| Titel: | Ueber die von der Mansfeld'schen Ober-Berg- und Hütten-Direction prämiirten Kupferbestimmungsmethoden. | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XXVIII., S. 147 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber die von der Mansfeld'schen Ober-Berg- und Hütten-Direction prämiirten
                           Kupferbestimmungsmethoden.
                        Ueber die von der Mansfeld'schen Gewerkschaft prämiirten
                           Kupferbestimmungsmethoden.
                        
                     
                        
                           
                              Einige erläuternde Worte zu der
                                 Abhandlung im polytechnischen Journal Bd. CXC S. 220 und 295 (erstes und zweites
                                 Novemberheft 1868): „Vergleichende Prüfung einiger älteren
                                    Kupferbestimmungsmethoden, nebst Angabe einer neuen maaßanalytischen
                                    Bestimmungsmethode; von Dr. H.
                                    Schwarz.“
                                 
                              
                           Wenn gleich Hr. Dr. Schwarz
                              aus der binnen Kurzem in der Fresenius'schen Zeitschrift
                              für analytische Chemie und in der berg- und hüttenmännischen Zeitung, sowie
                              später wahrscheinlich auch in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten-
                              und Salinenwesen (in Preußen) erscheinenden Abhandlung über die von der
                              Mansfeld'schen Ober-Berg- und Hütten-Direction prämiirten
                              Kupferbestimmungsmethoden im Allgemeinen die Gründe
                              entwickelt finden wird, warum auf seine neue Methode nicht reflectirt worden ist, so
                              erfordert doch der Schlußpassus seiner Abhandlung noch eine besondere Abfertigung,
                              um auch speciell nachzuweisen, daß diese von sehr
                              unpraktischen Vorschlägen begleitete Methode, auf deren Neuheit der Verfasser
                              offenbar ein völlig unbegründetes Gewicht legt, unmöglich berücksichtigt werden
                              konnte.
                           Zuvörderst ist die Behauptung unrichtig, daß diese bisher noch nicht bekannte Methode
                              der Prüfung angeblich nicht unterzogen worden sey, weil xanthogensaures Kali nicht
                              von den Fabriken bezogen werden konnte. Hätte es in der Absicht gelegen mit
                              xanthogensaurem Kali zu arbeiten, so kann sich Hr. Dr.
                              Schwarz versichert halten, daß die genannte
                              Verbindung auch ohne seine, größeren Werken entlehnte Vorschrift zur Darstellung jenes Präparates von
                              den im hiesigen Laboratorium thätigen und wissenschaftlich ausgebildeten Personen
                              bereitet worden wäre.
                           Specielle Gründe für Nichtprüfung des Schwarz'schen
                              Verfahrens sind folgende:
                           a) Nach Bd. CXC S. 301 (zweites Novemberheft 1868) ist
                              derjenige Weg, den Hr. Dr. Schwarz für die Praxis am meisten empfehlen möchte, folgender: Bei
                              armen Erzen werden 10 Grm., bei mittleren Erzen etwa 2–3 Grm., bei reichen
                              Erzen 1 Grm. abgewogen! Leider hat Hr. Dr. Schwarz das Mittel anzugeben vergessen, mit Hülfe dessen es
                                 möglich wird, einem schwarzen Schieferpulver a
                                    priori anzusehen, zu welcher Classe dasselbe zu zählen seyn
                                 möchte.
                           Schon diese erste und eine Forderung kennzeichnet die Nichtanwendbarkeit seines
                              Verfahrens für die Praxis.
                           b) Da xanthogensaures Kali neben Kupfer auch Blei,
                              Eisen, Nickel und Kobalt fällt, so muß das Kupfer von diesen Metallen zunächst
                              abgeschieden werden. Hr. Dr. Schwarz wählte zu diesem Behufe die allen Chemikern längst als
                              unvollkommenste Art bekannte Abscheidung mit Ammoniak, deren Unvollkommenheiten
                              „sich indessen – wie er angibt – in keinem Falle so groß
                                 gezeigt, daß die Grenzen, welche die Preisaufgabe gezogen, dadurch überschritten
                                 worden wären.“
                              
                           Hier hat man jedoch andere Erfahrungen gemacht und auch anderwärts bei Prüfung
                              ähnlicher Vorschläge constatirt, daß für die generelle Natur der Mansfelder
                              Schiefern dieser Abscheidungsmodus durchaus unanwendbar ist. Auf analytischem Wege
                              wurde der Kupfergehalt dreier Schiefersorten genau bestimmt zu:
                           
                              
                                 
                                 0,373 Proc.
                                 3,670 Proc
                                 12,330 Proc.
                                 
                              
                                 α) Die erste
                                    Uebersättigung der Schiefersolution    mit
                                    Ammoniak entzog dem Eisenoxyd etc.
                                 0,321   „
                                 3,474   „
                                 11,624   „
                                 
                              
                                 β) Der gut ausgewaschene
                                    Niederschlag    von α in Salzsäure gelöst und
                                    mit    Ammoniak gefällt, gab Lösung
                                    worin
                                 0,030   „
                                 0,184   „
                                   0,664   „
                                 
                              
                                 γ) Der Niederschlag von
                                    β wieder
                                    in    Salzsäure gelöst und mit
                                    Ammoniak    gefällt, gab Lösung worin
                                    noch
                                 0,018   „
                                 0,019   „
                                   0,053   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa:
                                 0,369 Proc.
                                 3,677 Proc.
                                 12,341 Proc.
                                 
                              
                           Der Rückhalt des Niederschlages an Kupfer übersteigt also bei einmaliger Fällung
                              schon die Grenzen, welche die Preisaufgabe stellt, so daß zweimalige Fällung
                              unerläßlich wird. Diese lästige Arbeit sucht Hr. Dr. Schwarz S. 302 a. a. O. durch Einführung einer
                              unzuverlässigen „Correction“ zu umgehen!
                           Was nutzt aber ein scharfer Bestimmungsmodus, wenn eine Methode von solchen Prämissen
                              ausgeht, als höchstens anmaßende und unbegründete Behauptungen in die Welt zu
                              schicken, wie eine solche der Schlußsatz der Abhandlung des Hrn. Dr. Schwarz ausdrückt: „daß man mit dieser neuen Methode eine Genauigkeit erreicht, welche auf den bisherigen Wegen nicht erreicht werden
                                    konnte.“
                              
                           c) Der an und für sich mit den Rücktitrirungen
                              umständliche maaßanalytische Fällungsmodus des Kupfers mit xanthogensaurem Kali wird
                              durch vorgängige annähernde Bestimmung des Kupfers mit Cyankalium aus der
                              ammoniakalischen Schiefersolution für die praktische Ausführung noch werthloser.
                              Dieser Leitstern versagt außerdem für die generelle Natur des Schiefers seinen
                              Dienst, da alles Zink, welches bis zu 12 Proc. in den
                              Schiefern auftritt, in jener ammoniakalischen Losung zugegen ist, und da bei solchen
                              Umständen bekanntlich die Methode mit Cyankalium ganz unbrauchbare Resultate
                              gibt.
                           Uebrigens ist auch das Klarschütteln keine angenehme, wohl aber sehr zeitraubende
                              Arbeit.
                           Was Hr. Dr. Schwarz über die
                              Verbesserungen der Luckow'schen Probe sagt, kann als
                              genügend nicht betrachtet werden und ist deßhalb einfach auf das Referat zu
                              verweisen.
                           Wenn schließlich Hr. Dr. Schwarz es so „auffallend“ findet, daß ein Beamter
                              der Gewerkschaft den Preis erhielt, noch dazu für eine Methode, welche bloß eine
                              Kombination älterer Verfahrungsweisen ist, so diene ihm zur Antwort, daß das
                              Concurrenzausschreiben vom 6. Mai 1867 die Betheiligung gewerkschaftlicher Beamten
                              nicht ausschließt, jeder Bewerber sich somit deren Concurrenz gefallen lassen mußte,
                              ferner absolut neue Verfahrungsweisen gar nicht, sondern nur praktisch brauchbare
                              verlangt wurden und die Reaction xanthogensaurer Salze auf Kupferoxydlösungen auch
                              keine Entdeckung des Hrn. Dr. Schwarz, sondern eine schon lange bekannte von Zeise ist, die ebenfalls bloß erst für die Technik Anwendung finden
                              sollte. Es wäre auch höchst unpraktisch gewesen, wenn man nach den Intentionen des
                              Hrn. Dr. Schwarz von der
                              Betheiligung an der Concurrenz gerade diejenigen Personen hätte ausschließen wollen,
                              welche auf Grund ihrer vielfachen Erfahrungen ganz besonders qualificirt erscheinen
                              mußten, diesen Gegenstand zu verfolgen.
                           Wenn endlich jenes Verfahren der Gewerkschaft zuletzt als
                              „unerhört“ bezeichnet wird, so dürfte nach objectiver
                              Beurtheilung aller in Betracht kommenden Verhältnisse in der That vielmehr die Logik
                              „unerhört“ erscheinen, welche zu solchem Schlusse führt. Wo
                              es so wie hier auf der Hand lag, wo die vielfachen Erfahrungen im Eisleber Laboratorium eine klare Einsicht gestatteten, wo
                              die Literatur bereits entschieden hatte, daß die betreffenden Vorschläge zu einem
                              günstigen Resultate nicht führen konnten, da mußte die Prüfung zur Vermeidung von
                              nutzloser Arbeit unterbleiben. Sie kann indessen jederzeit nachträglich vorgenommen werden, wenn Jemand
                              sich finden sollte, der den Wettkampf wagt und die Kosten riskirt.
                           Die Mansfeld'sche Gewerkschaft hat sogar im vorliegenden Falle mehr gethan, als nach
                              der Bekanntmachung des Preisausschreibens gefordert werden konnte, indem noch eine
                              zweite Methode honorirt wurde. Sie hat damit offenbar nicht bloß in ihrem Interesse
                              gehandelt, sondern auch der Technik im Allgemeinen ein Opfer gebracht.
                           Ueber den Werth beider prämiirten Kupferbestimmungsmethoden, wenn sie, wie unter
                              allen Umständen nöthig, mit Beobachtung der angegebenen Vorsichtsmaßregeln
                              ausgeführt werden, kann es auch für qualificirte dritte Personen nicht schwierig
                              seyn, bald in's Klare zu kommen. Durch die Preisaufgabe ist für Mansfelder Schiefern
                              der beabsichtigte Zweck vollkommen erreicht worden.
                           Inzwischen wird wohl auch noch manches andere Kupfer-Berg- und
                              Hüttenwerk das Bedürfniß fühlen, schnell und mit genügender Sicherheit den
                              Kupfergehalt von Erzen und Producten bestimmen zu können.
                           Es läßt sich deßhalb annehmen, daß die von verschiedenen Seiten gemachten Vorschläge
                              noch weiter geprüft und durch zweckmäßige Abänderungen die empfohlenen Methoden auch
                              für andere Erze etc. brauchbar gemacht werden.
                           Eisleben, 30. December 1868.