| Titel: | Moncrieff's System der Geschützbedienung. | 
| Autor: | Henry Darapsky | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XXV., S. 133 | 
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                        XXV.
                        Moncrieff's System der
                           Geschützbedienung.
                        Mit einer Abbildung.
                        Moncrieff's System der Geschützbedienung.
                        
                     
                        
                           Die mehrfach zur Oeffentlichkeit gelangten Nachrichten über Capitän Moncrieff's zum geschützten Ueberbankfeuern von
                              Positionsgeschützen construirte Laffette und die mit diesem Systeme zu Shoeburyneß
                              angestellten Schießversuche werden folgende auszugsweise Mittheilung aus der vom
                              Erfinder selbst zu London gegen Ende d. J. 1868 herausgegebenen Schrift:
                              „Moncrieff's
                                 System of Working Artillery“ nicht
                              unerwünscht erscheinen lassen.
                           Ueber sein System der geschützten Geschützbank (protected
                                 barbette) selbst sagt Capitän Moncrieff darin
                              Folgendes:
                           
                              „Vor Erklärung des mechanischen Theiles dieser Erfindung mögen zunächst
                                 die davon zu hoffenden Resultate sowie die hauptsächlichsten Schwierigkeiten mit
                                 denen sie zu kämpfen hatte, zur Sprache gebracht werden.
                              
                           
                              „Die Bedingungen, denen entsprechen zu können gewünscht wurde, bestanden
                                 einfach darin, ein der Art zum Feuern über solide Brustwehren geeignetes System
                                 herzustellen, daß dasselbe weder eine Beschränkung der Seitenrichtung, noch ein
                                 Exponirtwerden von Geschütz und Mannschaft, noch endlich Schwierigkeiten beim
                                 Empor – und Niederbringen des Stückes involvirte, mit anderen Worten alle
                                 Vortheile des Ueberbankfeuers ohne dessen Nachtheile darbiete.
                              
                           
                              „Die der Lösung dieser Aufgabe entgegenstehenden Schwierigkeiten waren
                                 mechanischer, zugleich aber so schwieriger Natur, daß sie wohl schon Manchen,
                                 der denselben Weg wie ich verfolgte, abgeschreckt haben mögen; da aber die
                                 Vortheile, welche diese Idee in Aussicht stellt, sehr wichtige sind, so habe ich
                                 meine Versuche trotz bedeutender Kosten und ungeachtet großer Entmuthigungen und
                                 Verzögerungen fortgesetzt.
                              
                           
                              „Während des Krim-Krieges begann ich Methoden des
                                 Geschütz-Emporhebens zu ersinnen und erkannte, bei dieser Arbeit auf das
                                 nunmehr von mir adoptirte Princip stoßend, sofort, daß in ihm ein zum Ziele
                                 führendes Mittel gefunden worden sey.
                              
                           
                              „Es möchten zum Aufrichten und Niedersenken der Geschütze allerdings und
                                 sogar mit vergleichsweiser Leichtigkeit auch statische Kräfte in Anwendung
                                 gebracht werden können; dieselben wirken aber in einer ganz anderen Weise und es
                                 wird Jeder, der die Schwierigkeit, dem Rücklaufe der modernen schweren
                                 Geschütze zu begegnen, und die zerstörenden Wirkungen starker Ladungen auf
                                 Pivots und Läufer kennt, gewiß gern die im vorliegenden Falle zu überwindende
                                 Schwierigkeit anerkennen, wobei es darauf ankam, der Gewalt des Rückstoßes nicht
                                 wie bei gewöhnlichen Bettungen und Gleitbahnen in der Ebene seiner Kraftwirkung,
                                 sondern weit unterhalb derselben entgegenzutreten.
                              
                           
                              „Die ein plötzliches Einwirken dieser Rückstoß-Kraft auf die
                                 Geschützbettung begleitende Gefahr ist durch das Einschieben eines beweglichen
                                 Unterstützungspunktes zwischen sie und das Geschützrohr beseitigt und
                                 gleichzeitig damit ein dem Rücklaufstoße begegnendes Gegengewichts- oder
                                 sonstiges Kraft-Aequivalent so in Verbindung gebracht worden, daß dadurch
                                 die Initialgeschwindigkeit dieses Gegengewichtes (ohne Störung des
                                 Gleichgewichtes) auf ein Minimum reducirt werden konnte. – Die dem
                                 Geschützrohre durch Abfeuerung der Ladung mitgetheilte und sonach in ihm
                                 lebendig gewordene Zerstörungs-Kraft hat zum Maaße das Product von dessen
                                 Gewicht in seine Geschwindigkeit, und ist die dem Rohre und dessen Gegengewicht
                                 mitgetheilte Geschwindigkeit also nur einmal erschöpft, so kann dann deren
                                 Trägheitsvermögen (vis inertiae) auch keinerlei auf
                                 die Zwischenglieder des Apparates auszuübende zerstörende Einwirkung mehr
                                 zugeschrieben werden, wodurch allein es möglich wird, Kräfte und Gewichte dieser
                                 Größe auf eine Structur einwirken zu lassen, die der einer statischen
                                 Unterstützung des Rohres entsprechenden nur wenig an Stärke überlegen ist, und
                                 von welcher bei anhaltendem Gebrauche dennoch eine größere Dauerhaftigkeit
                                 vorausgesetzt werden darf, als den Laffetten, deren Rücklauf durch Friction
                                 gehemmt werden muß, thatsächlich zukommt.
                              
                           
                              „Der Rücklauf des Geschützes wird bei der den Gegenstand dieses
                                 Vorschlages bildenden Anordnung ohne jede zerstörend wirkende Kraftäußerung
                                 genau in derselben Weise geregelt, wie es beim Rollen eines Schiffes der Fall
                                 ist, also durch allmähliches Emporsteigen des Schwerpunktes der
                                 Gesammt-Construction bis zur jedesmaligen Begrenzung der nach einer
                                 bestimmten Richtung hin statthabenden Bewegung, wobei dann die von den
                                 Elevatoren des Apparates gebildete Curve der des Meta-Centrums
                                 entspricht, dessen Resultate auch nahezu erreicht werden.
                              
                           
                              „Die nachstehende Figur zeigt das Allgemeine der Construction einer für 7
                                 Tonnen schwere Geschützrohre bestimmten Moncrieff'schen Laffette.
                              
                           
                              „Sie besteht aus drei Haupttheilen, nämlich der Laffette selbst A, den Elevatoren B, und
                                 der Bettung C.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 191, S. 135
                              
                           
                              „Letztere ist etwa 16 Fuß 6 Zoll lang und beschreibt, an einem
                                 Central-Pivot befestigt, Kreisbogen von 14 Fuß RadiusDiameter ist hierbei offenbar ein Druckfehler. um denselben herum. Zwischen den Elevatoren ist ein zur Ausgleichung des
                                 Rohrgewichtes genügend schweres Gegengewicht D
                                 angebracht. – Nahe der für das Geschütz-Laden bestimmten Position
                                 haben Elevatoren und Laffette die in der Figur bei B/2 und respective A/2 angedeutete Lage.
                              
                           
                              „Während das Rohr in der Feuerstellung befindlich ist, liegen der
                                 Schwerpunkt des Gegengewichtes, der bewegliche Laffetten-Stützpunkt b und die Schildzapfen des Geschützrohres selbst
                                 nahezu in einer und derselben Vertical-Ebene, und beim Abfeuern des
                                 Geschützes rollen die Elevatoren mit dem beweglichen Laffetten-Stützpunkt
                                 rückwärts zur Bettung nieder, wobei das Gegengewicht (anfänglich mit
                                 Geschwindigkeits-Beschleunigung) emporsteigt und das Rohr eine
                                 Cycloidal-Curve beschreibt. – Der im Centrum des kreisförmigen
                                 Elevatoren-Theiles liegende gemeinsame Schwerpunkt von Geschützrohr und
                                 Gegengewicht geht hiernach, so lange das Zurückrollen der Elevatoren auf ihrer
                                 Kreislinien-Begrenzung geschieht, in einer Horizontal-Ebene
                                 zurück, was, da diese kreisförmigen Elevatoren-Begrenzungen etwa
                                 Quadranten und alle Theile des Apparates nahezu im Gleichgewicht sind, zu
                                 Uebungszwecken ebenso wie das Emporbringen des Rohres zur Feuerstellung aus
                                 seiner zum Vornehmen des Ladens geeignet geschützten Position heraus, mit
                                 Leichtigkeit von der Bedienungs-Mannschaft bewirkt werden kann. Sobald der Elevator bei
                                 seinem Zurückrollen jedoch von dem kreisförmigen Theile seiner Begrenzung auf
                                 Punkte der sich daran reihenden größeren Curve übergeht, treten auch sofort für
                                 die Wirkung des Gegengewichtes immer günstiger werdende Hebelverhältnisse ein,
                                 bis sich dieselben in aufsteigender Progression zur Herstellung eines genügenden
                                 Widerstandes gegen die äußerste Rücklauf-Kraft gesteigert haben, wodurch
                                 letztere, ohne irgend eine Frictions-Anwendung nothwendig gemacht zu
                                 haben, absorbirt, das bei gewöhnlichen Bettungen so zerstörend wirkende und
                                 demnach bedeutende Kosten verursachende Gestoßen- und Erschüttertwerden
                                 der Pivots und des Mauerwerkes etc. in diesem Falle also gänzlich vermieden
                                 wird.
                              
                           
                              „Sobald das Rohr an der Grenze seines Rücklaufes angekommen ist, fällt, um
                                 es in dieser zum geschützten Geladenwerden geeigneten Position festzuhalten,
                                 eine selbstthätige Sperrklinke in den Laffetten-Gang ein, wornach dem
                                 Rohre auch die beabsichtigte Elevation in dieser geschützten Stellung gegeben
                                 werden kann, da der Rohr-Schildzapfen mit entsprechendem Zeiger und die
                                 Laffettmange mit zugehöriger Segment-Scala ausgerüstet sind.
                              
                           
                              „Nach Wiederaushebung der genannten Sperrklinke hebt dann die (im
                                 Gegengewichte gewissermaßen aufgespeichert gewesene) Kraft des Rückstoßes das
                                 Rohr empor, wobei diese Aufwärtsbewegung durch einen einzigen die Handhabe des
                                 Frictionsbandes anfassenden Bedienungskanonier regulirt werden kann, und die so
                                 gefährliche zerstörende Kraft des Rückstoßes in diesem Falle also nicht nur
                                 gezähmt, sondern auch in einen nützlichen Diener umgewandelt erscheint.
                              
                           
                              „Das solchergestalt in die Feuer-Stellung eingeführte Geschützrohr
                                 kann dann auf gewöhnliche Weise oder vermittelst des von mir construirten
                                 Reflexionsvisirs (reflecting sight) von unten aus
                                 gerichtet werden. – Im ersteren Falle steigt Nr. 1 zunächst auf das
                                 hinter dem Rohr befindliche Trittbret empor, und stellt sich hiernach auf eine
                                 seitlich der Laufschiene angebrachte Stufe, wo er dann ungefährdet auch während
                                 des Geschützabfeuerns stehen bleiben kann. Die dabei zum Uebergange von der
                                 einen zur anderen Stellung erforderliche Zeit ist geringer als die bei einer
                                 gewöhnlichen Rahmenlaffette zum Geschützrichten erforderliche, und wendet man zu
                                 Letzterem das Reflexionsvisir an, so läßt sich diese Operation sogar ganz und
                                 gar von unten, also einer gedeckten Stellung aus, controliren, wobei gar kein
                                 Exponirtwerden der Mannschaft mehr stattfindet und das Geschütz auch in jedem
                                 Momente, ohne deßhalb nach dem Augenmaaße vorgerichtet werden zu müssen, auf ein
                                 in Bewegung befindliches Zielobject abgefeuert werden kann, da die zum Geben der
                                 Höhen- und Seitenrichtung dienenden Schrauben in solchen Fällen von der
                                 Laffettenbrust resp. einem zur Seite der Bettung liegenden Punkte aus gehandhabt
                                 werden können.
                              
                           
                              „In dieser Abhandlung soll weder auf weitere Details noch auf die
                                 Beschreibung einer anderen Laffette dieses Systemes eingegangen werden, da die
                                 einer einzigen zur Illustrirung des allen gemeinschaftlichen Principes genügend
                                 ist, wobei allerdings von der Behandlung des interessanten Specialfalles der für
                                 Belagerungsgeschütz bestimmten Laffetten abgesehen werden muß, bei denen die
                                 Räder als Elevatoren zu dienen haben und vom Gegengewichte (im Falle von
                                 Transport-Schwierigkeiten) auch wohl ganz abzusehen ist, so daß dadurch
                                 neue Mittel geschaffen werden, den durch schweres Schiffsgeschütz secundirten
                                 Landungstruppen mit erleichterten Geschützen entgegentreten resp. die Front
                                 ständiger Lager und Angriffsarbeiten etc. rasch damit armiren zu können.
                              
                           
                              „Im königl. Arsenal bin ich seit dem 13. August (1868) mit der Leitung des
                                 Baues einer Laffette beauftragt, welche dem gezogenen 7 Tonnen Geschützrohr
                                 angepaßt seyn soll, indem der betreffenden Regierungs-Entscheidung zu
                                 Folge meine Erfindung an der Anwendung meines Principes der Geschützbedienung
                                 auf diese Geschützart geprüft werden soll; ich habe dem entsprechend eine
                                 vollständige Laffette in reiflich erwogener Weise der neuen Einrichtung angepaßt
                                 darzustellen, wodurch meine Aufmerksamkeit auf das Aeußerste in Anspruch
                                 genommen wird, weil die bisher auf meine eigenen Kosten ausgeführten
                                 Versuchsreihen, welche seit 1857–1858 begonnen haben, sich nur auf
                                 Laffetten-Modelle für 32 pfündige 48 Centner-Geschützrohre
                                 bezogen, und ein weiter Raum zwischen dem 32 Pfünder und dem gezogenen M. L. 7 Tonne-Geschütze liegt. Ein neues
                                 Princip nach wenigen vorausgegangenen Versuchen sogleich der Controlle derartig
                                 ungeheurer Kräfte und Gewichte unterworfen zu sehen, dürfte in der Mechanik
                                 überhaupt noch nicht vorgekommen seyn, aber um so mehr wird der bevorstehende
                                 Versuch, wenn er gelingt, für den Werth des von mir vertretenen Principes
                                 sprechen.
                              
                           
                              „Bevor auf noch weitere und sehr wichtige Betrachtungen übergegangen wird,
                                 soll hier zunächst nochmals kurz des Reflexions-Visirs Erwähnung
                                 geschehen, welches als ein wichtiges, wenn auch für sich bestehendes Glied der
                                 Erfindung zu betrachten ist. Dasselbe besteht aus einem den Schildzapfen des
                                 Geschützrohres gegenüber gestellten Reflector und einem wieder diesen
                                 gegenübergestellten Bordervisir (fore sight),
                                 welches letztere von Null ab niederwärts bis zu den größten in Yards
                                 ausgedrückten Schußweiten abgetheilt und zur Derivations-Correctur des
                                 dem gezogenen Rohre zugehörigen Projectiles zugleich noch in den betreffenden
                                 Winkel gegen die
                                 Verticale gestellt ist. Die parallel zur Rohrachse laufende Linie erscheint auf
                                 diesem Instrumente einerseits durch den Nullpunkt des Vordervisirs, sowie
                                 andererseits durch den Schnittpunkt eines am Reflector angebrachten Drahtkreuzes
                                 festgelegt, und das Gesichtsfeld dieses Visirs endlich kann nach Belieben durch
                                 Bewegung des richtenden Auges erweitert werden. Das gewöhnliche Geschützrichten
                                 geschieht bekanntlich selbst bei guter Sehkraft nicht von allen Leuten mit
                                 derselben Leichtigkeit, was der Schwierigkeit des gleichzeitigen Accomodirens
                                 vom richtenden Auge nach verschieden entfernten Gegenständen zuzuschreiben ist.
                                 – Bei meinem Reflexionsvisir ist diese Thätigkeit aber nicht
                                 erforderlich, da sowohl dessen Vordervisir als auch dessen Drahtkreuz am
                                 Reflector so ziemlich gleich weit von dem das Geschütz richtenden Auge entfernt
                                 sind, während das Ziel Object immer mit beiden in einer und derselben Ebene
                                 liegt. Es läßt sich im letzteren Falle also auch noch eine Erleichterung des
                                 Richtens selbst voraussetzen, worüber jedoch erst praktische Erfahrungen
                                 entscheiden müssen.
                              
                           
                              „Die von der Laffette selbst dargebotenen Vortheile und das System auf
                                 welches sie basirt ist, erhalten ihren eigentlichen Werth aber erst durch die
                                 neu eingetretenen Umstände, welche sie aufsuchen und vorschlagen ließen, und es
                                 handelt sich zum Nachweise dieses Satzes nur noch darum zu zeigen, wie die in
                                 Rede stehenden Laffetten-Vorzüge des Bewahrtseyns der Bettung vor
                                 schädlichen Stößen und Erschütterungen in horizontaler Richtung, sowie des
                                 Geschütztseyns von Material und Mannschaft, endlich der
                                 Bedienungs-Erleichterung (welche darin liegt es bei Emporhebung des
                                 Geschützrohres nur mit der leicht zu bewältigenden Gewichts-Differenz von
                                 Rohr und Gegengewicht anstatt mit der ganzen Schwere des ersteren zu thun zu
                                 haben) sich nach den verschiedenen Richtungen des Dienstes hin zur Geltung
                                 bringen lassen.
                              
                           
                              Die hiernach zu discutirenden Hauptpunkte würden also seyn:
                              
                           
                              1) Schutz vor Verticalfeuer;
                              
                           
                              2) Schutz vor directem Feuer;
                              
                           
                              3) Größe des bestrichenen Raumes;
                              
                           
                              4) Ersparniß an Erbauung der Werke;
                              
                           
                              5) Ersparung an Menschenleben und
                              
                           
                              6) Größe der dem Feinde dargebotenen Zielfläche, sowie Stärke der
                                 Geschütz-Maske.“
                              
                           Aus der Besprechung aller dieser Punkte von Seite des Verf. der erwähnten Schrift
                              theilen wir im Folgenden das Wesentliche mit.
                           ad 1. Die Kleinheit der Horizontalausdehnung des wenig
                              markirten Zieles läßt von dem bekanntlich sehr unsicheren Verticalfeuer nicht viel fürchten, während
                              andererseits die durch Erbauung von Thürmen, Casematten etc. entstehenden sehr
                              bedeutenden Kosten bei diesem Systeme vermieden werden.
                           ad 2. Moncrieff's hinter
                              einer massiven Erddeckung aufgestellte Laffette läßt alle Vortheile des Feuerns über
                              Bank und des Schartenfeuers mit einander vereinigen und steht also vollkommen auf
                              der Höhe ihrer Zeit.
                           ad 3. Das Schußfeld, welches sich mit dem nach Moncrieff laffettirten und hinter dessen Erdmaske
                              aufgestellten Geschütze erlangen läßt, kommt an Größe selbst demjenigen gleich,
                              welches durch das Feuern aus beweglichen Kuppeln oder Thürmen zu erreichen ist.
                           ad 4. Die große Treffsicherheit des directen Feuerns von
                              gezogenem Geschütz hat das Ueberbankfeuern fast unmöglich und selbst das
                              Schartenfeuer in einer solchen Weise gefährlich gemacht, daß dadurch sehr
                              kostspielige Deckungsbauten nothwendig erschienen; Moncrieff's System führt viel einfacher und zugleich weit billiger zum
                              Ziele.
                           ad 5. Die in Moncrieff's
                              Batterie aufgestellten Leute erscheinen während des directen feindlichen Feuers
                              weder durch Geschosse, noch durch abgerissene Mauersplitter, Panzerplattenbolzen
                              etc. gefährdet.
                           ad 6. Die Moncrieff'sche Erdmaske wird schon an sich, wenn sie von durchsichtigen, dem
                              Farbentone des Terrains angepaßten Blendschirmen umgeben ist, ein schwer zu
                              entdeckendes Zielobject darbieten wobei das hinter ihr aufgestellte Geschütz nur
                              während seines Abfeuerns sichtbar zu seyn braucht und die Stärke der massiven
                              Erddeckung ganz nach Erforderniß angeordnet werden kann.
                           In einer dem Obigen vorausgeschickten Einleitung sagt der
                              Verfasser noch weiter:
                           Die Anordnung der Batterien muß stets mit Sperrungen und Torpedos in Verbindung
                              gebracht und ebenso detaschirten Batterien die Möglichkeit gegeben werden,
                              übereinstimmend zusammenwirken zu können.
                           Um die Ersparniß nachzuweisen, welche sich in solchen Fällen durch Anwendung der Moncrieff'schen Laffette erzielen läßt, möge ganz einfach
                              von einer Batterie ausgegangen werden, welche zur Bestreichung eines ihre ganze
                              Front umspülenden Fahrwassers dienen soll. Nach bisheriger Constructionsart wird
                              dieselbe, um 180° zu commandiren, bei Schartenöffnungen von der Theorie nach
                              70° (der Praxis nach aber nur 60°) Gesichtsfeld mindestens drei Facen
                              haben müssen; – bei Moncrieff's System kann aber
                              jedes Geschütz dieses ganze Gesichtsfeld von einer einzigen Face aus bis auf die in
                              deren Verlängerung liegenden beiden todten Punkte bestreichen. Es ist also jedes
                              Geschütz Moncrieff'scher Batterien als ein Aequivalent
                              von drei Casemattengeschützen zu betrachten, was bei dem Zusammenwirken ganzer
                              Reihen von Batterien natürlich zu sehr großen Ersparnissen an Geschütz und Mauerwerk
                              etc. sowie an Bedarf von Bedienungsmannschaft führen muß.
                           Sollte ausnahmsweise ein Erdglacis sich irgendwo gar nicht anlegen lassen, so kann
                              die neue Laffette auch hinter eine solide Eisenbrustwehr gestellt werden, welche in
                              diesem Falle noch leicht zur gleichzeitigen Deckung gegen den hoben Bogenschuß
                              benutzt werden kann, indem man sie zur Form einer Halb-Casematte sich bis
                              nahe an die Schildzapfen des in Feuerstellung befindlichen Geschützrohres hinten
                              überbiegen läßt, was die Feuerwirkung bei diesem. Geschützbedienungssystem gar nicht
                              beeinträchtigt.
                           Daß endlich im Nothfalle, wie z.B. zum Schütze gegen das Flintenfeuer von der
                              Takelage vorbeisegelnder Schiffe aus, auch die Verwendung von Blindagen vom
                              Gebrauche Moncrieff'scher Geschützgruben nicht
                              ausgeschlossen ist, sowie daß dieselben im Allgemeinen nicht nur leicht Gelegenheit
                              zum Anbringen von Pulvermagazinen und sonstigen bombensicher eingedeckten Räumen
                              darbieten, sondern nöthigenfalls auch ebenso wie andere Vertheidigungswerke mit
                              Gräben und anderen Hindernißmitteln ausgestattet werden können, ist
                              selbstverständlich.
                           Als Anhang ist der besprochenen, gewiß interessanten
                              Schrift eine mathematische Abhandlung: „Ueber die gekrümmte Zahnstange von
                                 Moncrieff's geschützter
                                 Geschützbank-Laffette,“ verfaßt von Rev. James White
                              M. A., beigefügt. In derselben wird das Krümmungsgesetz
                              der Zahnstange (z in der
                              Figur S. 135) besprochen, welche Moncrieff zur Kontrolle
                              des vom beweglichen Unterstützungspunkte (moveable
                                 fulcrum) b der Laffette beim Hoch- und
                              Niederbringen des Geschützrohres zu durchlaufenden Weges in feste Verbindung mit den
                              Elevatoren der Laffette gebracht hat, um solchergestalt bei deren Rücklauf auf ein
                              in der festen Bettungs-Seitenwand befestigtes Getriebe einwirken lassen zu können, vermittelst dessen dann auch die
                              Gangwerke der Frictions- und Einfallklinken-Räder geregelt würden.
                           Die Curve, nach welcher diese Zahnstange gekrümmt ist, läßt sich durch jeden festen
                              Punkt einer cylindrischen Scheibe mit rollender Fortbewegung derselben an einer
                              festen Wand hin, auf letzterer beschreiben und ist, wie das schon die nicht genau
                              kreisförmige Form der Elevatoren-Laufflächen erkennen ließ, ihrer
                              mathematischen Bezeichnung nach nicht, wie Capitän Moncrieff voraussetzte, als in der Technik schon mehrfach
                              zur Anwendung gekommene und namentlich als Zugprofil (m. s. polytechn. Journal Bd.
                                 CLXXIV S. 89) benutzte Cycloide, sondern als eine Convolute aufzufassen,
                              welche, da sie vom Capitän Moncrieff zum erstenmale
                              verwendet wurde, Prof. Sylvester die „Moncrieff'sche“ zu benennen
                              vorschlägt.
                           Stade, im December 1868.
                           Darapsky.