| Titel: | Verfahren zum Wiedergewinnen des Krappextractes, welches bisher beim Waschen der bedruckten Baumwollstücke und in den verdorbenen Walzendruckfarben verloren gieng. | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LXIX., S. 321 | 
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                        LXIX.
                        Verfahren zum Wiedergewinnen des Krappextractes,
                           welches bisher beim Waschen der bedruckten Baumwollstücke und in den verdorbenen
                           Walzendruckfarben verloren gieng.
                        Ueber Wiedergewinnung des beim Zeugdruck abfallenden
                           Krappextractes.
                        
                     
                        
                           1. Ueber Wiedergewinnung des
                                 Krappextractes aus den verdorbenen Walzendruckfarben; von Carlos
                                 Köchlin.
                           Bei der Anwendung des Krappextractes (Krappfarbstoffes) für Tafelfarben (zum directen
                              Aufdrucken ächter Farben) ist ein Hauptübelstand die schnelle Veränderung der Farben
                              während des Walzendruckes. Zu den gewöhnlichen Ursachen, welche zum Trübwerden der
                              Farben beitragen, kommt noch die Wirkung der Essigsäure auf die Abstreichmesser
                              (Rakeln); diese ist so bedeutend, daß nach mehrstündigem Drucken oft ziemlich große
                              Mengen von Farbe, besonders von Roth und Rosenroth, unbrauchbar geworden sind, weil
                              sich zu viel Eisen darin aufgelöst hat.
                           Man kann solche Farben durch Zusatz einer gewissen Menge Eisenbeize in Granatbraun
                              umwandeln; da aber die Anwendung dieser ächten Tafelfarbe eine ziemlich beschränkte
                              ist, so empfiehlt es sich, dieselben durch Behandlung mit Schwefelsäure zu
                              verwerthen. Man kann so, mit sehr geringen Kosten, allen Farbstoff ausziehen,
                              welchen die Farbe enthielt, und das neue Extract, welches man erhält, scheint von
                              dem ursprünglich verwendeten gar nicht verschieden zu seyn; es eignet sich gleich
                              gut zum Färben und Drucken, für Roth und Violett.
                           Die besten Resultate erhielt ich, indem ich für 10 Liter Farbe, welche 300 Gramme Pernod'sches Extract per
                              Liter enthält, 3 Liter Schwefelsäure von 66° Baumé anwandte. Man
                              erhitzt zwei Stunden lang und bis zum Kochen im Wasserbad, läßt erkalten und wascht
                              durch Decantiren aus. (Bulletin de la Société
                                 industrielle de Mulhouse, t. XXXVIII p. 841;
                              September und October 1868.)
                           
                        
                           
                           2. Gewinnung des Krappextractes aus der
                                 beim Waschen der bedruckten Stücke sich ablösenden Farbe; von
                                 Scheurer-Rott und Söhnen.
                           Um bei Anwendung des Krappextractes zum directen Aufdrucken ächter Farben den
                              Farbstoff wieder zu gewinnen, welcher beim Waschen der bedruckten (und gedämpften)
                              Baumwollstücke verloren geht, weil er sich nicht mit dem Stoffe verbunden hatte,
                              verfahren wir in folgender Weise.
                           Wir waschen die Stücke in einer Kufe, welche Wasser enthält, worin Kreide oder ein
                              wenig gallertartige Thonerde suspendirt worden ist; diese Zusätze haben zum Zweck,
                              den freien Farbstoff zu absorbiren und ihn zu verhindern in den weißen Grund
                              einzuschlagen. Sobald das Wasser der Kufe sich hinreichend mit Farbstoff beladen
                              erweist, läßt man durch Ruhe absetzen, zieht das Wasser ab, und sammelt den
                              Rückstand auf einem Filter. Behandelt man hernach diesen Rückstand in der Wärme mit
                              Schwefelsäure oder Salzsäure, so werden die Erden aufgelöst, wie auch das Gummi und
                              Stärkmehl. Man wascht aus, löst den Rückstand wieder in Aetznatron auf und fällt die
                              filtrirte Flüssigkeit durch eine Säure. Auf diese Art erhält man ein Extract,
                              welches zum Färben oder zum Drucken benutzt werden kann. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, t. XXXVIII
                              p. 930; December 1868.)