| Titel: | Die Schraubenpresse von Samain, Mechaniker in Blois. | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LVI., S. 267 | 
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                        LVI.
                        Die Schraubenpresse von Samain, Mechaniker in Blois.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement, October 1868, S. 581.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Samain's Schraubenpresse.
                        
                     
                        
                           Bei der neuen Presse von Samain hat die Spindel eine
                              Construction und Wirkungsart, welche von den bis jetzt ausgeführten Pressen in jeder
                              Beziehung abweicht. Aus der unten folgenden Beschreibung ist ersichtlich, daß sich
                              die Schraube bei dem Ablassen der Preßplatte dreht, daß sie jedoch bei der
                              pressenden Wirksamkeit der Maschine mit der Preßplatte so verbunden seyn muß, daß
                              sie sich nicht drehen kann. Diese abwechselnde Beweglichkeit oder Festigkeit der
                              Spindel gegen die Preßplatte hat Samain dadurch erreicht,
                              daß er die Spindel an ihrem oberen Ende, dicht unter der Preßplatte, mit einer
                              Bremsscheibe versieht und deren Bremsbügel bald anzieht, bald losläßt. Mit dieser
                              Einrichtung ist noch der Vortheil verbunden, die Bremse so stellen zu können, daß
                              die Presse nur einen bestimmten Druck ausübt, daß sich bei Ueberschreitung dieses
                              Druckes die Spindel dreht und somit selbst bei fortgesetzter Bewegung der treibenden
                              Organe der Druck nicht weiter gesteigert wird.
                           Figur 1 zeigt
                              die Ansicht der Presse;
                           Figur 2 einen
                              Schnitt durch die Mittelachse der Maschine, senkrecht auf die Ansicht Figur 1;
                           Figur 3 die
                              untere Ansicht der beweglichen Preßplatte;
                           Figur 4 den
                              Schnitt durch die Hälfte des Preßgestelles.
                           Die mit A bezeichneten Füße der Maschine sind durch die
                              verstärkte Platte B zu einem festen Untergestell der
                              Presse verbunden. Auf diesem Gestelle stehen die beiden Säulen C, C und tragen das Querhaupt D der Presse. Die Säulen C, C dienen der sich
                              auf und ab bewegenden Preßplatte als Führung.
                           Die Spindel F mit stark steigendem vierfachen Gewinde ist
                              derart unterhalb der Preßplatte angebracht, daß sie sich mit einem Zapfen in einer
                              Büchse der Preßplatte drehen kann; an ihrem oberen Ende ist die Bremsscheibe G aufgekeilt. Die Augen des die Bremsscheibe umgebenden
                              Bandes H fassen den Bremshebel I; der Drehpunkt des letzteren ist in der Preßplatte befestigt und bei dem
                              Anziehen dieses Hebels bleibt die Spindel F unbeweglich
                              feststehen. Das Anziehen der Bremse geschieht von der starken Stahlfeder K mittelst der Zugstange J.
                              Dreht man dagegen die
                              Stellschraube L vorwärts, so hebt sie den Druck der
                              Feder auf und öffnet die Bremse, daher die Bremsscheibe frei wird und die Spindel
                              sich drehen kann.
                           Der eigenthümliche Bewegungsmechanismus dieser Presse besteht neben der Spindel aus
                              den beiden Muttern M und M',
                              den beiden Ringen N und N¹, den vier Druckstangen O, O¹, und aus dem
                              hin und her schwingenden Theile P.
                              
                           Die Mutter M befindet sich über der Mutter M¹ und ruht mit ihren durch einen Ring
                              verbundenen Füßen frei auf dem Ringe N. Ebenso ruht die
                              Mutter M¹ auf dem Ringe N¹. Wird der Ring R nach oben gedrückt,
                              so preßt er gegen die Mutter M; diese kann sich nicht
                              drehen, weil sie durch die Reibung auf dem Ringe N daran
                              verhindert wird; da nun auch die Spindel bewegungslos festgebremst ist, so wird sie
                              von der Mutter in die Höhe gehoben. Wird die Spindel in dieser gehobenen Stellung
                              festgehalten und der Ring N senkt sich, so folgt die
                              Mutter dieser niedergehenden Bewegung, indem sie sich um die Spindel dreht. Läßt man
                              die beiden Ringe abwechselnd auf und nieder gehende Bewegungen machen, so wird immer
                              die eine Mutter die Spindel heben, während die andere dem niedergehenden Ringe
                              folgt. Das Heben der Preßplatte gegen den Preßkopf wird durch die Aufeinanderfolge
                              solcher Hebungen und Senkungen der Muttern bewirkt und diese erfolgen aus den
                              abwechselnden Bewegungen der Ringe und des Stückes P,
                              welches auf zwei Schneiden P¹ in Pfannen der
                              Lager Q, Q¹ hin und her schwingt.
                           Die Druckstangen O und O¹ übertragen die Schwingungen des Stückes P auf die Ringe.
                           An dem Stücke P ist der Arm S
                              angegossen; er wird von der Schubstange R erfaßt,
                              welcher die Bewegungen des Schwengels W durch die Welle
                              U mitgetheilt werden. Letztere dreht sich in den auf
                              das Gestell B aufgeschraubten Lagern V, V. Der Stift T, an dessen
                              vorderes Ende der obere Kopf der Schubstange R befestigt
                              ist, kann zur Regulirung des Schubes der Presse verschoben und durch eine
                              Stellschraube festgestellt werden.
                           Es wurde oben bemerkt, daß durch eine besondere Einrichtung der Druck der Presse auf
                              ein bestimmtes Maaß festzustellen sey. Dieß geschieht, indem man die Schraube L bis zu einem gewissen Grade anzieht; dadurch wird die
                              Reibung der Bremse vermindert und die Spindel dreht sich, sobald der Druck der
                              Mutter so stark wird, daß das hieraus hervorgebende Bestreben zur Drehung der
                              Spindel, diese Reibung überwindet. Ist hiermit, wie nach unseren Figuren, die
                              Einrichtung verbunden, daß einige Zapfen an der Bremsrolle G gegen das Schlagwerk Z einer Glocke X stoßen, so zeigt dieses den Moment an, wo der verlangte Druck erreicht
                              ist, und man kann den weiteren Betrieb einstellen. Der Griff Y dient um dieses Schlagwerk außer Thätigkeit zu setzen.
                           Soll die Preßplatte niedergelassen werden, so wird durch Einschrauben der Schraube
                              L die Bremse gelöst; die Spindel, durch das Gewicht
                              der Preßplatte niedergedrückt, dreht sich in den auf den Ringen ruhenden Muttern M und M¹, und die
                              Preßplatte senkt sich nieder.
                           Zur Anstellung von Versuchen im Conservatoire des arts et
                                 métiers zu Paris stand Hrn. Tresca nur
                              ein kleines Modell dieser Presse zu Gebot, welches allerdings den Bewegungen correct
                              folgte; aber eine richtige Beurtheilung und besonders die Entscheidung der Frage, ob
                              die Bremse so genau zu reguliren sey, daß ein bestimmter Druck mit Sicherheit
                              erreicht und nicht überschritten wird, war mit diesem Modelle nicht möglich, dazu
                              hätte eine größere Presse benutzt werden müssen. G. M.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
