| Titel: | Ueber ein Thermo-Rheometer; von J. Jamin. | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LIX., S. 272 | 
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                        LIX.
                        Ueber ein Thermo-Rheometer; von J. Jamin.
                        Aus den Comptes
                                 rendus, 1868, t. LXVII p. 35.
                        Jamin, über ein Thermo-Rheometer.
                        
                     
                        
                           
                              „Das Instrument, welches ich der (französischen) Akademie vorlege, ist ein
                                 Wasserthermometer. Das Reservoir ist eine lange,
                                 enge Glasröhre, welche an ihrer Spitze in eine getheilte Röhre ausgeht; letztere
                                 ist von oben nach unten gekrümmt und mit einem (heberartigen) Trichterchen
                                 versehen, um das Instrument mit Wasser füllen zu können. Der untere Theil des
                                 Reservoires ist in ein Quecksilbergefäß eingesetzt, das eben so angeordnet ist,
                                 wie bei dem Fortin'schen Barometer. Man kann das
                                 Quecksilber um eine an der Scala meßbare Quantität erheben oder herabdrücken,
                                 wenn die Wassermenge im Reservoir vermindert oder vermehrt wird, und wenn man
                                 die Temperatur erhöht, ohne dabei das Quecksilber zu erwärmen, so sieht man das
                                 Ende der Quecksilbersäule in der Röhre emporsteigen. Die Empfindlichkeit des
                                 Thermometers variirt mit der Höhe der Quecksilbersäule, und folgt einem
                                 einfachen Gesetze, das durch den Calcul oder durch Beobachtungen abgeleitet
                                 werden kann.“
                              
                           
                              „Ein sehr feiner Platindraht ist im Reservoir von der Spitze bis zum
                                 Quecksilbergefäße ausgespannt; seine Enden sind in das Glas eingeschmolzen und
                                 können mit den Polen einer Batterie in Verbindung gebracht werden. Es geht dann
                                 der Strom ohne Widerstand durch das Quecksilber, indem ihm im Wasser ein
                                 Widerstand x entgegengesetzt wird; er entwickelt
                                 eine Quantität Wärme, welche nur das Wasser des Thermometers afficirt, ohne daß
                                 im Mindesten dabei das Metall erwärmt wird, und derselbe kann nur von oben nach
                                 unten sich verbreiten wegen der geringen Leitungsfähigkeit des
                                 Wassers.“
                              
                           
                              „Bringt man das Quecksilber zum Steigen oder Fallen, so kann man nach
                                 Belieben die Länge und den Widerstand x des
                                 Platindrahtes verändern; der Apparat ist also ein Rheostat ähnlich jenem von Pouillet, jedoch bequemer und besser, weil der in
                                 Wasser eingetauchte Draht sich wenig erwärmt und derselbe für starke und
                                 schwache Ströme benutzt werden kann.“
                              
                           
                              „Die bei dem Durchgange des Stromes entwickelte Wärme kann man bestimmen;
                                 dieselbe ist gleich p (t' – t), nämlich gleich dem Producte aus dem Gewichte des
                                 Wassers in die Temperaturerhöhung; das GewichtHierin bedeutet wohl s den Querschnitt des
                                       Reservoires und d die Dichte der
                                       Flüssigkeit. Der Refer. ist sxd. Die Temperaturerhöhung kann
                                 gemessen werden durch die Volumenänderung oder die Anzahl n, der Scalile, um welche das Thermometer steigt, getheilt durch das
                                 Product aus dem Volumen sx in den
                                 Ausdehnungscoefficienten k. Man hat daher:
                              
                           
                              p (t' – t) = sxd/sxk n = d/k n
                                 
                              
                           
                              „Wenn man daher von den nöthigen Correctionen, die ich hier
                                 vernachlässige, abstrahirt, so geht aus vorstehendem Ausdrucke hervor, daß die
                                 (durch die Stromeswirkung) abgegebene Wärme durch die Anzahl n der Scaletheile gemessen werden kann, um welche
                                 das Thermometer steigt: n ist dabei unabhängig von der Höhe des
                                 Quecksilbers. Man kann nicht zu einem einfacheren Resultate kommen. Die Messung
                                 von n erfordert die gebräuchlichen
                                 Vorsichtsmaßregeln der Calorimetrie.“
                              
                           
                              „Diese Wärme n ist proportional dem Producte
                                 aus dem bekannten Widerstände x in das Quadrat der
                                 Stromstärke. Man hat daher (wenn letztere mit i
                                 bezeichnet wird):
                              
                           i = √(n/x)
                           
                              „Unser Instrument kann also als Galvanometer dienen; es wird um so
                                 empfindlicher, je kleiner das Verhältniß ist zwischen den Querschnitten der
                                 Röhre und des Reservoires: in dieser Form ist es also ein
                                 Thermo-Rheometer.“
                              
                           
                              „Substituirt man für i seinen Werth, so hat
                                 man
                              
                           
                              (A²x)/(R + x) = n
                                 
                              
                           
                              (worin A die elektromotorische Kraft und R den inneren oder wesentlichen Widerstand des
                                 Rheomotors bezeichnet). Nimmt man bei verschiedenen Werthen von x zwei Messungen für n
                                 vor, so kann man A und R
                                 ohne Hülfe irgend eines anderen Instrumentes, als das Thermo-Rheometer,
                                 bestimmen.“
                              
                           
                              „Das was wir hier sagten, ist ebenso für inducirte Ströme als für Ströme
                                 der hydro-elektrischen Kette anwendbar. Wenn erstere bis jetzt wenig
                                 studirt worden sind, so mag dieß daher kommen, weil sie alternirende sind, wobei
                                 es unmöglich ist, sie streng von einander zu trennen, und im Allgemeinen ihre
                                 Wirkungen gegenseitig sich aufheben. Nur die Wärmewirkung ist von dem Sinne der
                                 Ströme unabhängig, ihre Unterbrechungen sind gleichgültig, und die Summe der
                                 durch das Thermo-Rheometer beobachteten Wärmemengen ist schließlich dem
                                 Quadrate der Elektricitätsmenge proportional, welche in Circulation gesetzt
                                 wurde.“
                              
                                 
                                 Es muß wohl dem Verfasser überlassen bleiben, einige in seiner (dem ganzen
                                    Wortlaute nach hier mitgetheilten) Abhandlung vorkommende noch nicht ganz
                                    gerechtfertigte Behauptungen durch ausgedehntere spätere Untersuchungen in's
                                    Klare zu bringen. Der Refer.
                                 
                              
                           
                              Ueberhaupt ist also das Thermo-Rheometer, und zwar nur dieses allein, ein
                                 Rheostat, ein Galvanometer und ein Meßinstrument für die elektromotorischen
                                 Kräfte, und ist überdieß das einzige unter den verschiedenen Instrumenten,
                                 welches sowohl für inducirte, als auch für gewöhnliche Ströme angewendet werden
                                 kann.“