| Titel: | Rauchverzehrende Feuerung von Fritz Pasquay in Waßlenheim (Elsaß). | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XXVI., S. 142 | 
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                        XXVI.
                        Rauchverzehrende Feuerung von Fritz Pasquay in Waßlenheim (Elsaß).
                        Aus Armengaud's
                              Génie industriel, October 1868, S. 197.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Pasquay's rauchverzehrende Feuerung.
                        
                     
                        
                           Der Erfinder dieses in Frankreich patentirten rauchverzehrenden Apparates ließ sich
                              bei der Construction desselben von den schätzbaren Versuchen leiten, welche von der
                              Mülhauser Industrie-Gesellschaft über die Feuerungen der Dampfkessel
                              abgeführt wurden und zu allgemein als gültig anerkannten Regeln führten. Unter
                              diesen Regeln erwähnt er namentlich:
                           Das Aufgeben des Brennmaterials muß oft wiederholt und es
                                 dürfen jedesmal nur kleine Quantitäten von Brennstoff auf einmal aufgegeben
                                 werden.
                           Dieses Aufgeben muß so rasch geschehen, daß durch die
                                 Feuerthür in den Herd kalte Luft nicht eindringen kann.
                           So ersehen wir aus dem im Bulletin der genannten
                              Gesellschaft vom Ausschuß derselben für Mechanik hinsichtlich des Preisbewerbes der
                              Heizer vom Jahre 1863 erstatteten Bericht, daß die tüchtigsten Heizer
                              außerordentlich kleine Brennmaterialmengen auf einmal aufgaben. Der Heizer Saxe, welcher sich am meisten auszeichnete, gab
                              durchschnittlich in Zwischenräumen von zwei Minuten jedesmal 3,5 Kilogr. Kohlen auf;
                              der zweitbeste Heizer fing mit 4 Kilogr. per Charge an.
                              Sax gestand selbst zu, daß seine Kräfte nicht
                              ausreichend seyn werden, wenn er diese Versuche noch einige Tage fortsetzen
                              solle.
                           Der Preisbewerb von 1864 gab zu einem neuen Berichte Anlaß; es heißt in
                              demselben:
                           
                              „Die Wichtigkeit häufig wiederholter, geeignet eingetheilter
                                 Brennstoffchargen ist eine Thatsache, welche sich bei jedem neuen Preisbewerbe immer
                                 auffallender herausstellt. Man darf in Bezug auf diesen Gegenstand wohl die
                                 Frage stellen, ob es nicht an der Zeit seyn würde, den mechanischen
                                 Vorrichtungen zum Aufgeben eine erneute Aufmerksamkeit zu widmen. Manche Heizer,
                                 namentlich der ausgezeichnetste, sahen wohl ein, daß sie ihre Anstrengungen
                                 wenigstens theilweise nach dieser Seite hin zu richten haben. Der Heizer A. gab
                                 sechs Tage lang Chargen von 4 Kilogr. auf (der Vorarbeiter drückte dieselben
                                 sogar bis zu 2,8 Kilogr. hinab); in einer Zeitdauer von fünf Secunden und in
                                 Zwischenräumen von je 2 bis 3 Minuten gab er drei Schaufeln voll von jedesmal
                                 ungefähr 1,3 Kilogr. auf, und öffnete und schloß die Heizthür, zu welcher Arbeit
                                 Andere für dieselbe Gewichtsmenge Steinkohlen 15 bis 18 Secunden gebrauchten...
                                 Nach Verlauf seiner Probezeit hatte A. stark angeschwollene Arme.
                              
                           Aus dem Vorhergehenden folgt, daß man zur Erzielung möglichst günstiger Resultate vom
                              Heizer übermenschliche Leistungen verlangen muß, und selbst schon bei niedriger
                              gestellten Anforderungen ist es höchst schwierig, außerhalb der großen Mittelpunkte
                              der Industrie gute Heizer zu finden. Und doch ist der Nutzeffect der Dampfkessel zum
                              großen Theile von dem Verfahren bei der Abwartung des Feuers abhängig und zwar in
                              solchem Grade, daß sich bei der Preisbewerbung von 1861 in Mülhausen selbst in den
                              Leistungen von acht mit einander concurrirenden Heizern eine Differenz von 12,6
                              Procent herausstellte.
                           Andererseits sind die bisher vorgeschlagenen mechanischen Aufgeber sämmtlich mehr
                              oder weniger mit dem Fehler behaftet, daß sie zu theuer und in Folge der hohen
                              Temperatur des Mediums, in welchem sie angewendet werden, einem raschen Verderben
                              unterworfen sind.
                           Der von Pasquay erfundene Rost, dessen Profil einer
                              Kettenlinie entspricht, realisirt die zu erreichenden Vortheile, wenn er von einem
                              geübten und äußerst fleißigen Heizer bedient wird, in gewissem Grade und zwar ohne
                              daß ein anderer Mechanismus zu Hülfe genommen zu werden braucht, nur in Folge der
                              eigenthümlichen Form seines Profiles.
                           Auf diesem Roste breiten sich auch die kleinsten Brennmaterialchargen zu regelmäßigen
                              und gleichförmigen Schichten aus und erhalten sich in dieser Form; nach dem ersten
                              Aufgeben gestattet er ein beinahe continuirliches Chargiren, ohne daß die Herdthür
                              zum Beschicken oder zum Zwecke des Reinigens offen gehalten zu werden braucht. Der
                              Preis dieses Rostes ist verhältnißmäßig gering; denn da er keinen Druck auf die
                              Vorderwand ausübt, so können die eisernen Armaturen des Ofens auf ein Minimum beschränkt und
                              in ganz einfacher Weise ausgeführt werden.
                           Die Anordnung des Pasquay'schen Apparates und seine
                              Functionirung ergibt sich aus Fig. 11 und 12, Tab.
                              IV.
                           Bei dem hier gewählten Beispiele ist ein starker Brennstoffverbrauch vorausgesetzt,
                              in welchem Falle es von Vortheil seyn kann, zwei neben einander liegende Roste
                              anzuwenden, welche durch eine aus feuerfesten Steinen bis zur Höhe der Feuerbrücke
                              aufgemauerte Wand getrennt sind.
                           Die Roststäbe stellen, wie schon bemerkt, das Profil einer Kettenlinie dar, bei
                              welcher das Verhältniß der Achsen X und x dem Gleitungs-Coefficienten der Steinkohle auf
                              Gußeisen entspricht. Oben hängen diese Stäbe an einer gußeisernen winkelförmigen
                              Querschiene D; an ihrem unteren Ende ruhen sie auf einem
                              Träger S, welcher für jeden Stab mit einer Kehlung oder
                              einem Einschnitte versehen ist. Die gußeisernen Wangen J
                              bilden mit der Klappe c; und den Köpfen der Roststäbe
                              einen Rumpf zur Aufnahme der frischen Brennstoffchargen. Die Klappe wird in der
                              angegebenen Stellung mittelst einer gegliederten Stange erhalten, welche an den die
                              beiden Wangen verbindenden Riegel a befestigt ist. Man
                              braucht diese Stange nur abzuhaken, damit die um ihren oberen Rand sich drehende
                              Klappe das aufgeschüttete Brennmaterial auf den oberen Theil des Rostes hinabfallen
                              läßt.
                           In Folge der Verbrennung der Steinkohle sinkt die auf dem Roste ausgebreitete Schicht
                              derselben in der Richtung von oben nach unten hin zusammen, ohne daß Hohlräume
                              entstehen können und allmählich gelangt ihre obere Grenze bis zu der Stelle hinab wo
                              die Rostspalten beginnen. Alsdann gibt man eine neue Kohlencharge auf und fährt in
                              solcher, Weise fort.
                           Die besondere Form der Roststäbe veranlaßt ein langsames und regelmäßiges
                              Niedergleiten des Brennstoffes, ohne stoßweises Nachrücken oder Nachstürzen. Auf
                              diese Weise gelangen Schieferstücke und andere der Kohle beigemengte nicht brennbare
                              Körper mit den Schlacken bis auf den Boden des Herdes und häufen sich in dem
                              zwischen der Sohle des Aschenfalles und dem Ende der Roststäbe ausgesparten Raume
                              an.
                           Mittelst eines Krähls stößt man von Zeit zu Zeit den im Aschenfalle entstandenen
                              Schlackenhaufen zusammen, so daß sich dessen oberes Niveau zwischen den Punkten h und h¹ erhält.
                           Alle diese Manipulationen verursachen weder dem mit der Abwartung des Feuers
                              betrauten Arbeiter Schwierigkeiten, noch erfordern sie besondere Anstrengungen von
                              seiner Seite.
                           Das continuirliche Aufgeben des Brennstoffes ermöglicht die Anwendung von Kleinkohlen, ohne daß eine
                              belästigende Rauchbildung eintritt, wenn man in diesem Falle den Verbrand per Stunde und per
                              Quadrat-Decimeter zwischen 0,400 und 0,600 Kilogr. erhält; von Stückkohle,
                              welche zu Stücken von 2 bis 4 Centimeter Seite zerschlagen worden, kann man unter
                              diesen Verhältnissen 0,600 bis 0,800 Kilogr. aufgeben.
                           
                        
                     
                  
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