| Titel: | Die Centrifuge und die Preßhefenfabriken; ein Vorschlag von Dr. W. Schultze, Brennereitechniker. | 
| Autor: | W. Schultze | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LXXIV., S. 338 | 
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                        LXXIV.
                        Die Centrifuge und die Preßhefenfabriken; ein
                           Vorschlag von Dr. W. Schultze,
                           Brennereitechniker.
                        Schultze, Vorschlag für Preßhefenfabriken.
                        
                     
                        
                           Die bisherige Methode, die Hefe aus dem breiigen Zustande in den festen, marktfähigen
                              überzuführen durch Pressung, ist eine äußerst umständliche, zeitraubende und
                              deßwegen kostspielige. Man vergegenwärtige sich nur einen Augenblick die
                              Einzelheiten dieser Methode: das Uebereinanderziehen der zwei Beutel, das Einfüllen
                              der Hefe in die Beutel, das Zubinden der Beutel, dann das Pressen mit dem zeitweise
                              zu wiederholenden Durchkneten und Umpacken, endlich die Entleerung und die Reinigung
                              der Beutel – wieviel Handschläge sind das!
                           In den kleinen, täglich 2 bis 3 Centner Hefe producirenden Fabriken, in welchen 3 bis
                              4 Arbeiter jahraus, jahrein alle vorkommenden Arbeiten leisten, tritt die
                              Kostspieligkeit der Preßmethode nicht deutlich zu Tage. Recht fühlbar dagegen macht
                              sie sich in den großen, täglich 20 und mehr Centner Hefe erzeugenden Fabriken. Denn
                              hier bildet in der Arbeitstheilung das Pressen der Hefe eine eigene Arbeitsstation,
                              besetzt mit 2 bis 4 Arbeitern; hier erfährt man auf Groschen und Pfennig genau,
                              wieviel Arbeitslohn man per Jahr für das Pressen allein
                              zu zahlen hatte, und da kommt immer eine sehr ansehnliche Summe heraus.
                           Mit dem Arbeitslohne sind indeß die Kosten der Preßmethode noch nicht erschöpft. Es
                              treten noch hinzu: die Ausgabe für die Preßbeutel, die rasche Abnutzung der
                              Preßbeutel, endlich der Verlust an Hefe in dem Falle, daß ein Beutel unter der
                              Presse platzt.
                           Hierdurch nun ist das Verlangen nach einer einfacheren und billigeren
                              Trocknungsmethode hervorgerufen worden, und mir will scheinen, daß die Centrifuge fähig sey, dieses Verlangen in bester Weise zu
                                 befriedigen. Das Gewebe, mit welchem die Centrifuge zu umkleiden wäre,
                              würde Preßbeutelleinwand seyn.
                           Mir steht leider gegenwärtig keine Centrifuge zu Gebote, um die Richtigkeit meines
                              Gedanken prüfen zu können. Deßhalb theile ich den Gedanken hier mit, und ich
                              ersuche alle diejenigen Preßhefenfabrikanten, welche eine Zuckerfabrik oder
                              Zuckerraffinerie in der Nachbarschaft haben, um diese Prüfung und natürlich auch um
                              öffentliche Mittheilung des Ergebnisses. In der zu Versuchen geeigneten Lage
                              befinden sich u.a. die Hefenfabriken in Halle a. d. S., Magdeburg und Stettin.
                           Bei der Ausführung der Versuche ist auch darauf zu achten, ob durch das Centrifugiren
                              des mit Stärkmehl versetzten Hefenbreies eine theilweise Absonderung des Stärkmehles
                              von den Hefenzellen hervorgerufen wird.