| Titel: | Ueber die Befestigung der Beizen nach dem Aufdrucke auf Baumwollgewebe; von Dr. Anton Spirk in Prag. | 
| Autor: | Anton Spirk | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LXVIII., S. 318 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXVIII.
                        Ueber die Befestigung der Beizen nach dem
                           Aufdrucke auf Baumwollgewebe; von Dr. Anton Spirk in
                           Prag.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Spirk, über Befestigung der Beizen auf Baumwollgewebe.
                        
                     
                        
                           Die mit einer Thonerdebeize, Eisenbeize oder mit einem Gemisch von beiden bedruckten
                              Baumwollgewebe wurden in früherer Zeit, bevor sie zum Abzuge (Kuhkothbad) und zum
                              Färben gelangten, in ein auf 18 bis 25° C. erwärmtes Local geleitet, wo sie,
                              ohne Falten aufgehängt, 2 bis 5 Tage lang belassen wurden. Das Lüften hat den Zweck,
                              die Beizen auf den Stoffen zu befestigen, nämlich die Zersetzung der Beizen
                              vollkommen zu machen und den Basen derselben Zeit zu geben sich mit der Faser zu
                              verbinden. Seit dem Jahre 1833, wo die Gebrüder Köchlin
                              in Mülhausen (Elsaß) die glückliche Idee hatten, um die Befestigung der Beizen auf
                              der Gespinnstfaser zu beschleunigen, auch Wasserdampf in ihre auf
                              25–30° C. erwärmten Hängezimmer eintreten zu lassen, wurde dieses
                              System der Fixirung fast allgemein angenommen. Die anzuwendende Hängedauer hängt von
                              der Natur der Beizen, von ihrer hygrometrischen Eigenschaft, ferner von der Natur
                              und Consistenz des Verdickungsmittels, von dem mehr oder weniger schweren Muster
                              etc. ab.
                           Ein solches Hängelocal wird Fixirungs- oder Oxydationszimmer genannt. Die Bezeichnung
                              Oxydationszimmer ist nur insofern eine richtige, als es sich lediglich um
                              Eisenbeizen handelt, bei deren Befestigung der Sauerstoff der Luft eine Hauptrolle
                              spielt; bei der Fixirung der Thonerdebeizen ist hingegen die Beihülfe des
                              Sauerstoffes ganz unnöthig, hier bewirkt schon die Wärme und Feuchtigkeit allein die
                              Umsetzung des Thonerdesalzes. Während des Hängens der Stücke erleidet somit der
                              größere Theil der Beizen eine chemische Veränderung, durch welche sie in einem in
                              Wasser unlöslichen Zustande auf den Zeugen befestigt werden. Das essigsaure
                              Eisenoxydul verliert unter gleichzeitiger Aufnahme von Sauerstoff einen Theil seiner
                              Essigsäure, daher basischessigsaures Eisenoxyd auf die Faser niedergeschlagen wird.
                              Die essigsaure Thonerde zersetzt sich unter der Einwirkung der Hitze und des
                              Wasserdampfes; indem sie einen Theil ihrer Essigsäure verliert, hinterläßt sie auf
                              der Faser entweder basisch schwefelsaure Thonerde, oder Thonerdehydrat, oder
                              basisch-essigsaure Thonerde, je nachdem die zum Aufdrucken verwendete Beize
                              als eine Lösung von basisch-schwefelsaurer Thonerde in Essigsäure oder als
                              reine essigsaure Thonerde zu betrachten ist.
                           
                           Um die zur Fixirung der Beizen aufzuwendende Zeit auf die möglich geringste
                              zurückzuführen, wendet man in der neuesten Zeit mit Erfolg einen Apparat an, welchen
                              Fig. 15
                              im Längenschnitt und Fig. 16 im Grundriß
                              darstellt.
                           A, A sind Leitwalzen und zugleich Spannrollen; es ist
                              angezeigt, dieselben nicht cylindrisch, sondern conisch (sowohl auf der oberen als
                              auf der unteren Seite concav) zu construiren. B, B sind
                              Walzen zum Fortbewegen der Stücke; jede derselben wird mittelst eines in das
                              conische Rad C eingreifenden conischen Rades D, welches auf der horizontalen Welle E befestigt ist, in Bewegung gesetzt. Diese Welle E erhält ihre Bewegung von der Frictionsscheibe F, welche mit einem kleinen Dampfmotor in Verbindung
                              steht. Die Frictionsrollen G, H sind auf der Welle E verschiebbar und erhalten daher verschiedene
                              Geschwindigkeiten, je nach der Stellung die sie zur Scheibe F einnehmen, gegen welche sie mittelst einer kleinen, eigens zu diesem
                              Zwecke construirten Vorrichtung gepreßt werden. Es ist leicht einzusehen, daß man
                              auf diese Weise jede für die Bewegung der Stücke durch den Oxydationsapparat
                              gewünschte Geschwindigkeit erzielen kann. An einem Ende des Apparates befindet sich
                              eine Vorrichtung zum Ueberschlagen und Zusammenfalten der Stücke.
                           Das Oxydationszimmer wird mittelst Dampf geheizt, welcher durch das weite Rohr I eintritt und durch die Rohre K,
                                 K circulirt, an deren Enden sich kleine Röhrchen zum Ablassen des
                              condensirten Wassers befinden.
                           Um die erforderliche Feuchtigkeit zu erzielen, leitet man Dampf in besondere Rohre,
                              welche ebenfalls mit kleinen Abflußröhrchen für das Condensationswasser versehen
                              sind. Auf der Oberfläche dieser Rohre befindet sich eine Reihe von Hähnen, welche
                              den Dampf in Trichter eintreten lassen, die mit einem metallenen Vertheilungssiebe
                              versehen sind, aus welchem er sich in dem Zimmer verbreitet. Diese Hähne sind
                              mittelst Stangen derart mit einander verbunden, daß man sie von außen schließen und
                              öffnen kann.
                           In der Wand des luftdicht verschlossenen Zimmers befinden sich hin und wieder kleine
                              Fenster, durch welche man die Operation überwacht, und in einem derselben ist ein
                              Thermometer und ein Hygrometer angebracht. Die geeignetste Temperatur ist
                              35–40° Celsius; die Feuchtigkeit soll 30–35° des von Saussure angegebenen Haarhygrometers betragen.
                           Die Decke des Zimmers ist sattelförmig construirt, damit keine Wassertropfen auf die
                              Stücke fallen können. Die Wände des Zimmers mit wollenem Tuche zu tapeziren, ist
                              ebenfalls sehr zweckmäßig.
                           
                           Je nach der Schwere der Muster und der Art der Beizen werden die Stücke einmal oder
                              zweimal durch den Apparat genommen. Die Dauer des Durchganges pro Stück von 50 Meter Länge beträgt 15 bis 20 Minuten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
