| Titel: | Ueber die Zusammensetzung und Verhüttung einiger norwegischen titanhaltigen Eisenerze; von David Forbes. | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XLVII., S. 220 | 
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                        XLVII.
                        Ueber die Zusammensetzung und Verhüttung einiger
                           norwegischen titanhaltigen Eisenerze; von David Forbes.
                        Aus der Chemical News,
                              vol. XVIII p. 275; December 1868.
                        Forbes, über die Zusammensetzung und Verhüttung norwegischen
                           titanhaltigen Eisenerze.
                        
                     
                        
                           In der neueren Zeit wurde dem Zugutebringen der in Neuseeland, Canada, Scandinavien
                              und anderen Ländern reichlich vorkommenden titanhaltigen
                                 Eisenerze große Aufmerksamkeit gewidmet, indem man vielseitig von der
                              Voraussetzung ausging, daß diese Erze bei ihrer Verhüttung ein mit Titan legirtes
                              Stabeisen oder einen Titanstahl von ausgezeichneter Güte geben.
                           In den zahlreichen, von englischen Zeitschriften mitgetheilten Artikeln und
                              Besprechungen über diesen Gegenstand wurde die Sache als etwas ganz Neues behandelt;
                              auch wurden von verschiedenen Seiten Patente in der Meinung genommen, daß derartige
                              Erze früher noch nie verhüttet worden seyen und daß die Behandlung derselben, sowie
                              die Beschaffenheit ihrer Producte, der metallurgischen Welt bisher noch ganz fremd
                              geblieben seyen.
                           Dieß ist jedoch keineswegs der Fall, denn die titanhaltigen Magneteisensteine
                              Schwedens, Norwegens und Finnlands wurden bekanntlich schon in sehr alten Zeiten
                              bergmännisch gewonnen und in den Holzkohlenhohöfen jener Länder in großartigem
                              Maaßstabe verschmolzen.
                           Meine eigene Erfahrung im Verhütten titanhaltiger Eisensteine datirt vom Jahre 1847,
                              wo ich im südlichen Norwegen als consultirender Chemiker mehrerer kleinen mit
                              Holzkohlen betriebenen Eisenhüttenwerke thätig war. Aus meinen damals gemachten
                              Beobachtungen und ausgeführten Analysen habe ich die nachstehenden Bemerkungen
                              ausgezogen.Ein kurzer Artikel „über die Zusammensetzung und Verhüttung einiger
                                       norwegischen Eisenerze“ erschien von mir in Nr. 416 der Chemical News vom 22. November 1867.
                              
                           Titanhaltiger Eisenstein von der Cristina-Grube auf
                                 Krageröe. – Dieses Erz kommt auf einem Gange vor oder bildet
                              vielmehr eine metallführende Zone, welche in den metamorphischen Schiefern der,
                              Dybsunds Holmene genannten kleinen Inseln oder vielmehr Klippen des
                              Krageröe-Fjords in Südnorwegen aufsetzt. Der Eisenstein steht in dieser Zone
                              in einer Mächtigkeit von ungefähr 6 Fuß an, kommt indessen größtentheils in
                              linsenförmigen Massen vor, welche ein allgemeines Streichen von N. N. W. – S.
                              S. O. haben und unter 80° nach W. einfallen. Die Lagerstätte wird von einem jüngeren
                              Granitgange durchsetzt, welcher jedoch bedeutende Verwerfungen oder sonstige
                              Störungen nicht hervorgebracht hat. Das Erz selbst ist titanhaltiger
                              Magneteisenstein, wird (obgleich nicht sehr stark) vom Magnete angezogen und enthält
                              Partien von farblosem Quarz und schwärzlich-grüner Hornblende, zuweilen auch
                              Flitterchen von Magnetkies eingesprengt. Dieser Magneteisenstein besitzt schwarze
                              Farbe und starken Glanz, welche sich selbst nach längerem Liegen in feuchter Luft
                              nicht verändern.
                           Bei der Analyse dieses Erzes verfuhr ich in nachstehender Weise. Eine abgewogene
                              Menge desselben wurde in einem Goldtiegel mit der achtfachen Gewichtsmenge von
                              zweifach-schwefelsaurem Natron zusammengeschmolzen, bis alles Lösliche
                              aufgeschlossen war. Die geschmolzene Masse wurde mit kaltem Wasser behandelt, bis
                              nur noch geringe Mengen von weißer Kieselsäure zurückblieben; diese wurde
                              abfiltrirt, ausgewaschen, getrocknet und gewogen. Die mit Wasser stark verdünnte
                              Lösung wurde mit einigen Tropfen Salpetersäure versetzt, um zu verhüten daß bei der
                              Fällung der Titansäure sich auch Eisenoxyd mit niederschlägt, und dann wurde das
                              Ganze ziemlich lange im Sieden erhalten. Die dadurch ausgeschiedene Titansäure wurde
                              nach dem Abfiltriren, Auswaschen und Trocknen zum Glühen erhitzt, wobei sie eine
                              hellgelbe Farbe annahm; dann wurde sie gewogen. Die in dem Filtrate noch vorhandenen
                              Bestandtheile (Thonerde, Eisenoxyd, Kalkerde und Magnesia) wurden in der üblichen
                              Weise getrennt; das Eisen wurde auf maaßanalytischem Wege (mittelst
                              zweifach-chromsauren Kalis) mit einer besonderen Portion des Erzes bestimmt,
                              welche mit Salpetersalzsäure aufgeschlossen wurde und die auch zur Bestimmung des
                              vorhandenen Schwefels diente. Die Gegenwart von Phosphor konnte weder nach Abel's Verfahren, noch durch Spiller's Methode, noch durch molybdänsaures Ammoniak nachgewiesen
                              werden.
                           Die Analyse ergab nachstehende Resultate:
                           
                              
                                 Eisen
                                 42,04 
                                 
                              
                                 Sauerstoff (aus dem Verluste
                                    bestimmt)    
                                 16,03 
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 0,14 
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 2,61 
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                 2,11 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 1,88 
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 19,90 
                                 
                              
                                 Titansäure
                                 15,10 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,19 
                                 
                              
                                 Phosphor 
                                 –   
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           
                           Den Erfahrungen der scandinavischen Eisenhüttenleute zufolge läßt sich gegen die
                              Verwendung dieser titanhaltigen Magneteisenerze nur die Einwendung machen, daß
                              dieselben sich im Hohofen um so strengflüssiger zeigen, je reicher an Titansäure sie
                              sind; bei sehr hohem Titangehalte erfordern sie so starke Kohlengichten, daß ihre
                              Verhüttung in einem Lande, wo titanfreie Erze guter Qualität billig zu haben sind,
                              nicht vortheilhaft seyn kann.
                           Nach langen Erfahrungen im Verhütten der genannten Erze, welche ein sehr gutes Eisen
                              gaben, kam man zu der Erkenntnis daß das Verschmelzen derselben für sich allein, aus
                              dem oben angegebenen Grunde unvortheilhaft sey; dagegen erwies sich eine aus
                              gleichen Theilen dieses Magneteisensteines und der anderen in demselben Districte
                              vorkommenden titanfreien Erze gemachte Gattirung als sehr lohnend. Zur Herstellung
                              einer leichtflüssigeren Beschickung ließ mein Vorgänger unter der Voraussetzung, daß
                              sich im Hohofen eine flüchtige Verbindung von Titan und Silicium bilden würde,
                              gradweise verstärkte Chargen von klar gepochtem Quarz aufgeben, bis er zuletzt ein
                              so siliciumreiches Roheisen erhielt, daß dasselbe beim Abstechen wie Suppe aus dem
                              Ofen herausfloß.
                           Ich schlug dagegen als Fluß Kalk zu, um die Titansäure als titansaure Kalkerde in die
                              Schlacken zu treiben, gelangte indessen auch nicht zu einem befriedigenden
                              Resultate; später, nachdem ich mehrere Silicotitanate, welche sich viel
                              leichtflüssiger erwiesen als reine Titansäuresalze, näher untersucht hatte, wendete
                              ich als Zuschlag ein Gemenge von gepochtem Quarz und Kalkstein an, welches zu sehr
                              guten Resultaten führte; wenn die Erze nicht über 8 Proc. Titan enthielten oder
                              durch Zusatz von titanfreien Eisensteinen auf diesen Procentsatz herabgedrückt
                              wurden, ließ sich die Beschickung ohne alle Schwierigkeit verschmelzen und gab ein
                              sehr gutes Ausbringen. Das hierbei erzeugte Roheisen wurde analysirt; es enthielt
                              keinen Phosphor, nur Spuren von Schwefel; es gab 0,05 Proc. Titansäure, einem
                              Titangehalt von 0,03 Proc. entsprechend, bezüglich dessen ich jedoch der Ansicht
                              bin, daß er dem Eisen mechanisch beigemengt, nicht chemisch mit demselben verbunden
                              ist.
                           Das erhaltene Roheisen zeigt auf dem Bruche ein eigenthümliches Ansehen, welches sich
                              nicht leicht beschreiben läßt, von den Hohofenarbeitern aber leicht unterschieden
                              wird, so daß sie das aus diesen Erzen erblasene Roheisen selbst nach dem Umschmelzen
                              im Kupolofen augenblicklich zu erkennen im Stande sind.
                           Die bei dem Verschmelzen dieser Erze (sowie titanhaltiger Eisensteine im Allgemeinen)
                              fallenden Schlacken lassen sich selbst dann, wenn jede Gicht nur 10 Proc. von
                              solchen Erzen enthielt, sofort erkennen, sowohl an ihrem Verhalten im flüssigen Zustande, als nach
                              dem Erkalten an ihrem äußeren Ansehen und an der Beschaffenheit ihres Bruches. Wenn
                              diese Schlacken abgestochen werden, so steigen aus ihnen etwa faustgroße Blasen zur
                              Höhe von sechs bis zwölf Zoll auf; dieselben bleiben mit einem eigenthümlichen
                              Ansehen mehrere Minuten stehen, fallen dann plötzlich zusammen und sinken in den
                              noch flüssigen Schlackenstrom zurück, indem sie nur eine seichte Vertiefung an der
                              Stelle, an welcher sie aufgestiegen waren, zurücklassen.
                           Nach dem Erkalten hat die Schlacke gewöhnlich eine etwa 1/8 bis 1/4 Zoll dicke,
                              glasartige, grünlich oder grünlichbraun gefärbte Rinde; die unter derselben liegende
                              Masse besteht aus einem nicht selten sehr porösen Aggregate von braun oder
                              bräunlichgelb gefärbten Krystallnadeln.
                           Sehr häufig sind diese titanhaltigen Schlacken blau gefärbt, namentlich die dichteren
                              Varietäten; sie zeigen vorzugsweise an der Grenze zwischen dem inneren
                              krystallinischen Kerne und der äußeren glasigen Rinde eine schön blaue Farbe, welche
                              wahrscheinlich von der Reduction der Titansäure zu einer niedrigeren Oxydationsstufe
                              herrührt.
                           Der zum Verschmelzen dieser Erze benutzte Hohofen hatte nachstehende Dimensionen:
                           
                              
                                 Höhe des Schachtes vom Bodenstein bis zur Gicht
                                    32 Fuß
                                 
                              
                                 Höhe vom Bodenstein bis zu den Formen
                                 1 1/2  „
                                 
                              
                                 Höhe vom Bodenstein bis zu der Rast
                                     6   „
                                 
                              
                                 Höhe von der Rast bis zum Kohlensacke
                                     2   „
                                 
                              
                                 Durchmesser des Gestelles
                                     2   „
                                 
                              
                                 Weite der Rast
                                     4   „
                                 
                              
                                 Weite des Kohlensackes
                                     7   „
                                 
                              
                                 Weite der Gicht
                                     5   „
                                 
                              
                           Der Gebläsewind wurde durch die Gichtgase bis auf 260° C. erhitzt. Das Erz
                              wurde in besonderen, auf der Gicht stehenden und durch die Gichtgase geheizten
                              Röstöfen abgeröstet und darauf zwischen Walzen zu wallnußgroßen Stücken zerquetscht.
                              Die benutzte Holzkohle war ein Gemenge von Fichten- und Tannenkohlen; zur
                              Erzeugung einer Tonne Roheisen waren davon 40 Kubikfuß engl. (ungefähr 3744 Pfd.
                              engl.) erforderlich. Die wöchentliche Roheisenproduction dieser kleinen Oefen
                              erreichte durchschnittlich das Quantum von 16 Tonnen. Die Erze gestatteten ein
                              durchschnittliches Ausbringen von 33 Proc.
                           Titanhaltiger Magneteisenstein von der Gullaxrud-Grube
                                 bei Eger. – Das Vorkommen dieses Eisensteines ist dem des vorigen
                              ganz gleich, wie denn die meisten der von mir untersuchten Lagerstätten von
                              titanhaltigen Eisenerzen in Scandinavien große Aehnlichkeit mit einander haben,
                              indem sie nur selten auf wirklichen Gängen, zumeist in Lenticularmassen auftreten,
                              welche in den metamorphischen (größtentheils Hornblende-) Schiefern in der
                              Richtung der Schieferung aneinander gereiht vorkommen.
                           In der Gullaxrud-Grube streicht die lange Achse dieser Lenticularmassen in
                              ungefähr westöstlicher Richtung und die Lagerstätte fällt unter 80° nach N.
                              ein. An dem Punkte wo die wichtigsten Abbaue umgehen, steht der reine Eisenstein in
                              einer Mächtigkeit von 18 Fuß an.
                           Das Erz ist titanhaltiger Magneteisenstein von tief schwarzer Farbe und starkem
                              Glanze; gleich dem Magneteisenstein von Krageröe verliert er dieses Ansehen in Folge
                              der Einwirkung der Atmosphärilien auch bei längerem Lagern nicht. Er enthält etwas
                              Hornblende und Quarz innig beigemengt, nebst eingesprengten Partien von Magnetkies
                              und wird vom Magnet schwach angezogen.
                           Bei der Analyse dieses Eisensteines schlug ich denselben Weg ein, wie bei der
                              Untersuchung des Magnetits von Krageröe, jedoch mit der Abweichung, daß der
                              vorhandene Phosphor durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron abgeschieden und dann
                              als pyrophosphorsaure Magnesia bestimmt wurde. Aus den Resultaten der Analyse ergab
                              sich die nachstehende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Eisen
                                 38,89
                                 
                              
                                 Sauerstoff (aus dem Verluste
                                    bestimmt)    
                                 14,84
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 0,48
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 1,70
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                 3,55
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 3,98
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 28,10
                                 
                              
                                 Titansäure
                                 7,10
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,59
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,77
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Der Gehalt dieses Erzes an Schwefel und Phosphor ist so bedeutend, daß es zur
                              Erzeugung von Holzkohlenstabeisen nicht verwendet werden kann; aus dem erblasenen
                              Roheisen versuchsweise dargestelltes Stabeisen war in sehr hohem Grade rothbrüchig.
                              Dagegen ist das Erz wegen seines sehr massenhaften Vorkommens, somit wegen seiner
                              Billigkeit und in Folge der Lage der Lagerstätte ganz in der Nähe der Hütte, von
                              Wichtigkeit für die Erzeugung von Gießereiroheisen. Ich untersuchte eine Probe von
                              diesem Roheisen und fand in demselben außer Schwefel und Phosphor auch 0,26 Proc.
                              Titansäure, entsprechend 0,16 Proc. metallischem Titan, welches aller
                              Wahrscheinlichkeit nach dem Eisen nur mechanisch beigemengt, nicht chemisch mit ihm
                              verbunden ist.
                           
                           Für sich allein verschmolzen, zeigte sich das Erz zu strengflüssig und gab keine
                              flüssige Schlacke; diese Schwierigkeit wurde aber gehoben, indem man dasselbe (wie
                              den titanhaltigen Magneteisenstein von Krageröe) mit titanfreien Eisensteinen
                              gattirte.