Wärme dagegen erhöht.
                           Das glänzende Petroleumlicht hat eine sehr starke Wärmestrahlung, der dunkle Theil
                              derselben beträgt gegen 94 Proc.
                           Die starke Beimischung dunkler Strahlen bei allen künstlichen Beleuchtungsarten
                              belästigt das Auge bei anhaltendem Sehen. Es fehlt aber nicht an Mitteln das
                              Lampenlicht eines großen Theiles dieser Wärmewirkung zu berauben. Das
                              durchsichtigste Glas ist für einen großen Theil der dunklen Wärmestrahlung
                              undurchdringlich. Glas von 2 bis 3 Millimeter Dicke verschluckt etwa 40 bis 60 Proc.
                              der durchstrahlenden Wärme. Nachdem die Wärmestrahlen eine Glastafel von einigen
                              Millimetern Dicke durchdrungen haben, erleiden sie bei einem ferneren Durchgange
                              durch Glas nur geringe Verluste: sie werden dagegen fast ganz vernichtet, wenn der
                              zweite Durchgang durch Alaun geschieht, ebenso entzieht ihnen Glimmer fast alle wärmende Kraft. Man erhält ein mildes, dem Auge
                              wohlthätiges Licht, wenn demselben auf diese oder in irgend anderer Weise der größte
                              Theil der dunklen Wärmestrahlung entzogen ist. C. Landsberg, Optiker. (Hannover'sches Wochenblatt für Handel und
                              Gewerbe.)
                           
                        
                           Zerstörung der Photographien durch die Gegenwart
                              unterschwefligsaurer Salze in den Cartonpapieren.
                           I. Spiller hat neuerdings die in der Photographie zum
                              Aufspannen verwendeten Cartonpapiere einer ausgedehnten Prüfung unterworfen. Schon
                              seit längerer Zeit ist es bekannt, daß diese Papiere oft unterschwefligsaures Natron
                              enthalten; den Weg in das Papier findet letzteres dadurch, daß die mit Chlor
                              gebleichte Papiermasse zuletzt, zum Unschädlichmachen des Chlors, jenes den
                              Silberphotographien so verderblich werdende Salz (als Antichlor) empfängt und
                              zurückhält. Spiller's Experimente beweisen, daß mit
                              mancher Cartonsorte alle Bemühungen der Photographen, eine sorgfältige Waschung zu
                              erzielen, durch die große Menge des unterschwefligsauren Natrons in den Cartons,
                              vergeblich gemacht werden. Von zwölf Arten, die Spiller
                              untersuchte, fand er nur zwei frei von jenem Salze; vier enthielten Quantitäten,
                              welche zu gering waren, um als nachtheilig betrachtet zu werden, und die anderen
                              sechs waren bis zu einem Grade imprägnirt, der hinreichend war, um deren
                              Verwerflichkeit für photographische Zwecke zu rechtfertigen.
                           In erster Linie sind es natürlich die weißen Cartons, welche dieser Verunreinigung
                              ausgesetzt sind, aber auch die farbigen sind nicht immer so unschuldig, als man
                              glauben sollte. Bei einem cachirten, neutralfarbigen und einem gelben Carton fand
                              Spiller die Quelle des unterschwefligsauren Natrons
                              in dem weißen Papier, welches eine der Lagen ausmachte, aus welchen Cartons
                              bestanden. Die sahnefarbigen Cartons schienen nach Spiller die natürlichen Farben des Hadernbreies zu repräsentiren und nicht
                              gebleicht zu seyn, daher man von dieser Qualität erwarten kann, daß sie das
                              verläßlichste Material zum Aufspannen der Photographien bietet. Auch noch andere
                              Gefahren bedrohen in dieser Hinsicht die Haltbarkeit der Photographien. In einem
                              grünen und einem neutralfarbigen Carton fand Spiller
                              Ultramarin, einen Farbkörper, der seine Farbe Schwefelverbindungen verdankt, von
                              denen man weiß, daß sie glänzende Silberoberflächen matt machen, woraus zu schließen
                              ist, daß sie mit der Zeit  einen nachtheiligen Einfluß auf das reducirte Silber üben, das in die Composition
                              der Photographie eindringt.
                           Das Mittel zur Nachweisung des Vorhandenseyns von unterschwefligsaurem Natron ist so
                              einfach, daß jeder Photograph im Stande ist, sich selbst über die Güte des von ihm
                              verwendeten Cartons Gewißheit zu verschaffen. Einerseits bereite man sich eine
                              Stärkelösung durch Anrühren von 20 Gran Arrowroot mit ein wenig kaltem Wasser zu
                              einem steifen Brei, zu dem man dann unter beständigem Umrühren allmählich circa 1 Pfund siedendes destillirtes Wasser zusetzt. Das
                              Ganze läßt man 24 Stunden lang zum Absetzen stehen und gießt dann klar vom Bodensatz
                              ab. Der klaren Flüssigkeit setzt man darauf eine Lösung von 1 Gran Jod und 3 Gran
                              Jodkalium in etwas Wasser hinzu. Die erhaltene tiefindigoblaue Flüssigkeit wird in
                              Berührung mit einem löslichen unterschwefligsauren Salz sofort entfärbt. Abgemessene
                              Vierecke (Visitenkartengroße) der Cartons, die zu untersuchen sind, werden der Länge
                              nach in schmale Streifen geschnitten, in Reagensgläser gesteckt und mit einer
                              Maaßunze reinen destillirten Wassers bedeckt, 12 Stunden oder länger zum Einweichen
                              und Extrahiren hingestellt. Nachdem man dann in einem Gestell eine Reihe von
                              Reagensgläsern gleichen Kalibers vorbereitet hat, wird in jedes derselben bis zur
                              gleichen Höhe eine geringe Menge der blauen Jodstärkelösung hineingeschüttet, und
                              die zu prüfenden Flüssigkeiten in gleichen Mengen (in jedes ½ Unze
                              Flüssigkeit) zugesetzt, eine Röhre aber als Maaßstab zur Vergleichung aufbewahrt,
                              die mit derselben Menge reinen Wassers versetzt wird. Bei Besichtigung der ganzen
                              Reihe kann man leicht entnehmen, ob eine Bleichung stattgefunden habe, und wäre dieß
                              der Fall, so kann ein Schluß über die Menge des in den Cartons enthaltenen
                              unterschwefligsauren Natrons gezogen werden, indem man die verschiedenen Töne mit
                              der als Maaßstab reservirten Röhre vergleicht. Temperaturerhöhung mindert die
                              Empfindlichkeit der Reaction, daher müssen die zu prüfenden Flüssigkeiten kalt
                              angewendet werden.
                           Die „Photographische Correspondenz“ bemerkt zu diesem Aufsatze
                              Spiller's, daß die HHrn. Dr. Székely und Massak sie wiederholt auf die Thatsache aufmerksam gemacht haben, daß bei
                              einer Anzahl von Abzügen, wovon ein Theil unaufcachirt, der andere auf Cartons
                              aufgezogen aufbewahrt wurde, der letztere nach längerer Zeit alle jene Symptome
                              zeigte, welche von den Photographen als Vorboten des Ausbleichens betrachtet werden,
                              während der erste völlig conservirt blieb. (Industrie-Blätter, 1868 S.
                              175.)
                           
                        
                           Zur Bestimmung des Erstarrungs- und Schmelzpunktes des
                              Paraffins beim Handel damit.
                           Der Verein für Mineralöl-Industrie, welcher am 24. September 1868 seine zweite
                              Versammlung zu Halle a. d. S. hielt, hat eine Commission — bestehend aus den
                              HHrn. Dr. Rolle in
                              Gerstewitz, L. Ramdohr in Aschersleben und Dr. B. Hübner in Zeitz
                              — beauftragt, eine Methode zur Ermittelung des Erstarrungs- und
                              Schmelzpunktes des Paraffins in Vorschlag zu bringen. Die Genannten sind dahin
                              übereingekommen, zu diesem Zweck folgende Methode zu empfehlen:
                           1) Zur Ermittelung des Erstarrungspunktes:
                           Das Paraffin wird in einem beliebigen Behälter bei möglichst niedriger Temperatur
                              geschmolzen und dann die ganze Quecksilberkugel eines Thermometers in die flüssige
                              Masse getaucht. Das Thermometer wird sodann gegen Luftzug durch Einhängen in ein
                              leeres Becherglas geschützt und sobald das erstarrende Paraffin den
                              Quecksilberspiegel zu trüben beginnt, die Temperatur abgelesen, welche den Erstarrungspunkt kennzeichnet.
                           2) Zur Ermittelung des Schmelzpunktes:
                           Die wie ad 1 beschrieben vorgerichtete, mit vollständig
                              erstarrtem Paraffin überzogene Quecksilberkugel des Thermometers wird in ein mit
                              Wasser gefülltes Becherglas gehängt; das Wasser wird im Sandbad so lange erwärmt,
                              bis das Quecksilber durch das schmelzende Paraffin hindurch blitzt und dann die
                              Temperatur abgelesen, welche den Schmelzpunkt angibt.
                           Die Bestimmungen 1 und 2 controlliren sich gegenseitig.
                           
                           Hr. Krug, Chemiker der HHrn. Klotz und Schmid, bemerkte, daß seiner Ansicht
                              nach durch Festsetzung einer Bestimmungs-Methode für den in Rede stehenden
                              Zweck die bei den Bestimmungen des Erstarrungspunktes von ein und demselben Paraffin
                              durch verschiedene Personen öfter vorkommenden Differenzen nicht beseitigt werden
                              würden, denn die nachtheiligen Wirkungen von Mangel an Uebung und äußeren
                              Einflüssen, wie z. B. der Verschiedenheit der Luft-Temperaturen, bei denen
                              die Bestimmungen vorgenommen würden, der Veränderlichkeit der Thermometer etc.
                              würden auch durch die empfohlenen Methoden nicht beseitigt werden können. Da es sich
                              aber im geschäftlichen Verkehr mit Paraffin nicht darum handle, den absolut
                              richtigen Schmelz- oder Erstarrungspunkt aufzufinden, da vielmehr nur der
                              Nachweis der Uebereinstimmung zwischen gekaufter und gelieferter Waare zu führen
                              sey, so empfehle es sich nach einer Probe zu verkaufen, und bei Prüfung der darnach
                              gelieferten Waare hinter einander den Erstarrungspunkt beider, der Probe wie der
                              gelieferten Waare, festzustellen. Es ließe sich wohl annehmen, daß dann zwei, wenn
                              bei Mangel an Uebung etc. auch fehlerhafte, doch mit denselben Fehlern behaftete
                              Bestimmungen gemacht werden würden, die unter sich in der That nicht mehr von
                              einander abweichen würden, als die wirkliche Differenz der Schmelzpunkte zwischen
                              der Probe und gelieferter Waare betrüge. Da man Proben nur von einem Schmelzpunkte haben könne, man sich in Betreff desselben für
                              Lieferungen aber gewöhnlich einen gewissen Spielraum vorbehalte, so könne man bei
                              einem Handel in Paraffin sagen, daß man nach Probe unter Vorbehalt einer Differenz
                              von einem oder einem halben Grade auf und ab verkaufe. Hätte man z. B. eine Probe
                              von 51° C. S. P. zur Hand und wolle darnach
                              Paraffin von 50–52° C. S. P. verkaufen, so
                              würde man sich auszudrücken haben: Schmelzpunkt nach Probe mit einem Spielraum von
                              einem Grade auf und ab; wolle man nach derselben Probe Paraffin von
                              53–54° C. S. P verkaufen, so würde man zu
                              sagen haben: Schmelzpunkt 2½° C. höher als Probe mit einem Spielraum
                              von einem halben Grad auf und ab. Es sey an diesen Beispielen leicht einzusehen, wie
                              man sich in jedem Falle auszudrücken haben werde. (Journal für Gasbeleuchtung, 1868
                              S. 495.)
                           
                        
                           Ueber Bestimmungen in Betreff der Entzündlichkeit der
                              mineralischen Oele; von Jeunesse.
                           In den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo das Petroleum in so enormer Menge
                              verbraucht wird, besteht das Gesetz, daß kein Petroleum verwendet werden darf,
                              welches unterhalb 43,5° C. sich entzünden läßt, d. h. das Petroleum darf, bis
                              zu dieser Temperatur erwärmt, kein entzündliches oder in Vermischung mit Luft
                              explosives Gas entwickeln. Eine Folge dieses Gesetzes ist, daß die Bewohner der
                              Vereinigten Staaten sich ohne die mindeste Besorgniß der mineralischen Oele
                              bedienen, weil sie wissen, daß dieselben der „amerikanischen
                                 Probe“ unterworfen worden sind. Eine andere Folge dieses Gesetzes ist
                              aber, daß die natürlichen oder unvollkommen raffinirten Oele ausgeführt und auf die
                              europäischen Märkte gebracht werden. In England hat man im Jahre 1862 ein Gesetz
                              angenommen, nach welchem die Oele nicht unter 37,5° C. entzündlich seyn
                              dürfen; aber dieses Gesetz ist ein todter Buchstabe geblieben, und es ist jetzt die
                              Rede von einem neuen Gesetzesvorschlage, nach welchem die Minimaltemperatur, bei
                              welcher das Oel sich entzunden darf, auf 43,5° C. festgesetzt werden soll,
                              wie in Amerika. Durch die Annahme dieses Grades will man einerseits der Forderung
                              der Rheder, welche, indem sie den Verbrauch der amerikanischen Oele zu vermehren
                              wünschen, das Fortbestehen der Vorschriften von 1862 beanspruchten, und andererseits
                              dem Verlangen der Fabrikanten von Beleuchtungsölen aus Steinkohle, Boghead etc.,
                              welche wünschen, daß die Minimaltemperatur für die Entzündlichkeit auf 55 bis
                              56° C. erhöht werden möge, weil dann ihre Producte mit den amerikanischen
                              Oelen concurriren könnten, nach Möglichkeit entsprechen. (Annales du Génie civil, Juli 1868, S. 493.)
                           
                        
                           
                           Handelsnamen der flüchtigeren Destillationsproducte des
                              Petroleums.
                           Die flüchtigeren Destillationsproducte des Petroleums werden im Handel mit sehr
                              verschiedenen Namen bezeichnet. Rhigolene ist der
                              flüchtigste Bestandtheil, und wird namentlich in Amerika als Anaestheticum benutzt.
                              Eine Probe gerieth bei 30° C. in lebhaftes Sieden. Petroleumäther, welcher ueben den flüchtigsten auch eine geringe Menge
                              minder flüchtiger, bei 90° C. übergehender Kohlenwasserstoffe enthält, wird
                              namentlich als Einreibmittel bei rheumatischen und gichtischen Schmerzen verwendet.
                              Petroleumbenzin heißen die zwischen 80 und
                              l20° C. destillirenden Bestandtheile des Petroleums, sie lösen Fette
                              reichlich auf, und werden wie das eigentliche Benzin als Fleckwasser benutzt. Von
                              Hirzel in Plagwitz werden zwei Sorten Petroleumbenzin
                              in den Handel gebracht, die zwischen 180° und 120° sieden. Ein von E.
                              de Häen u. Comp.
                              (chemische Fabrik in List vor Hannover) in den Handel gebrachtes Petroleumbenzin,
                              welches sich namentlich dadurch auszeichnet, daß es einen sehr schwachen, nicht
                              unangenehmen Geruch besitzt, siedet schon zwischen 60° und 80° C. Ligroin ist in der Regel ein Gemenge derjenigen
                              Kohlenwasserstoffe, welche die verschiedenen Sorten der im Handel vorkommenden
                              Petroleumbenzine bilden, und dann durch Rectification in letztere zerlegt werden.
                              Gasolene oder Kerosolene
                              sind Sorten des flüchtigsten Petroleumbenzins, welche mit besonderer Sorgfalt von
                              den schweren flüchtigen Antheilen befreit werden. Künstliches
                                 Terpenthinöl enthält meist diejenigen Kohlenwasserstoffe, welche zwischen
                              120° und 150° destilliren. Es ist zu schwer flüchtig, um als
                              Fleckwasser verwendet zu werden, und zu leicht entzündlich, um als Leuchtöl zu
                              dienen. Man braucht es zum Verdünnen des Leinölfirnisses, auch zum Reinigen der
                              Buchdruckerlettern. Da es indessen Harze (Dammar, Copal etc.) nicht auflöst, so wird
                              seine Anwendung als Surrogat des Terpenthinöls immer eine beschränkte bleiben.
                              (Journal für Gasbeleuchtung, 1868 S. 412.)
                           
                        
                           Anwendung des Holztheeres in der Färberei, nach Lefort.
                           Pettenkofer hat im Jahre 1851 bemerkt, daß der Holzessig
                              sich violett färbt, wenn man ihn mit Ammoniak und Eisenchlorid zusammen bringt. Pauli zeigte, daß diese Färbung davon herrührt, daß der
                              Holzessig eine der Pyrogallussäure ähnliche Säure enthält, und Buchner erkannte diese Säure als Oxyphensäure.
                           Lefort hat die von diesen Chemikern beobachtete Färbung in
                              der Färberei und Druckerei anwendbar zu machen gesucht. Der Holztheer enthält nach
                              ihm ungefähr 1 Proc. Oxyphensäure, welche durch Wasser leicht daraus ausgezogen
                              werden kann. Das Theerwasser nimmt, wenn man Eisenchlorid hinzufügt, sogleich eine
                              schmutzig grüne Farbe an, welche auf Zusatz von Kali oder Ammoniak in Violett
                              übergeht.
                           Das oxyphensaure Eisen welches sich auf diese Weise bildet, fixirt sich auf den
                              vegetabilischen und noch besser auf den animalischen Faserstoffen, welchen es, mit
                              oder ohne Anwendung eines Alkali, eine sehr schöne und dauerhafte aschgraue Farbe
                              ertbeilt.
                           Um zu färben, beizt man den Faserstoff zunächst mit einer Lösung von 1 Th.
                              Eisenchlorid in 20 Th. Wasser und bringt ihn dann in Theerwasser, welches durch
                              Behandeln von 1 Th. Holztheer mit 10 Th. Wasser bei 70° C. bereitet wurde;
                              nachdem er einige Stunden lang in dem Theerwasser verweilt hat, wäscht und seist man
                              ihn. (Moniteur scientifique, 1868 S. 649: polytechn.
                              Centralblatt, 1868 S. 1470.)
                           
                        
                           Verfahren zum Reinigen gebrauchter Kleidungsstücke.
                           Hierzu bringt Petitdidier in Paris ein Verfahren im Großen
                              in Anwendung, welches darin besteht, daß man die Zeuge nicht mit Wasser wäscht,
                              sondern ihnen Fett und Schmutz durch flüchtige Kohlenwasserstoffe entzieht. Man
                              bringt in einem Kessel einen flüchtigen Kohlenwasserstoff — Terpenthinöl,
                              Benzin etc. — zum Sieden und leitet die Dämpfe in Röhren, aus welchen
                              dieselben dann in Strahlen entweichen. Ein Arbeiter hält die beschmutzten Stellen
                              gegen den Dampfstrom und bearbeitet dieselben  nach dem Durchströmen mit einer Bürste, um den von Fett
                              befreiten und dadurch lose gewordenen Schmutz zu entfernen. Zur Reinigung größerer
                              Flächen packt man die Stoffe in einen zweiten Kessel, durch den man nun die Dämpfe
                              hindurchstreichen läßt. Nach einiger Zeit öffnet man diesen zweiten Kessel, nimmt
                              die Zeuge heraus und reinigt sie mit der Bürste. Sind dieselben dann noch nicht klar
                              genug, so erfolgt ein nochmaliges Behandeln mit Kohlenwasserstoffdampf.
                           In Berlin wird diese Manipulation von der Firma Indlin
                              (Leipzigerstraße) für alle Arten Bekleidungsgegenstände ausgeführt. Man hat bei
                              dieser Art Reinigung niemals nöthig, die zu behandelnden Gegenstände vorher
                              auseinander zu trennen, was sonst immer geschehen mußte.
                           Leider kam der Chef dieser Firma bei dem ersten Versuche, dasselbe in Gang zu
                              bringen, um, indem er durch das Ausströmen und Entzünden des aus dem undicht
                              gewordenen Kessel ausströmenden Dampfes so erheblich verbrannt wurde, daß er bald
                              seinen Wunden erlag.
                           Diese Art von Reinigung wird von Petitdidier besonders für
                              gestickte Kleider viel in Anwendung gebracht. Es werden namentlich in Paris große
                              Mengen schwerer seidener Kleider gestickt; ist die Farbe des Stoffes oder die der
                              eingestickten Dessins hell, so kommen dieselben aus der Fabrik aus den Händen der
                              Arbeiterinnen, in welchen sie sich mehrere Monate befanden, gewöhnlich sehr
                              beschmutzt. Diese werden immer nach der vorerwähnten Art wieder gereinigt. Das Haus
                              Petitdidier hat in vier Jahren etwa 20,000 gestickte
                              seidene Kleider in dieser Weise gereinigt. (Nach der Musterzeitung.)
                           
                        
                           Ueber verbesserte Korkstöpsel, von H. Dufrené.
                           Die Beschaffung fehlerfreier Korke ist für die Fabrikanten moussirender Weine sehr
                              schwierig. Dieser Gegenstand ist für sie von großer Wichtigkeit, weil von der
                              Qualität des Korkes die verhältnißmäßige Zahl der Flaschen abhängt, welche
                              auslaufen, und welche nicht nur einen Verlust an Flüssigkeit bedingen, sondern auch
                              einen Verlust an Geld, da das Auslaufen oft in den Verkaufsniederlagen stattfindet,
                              nachdem die Kosten des Transportes und der Verzollung fchon bezahlt sind. Die
                              Ursache davon ist die Ungleichheit der Widerstandsfähigkeit des Korkes in
                              verschiedenen Richtungen. Der Korkstöpsel verkürzt sich, wenn man ihn in der
                              Richtung seiner Länge zusammendrückt, viel weniger, als er sich verschmälert, wenn
                              man ihn in der Richtung seines Durchmessers preßt. Wenn man nun einen Stöpsel aus
                              mehreren Korkstücken, deren Fasern sich kreuzen, zusammensetzt, so muß dadurch die
                              Schwierigkeit überwunden werden.
                           Das von dem Erfinder angegebene, hierauf beruhende Verfahren ist folgendes: In dem
                              unteren Theile des Stöpsels, welcher die passende Größe hat, bildet man eine Höhlung
                              von solcher Tiefe, daß sie der Länge des Theiles, welcher bei der Benutzung des
                              Stöpsels in den Hals der Flasche eindringt, gleich kommt. Die Oeffnung füllt man mit
                              zwei in der Richtung der Fasern geschnittenen Korkscheiben in der Art aus, daß die
                              Fasern dieser beiden Scheiben sich kreuzen. Die drei Korkstücke werden mittelst
                              einer Auflösung von Kautschuk in einem flüssigen Kohlenwasserstoffe
                              zusammengeleimt.
                           Diese Arbeiten lassen sich mittelst ganz einfacher Wertzeuge leicht ausführen. Da die
                              erforderlichen Korkstücke sehr klein sind, so sind sie leicht und wohlfeil zu
                              beschaffen, und der Preis des Stöpsels wird durch diese Herstellungsweise nur wenig
                              erhöht. Bloß für den Champagner wird die Einführung dieses Verfahrens eine Ersparniß
                              bedingen, welche sich jährlich nach Hunderttausenden von Franken beziffern wird.
                              (Annales du Génie civil, October 1868, S. 742.)