| Titel: | Ueber eine neue elektrische Lampe und deren Anwendung in der Photographie; von John Browning. | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XXIV., S. 130 | 
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                        XXIV.
                        Ueber eine neue elektrische Lampe und deren
                           Anwendung in der Photographie; von John Browning.
                        Im Auszug aus dem Mechanics' Magazine, November 1868, S. 383.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. III.
                        Browning's elektrische Lampe.
                        
                     
                        
                           In einer der Sitzungen der British Association bei deren
                              letzten Versammlung zu Norwich zeigte John Browning (der
                              Optiker, welcher im Auftrage der indischen Regierung ein großes Teleskop zum
                              Photographiren der Sonnenscheibe bei der letzten Sonnenfinsterniß angefertigt hat)
                              eine neue elektrische Lampe vor, welche bei Anwendung einer Grove'schen Batterie von nur sechs Elementen ein hinreichend starkes Licht
                              zu liefern gestatten soll. Obgleich man anfänglich keine besonders beachtungswerthen
                              Resultate von einer solchen Anordnung erwartete, so haben dennoch die hierüber
                              bekannt gewordenen Versuche gezeigt, daß die neue Lampe (in manchen Fällen?) die
                              Anwendung des Kalklichtes nicht bloß ersetzen, sondern demselben sogar vorgezogen werden könne,
                              und vielleicht auch für andere Zwecke, bei welchen man mit einem nicht zu intensiven
                              Lichte ausreicht, nützlich werden dürfte.
                           Bei dem Regulator von Browning ist ein anderes (jedoch
                              nicht neues) Princip angewendet, als bei den gewöhnlichen der bekannten Regulatoren.
                              Vor Allem können nämlich die Kohlenspitzen während der Erzeugung des Lichtes bei der
                              neuen Lampe nicht um das kleinste Intervall von einander getrennt werden, ohne daß
                              der Strom unterbrochen wird, da bei Anwendung einer so schwachen Stromquelle von der
                              Entstehung eines Kohlenlichtbogens keine Rede seyn kann; es müssen also die
                              Kohlenspitzen fortwährend in Berührung bleiben, und der Apparat muß daher so
                              eingerichtet seyn, daß in jedem Augenblicke, in welchem eine noch so kleine Lücke
                              zwischen den Spitzen zu Stande kommt, das Annähern der Spitzen und das Schließen der
                              Kette automatisch hergestellt wird.
                           In der Abbildung Fig. 11 ist angedeutet, daß ein Messingstab D, welcher die obere Kohlenelektrode trägt, in seinen Lagern verschiebbar ist
                              und durch sein eigenes Gewicht nach abwärts gleiten kann, wenn er nicht durch einen
                              Sperrarm in seiner Lage fix erhalten wird. Letzteres geschieht, wenn der Strom durch
                              die Spirale des Elektromagneten E geht und der Anker A gegen die Polflächen des Eisenkernes angezogen wird;
                              es wird nämlich dann der Arm B, A vom Elektromagneten
                              fest gehalten, und da dieser Arm mit seinem Ende B den
                              Kohlenhalter D, C nach aufwärts drückt, so wird auch
                              letzterer hierbei fest bleiben. Es tritt jedoch sogleich eine andere Wirkung ein. Da
                              nämlich der Strom von der Spirale des Elektromagneten aus sogleich zum oberen
                              Kohlenhalter, von diesem durch die Kohlenspitzen nach dem unteren Kohlenhalter und
                              zur Batterie zurückgeht, so kann er nur hergestellt seyn, wenn die beiden
                              Kohlenspitzen unmittelbar sich berühren, und das Licht kann sodann entstehen. Im
                              Momente dieser Berührung aber wird der Anker A gegen den
                              Elektromagneten herabgezogen, folglich der Kohlenhalter D,
                                 C um ein entsprechendes Intervall gehoben; es wird daher nothwendig
                              sogleich wieder eine Stromunterbrechung eintreten müssen, welche ein Zurückführen
                              des Ankerhebels B, A in seine Ruhelage zur Folge hat, so
                              daß also von Neuem der Kohlenträger D, C herabgleiten
                              und den Strom wieder herstellen kann. Dieses Spiel der genannten Organe soll nun bei
                              dem in Rede stehenden Apparate so sicher und das Selbstunterbrechen und Schließen
                              der Kette dabei in so rascher Aufeinanderfolge zu Stande kommen, daß man ein
                              continurliches Licht an den Spitzen zu sehen glaubt, dessen Wirkungen von denen der
                              Intensität einer Gasflamme und selbst des Kalklichtes nicht verschieden seyn sollen.
                              Die Vibrationen, welche während der ganzen Thätigkeit der Lampe bei dem
                              selbstthätigen Unterbrecher zu Stande kommen, erzeugen, wie unsere Quelle sagt, auch
                              kein besonderes Geräusch.
                           (Da bei dem vorliegenden Apparate bloß die obere Kohlenelektrode, nicht aber auch die
                              untere beweglich ist, so kann der Lichtpunkt, welchen man an den Spitzen erhält,
                              unmöglich an einer und derselben Stelle verbleiben; vermuthlich rechnet der
                              Constructeur auf den Umstand, daß, da der Strom beständig hier von oben nach unten
                              geht die untere (negative) Kohlenelektrode gar keine Verbrennung oder Abnutzung
                              erfahre, und daß dieß vielleicht um so mehr angenommen werden dürfe, weil der Strom
                              nicht besonders stark ist und die Berührung überhaupt nur während kurzer
                              Zeitintervalle andauert. Trotz dieser Umstände dürfte es jedoch nicht zweifelhaft
                              seyn, daß wenn der Lichtpunkt beständig im Brennpunkte eines optischen
                              Beleuchtungsapparates verbleiben soll, auch während kurzer Zeit entweder eine
                              Regulirung der Lage des letzteren oder ein Aufwärtsführen der Kohlenspitze
                              vorgenommen werden muß. Von derartigen Regulirungsvorrichtungen, welche, wenn der
                              Apparat für die photographische Technik oder andere photo-elektrische Zwecke
                              bestimmt seyn soll, nöthig werden, erwähnt unsere Quelle nichts.)
                           Unsere Quelle will dem neuen elektrischen Regulator für photographische Zwecke eine
                              wichtige Bedeutung beilegen. Sie zieht, obgleich die Ausdehnung der Flamme hier fast
                              auf einen kleinen Punkt oder Stern sich beschränkt, dieselbe immer noch der
                              Anwendung jener Apparate vor, welche zur Erzeugung des Kalklichtes nothwendig sind.
                              In der beigegebenen Abbildung ist zwar die Lampe mit einem parabolischen Reflector
                              versehen; zum Zwecke des Copirens und der vergrößerten Darstellung von
                              photographischen Objecten müsse man aber bei Benutzung dieser Lampe die Anordnung
                              wie bei der Zauberlaterne in Anwendung bringen und außer brauchbaren Sammellinsen
                              einen kleinen sphärischen Concavspiegel von passenden Dimensionen in der Laterne
                              anbringen. Gerade deßhalb, weil die Flamme bei diesem Lichte eine sehr kleine
                              Ausdehnung hat, sey sie der Gasflamme, die man zuweilen beim Copiren benutzt,
                              vorzuziehen. – Eine (Grove'sche) Batterie von 8
                              bis 9 Elementen reiche aus, um bei Anwendung eines passenden Reflectors einen Schirm
                              von 9 Fuß Durchmesser gleichmäßig zu beleuchten, und dabei ein ebenso gutes Licht zu
                              erhalten, wie bei der Anwendung der Hydro-Oxygengas-Apparate, bei
                              welchen man ohnehin mehr oder minder immer der Gefahr einer Explosion ausgesetzt
                              sey.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
